| Titel: | Der elektrische Kohlelichtbogen im Vakuum. | 
| Autor: | A. Hoerburger | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 182 | 
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                        Der elektrische Kohlelichtbogen im
                           								Vakuum.
                        Ein Beitrag zur Kenntnis des
                           								Lichtbogens.
                        Von Dr. A. Hoerburger, Ingenieur,
                           									Berlin.
                        Der elektrische Kohlelichtbogen im Vakuum.
                        
                     
                        
                           Die glänzende Erscheinung des elektrischen Lichtbogens hat von jeher die
                              									Aufmerksamkeit der Physiker auf sich gelenkt und wurde daher gern zum Gegenstande
                              									zahlreicher Untersuchungen oder kühner Spekulationen gemacht. Verfolgt man die
                              									Geschichte des elektrischen Lichtbogens, so findet man, dass schon bei den
                              									allerersten einschlägigen Experimenten versucht wurde, die betreffenden
                              									Erscheinungen auch im luftverdünnten Raume darzustellen und so vielleicht der
                              									Erklärung näher zu bringen.
                           Bald nachdem Volta im Jahre 1800 die nach ihm benannte elektrische Säule
                              									erfunden hatte, wurde von einer grossen Reihe von Beobachtern teils unabhängig von
                              									einander, teils durch die Versuche anderer angeregt, der elektrische Funke bei der
                              									Berührung zweier mit den Enden der Säule verbundener Leiter beschrieben. Die in dem
                              									ersten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts erschienenen Bände von Gilberts Annalen der Physik enthalten eine
                              									ausserordentlich grosse Reihe von Zuschriften über Funkenerscheinungen an der Voltaschen Säule. Aber mögen nun diese Erscheinungen
                              									beschrieben sein als nur einzelne Funken, die hier und da zum Vorschein kommen, oder
                              									als starke weisse, sogar im Sonnenlicht sichtbare Funken oder als starke
                              									Funkenbüschel besonders bei Verwendung von berussten Metalldrähten oder von Kohle
                              									als Elektrodenmaterial, immer erkennt man aus der Beschreibung, dass die
                              									betreffenden Beobachter es noch nicht mit der eigentlichen Erscheinung des
                              									Lichtbogens zu tun hatten. Gleichwohl, und das ist gerade das Interessante, wurden
                              									auch hier schon Versuche angestellt, diese Funken in luftverdünntem Raume zustande
                              									zu bringen. Es wurde dabei nachgewiesen, dass mit abnehmendem Druck und damit
                              									abnehmendem Luftwiderstande zwar die Funken viel lebhafter sprühen, d.h. dass
                              									glühende Metallteilchen viel weiter weggeschleudert werden, als in freier Luft,
                              									dass aber der Glanz der Erscheinung schwächer wird, was mit Recht dem mangelnden
                              									Sauerstoffe zugeschrieben wurde.
                           Die zu diesen Versuchen als Elektrizitätsquelle verwandten Voltaschen Säulen konnten, auch wenn sie allmählich aus grösseren Platten
                              									aufgebaut waren, doch die zu einem Lichtbogen erforderliche Energie nicht liefern;
                              									von einer unzweifelhaften Beobachtung des elektrischen Lichtbogens kann daher erst
                              									gesprochen werden, als grössere Batterien gebaut worden waren.
                           Im Jahre 1808 nun erhielt Sir Humphry Davy durch eine
                              									Subskription die Mittel zu einer grossen Batterie von 2000 Zellen. Mit ihr gelang
                              									ihm neben zahlreichen für jene Zeit grossartigen Experimenten auch die Darstellung
                              									des elektrischen Lichtbogens. Den OriginalberichtDavy, Phil. Trans.
                                    											2, 1821, S. 487; auch Life of Sir Humphry Davy
                                    											by J. Ayrton, Paris, I. Band, London, 1831, S.
                                    											317. darüber hat GilbertGilberts Annalen
                                    											der Physik, Bd. 66, 1821, S. 322. übersetzt: Bei den Versuchen,
                              									welche Sir Humphry Davy mit der Voltaschen Säule aus 2000 Doppelplatten von vier Zoll im Quadrat der Royal Institution zu London anstellte, hatte er den
                              									positiven und negativen Enddraht jeden an seinem Ende mit einem zugespitzten
                              									Kohlestreifen versehen. Als er diese einander bis auf den Abstand von ¼ bis ⅛ Linie
                              									näherte, erfolgte die elektrische Entladung und als unmittelbare Wirkung derselben
                              									das Rotglühendwerden beider Kohlestreifen. Waren sie einmal glühend, so konnte er
                              									sie allmählich weiter voneinander entfernen, bis die Spitzen der Kohlen vier Zoll
                              									voneinander abständen, ohne dass dadurch das Licht zwischen ihnen unterbrochen wurde.
                              
