| Titel: | Mitteilungen über Herstellung und Eigenschaften der Treibriemen. | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 41 | 
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                        Mitteilungen über Herstellung und Eigenschaften
                           								der Treibriemen.
                        (Fortsetzung von S. 11 d. B.)
                        Mitteilungen über Herstellung und Eigenschaften der
                           								Treibriemen.
                        
                     
                        
                           
                              2. Geweberiemen.
                              
                           Geweberiemen werden hauptsächlich aus Baumwolle allein oder in Verbindung mit anderen
                              									Gespinstfasern, seltener aus Hanf, Flachs oder anderen Stoffen angefertigt. Sie
                              
                              									werden entweder als Ganzes gewebt oder als Tuchriemen hergestellt, indem
                              									Tuchstreifen zusammengefaltet und darauf zusammengenäht oder auch durch geeignete
                              									Imprägnierungsstoffe, wie Gummi oder Balatamasse, zusammengeklebt werden. Letztere
                              									Riemen werden nach der Zahl der Tuchlagen als doppelte, dreifache usw. bezeichnet.
                              									Das Zusammenfalten kann, wie die Skizzen zeigen, auf verschiedenartige Weise
                              									erfolgen, wobei das Ende des Tuchstreifens entweder nach Fig. 11a an die Aussenkante, nach Fig.
                                 										11b in die Mitte oder endlich nach Fig.
                                 										11c in das Innere des Riemens verlegt werden kann. Die letztere Art der
                              									Faltung erscheint als die zweckmässigste bei mehr als dreifachen Riemen, da das
                              									freie Gewebeende geschützt liegt, und wird auch wohl am meisten angewandt. Fig. 11 d–f zeigen noch verschiedene Arten der
                              									Faltung mehrfacher Riemen. Die Ausführung der Faltung wird, vor allem bei Riemen mit
                              										höherer
                              									Lagenzahl, die Steifigkeit der Ränder beeinflussen und auch nicht ohne Bedeutung für
                              									die Verwendbarkeit der Riemen in Ausrückergabeln sein, da nach etwaiger Abnutzung
                              									der äusseren Tuchlage an den Kanten der Zusammenhalt der Tuchlagen bei verschiedener
                              									Faltungsart verschieden sein kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 42
                              Fig. 11.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 42
                              Fig. 12.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 42
                              Fig. 13.
                              
                           In den Fig. 12 und 13
                              									ist schematisch eine Gewebeart ganz gewebter Riemen mit doppelter und vierfacher
                              									Kette angegeben. Die Nummern an den Enden geben die Reihenfolge der Kettenfäden an.
                              									Es ist jedesmal ein volles Fach, d.h. es sind alle Fäden bis zur Wiederkehr der
                              									gleichen Anordnung verzeichnet.
                           Brauchbar zur Fabrikation von Treibriemen sind nur beste, gleichmässige Gewebe aus
                              									gezwirnten Fäden, zu denen eine zähe und lange Baumwoll- resp. Hanffaser verwendet
                              									werden muss, um einen elastischen Riemen zu erzielen. Dieser letztere Gesichtspunkt
                              									ist auch bei der Verarbeitung und vor allem auch beim Verspinnen der Fasern zu
                              									beachten. Die Fäden werden je nach dem Zweck der Verwendung in verschiedener Dicke
                              									und Festigkeit gesponnen und ebenso in sehr verschiedener Art zu Geweben
                              									verarbeitet.
                           Wichtig ist, und zwar hauptsächlich für die stark hygroskopische Baumwollfaser, eine
                              
                              									gute Imprägnierung, die in erster Linie die Aufnahme von Feuchtigkeit verhindern
                              									soll, da letztere der Gespinstfaser an sich schädlich ist, auch im Betriebe bei
                              									verschiedenem Feuchtigkeitsgehalt der Luft ein wechselndes Längen des Riemens
                              									veranlasst und hierdurch die gleichmässige Kraftübertragung stört. Baumwollriemen
                              									werden sehr häufig mit Mennigefarbe gestrichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 42
                              Fig. 14.
                              
