| Titel: | Das Verhalten und die Pflege des Kommutators im Betriebe. | 
| Autor: | Karl Klein | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 26 | 
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                        Das Verhalten und die Pflege des Kommutators im
                           								Betriebe.
                        Von Dr. Karl Klein,
                           								Ingenieur.
                        Das Verhalten und die Pflege des Kommutators im
                           								Betriebe.
                        
                     
                        
                           Der empfindlichste Teil der elektrischen Gleichstrommaschine oder allgemein der
                              									kommutierenden Maschinen (Emphasen- usw.) ist der Kommutator, von dessen Zustande
                              									der Gang der Maschine wesentlich beeinflusst wird. Die genaueste Kenntnis seines
                              									Verhaltens und seine sorgfältige Pflege sowie die sachgemässe Behandlung der Bürsten
                              									sind unerlässliche Bedingungen für gutes Arbeiten der Maschine.
                           Der aus vielen Teilen zusammengesetzte Kommutator ist im Betriebe vornehmlich den
                              									Einflüssen der Wärme und der Zentrifugalkraft ausgesetzt. Trotzdem die Einzelteile
                              									des Kommutators, die meist aus Kupfer-Segmenten mit Glimmer-Zwischenlagen bestehen,
                              									verschiedene mechanische und thermische Eigenschaften besitzen, muss der Kommutator
                              									in seiner Gesamtheit (besonders bei Verwendung der unelastischen Kohlebürsten) stets
                              									genau zylindrische Form beibehalten, damit auch bei hohen Umfangsgeschwindigkeiten
                              									dauernd funkenfreier Kontakt für die ganzen Bürstenfläche gewähr leistet ist.
                           
                        
                           I. Kommutator.
                           Jeder Kommutator muss sich zunächst gut einlaufen und bedarf daher in der ersten Zeit
                              									einer vermehrten Pflege und Beaufsichtigung.
                           
                              
                                 a) Einlaufsperiode.
                                 
