| Titel: | Der Zugmesser, insbesondere der Differenz-Zugmesser und sein Wert für die Feuerungskontrolle. | 
| Autor: | A. Dosch | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 87 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Der Zugmesser, insbesondere der
                           
                           								Differenz-Zugmesser und sein Wert für die Feuerungskontrolle.
                        Von A. Dosch.
                        Der Zugmesser, insbesondere der Differenz-Zugmesser und sein Wert
                           								für die Feuerungskontrolle.
                        
                     
                        
                           In der Abhandlung „Wert und Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der
                                 										Heizgase“ (vergl. D. p. J. 1902, 317, S. 773 u.
                              									ff. und 1903, 318, S. 26 u. ff.) waren die Vorrichtungen
                              									angegeben, die in durchaus befriedigender Weise die Kenntnis der Verbrennung
                              									zulassen und die Frage der Heizerkontrolle lösen. Trotzdem scheut noch mancher
                              									Kesselbesitzer die Kosten für die Einrichtung solcher Anlagen, da sie, wenigstens
                              									für kleinere Kessel, ja im Verhältnis zu den Anlagekosten des Kessels mit Zubehör
                              									nicht unbedeutend sind. Man war daher von jeher bestrebt, besonders für kleine, aber
                              									auch, als Ergänzung zu den selbsttätig anzeigenden Kohlensäureapparaten bei
                              									grösseren Kesseln, Einrichtungen zu schaffen, welche, wenn sie auch nicht in so
                              									einwandfreier und unzweideutiger Weise wie jene Apparate, die Vorgänge in der
                              									Feuerung anzeigen, doch für sie einigermassen Ersatz leisten, dafür aber einfacher
                              									und billiger sind.
                           Als solche Vorrichtungen werden die Zugmesser empfohlen und zwar einerseits die
                              									gewöhnlichen Zug- oder Unterdruckmesser, andererseits die sog. Differenzzugmesser.
                              									Bei ersteren steht die eine der Messflüssigkeit, der Membran usw. mit dem Innern des
                              									Feuerraumes, die andere mit der atmosphärischen Luft in Verbindung und der Zugmesser
                              									stellt für diesen Fall den Ueberdruck der äusseren Luft gegenüber den Gasen im
                              									Feuerraume fest. Bei dem Differenzzugmesser stehen beide Messchenkel, bezw. beide
                              									Seiten der Membrane usw. mit den Heizgasen in Verbindung und zwar führt das eine
                              									Zuleitungsrohr nach dem Feuerraume, das andere nach dem Fuchs. Letzteres hat, damit
                              									sich die Aenderungen der Stellungen des Zugschiebers auf sein Inneres übertragen,
                              									vor dem Regulierschieber einzumünden. Durch diese Vorrichtung – den
                              									Differenzzugmesser – wird also der Unterschied der Zugstärken im Fuchs und im
                              									Feuerraume, welche letztere bei einem im Betrieb befindlichen Kessel im Durchschnitt
                              									etwa halb so gross ist, als erstere, angezeigt.
                           
