| Titel: | Hebezeuge und Fördereinrichtungen auf der Weltausstellung in St. Louis 1904. | 
| Autor: | Georg v. Hanffstengel | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 130 | 
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                        Hebezeuge und Fördereinrichtungen auf der
                           								Weltausstellung in St. Louis
                           								1904.
                        Von Georg v. Hanffstengel,
                           								Chicago.
                        Hebezeuge und Fördereinrichtungen auf der Weltausstellung in St.
                           								Louis 1904.
                        
                     
                        
                           Wenn die vorjährige Weltausstellung auch mehr geboten hat, als man im Osten der
                              									Vereinigten Staaten und in Europa vielfach annahm, so ist doch zuzugeben, dass für
                              									technische Spezialstudien in St. Louis kein günstiges Feld war. Eine starke
                              
                              									Beteiligung der europäischen Industrie war von vornherein der Kosten wegen kaum zu
                              									erwarten, zumal die europäischen Maschinenfabrikanten bei den hohen Zöllen
                              									schwerlich darauf rechnen können, sich dauernd in den Vereinigten Staaten einen
                              									Markt zu schaffen. Aber auch auf amerikanischer hat man sich sehr zurückgehalten,
                              									und von einer einigermassen vollständigen Wiedergabe amerikanischer Leistungen
                              									konnte man nur auf wenigen Gebieten, wie z.B. Eisenbahnwesen, reden. Was Hebe- und
                              									Transportmaschinen anbelangt, so war nur ein geringer Bruchteil der amerikanischen
                              									Firmen vertreten, von denen manche überdies lediglich ihre alten, auch in Europa
                              									schon hinlänglich bekannten Konstruktionen ausstellten. Immerhin waren einige
                              									interessante Neuerungen da, die im nachfolgenden kurz beschrieben werden sollen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 129
                              Fig. 1. Dampfdrehkran von Brown.
                              
                           Die Brown Hoisting Machinery Co., Cleveland, Ohio,
                              									stellte mehrere Drehkrane, elektrische Laufkatzen, Handwinden und verschiedene
                              									kleine Hebezeuge aus. Ein Dampfdrehkran von 9 t Tragkraft mit Greifer für Erz ist in
                              										Fig. 1 und 2
                              									abgebildet. Das Untergestell des Kranes ist aus Profileisen genietet. Beide
                              									Laufachsen werden von der drehbaren Plattform aus angetrieben mittels einer
                              									innerhalb des Mittelzapfens nach unten geführten Welle, die durch Kegelräder und
                              									wagerechte Wellen auf die Laufachsen arbeitet. Der Kran kann mit Eisenbahnwagen
                              									gekuppelt und zum Verschieben benutzt werden. Auf dem Untergestell ruht ein
                              									Zahnkranz aus geschmiedetem Stahl, der gleichzeitig als Laufring für die konischen
                              									Drehrollen dient und daher oben schräg abgedreht ist. Dieser Ring ist nicht mit dem
                              									Untergestell verschraubt, sondern ruht lose auf einem abgedrehten, gusseisernen
                              									Bett, das ihn zentrisch führt, aber freie Drehung zulässt. Das in den Zahnkranz
                              									eingreifende Ritzel sucht, wenn mit der Maschine gekuppelt, den Ring zu drehen, da
                              									aber das ganze Gewicht des Kranes auf dem Ringe ruht, so wird er durch die Reibung
                              									festgehalten und statt dessen dreht sich der Kran, dessen Bewegungswiderstand
                              									geringer ist. Tritt indessen übermässiger Beschleunigungs- oder
                              									Verzögerungswiderstand auf, der grösser ist als die Reibung, so dreht sich der Ring
                              									und fängt auf diese Weise, wie eine gute Reibkupplung, alle Stösse auf, die den
                              									Zahnrädern gefährlich werden könnten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 129
                              Fig. 2. Dampfdrehkran von Brown.
                              
                           Kranplattform und Windengestell sind aus Gusseisen. Die Dampfzylinder sind aussen
                              									angebracht und haben senkrechte Achse. Diese Anordnung wird von der Firma damit
                              									begründet, dass sie weniger Schwingungen verursacht als die wagrechte Lage. Alle
                              									Bewegungen werden durch Reibkupplungen von der Kurbelwelle abgenommen, und zwar
                              									sind, obwohl die Maschine umkehrbar ist, für Drehen und Fahren Wendegetriebe
                              
                              									vorgesehen, so dass diese Bewegungen während des Hebens in beliebiger Richtung
                              									eingeleitet werden können. Der Kran hat, da er für Greifer gebraucht wird, zwei
                              									durch einfaches Vorgelege getriebene und mit Bandbremsen versehene Trommeln, beide
                              									durch Reibkupplungen an die Kurbelwelle angeschlossen. Eine weitere Trommel
                              									kleineren Durchmessers, die oben im Windengestell gelagert ist, dient dazu, den
                              									Ausleger einzuziehen und nachzulassen. Sie wird durch ein Schneckengetriebe mit
                              