                              									Dieses Licht war äusserst lebhaft und in der Mitte breiter als an den Enden und
                              									hatte die Gestalt eines Bogens. Der Versuch gelang umso besser, je mehr man die Luft
                              									um die Kohlen her mit einer Luftpumpe verdünnt hatte. Stand die Barometerprobe nur
                              									mehr auf ¼ Zoll, so erfolgte die Entladung schon, als die beiden Kohlespitzen ½ Zoll
                              									voneinander abstanden, und nun konnte Davy sie
                              									allmählich soweit voneinander entfernen, dass die zusammenhängende purpurfarbene
                              									Flamme zwischen ihnen eine Länge von sieben bis acht Zoll hatte.
                           Gleich der erste Versuch mit dem elektrischen Lichtbogen wurde also unter dem
                              									Rezipienten einer Luftpumpe wiederholt und dabei die wichtige Tatsache konstatiert,
                              									dass das Ueberspringen des Funkens und damit die Einleitung des Lichtbogens im
                              									luftverdünnten Raume auf eine bedeutend grössere Entfernung erfolgt als in freier
                              									Luft, ebenso dass dort die Elektroden auf eine nahezu doppelte Entfernung
                              									auseinander gezogen werden können.
                           Diese Versuche von Davy wurden natürlich vielfach
                              									wiederholt, besonders nachdem neue, kräftige und konstante Elemente entdeckt waren
                              									und damit bei viel geringerem Aufwand die nötige Energie erhalten werden konnte.
                           Im folgenden werden nur jene mir bekannt gewordenen Stellen aus der Literatur
                              									angegeben, in denen entweder über eine neue Beobachtung am elektrischen Lichtbogen
                              									im Vakuum berichtet wird, oder bei denen der Lichtbogen im Vakuum in einer
                              									bestimmten Absicht hergestellt wurde, oder endlich solche, in denen ganz bestimmt
                              									formulierte theoretische Ansichten ausgesprochen sind.
                           Als im Jahre 1844 Fizeau und FoucaultAnnales de Chim. et
                                    											de Phys., Serie III, Tom. 9, 1844, S. 370. Untersuchungen über
                              									die Intensität des beim Davyschen Versuch von der Kohle
                              									ausgesandten Lichtes anstellten, versuchten die beiden anfänglich die Kohlen im
                              									Vakuum zu brennen, aber sie wurden bald genötigt diesem Mittel zu entsagen, da die
                              									Innenwände der Glaskugel sich rasch durch Kohleteilchen trübten. Dasselbe geschah in
                              									einem nicht verbrennlichen Gase. Hier ist also erwähnt, dass die Kohle im Vakuum
                              									sehr rasch zerstäubt und dass infolge dessen eine Beobachtung wegen der Trübung der
                              									Glaswände unmöglich wird.
                           In der gleichen Zeit wurde der luftdicht eingeschlossene Lichtbogen als
                              									Grubenbeleuchtung zur Vermeidung der Zündung explosibler Gasgemische empfohlen.
                              									Während aber GroveDie Fortschritte der Physik im Jahre 1846, II. Bd., 1848, S. 402.
                                       