                              Während der Einlaufsperiode können die Erwärmung
                                 										sowie die Wirkungen der Zentrifugalkraft besonders bei neuen Kommutatoren,
                                 										solange nicht alle Teile ihre endgiltige Lage zueinander eingenommen haben,
                                 										Verschiebungen der nur durch Isolationsmaterialien festgehaltenen Teile sowie
                                 											Formänderungen hervorrufen infolge von inneren
                                 										Spannungen des Kupfers und infolge der verschiedenen Ausdehnungs-Koeffizienten
                                 										der Kupfersegmente, des Glimmers und des Materials der Kommutatorbuchse.
                                 										Hierdurch kann eine Verschlechterung der Auflagefläche eintreten man pflegt zu
                                 										sagen, „der Kommutator arbeitet“. Durch
                                 										richtige Pflege des Kommutators lässt sich das „Arbeiten“ bald auf ein
                                 										für den praktischen Betrieb zulässiges Mindestmass herabsetzen
                                 										(Betriebszustand).
                              Bei Verwendung der unelastischen und daher in dieser Beziehung empfindlicheren
                                 										Kohlebürsten machen sich die Wirkungen der Formänderungen stärker geltend als
                                 										bei den elastischen Metallbürsten, zumal die Erwärmung der Kommutatoren bei
                                 										Benutzung von Kohlebürsten grösser ist als bei Verwendung von Metallbürsten.
                              Die Verschlechterung der Auflagefläche hat eine Anzahl von unerwünschten
                                 										Erscheinungen zur Folge, die sich bei ungenügender oder gänzlich fehlender
                                 										Pflege des Kommutators in steigendem Masse geltend machen. Es sind dies:
                                 										Erhöhung des Uebergangswiderstandes durch mangelhafte Bürstenauflage oder
                                 										Springen der Bürsten und dadurch bedingte zerstörende Funken zwischen
                                 										Bürsten und Segmenten, Veränderung der Kommutationsverhältnisse, stärkere
                                 										Erwärmung, Oxydation der Kommutatoroberfläche, Feuern und Ausglühen der Bürsten
                                 										und dadurch Verschlechterung ihrer Qualität.
                              Um die unbedingt erforderliche, genau zylindrische Oberfläche des Kommutators
                                 										wieder herzustellen, ist bei grösseren
                                 										Formänderungen Abdrehen des Kommutators, bei kleineren dagegen Abschleifen desselben erforderlich.
                              Dieses Abdrehen oder Abschleifen darf bei Maschinen, die
                                    											nicht dauernd laufen, nur in kaltem
                                 										Zustande des Kommutators, also nie während des Betriebes geschehen, da die
                                 										Kommutatoroberfläche sonst vollkommen verdorben wird. Die Ursache liegt in den
                                 										verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten für Kupfer und Glimmer. Beispielsweise
                                 										kann bei einem Kommutator mittlerer Verhältnisse bei 50° Temperaturerhöhung die
                                 										radiale Ausdehnung der einzelnen Kupfersegmente in Richtung des
                                 										Kommutator-Durchmessers nach Rechnung gut 0,025 mm mehr betragen als die der
                                 										Glimmersegmente. Würde man diesen Kommutator warm abdrehen, so würden in kaltem
                                 										Zustande die Glimmersegmente um diesen Betrag von 0,025 mm über die
                                 										Kupfersegmente hervorragen. Es genügt aber schon ein Vorstehen der
                                 										Glimmersegmente um einen noch geringeren Betrag über die benachbarten
                                 										Kupfersegmente, um (besonders bei Kohlebürsten) Feuern der Bürsten
                                 										hervorzurufen, da die unelastische Kohlebürste, auf den vorstehenden
                                 										Glimmersegmenten gleitend, das Kupfer nur ungenügend berührt. Derartige geringe
                                 										Unebenheiten lassen sich weder mit dem Auge noch mit dem Gefühl täuschungsfrei
                                 										feststellen, sondern nur mit geeigneten Instrumenten.
                              Bei Maschinen, die dauernd laufen, treten mit
                                 										Rücksicht auf die konstanten Temperaturverhältnisse Nachteile durch Abschleifen
                                 										im warmen Zustande nicht auf.
                              Zum Abdrehen des Kommutators bringt man kleinere
                                 										Anker auf die Drehbank, während bei grösseren ein Support an den dafür
                                 										vorgesehenen Warzen der Grundplatte oder des Lagers anzubringen ist.
                              Auf feste Lagerung des Supports und des Drehstahles ist besonders zu achten. Das
                                 										Abdrehen darf nur von einem in diesen Arbeiten geübten und erfahrenen Monteur
                                 										und unter Verwendung scharfer und ziemlich spitzer Stähle geschehen.
                              Nachdem mit dem ersten Schrubspan bei geringer Geschwindigkeit alle Unebenheiten
                                 										entfernt sind, dreht man bei etwas höherer Geschwindigkeit mit einem
                                 										Schlichtstahl einen feinen Span nach. Der Vorschub soll hierbei 1/10 mm nicht
                                 										überschreiten. Nach dem Abdrehen ist der Kommutator entweder mit einer
                                 										Karborundum-Scheibe oder mit dem Schleifklotz nachzupolieren Zum Abschleifen darf nur eine Abschleifmaschine oder
                                 										ein Schleifklotz benutzt werden.
                              Als Abschleifmaschine kann man eine Schmirgelscheibe
                                 										verwenden, die durch einen kleinen Motor angetrieben wird. Die ganze Vorrichtung
                                 										wird zweckmässig durch einen Kreuzsupport auf einer Grundplatte montiert und
                                 										diese, wenn möglich, an dem Bett der Dynamo oder des Motors befestigt, dessen
                                 										Kommutator bearbeitet werden soll. Auf alle Fälle muss die Befestigung so sicher
                                 										sein, dass die ganze Vorrichtung weder wackeln noch kanten kann. Die Achse der
                                 
