| Titel: | Die Bemessung der Auslassteuerung der Dampfmaschinen auf Grund der Ausströmungsgesetze. | 
| Autor: | W. Schüle | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 177 | 
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                        Die Bemessung der Auslassteuerung der
                           								Dampfmaschinen auf Grund der Ausströmungsgesetze.
                        Von W. Schüle,
                           								Breslau.
                        (Fortsetzung von S. 166 d. Bd.)
                        Die Bemessung der Auslassteuerung der Dampfmaschinen auf Grund der
                           								Ausströmungsgesetze.
                        
                     
                        
                           
                              Die Versuche.
                              
                           
                              Maschine I.
                              
                           Niederdruckseite einer Verbundlokomobile. D = 540 mm
                              									Zyl.-Durchm., H= 440 Hub, n = 100,4 Umdr., Kolbenstange vorn 55, hinten 40 Durchm. Kanalweite 25 mm,
                              									Breite 365 mm (aus der masstäbl. Zeichnung gemessen).
                           Für die hintere folgt daraus mit
                           c_m=\frac{0,44\cdot 100,4}{30}=1,473 m/sek.,
                           O = 2290,2 – 12,6 = 2277,6 qcm,
                           F = 2,5. 36,5 = 91,3 qcm Kanalquerschnitt der Wert der
                              									Kontinuitätsgeschwindigkeit
                           u=\frac{2277,6\cdot 1,473}{91,3}=36,7 m/sek.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 177
                              Fig. 16.
                              
                           Die Steuerungsmasse wurden mit Hilfe der masstäblichen
                              									Zeichnung und der Dampfdiagramme beider Zylinderseiten nach Möglichkeit genau ermittelt. Schieber- und Dampfdiagramme Fig. 16. Daraus ergab sich die Eröffnungskurve Fig. 17, aus der die reduzierte Kurve abgeleitet ist
                              									für
                           x0+ so = 1 + 0,07 – 0,14
                              									= 0,93.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 177
                              Fig. 17. Maschine I.
                              
                           Nach Gleichung V) ist nun
                           
                              log\,\left(\frac{p'_i}{p_o}\cdot \frac{x+s_o}{x_o+s_o}\right)=-\frac{0,617\,k}{u\cdot (x_o+s_o)}\cdot \frac{f'_m}{F}\cdot
                                 (\varphi-\varphi_a),
                              
                           daher:
                           \begin{array}{rcl}k &=& -\frac{u\cdot (x_o+s_o)}{0,617\cdot \frac{f'_m}{F}\cdot (\varphi-\varphi_a)}\cdot  log\,\left(\frac{p'_i}{p_o}\cdot
                                 \frac{x+s_o}{x_o+s_o}\right)\\ &=& -\frac{55,4}{\frac{f'_m}{F}\cdot (\varphi-\varphi_a)}\cdot \mbox{log}\,\left(\frac{p_i'}{p_o}\cdot
                                 \frac{x+s_o}{x_o+s_o}\right). \end{array}.
                           Aus dem Dampfdiagramm Fig. 17 ergibt sich für
                           
                              
                                 φ = 131° (Vorausstr.)
                                 164°
                                 + 40°
                                 + 70°
                                 
                              
                                 pi = 18,6 =
                                    												(po)
                                 12,7
                                 5,8
                                   4,8 mm
                                 
                              
                                 x + so = 0,93
                                    											= (xo + so)
                                 1,055
                                 0,97
                                 0,785.
                                 
                              
                           Die f'-Linie der Fig. 8
                              
                              									ergibt ferner die Werte
                           
                              
                                 
                                    \frac{f'_m}{F}=0,472
                                    
                                 0,725
                                 0,811 für
                                 
                              
                                 φ – φa=
                                    											33°
                                 89° (+ 40°)
                                 119° (+70°).
                                 
