| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie. | 
| Autor: | Adolf Prasch | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 75 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete der drahtlosen
                           								Telegraphie.
                        Von Ingenieur Adolf Prasch,
                           								Wien.
                        Neuerungen auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie.
                        
                     
                        
                           Seit dem letzten Bericht über diesen Gegenstand (D. p. J. 1903, 318, Heft 18–27) sind eine Reihe von Neuerungen auf dem
                              									Gebiete der drahtlosen Telegraphie bekannt geworden, die der Vollständigkeit wegen
                              									nachstehend im Zusammenhang besprochen sein mögen.
                           1. Die Einrichtungen der Marconi-Station für die
                                 										Ozeantelegraphie in Poldhu. In Fig. 1 ist
                              									die schematische Anordnung der Apparate und des Stromlaufes der Ladeeinrichtung
                              									dargestellt. Die durch eine 100 PS starke Dampfmaschine angetriebene
                              									Wechselstromdynamo W von 50 KW Leistung bei 2000 Volt
                              									Spannung, wirkt auf den Transformator T, welcher die
                              									Spannung in der Sekundären s auf 20000 Volt
                              									hinauftransportiert. In den Stromkreis der Sekundären dieses Transformators ist ein
                              									Kondensator K, die Primärwicklung p1 eines
                              									Teslatransformators T1
                              									in Serie und eine Funkenstrecke f in Abzweigung
                              									geschaltet. An diesen Schwingungskreis schliesst sich, durch die Sekundäre s1 von T1 verbunden, ein
                              									zweiter Schwingungskreis an, welcher genau in der gleichen Weise angeordnet ist
                              									und von welchem die Schwingungen mittels des Transformators T2 auf den Luftleiter A übertragen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 75
                              Fig. 1.
                              
                           Die Kondensatoren K und K1 sind an Grösse
                              									gleich und setzen sich aus einer Anzahl nebeneinander geschalteter Kondensatoren
                              									zusammen. Jeder dieser Kondensatoren besteht aus zwanzig Glasscheiben, die auf beiden
                              									Seiten mit Zinnfolie von 30 qcm belegt sind. Diese Scheiben werden in einen mit
                              									gekochtem Leinöl angefüllten Trog in geeignetem Abstande parallel eingesetzt und die
                              									Belege entsprechend miteinander verbunden. Jeder der beiden Kondensatoren K und K1 ist aus achtzehn bis zwanzig solcher
                              									Einzelkondensatoren zusammengesetzt und hat eine Kapazität von annähernd ein
                              									Mikrofarad.
                           Besondere Sorgfalt wurde der Isolierung der Sekundärwicklung des
                              									Wechselstromtransformators gewidmet. Die Wicklung selbst besteht aus einer Reihe von
                              									flachen „Kringeln“, die auf die Primärwicklung aufgewunden sind. Zur
                              									Herstellung dieser Kringeln wird ein gut isolierter Leiter von entsprechender Länge
                              									durch eine in der Mitte durchbohrte Ebonitscheibe geführt und zu beiden Seiten der
                              									Scheibe in Kringelform oder in Form einer flachen Spirale so aufgewunden, dass die
                              									Windungen auf beiden Seiten in entgegengesetztem Sinne gehen. Die einzelnen Kringel
                              									werden sodann hintereinander verbunden und wird hierdurch eine gut isolierte
                              									Sekundärwicklung von geringem Widerstände erhalten, die einen Kondensator von
                              									grosser Kapazität in kurzer Zeit zu laden vermag.
                           Die Teslatransformatoren bestehen aus viereckigen Holz- oder Ebonitrahmen von 60–80
                              									cm Seitenlänge, um welche die Primärwicklung gelegt ist, die aus nur einer Windung
                              									von etwa zehn gut isolierten Kabeladern in Parallelverbindung besteht. Ueber diese
                              									Wicklung wird die aus acht bis zehn Windungen der gleichen Kabelsorte bestehende
                              									Sekundärwicklung gelegt und dann der ganze Transformator in einen mit Leinöl
                              									gefüllten Trog eingesetzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 76
                              Fig. 2.
                              