                                 										Schmirgelscheibe muss genau parallel zur Achse des Kommutators stehen, damit
                                 										letzterer vollkommen zylindrisch abgeschliffen wird. Auch muss ein Vibrieren der
                                 										Schleifscheibe unter allen Umständen unmöglich gemacht sein.
                              Der Drehsinn der Schmirgelscheibe sei gleich demjenigen des Kommutators, so dass
                                 										die in Berührung kommenden Flächen stets gegeneinander laufen. Die Drehrichtung
                                 										des Kommutators ist so zu wählen, dass der Schleifstaub nach unten resp. in die
                                 										Saugöffnung einer Absaugevorrichtung fällt, welche den für Kommutator und
                                 										Bürsten schädlichen Schleifstaub sicher entfernt. (Beispielsweise kann an den
                                 										Motor der Abschleifvorrichtung noch ein kleiner Ventilator angebaut werden,
                                 										dessen Saugöffnung sich unter der Schleifscheibe befindet und der den
                                 										Schleifstaub zu einem besonderen Behälter befördert.)
                              Das Abschleifen der kalten oder warmen Kommutatoren geschieht am besten bei
                                 										derjenigen Tourenzahl, welche die Maschine im Betriebe besitzt. Hierbei darf der
                                 										Schliff nicht zu stark sein, so dass der Kommutator in der Regel mehrere Male
                                 										überschliffen werden muss.
                              Die Rundung des Schleifklotzes muss der Rundung des
                                 										Kommutators genau entsprechen, damit bei dem Abschleifen in erster Linie die
                                 										vorstehenden Teile getroffen und abgeschliffen werden. Die schleifende Fläche
                                 										ist daher nur mit einer Lage Glaspapier zu belegen und darf nicht elastisch
                                 										sein, weshalb Auspolstern des Schleifklotzes mit Kork, Tuch oder dergl. nicht
                                 										gestattet ist. (Aus demselben Grunde soll das Abschleifen des Kommutators nie
                                 										direkt von Hand geschehen, zumal der Druck der einzelnen Finger nie ganz
                                 										gleichmässig stark ist.) Um zu verhindern, dass Kupferstaub unter die Bürsten
                                 										gelangen kann, ist der Schleifklotz mit einem Staubfänger zu versehen. In der
                                 										Ausführung des Schleifklotzes nach Fig. 1 wird
                                 										der Staubfänger durch eine Querrinne und einen Filzstreifen gebildet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 27
                                 Fig. 1. Schleifklotz.Staubfänger
                                 
                              Schmirgelleinen darf zum Abschleifen des Kommutators nur dann verwendet werden,
                                 										wenn sämtliche Bürsten während des Abschleifens dauernd abgehoben sind.
                              Nach beendetem Abdrehen oder Abschleifen des Kommutators ist die Maschine mittels
                                 										Borstenpinsels und Blasebalgs sorgfältig vom Kupferstaub zu reinigen und
                                 										eingehend zu prüfen, ob nirgends durch Kupferspäne (Gratbildung infolge stumpfen
                                 										Stahles) die Isolation zwischen einzelnen Lamellen überbrückt ist, da hierdurch
                                 										Kurzschluss der betreffenden Spule, Bürstenfeuer und schädliche Erwärmung
                                 										veranlasst werden.
                              Der Kommutator ist nach seiner Reinigung bei Kupferbürsten mit etwas Oel, bei
                                 										Kohlebürsten mit etwas Vaseline leicht einzufetten.
                              In der Einlaufperiode der Kommutatoren setzt sich oft ein feiner
                                 										Kupferüberzug auf der Gleitfläche der Kohlebürsten fest. Dieser Kupferüberzug
                                 										muss stets durch Abwischen entfernt werden.
                              
                           
                              
                                 b) Betriebszustand.
                                 