                        
                           I.
                           Die Konstruktion der einfachen Zugmesser auch Unterdruckmesser genannt, dürfte
                              
                              									bekannt sein;s. D. p. J. 1903, 318, S. 225. die innere Einrichtung
                              									der Differenzzugmesser ist von derjenigen der gewöhnlichen einfachen Apparate- wenig
                              									verschieden, nur dass, wie bemerkt, beide Messrohre mit dem Innern der Rauchgaszüge
                              									in Verbindung stehen. Wir wollen uns daher auf die kurze Beschreibung nur zweier
                              									derartiger Differenzzugmessapparate beschränken.
                           Der Differenzzugmesser von Schubert, Zugometer genannt,
                              									gleicht äusserlich einem gewöhnlichen Manometer. Er besteht in der Hauptsache aus
                              									dem Gehäuse a (Fig. 1)
                              									und den an ihm befestigten Teil b. Zwischen beiden
                              									befindet sich die sehr dünne Membrane c, die durch den
                              									Teil d, der im Verein mit ihr eine Art Kapsel bildet,
                              									sowie den Stift e, welcher im Teil b befestigt ist, gehalten wird. Die Membran c überträgt nun ihre Bewegung durch die Hebelverbindung
                              										f, g, h, i auf den Zeiger k, der sich ausserhalb der Scheibe l
                              									befindet, auf der die Skala angebracht ist. Die Glasscheibe m schützt das Zeigerwerk vor Verschmutzung.
                           In das Innere des Gehäuses a führt das Rohr n, mit Absperrhahn o, in
                              									das Innere des Teiles b das Rohr p. Ersteres steht durch ein ¼'' Rohr in Verbindung
                              									mit dem Feuerraume, letzteres mit dem Feuerzug am Ende des Kessels. Der Teil d erhält nun kleine Oeffnungen nach dem Raume r, während die Rückwand des Gehäuses a die Oeffnung q besitzt;
                              									die Membrane c ist also von der einen dem Druck im
                              									Raume r, d.h. dem im Feuerzuge am Ende des Kessels
                              									herrschenden Drucke ausgesetzt, während auf die andere ein Druck gleich demjenigen
                              									im Feuerraume ausgeübt wird.
                           Die Membrane wird daher eine dem Druckunterschiede auf beiden Seiten entsprechende
                              									Abweichung aus der normalen Lage annehmen, die durch den Zeiger k auf der Skala angegeben wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 87
                              Fig. 1. Differenzzugmesser (Zugometer) von Schubert.
                              
                           Infolge der geringen Kräfte, welche bei der Zugmessung an Feuerungen zur Wirkung
                              									kommen, muss die Membrane äusserst empfindlich sein, um die Angaben möglichst
                              									deutlich bezw. in grossem Masstabe erkennbar zu machen. Die Angaben werden daher zu
                              									Anfang der Ingebrauchnahme wohl genau sein, d.h. mit den wirklichen
                              									Druckverhältnissen übereinstimmen, jedoch steht es nicht ausser Zweifel, ob dies
                              									auch für die Dauer der Fall sein wird. Denn wenn schon ähnliche Instrumente mit
                              									Membrane für höheren Druck bei längerem Gebrauch an Genauigkeit zu wünschen übrig
                              									lassen, so wird diese Vermutung bei einer sehr empfindlichen Membrane wohl dieselbe
                              									Berechtigung haben.
                           Der Differenzzugmesser, System Dürr-Schultze (G. A.
                                 										Schultze, Berlin), misst den zu bestimmenden Druckunterschied mittels
                              									Tauchglocke. Als Sperrflüssigkeit dient, um deren Verdunsten zu verhindern,
                              									gereinigtes Paraffinöl. Die innere Einrichtung dieses Apparates veranschaulicht Fig. 2.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 87
                              Fig. 2. Differenzzugmesser System Dürr-Schultze.
                              
                           In dem gusseisernen Gehäuse a befindet sich die auf
                              									Stahlspitzen ruhende und mit einem Gegengewicht ausgeglichene Glocke g. Der Hohlraum der Glocke g wird durch das Rohr r, das durch die
                              									Sperrflüssigkeit hindurchführt und in den Anschlusstutzen b gut dichtend eingeschraubt ist, mit der Leitung nach dem Fuchs bezw.
                              									nach dem Ende des Kessels verbunden. Der Raum über der Glocke steht durch ein Rohr
                              									(in der Fig. 2 nicht angegeben) mit dem Feuerraume
                              									in Verbindung.
                           