                           Zur Entsendung der Zeichen bedarf es bei dieser Hochspannungseinrichtung besonderer
                              									Vorkehrungen. Namentlich ist es zum Zwecke der Ladung des Kondensators K und um die Entstehung von Schwingungen in dem
                              									zusammengehörigen Kreise zu ermöglichen, notwendig, die Bildung eines
                              									ununterbrochenen Lichtbogens an der Funkenstrecke f zu
                              
                              									verhüten. Dies wird durch die in Fig. 2 dargestellte
                              									Anordnung erreicht. Die zwei in den Stromkreis der Wechselstrommaschine W eingeschalteten Reaktionsspulen R und R1 haben eine solche Impedanz, dass schon eine dieser
                              									Spulen allein genügt, um den Strom dann zu unterdrücken, wenn deren Kern ganz in die
                              									Spule eingeschoben ist. Um nun den Stromkreis so einzustellen, dass keine
                              									Lichtbogenbildung stattfinden kann, wird der Kern der einen Reaktionsspule ganz
                              									herausgezogen, der Kern der anderen Spule jedoch so lange eingeschoben, bis der
                              									Lichtbogen bei f verschwindet, ohne dass jedoch die
                              									Ladungen und Entladungen des Kondensators aufhören, was an den dauernden
                              									regelmässigen Uebersprüngen der Funken zu erkennen ist. Die beiden
                              									Reaktionsspulen sind aus einer Serie von aneinander gereihten flachen Scheiben
                              									zusammengesetzt, die durch Mica-Blätter isoliert sind.
                              									Jede Spule hat im ganzen 2000 Windungen gut isolierten Drahtes und ruht auf einer
                              									Eisenplatte pp (Fig.
                                 									3). Die Kerne dieser Spulen bestehen aus Blättern von Eisenblech und haben die
                              									in Fig. 3 dargestellte E-Form, wobei jedoch nur der mittlere Kern in die Spule taucht. Die
                              									Abmessungen der Spulen haben 45 cm Höhe und 15 cm innere Weite. Die Kerne sind
                              									gleichfalls 45 cm hoch und haben einen quadratischen Querschnitt von 10 cm
                              									Seitenlänge. Der Zweck der Eisenplatte pp ist den
                              									magnetischen Kreislauf zu schliessen, wenn der Kern ganz eingeschoben ist, und
                              									hierdurch die Reaktanz der ganzen Spule zu vergrössern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 76
                              Fig. 3.
                              
                           Diese Anordnung der Spulen hat sich aber in der Praxis als nicht vollkommen
                              									ausreichend erwiesen und wurde daher unter Beibehaltung der Reaktionsspulen, der
                              									Hochspannungsstrom der Sekundären des Transformators T
                              									durch Kondensatoren K0K (Fig. 2)
                              									unterbrochen. Diese Sicherheitskondensatoren verhindern vollständig die Bildung
                              									eines Lichtbogens zwischen den Funkenkugeln, beeinflussen aber bei entsprechender
                              									Regulierung die Ladung und Entladung des Kondensators K1 in keiner Weise. Die beiden
                              									Kondensatoren K0K haben die doppelte Kapazität des Kondensators K1. Zum Zwecke der
                              									Zeichengebung ist eine Taste Z (Fig. 2) vorgesehen, mittels welcher die
                              									Reaktionsspule R1 kurz
                              									geschlossen werden kann. Ist die Taste Z offen, so wird
                              									durch R1, in welche der
                              									Kern ganz hineingeschoben ist, der primäre Erregerstrom ganz unterdrückt, sobald die
                              									Taste jedoch niedergedrückt ist, geht der gesamte Strom durch die Erregerspule des
                              