                              Der Betriebszustand kann als erreicht und die
                                 										Einlaufsperiode als beendet angesehen werden, sobald der Kommutator anfängt,
                                 										sich zu polieren und wenn dabei die Bürsten ruhig laufen, ohne zu funken. Es
                                 										genügt dann in vielen Fällen, den Kommutator von Staub frei zu halten, von Zeit
                                 										zu Zeit mit etwas Benzin und einem reinen Lappen abzureiben und hierauf neu
                                 										einzufetten.
                              Der gut eingelaufene Kommutator soll eine glatte, hochglänzende Oberfläche zeigen
                                 										und sich etwas fettig anfühlen. Er soll im Dauerbetrieb sich nicht mehr als 60°
                                 										C. (nach den Verbandsvorschriften) über die Aussentemperatur erwärmen. Die
                                 										Temperaturen des Kommutators sind übrigens geringer, als es die oberflächliche
                                 										Berührung des blanken Metalls vermuten lässt, daher verlasse man sich nur auf
                                 										eine genaue Thermometermessung (vergl. Normalien des Verbandes Deutscher
                                 										Elektrotechniker für Prüfung elektrischer Maschinen).
                              Bei jedem Stillsetzen der Maschine ist der Kommutator mit einem reinen, nicht
                                 										fasernden und mit Benzin angefeuchteten Lappen abzuwischen. Hierdurch soll die
                                 										Schmutzhaut entfernt werden, die sich durch Vermengen des Staubes mit der, wenn
                                 										auch geringen, Einfettung des Kommutators bildet.
                              Um bei Maschinen mit Metallbürsten Fressen von Metall auf Metall zu verhindern,
                                 										ist der Kommutator vor Wiederinbetriebsetzung durch einen mit säurefreiem Oel
                                 										befeuchteten, sauberen Lappen leicht einzufetten und mit einem trockenen Tuche
                                 										nachzureiben. Auf andere Weise darf Oel nie an den Kommutator gebracht
                                 										werden.
                              Bei Maschinen mit Kohlebürsten empfiehlt es sich, den Kommutator von Zeit zu Zeit
                                 										leicht mit Vaseline zu schmieren, zumal wenn die Bürsten, statt zu gleiten,
                                 										rasseln und in Vibration geraten. Sollte es sich ausnahmsweise einmal
                                 										herausstellen, dass die Kohlebürsten bei eingefettetem Kommutator schlechter
                                 										laufen als bei trockenem Kommutator, dann unterlässt man das Einfetten. Im
                                 										allgemeinen aber übt in den weitaus meisten Fällen das Einfetten des Kommutators
                                 										selbst bei ganz beliebigen Kohlenmarken und Halterkonstruktionen einen
                                 										ausgezeichneten Einfluss aus auf das Erzielen einer hochglanzpolierten
                                 										Kommutatoroberfläche.
                              Alle anderen Schmiermittel sind zu verwerfen, da sie fast stets durch Ueberziehen
                                 										der Kommutatoroberfläche mit einer den Uebergangswiderstand verändernden
                                 										Fettschicht mehr Schaden anrichten, als sie durch Verminderung der
                                 										Bürstenreibung nützen.
                              
                           
                        
                           II. Bürsten.
                           Ausser der richtigen Behandlung des Kommutators selbst ist fernerhin die Wahl des
                              									richtigen Bürstenmaterials und ein korrektes Einstellen und Behandeln der Bürsten
                              									für das gute Arbeiten der Maschine von grösster Wichtigkeit.
                           Für den Ersatz der Bürsten darf nur die ursprünglich gelieferte Bürstenmarke
                              									verwendet werden.
                           Die Federn, welche die Bürsten andrücken, müssen richtig gespannt sein. Sind sie zu
                              
                              									lose, so entstehen leicht Funken am Kommutator (vergl. 28), sind sie übermässig
                              									fest, so tritt zu starke Erwärmung sowie zu rasche Abnutzung der Bürsten und des
                              									Kommutators ein.
                           Besonders ist darauf zu achten, dass die Stromleitung zwischen Bürste und
                              									Bürstenbolzen überall einen guten Kontakt besitzt, um starke Erwärmung und
                              									Ausbrennen der gegeneinander reibenden Teile zu vermeiden, wenn sie zur Stromführung
                              									mit herangezogen werden. Kohlen, welche für diese Stromleitung mit Verbindungskabeln
                              									ausgerüstet sind, werden zweckmässig bei der Reinigung nicht immer aus ihren Haltern
                              									entfernt, damit nicht die Kabel der Kohlen beschädigt werden.
                           Neu eingesetzte Kohlebürsten müssen genau entsprechend
                              									der Rundung des Kommutators durch Glaspapier eingeschliffen werden, welches (mit der
                              									Glasseite der Kohle zugekehrt) zwischen Kohle und Kommutator geklemmt, hin- und hergezogen
                              									wird. Es muss hierbei nach Fig. 2 aufliegen; beim
                              									Bewegen nach Fig. 3 würden fälschlich die Ecken der
                              									Kohle mit abgeschliffen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 28
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 28
                              Fig. 3.
                              