                              									senkrechter Schneckenwelle bewegt. Von der Trommelachse führen Zugstangen nach dem hinteren
                              									Teil der Grundplatte und schützen den Windenrahmen vor Zugspannungen.
                           Ein senkrechter Feuerröhrenkessel steht auf dem hinteren Teil der Plattform.
                           Einige Hauptabmessungen für normale Brownsche Krane
                              									verschiedener Tragkraft gibt die folgende Tabelle:
                           
                              
                                 Tragfähigkeit bei kleinster Ausladung kg
                                 2700
                                 9000
                                 18000
                                 
                              
                                 Zylinderdurchmesser
                                 140
                                 228
                                 279
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 228
                                 178
                                 203
                                 
                              
                                 Umdrehungszahl der Kurbelwelle i. d. Minute
                                 266
                                 350
                                 225
                                 
                              
                                 Kesseldurchmesser
                                 915
                                 1370
                                 1470
                                 
                              
                                 Grösste Ausladung, normal
                                 5800
                                 8100
                                 6250
                                 
                              
                                 Kleinste        „             „
                                 3050
                                 3050
                                 3050
                                 
                              
                                 Gewicht des Kranes ohne Gegengewicht kg
                                 10000
                                 26000
                                 54000
                                 
                              
                                 Hubgeschwindigkeit für die grösste Last m/min
                                 41
                                 13
                                 7,6
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 130
                              Fig. 3. Greifer von Brown.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 130
                              Greifer von Brown.
                              
                           Eine Abbildung des Greifers gibt Fig. 3, während die
                              									schematischen Skizzen Fig. 4 und 4a die
                              									Arbeitsweise verdeutlichen. Abweichend von den üblichen deutschen Konstruktionen
                              									sind die beiden Schaufeln nicht durch Gelenkstangen, sondern durch feste Arme von
                              									beträchtlicher Länge verbunden. Diese Anordnung bedingt, dass die Drehpunkte der
                              									Schaufeln beim Oeffnen ausweichen können, und zwar sind dieselben hier in
                              									Gleitstücke verlegt, die sich am Gestell entlang verschieben. Wie aus Fig. 4a
                              									hervorgeht, lassen sich dadurch bei verhältnismässig kleinen Schaufeln fast
                              									unbeschränkte Greifwerte erzielen, die für die gute Wirkung wesentlich sind. Der
                              									Greifer füllt sich in weichem Erz sehr befriedigend, wie er sich in hartem,
                              									grosstückigem Material bewährt, habe ich noch nicht beobachten können.
                           Wie schon bemerkt, stellte die Firma Brown weiterhin
                              									mehrere elektrische Laufkatzen aus, teils mit, teils ohne angebautem Führerkorb.
                              									Letztere Konstruktion ist in Fig. 5 abgebildet. Der
                              									Hubmotor arbeitet mit zwei auf der entgegengesetzten liegenden, in der Figur
                              									unsichtbaren Vorgelegen auf ein Yale & Townesches
                              									Triebwerk (s. unten) mit Kettennuss, wodurch Raum- und Gewichtsersparnis sehr weit
                              									getrieben werden. Zum Senken dient eine Lastdruckbremse. Die Katze wird, wenn
                              									gewünscht, mit elektrischer Fahrvorrichtung versehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 130
                              Fig. 5. Elektrische Laufkatze von Brown.
                              
                           Die Yale & Towne Mjg. Co., New-York, führte direkt
                              									neben Brown eine grosse Sammlung von elektrischen und
                              									Handflaschenzügen vor. Den „Triplex“-Handflaschenzug geben Fig. 6 und 7 wieder.
                              									Das äussere Getriebe mit Innenverzahnung bildet einen Teil des feststehenden
                              									Gehäuses. Das innere, dazu konzentrische Ritzel wird durch ein Kettenhaspelrad
                              									angetrieben und arbeitet auf die in einem drehbaren ringförmigen Rahmen gelagerten
                              									beiden Zahnräder, auf deren Achsen wiederum je ein in das grosse Getriebe
                              									eingreifendes Ritzel sitzt. Die Drehung des inneren Ritzels wird also mit doppelter
                              									Uebersetzung auf den Ring und die mit ihm verkeilte Kettennuss übertragen. Zum
                              									Festhalten sowie zum Senken der Last dient, wie aus Fig. 6 ersichtlich, die
                              									übliche Lastdruckbremse mit Schraubengewinde und Sperrad.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 130
                              Elektrischer Flaschenzug von Yale & Towne.
                              