                              									unwirksam gewesenen Transformators. Die Reaktionsspule R dient zur Regulierung des Erregerstromes, je nachdem der Kern mehr oder
                              									weniger hineingeschoben wird.
                           Bei den zur Anwendung gelangenden Stromstärken musste die Taste so eingerichtet
                              									werden, dass schädliche Erwärmungen möglichst vermieden wurden. Hierzu ist die Taste
                              									mit Ausnahme des Knopfes ganz in Vaselinöl getaucht und so eingerichtet, dass der
                              									Strom an zehn bis zwölf Punkten gleichzeitig unterbrochen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 76
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 76
                              Fig. 5.
                              
                           Bezüglich der Empfangseinrichtungen ist nichts besonderes zu bemerken, da sie im
                              									wesentlichen den bekannten Einrichtungen mit der Ausnahme entsprechen, dass an
                              									Stelle eines Fritters vielfach der bereits beschriebene elektromagnetische
                              									Wellenempfänger von Marconi zur Anwendung
                              										gelangte.D. p. J. 1903, 318, S. 364. Bemerkenswert ist
                              									hingegen die Anordnung der Luftdrähte, um deren ausstrahlende Kraft zu erhöhen. Dies
                              									liess sich nur durch Verwendung einer grösseren Zahl von Drähten erreichen, deren
                              									Anordnung aus Fig. 4 zu entnehmen ist. Fig. 5 zeigt einen äquiperiodischen Radiator oder
                              									Wellenstrahler von Fleming, bei welchem sämtliche
                              									Drähte die gleiche Kapazität und Selbstinduktion haben, so dass sie gleichmässig auf
                              									die Bildung der
                              									elektrischen Wellen einwirken. Da dieser Radiator gleichfalls für genannte Versuche
                              									verwendet wurde, so ist dessen Vorführung an dieser Stelle berechtigt.
                           Neue Arbeiten von Fessenden.D. p. J. 1903, 318, S. 326. Fessenden benützte bei seinen
                              									Untersuchungen von ihm selbst erfundene Hilfsmittel, um die Intensität der Wirkung
                              									an der Empfangsstelle quantitativ zu messen, und ebenso um die Stärke der
                              									Schwingungen in der Sendestelle genau zu bestimmen. Mit diesen Apparaten wurde eine
                              									grosse Anzahl von Messungen durchgeführt, um die Energie festzustellen, welche zur
                              									Betätigung eines Fritters erforderlich ist. Hierbei wurde festgelegt, dass ein bis
                              									vier Erg notwendig waren, um eine Anzeige mittels der empfindlichsten Form eines
                              									Fritters zu erhalten. Da nun ein Telephon schon eine Anzeige bei einem Aufwände von
                              									0,000001 Erg gibt, wurde hiermit in unzweifelhafter Weise die allgemeine Ansicht von
                              									der wunderbaren Empfindlichkeit des Fritters widerlegt.
                           Dies führte auch zu weiteren Versuchen, die Empfindlichkeit der Wellenanzeiger zu
                              									erhöhen und ist es Fessenden tatsächlich gelungen, ein
                              									solches Instrument zu schaffen, welches auf einen Bruchteil von 1 v. H. jener
                              									Energie anspricht, die einen Fritter zur Anregung bringt.
                           Die Länge der Wellen und ihrer Harmonischen wurden nun in der Weise gemessen, dass in
                              									dem Luftdraht einer Empfangsstelle ein quantitativer Empfänger, d. i. ein solcher,
                              									der nicht auf Spannung, sondern auf Intensität anspricht, eingeschaltet wurde. Die
                              									Sendestelle wurde ungefähr 1,5 km entfernt an einem Orte aufgestellt, an welchem
                              									sich die Kapazität des Schwingungssystems gegen die Erde genau bestimmen liess.
                              									Durch Aenderung der Induktanz des Sendesystems und graphische Darstellung der
                              									Intensität der in der Empfangsstelle erhaltenen Anzeigen, wurden nun die
                              									verschiedenen Resonanzpunkte und die Wellenlänge des senkrechten Leiters
                              									bestimmt.
                           Um den Weg, welchen die Wellen nehmen, graphisch aufzuzeichnen, wurden drei
                              									verschiedene Apparate verwendet und zwar in erster Reihe ein senkrechter Leiter in
                              									Verbindung mit einem quantitativen Empfänger. Diese Einrichtung in seitlicher
                              									Richtung bewegt, liess eine Koordinate feststellen. Der zweite Apparat bestand aus
                              									einem Bündel feiner Eisendrähte, um welche einige Windungen isolierten Drahtes
                              									gelegt waren, in deren Kreis gleichfalls ein quantitativer Empfänger geschaltet war.
                              									Diese Einrichtung in senkrechter Richtung bewegt, liess die zweite Koordinate
                              									bestimmen. Versenkt man diesen Empfänger in die Erde oder in Wasser, so kann man
                              									auch die Tiefe, bis zu welcher die Wellen in diese Medien eindringen, genau
                              
