| Titel: | Lewis and Clark Centennial Exposition in Portland, Oregon. | 
| Autor: | Georg v. Hanffstengel | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 50 | 
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                        Lewis and Clark Centennial Exposition in
                           									Portland, Oregon.
                        Lewis and Clark Centennial Exposition in Portland,
                           								Oregon.
                        
                     
                        
                           Das Jahr 1905 wird in Amerika nicht ohne eine Ausstellung vorübergehen. Im
                              									vorigen Jahre hat man der Welt gezeigt, was der Unternehmungsgeist des jungen Volkes
                              									in einem kurzen Jahrhundert aus einer Wildnis im Herzen des Landes hat machen
                              									können. In diesem Jahre will die Westküste, die noch viel kürzere Zeit zum
                              									Staatenbunde gehört, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und ihre Leistungen zur
                              									Schau stellen. Die Aussteller sind die nordwestlichen, noch dünn bevölkerten Staaten
                              									Oregon, Washington und Idaho, deren wichtigste Stadt, Portland im Staate Oregon, der
                              									Platz der Ausstellung ist. Es handelt sich auch hier um eine Zentenarfeier. Im Jahre
                              									1805 gelang es den kühnen Forschern Lewis und Clark, von St. Louis aus durch eine nur von Indianern
                              									bewohnte Wildnis bis zum pazifischen Ozean vorzudringen und so den ersten Anspruch
                              									der Vereinigten Staaten auf die nordwestlichen Provinzen zu begründen. Die Reise
                              									wurde auf Veranlassung des Präsidenten Jefferson und im
                              									Auftrage des Kongresses unternommen und bildete einen wichtigen Schritt in dem
                              									Vordrängen des amerikanischen Volkes nach dem Westen. Kurz vorher war der
                              									Ankauf von Louisiana abgeschlossen. Der nordwestliche Landesteil blieb aber noch
                              									lange streitig zwischen England und Amerika, bis er 1846 endgültig in den Besitz der
                              									Vereinigten Staaten überging. Er wird begrenzt vom 42. und 49. Breitengrad
                              									einerseits, von dem Ozean und den Felsengebirgen andererseits.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 49
                              Willamette-Fluss. Gärten; Brücke
                                 										der Völker; Regierungsgebäude; Fischerei; Bewässerung; Versuchsgärten;
                                 										Forstgebäude; Ausland-Erziehung; Kunst- und Kunsthandwerk; Ackerbau; Maschinen;
                                 										Elektrizität; Transportwesen
                              
                           Oregon, der am stärksten bevölkerte der drei Staaten, mit 1.200.000 Einwohnern, ist
                              									ein Ackerbau und Viehzucht treibendes Gebiet. Der östliche Teil leidet an
                              									Regenmangel und ist unfruchtbar, soweit er nicht künstlich bewässert wird. Oregon
                              									ist sehr reich an Wäldern, und es ist das Bestreben der Regierung, dieselben durch
                              									Schaffung staatlicher Schutzgebiete möglichst zu erhalten, wo es im Interesse des
                              									Klimas notwendig ist. Trotzdem bildet die Holzindustrie einen der wichtigsten
                              									Erwerbszweige. Ferner wird ziemlich viel Gold und Silber, sowie etwas Kupfer und
                              									Blei gewonnen. Allmählich mehren sich auch die Fabriken, ihre Entwicklung wird aber
                              									hier, wie an der ganzen Westküste, zurückgehalten durch den Mangel an Kohle sowie
                              									durch die Schwierigkeit, eine geeignete, sesshafte Arbeiterschaft zu gewinnen. Die
                              									Fabrikation erstreckt sich hauptsächlich auf Esswaren und Holzprodukte.
                           Portland, eine aufblühende Stadt von 125.000 Einwohnern, ist der Haupthandelsplatz
                              									des in Rede stehenden Gebietes. Sie liegt am Willamettefluss, nicht weit von dessen
                              									Mündung in den Columbia und etwa 100 km von der Küste entfernt. Der Hafen ist für
                              									Seeschiffe zugänglich, und die Fahrstrasse wird ständig verbessert.
                           Wie der Uebersichtsplan der Ausstellung zeigt, wird auf Land-, Forst- und
                              									Gartenwirtschaft besonderer Wert gelegt. Für Maschinenbau, elektrische Industrie und
                              									Transportwesen ist ein ziemlich grosses Gebäude vorgesehen. Besonders interessant
                              									dürfte die von der Regierung veranstaltete Ausstellung der Bewässerungssysteme
                              									werden.
                           Die Lage der Ausstellung scheint gut gewählt zu sein. Das Gelände grenzt an einen See
                              									mit einer Insel, die nur durch eine schmale Zunge mit dem Lande in Verbindung
                              									steht und die Regierungsgebäude enthält. In der Verlängerung der von der Insel nach
                              									dem Hauptausstellungsplatz führenden „Brücke der Nationen“ liegt der
                              										„Trau“, an dem Schaubuden und ähnliche Veranstaltungen ihren Platz
                              									finden. Der landschaftliche Reiz des Geländes wird durch die Aussicht auf die fernen
                              									Schneeberge erhöht. Die Ausstellungsleitung hebt mit Stolz hervor, dass sie keine
                              
                              									Gebirgslandschaft aus Pappe zu bauen braucht.
                           Viele Ausstellungsgegenstände werden voraussichtlich von St. Louis nach Portland
                              									übertragen werden, aber es ist wohl mit Sicherheit zu erwarten, dass das eigenartige
                              									Leben der nordwestlichen Staaten auf ihrer ersten grösseren Ausstellung zur vollen
                              									Geltung kommen wird.
                           Chicago, Dezember 1904.
                           Georg v.
                                 										Hanffstengel.