                           Bei dem elektrischen Flaschenzuge von Yale & Towne
                              										(Fig. 8) wirkt der Motor mittels schiefwinkliger
                              									Kegelräder auf eine Schnecke mit Schneckenrad, welches letztere auf derselben Achse
                              									mit den beiden symmetrisch angeordneten Trommeln sitzt. Der Motor wird durch eine
                              									senkrecht hängende Welle angelassen, die beim Einrücken gleichzeitig eine Bremse auf
                              									der Motorwelle löst. Beim Lastsenken tritt wieder eine Lastdruckbremse in
                              									Tätigkeit.
                           Die Ausstellung der Lidgerwood Mfg. Co., New-York,
                              									umfasste eine grössere Anzahl Winden für die verschiedensten Zwecke sowie Modelle
                              									mehrerer Seilbahnkransysteme. Die Gesellschaft ist eine der ersten Firmen im
                              									Windenbau, und die Ausstellung gab eine sehr vollständige Uebersicht über ihre
                              									Erzeugnisse. Bemerkenswerte Neuerungen waren indessen nicht vorhanden, und es darf
                              
                              									daher von einer Beschreibung abgesehen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 131
                              Fig. 8. Elektrischer Flaschenzug von Yale & Towne.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 131
                              Pressluftflaschenzug der Chicago Pneumatic Tool Co.
                              
                           Die Industriell Works, Bay City, Mich., stellten zwei
                              									Eisenbahndampfkrane, für 14 und für 90 t, aus. Ersterer Kran arbeitet mit
                              									Greifer. Beide sind den Brownschen Kranen sehr ähnlich,
                              									doch ist die Dampfmaschine liegend angeordnet. Die schwereren Krantypen der Firma
                              									und die für den Verschiebedienst bestimmten sog. Lokomotivkrane ruhen auf
                              									zweiachsigen Drehgestellen, welche die Last besser verteilen und das Durchfahren von
                              									Kurven erleichtern. Die Lokomotivkrane erhalten ferner beträchtlich stärkere
                              									Zylinder als die gewöhnlichen Drehkrane.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 131
                              Fig. 11. Pressluftflaschenzug der Chicago Pneumatic Tool Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 131
                              Fig. 12. Elektrische Laufkatze von Pawling & Harnischfeger.
                              
                           Die Chicago Pneumatic Tool Co., Chicago, stellte neben
                              									einer Reihe anderer Werkzeuge einen Pressluftflaschenzug nach Fig. 9–11a aus. Zum Antrieb dienen zwei schwingende
                              									Zylinder, die in ein öldichtes Gehäuse eingekapselt sind. Der Gehäusedeckel (Fig. 10)
                              									enthält die Luftzuführung und die Schieberspiegel. Von der Motorachse wird mit vier
                              									Stirnradvorgelegen die Trommel angetrieben, auf deren Achse noch eine lose drehbare
                              									Rolle gesetzt ist, so dass der Haken an drei Seilsträngen aufgehängt werden kann. In
                              									der Gesamtansicht (Fig. 11) erscheint links das
                              									Motorgehäuse mit dem Anlasshebel, rechts der Triebwerkskasten. Wie aus Fig. 1 la zu ersehen, ist die Motorwelle durch die
                              									hohle Trommelachse geführt und das ganze Triebwerk auf einen sehr engen Raum
                              									zusammengedrängt. Eine besondere Bremse wird nur in solchen Fällen eingebaut, wo die
                              									Last in genau derselben Höhe längere Zeit gehalten werden soll, und zwar besteht dieselbe
                              									aus zwei Scheiben, von denen die eine fest im Gehäuse liegt, während die andere mit
                              									der Motorwelle verkeilt ist und durch Pressluft gegen die erste gedrückt wird,
                              									sobald der Hebel in die Mittelstellung kommt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 132
                              Fig. 11a. Pressluftflaschenzug der Chicago Pneumatic Tool Co.
                              
                           Auch die Standard Railway Equipment Co., St. Louis,
                              									stellte einen Pressluftflaschenzug aus, dessen Details mir leider nicht zugänglich
                              									waren. Es werden hier drei auf einer gemeinsamen Scheibe fest montierte Zylinder
                              									benutzt, deren Kolbenstangen mit Hilfe von Hebeln und Exzentern die Scheibe in
                              									Umdrehung versetzen. Motor und Triebwerk sind in einem zylindrischen Gehäuse
                              									untergebracht.
                           Pawling & Harnischfeger, Milwaukee, Wis., stellten
                              									einen Laufkran und mehrere Motorlaufkatzen aus. Wiedergegeben sei nur die Zeichnung
                              									einer Zweimotorenlaufkatze mit Führerkorb (Fig. 12).
                              									Der Hubmotor treibt mit zwei Stirnradvorgelegen eine doppelte Seiltrommel an und der
                              									Fahrmotor arbeitet mit drei Vorgelegen auf die Laufräder. Letztere sind in
                              									Drehgestellen untergebracht, welche das Durchfahren enger Kurven ermöglichen. Wenn
                              									die Katze nur in geraden Strecken gebraucht werden soll, so wird jedes Drehgestell
                              									durch ein Paar einfache Laufräder mit festen Achsen ersetzt. Zum Festhalten der Last
                              									dient eine Magnetbremse, zum Ablassen die übliche Klemmscheibenbremse.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)