                              									ermitteln. Das dritte Instrument besteht aus zwei grossen Kupferdreiecken, die mit
                              									den Scheiteln einander gegenübergestellt sind, und zwischen welchen der quantitative
                              									Empfänger geschaltet wurde. Diese beiden Dreiecke sind mit ihrer Basis geerdet,
                              									Diese Einrichtung ermöglicht die An- und Abwesenheit von Strömen in der Oberfläche
                              									der Erde oder des Wassers zu beobachten.
                           Um den Weg, welchen die Wellen nehmen, zu ermitteln, wurde die Sendestation in einem
                              
                              									Boote an einem Ende einer Insel untergebracht und die Empfangsstation am anderen
                              									Ende dieser Insel auf einem etwa 30 m in das Wasser hineinragenden Kai errichtet.
                              									Hierbei zeigte sich, dass die Wellen längs der Oberfläche des Wassers weiter
                              									wanderten, bis sie das Ufer der Insel erreichten. Die Intensität der Wellen nahm im
                              									Quadrat der Entfernung ab, während ihre Höhe im einfachen Verhältnis zur Entfernung
                              
                              									zunahm. Hierbei wurde weder im Wasser noch in der Erde ein Strom in der Richtung der
                              									Wellenfortpflanzung hervorgerufen. Sobald die Wellen das Ufer erreichten, begannen
                              									sie längs des ungefähr 16 m hohen Hügels hinauf zu klettern. An dem Punkte, wo
                              									die Richtung der Wellen wechselte, wurden Ströme in der Erde wahrnehmbar. Auf der
                              									Mitte des Hügels verschwanden diese Ströme, erschienen aber sofort wieder, wenn die
                              									Spitze des Hügels erreicht wurde, um neuerdings zu verschwinden, sobald die Wellen
                              									längs der wagerechten Erdoberfläche weiter wanderten. Es ist hiermit nachgewiesen,
                              									dass die längs der Erdoberfläche sich bewegenden Wellen nur an jenen Punkten Ströme
                              									in der Erde hervorrufen, an welchen sie durch die Formation des Bodens gezwungen
                              									werden, ihre Richtung zu wechseln. Die Richtung des Wellen verlauf es wurde nun, mit
                              									gleichem Erfolge, längs des Verlaufes über die Insel bis zu der am anderen Ende der
                              									Insel auf dem bereits erwähnten Kai liegenden Empfangsstelle verfolgt. Die Höhe der
                              									Wellen konnte nicht während des ganzen Verlaufes gemessen werden, weil zu diesem
                              									Zwecke hoch in die Luft reichende Einrichtungen notwendig gewesen wären, deren
                              									Beschaffung unmöglich war. Alle anderen Messungen wurden jedoch mit grosser
                              									Genauigkeit durchgeführt.
                           Durch diese Untersuchungen im Verein mit den Messungen der Wellenlänge wurde die
                              									seinerzeit von Fessenden in den „Transaction of the
                                 										American Institute of Electrical Engineers vom Jahre 1899“ gegebene Theorie
                              									als vollständig richtig festgestellt, und in gleicher Weise die Frage gelöst, ob die
                              									Wellen von Erdströmen begleitet werden.
                           Auf Grund der so gewonnenen Werte entwarf Fessenden ein
                              									vollkommen neues System der drahtlosen Telegraphie, dessen charakteristischen
                              									Eigenschaften bereits in D. p. J. 1903, 318, S. 326,
                              									besprochen sind.
                           Aus den Versuchen mit dem daselbst beschriebenen Wellenanzeiger geht hervor, dass er
                              									nicht nur bedeutend empfindlicher wie ein Fritter ist, sondern auch eine scharfe