                              
                           Für die drei Punkte folgen daraus nacheinander die Werte
                           k = 0,394
                           k = 0,415
                           k = 0,379,
                           also im Mittel k = 0,39. Mit
                              									Rücksicht auf die nicht völlig scharfen Unterlagen ist dies eine gute
                              									Uebereinstimmung. Fehler von 0,1 bis 0,2 mm bei der Ablesung der Drucke aus dem
                              									Dampfdiagramm beeinflussen k in der zweiten Dezimale
                              									schon empfindlich.
                           Es ist auch, und dies gilt ebenso für das Folgende, zu beachten, dass der
                              									Federmasstab der Indikatoren u. U. erheblichen Abweichungen von dem Nennwert
                              									unterliegt, was die Festlegung der absoluten Nullinie erschwert. Um diese richtig zu
                              									erhalten, müsste ferner der Barometerstand während der Versuche bekannt sein.
                              									Beträgt dieser z.B. 760 mm, so liegt bei einem Federmasstab von 10 mm/kg die absolute
                              									Nullinie um 10 . 1,033 = 10,33 mm unter der atmosphärischen Linie. Man begeht daher
                              									einen Fehler von 0,33 mm, wenn man den Abstand der beiden Linien mit 10 mm
                              									einträgt.
                           Um aus dem Ausflussfaktor k den Ausströmkoeffizienten
                              										u zu erhalten, muss die Feuchtigkeit des Dampfes zu
                              									Beginn der Ausströmung bekannt sein.
                           Der stündliche Speisewasserverbrauch betrug 580 kg. Bei jeder Füllung gelangt daher
                              									in den Zylinder
                           
                              \frac{580}{60\cdot 200,8}=0,0482\mbox{ kg}
                              
                           Dampf.
                           Am Ende der Expansion beträgt nach dem Diagramm der Dampfdruck 0,72 kg/qcm abs. Dies
                              									ergibt einen Inhalt des Zylinders von
                           0,93 . O . H . 0,427 = 0,0397 kg
                           trockenem Dampf.
                           Da der schädliche Raum
                           0,07 . OH . 0,582 = 0,0041 kg
                           Dampf enthält, so ist der Gesamtinhalt an nassem Dampf
                           0,0482 + 0,0041 = 0,0523 kg.
                           Die spezifische Dampfmenge ist also
                           
                              x=\frac{0,0397}{0,0523}=0,76
                              
                           am Ende der Expansion.
                           Daher ist
                           
                              \mu=\frac{0,39}{\sqrt{0,76}}=\underline{0,446}.
                              
                           
                              Maschine II.
                              
                           Zylinderdurchm. D = 554 mm, Hub H = 1250 mm, n = 54 bis 58 Umdr.,
                              									Kolbenstange vorn d = 100 mm. Kanalweite 45 mm,
                              									Kanalbreite 520 mm. (Bei grosser Kompression Verengung der Kanalweite auf 0,73 . 45
                              									= 32,9 mm.) Die Kompressionswege sind bei beiden Kompressionsgraden vorn und hinten
                              									an der Maschine selbst während der Versuche bestimmt worden. Anderseits wurden von
                              									mir aus der masstäblichen Zeichnung der Auslassteuerung die Wegdiagramme Fig. 18 abgeleitet, die gute Uebereinstimmung der
                              									Kompressionswinkel mit den gemessenen Werten der Kompressionswege ergeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 178
                              Fig. 18.
                              
                           Daraus ist zu schliessen, dass auch die Vorausströmungswinkel
                              									durch dieses Diagramm richtig wiedergegeben werden und dass auch die daraus
                              									entnommenen Eröffnungsdiagramme Fig. 19 und 20 hinreichend genau sind. Die Dichtheit der
                              									Einlasschieber (und der Auslassschieber) wurde geprüft; die Feuchtigkeit des
                              									Zylinderdampfes kann aus den ausführlichen Tabellen leicht abgeleitet werden. Alle
                              									diese Umstände machen diese bekannten und ausgezeichneten Versuche auch für den
                              									vorliegenden Zweck besonders geeignet. –
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 178
                              Fig. 19.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 178
                              Fig. 20.
                              
                           Es folgt nun aus den Angaben mit c_m=\frac{1,25\cdot 58}{30}
                           und O = 2410,5 – 78,5 = 2332 qcm
                              									(vorn)
                           für grosse Kompression
                           
                              u_{\mbox{gr.}}=\frac{2332\cdot 2,42}{4,5\cdot 0,73\cdot 52}=33,2\mbox{ m/sek.,}
                              
                           für kleine Kompression
                           ukl =
                              									33,2 . 0,73 = 24,1 m/sek.
                           Für grosse Kompression ist die Vorausströmung 17 v. H. (134°
                              									51'). für kleine Kompression 14 v. H. (139° 42').
                           Mit 3,5 v. H. schädlichen Raum ist also
                           für grosse Kompression
                           xo +
                              										so = 1 + 0,035 –
                              									0,17 = 0,865,
                           für kleine Kompression
                           xo+ so = 1 + 0,035 – 0,14
                              									= 0,895.
                           Daraus folgt nun, wie unter I,
                           für grosse Kompression
                           
