| Titel: | Die Bemessung der Auslassteuerung der Dampfmaschinen auf Grund der Ausströmungsgesetze. | 
| Autor: | W. Schüle | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 163 | 
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                        Die Bemessung der Auslassteuerung der
                           								Dampfmaschinen auf Grund der Ausströmungsgesetze.
                        Von W. Schüle,
                           								Breslau.
                        (Fortsetzung von S. 148 d. Bd.)
                        Die Bemessung der Auslassteuerung der Dampfmaschinen auf Grund der
                           								Ausströmungsgesetze.
                        
                     
                        
                           
                              Der Verlauf der Ausströmlinie während des Kolbenrückgangs auf grund der Gleichung 3).
                              
                           Wir gehen von dem Zustand im Totpunkt aus und nehmen an, dass der Ausströmkanal an
                              									dieser Stelle schon ganz geöffnet sei und bis + 90° KurbelwinkelMit + φ° werden
                                    											wir Winkel bezeichnen, die vom Ausströmungstotpunkt an gerechnet werden. ganz offen
                              									bleibe. Von da ab soll er sich bis + 120° Kurbelwinkel der Zeit (dem Winkel φ) proportional schliessen (Fig. 13). Bei Exzenterantrieb ist diese Proportionalität oft sehr
                              									angenähert verwirklicht. Der allgemeinere Fall, wo der Kanal im Totpunkt noch nicht
                              									ganz offen ist oder wo er überhaupt nur einen Augenblik lang offen bleibt, um
                              									sogleich die Schlussbewegung zu beginnen, lässt sich ebenso leicht behandeln, es
                              									treten jedoch bestimmte Beziehungen bei obiger Annahme schärfer hervor.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 163
                              Fig. 13.
                              
                           Mit 7 v. H. schädl. Raum wird also xo + so = 1,07. Ferner wählen wir k = 0,40 (vgl. die Werte am Schluss) als reichlichen Mittelwert. Dann
                              									erhalten wir nach Gleichung V)
                           
                              log\,\frac{p_i}{p_o}=-\frac{0,23}{u}\cdot (\varphi-\varphi_a)\cdot \frac{f_m}{F}
                              
                           für den Verlauf ohne Rücksicht auf die Kolbenbewegung, und
                              									nach Gleichung 3)
                           
                              
                              log\,\left(\frac{p'_i}{p_o}\cdot \frac{x+s_o}{x_o+s_o}\right)=-\frac{0,23}{u}\cdot (\varphi-\varphi_a)\cdot \frac{f'_m}{F}
                              
                           für den wahren Verlauf der Ausströmlinie.
                           Wir setzen ferner die hintere (äussere) Zylinderseite voraus, dann ergibt sich für
                              									\frac{r}{L}=\frac{1}{5} die reduzierte Oeffnungslinie f'. Die Werte
                              									\frac{f_m}{F} sind konstant und gleich 1, bis die Schlussbewegung beginnt. Von da ab
                              									sind sie f' durch einfache Rechnung zu ermitteln. Die
                              									Werte \frac{f'_m}{F} sind durch Planimetrieren bestimmt.
                           In Fig. 14 ist hiernach der Verlauf der Ausströmlinie
                              									für verschieden grosse Kontinuitätsgeschwindigkeiten u=\frac{O\cdot c_m}{F} eingezeichnet (u = 20 bis 100 m/sek.), sowohl ohne Rücksicht auf die Kolbenbewegung
                              									(gestrichelt), als auch der wirkliche Verlauf. Die Fortsetzung der Linien wird von
                              									den Kompressionslinien (Hyperbeln) gebildet, in die sie stetig übergehen.
                           Als Anfangsspannung ist 1 kg/qcm (= 25 mm) angenommen. Für jede andere Anfangsspannung lässt sich die Ausströmlinie aus
                              									der Figur ableiten, indem man die Ordinaten der entsprechenden Linie im Verhältnis
                              									der wirklichen Anfangsspannung zu derjenigen der Figur vergrössert oder
                              									verkleinert.
                           Folgende wichtige Beziehungen erkennt man aus Fig.
                                 									14.
                           Bei 20 m/sek.
                              									Kontinuitätsgeschwindigkeit ist der Einfluss der Kolbenbewegung längs der
                              									gezeichneten Strecke gering und der Druck sinkt selbst bei der hohen Anfangsspannung
                              									von 1 kg/qcm
                              									ziemlich schnell auf 1,7 pa.
                           Bei 30 m/sek. ist
                              									der Einfluss des Kolbens schon grösser und die Spannung sinkt überhaupt wesentlich
                              									langsamer.
                           Bei 60 m/sek. ist
                              									die Kolbenbewegung von sehr bedeutendem Einfluss und der Druck sinkt überhaupt nur wenig.
                           Bei 100 m/sek.
                              									sinkt der Druck fast gar nicht, sondern beginnt sogar kurz hinter dem Totpunkt zu
                              									steigen, und zwar etwa eben so rasch, wie er noch bei 60 m/sek. fiel.
                           