                              									Abstimmung ermöglicht. So wurde mit einem derartigen Wellenanzeiger eine Erhöhung
                              									des Resonanzeffektes um 400 v. H. gegenüber den besten mit Frittern erzielten
                              									Ergebnissen erreicht. Durch die Anwendung dieses Wellenanzeigers wird aber auch die
                              									gesamte aufgenommene Energie zur Hervorbringung der Anzeigen nutzbar verwertet. In
                              									dieser Beziehung unterscheidet sich dieser Wellenanzeiger grundsätzlich von allen
                              									anderen Empfängern, bei denen die Anzeige zwar proportional, aber nicht gleich der
                              									höchsten Intensität ist.
                           Die Wellenanzeiger hat nun inzwischen eine ganz neue, wesentlich verbesserte Form
                              									erhalten, in der Fessenden ihn mit „Barretter“
                              									benannt hat, was etwa mit Wechsler oder Umsetzer verdeutscht werden kann. Dieser
                              									Name wurde von der Eigenschaft dieses Empfängers abgeleitet, eine gegebene Menge von
                              									Hochfrequenzenergie in Gleichstromenergie, welche letztere Form sich als wirksamer
                              									erweist, umzuwandeln.
                           Bei diesem neuen Empfänger, von dem verschiedene Formen nahezu alle mit gleich guter
                              									Wirkung verwendet wurden, ist eine sehr dünne Flüssigkeitssäule an Stelle des
                              
                              									ursprünglich verwendeten äusserst feinen Platindrahtes verwertet. Bei einer Form
                              									wird ein Diaphragma mit einer äusserst feinen Oeffnung in eine Flüssigkeit so
                              									eingesenkt, dass die beiden Elektroden in unmittelbarer Nähe der Oeffnung sich
                              									befinden. Bei einer anderen Form wird ein sehr dünner Draht in die Flüssigkeit so
                              									eingesenkt, dass er in geringem Abstand von der zweiten Elektrode sich befindet. Die
                              									erstere Form ist in Fig. 6 dargestellt. Dieser
                              									Flüssigkeitswellenanzeiger weist gegenüber dem Wellenanzeiger mit feinem Platindraht
                              									eine Reihe von Vorteilen auf, deren wichtigster der ist, dass er niemals ausbrennen
                              									kann, in dem die Flüssigkeit in Fällen sehr kräftiger Entladungen verdampft. Aus
                              									diesem Grunde braucht derselbe gegen atmosphärische Einwirkungen nicht geschützt
                              									oder in eine metallische Schutzhülle eingeschlossen zu werden. Der zweite
                              									Vorteil ist die grosse Empfindlichkeit dieses Wellenanzeigers, welche annähernd 30
                              									mal grösser ist als die des Platindrahtanzeigers von Fessenden und des Fritters von Solari. Dies
                              									ist durch den Unterschied des Temperaturkoeffizienten von Flüssigkeit gegenüber dem
                              									von Metallen bedingt. Mit demselben Energieaufwande, welcher in dem Platindraht eine
                              									Widerstandsänderung von ungefähr 1 v. H. hervorruft, wird in dem Widerstände der
                              									Flüssigkeit eine solche bis zu 12 v. H. auftreten. Die Einwirkung der Wellen
                              									vermindert hierbei den Widerstand des Barretters, da der Temperaturkoeffizient von
                              									Flüssigkeiten im allgemeinen negativ ist. Diese grosse Widerstandsänderungen
                              									ermöglichen es auch, ein minder empfindliches Empfangsinstrument als ein Telephon,
                              									wie z.B. einen Syphonrekorder zu verwenden und so auch eine schriftliche Wiedergabe
                              									der einlangenden Zeichen zu erreichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 78
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 78
                              Fig. 7.
                              
