| Titel: | Der elektrische Kohlelichtbogen im Vakuum. | 
| Autor: | A. Hoerburger | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 245 | 
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                        Der elektrische Kohlelichtbogen im
                           								Vakuum.
                        Ein Beitrag zur Kenntnis des
                           								Lichtbogens.
                        Von Dr. A. Hoerburger, Ingenieur,
                           									Berlin.
                        (Fortsetzung von S. 232 d. Bd.)
                        Der elektrische Kohlelichtbogen im Vakuum.
                        
                     
                        
                           Die letztgenannte Erscheinung lässt sich nur dadurch erklären, dass bei dem
                              									niedrigen Druck kleiner als 0,1 mm die glühende Kohle Gase verschluckt und
                              									infolgedessen auch, wie oben erwähnt, so stark zerstäubt. Eine bedeutende Besserung
                              									wurde erzielt, als von etwa 3 mm Hg an der Lichtbogen nicht mehr ständig brennend
                              									erhalten wurde, sondern wenn z.B. langsam bis 1,5 mm Hg verdünnt wurde, dann der
                              									Bogen entzündet, eine Messung gemacht und bei gelöschtem Bogen wieder weiter
                              									evakuiert wurde. Das Fortschreiten des Vakuums erfolgte nun bedeutend langsamer und
                              									die Zerstäubung nahm bedeutend ab, liess sich aber natürlich niemals völlig
                              									vermeiden. Bei dieser zweiten Arbeitsmethode, den Lichtbogen erst bei einem
                              									bestimmten Druck zu entzünden, trat die von Stenger und
                              									anderen beobachtete Erscheinung auf: Das Vakuum verschlechterte sich. Hatte man z.B.
                              									0,6 mm Hg eingestellt und dann den Lichtbogen entzündet, so konnte man etwa zwei
                              									Sekunden nach der Entzündung im Mac Leod nur mehr 0,75 bis 0,8 mm feststellen und
                              									nach etwa einer Minute 0,9 mm Hg. Aber diese Druckerhöhung geschah niemals so
                              									sprunghaft, auch bei grösseren Drucken nicht, als dass man, wie Stenger zu der Hypothese von Schuster greifen müsste, durch den Lichtbogen würden die Moleküle
                              									disoziiert. Die Drucksteigerung erklärt sich ganz ungezwungen, wenn man auf der
                              									Anschauung von J. Stark fussend, bedenkt, dass aus der
                              									negativen Kohle in dem Lichtbogen ein Dampfstrahl entsteht der sich erst allmählich
                              									wieder kondensiert; nimmt man noch die starke Erwärmung hinzu, so lässt sich leicht
                              									einsehen, dass der Druck um 40–50 v. H. steigen muss. Dass die Wirkung durch den
                              									plötzlich auftretenden Dampfstrahl bei Stenger eine
                              									viel grössere war und bei einem Druck von 50 mm Hg die auf Quecksilber schwimmende
                              									Kohle um 3 cm nach abwärts drängte, lässt sich ohne weiteres erklären, wenn man
                              									bedenkt, dass bei seinen Versuchen die Glaskugel nur 90 mm Durchmesser hatte, so
                              									dass das Volumen bei meinen Versuchen ohne Berücksichtigung des nicht
                              									unbeträchtlichen Volumens der Ansätze achtmahl grösser war.
                           Wollte man nun die bei den verschiedenen Drucken und den verschiedensten
                              									Erscheinungen auftretenden Spannungen zusammennehmen, etwa indem man aus allen
                              									beobachteten Werten Mittelwerte bildet, so ergeben sich ganz ungeordnete Zahlen. Man
                              									ist daher gezwungen, die Erscheinungen zu sondern und zwar in normale und in
                              									nebenhergehende Erscheinungen. Als Kriterium für den normalen Zustand wurde
                              									betrachtet, dass durch irgend ein Hilfsmittel bei dem gleichen Druck stets der
                              									gleiche Zustand mit der gleichen Spannung herbeigeführt werden konnte. Als
                              									Hilfsmittel zur Herbeiführung des normalen Lichtbogens ergab sich die Berührung der
                              									Kohlen und darauf die rasche Einstellung der gewünschten Elektrodenentfernung.
                              									Jedesmal nach der Berührung zeigte der Lichtbogen gewissermassen die einfachste Form
                              									mit der niedrigsten Spannung gegenüber der, die bei allen anderen Formen beim
                              									gleichen Druck auftrat. Diese sogenannte normale Form zeigte, wie sich aus der
                              									vorhergehenden Beschreibung ersehen lässt, drei verschiedene Arten:
                           