                           Schmirgelpapier anstelle von Glaspapier ist nicht zu empfehlen, da sich losgelöste
                              									Schmirgelteilchen leicht in der Kohle festfressen.
                           Bei Verwendung neu eingeschliffener Kohlebürsten empfiehlt es sich, das erste Mal
                              									möglichst langsam auf Last zu gehen, damit die Kohlebürsten Zeit haben, sich etwas
                              									einzulaufen.
                           Vor etwaigem Abnehmen ist es zweckmässig, die Bürsten und Halter zu nummerieren,
                              									damit die einmal eingelaufenen Bürsten ihre alte Lage zum Kommutator stets wieder
                              									erhalten. Ist die Stellung der Kohlebürsten zum Kommutator auch nur etwas verändert
                              									worden (sei es durch Abheben, Nachstellen oder Herausnehmen und dergl. mehr), so
                              									müssen die Kohlebürsten vor Ingangsetzen der Maschine sorgfältig aufs neue
                              									nachgeschliffen werden.
                           Kupfergewebebürsten ohne Imprägnierung werden
                              									zweckmässig von Zeit zu Zeit in Benzin gewaschen, getrocknet und hierauf mit einer
                              									scharfen Schere von dem an der Vorderkante entstandenen Grat gesäubert.
                           Kupfergewebebürsten mit Imprägnierung dürfen nicht in
                              									Benzin gewaschen werden, damit die Imprägnierung nicht leidet. Sie sind nur von Zeit
                              									zu Zeit von dem Grat zu befreien.
                           In manchen Fällen ist es zweckmässig, Doppelbürstenhalter zu verwenden. Dieselben bestehen aus einem
                              									Bürstenhalter, der eine Kupfergewebebürste und eine Kohlebürste trägt von denen die
                              