                           Durch die Anwendung eines auf Intensität ansprechenden Wellenanzeigers lässt sich
                              									auch eine viel schärfere Abstimmung der Empfangsstation auf die einlangenden Wellen
                              									durchführen als bei Benutzung eines Fritters. Eine eingehende Untersuchung eines
                              									Empfangsstromkreises mit einer Kapazität von 0,000279 Mikrofarad und einer
                              									Selbstinduktion von 0,039 Millihewey, in welchem ein Barretter als Wellenanzeiger
                              									eingestellt war, ergab, dass sich die durch Resonanz zu erzielende Wirkung um nahezu
                              									das Hundertfache gegenüber jener erhöhte, bei welcher der Empfangskreis ausser
                              									Abstimmung war. Einer der wichtigsten Eigenschaften dieses Wellenanzeigers ist, dass
                              									er stets unterhalb des kritischen Widerstandes zur Wirkung gelangt, wogegen bei
                              									Frittern und ähnlichen Einrichtungen die Wirkung erst oberhalb des kritischen
                              									Widerstandes eintritt.
                           Eine weitere wichtige Neuerung bezieht sich auf eine Methode, die erzeugten
                              									elektromagnetischen Wellen in periodische Gruppen zu spalten und sie unabhängig von
                              									der Entladungsfrequenz zu machen. Auf diese Weise wird eine doppelte Auswahl
                              									ermöglicht, indem der Empfangskreis nicht nur auf die Wellen, sondern auch auf die
                              									Gruppenfrequenz abgestimmt werden kann. Hierdurch wird die Gefahr der Einwirkung
                              									anderer Wellen bedeutend herabgedrückt, da eine solche eben nur dann stattfinden
                              									kann, wenn die Wellenfrequenz und die Gruppenfrequenz der störenden Wellen mit
                              									den gleichen Frequenzen der eigentlichen Vermittlungswellen übereinstimmt. Dieser
                              									Fall kann aber nur in den seltensten Fällen zufällig eintreten, da durch diese
                              									doppelte Abstimmung, die Zahl der Kombinationen, welche bei der einfachen Abstimmung
                              									auf die Wellenfrequenz nur eine beschränkte ist, nahezu eine unbeschränkte wird und
                              									nach Millionen zählt.
                           Fig. 7 stellt die zur Erreichung dieses Zieles in der
                              									Praxis bereits mit grossem Erfolge zur Anwendung gelangende Einrichtung schematisch
                              									dar und erscheint die Sende- mit der Empfangsstelle vereint. 1, 2, 3, 4 sind getrennte Luftleiter, die je zu einer Funkenstrecke f1, f2, f3 und f4 und in Abzweigung zu
                              									je einem Ende der Sekundären der Induktorien J1, J2, J3, J4 führen, während deren zweite Enden mit der
                              									zugehörigen zweiten Funkenkugel verbunden sind. Die Primären dieser Induktorien
                              									führen zu einem mechanischen Unterbrecher U, der durch
                              									eine Dynamomaschine M in gleichmässig drehende Bewegung
                              									versetzt wird. Von der Achse dieses Unterbrechers geht ein Draht zur primären
                              									Stromquelle B und von dieser führt wieder ein Draht in
                              									Abzweigungen zu dem zweiten Ende der Primären jeder dieser Induktorien. Die
                              									Anordnung des Unterbrechers ist eine solche, dass die Kontakte für jedes Induktorium
                              									in unmittelbarer Reihenfolge und in sehr kurzen Zwischenzeiten geschlossen werden.
                              									Zu diesem Zwecke wird eine Walze U aus Ebonit oder
                              									sonstigem isolierenden Material mit entsprechend angeordneten Kontakten verwendet,
                              									längs welcher, wie dies aus der Darstellung zu entnehmen, Kontaktfedern schleifen.
                              									Die Kontaktfeder ist hierbei mit der Primären des Induktoriums und der Kontakt über
                              									die Drehachse der Walze mit der Stromquelle verbunden. Die Drehgeschwindigkeit der
                              									Walze muss genau geregelt sein und in einem bestimmten Verhältnis zu der
                              									Drehgeschwindigkeit einer ähnlichen Kontaktwalze K der
                              									Empfangstation stehen. Die von den einzelnen Luftdrähten entsendeten Wellen sind von
                              									verschiedener Periode. Die Empfangskreise, deren Zahl die gleiche ist wie die der