                                       												Originalbericht: Eclairage des mines. Archives des Sciences Physiques et
                                       												naturelles, III, 540 (nicht aufzufinden). bei Ausführung
                              									dieses Gedankens auf unüberwindliche Schwierigkeiten gestossen ist, da das Licht
                              									zuweilen plötzlich erlosch und mangels einer selbsttätigen Regulierung nur höchst
                              									umständlich und mühsam wieder entzündet werden konnte, da das Glas mit feinen
                              									Kohleteilchen beschlug und die Lichtausbeute schwächte, endlich da die Kittungen
                              									durch die hohe Temperatur zerstört wurden und der ganze Prozess zu kostspielig war,
                              									empfahl BoussingaultComptes Rendus, Paris, XXI, 1845, S.
                                    										515. denselben Gedanken wieder, nachdem er den Lichtbogen in
                              									luftleerem Raume wie unter Wasser hervorgebracht hatte und in explosiblen Gasen als
                              									vollkommen sicher erprobt hatte. Wie er die oben angegebenen Schwierigkeiten
                              									vermeiden will, ist nicht angegeben.
                           J. van BredaUeber
                                    											die Lichterscheinungen der Voltaischen Säule.
                                    											Comptes Rendus, Paris, XXIII, 1846, S. 462. wollte bei seinen
                              									Versuchen mit Metallen und Kohle als Elektroden möglichst unabhängig von den
                              									nebenher gehenden Verbrennungserscheinungen im Lichtbogen sein und stellte daher
                              									seine Versuche im Vakuum an. Er liess sich zu diesem Zwecke eigens einen sehr
                              									komplizierten Apparat bauen, mittels dessen es ihm gelang, die Elektroden unter
                              									einer fast luftleeren Glasglocke einander zu nähern oder zu entfernen. Wenn er
                              									zwischen den Elektrodenspitzen die Entladung einer Leydener Flasche überschlagen liess, konnte er die Fortführung der
                              									Teilchen ohne Kontakt im Vakuum bewerkstelligen. Die Fortführung der Teilchen im
                              									Vakuum bildet nach ihm eines der schönsten Schauspiele. Sie geschieht nicht bloss
                              									wie in Luft in Form einer Flamme oder eines sehr intensiven Lichtes, sondern, wenn
                              									der Abstand nicht zu gross ist, werden die Teilchen in Form von Funken
                              									fortgeschleudert. Die Materie kommt an der Elektrode in rotglühenden glänzenden
                              									Kügelchen heraus, welche in Feuergarben gegen eine Platte schiessen, die man
                              									zwischen den Elektrodenkugeln eingeschaltet hat.
                           DespretzComptes
                                    											Rendus, Paris, 36, 1853, S. 176. beschreibt das Aussehen des
                              									elektrischen Lichtbogens in Luft und erwähnt dabei, dass in fast vollkommener
                              									Luftleere der Funke der Batterie selbst bei Metallelektroden hinreiche, den
                              									Lichtbogen zu entzünden, ohne dass eine vorhergehende Berührung der Spitzen
                              									erforderlich sei.
                           GassiotPoggendorf, Annalen der Physik und Chemie,
                                       												Bd. 112, 1861, S. 156. erhielt mit einer Grove'schen Batterie von 115 Elementen in einer Röhre,
                              									in welche die Poldrähte endigend in Kügelchen von Kohle seitwärts eingeschmolzen
                              									waren, im Vakuum den elektrischen Lichtbogen. Das Licht war geschichtet und weit
                              									lebhafter und glänzender als beim Glimmlicht. Beim Glimmlicht wich die Nadel eines
                              									eingeschalteten Galvanometers nur sehr wenig ab und von einer chemischen Wirkung in
                              									der Batterie war nichts zu sehen; sowie er aber die Kohlen erhitzte und damit den
                              										Voltaschen Bogen hervorrief, erfuhr die
                              									Galvanometernadel eine starke Ablenkung und in der Batterie zeigte sich eine
                              									kräftige chemische Wirkung, offenbar weil der Inhalt der Röhre leitend geworden war,
                              										Gassiot macht also hier auf den Unterschied
                              									zwischen Glimmlicht und Lichtbogen im Vakuum aufmerksam, der nach ihm neben dem
                              									Unterschied in der Helligkeit der Erscheinung besonders in der Stromstärke sich
                              									ausdrückt.
                           Warren de la Rue und Hugo W.
                                 											MüllerExperimentelle
                                       												Untersuchungen über elektrische Entladungen. Philosophical Transaktions,
                                       												London, CLXXI, 1880, S. 65. haben folgende Beobachtungen
                              									gemacht: Bei abnehmender Dichte des umgebenden Gases nahm die erforderliche
                              									Spannungsdifferenz bis zu den kleinsten geprüften Drucken von etwa 4 mm Hg. stetig
                              									ab und es zeigte sich ein Minimum der Spannungsdifferenz bei abnehmender Dichte (bei
                              									Wasserstoff ca. 0,6 mm Hg.). Unterhalb ein hunderttausendstel des Atmosphärendruckes
                              