                           Im Innern der Glocke herrscht also ein Druck gleich demjenigen im letzten
                              									Feuerzuge, während der Druck im Gehäuse a über der
                              									Glocke dem Unterdruck im Feuerraume entspricht.
                           Der Unterschied beider Spannungen überträgt sich auf die Glocke g und diese neigt sich um so mehr, taucht um so tiefer
                              									in die Sperrflüssigkeit ein, je grösser der Unterdruck
                              									oder die Zugstärke innerhalb, oder je kleiner er ausserhalb der Glocke wird, d.h. je
                              									grösser sich der Unterschied der Zugstärken am Ende des Kessels und im Feuerraume
                              									ergibt. Die Neigungsbewegung der Glocke wird durch Hebel auf einen Zeiger
                              									übertragen, der den jeweiligen Wert der Zugdifferenz auf einer Skala (vergl. die
                              									Aussenansicht des Apparates, Fig. 3) angibt.
                           Die in Millimeter Wassersäule eingeteilte Skala ist so bemessen, dass
                              									Zehntel-Millimeter noch gut erkennbar sind. – Da der Mechanismus des Apparates sehr
                              									einfach ist, so ist er von grösser Widerstandsfähigkeit gegen Stoss, wird ferner
                              
                              									dauernd anzeigen und seine Angaben werden stets konstant bleiben.
                           Die Anbringung der beiden beschriebenen Apparate ist gleich einfach.
                           Beide Apparate können mit einer Einrichtung versehen werden, die die jeweilige
                              
                              									Differenzzugstärke der Zeit entsprechend aufzeichnet. Ein Instrument mit
                              									Schreibvorrichtung (System Dürr-Schultze) wird durch
                              										Fig. 3 dargestellt. Das Gehäuse erhält nach oben
                              									einen Aufsatz, in dem das Uhrwerk mit Papiertrommel und Schreibstift, der seine
                              									Bewegung durch eine Hebelübertragung von der Glocke g
                              									aus erhält, untergebracht sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 88
                              Fig. 3. Differenzzugmesser System Dürr-Schultze mit Schreibvorrichtung.
                              
                           Bezüglich aller dieser Registriereinrichtungen für Zugmessapparate möge nur bemerkt
                              									sein, dass die Diagramme, da bei ihrer Aufzeichnung nur äusserst geringe Kräfte zur
                              									Wirkung gelangen, naturgemäss nicht jede kleine Aenderung in der Differenzzugstärke
                              									bemerkbar machen können. Immerhin wird die Diagrammlinie genügen, den Verlauf der
                              									Differenzzugstärke im allgemeinen erkennen zu können. Naturgemäss kann die
                              									Aufzeichnung der Zugstärke niemals den Wert für die Feuerungskontrolle erreichen,
                              									wie ihn z.B. die Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der Gase hat; der Grund ist vor
                              									allem der, dass die Zugstärke, sei es die gewöhnliche oder der Unterdruck, oder die
                              									Differenzzugstärke, in ziemlich hohem Masse von der Kessel- bezw. von der
                              									Rostbeanspruchung abhängt, sich auch der günstigste Wert für die Zugstärke mit
                              									dieser Beanspruchung zu ändern hat. Bei den Kohlensäureapparaten weiss man dagegen
                              									aus dem von ihnen angezeigten bestimmten Wert stets, in welcher Weise die
                              									Verbrennung erfolgt, mag nun die Kessel- bezw. Rostbeanspruchung hoch oder niedrig
                              									sein.
                           
                        
                           II.
                           Um die Einflüsse, welche auf die beiden Apparate – den gewöhnlichen und den
                              									Differenzzugmesser – während des Betriebes einwirken, festzustellen, ist es
                              									erforderlich, auf die Vorgänge im Feuerraume und in den Zügen während der
                              									Verbrennung und die daraus resultierenden Zugveränderungen kurz einzugehen.
                           Bei beliebig eingestelltem Rauchschieber weist die Luft sowohl im Fuchs, als auch im
                              									Feuerraume einen bestimmten Ueberdruck gegenüber den in den Zügen strömenden Gasen
                              									auf, der durch den gewöhnlichen oder Unterdruckzugmesser angezeigt wird. Zwischen
                              									der Zugstärke im Fuchs und im Feuerraume besteht aber, wie bemerkt, in der Regel ein
                              									beträchtlicher Unterschied, der wie folgt, zustande kommt. Da die Gase, vom
                              									Feuerraum ausgehend, in den Zügen eine bestimmte Geschwindigkeit annehmen, so geht
                              