                              1. Die gewöhnliche Form des Lichtbogens, wie sie auch unter
                                 										Atmosphärendruck beobachtet wird, aber ohne umgebende Aureole von 720 mm
                                 										Hg. bis etwa 6 mm Hg.
                              2. Das Auftreten einer kleinen, die Aureole bedeckenden blauen
                                 										Haube, in der Farbe deutlich von den übrigen Teilen des Lichtbogens sich
                                 										abhebend, von 6 mm Hg. bis etwa 0,5 mm Hg.
                              3. Ein von dem leuchtenden Fleck der Kathode ausgehendes helles
                                 										Lichtbüschel, das mit der Anode keine direkte Berührung hatte, während sich an
                                 										der Anode keine Lichterscheinung geltend machte und die Spitze der Anode nur
                                 										schwach glühte, von 0,5 mm Hg. bis zu den kleinst gemessenen Drucken von 0,006
                                 										mm Hg.
                              
                           Wenn nun die bei verschiedenen Elektrodenentfernungen und verschiedenen Drucken am
                              									normalen Lichtbogen gemessenen Spannungen als Funktion des Druckes zusammengestellt
                              									werden, so erhält man äquidistante Kurven, die mit abnehmendem Druck abnehmen und
                              									sich in einem gemeinschaftlichen Punkt vereinigen. Dieser gemeinschaftliche Punkt,
                              									d.h. der Spannungswert, der unabhängig von der Elektrodenentfernung ist, liegt
                              									zwischen 18 und 20 Volt und ist bei 0,1 mm Hg. auch bei grösseren
                              									Elektrodenentfernungen erreicht, also bei jenem Punkt, von wo ab nur mehr an der
                              									negativen Kohle aus einem intensiv glühenden Punkte ein blaues Lichtbüschel
                              									hervorbricht, während sich an der positiven Kohle keine Lichterscheinungen geltend
                              									machen. Diese Spannung ändert sich auch nicht mehr mit weiter bis auf 0,006 mm Hg.
                              									abnehmendem Drucke; sie ändert sich auch nur ganz unmerklich mit der Stromstärke, so
                              									wurde wiederholt bei 0,008 mm Hg. bei einem Strom von 15 Ampere eine Spannung
                              									zwischen 18–20 Volt beobachtet.
                           Das Bestreben, auch die am Lichtbogen herrschende Spannung, wenn
                              
                              									Glimmlichterscheinungen auftreten, zusammenzustellen, musste nach mühsamen
                              									Versuchen, aufgegeben werden, da die Verhältnisse derartig verwickelt und ohne
                              									scharfe Grenzen sind, dass hier ein Ziel nicht abzusehen ist. So können auch die
                              									oben angegebenen Bilder durchaus nicht etwa als Mass der auftretenden Erscheinungen
                              									gelten, sondern es sind nur Momente, die häufiger wiederkehren und ein gewisses
                              									charakteristisches Gepräge tragen. Diese Erscheinungen gehen ineinander über und
                              									ohne ersichtlichen Grund wird bald die eine, bald die andere mehr bevorzugt. Im
                              									nachfolgenden möge die Tabelle der ermittelten Zahlenwerte für den normalen
                              									Lichtbogen mitgeteilt werden. Die einzelnen Zahlen sind Mittelwerte aus mindestens
                              
                              									sechs zu ganz verschiedenen Zeiten aufgenommenen Versuchsreihen.
                           In den Kurven der Fig. 20 sind diese Zahlen graphisch
                              									verwertet, und zwar ist die Spannung in Volt am Lichtbogen als Funktion des Druckes
                              									in mm Hg. aufgetragen.
                           Aus den Kurven ergibt sich zunächst, dass ein Ansteigen der Spannung bei grösseren
                              									Elektrodenentfernungen mit abnehmendem Druck, wie es Duncan,
                                 										Rowland und Todd in der oben zitierten Arbeit
                              									(S. 184) durch ihre eine Messung bei teilweisem Vakuum festgestell haben wollten,
                              									nicht statttfindet.
                           