                              									wuchs die Spannungsdifferenz ausserordentlich rasch an. Der grössere Teil der Arbeit
                              									beschäftigt sich mit der galvanischen Bogenentladung. Die Verfasser studierten
                              									dieselbe mit ihrer Batterie, indem sie den Strom entweder in einer evakuierbaren
                              									Glocke mit Stoffbüchsen und verstellbaren Elektroden oder in einer mehrere
                              									Zentimeter weiten und mehrere Dezimeter langen Geisslerschen Röhre bei verschiedenen Drucken in Luft- oder in Wasserstoff
                              									übergehen liessen. Die Glocke stand mit einem Barometer in Verbindung und bei jedem
                              									Stromschluss zeigte sich eine plötzliche Druckvermehrung, welche bei Unterbrechung
                              									des Stromes ebenso plötzlich wieder verschwand. Diese Druckvermehrung kann, wie sie
                              									durch eine Berechnung zeigen, nicht bloss von der Erwärmung herrühren. Unter dem
                              									Studium der
                              									Lichterscheinungen, welche die Entladungen unter den erwähnten Bedingungen
                              									lieferten, kommen die Verfasser zu dem Schluss, dass die geschichtete Entladung nur
                              									eine Modifikation der Bogenentladung sei, dergestalt, dass der unter
                              									Atmosphärendruck auftretende Lichtbogen bei allmählich vermindertem Druck
                              									kontinuierlich übergeht in die geschichtete Entladung mit den Charakteren des
                              