                              									die Druckhöhe hierdurch herunter; andererseits erfahren die Gase aber an den
                              									Feuerzug- und Kesselwandungen einen Widerstand, der die Druckhöhe steigert; die
                              									algebraische Summe beider Aenderungen muss offenbar den Druckverlust vom Feuerraume
                              									nach dem Fuchse darstellen.
                           Der durch zunehmende Gasgeschwindigkeit entstehende Druckhöhenverlust berechnet sich
                              									aus
                           z_v=\psi\cdot \frac{v^2}{2\,g}\cdot \gamma,
                           wenn bedeutet v die
                              									Gasgeschwindigkeit, γ das spezifische Gewicht der Gase
                              									f. d. cbm, g die Endbeschleunigung und ψ einen Koeffizienten, dessen Grösse für unsere
                              									Betrachtung von keinem Belang ist; doch soll angenommen werden, sie verändere sich
                              									mit der Gasgeschwindigkeit nicht.
                           Der Verlust an Zugkraft, welcher durch Reibung an den Feuerzugwandungen entsteht,
                              									berechnet sich in ähnlicher Weise zu
                           
                              z_w=\psi\cdot \frac{v^2}{2\,g}\cdot \gamma\cdot k.
                              
                           worin ausser den genannten Grössen k einen Koeffizienten darstellt, der abhängig ist von der Länge, der Form
                              									und der Beschaffenheit der Wände der Feuerzüge; für eine bestimmte Kessel- oder
                              									Feuerungsanlage ist dieser Wert k, da ja alle auf ihn
                              									einwirkenden Momente dieselben bleiben, unveränderlich. Der gesamte
                              									Druckhöhenverlust oder die Differenz zwischen der Zugstärke zF im Fuchs und zR über dem Roste bezw. im Feuerraume
                              									beträgt daher
                           z_D=z_F\ \ \ z_R=\psi\cdot \frac{v^2}{2\cdot g}\cdot \gamma\,(1+k) . 1)
                           oder aber, falls die Zugstärke zR im Feuerraum gesucht ist, ergibt sich
                              									diese zu:
                           z_R=z_P-\psi\,\frac{v^2}{2\cdot g}\cdot \gamma\cdot (1+k) . . 2)
                           Diese beiden Gleichungen gestatten nun die Beurteilung der Wirkungsweise sowohl des
                              									gewöhnlichen Zugmessers (Gleichung 2), als auch derjenigen des Differenzzugmessers
                              									(Gleichung 1). Als Werte, welche sich mit der Güte der Verbrennung nicht oder nur
                              									wenig verändern werden, sind zu nennen die Grösse ψ, γ,
                                 										g und k; auch die Zugstärke im Fuchs zF wird sich –
                              									vorausgesetzt natürlich, dass die Stellung des Zugschiebers nicht verändert wird – während
                              									des Betriebes nicht allzu sehr verändern, wenn sie auch bei anormal hohem und
                              									anormal niedrigem Kohlensäuregehalte verschiedene Werte aufweisen wird, da dann die
                              									Abgangstemperaturen der Gase verschieden sind. Immerhin muss jedoch der Unterschied im Kohlensäuregehalte sehr gross werden, um
                              									in der Zugstärke zum Ausdruck zu kommen, da ja, wenn die Verbrennung mit höherem
                              									Kohlensäuregehalte erfolgte, zwar γ einen höheren Wert
                              									aufweist, dagegen aber die Abgangstemperatur eine niedrigere ist und umgekehrt. Man
                              									kann daher die Zugstärke zF im Fuchse ohne merkbaren Fehler für eine bestimmte Rostflächenbeanspruchung als nahezu unveränderlich
                              									annehmen.
                           Aus dem Gesagten und den Gleichungen 1) und 2) ergibt sich nun, dass sowohl die vom
                              									gewöhnlichen Zugmesser als auch die vom Differenzzugmesser angezeigten Werte im
                              									wesentlichsten von der Gasgeschwindigkeit v und, da
                              									diese selbst – bei gegebenem Zugquerschnitt – abhängig ist von der Gasmenge, von
                              									dieser beeinflusst wird. Dies geschieht in der Weise, dass der gewöhnliche Zugmesser
                              									um so kleinere Werte zeigt, je grösser die Gasmenge wird, während der
                              									Differenzzugmesser mit steigendem Gasvolumen in der Zeiteinheit auch höhere Angaben
                              									macht. In beiden Fällen kommt aber die Zusammensetzung der Gase so gut wie nicht zum
                              									Ausdruck, da zwar γ an sich betrachtet, einen gewissen
                              									Einfluss geltend machen würde, der aber dadurch wieder ganz oder teilweise
                              									aufgehoben wird, dass γ von der Temperatur abhängig
                              									ist.
                           Die Nutzanwendung der Zugmessapparate ist nun aus dem Vorstehenden unschwer
                              