                              Mit abnehmendem Druck des umgebenden Gases von einer
                                 										Atmosphäre bis zum Vakuum nimmt die Spannung am Lichtbogen konstant ab und
                                 										nähert sich einem bestimmten Wert, der bei ungefähr 19 Volt liegt. Dieser Wert
                                 										wird ziemlich bald bei ungefähr 0,1 mm Hg. erreicht. Ein Wieder anwachsen der
                                 										Spannung, wie es B. Monasch für den „kritischen Druck“ erwartet, tritt
                                 										nicht ein, da sich der Lichtbogen seine Dampfsäule selbst erzeugt.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 246
                              Fig. 20. Spannung am Lichtbogen bei verschiedenen Elektrodenentfernungen als
                                 										Funktion des Druckes.
                              
                           
                              
                                 Druck in mm Hg:
                                 Spannung in Volt bei einem Elektrodenabstand von
                                 
                              
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 6
                                 7 mm
                                 
                              
                                 720
                                 51
                                 56
                                 60
                                 64
                                 68
                                 72
                                 76
                                 
                              
                                 500
                                 49
                                 54
                                 59
                                 63
                                 66
                                 70
                                 75
                                 
                              
                                 300
                                 47
                                 52
                                 57
                                 61
                                 64
                                 68
                                 73
                                 
                              
                                 200
                                 46
                                 50
                                 54
                                 60
                                 62
                                 67
                                 71
                                 
                              
                                 100
                                 42
                                 47
                                 52
                                 57
                                 59
                                 65
                                 68
                                 
                              
                                   50
                                 40
                                 43
                                 49
                                 54
                                 57
                                 62
                                 66
                                 
                              
                                   25
                                    36,5
                                 40
                                 46
                                 49
                                 53
                                 57
                                 62
                                 
                              
                                   15
                                 34
                                 38
                                 42
                                 47
                                 50
                                 53
                                 58
                                 
                              
                                   12
                                 33
                                 37
                                 41
                                 45
                                 49
                                 51
                                 50
                                 
                              
                                     6
                                 30
                                 34
                                 38
                                 42
                                 45
                                 47
                                 51
                                 
                              
                                     3
                                 27
                                 31
                                 34
                                 38
                                 41
                                 44
                                 45
                                 
                              
                                     2
                                 25
                                 29
                                 31
                                 34
                                 37
                                 40
                                 43
                                 
                              
                                     1
                                 22
                                 24
                                 27
                                 31
                                 33
                                 35
                                 38
                                 
                              
                                       0,5
                                 20
                                 22
                                 24
                                 27
                                 28
                                 31
                                 33
                                 
                              
                                         0,25
                                 19
                                 20
                                 21
                                 22
                                 23
                                 25
                                 26
                                 
                              
                                       0,1
                                 19
                                 19
                                 19
                                 19
                                 19
                                 19
                                 19
                                 
                              
                           Die weiteren Folgerungen aus den in der Tabelle vereinigten Zahlenwerten ergeben sich
                              									besser aus Fig. 21, in der die beobachteten
                              									Spannungen am Lichtbogen bei den verschiedenen Gasdrucken als Funktion der
                              
                              
                              									Elektrodenentfernung aufgetragen sind. Man erhält so, wie es die Fig. 21 auch zeigt, gerade Linien von der von FrölichElektrotechnische Zeitschrift 1883, S. 150. angegebenen
                              									allgemeinen Gleichung
                           Ep = m +
                                 
                                 										nL.
                           Auf diese Beziehung hatte bereits EdlundPoggendorf, Annalen der Physik und Chemie,
                                       												131, S. 586; 133, S. 353; 134, S. 250, 337; 139, S. 354.
                              									aufmerksam gemacht.
                           Für die Konstanten m und n
                              									sind in der Literatur ziemlich abweichende Zahlenwerte angegeben, welche in der
                              									folgenden TabelleAus: „Der
                                       
                                       												elektrische Lichtbogen“ von Dr. E.
                                       												Voit. Stuttgart, 1896. enthalten sind.
                           Diese Zahlenwerte gelten für einen normalen Gleichstromlichtbogen in Luft zwischen
                              									gewöhnlichen Kohleelektroden.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 246
                              Fig. 21. Spannung am Lichtbogen bei verschiedenen Drucken als Funktion der
                                 										Elektrodenentfernung.
                              