                           Es wird also hier, zum zweiten Male,Vergl.
                                    											Teil I, Fussbemerkung 7). die
                              									alte Regel bestätigt, dass die zulässigen Werte für u
                                 										zwischen 20 und 40 m/sek. liegen. Die Figur lässt erkennen, dass
                              									Geschwindigkeiten von 100 m/sek. völlig unmöglich sind, da auch bei kleiner
                              									Totpunktspannung der Druck durch den Einfluss des zurückgehenden Kolbens wieder
                              									steigt.
                           Es ist nun wohl zu beachten, dass das hier gewählte Beispiel den günstigsten Fall vorstellt. Sehr häufig lässt sich
                              									volle Kanalöffnung im Totpunkt nicht erreichen und ebensowenig ein so grosser
                              									Ueberhub, dass der Kanal so lange wie in Fig. 14
                              									voll geöffnet bleibt. Dann wird der Druck entsprechend langsamer sinken und die jeweils zulässigen Grenzwerte von u werden tiefer liegen müssen, d.h. wesentlich näher an
                              									20 m/sek. als an
                              									40 m/sek., was
                              									auch ganz in Uebereinstimmung mit der Erfahrung steht.
                           Bemerkenswert ist in Fig. 14 noch, dass der Beginn
                              									der eigentlichen Kompression in der Ausströmlinie selbst nicht zum Ausdruck kommt.
                              									Die Kompressionslinien erscheinen vielmehr auf eine beträchtliche Strecke nach
                              									rückwärts verlängert, und um so weiter, je grösser u
                              									ist. Man ersieht daraus, wie schwierig es ist, aus einem Dampfdiagramm zu entnehmen,
                              
                              									bei welchem Kolbenweg der Auslass gerade abschliesst. Der Ort des tiefsten Punktes lässt sich auch ohne Integration der
                              									grundlegenden Differentialgleichung aus dieser selbst ermitteln, wie 1 im nächsten
                              									Abschnitt gezeigt wird.
                           
                        
                           
                              Ueber die Höhe des Gegendrucks und die kritischen Werte der
                                 										Durchflussgeschwindigkeiten.
                              
                           Aus Fig. 14 erkennt man, dass bei gegebenen
                              									Verhältnissen der Maschine und bestimmter Spannung im toten Punkt der kleinste
                              									Gegendruck, selbst ohne jede Rücksicht auf etwaige zusätzliche Widerstände durch
                              									lange Ausströmleitungen, nicht unter ein gewisses Mass sinken kann. Ist dieser
                              									kleinste Wert noch grösser als die 1,5fache (genau 1,7 fache) Kondensatorspannung,
                              									so kann er aus Gleichung 3) berechnet werden, wenn erst die Stelle bekannt ist, wo er auftritt. Was eintritt, wenn der Druck schon vor dieser Stelle kleiner als 1,7 pa geworden ist (bei
                              									Auspuffmaschinen), wird im folgenden ebenfalls zu erörtern sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 164
                              Fig. 14.
                              
                           An der Stelle des kleinsten Gegendrucks ist die Ausstromlinie horizontal gerichtet,
                              									es ist daher d\,\left(\frac{p'_i}{p_o}\right)=0. Aus der allgemeinen, auch für das Niederdruckgebiet
                              									gültigen Differentialgleichung Gleichung 2) folgt nun, dass
                           d\,\left(\frac{p'_i}{p_o}\right)\,\overset{\leq}{>}\,0 ist, wenn
                           \psi\cdot \frac{133\,a\,\sqrt{x}}{\omega\cdot O\cdot H}\cdot f\cdot d\,\varphi+d\,(s_o+x)\,\overset{\leq}{>}\,0 ist.
                           Durch Division mit dφ = ω .
                                 										dt wird
                           \psi\cdot \frac{133,a\cdot \sqrt{x}}{O\cdot H}\cdot f\,\overset{\leq}{>}\,-\frac{d\,(s_o+x)}{d\,t}.
                           Da nun
                           
                              \frac{d\,(s_o+x)}{d\,t}=\frac{d\,x}{d\,t}=-\frac{c_x}{H}
                              
                                 
                                 x ist der relative
                                    											Kolben weg, daher ist \frac{d\,x}{d\,t} noch mit H
                                    											multipliziert zu denken, um cx zu erhalten. Das negative Zeichen muss
                                    											gewählt werden, weil sich der Kolben auf dem Rückweg befindet und daher
                                    											\frac{d\,x}{d\,t} negativ ist. In √x ist x die spezifische Dampfmenge.
                                 