                              									erkennbar. Wird z.B. bei einer periodisch beschickten
                              									Feuerung frischer Brennstoff aufgegeben, so wird die Zugstärke unmittelbar nach dem
                              									Schliessen der Feuertür auf einen bestimmten Wert eingestellt. Mit dem Abbrande des
                              									Brennstoffes wird die Brennschicht dünner und lockerer, also luftdurchlässiger. Dies
                              									hat zur Folge, dass eine grössere Luftmenge in die Verbrennung eintritt, diese also
                              									mit höherem Luftüberschuss erfolgt, und demgemäss auch ein grösseres Gasvolumen und
                              									damit auch eine grössere Gasgeschwindigkeit entsteht. Ist dies aber der Fall, so
                              									wird nach den Gleichungen 1) und 2) der Wert
                           \psi\,\frac{v^2}{2\,g}\cdot \gamma\cdot (1+k),
                           da v grösser wurde, alle anderen
                              									Grössen aber nahezu unverändert bleiben, offenbar grösser; dies hat zur Folge, dass
                              									gemäss Gleichung 2) die Angaben des gewöhnlichen Zugmessers kleiner, hingegen
                              
                              									diejenigen des Differenzzugmessers, entsprechend der Gleichung 1), grösser werden.
                              									Beide Apparate zeigen also, wenn auch in entgegengesetzter Weise das allmählich
                              									erfolgende Abbrennen des Brennstoffes an. Gleichzeitig lassen ihre Angaben auch
                              									erkennen – wenn der betreffende Wert vorher ein für allemal festgestellt war – wann
                              									der Brennstoff soweit abgebrannt ist, dass frisch aufgeworfen werden muss; dies ist
                              									der Fall, sobald die Angabe des gewöhnlichen Zugmessers einen tiefsten, die Angabe
                              									des Differenzzugmessers dagegen einen höchsten Wert erreicht hat.
                           Das Abnehmen der Zugstärke bezw. das Zunehmen der Differenzzuganzeige im Feuerraum
                              									wird nur ganz allmählich vor sich gehen, in dem gleichen Masse, wie der Brennstoff
                              									auf dem Roste abbrennt. Da bei gleichbleibender Zugstärke im Fuchs die für die
                              									Gewichtseinheit verbrannten Brennstoffes zutretende Luftmenge mit dünner und
                              									lockerer werdenden Brennschicht immer grösser wird, so müsste die Zugstärke vom
                              									Fuchs her, um diesen grösseren Luftüberschuss zu beseitigen bezw. zu beschränken, in
                              									dem gleichen Masse verringert werden, wie der Brennstoff abbrennt. Angaben, in
                              									welchem Masse die Zugverminderung stattfinden müsste, lassen sich allgemein nicht
                              									machen, da dies von der Art und Beschaffenheit des Brennstoffes abhängig ist und nur
                              									durch Versuch ermittelt j werden könnte. Sollte diese allmähliche Einschränkung der
                              									Zugkraft während des Abbrandes des Materials durch! den Heizer erfolgen, so würde
                              									dies für letzteren, da die Schieberverstellungen häufiger erfolgen müssten, eine
                              									ziemliche Belastung bedeuten und grösste Aufmerksamkeit erheischen. Durch zu starke
                              