                           
                              
                                 Ayrton und Perry
                                 1882
                                 m = 63
                                 n = 2,1
                                 
                              
                                 
                                    Frölich
                                    
                                 1883
                                        39
                                       1,8
                                 
                              
                                 
                                    Peuckert
                                    
                                 1885
                                        35
                                       1,9
                                 
                              
                                 
                                    von Lang
                                    
                                 1885
                                        39
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    von Lang
                                    
                                 1887
                                        37
                                 –
                                 
                              
                                 Gross und Shepard
                                 1886
                                        37–39,7
                                       1,9
                                 
                              
                                 
                                    Luggin
                                    
                                 1887
                                        40,04
                                       1,77
                                 
                              
                                 
                                    Uppenborn
                                    
                                 1888
                                        40,1
                                       2,24
                                 
                              
                                 Duncan, Rowland und Todd
                                 1892
                                        40,6
                                       1,6
                                 
                              
                           Aus der allgemeinen Formel von Hertha Ayrton (vergl. S.
                              									230) ergeben sich für diese Konstanten bei einer Stromstärke von sechs Ampere und
                              									Verwendung von Homogenkohlen folgende Zahlenwerte:
                           Ep = 40,83 + 3,83 . L.
                           Unter den bei diesen Versuchen obwaltenden veränderten
                              									Bedingungen, wahrscheinlich infolge des völligen Mangels an Sauerstoff in den
                              									umgebenden Gasen ergeben sich die Werte für die Konstanten etwas grösser und zwar
                              									der Kurve für Atmosphärendruck (720 mm Hg.) in Fig.
                                 										21 entnommen zu
                           Ep = 48 + 4 L
                           Die Grösse m = 48 erhält man als
                              									theoretische Spannung am Lichtbogen für die Elektrodenentfernung L = 0 aus Fig. 21,
                              									indem man die gerade Linie rückwärts bis zum I Schnittpunkt mit der Ordinatenachse
                              									verlängert. Die Grösse n = 4 ergibt sich als Tangente
                              									des Neigungswinkels aus
                           
                              n=\frac{Ep\,(\mbox{für }=7\mbox{ mm in Kurve für }p=720\mbox{ mm Hg.})-m}{L}=\frac{76-48}{7}=4.
                              
                           Rechnet man auf diese Weise für alle sechszehn aufgenommenen Zahlenreihen die Werte
                              									der Konstanten m und n
                              									aus, so erhält man nachstehende Tabelle.
                           In Fig. 22 sind diese beiden Grössen m und n als Funktion des
                              									Druckes in mm Hg. aufgetragen. Die Kurve für m hat
                              									ungefähr den gleichen Verlauf wie die Kurven von Fig.
                                 										20; die Kurve für n dagegen steigt viel
                              									rascher an und nimmt von ungefähr 15 mm Hg. an einen konstanten Wert an.
                           Ueber die Bedeutung der Grösse m hat sich in früheren
                              									Jahren ein heisser Kampf entsponnen und es findet sich in der Literatur eine
                              									grosse Anzahl von Schriften darüber; keine der vorgebrachten Theorien vermag den
                              									gesamten Spannungsabfall zu erklären.
                           
                              
                                 Druck in mm Hg.
                                 
                                    m
                                    
                                 
                                    n
                                    
                                 
                              
                                 720
                                 48
                                 4
                                 
                              
                                 500
                                 46,5
                                 4
                                 
                              
                                 300
                                 44
                                 4
                                 
                              
                                 200
                                 42,5
                                 4
                                 
                              
                                 100
                                 40
                                 4
                                 
                              
                                   50
                                 36,5
                                 4
                                 
                              
                                   25
                                 32,5
                                 4
                                 
                              
                                   15
                                 30,5
                                 3,9
                                 
                              
                                   12
                                 29,5
                                 3,7
                                 
                              
                                     6
                                 27
                                 3,4
                                 
                              
                                     3
                                 24
                                 3,0
                                 
                              
                                     2
                                 22,5
                                 2,8
                                 
                              
                                     1
                                 20,5
                                 2,5
                                 
                              
                                        0,5
                                 19,5
                                 1,9
                                 
                              
                                          0,25
                                 19
                                 1,0
                                 
                              
                                        0,1
                                 19
                                 0,0
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 247
                              Fig. 22. Kurve der Grössen m. u. n. als Funktion des Druckes.
                              