                              									positiven und des Kathodenlichtes. Von ihren Versuchen und beobachteten
                              									Erscheinungen geben die Verfasser eine grosse Anzahl von Abbildungen. Die Verfasser
                              									arbeiteten mit sehr grossen Batterien und infolge dessen mit hohen Spannungen, im
                              									Gegensätze dazu betrug die Stromstärke höchstens 1/10 Ampere.
                           W. HittdorfUeber
                                    											die Elektrizitätsleitung in Gasen. Wiedemanns
                                    											Annalen der Physik und Chemie, Bd. 21, 1884, S. 134. kam durch
                              									seine Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die Strombildung in verdünnten Gasen
                              									kleinen elektromotorischen Kräften ermöglicht werde dadurch, dass man die Gashülle
                              									der Kathode auf eine sehr hohe Temperatur versetzt. Da Platin bald seinen
                              									Schmelzpunkt erreichte, hat er als Kathode vorzugsweise Kohlestäbchen verwendet. Die
                              									Spuren von Gasen, welche die Kohle bei Zunahme der Glühhitze stets noch abgab,
                              									wurden durch fortwährendes Pumpen entfernt. Zur Erzielung des Stromdurchganges war
                              									eine Weissglühhitze nötig, bei welcher die Kohle nicht weit von der Verdampfung
                              									entfernt blieb. Noch vorteilhafter war die höhere Temperatur, welche im Davyschen Bogen besteht und die Kohle leicht verdampfen
                              									lässt. Hittdorf konnte nur einen kleinen schwachen
                              									Bogen mit der grossen Tauchbatterie herstellen, indem er die sechzehn Elemente
                              									hintereinander verband. Durch einen äusseren Magnetstab liess sich das bewegliche
                              									Kohlenstück beim Durchgang des Stromes der sechzehn grossen Elemente, welcher die
                              									positive der beiden Kohlen rasch verdampfte und abnützte, längere Zeit in Berührung
                              									erhalten. Leider machte der Kohlendampf, der sich auf die Glaswand absetzte, die
                              									Kugel bald undurchsichtig. Hier entstand durch fünfzehn kleine Elemente bei
                              									möglichst grosser Verdünnung noch ein stark leuchtender Durchgang der
                              									Elektrizität.
                           Hittdorf stellte also den Lichtbogen im Vakuum her, nur
                              									um seine Elektroden auf eine Weissglühhitze zu bringen und dadurch niedergespannten
                              									Strömen den Durchgang durch die Röhre zu ermöglichen.
                           Franz StengerBeitrag zur Elektrizitätsleitung der Gase. Wiedemanns Annalen der Physik und Chemie, Bd. 25, 1885, S.
                                    										31. beschäftigte sich sehr eingehend mit dem elektrischen Lichtbogen
                              									im Vakuum und kam zunächst zu dem Ergebniss, dass ein in allen Fällen gültiges
                              									Unterscheidungsmerkmal zwischen Bogenentladung und Glimmentladung nicht vorhanden
                              									sei. Bei der normalen Form der Entladung habe man folgende Kennzeichen zwischen
                              									Bogenentladung und Glimmlicht:
                           
                              1. Die Gasschicht besitzt in der Bogenentladung einen weit
                                 										geringeren Widerstand als im Glimmlicht.
                              2. Im Bogenlicht wird die Anode stärker erhitzt als die
                                 										Kathode, beim Glimmlicht umgekehrt.
                              3. Im Spektrum des Bogenlichtes überwiegt das Licht der
                                 										Elektrodensubstanz über das der zwischen ihnen befindlichen Gasschicht, während
                                 										umgekehrt bei der Glimmentladung das Spektrum nur die Linien der Gasstrecke gibt
                                 										und die Natur der Elektroden gleichgiltig ist.
                              4. Im Bogen werden beide Elektroden zerstäubt, allerdings in
                                 										verschiedenem Masse, während im Glimmlicht nur an der Kathode eine Zerstäubung
                                 										eintritt.
                              
                           In aussergewöhnlichen Fällen allerdings können sich die Verhältnisse sehr stark
                              									ändern. So sagt Stenger, dass bei geeigneter Wahl
                              									der Versuchsbedingungen der Widerstand der Gase beim Glimmlicht unter Umständen von
                              									derselben Grössenordnung sei, wie beim Davyschen Bogen.
                              									Man könne also bei entsprechenden Versuchsbedingungen auch beim Glimmlicht Ströme
                              									von derselben Grösse wie beim Bogenlicht erhalten. Auch die Temperaturverhältnisse
                              									der Elektroden könnten gelegentlich andere werden. So hat Stenger z.B. sehr oft hintereinander evakuiert, so dass die Gasentwicklung
                              									an den Elektroden abnahm, bis sich schliesslich beim Entzünden des Bogens eine
                              									Druckvermehrung kaum mehr konstatieren liess. Während vorher die Temperatur der
                              									Kohlen zwar nur wenig, aber doch mit Sicherheit erkennbar verschieden war,
                              									verschwand jetzt gleichzeitig die Temperaturdifferenz der Kohlen. Allerdings konnte
                              									er Drucke unter 1–2 mm Hg. nicht erreichen, so dass unentschieden bleiben musste, ob
                              