                              									Beschränkung der Zugkraft kann sich obendrein ein grösserer
                                 										NachteilIndem der Luftzutritt
                                    											zu sehr beschränkt wird, wird die zutretende Luftmenge ungenügend, der
                                    											Druck, mit welchem die Luft an den Brennstoff tritt, wird zu klein; die
                                    											Folge davon ist ungenügendes Ausbrennen der Schlacke und Bildung
                                    											unverbrannter Gase. Beide Umstände haben aber Wärmeverluste im
                                    										Gefolge. ergeben, als der gewonnene Vorteil durch Verringerung des
                              									Gasvolumens beträgt. Daher ist es im allgemeinen vorteilhafter, von einer
                              									Veränderung der Zugkraft während des Brennstoffabbrandes bei periodisch bedienten
                              									Feuerungen abzusehen und nur darauf zu achten, dass bei einem bestimmten niedrigsten
                              									Werte des gewöhnlichen Zugmessers bezw. bei einem höchsten Werte des
                              									Differenzzugmessers der Rost frisch beschickt wird.
                           Wird der Rost nicht periodisch, sondern ununterbrochen beschickt, so stellen sich die
                              									Zugverhältnisse wesentlich einfacher. Da hier genau so viel Brennstoff zugeführt
                              									wird, wie abbrennt, so kann und soll die Zugkraft während des ganzen Betriebes –
                              									vorausgesetzt, dass dieser gleichmässig ist und die Stellung des Schiebers
                              									unverändert bleibt – konstant sein und zwar sowohl die gewöhnliche als auch die
                              									Differenzzugstärke. Dies folgt auch aus den Gleichungen 1) und 2), da für den in
                              									Rede stehenden Fall das in der Zeiteinheit entstehende Gasvolumen und damit auch die
                              									Gasgeschwindigkeit unverändert bleibt.
                           Ist die Feuerung – gleichviel, ob periodisch oder ununterbrochen beschickt – eine
                              									Zeit lang im Betriebe, so bedeckt sich der Rost allmählich mit
                              									Verbrennungsrückständen; damit wächst der Widerstand für die zum Brennstoffe
                              									tretende Verbrennungsluft; die Folge davon ist allmähliche Abnahme der letzteren,
                              									also auch der Gasmenge. Würde der Heizer, in Verkennung der Ursache für die Zunahme
                              									der vom gewöhnlichen Zugmesser angezeigten Zugstärke, diese durch Drosseln mittels
                              									des Rauchschiebers auf die normale bringen wollen, so würde die zutretende Luftmenge
                              									nur noch kleiner werden, gleichzeitig würde der Druck, mit welchem die Luft an den
                              									Brennstoff gelangte, ebenfalls zurückgehen, woraus unvollkommene Verbrennung folgen
                              									würde. Richtigere Anleitung würde in diesem Falle der Differenzzugmesser bieten.
                              									Seine Angaben wurden, wenn die zutretende Luftmenge infolge von sich ansammelnden
                              									Rückständen kleiner wurde, und damit die Gasmenge zurück ging, kleiner. Nun soll
                              									aber der Differenzzugmesser, solange die Rostleistung nicht verändert wird, einen
                              