                              
                           ist, worin cx die Kolbengeschwindigkeit beim Kolbenweg; x ist, so wird
                           \psi\cdot 133\,a\,\sqrt{x}\cdot \frac{f}{O}\,\overset{\leq}{>}\,c_x.
                           Bezeichnen wir mit vx
                              									die augenblickliche Durchflussgeschwindigkeit (nach dem Kontinuitätsgesetz), so
                              									ist
                           vx .
                              										f = cx . O,
                           womit unsere Bedingungsgleichung übergeht in
                           \psi\cdot 133\,a\,\sqrt{x}\,\overset{\leq}{>}\,v_x . . . . . 4)
                           Sobald also die Durchflussgeschwindigkeit diesen Wert überschreitet, fängt der Druck
                              									beim Kolbenrückgang an zu steigen. Verzeichnet man die vx als Ordinaten zu den Kolbenwegen als
                              									Abszissen (vergl. Taschenbuch „Hütte“), so kann man aus der
                              									Geschwindigkeitskurve die kritische Stelle (den Beginn der „scheinbaren
                                 										Kompression“) ermitteln, wenn man die Grösse ψ
                              									. 133 α√x kennt.
                           Für die hohen Druckverhältnisse (Kondensation) ist
                           \psi=\frac{1,92}{\sqrt{1+\zetea}},
                           daher
                           
                              \begin{array}{rcl}\psi\cdot 133\,a\,\sqrt{x}&=&256\cdot a\cdot \sqrt{\frac{x}{1+\zeta}}\\ &=&256\cdot k. \end{array}
                              
                           Die kritische Geschwindigkeit beträgt also
                           vkr =
                              									256 . k
                              									m/sek. . 5)
                           Mit k = 0,4 ist also
                           vkr =
                              									102,4 m/sek.,
                           mit k = 0,6
                           vkr =
                              									153,6 m/sek.
                           Hiernach sind in Fig. 14 die kritischen Stellen
                              									bestimmt worden; sie fallen mit den tiefsten Punkten der schon früher ermittelten
                              									Ausströmlinien zusammen.
                           Für die kleinen Druckverhältnisse \left(\frac{p_i}{p_a}\ <\mbox{ rd. 1,5 bis 1,7}\right), also für Auspuffmaschinen allgemein
                              									und für Kondensationsbetrieb, falls der Ausströmdruck unter 1,5 . pc sinkt, wird mit
                           
                              \psi=\frac{6,3}{\sqrt{1+\zeta}}\,\frac{p_a}{p_i}\,\sqrt{\frac{\frac{p_i}{p_a}-1}{\frac{p_i}{p_a}+1}}
                              
                           838\cdot k\cdot \frac{p_a}{p_i}\,\sqrt{\frac{\frac{p_i}{p_a}-1}{\frac{p_i}{p_a}+1}}\,\overset{\leq}{>}\,v_x,
                           
                           also
                           v_{gr}=838\,k\cdot \frac{p_a}{p_i}\,\sqrt{\frac{\frac{p_i}{p_a}-1}{\frac{p_i}{p_a}+1}} . . . 6)
                           Im Niederdruckgebiet gibt es also nicht, wie im
                              									Hochdruckgebiet, eine einzige, nur vom Ausflussfaktor
                              										k abhängige kritische Geschwindigkeit, sondern für
                              									jedes Verhältnis \frac{p_i}{p_a} ist der Wert ein anderer. Es ist für
                           
                              
                                 
                                    \frac{p_i}{p_a}=
                                    
                                 1,05
                                 1,1
                                 1,3
                                 1,5
                                 
                              
                                 vkr =
                                 124 . k
                                 166 k
                                 233 k
                                 249 k
                                 