                           Die erste Ansicht über die Bedeutung von m war die, dass
                              									der Lichtbogen der Sitz einer gegenelektromotorischen Kraft sei, da man sich sonst
                              									den plötzlichen bedeutenden Spannungsabfall besonders an der Kathode nicht erklären
                              									konnte. Zahlreiche Versuche wurden angestellt, diese elektromotorische Gegenkraft
                              									auch experimentell nachzuweisen, und oft glaubte ein Forscher ihr Vorhandensein
                              									durch Galvanometerausschläge nachgewiesen zu haben. Allein diese Versuche konnten
                              									einer strengen Kritik nicht standhalten, im Gegenteil hat sich durch einwandsfreie
                              									Versuche ergeben, dass eine elektromotorische Gegenkraft im Sinne einer Polarisation
                              									nicht vorhanden ist oder mit dem Verlöschen des Bogens verschwindet. Alle diese
                              									Messungen untersuchten nämlich den Lichtbogen unmittelbar nach dem Verlöschen auf
                              									eine innere elektromotorische Gegenkraft. Solche Messungen können deshalb nicht zur
                              									Entscheidung dieser Frage herangezogen werden, da, wie die Versuche mit der
                              									singenden Bogenlampe gezeigt haben, die Zustände im Lichtbogen ungemein rasch den
                              									Aenderungen der Stromstärke folgen.
                           Anhänger dieser hypothetischen elektromotorischen Gegenkraft waren insbesondere Edlund und Latschinoff,La lumière électrique, 1879, I, S.
                                       												198. Viktor von Lang,Zentralblatt für Elektrotechnik, 1885, 7, S. 299, 316, 443; 1886,
                                       
                                       
                                       												8, S. 173; 1887, 9, S. 315. Leo Arons,Wiedemanns
                                       												Annalen der Physik und Chemie, 1887, 30, S. 95.
                                 										FrölichElektrotechnische
                                    											Zeitschrift, 1886, S. 433. und Vogel:Zentralblatt für
                                    											Elektrotechnik, 1887, 9, S. 189. 216.
                              									durch ihre Versuche konnten diese
                              									elektromotorische Gegenkraft nicht nachweisen oder kamen zu der Ansicht, dass keine
                              									elektromotorische Gegenkraft vorhanden sein könne: Luggin,Wiener Berichte,
                                       												1889, 98, S. 1192.Lecher,Wiedemanns
                                    											Annalen der Physik und Chemie, 1888, 33, S. 609.
                              									Stenger,Wiedemanns Annalen der Physik und Chemie, 1892,
                                    											45, S. 33.
                              									Uppenborn,Zentralblatt für Elektrotechnik, 1887, 9, S. 633.
                                 										NebelZentralblatt für
                                    											Elektrotechnik, 1886, 8, S. 619. und Feussner.Zentralblatt für
                                       												Elektrotechnik, 1888, 10, S. 3.
                           Eine zweite Ansicht vermutete die Entstehung des Spannungsverlustes darin, dass der
                              									Strom an den Elektroden eine gewisse Arbeit leisten müsse, um diese Elektroden auf
                              									eine höhere Temperatur zu bringen und von den festen Kohlen kleine Kohleteilchen
                              									loszureissen. DubZentralblatt für Elektrotechnik, 1888, 10, S. 749.
                              									kam zuerst auf diese Idee und suchte einen experimentellen Nachweis zu bringen,
                              