                              									konstanten Wert aufweisen. Der Heizer ist daher durch die Angaben letztgenannten
                              									Apparates veranlasst, den Rauchschieber, wie es für diesen
                                 										Fall ganz richtig zu geschehen hat, weiter aufzuziehen, bis die normale
                              									Zugdifferenz angezeigt wird. Für diesen Fall scheint also der Differenzzugmesser dem
                              									gewöhnlichen Zugmesser überlegen zu sein. Diese Ueberlegenheit ist aber in
                              									Wirklichkeit nur dann vorhanden, wenn der Heizer beim Arbeiten mit dem einfachen
                              									Zugmesser die vorhergehenden Umstände nicht beachtete. Schliesslich würde noch
                              									festzustellen sein, wie sich die beiden Zugmessapparate bei kleinerer oder grösserer
                              									Rostbeanspruchung, als der normalen, verhalten.
                           Soll die Rostleistung abnehmen, so hat die Gasmenge kleiner zu werden. Dies
                              									geschieht, wenn bei etwas kleinerer Schichthöhe die Zugstärke zF im Fuchs verringert
                              									wird, denn damit wird auch die Zugstärke zR über dem Roste kleiner. Da gleichzeitig aber auch
                              									die Gasgeschwindigkeit abnimmt, so geht auch die Zugdifferenz zurück; man hat also
                              									auch mit etwas kleinerer Angabe des Differenzzugmessers zu arbeiten. Entgegengesetzt
                              									stellen sich die Verhältnisse für grössere Rostleistung. Hier ist der Rauchschieber
                              									weiter zu öffnen und mit etwas höherer Schichthöhe zu arbeiten. Die Zugangabe zR über dem Roste wird
                              									hierdurch ebenfalls etwas ansteigen und es ist demnach bei höherer Rostleistung mit
                              									etwas grösserer Zugstärke über dem Roste zu arbeiten. In gleicher Weise steigt auch,
                              									wenn das Gasvolumen sich vermehrt, die Gasgeschwindigkeit also zunimmt, die Angabe
                              									des Differenzzugmessers an, und es ist demnach bei Erhöhung der Rostleistung auch
                              									die Zugdifferenz zu vergrössern.
                           Die übrige Wirkungsweise der Apparate bleibt auch bei einer Aenderung der
                              									Rostleistung genau so, wie beschrieben. Je nach dem der Rost periodisch oder
                              									ununterbrochen beschickt wird, werden die Angaben von einer Beschickung bis zur
                              									anderen sich etwas verändern – die Angaben des gewöhnlichen Zugmessers werden
                              									kleiner, diejenigen des Differenzzugmessers grösser werden –, oder während des
                              									ganzen Betriebes konstant bleiben, abgesehen allerdings von dem Einfluss der sich
                              									allmählich auf dem Roste ansammelnden Verbrennungsrückstände.
                           Es ist nach dem Vorstehenden wohl möglich, bei einiger Aufmerksamkeit aus den Angaben
                              									beider Apparate einen Schluss auf die Vorgänge im Feuerraume zu ziehen und hieraus
                              									die Art der Verbrennung zu erkennen. Hierbei ist der Differenzzugmesser dem
                              
                              									gewöhnlichen Unterdruckmesser zwar insoweit überlegen, als er die verhältnismässige
                              									Grösse des in den Feuerzügen strömenden Gasvolumens sicherer erkennen lässt, als der
                              									Unterdruckmesser, dagegen gestattet er einen untrüglichen Schluss auf die
                              									Zusammensetzung der Gase ebenso wenig als dieser.
                           In einem besonderen Punkte ist sogar der gewöhnliche Zug- oder Unterdruckmesser dem
                              									Differenzzugmesser überlegen; dies ist der Fall, wenn die betreffende Feuerung mit
                              									veränderlicher Rostfläche ausgeführt ist und diese zwecks Veränderung der
                              									Rostleistung verstellt wird. Es ergibt sich dann nämlich, dass der Schieber,
                              									gleichviel ob die Rostgrösse verkleinert oder vergrössert wird, stets so
                              									einzustellen ist, dass über dem Roste die günstigste Zugstärke vorhanden ist, wobei allerdings auf möglichst gleiche
                              									Schichthöhe zu achten ist. Hierbei ist der Brennstoff stets dem gleichen Druck der
                              									Luft ausgesetzt und die Verbrennung muss daher stets gleich günstig erfolgen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)