                              									erstere hauptsächlich zur Stromabnahme dient, während die letztere den Zweck hat,
                              									eine Neigung der Maschine zur Funkenbildung zu verringern.
                           Die Bürstenhalter müssen sich nach Lösen der Klemmschraube leicht auf ihren Bolzen
                              									drehen lassen, damit das Einstellen der Bürsten ohne
                              									ruckweise Bewegung der Bürsten ganz gleichmässig und mit feinem Druckgefühl der Hand
                              									erfolgen kann. Die Einstellung hat zunächst genau nach der an jeder Maschine für
                              									Leerlauf angebrachten Marke zu geschehen. Dann sind die Bürsten, um funkenlosen Gang
                              									zu erzielen, bei Generatoren im Sinne der Drehrichtung etwas nach vorn, bei Motoren
                              									etwas nach hinten zu verschieben. Bei Maschinen mit stark veränderlicher Spannung
                              									(Zusatzmaschinen) sind die Bürsten mit steigender Stromstärke oder sinkender
                              									Spannung oft in erheblicher Weise zu verstellen.
                           Die richtige Einstellung der Doppelbürsten ist folgendermassen zu ermitteln. Zunächst
                              									lässt man die Maschine nur mit Kupferbürsten laufen und stellt diese, wie oben
                              									angegeben, auf möglichst funkenfreien Gang ein. Hierauf setzt man die Kohlebürsten
                              									derart ein, dass sie sich fast unmittelbar an die Spitzen der Gazebürsten anlegen,
                              									ohne jedoch durch letztere in ihrer freien Beweglichkeit gehindert zu sein. Ist der
                              									Abstand zwischen Gaze- und Kohlebürsten zu gross, so erhitzen sich die Kohlebürsten.
                              									Aus demselben Grunde ist darauf zu achten, dass sich die Doppelbürsten nicht mit zu
                              									geringem Druck an den Kommutator anlegen, und die Gazebürsten nicht ausser Kontakt
                              									mit dem Kommutator geraten. Werden aus irgend einem Grunde die Bürsten aus dem
                              									Halter entfernt, so muss ihre Neueinstellung wieder zunächst ohne Kohlebürsten
                              									erfolgen, wie vorstehend angegeben.
                           Die Regulierung der Spannung oder der Umdrehungszahl darf nur mit dem
                              									Regulierwiderstand, niemals aber durch Verstellen der Bürsten geschehen. Letzteres
                              									darf vielmehr nur zum Erzielen funkenfreien Ganges der Maschine erfolgen.
                           Auf genaue Winkelteilung des Kommutatorumfanges durch die verschiedenen
                              									Bürstengruppen ist streng zu achten. Zum Einstellen bedient man sich am besten eines
                              									Papierstreifens, dessen Länge gleich dem Kommutatorumfang, geteilt durch die Polzahl
                              									ist.
                           Sämtliche Bürsten der einzelnen Bolzen sollen so gegeneinander versetzt sein, dass
                              									stets die ganze Kommutatoroberfläche bestrichen wird und nirgends unbenutzte Ringe
                              									entstehen.
                           Das Feuern der Bürsten kann verschiedene Ursachen haben.
                              									Man hat zu unterscheiden zwischen den im Betriebe häufiger auftretenden Störungen
                              									und den selteneren Sondererscheinungen. Bevor man irgendwelche Aenderungen an der
                              									Maschine vornimmt, stelle man zuerst ganz genau fest, worin die Ursachen des
                              									schlechten Arbeitens liegen und richte danach seine Vorkehrungen
                           a) Häufiger auftretende Störungen. Bei ungenügender Reinigung des Kommutators bildet sich auf
                              									den Lamellen zunächst eine Schmutzschicht, die infolge Vergrösserung des
                              									Uebergangswiderstandes zu Bürstenfeuer und zu starker Erwärmung und schliesslich zu
                              									Deformationen des Kommutators führt. Die Reinigung des Kommutators ist bereits
                              									vorstehend besprochen.
                           Durch Deformationen des Kommutators (s. S. 26–27) wird
                              									stets ein heftiges Bürstenfeuer hervorgerufen.
                           Sodann kann Bürstenfeuer entstehen infolge von Ueberlastung. Sie kann beispielsweise hervorgerufen werden durch Benutzen
                              									von Bürsten mit zu kleinem Querschnitt (vergl. die Angaben über Bürsten im Avis,
                              									welches der Lieferung von Maschinen meist beigegeben wird) oder durch dauernde
                              									Ueberlastung der Maschine (durch Ampèremetermessung festzustellen) oder schliesslich
                              									durch fahrlässiges, dauerndes Abheben einer Bürste aus einer Bürstengruppe.
                           Fernerhin kann eine Veränderung der Oberfläche des Kommutators in chemischen und
                              									metallurgischen Betrieben durch die Einwirkung von Dämpfen
                                 										oder Gasen auf die Metallteile des Kommutators veranlasst werden. Zu starke
                              									Erwärmung ist in diesem Falle noch besonders dadurch schädlich, dass die chemischen
                              									Einflüsse bei höherer Temperatur bedeutend an Wirksamkeit zunehmen. Ist die
                              									Verwendung von geschlossenen Maschinen nicht angebracht, so hilft in solchen
                              									Betrieben nur häufiges und sorgfältiges Reinigen der Schleifflächen.
                           In vielen Fällen ist die Aufstellung der Maschine nicht genügend erschütterungsfrei
                              									oder die Glimmerlamellen des Kommutators stehen über die Kupferlamellen vor, oder