                              									nicht bei geringeren Drucken die Kathode sogar stärker glüht als die Anode. In den
                              									gewöhnlichen Formen der Glimmentladung war stets diese Erscheinung zu beobachten,
                              									dass die Kathode häufig rot oder gar weiss glühend erschien, während die Anode
                              									dunkel blieb. Dass jedoch auch Fälle der Glimmentladung existieren, bei denen die
                              									Temperatur der Anode höher ist als die der Kathode, geht aus Versuchen von HittdorfWiedemanns Annalen der Physik und Chemie, Bd.
                                    											21, 1884, S. 112. hervor. Die Kathode wurde im Vakuum in feine
                              									Spitzen und Haare aufgelockert. Da alle Kohlen Kohlenwasserstoffe enthielten und
                              									diese bei der hohen Temperatur zersetzt wurden, blieb die Elektrode als poröses
                              									Kohlenstoffgefüge zurück, das allmählich abbröckelte. Da ferner im Vakuum keine
                              									Temperaturverschiedenheit mehr zu konstatieren war, wurde auch der Verlust an beiden
                              									Kohlen gleich. Die schon von Warren de la Rue und H. MüllerPhilosophical Transaktion, London, CLXXI, 1880. S.
                                       										65. beobachtete plötzliche Druckvermehrung bei Stromschluss hat
                              									auch Stenger festgestellt und gefunden, dass der Druck
                              									sofort auf seine frühere Grösse zurückgeht, wenn der Bogen erlischt. Diese
                              									Erscheinung würde sich nach seiner Ansicht aus der Hypothese von A. SchusterProceedings of the Royal Society, London, 37, 1884, S.
                                       											317. erklären, wonach beim Durchgang der Elektrizität durch
                              									Gase die Moleküle derselben disoziiert werden, sich aber beim Aufhören des Stromes
                              									sofort der frühere Zustand wieder herstellt.
                           Duncan, Rowland und ToddElectrican, London. No. 31, 1893, S.
                                       												360. stellten Versuche an über den Einfluss des
                              									Luftdruckes auf die Spannungsverhältnisse beim Kohlelichtbogen. Die beiden Kohlen
                              									wurden durch Stopfbüchsen in einen eisernen Zylinder eingeführt, in welchem zur
                              									Beobachtung des Lichtbogens zwei Glasfenster sowie zur Kühlung ein äusserer Mantel
                              									angebracht war. Alle ihre Versuche wurden bei einem konstanten Strom von sechs
                              									Ampere gemacht. Bei konstanter Bogenlänge und konstantem Strom wurde der Druck des
                              									den Lichtbogen umgebenden Gases sowie der Spannungsverlust am Lichtbogen gemessen.
                              									Ihre Untersuchungen erstrecken sich vom Vakuum an bis zu zehn Atmosphären, indem von
                              									Atmosphäre zu Atmosphäre ein Wert aufgenommen wurde. Als Ergebnis wurde gefunden,
                              
                              									dass von einer Atmosphäre an mit wachsendem Druck die Spannung am Lichtbogen
                              									zunimmt. Der Wert aber, den die Verfasser für teilweises Vakuum gemessen haben,
                              									liegt höher als der Wert bei einer Atmosphäre, wonach sich also mit abnehmendem
                              									Drucke wieder eine Zunahme der Spannung ergeben müsste. Die einzelnen Zahlenwerte
                              									der Spannung sind in folgender Tabelle angegeben, die aus den Kurven abgelesen
                              									sind:
                           
                           Elektrodendistanz. – Druck in Atmosphären.
                           