                           „Engineering“„Engineering“,
                                    											15. Juli 1904. beschreibt ein neues Verfahren zur Anfertigung von
                              									Treibriemen und ähnlichen Fabrikaten, nach welchem kontinuierliche flache Bänder aus
                              									beliebigem Faden material dadurch hergestellt werden, dass eine Lage von parallelen
                              									Kettenfäden mittels Verbindungsfäden zusammengenäht und zu einem festen Band
                              									vereinigt werden. Die Kettenfäden a (Fig. 14) werden von Spulen abgewickelt und durch
                              									eine Führung über eine tischartige Unterlage h gezogen.
                              									Ueber derselben steht, an einer gemeinsamen Traverse befestigt, eine Reihe von
                              									Nähnadeln, die neben der zum Durchstechen der Kettenfäden nötigen vertikalen
                              									Bewegung sich seitlich, d.h. in der Querrichtung des herzustellenden Bandes hin und
                              									her bewegt. Die Nähfäden b treten durch eine Führung in
                              									die Nadeln i ein. Die Nadeln durchdringen die
                              									Längsfäden, bilden infolge ihrer eigenen Seitenbewegung und der Längsbewegung des
                              									Bandes zickzackförmige Stiche auf der Oberfläche des letzteren und binden bei jeder
                              									Bewegung ein Bündel der Kettenfäden zusammen. Fig.
                                 
                                 										15 zeigt die Oberfläche eines so entstehenden Riemens. Die Nähfäden werden
                              									auf der unteren durch einen kontinuierlichen Schlussfaden c (Fig. 16) verbunden, der hin und her
                              									über die Breite des Riemens geführt wird und durch alle unteren Oesen des Nähfadens
                              									geht. An der einen Kante kann die geschlossene Oese des Schlussfadens nicht
                              									unmittelbar mit dem Nähfaden verbunden werden, weshalb hierzu ein besonderer Faden
                              										d erforderlich ist. Wenn die Grösse der seitlichen
                              									Bewegung der Nadeln gleich ihrem Abstande voneinander oder gleich einem vielfachen
                              									desselben ist, so liegen die unteren Knotenpunkte der Näh- und Schlussfäden in
                              									fortlaufenden parallelen Reihen (Fig. 16); weicht
                              									die Bewegungsgrösse von dem Nadelabstande ab, so werden sie gegeneinander versetzt
                              									liegen. Durch Veränderung der seitlichen Nadelbewegung kann die Anordnung der Stiche
                              									auf der Oberfläche und die durch das Nähen bewirkte Gruppierung der Kettenfäden
                              									modifiziert werden. Wie die Abbildungen des Gewebes zeigen, liegen die Bindefäden in
                              									vollkommen gleichmässiger Verteilung und gleichen Abständen auf dem Riemen. Wird,
                              									während die Nadeln im Stoff sind, die Bewegung des Bandes umgekehrt, werden die
                              									Kettenfäden also leicht zurückbewegt, so werden die Stiche enger zusammengedrängt,
                              									und die aufeinander folgenden Reihen der Nähfäden werden in fester Berührung
                              									zusammengepresst, so dass sie die ganze Oberfläche bedecken, wie in Fig. 17 angedeutet ist. Die untere eines solchen
                              									Bandes ist in Fig. 16, ein Querschnitt desselben mit
                              									den Kettenfäden a, den Nähfäden b und den Schlussfäden c in Fig. 18 dargestellt. Selbstverständlich können die
                              									Nähfäden auch aus einem anderen Material als die Kettenfäden gewählt oder auch in
                              									verschiedenen Farben verwendet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 42
                              Fig. 15.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 42
                              Fig. 16.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 42
                              Fig. 17.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 42
                              Fig. 18.
                              
                           Die Kettenfäden werden auf diese Weise durch die Stiche in mehrere parallele Reihen
                              									geteilt. Geht nun die Querbewegung der Nadeln jedesmal über zwei solcher Reihen, so
                              									werden nicht nur die einzelnen Fadenbündel als solche zusammengebunden, sondern sie
                              
                              									werden gleichzeitig miteinander zu einem Bande vereinigt.
                           
                           Der Saum des Bandes wird durch die Nähfäden gebildet, die den Rand des Riemens
                              									umfassen und unten durch den Schlussfaden gehalten werden. Diese Riemen können auch
                              									ohne Ende und als Gummiriemen angefertigt werden, indem jeder Faden vor der
                              									Verbindung mit Gummimasse bedeckt wird; sie sollen sehr fest und kräftig und
                              									bedeutend schneller und billiger als durch Weben hergestellt werden können,
                           Eine besondere Klasse unter den Geweberiemen bilden die Haarriemen, die aus
                              									Haargarnen verfertigt werden und zu denen sich besonders Kamelhaargarn infolge
                              									seiner hohen Elastizität eignet. Die Kette dieser Riemen besteht gewöhnlich aus
                              									Kamelhaar, der Einschlag aus Baumwolle. Die Kamelhaarriemen müssen ebenso wie die
                              									Baumwollriemen zum Schutz gegen Feuchtigkeit gut imprägniert werden. Das Rohmaterial
                              									bedarf auch hier einer sehr sorgfältigen Auswahl, da dasselbe von sehr verschiedener
                              									Güte ist.
                           