                              									Sendekreise, sind nun auf die Sendekreise so abgestimmt, dass jeder derselben nur
                              									auf die Wellen des zugehörigen Sendekreises anspricht. Dies führt aber noch nicht
                              									zum Empfange, da die Empfangskreise gemeinsam auf den Zeichennehmer wirken und dies
                              									nur unter Zuhilfenahme entsprechender Einrichtungen, die nicht beschrieben sind, nur
                              									dann, wenn die Wellen in der vorher bestimmten Reihenfolge und den festgesetzten
                              									zeitlichen Zwischenräumen einlangen.
                           Eine weitere Neuerung von Fessenden besteht in einer
                              									Vorrichtung, welche es ermöglicht, aus einer Gleichstromquelle ohne Zuhilfenahme
                              									eines Unterbrechers jede gewünschte Anzahl von Entladungen über die Funkenstrecke in
                              									einer gegebenen Zeit zu erhalten, und diese Anzahl nach Bedarf zu regeln. Hierdurch
                              									wird es auch möglich, eine gleichmässig fortlaufende Ausstrahlung
                              									elektromagnetischer Wellen, wie solche für die Erzielung einer scharfen Resonanz
                              									Bedingung ist, zu erreichen. Es wird hierdurch aber auch möglich, elektrische Wellen
                              									von einer bestimmten Gruppenfrequenz, die bisher zu erzeugen nicht durchführbar war,
                              									zu entsenden und auch eine Abstimmung nicht nur auf die Wellen-, sondern auch auf
                              									die Gruppenfrequenz zu erreichen und so die Geheimhaltung der entsendeten
                              									Nachrichten besser zu sichern, als dies ohne Anwendung dieses Hilfsmittels
                              									erreichbar ist.
                           Das Neue in der Wellenerzeugungsvorrichtung von Fessenden besteht darin, dass mit Umgehung jedes Induktoriums und jedes
                              									mechanischen oder elektrolytischen Stromunterbrechers der Zeitraum zwischen jeder
                              									Ladung und Entladung über die Funkenstrecke auf jede beliebige untere Grenze
                              									herabgesetzt werden kann.
                           Die Einrichtung von Fessenden besteht aus einer stets
                              									gleiche Spannung liefernden Gleichstromdynamo oder einer Akkumulatorenbatterie, in deren Stromkreis
                              									ein hoher veränderlicher Widerstand von geringer Selbstinduktion, ein Kondensator
                              									und eine gleichfalls veränderliche Selbstinduktion in Reihe geschaltet sind. Im
                              									Nebenschlusse zur Selbstinduktion und der Kapazität befindet sich eine
                              									Funkenstrecke, deren eine Kugel mit dem Luftdrahte, die andere mit der Erde
                              									verbunden ist. Fig. 8 zeigt die hierbei zur
                              									Anwendung geangende Schaltung. Der Widerstand ist mit R, die Kapazität mit K, die induktanz mit J, die Funkenstrecke mit F
                              									und die Stromquelle mit 5 bezeichnet. Ist die Stromquelle in diesen Kreis
                              									eingeschaltet, so wird der Kondensator geladen und entladetsich, sobald dessen
                              									Potentiale jene Höhe erreicht hat, bei welcher der Widerstand der Funkenstrecke
                              									überwunden wird, über diese. Infolgedessen treten elektrische Schwingungen im Luft-
                              									und Erddrahte auf, die sich wieder in Form von elektromagnetischen Wellen in den
                              									Raum verpflanzen. Durch den eingeschalteten hohen Widerstand vergeht aber immer eine
                              									bestimmte genau begrenzte Zeit, bis der Kondensator auf das Entladungspotentiale
                              									geladen ist und einen neuen Funken auslöst. Die Entladungen folgen sich daher, da
                              									die Verhältnisse des Ladekreises sich in keiner Weise ändern, in ganz bestimmten,
                              									von der Grösse des eingeschalteten induktionsfreien Widerstandes abhängigen,
                              									allerdings nur ganz geringe Bruchteile einer Sekunde betragenden Zwischenzeiten, die
                              									nach Bedarf durch Vergrösserung oder Verringerung des Widerstandes genau
                              									festgestellt werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 79
                              Fig. 8.
                              