                              
                                 mm
                                 0
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 6
                                 7
                                 8
                                 9
                                 10
                                 
                              
                                 6,4
                                 72
                                 67
                                 73,5
                                 78,5
                                 81
                                   5
                                   6
                                   7
                                   8
                                   9
                                 10
                                 
                              
                                 4,8
                                 62,5
                                 61
                                 65,5
                                 70
                                 72,5
                                 74,5
                                 76
                                 77
                                 78
                                 78,5
                                 79
                                 
                              
                                 3,2
                                 54,5
                                 53,3
                                 58
                                 62
                                 63,5
                                 64,5
                                 65,5
                                 66,5
                                 67,5
                                 68,5
                                 69,5
                                 
                              
                                 1,6
                                 34
                                 44
                                 47,5
                                 50
                                 51,5
                                 52,5
                                 54
                                 55,5
                                 56,5
                                 58
                                 59
                                 
                              
                           Für den Lichtbogen in Kohlensäure fanden sich nur wenig
                              									abweichende, im allgemeinen etwas niedrigere Werte.
                           Professor Dr. E. VoitSammlung elektrotechnischer Vorträge. I. Bd.
                                    											1. Vortrag: „Der elektrische Lichtbogen“. Stuttgart,
                                    									1896.verwendet diese Ergebnisse von Duncan,
                                 										Rowland und Todd in seiner vortrefflichen
                              									Zusammenstellung der den Lichtbogen betreffenden Fragen. Er schliesst aus diesen
                              									Kurven, dass der Lichtbogen bei Atmosphärendruck bei grösseren
                              									Elektrodenentfernungen (grösser als 2 mm) einen günstigsten kleinsten Wert der
                              									Spannung erhält, nur bei sehr kleinen Elektrodenentfernungen wandert dieser Wert
                              									viel weiter gegen das Vakuum hin.
                           Otto Lehmann,Ueber
                                       
                                       												Aureole und Schichtung beim elektrischen Lichtbogen und bei Entladungen
                                       												in verdünnten Gasen. Wiedemanns Annalen der
                                       												Physik und Chemie, Bd. 55, 1895. S. 370. der wohl die
                              									reichhaltigste Zusammenstellung über elektrische Entladungen in verdünnten Gasen
                              									geliefert hat, kommt dabei auch auf die Beziehungen zwischen Lichtbogen und
                              									Gasentladungen zu sprechen und sagt: Nicht immer endigt der Lichtbogen auf beiden
                              									Seiten in hellen Punkten, vielmehr kann er bei genügend ausgedehnten kalten
                              									Elektrodenflächen in Formen übergehen, welche nur auf der einen (positiven oder
                              
                              									negativen) einen Metalldampfbüschel hat, auf der anderen dagegen ausgedehntes
                              									Glimmlicht, welches nur das Gasspektrum zeigt. Diese Formen können als
                              									Uebergangsformen zur Gasentladung bezeichnet werden, und tatsächlich entsteht diese
                              									zuweilen plötzlich aus dem Lichtbogen oder den Uebergangsformen, indem die
                              									Metalldampfbüschel vollständig verschwinden und nur das Gasglimmlicht übrig bleibt.
                              									Umgekehrt kann die Gasentladung in den Lichtbogen übergehen, indem sich die
                              									Glimmlichthüllen der Elektroden momentan kontrahieren und auf die hellen Lichtpunkte
                              									zusammenschrumpfen, welche die Enden des Lichtbogens bilden. Bei genügend grossen
                              									Elektrodenflächen ist der Unterschied von Stromstärke und Spannung vor und nach der
                              									Bildung der Lichtbogenentladung geringfügig.
                           Leo AronsUeber
                                    											den elektrischen Lichtbogen zwischen Metallelektroden in Stickstoff und
                                    											Wasserstoff. Annalen der Physik und Chemie. IV. Folge. Bd. 1, 1900, S.
                                    											700. hatte bei seinen Versuchen über den elektrischen Lichtbogen
                              									zwischen Metallelektroden in verdünnten Gasen mit Schwierigkeiten insofern zu
                              									kämpfen, als die Elektroden nach Einleitung des Stromes durch die Erwärmung sehr
                              									bald weich wurden, zu schmelzen begannen und daher nur ein ganz kurzes Brennen
                              									gestatteten, Dadurch wurde sowohl die Ablesung an den elektrischen Instrumenten sehr
                              									erschwert und unzuverlässig, als auch die Messung des Luftdruckes. Letztere
                              									besonders auch deshalb, da sich vom Beginn des Stromes an das Manometer
                              									bewegte. Ferner trat eine sehr starke Zerstäubung der Elektroden unter Bildung von
                              									Nitriten auf, endlich konnte er bei kleinen Drucken den Lichtbogen nicht mehr
                              									entzünden, da der einleitende Funke seines Induktoriums an ganz anderen Stellen
                              									überspang. Nur bei zwei Materialien, Zink und Magnesium, gelang es ihm, bei Drucken
                              									kleiner als 1 mm Hg. eine Messung zu machen, da der verlöschende Lichtbogen einen
                              									leitenden grauen Faden zurückliess, der dann eine Brücke für den Strom bildete und
                              									so den Lichtbogen wieder einleitete. Als Ergebnis hat Arons folgendes festgestellt: mit steigender Stromstärke nimmt die
                              									Spannung bei allen Drucken ab, ferner überall wächst die Spannung bei gleicher
                              
