| Titel: | Die Bemessung der Auslassteuerung der Dampfmaschinen auf Grund der Ausströmungsgesetze. | 
| Autor: | W. Schüle | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 196 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Die Bemessung der Auslassteuerung der
                           								Dampfmaschinen auf Grund der Ausströmungsgesetze.
                        Von W. Schüle,
                           								Breslau.
                        (Schluss von S. 180 d. Bd.)
                        Die Bemessung der Auslassteuerung der Dampfmaschinen auf Grund der
                           								Ausströmungsgesetze.
                        
                     
                        
                           
                              Versuch mit überhitztem Dampf.
                              
                           Diagramm Fig. 28
                              									(Falldiagramm).
                           Es ergibt sich:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 196
                              Fig. 28.
                              
                           po = 13,16 mm, pi' = 7,46 mm für 0°,
                           pi'
                              									4,46 mm = für +30°.
                           Der Barometerstand betrug etwa 750 mm, so dass die absolute Nullinie bei einer Feder
                              									von 8 mm/kg, um
                              									8,16 mm unter der atm. Linie liegt.
                           Mit diesen Werten wird
                           k = 0,342 bezw. 0,346,
                           also etwas kleiner als bei Nassdampf
                           
                           Sollte μ den gleichen Wert wie dort erhalten, so
                              									müsste die Dampfnässe zu Beginn der Ausströmung noch etwas grösser sein als bei dem
                              									vorhergehenden Versuch. Da die Füllung bei dem Nassdampfdiagramm wesentlich grösser
                              									ist (33 v. H.) als bei dem Diagramm für Heissdampf (23 v. H.), so ist dies nicht
                              									unmöglich. Genaueres lässt sich nicht aussprechen, da der Verbrauch an Speisewasser
                              									nicht bekannt ist.
                           
                              Maschine IV (Kleine Schiebermaschine).
                              
                           Abmessungen: D = 65 mm, H =
                              									90 mm, n = 100 bis 1000 Umdrehungen. Kanalbreite: 42,7
                              									mm. – Grösste Kanalweite für Auslass 3,54 mm (aus dem Schieberdiagramm
                              									ermittelt).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 197
                              Fig. 29.
                              
                           Fig. 29 zeigt das Schieberdiagramm in Verbindung mit
                              									einem Dampfdiagramm für kleine Tourenzahl. Die Darstellung weicht von der in der
                              									Originalarbeit gegebenen etwas ab, da mit der Lage des Vorausströmungspunktes und
                              									des Kompressionspunktes, wie sie dort angenommen wurde, keine Uebereinstimmung der
                              									Ausströmkoeffizienten hätte erzielt werden können. Der schädliche Raum von 7 v. H.
                              									wurde hier zu 15 v. H. angenommen. Beiden winzigen Abmessungen der Maschine wird er
                              									durch den Inhalt des Indikatorzylinders und -Hahnes ungefähr um das Doppelte seines
                              
                              									natürlichen Wertes vergrössert.
                           Die Maschine besitzt keinen Regulator, ihre Tourenzahl wurde mittels Bremse bei den
                              									Versuchen zwischen 100 und 1000 i. d. Minute geändert.
                           Der Wert des Ausströmungskoeffizienten kann zwar nicht mit denjenigen von Maschinen
                              									normaler Grösse verglichen werden. Jedoch sind gerade diese Versuche ein Mittel, um
                              									die Richtigkeit des Einflusses der Kontinuitätsgeschwindigkeit u auf den Druckausgleich überzeugend nachzuweisen.
                              									Schon oben wurde bei den Betrachtungen über den Gegendruck von den Versuchen
                              									Gebrauch gemacht.
                           Es ist nun:
                           c_m=\frac{0,09\cdot n}{30}=0,003\cdot n m/sek. und daher
                           u=\frac{33,18\cdot 0,003\cdot n}{0,354\cdot 4,27}=0,0657 m/sek.
                              								
                           Die Vorausströmung beginnt, nach unserem Schieberdiagramm, bei 135° und einem
                              									Kolbenweg xo = 0,875
                              									(12,5 v. H.) Daher ist
                           xo+ so = 0,875 + 0,150 =
                              									1,025.
                           Mit diesen Werten wird
                           
                              k=-\frac{1,661\,u}{\frac{f'_m}{F}\,(\varphi-\varphi_a)}\cdot log\,\left(\frac{p'_i}{p_o}\cdot \frac{x+0,15}{1,025}\right)
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 197
                              Fig. 30.
                              