                              
                           Bei \frac{p_i}{p_a}=1,5 ist der Unterschied vom Hochdruckgebiet noch gering, woraus man
                              									schliessen kann, dass, wenn nötig, das Hochdruckgebiet bis 1,5 pa herab (praktisch)
                              									ausgedehnt werden kann.
                           Mit k = 0,4 werden die Werte
                           vkr =
                              									∾ 50 66 93 100 m/sek.
                           Im Niederdruckgebiet hört also der Druck erst auf zu
                              									fallen, nachdem er so klein geworden ist, wie es die augenblicklich herrschende
                              									Durchflussgeschwindigkeit gemäss der Gleichung 6) erlaubt. Ist an einer
                              									bestimmten
                           Stelle mit dem Verhältnis \frac{p_i}{p_a} der Ausdruck
                           
                              838\,k\cdot \frac{p_a}{p_i}\,\sqrt{\frac{\frac{p_i}{p_a}-1}{\frac{p_i}{p_a}+1}}
                              
                           kleiner als die Durchflussgeschwindigkeit an dieser Stelle, so
                              									sinkt der Druck weiter.
                           Wir tragen nun, um einen Ueberblick zu gewinnen, für eine bestimmte Steuerung,
                              									Maschine IV, weiter hinten (Fig. 29), die Werte von
                              										vx als Ordinaten zu
                              									den Kolbenwegen als Abszissen auf. Zur Bestimmung von vx zeichnet man am besten, falls die
                              									Untersuchung öfter oder für verschiedene Verhältnisse anzustellen ist, die
                              									Geschwindigkeitskurven des Kurbelgetriebes ein- für allemal auf \left(\frac{r}{L}=\frac{1}{5}\right) und kann
                              									dann leicht v_x=\frac{O}{f} berechnen.
                           Nun bestimmen wir aus Gleichung 6) die zu vx gehörigen (kritischen) Werte von \frac{p_i}{p_a}. Nach
                              									\frac{p_i}{p_a} ist diese Gleichung vom dritten Grad, weshalb es bequemer ist, eine Kurve
                              										(Fig. 35) zu entwerfen, deren Abszissen
                              
                              									\frac{p_i}{p_a}, deren Ordinaten gleich
                           
                              \frac{p_a}{p_i}\,\sqrt{\frac{\frac{p_i}{p_a}-1}{\frac{p_i}{p_a}+1}}
                              
                           sind. Diese Kurve kann benutzt werden, um den zu
                           
                              \frac{v_x}{838\,k}=\frac{p_a}{p_i}\,\sqrt{\frac{\frac{p_i}{p_a}-1}{\frac{p_i}{p_a}+1}}
                              
                                 
                                 Genauere Resultate kann man durch Anlegen einer Tabelle erzielen, in der für
                                    											kleine Intervalle von \frac{p_i}{p_a} die zugehörigen Werte
                                 
                                    \frac{p_a}{p_i}\,\sqrt{\frac{\frac{p_i}{p_a}-1}{\frac{p_i}{p_a}+1}}
                                    
                                 eingetragen sind. – Mit u
                                    											steht vx in dem
                                    											Zusammenhang
                                 
                                    v_x=\frac{2\,\pi}{2}\,\frac{F}{f}\cdot sin\,\varphi\,\left(1-\frac{r}{L}\,cos\,\varphi\right)
                                    
                                 
                              
                           gehörigen Wert von \frac{p_i}{p_a} unmittelbar abzugreifen.
                           In Fig. 15 sind nun die so erhaltenen Werte von Pi für Pa = 1 als
                              									Ordinaten zu den Kolbenwegen als Abszissen eingetragen, und zwar für verschiedene
                              									Grösse von u, wodurch die (schraffierten)
                              									Grenzkurven entstanden;Bei \frac{p_i}{p_a}=1,7 gehen
                                    											dieselben in eine vertikale Gerade über. diese gelten also für
                              									die gleiche Steuerung, jedoch für verschiedene Werte von u. In derselben Figur sind einige Diagrammlinien von den Dampfdiagrammen
                              									der Maschine IV hinten eingetragen. Man erkennt, dass die Grenzkurven die
                              									Diagrammlinien in der Nähe ihrer tiefsten Punkte treffen, womit die Richtigkeit der
                              									Gleichung 6) erwiesen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 165
                              Fig. 15.
                              