                              									indem er beim Ausblasen von Kohlestaub zwischen den Elektroden tatsächlich einen
                              									dieser Vorstellung entsprechenden Strom fand. Diese Ansicht deckt sich zum Teil mit
                              									dem, was oben aus J. Stark (S. 202) zitiert ist, wo,
                              									wie hier kurz wiederholt werden soll, gesagt ist, dass die Bedingung für den
                              									Lichtbogen die hohe Temperatur von etwa 3000° an der Kathode und die Versorgung der
                              									Strombahn mit Kohledampf ist.
                           Weitere Erklärungen des Spannungsabfalles wurden dadurch gegeben, dass dieser als
                              									Folge einer thermoelektrischen oder einer elektrochemischen Wirkung angesehen wurde.
                              									Diese thermoelektrischen Kräfte waren früher gleichfalls nicht experimentell
                              									nachzuweisen. Man glaubte nämlich, dass die thermoelektrische Kraft auch nach dem
                              									Erlöschen des Lichtbogens, da wenigstens für kurze Zeit die Elektroden sowohl wie
                              									die Gasstrecke eine sehr hohe Temperatur hatten, sich bemerkbar machen müsste. Lecher zeigte in einem Versuch, dass nach dem
                              									Verlöschen eine thermoelektrische Kraft nicht vorhanden ist, obwohl die heisse
                              									Gasstrecke, wie durch den Stengerschen Versuch bewiesen
                              									ist, noch sehr gut den Strom leiten würde. Dass trotzdem beim brennenden Lichtbogen
                              									thermoelektrische Kräfte vorhanden sind, wird unten ausgeführt. Die Zustände im
                              
                              									Lichtbogen, besonders die Wärmeverhältnisse folgen eben ungeheuer rasch den
                              									kleinsten Stromschwankungen, wie die allbekannten Versuche mit dem sprechenden
                              									Lichtbogen gezeigt haben.
                           Als elektrochemische Wirkung käme z.B. die Bildung von Stickoxyd in Betracht, ein
                              									Vorgang, der heutigen Tages eine immer steigende Verwendung in der Technik findet.
                              									Allein, wie Prof. Nernst nachgewiesen hat, ist die
                              									Bildung chemischer Produkte eine Folgeerscheinung der im Lichtbogen erzeugten Wärme,
                              									und für sie wird daher keine eigene elektrische Energie verbraucht.
                           Eine letzte Anschauung, die besonders von Schwendler
                              									vertreten wurde, ist die, dass an den Elektroden im Lichtbogen, besonders im Krater
                              									ein Uebergangswiderstand vorhanden ist, der den grossen Spannungsabfall bedingt. S. Thompson hat diesen Spannungsabfall infolge von
                              									Widerständen im Krater zu 39 Volt den Spannungsabfall im Lichtbogen selbst zu 2–3
                              									Volt gleichmässig verteilt und an der negativen Kohle zu 2–3 Volt festgestellt.Vergleiche darüber Voit:
                                    											„Der elektrische Lichtbogen“. Stuttgart, 1896. S. 41.
                           Durch neuere Versuche sind nun tatsächlich innere elektromotorische Kräfte im
                              									Lichtbogen festgestellt worden den und zwar während des Betriebes. DuddellProceedings
                                    											of the Royal Society, 68, 01, S. 512. hat gefunden, dass an der
                              									Anode des Lichtbogens eine innere elektromotorische Gegenkraft im Betrage von
                              									ungefähr 17 Volt entgegen der aufgedrückten Spannung und an der Kathode eine innere
                              									elektromotorische Gegenkraft von etwa 6 Volt vorhanden ist, im gleichen Sinne mit
                              									dem Spannungsabfall, dass also im gesamten Lichtbogen eine innere elektromotorische
                              									Gegenkraft von etwa 11 Volt auftritt.
                           Duddell will diese elektromotorische Gegenkraft als
                              
                              									thermoelektrische Kraft angesehen wissen. Er gibt zur Unterstützung dieser Ansicht
                              									ein Experiment, das eigentlich mit dem von Dub (S. 247)
                              									ausgeführten übereinstimmt. Wenn er nämlich zwei Homogenkohlen mit einer
                              									Gebläseflamme ungleichmässig erhitzte, so zeigte ein eingeschaltetes Voltmeter einen
                              