                        
                           
                              3. Gummi- and Balatariemen.
                              
                           Gummiriemen werden aus besten Baumwollen- oder Jutegeweben hergestellt, die vor dem
                              									Zusammenfalten mit einer Schicht Gummi oder Balata bedeckt und durch dieses
                              									Bindemittel zu einem Ganzen zusammengehalten werden. Die Herstellung derselben
                              									zerfällt in folgende Einzelprozesse: Gewinnung und Reinigung des Rohmaterials und
                              									Herstellung der Gummimischung; Anfertigung des Gewebes; Bestreichen desselben mit
                              
                              									der Mischung; Falten des Gewebes; Strecken, Pressen und Vulkanisieren der
                              									Riemen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 43
                              Fig. 20. Dreiwalzen-Platten- und Streichkalander der Maschinenbauanstalt
                                 										Humboldt.
                              
                           Von grosser Bedeutung für die Güte und Haltbarkeit eines Geweberiemens und zwar
                              									besonders der Baumwollriemen ist eine gute Imprägnierung, die eine feste Verbindung
                              									der Gewebelagen bewirken und dem Riemen Schutz gegen mechanische Beschädigungen und
                              									gegen äussere chemische Einflüsse gewähren soll. Die stark hygroskopische
                              									Baumwollfaser bedarf in besonderem Masse einer sorgfältigen, satten Imprägnierung,
                              										s deren Zweck in jeder Hinsicht in vorzüglicher
                              									Weise durch Gummi oder Balata erreicht wird. Beide Stoffe verbinden die einzelnen
                              									Tuchlagen zu einem formbeständigen Ganzen, welches sehr haltbar ist, da durch das
                              									Einbetten der Fasern in der Verbindungsmasse das Lösen einzelner ausgeschlossen
                              									wird. Die Gummiriemen sind also eine feste Verbindung besonders kräftiger Gewebe mit
                              									bestem vulkanisierten Weichgummi, welcher bis 50 v. H. des gesamten Riemengewichtes
                              									beträgt. Wesentlich ist eine möglichst innige Verbindung des Gummis mit dem Gewebe,
                              									auf die bei der Fabrikation besonderes Gewicht zu legen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 43
                              Fig. 19. Wasch- und Misch-Walzwerk der Maschinenbauanstalt Humboldt.
                              
                           Der Gummi (Kautschuk) ist der eingetrocknete Milchsaft gewisser Bäume, die in
                              									Südamerika, Ostindien und auch in verschiedenen Gebieten Afrikas vorkommen. Dieser
                              									Milchsaft läuft entweder aus den Schnittflächen der betreffenden Bäume aus und wird
                              									dann eingetrocknet, oder er wird bei anderen Bäumen durch Herausklopfen aus den zerschnittenen Stämmen
                              									nach hierdurch erfolgter Entfernung der Holzfasern gewonnen. Der auf diese Art
                              									erhaltene Kautschuk ist bereits ziemlich frei von flüchtigen Bestandteilen und
                              									verliert bei dem folgenden Trockenprozess kaum 10 v. H. seines Gewichtes. Der
                              									auslaufende Gummi gerinnt schnell und behält 20–30 v. H. fremder Bestandteile, die
                              