                           Die Neuerungen an diesem Systeme, welche eine Verschärfung der Abstimmung bezwecken,
                              									können als eine Kombination der Anordnung von Tesla mit
                              									der Einrichtung von Anders Bull zur Erzielung
                              									einer mechanischen Abstimmung angesehen werden und bieten jedenfalls eine ziemlich
                              									weitgehende Garantie gegen das unfreiwillige Abhören der Nachrichten, sind aber kaum
                              									geeignet, die Aufnahme gegen äussere Störungen wirksam zu schützen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 79
                              Fig. 9.
                              
                           Das zuletzt bekannt gewordene Patent von Fessenden
                              									bezieht sich auf die Form des Wellenausstrahlers oder Luftleiters. Während bei allen
                              									anderen Wellenstrahlern und Wellenempfängern die Kapazität an bestimmten Punkten des
                              									Systemes konzentriert ist, wird bei dieser neuen Form des Luftleiters die Kapazität
                              									gleichmässig auf alle Punkte verteilt, wodurch die ausstrahlende Wirkung wesentlich
                              									vergrössert werden soll, und sich auch die entstehenden Wellen immer mehr der Form
                              									einer reinen Sinuswelle nähern, weil hierbei weniger harmonische Wellen erzeugt
                              
                              									werden. Je näher sich die Formen der Wellen der reinen Sinuswelle nähern, desto
                              									genauere Abstimmung lässt sich erzielen, indem die Sinuswelle am besten geeignet
                              									ist, Resonanz hervorzurufen. Zur Erreichung dieses Zweckes wird eine entsprechende
                              									Anzahl Drähte, wie dies Fig. 9 zeigt, zu einem
                              									zylindrischen Käfig geformt, wobei die Enden dieser Drähte durch einen Ring aus
                              									isolierendem Material zusammengehalten werden. Man erhält hierdurch einen
                              									Wellenstrahler von geringem Ohmschen Widerstand und
                              									grosser gleichmässig verteilter Kapazität. Wird nun ein in gleicher Weise
                              
                              									angeordnetes System von Luftdrähten für den Empfang verwendet, so soll es möglich
                              									sein, einlangende Nachrichten ohne Zuhilfenahme eines besonderen Wellenanzeigers
                              									direkt mittels Telephon aufnehmen zu können, da durch die grosse Kapazität, die
                              									Frequenz der Schwingungen so weit herabgedrückt wird, dass ein Telephon denselben zu
                              									folgen vermag.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)