                              k=-\frac{46,6}{\frac{f'_m}{F}\cdot (\varphi-\varphi_a)}\cdot log\,\left(\frac{p'_i}{p_o}\cdot \frac{x+0,035}{0,865}\right)
                              
                           für kleine Kompression
                           
                              k=-\frac{34,95}{\frac{f'_m}{F}\cdot (\varphi-\varphi_a)}\cdot log\,\left(\frac{p'_i}{p_o}\cdot \frac{x+0,035}{0,895}\right)
                              
                           
                        
                           
                              Mit Mantelheizung, grosser Kompression,
                                 										Wassereinspritzung.
                              
                           Fig. 21 (a. a. O.,
                              									Diagr. 12).
                           Das Diagramm ergibt (Fig. 21)
                           
                              
                                 
                                 po = 11,5
                                    											mm
                                 pi' = 5,3
                                 2,0
                                 1,75 mm
                                 
                              
                                 bei
                                 134° 51' (VA)
                                 0°
                                 +45°,15
                                 +70°
                                 
                              
                                 
                                     ϕ + ϕo
                                    											=
                                 45°,15
                                 90°,30
                                 115°,15
                                 
                              
                                 
                                     x + so =
                                 1,035
                                 0,865
                                 0,660.
                                 
                              
                                 Damit
                                 wird k =
                                 0,596
                                 0,606
                                 0,594.
                                 
                              
                           Im Mittel ist also k = 0,598.
                           Die Uebereinstimmung der Werte von k für die sehr weit
                              									auseinander liegenden Punkte ist gut.
                           
                           Die Dampfnässe bestimmt sich aus folgenden Tabellenwerten (a. a. O., No.
                              									31).
                           
                              
                                 Dampf in den Zylinder gelangt (Spalte 18)
                                 8,758
                                 kg/PS/St.
                                 
                              
                                 Inhalt des schädlichen Raumes (   „      21)
                                 0,966
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gesamtinhalt
                                 9,724
                                 kg.
                                 
                              
                                 Durch die Diagramme nachgewiesen bei   80 v. H.
                                    											Kolbenweg (Spalte 20)
                                 7,688
                                 kg.
                                 
                              
                           Daraus folgt die spezifische Dampfmenge am Ende der Expansion
                           x=\frac{7,688}{9,724}=0,790, daher √x= 0,89.
                           Hiermit wird der Ausflusskoeffizient:
                           \mu=\frac{0,598}{0,89}=0,67.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 179
                              
                           
                        
                           
                              Mit Mantelheizung und grosser Kompression.
                              
                           Fig. 22 (a. a. O.,
                              									Diagr. 1).
                           Für dieselben Stellen ergibt das Diagramm
                           
                              
                                 
                                    p
                                    o
                                    
                                 = 9,0 mm,
                                 pi =
                                    											4,2
                                 1,8
                                 1,65 mm,
                                 
                              
                                 und hiermit
                                 
                                 k = 0,573
                                 0,573
                                 0,545.
                                 
                              
                           Wir setzen k = 0,57.
                           Die spezifische Dampf menge ist nach Tab. 12
                           x=\frac{6,899}{9,091}=0,758,
                           √x = 0,870,
                           daher
                           
                              \mu=\frac{0,57}{0,87}=0,66
                              
                           
                        
                           
                              Ohne Mantelheizung und mit grosser Kompression.
                              
                           Fig. 23 (a.
                              									a. O., Diagr. 8).
                           Mit po = 10,2 mm, pi' = 2,0 für + 45°, 15, pi' = 1,7 für + 70° wird k = 0,567 bezw. 0,566.
                           x ermittelt sich aus No. 20 zu 0,720, aus No. 19 zu
                              									0,730.
                           Mit x = 0,725, √x = 0,855
                              									wird also
                           
                              
                              \mu=\frac{0,567}{0,855}=0,66.
                              
                           
                        
                           
                              Ohne Mantelheizung und mit kleiner Kompression.
                              