                              									die Schrauben der Bürstenhalter haben sich gelockert, so dass ein Vibrieren der Bürsten eintritt. Wenn zufällig das
                              									Produkt aus Lamellenzahl und sekundlicher Umdrehungszahl ein einfaches Vielfaches
                              									der Eigenschwingungszahl der Bürstenfeder ist, so treten leicht Schwingungen der
                              									Bürsten auf, weil alsdann Resonanzerscheinungen die Wirkung des immerhin vorhandenen
                              									minimalen Impulses verstärken. (Einsetzen einer stärkeren Feder im
                              									Bürstenhalter.)
                           b) Sondererscheinungen. Zu den Sondererscheinungen
                              									gehören die Störungen durch Kurzschluss oder Unterbrechung im Anker und durch
                              									Veränderung der Kommutationsverhältnisse. Alle diese Erscheinungen geben ebenfalls
                              									Veranlassung zu Bürstenfeuer.
                           Besteht durch Gratbildung (vergl. S. 27) ein Kurzschluss
                                 										zwischen zwei Kommutatorlamellen, so macht sich dies kenntlich durch
                              									umlaufendes Feuer an dieser Stelle des Kommutators (sog. Ziehfeuer) und durch
                              									Erwärmung der betreffenden Ankerspule, die sich bis zum Ausbrennen steigern kann.
                              									(Das letztere tritt natürlich auch ein bei einem Kurzschluss in der Spule
                              									selbst.)
                           Drahtbruch in der Ankerwicklung oder in der
                              									Verbindungsleitung zwischen Ankerwicklung und Kommutator macht sich geltend durch
                              									heftiges, klatschendes Bürstenfeuer, das nacheinander an den Bürsten der einzelnen
                              									Bolzen auftritt und sich in kürzester Zeit an dem betreffenden Segment durch starke
                              									Brandstellen markiert.
                           In beiden Fällen muss der Anker sofort zur Reparatur kommen, die sich am besten in
                              									der Fabrik ausführen lässt.
                           Die Kommutationsverhältnisse einer Maschine werden verändert durch die Anordnung zu kleiner Bürsten oder
                              									durch die Wahl
                              									falschen Bürstenmaterials, durch unrichtige Bürstenstellung (vergl. S. 28) und
                              									ungleiche Teilung des Kommutatorumfanges durch die Bürstengruppen (vergl. S. 28),
                              									durch den Betrieb mit falschen Feldstärken, durch exzentrische Lagerung des Ankers,
                              									sowie durch ungleichen Abstand der einzelnen Polspitzen voneinander.
                           Der Betrieb mit falschen Feldstärken (z.B. dauerndes
                              									Schwächen der normalen Felderregung durch Widerstände zur Erzielung einer höheren
                              									Umlaufszahl) ist durchaus unstatthaft, da Gleichstrommaschinen in bezug auf
                              									Funkenbildung, Bürstenverschiebung und elektrische Stabilität bei Lastschwankungen
                              									am besten bei denjenigen magnetischen Verhältnissen, also bei derjenigen Spannung
                              									und Tourenzahl laufen, für welche sie berechnet sind.
                           Eine Maschine, die mit geschwächter Erregung läuft, arbeitet im unteren, geradlinigen
                              									labilen Teile der Charakteristik und weist bei Aenderung der Last gegenüber normalen
                              									Maschinen bekanntlich verstärkte Spannungsschwankungen auf. Dies rührt daher, dass
                              									bei einer Maschine mit schwachem Magnetfeld die Ankerrückwirkung in viel höherem
                              									Masse zur Geltung kommt und daher bei einer Belastungssteigerung die Spannung sinkt,
                              									so dass demzufolge auch die ohnedies schon geschwächte Erregung abfällt, woraus ein
                              									weiteres Sinken der Spannung folgt. Die Maschine ist demnach ausserordentlich labil
                              									und erfordert wegen des schwachen Feldes ausserdem erhebliche
                              									Bürstenverschiebungen, wenn nicht ein heftiges Bürstenfeuer eintreten soll.
                           Schliesslich dürfen Maschinen, die mit abgeschwächtem Felde arbeiten, zufolge § 25
                              									der Normalien (des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker“) für die
                              										„Prüfung von elektrischen Maschinen“, nicht überlastet werden. Etwas
                              									günstiger werden die Verhältnisse nur, wenn durch das Vorhandensein einer Batterie
                              									die Lastschwankungen zum Teil von der Batterie mit übernommen, also alle
                              									Spannungsschwankungen gemildert werden. Ausserdem. bleibt dann die Erregerspannung
                              									durch Fremderregung der Maschine von der Batterie aus konstant.
                           Eine exzentrische Lagerung des Ankers ist durch
                              									Nacharbeiten oder Auswechseln der Lagerschalen sofort abzustellen. In vielen Fällen
                              									ist die erste Veranlassung zum Auslaufen des Lagers in zu starkem Riemenzug zu
                              									suchen.
                           Ergibt sich durch Nachmessen ein verschiedener Abstand der
                                 										einzelnen Polspitzen voneinander, so müssen die letzteren nachgearbeitet
                              									werden.
                           Zum Schluss kann nicht nachdrücklich genug darauf hingewiesen werden, dass ein Urteil
                              									über den Gang der Maschine erst dann gefällt werden kann, wenn ein tatsächlich
                              									absolut runder und tadellos glatt laufender Kommutator mit ruhig aufliegenden
                              									Bürsten vorhanden ist.