                           Das reduzierte Eröffnungsdiagramm (Fig. 30)
                              									liefert
                           für + 40° \frac{f'_m}{F}=0,644 (x + so = 0,90)
                           für + 80° = 0,704 (x + so = 0,539)
                           
                              n = 300 Umdrehungen
                              
                           Fig. 31. (a. a. O. Diagr. I,
                              									5).
                           Mit u = 19,71 m/sek. und
                           po =
                              									16,73 mm, pi' = 6,23 mm bei + 40° wird k
                                 											= 0,25.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 197
                              Fig. 31.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 197
                              Fig. 32.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 197
                              Fig. 33.
                              
                           
                              n = 450 Umdrehungen
                              
                           Fig. 32. (a. a. O. Diagr. I,
                              									8).
                           Mit u = 28,6 m/sek. und
                                po = 14,93 mm, pi' = 7,88 mm bei + 40°,
                                pi' = 7,08 mm bei + 80° wird
                           k = 0,242 bezw. 0,248.
                           
                              n = 600 Umdrehungen.
                              
                           Fig. 33 (a. a. O. Diagr. I 11)
                           ergibt mit u = 39,42 m/sek. und po = 13,73 mm, pi' = 8,23 bei + 40°, pi' = 7,98 bei + 80°
                           k = 0,257 bezw. 0.258.
                           Die Uebereinstimmung in den Werten von k ist also, trotz
                              
                              									der Unterschiede in u von 19,7 und 39,4 m/sek., so gut,
                              									wie sie sich kaum erwarten liess.
                           Ein bestimmter Schluss von k auf fi ist hier nicht möglich, da der Speisewasserverbrauch nicht gemessen
                              									ist. Der Wassergehalt des Dampfes am Ende der Einströmung muss aber ein ganz
                              									ausserordentlicher gewesen sein, wie aus dem ungewöhnlichen Nachverdampfen (vergl.
                              									Dampfdiagramm Fig. 29) zu schliessen ist. Es ist
                              									nicht ausgeschlossen,dass die spezifische Dampfmenge x < 0,5
                              									war. (Mit x = 0,45 würde \mu=\frac{0,25}{0,67}=0,37 werden.)
                           Maschine V. (Ventilmaschine mit
                              									Auspuff.)
                           Abmessungen: D = 400 mm Zylinderdurchm., H = 840 mm Hub, n = 63
                              									Umdreh., Kolbenstange vorn 60 mm Durchm. Ventildurchm. 120 mm.
                           Die Verhältnisse der unrunden Scheibe sind nicht genauer bekannt, dürften jedoch von
                              									denjenigen unter III nicht erheblich abweichen. Der Beginn der Ausströmung wurde aus
                              									den Dampfdiagrammen zu 43° vor dem Totpunkt geschätzt.
                           Der Ventilquerschnitt ist rd. 78 qcm, somit, mit cm = 1,76 m/sek.
                           u=\frac{1228,3\cdot 1,76}{78}=27,5 m/sek.
                              								
                           Hier ist nun die Formel für kleines
                                 										Druckverhältnis anzuwenden (Gleichung I). Aus dieser folgt:
                           
                              k=\frac{\left(\sqrt{\frac{p_o}{p_a}-1}-\sqrt{\frac{p_i}{p_a}-1}\right)\cdot u\cdot (x_o+s_o)}{1,515\cdot \frac{f_m}{F}\cdot
                                 (\varphi-\varphi_a)}.
                              
                           Diese Gleichung berücksichtigt den Einfluss der Kolbenbewegung
                              									nicht. Er muss daher geschätzt werden, und da die untersuchten Stellen zwischen
                              									Vorausströmungsbeginn und Totpunkt liegen, so ist er nicht bedeutend.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 198
                              Fig. 34.
                              
                           Fig. 34 zeigt ein
                              									Falldiagramm, Fig. 34 a das gewöhnliche Diagramm.
                              									Federmasstab 10 mm/kg.
                              									Fig. 34 ergibt
                           po =
                              									19,2 mm, pi' = 15,2 mm bei 23,5°,
                           pi' = 12,45 mm bei 8,4°
                           vor dem Totpunkt, wenn man die absolute Nullinie 10,3 I mm
                              									unter die atmosphärische Linie legt.
                           Mit pa = 10,3 mm wird
                              									daher
                           
                              
                                 po =
                                 19,2
                                 
                              
                                 pa =
                                 10,3
                                 
                              
                                 
                                 = 1,862,
                                 
                              
                           also etwas oberhalb der Grenze des Hoch- und
                              									Niederdruckgebiets. Mit
                           
                              \sqrt{\frac{p_o}{p_a}-1}=0,930
                              
                           wird nun
                           k=16,32\cdot \frac{0,930-\sqrt{\frac{p_i}{p_a}-1}}{\frac{f_m}{F}\cdot (\varphi-\varphi_a)}.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 198
                              Fig. 34a.
                              