                              									er beim Trocknen verliert. Das völlige Austrocknen erfordert oft mehrere Monate
                              									Zeit. Der so gewonnene Gummi ist in der Kälte hart, aber elastisch, in der Wärme
                              									wird er weich und klebrig; sein spezifisches Gewicht ist 0,93–0,96. Wird Kautschuk
                              									bei gleichzeitiger Erhitzung mit Schwefel zusammengeknetet, wird er
                              										„vulkanisiert“, so werden seine Eigenschaften dauernd wesentlich
                              									verändert. Durch die Vulkanisation wird der Kautschuk elastisch – auch bei niedrigen
                              									Temperaturen –, klebt nicht mehr zusammen und wird in den gewöhnlichen
                              									Lösungsmitteln des Kautschuks unlöslich; er ist dagegen löslich in reinem Aether,
                              									Chloroform und Schwefelkohlenstoff und schmilzt bei etwa 125°.
                           Die Rohstoffe des Handels sind stark durch Sand, i erdige Substanzen und Holz
                              									verunreinigt und müssen deshalb vor ihrer weiteren Verarbeitung einem besonderen
                              									Reinigungsprozess unterworfen werden. Zur Entfernung der erwähnten Fremdkörper wird
                              									das Material auf sogenannten Waschwalzwerken unter Zufluss von Wasser gemahlen.
                              									Diese Maschinen bestehen in der Hauptsache aus zwei starken nebeneinander liegenden
                              									Walzen, über denen eine Wasserbrause liegt und unter denen ein Kasten mit Siebboden
                              									aufgestellt ist. Die Fremdkörper werden zermahlen und durch das ständig zufliessende
                              									Wasser fortgeschwemmt, während der Gummi oder die Balatamasse Felle bilden und auf
                              									dem Sieb zurückbleiben. Nach sorgfältiger Trocknung wird das Material auf
                              									Mischwalzwerken, welche ähnlich den Waschwalzwerken konstruiert sind, mit Schwefel
                              									und den sonst erforderlichen mineralischen Zusätzen innig zusammengeknetet. Fig. 19 zeigt ein solches Wasch- und Misch-Walzwerk
                              									der Maschinenbauanstalt Humboldt, Kalk bei Köln. Die so
                              									zum Vulkanisieren vorbereitete Gummimischung wird nun auf den sogenannten
                              									Streichkalandern oder auch mittels Streichmaschinen (Spreadingmaschinen) auf das
                              									Gewebe aufgetragen. Die Streichkalander bestehen aus drei übereinander liegenden
                              									starken Hartgusswalzen von 400 bis 550 mm Durchmesser. Zwischen die beiden oberen
                              									Walzen wird die Gummimasse in Form eines starren Teiges eingebracht, so dass die
                              									mittlere Walze einen dünnen Ueberzug dieser Masse erhält. Das Gewebe, welches von
                              									einer mit Bremse versehenen Walze abrollt, wird zwischen der unteren und
                              									mittleren Walze eingeführt und nach Passieren des Kalanders wieder auf eine andere
                              									Rolle aufgewickelt. Die untere Walze, über welche das Gewebe hinstreicht, läuft
                              									langsamer als die mittlere, so dass die auf der letzteren befindliche Gummiwirkung
                              									intensiv auf und in den Stoff gestrichen wird und die Maschen desselben gut
                              									ausfüllt. Das imprägnierte Gewebe wird äusserlich noch mit Gummilösung
                              									eingestrichen. In Fig. 20 ist ein Streichkalander
                              									der Maschinenbauanstalt Humboldt wiedergegeben.
                           Das Zerschneiden des Gewebes in Streifen der erforderlichen Breite erfolgt zum Teil
                              									vor, zum Teil nach dem Gummieren. Die gummierten und auf Breite geschnittenen
                              									Streifen, deren Länge 100 bis 120 m beträgt, werden entweder von Hand oder auf einer
                              									besonderen Faltmaschine in der gewünschten Zahl von Lagen zusammengefaltet und
                              									zusammengeklebt. Beim Zusammenlegen des Stoffes ist sorgfältig darauf zu achten,
                              									dass keine Falten und Luftblasen entstehen. Um die Klebefähigkeit des Gummis zu
                              									erhöhen, werden die Stoffe vor dem Falten angewärmt. Nach dem Zusammenfalten werden
                              									die Riemen meistens noch auf besonderen starken Nähmaschinen mit zwei oder mehr
                              									Längsnähten durchnäht, welche die durch den Gummi oder die Balata bewirkte
                              									Verbindung der einzelnen Tuchlagen in erhöhtem Masse sichern sollen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 44
                              Fig. 21. Hydraulische Riemenpresse mit Streckvorrichtung und gesetzlich
                                 										geschützter Feststellvorrichtung der Maschinenbauanstalt Humboldt.
                              