                           Fig. 24 (a. a. O.
                              									Diagr. 11).
                           Mit po = 8,9 mm und pi' = 1,75 mm bei + 45° ermittelt sich k = 0,53. Aus No. 29 (Tabelle) wird x = 0,66; also mit √x =
                              									0,813
                           
                              \mu=\frac{0,53}{0,813}=0,65.
                              
                           
                        
                           
                              Mit Mantelheizung und mit kleiner Kompression.
                              
                           Fig. 25 (a. a. O.
                              									Diagr. 10).
                           Mit po = 8,8 mm und pi' = 1,55 mm bei + 45° wird mit \frac{f'_m}{F}=0,562 und x = 0,728 (Tab., 22)
                           k = 0,561 und
                           
                              μ = 0,66.
                              
                           Wir erhielten also in diesen fünf verschiedenen Fällen
                              									den Wert des Ausströmungskoeffizienten nacheinander zu 0,67, 0,66, 0,66, 0,65, 0,66.
                              									Die Uebereinstimmung lässt nichts zu wünschen übrig. Wir können
                           μ = 0,66
                           als Durchschnittswert setzen.
                           
                              Maschine III (Ventilmaschine).
                              
                           Abmessungen: D = 505 mm Zylinderdurchmesser, H = 1010 mm Hub, n = 64
                              									Umdreh., d = 75 mm durchgeh. Kolbenstange.
                           Nockenhöhe der unrunden Scheibe 22 mm, innerer
                              									Nockenkreis 160 mm Durchm., Hebelrolle ∾ 100 mm Durchm.
                           Ventildurchmesser 170 mm.
                           Die Abmessungen sind zum Teil gemessen, zum Teil entstammen sie Angaben des Besitzers
                              									der Maschine.
                           Die Kolbengeschwindigkeit ist
                           c_m=\frac{1,01\cdot 64}{30}=2,15 m/sek.,
                           die Kolbenfläche O = 1959 qcm.
                              									Der Ventilquerschnitt kann zu 168 qcm geschätzt werden (vgl. Hader; Steuerungen). Damit ergibt sich
                           \mu=\frac{1959\cdot 2,15}{168}=25 m/sek.
                           Der erforderliche Ventilhub beträgt 16 mm, so dass der Ueberhub (falls kein Spielraum
                              									vorhanden ist) 6 mm ist.
                           Der Kolbenweg beim Ausströmungsbeginn konnte an der Maschine selbst nicht gemessen
                              									werden. Aus den Diagrammen ergab sich als wahrscheinlicher Wert (hinten) xo = 0,89 (43° vor dem
                              									Totpunkt). Mit so =
                              									0,055 ist also xo
                              									+ so = 0,89 + 0,055 –
                              									0,945.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 179
                              Fig. 26.
                              
                           Mit diesen Werten wird
                           k=-\frac{38,2}{\frac{f'_m}{F}\cdot (\varphi-\varphi_a)}\cdot log\,\left(\frac{p'_i}{p_o}\cdot \frac{x+0,055}{0,945}\right).
                           
                           Aus dem reduzierten Erhebungsdiagramm Fig. 26
                              									folgt
                           
                              
                                 für
                                 0°
                                 + 30°
                                 + 60°
                                 
                              
                                 
                                    \frac{f'_m}{F}=
                                    
                                 0,518
                                 0,669
                                 0,768
                                 
                              
                           
                        
                           
                              Versuch mit Nassdampf.
                              
                           Fig. 27 ergibt
                           po =
                              									11,65 mm, pi' = 3,75 bei + 30°, pi' = 2,35
                                                                                               bei + 60°.
                           Der Federmasstab des (Crosby-)
                              									Indikators war 5 mm/kg.
                           Bei einem Barometerstand von 755 mm QS liegt also die
                              									absolute Nullinie um 5\,\times\,\frac{755}{735,5}=5\cdot 1,027=5,14 mm unter der atmosphärischen Linie.
                           Es ergibt sich
                           k = 0,364 und 0,360.
                           Wir setzen
                           k = 0,36.
                           Nach Hrabák ermittelt sich x
                                 										= 0,74, √x = 0,86,
                           womit
                           
                              \mu=\frac{0,36}{0,86}=0,42
                              
                           wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 180
                              Fig. 27.
                              
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)