                           Den Druckabfall infolge der Kolbenbewegung berücksichtigen wir schätzungsweise
                              									(vergl. vorn) mit 0,13 bezw. 0,16 kg/qcm, also 1,3 bezw. 1,6 mm und erhalten also
                           pi= pi + 1,3 bezw. = pi' + 1,6 mm,
                           also 16,5 bezw. 14,05 mm.
                           Mit \frac{f_m}{F}=0,31 bezw. 0,45 aus dem Hubdiagramm (Fig.
                                 										26) folgt hiermit
                           k = 0,341 und 0,346.
                           Die spezifische Dampfmenge lässt sich nach Hrabák auf
                              										x = 0,76 schätzen, womit sich ergibt
                           \mu=\frac{k}{\sqrt{x}}=\frac{0,344}{0,87}=0,40.
                           Für die gleich gebaute, aber grössere Ventilmaschine (III) mit Kondensationsbetrieb
                              									war μ = 0,42.
                           Trotz der Verschiedenheit der Verhältnisse in beiden Fällen, sowie der Gleichungen I)
                              									für das Niederdruckgebiet und V) für das Hochdruckgebiet herrscht demnach gute
                              									Uebereinstimmung. – Der Druckabfall im Niederdruckgebiet wird hiernach durch die
                              									Gleichung I) ebenso richtig dargestellt wie der im Hochdruckgebiet durch Gleichung
                              									V), wobei jedoch die Kolbenbewegung in Gleichung I) schätzungsweise zu
                              									berücksichtigen ist, Während in Gleichung V) dieser Einfluss schon enthalten
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 198
                              Fig. 35 gehört zu S. 165, linke Spalte.
                              
                           
                        
                           
                              Zusammenstellung der Ausflusskoeffizienten.
                              
                           
                              
                                 Wir erhieltenfür
                                    											Muschelschiebersteuerung
                                 :
                                 
                              
                                    bei Kondensation
                                 μ = 0,45
                                 (Wolfsche
                                    											Verbundloko-            mobile).
                                 
                              
                                 für Ventilsteuerung:
                                 
                                 
                                 
                              
                                    bei Kondensation   bei Auspuff
                                 μ = 0,42μ
                                    											= 0,40
                                 (Liegende Ventilmaschi-nen der Maschinenfabrik          Augsburg).
                                 
                              
                                 für Corlisssteuerung:
                                 
                                 
                                 
                              
                                    bei Kondensation
                                 μ = 0,66
                                 Liegende Maschine derMaschinenbau-A.-G.vorm. Breitfeld,
                                       
                                       												Danék &Co.,
                                    											Prag-Carolinenthal;        Patent Dörfel).
                                 
                              
                           Diese Werte können unmittelbar nur auf ähnlich gebaute Maschinen übertragen werden,
                              									dürften aber in Anbetracht des Ursprungs der vier Maschinen in gewissem Sinne obere
                              									Grenzwerte vorstellen. Da nur bei der ersten und letzten Maschine die Feuchtigkeit
                              									des Zylinderdampfes bekannt war, so sind diese Werte die sichersten. Andererseits
                              									entstammen die Werte für Ventilsteuerung Originaldiagrammen und die Schätzung der
                              									Dampfnässe nach Hrabák dürfte hinreichend genau sein,
                              									um grössere Abweichungen auszuschliessen. Leicht können durch Versuche von anderer
                              									Seite, die allen hier zu stellenden Anforderungen genügten, noch genauere
                              									Aufschlüsse, als oben dem Verfasser möglich war, gegeben werden.
                           Auf Grund der im letzten Abschnitt durchgeführten Prüfung der theoretischen
                              									Ergebnisse durch Indikatordiagramme kann wohl zum Schluss ausgesprochen werden, dass sich
                              									mit Hilfe richtiger Ausflusskoeffizienten der Verlauf der Ausströmlinie im
                              									Dampfdiagramm mit ähnlicher Genauigkeit wie derjenige der Expansionslinie für eine bestimmte Steuerung
                              									vorausberechnen lässt. Dies zu ermöglichen, war der Zweck dieser Arbeit.