                           Bevor den soweit fertiggestellten Riemen die Formbeständigkeit durch Trocknen oder
                              									Vulkanisieren gegeben wird, müssen sie noch – ebenso wie dies bei den Lederriemen
                              									der Fall war – gestreckt werden, um innerhalb der praktisch erforderlichen Grenzen
                              									die bleibende Dehnbarkeit zu verlieren und etwaige durch den Herstellungsprozess
                              									verursachte Ungleichmässigkeiten zu beseitigen und einen geraden Lauf zu erzielen.
                              									Das Strecken der Balatariemen wird in der Weise bewirkt, dass man dieselben durch
                              									zwei Kalander mit je zwei Walzen laufen lässt. Dadurch, dass die Walzen des zweiten
                              									Kalanders eine grössere Umfangsgeschwindigkeit besitzen als die des ersten, wird das
                              									Strecken der Riemen erreicht. Während die Balata nach dem Trocknen ihre Plastizität
                              									verliert und formbeständig wird, muss die Gummimischung zu diesem Zweck einer
                              									starken Erhitzung ausgesetzt, sie muss vulkanisiert werden. Die drei noch
                              									erforderlichen Prozesse des Streckens, Pressens und Vulkanisierens werden auf einer
                              									Maschine, der Vulkanisierpresse, vereinigt. Diese Presse besteht in der Hauptsache
                              									aus zwei mit Dampf geheizten Hohlplatten, deren obere feststeht, während die untere
                              									durch hydraulische Presskolben oder auch durch Schrauben gehoben und gesenkt werden
                              									kann. An einem Ende der Presse befindet sich eine hydraulische Streckvorrichtung, an dem
                              									anderen Ende sind Klemmbacken zum Einspannen des Riemens angebracht. Der Riemen wird
                              									zunächst um etwa 10 v. H. seiner Länge gestreckt; hierauf wird die Presse
                              									geschlossen, der Riemen wird mit einem Druck von etwa 110 kg/qcm gepresst
                              									und gleichzeitig durch die Heizplatten in dem zur Vulkanisation erforderlichen Masse
                              									erhitzt. Das Pressen hat den Zweck, während des Vulkanisierens eine Verschiebung der
                              									Lagen und eine Deformation des Riemens zu verhüten und vor allem auch eine innige
                              									Verbindung des Gewebes mit dem Gummi zu bewirken. Je nach der Dicke und der Zahl der
                              									Lagen bleibt der Riemen 15 bis 30 Minuten in der Presse. Durch das Pressen und
                              									Vulkanisieren wird der Gummi fest mit dem Gewebe verbunden, und der Riemen wird
                              									durch die Veränderung der Gummimasse, die ihre Plastizität verliert, in der
                              									gestreckten Lage, die er auf der Presse inne hatte, dauernd fixiert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 45
                              Fig. 22.
                              
                           In Fig. 21 ist eine hydraulische Riemenpresse der Maschinenbauanstalt Humboldt dargestellt, a ist die obere feste, b
                              									die untere bewegliche Heizplatte, die durch Presskolben bewegt wird; d sind die festen Klemmbacken und e der Streckapparat, der ebenfalls durch hydraulische
                              									Kolben angetrieben wird. Das Pressen und Vulkanisieren geschieht in einer Form,
                              									damit der Riemen einen bestimmten und überall gleichen Querschnitt erhält. Fig. 22 zeigt den Querschnitt einer solchen Form, a sind Beilagen, deren Verwendung die Ausnutzung einer
                              									Form für verschiedene Breiten ermöglicht. Die Riemen selbst werden entweder
                              									scharfkantig oder mit abgerundeten Ecken hergestellt und in letzterem Fall
                              									nicht in einer Form vulkanisiert. Da der Riemen beim Strecken etwas an Breite
                              									verliert, so muss mit Rücksicht hierauf beim Falten zugegeben werden (2–5 v. H.). Um
                              									Festkleben der Riemen in der Form sicher zu vermeiden, werden dieselben auch wohl
                              									vor dem Vulkanisieren mit Talkumpulver gepudert.
                           Soll der Riemen noch besonders gegen mechanische oder chemische Einflüsse geschützt
                              									werden, die die freiliegenden Gewebefasern beschädigen könnten, so wird derselbe
                              									noch mit einer vollen Schicht Gummi umgeben, die das Gewebe vollständig umhüllt,
                              									oder es werden auch nach dem Falten beiderseits Gummiplatten aufgelegt, die in der
                              									Presse fest aufgepresst und vulkanisiert werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 45
                              Fig. 23.
                              
                           Gummi-Treibriemen können in der geschilderten Weise in ganz beliebigen Längen, auch
                              									als Riemen ohne Ende hergestellt werden. Im Handel sind Rollen von 100–120 m üblich,
                              
                              									die in Breiten von 30 mm bis mehr als 1000 mm hergestellt werden. Breiten von mehr
                              									als 300 mm finden hauptsächlich für Transportgurte Anwendung, die in gleicher Weise
                              									angefertigt werden und derselben Sorgfalt bedürfen wie Treibriemen. In Fig. 23 ist ein Transportband dargestellt, dessen
                              									Gummischicht mit Rücksicht auf die stärkere Beanspruchung der vom Fördergut
                              									berührten nach der Mitte zu verstärkt ist; um Platz für die Gummilage zu schaffen,
                              									sind die Tuchlagen stufenförmig abgesetzt.„Gummizeitung“ 1904, S. 277.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)