                              									Stromstärke und gleichem Elektrodenabstand mit dem Druck. Bei sehr geringen Drucken
                              									traten zwei verschiedene Entladungsarten, die durch einen Wechsel in der Spannung
                              									gekennzeichnet waren, auf, die im allgemeinen so rasch miteinander wechselten, dass
                              									eine Spannungsmessung nur schwierig auszuführen war. Bei einigen der mitgeteilten
                              									Versuchsreihen nimmt die beim niedrigsten Druck gemessene Spannung im Vergleich zur
                              									vorhergehenden Messung wieder zu.
                           B. MonaschUntersuchungen über den Wechselstromlichtbogen bei höherer Spannung.
                                    											Elektrotechnische Zeitschrift, 1902, No. 44, S. 957. kommt in
                              									seiner Arbeit auch auf die Versuche von Duncan, Rowland
                              									und Todd zu sprechen und erklärt das Ansteigen des
                              									Spannungsverlustes im Lichtbogen zwischen 1 und 0 Atmosphären für entschieden
                              									falsch. Es ist wohl möglich, sagt er, dass der Spannungswert für Vakuum höher ist
                              									als der Wert für eine Atmosphäre, denn bekanntlich gibt es einen „kritischen
                                 										Druck“Wiedemann, Lehre von der Elektrizität, IV. 1.
                                    											1884, S. 406. bei Gasen von sehr starker Verdünnung, d.h. wird
                              									das Gas beim „kritischen Druck“ noch mehr verdünnnt, so steigt die Spannung
                              									an den Elektroden, anstatt zu fallen. Dieser „kritische Druck“ liegt aber
                              									ganz nahe beim Vakuum. Es ist also von Interesse, Zwischenwerte zwischen 1 und 0
                              									Atmosphären aufzunehmen, um zu sehen, ob und wie weit der Spannungsverlust bei einem
                              									unter einer Atmosphäre verminderten Druck fällt, eine Untersuchung, die Duncan, Rowland und Todd
                              
                              									unterlassen haben. Von Arons liegen diesbezügliche
                              									Beobachtungen bei niedrig gespanntem Gleichstrom an Kadmium- und Magnesiumelektroden
                              									vor. Während bei einer Atmosphäre der Spannungsverlust bei Kadmium 25 Volt beträgt
                              									ist er bei 10 mm Hg. nur mehr 12 Volt. Da jedoch die zu beobachtende
                              									Spannungsverminderung bei Niederspannung sehr gering ist, untersuchte Monasch diesen Punkt bei höherer Spannung am
                              									Wechselstromlichtbogen. Die Resultate für Kupferelektroden sind derart, dass bei
                              									ungefähr 1/7
                              									Atmosphäre, bis zu welchem Punkt er genaue Ablesungen machen konnte, der
                              									Spannungsverlust mit wachsender Verdünnung der Luft ständig fällt. Für die
                              									Elektrodenentfernung von 3 bis 8, 7 mm ist er bei 100 mm Hg. ungefähr 40 bis 50 v.
                              									H. kleiner als bei einer Atmosphäre.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)