                           Zu einer Maschine mit konstanter Geschwindigkeit gehört eine ganz bestimmte Grenzlinie. Aus dieser lässt sich, wenn der Verlauf
                              									der Ausströmlinie in der Nähe des Totpunktes bekannt ist (Gleichung 3) genau für das
                              									Hochdruckgebiet, Gleichung 1) genähert für das Niederdruckgebiet) entnehmen, wie
                              									tief der Druck höchstens sinken wird, indem man den Schnittpunkt der Ausströmlinie
                              									mit der Grenzlinie aufsucht. Man kann auch ermessen, um wie viel der Gegendruck ansteigt, wenn die Diagrammlinie infolge grösserer
                              									Anfangsspannung höher rückt. – Der Einfluss von u ist
                              									sehr bedeutend. Bei u = 40 m/sek., k =
                              									0,4 sind, wie sich aus Fig. 15 abschätzen lässt,
                              									auch bei kleinen Spannungen im Totpunkt erhebliche Werte des kleinsten Gegendrucks
                              									zu erwarten.Die Diagrammlinien der Fig. 15 liegen wegen der erschwerten Ausströmung (k = 0,25!) höher als gewöhnlich. In normalen
                                    											Fällen ist höchstens k = ∾ 0,4. Die
                                    											Diagrammlinie für u = 20 m/sek.
                                    											entspricht für k = 0,4 einer
                                    											Kontinuitätsgeschwindigkeit von 20\cdot \frac{0,4}{0,25}=32 m/Sek.. Die
                              									Steuerungsverhältnisse sind jedoch besonders ungünstige, sehr hohe Kompression und frühzeitiger Beginn der
                              									Schlussbewegung.
                           
                           Für Kondensationsmaschinen sind diese Betrachtungen von geringerer Bedeutung, da
                              									man die Ausströmlinie in den meisten Fällen ihrem ganzen Verlauf nach gemäss
                              									Gleichung 3) berechnen kann, woraus sich ganz von selbst auch die Grösse und der Ort
                              									des kleinsten Gegendruckes ergibt. Für Auspuffmaschinen ist dies anders, da nur der
                              									Druckabfall ohne Rücksicht auf die Kolbenbewegung nach Gleichung 1) berechnet werden
                              									kann. Die Gleichung 2) lässt sich eben für das Niederdruckgebiet nicht integrieren.
                              									In diesem Fall kann die „Grenzkurve“ wertvolle Anhaltspunkte bieten.
                           
                        
                           
                              Vergleich der entwickelten Formeln mit Diagrammen von
                                 										Dampfmaschinen und Ableitung der Ausflusskoeffizienten für die verschiedenen
                                 										Bauarten aus Versuchen.
                              
                           Die im Vorangehenden aufgestellte Theorie der Dampfausströmung aus Dampfzylindern
                              									bedarf wie jede der Prüfung durch Vergleich mit wirklichen Verhältnissen. Wenn auch
                              									die allgemeine Uebereinstimmung kaum eine Frage ist, da
                              									sie sich auf Grund der bekannten Erfahrungen an den Dampfmaschinen von selbst
                              									ergibt, so kommt es doch hier ganz besonders auf den Grad der Uebereinstimmung an, da aus blossen groben Annäherungen oder aus
                              									idealen Verhältnissen nicht allzuviel Nutzen zu ziehen wäre. Es ist ferner zu
                              									bedenken, dass keine oder nur unzureichende Versuche vorliegen, aus denen die
                              									Durchgangswiderstände von Wasserdampf durch
                              									Rohrventile, Flachschieber, Kolbenschieber und Drehschieber, durch mehr oder weniger
                              									gewundene oder scharf gekrümmte Kanäle, durch Kanäle, die an verschiedenen Stellen
                              									des Ausflussgefässes, in verschiedenen Richtungen ansetzen, zu entnehmen wäre.Dies gilt auch von den Versuchen von Gutermuth, die im wesentlichen „einfache
                                       												Mündungen“ oder „kurze Ansatzröhren“ betreffen.
                              									Für Wasser im flüssigen Zustand besteht allerdings eine ganze Reihe hydraulischer
                              									Versuche, insbesondere von Weisbach; aber die
                              									Uebertragung der Ergebnisse auf Wasserdampf dürfte erheblichen Einwänden begegnen,
                              									weshalb an dieser Stelle ganz darauf verzichtet wird. Am sichersten ist es, die
                              									Dampfmaschine selbst zu benutzen und die Koeffizienten auf Grund der obigen Formeln
                              
                              									aus den Dampfdiagrammen abzuleiten. Hierzu soll das Folgende einen Beitrag liefern. Die gleich einfache Anwendbarkeit der
                              									Formeln auf die allerverschiedensten Antriebsverhältnisse und Auslassorgane werden
                              									die folgenden Beispiele zeigen und ihre Richtigkeit
                              									wird erwiesen sein, wenn für den Durchflussfaktor k an
                              
                              									verschiedenen Stellen der wirklichen Ausströmlinien und aus Versuchen an der
                              									gleichen Maschine unter veränderten Verhältnissen sich gleiche Werte ergeben. Sind
                              									endlich solche Werte in genügender Zahl und aus zuverlässigen Versuchen ermittelt,
                              									so wird die Wirkung einer bestimmten Auslassteuerung auf Grund der entwickelten
                              									Beziehungen mit hinreichender Sicherheit vorausbestimmt werden können. Letzteres war
                              									das von Anfang an vom Verfasser angestrebte Ziel.
                           Die Grössen, die zur Bestimmung des Ausflusskoeffizienten aus dem Druckverlauf
                              									bei der Ausströmung bekannt sein müssen, finden sich im I. Teil zusammengestellt. Da
                              									es sich also um sehr eingehende Versuche und dabei um die verschiedensten
                              									Steuerungsorgane handelt, so ist klar, dass von dem Verfasser, dem auch zu diesem
                              									Zwecke die Gelegenheit fehlt, nicht alle erforderlichen Versuche selbst angestellt
                              									werden konnten. Ausser einigen eigenen Versuchen an Ventilmaschinen mussten daher
                              									solche Versuche aus der Literatur herangezogen werden, die sich für den vorliegenden
                              									Zweck als geeignet erwiesen. Die im folgenden behandelten Versuche sind:
                           
                              I. Versuche an einer Wolffschen
                                 										Verbund-Lokomobile von 60 bis 70 PS mit Kondensation. „Zeitschr. d. Ver.
                                    											deutsch. Ing.“, 1888 (S. 772 und Tafel XXIX). Steuerung am
                                 										Niederdruckzylinder: Flachschieber mit Trickschem
                                 										Einströmkanal.
                              II. Versuche an einer Einzylinder-Corliss-Maschine von R. Dörfel.
                                 										„Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing.“, 1889 (S. 1065 und Tafel XXXIX).
                                 										Auslassteuerung mit Drehschieber, Antrieb derselben durch Exzenter und
                                 										Kulisse. Versuche mit Mantelheizung, ohne Mantelheizung, mit
                                 										Wassereinspritzung in die Dampfleitung. – Zwei verschieden grosse
                                 										Kompressionsgrade.
                              III. Versuch an einer Einzylinderkondensationsmaschine mit Sulzer-Ventilsteuerung. Auslassventile durch
                                 										unrunde Scheiben gesteuert, a) mit Nassdampf, b) mit überhitztem Dampf; mit
                                 										gewöhnlichen Dampfdiagrammen und Falldiagrammen. – (Vom Verfasser.)
                              IV. Versuche von L. C. Wolff an
                                 										einer kleinen Auspuffmaschine mit Muschelschiebersteuerung. „Zeitschr. d.
                                    											Ver. deutsch. Ing.“, 1901, S. 1772 unter dem Titel: „Zur Genauigkeit
                                    											der Indikatordiagramme.“ – Tourenzahlen von 150 bis 1000 i. d.
                                 										Min.
                              V. Versuch an einer Einzylinder-Auspuffmaschine mit Sulzersteuerung. Antrieb der Auslassventile durch
                                 										unrunde Scheiben. – (Vom Verfasser.)
                              
                           In diesen Beispielen sind somit die wichtigsten Antriebsarten (reiner Exzenterantrieb
                              									bei I und IV, durch Kulisse abgeänderter Exzenterantrieb bei II, unrunde Scheibe bei
                              									III und V) und auch die verschiedensten Auslassorgane (Flachschieber bei I und IV,
                              									Ventile bei III und V, Hahnschieber bei II; dagegen kein Kolbenschieber) vertreten.
                           Es ist klar, dass die vervielfältigten Diagramme auch im besten Falle nicht so genau
                              									sein können wie Originaldiagramme. Dies erwies sich jedoch als kein unbedingter
                              									Hinderungsgrund; es war in allen folgenden Fällen dank der guten Uebertragung
                              									hinreichende Uebereinstimmung zu erzielen. Die Steuerung war in Hinsicht ihrer
                              									Abmessungen nur in den Fällen II und IV ziemlich vollständig gegeben. In den anderen
                              									Fällen mussten die Dampfdiagramme teilweise herangezogen werden, um fehlende Grössen
                              									zu ergänzen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)