                              									Potentialunterschied der beiden Kohlen von 0,6 Volt, dergestalt, dass die heissere
                              									Kohle die positive war. Nach Duddells Ansicht ist nun
                              									der Temperaturunterschied im Lichtbogen viel grösser und daher auch der Betrag der
                              									resultierenden Spannung. Die thermoelektrischen Kräfte von + 6 Volt und – 17 Volt
                              									lassen sich zusammen mit dem Ergebnis, dass die heissere Stelle positiv ist, nur so
                              									erklären, dass die Gasstrecke im Lichtbogen viel heisser ist als die Elektroden, und
                              									dass die kleine Ansatzstelle des Lichtbogens an der Kathode, auch wenn beim
                              									Kohlelichtbogen die Anode scheinbar die heissere ist, eine bedeutend höhere
                              									Temperatur besitzt als die Anode.
                           Mit Berücksichtigung der vorhandenen Literatur lässt sich sagen, dass die Grösse m aus zwei Teilen zusammengesetzt ist:
                           1. dem Spannungsverlust infolge der Arbeitsleistung an der Kathode durch Erwärmung
                              									und Verdampfung des Elektrodenmaterials oder im Starkschen Sinne dem Arbeitsaufwand für Jonisation,
                           2. der elektromotorischen Gegenkraft des Lichtbogens als der Differenz der beiden an
                              									den Elektroden vorhandenen im verschiedenen Sinne wirkenden
                              									thermoelektro-motorischen Kräfte im Duddellschen
                              									Sinne.
                           Das experimentell gefundene Ergebnis, dass die Spannung am Lichtbogen mit fallendem
                              									Luftdruck abnimmt, dürfte sich aus folgendem erklären lassen. Bei allen Materialien
                              									nimmt der Siedepunkt mit abnehmendem Gasdruck ab; man wird diese Tatsache wohl auch
                              									für Kohle annehmen dürfen. Wenn aber bei abnehmendem Gasdruck der für den Lichtbogen
                              									nötige Dampfstrahl schon bei einer geringeren Temperatur entsteht, so muss auch die
                              									für die Erwärmung aufzuwendende Energie und damit bei gleicher Stromstärke der
                              									Spannungsverlust im Lichtbogen abnehmen und sich einem bestimmten Wert, nämlich
                              									jener Grösse nähern, welche die für die Verdampfung der Kohle im Vakuum nötige
                              									Energie ergibt.
                           Da im Vakuum die direkte Fortführung von Wärme durch die umgebenden Gase wegfällt,
                              									und durch die die Wärme nur schlecht leitenden Kohleelektroden nur ein kleiner Teil
                              									verloren geht, so muss auch aus diesem Grunde der durch die Wärmelieferung bedingte
                              									Spannungsabfall mit abnehmendem Druck abnehmen.
                           Ueber das Verhalten der Duddellschen thermoelektrischen
                              									Kraft mit abnehmendem Druck könnte man nur durch Versuche Aufschluss erhalten.
                           Da hier zwei Faktoren im gleichen Sinne wirken, so lässt sich begreifen, dass die
                              									Spannung am Lichtbogen mit abnehmendem Druck des umgebenden Gases so stark
                              									abnimmt.
                           Die Grösse n gibt den Spannungsverlust f. d. mm
                              									Länge des Lichtbogens. Dieser Spannungsverlust bleibt bei abnehmendem Druck
                              									ungeändert, solange Form und Aussehen des Lichtbogens ungeändert bleiben. Sobald
                              									aber die oben beschriebenen Aenderungen des Lichtbogens bei den höheren Graden der
                              									Verdünnung einzutreten beginnen, beginnt der spezifische Spannungsverlust in der
                              									Lichtsäule zu sinken und nimmt schnell und stetig bis zu unmerklichen Werten ab. In
                              									bezug hierauf ist jedoch folgendes zu bemerken.
                           Wenn sich aus den oben angeführten Zahlen ergibt, dass bei 0,1 mm Hg. Druck die
                              									Spannung am Lichtbogen unabhängig von der Elektrodenentfernung ist, dass also n = 0, so heisst das nicht etwa, dass der Kohledampf
                              									unbeeinflusst von fremden Gasen ein unendliches Leitvermögen besitzt, sondern nur,
                              									dass der Spannungsabfall in der Dampfsäule des Lichtbogens so gering geworden ist,
                              									dass ein Einfluss innerhalb 7 mm Elektrodenentfernung auf die Gesamtspannung nicht
                              									mehr nachzuweisen ist.
                           Nimmt man zum Vergleich ein Material, bei dem es gelungen ist, einen bedeutend
                              									längeren Lichtbogen im Vakuum herzustellen, z.B. Quecksilberdampf, so hat sich hier
                              									ergeben, dass die Spannung f. d. mm Bogenlänge nur um einige Hundertstel eines Volt
                              									zunimmt. Diese Erfahrungen lassen sich natürlich nicht ohne weiteres auf die
                              									Erscheinungen beim Kohlelichtbogen im Vakuum übertragen, immerhin aber sind die
                              									Spannungsverhältnisse wenigstens von der gleichen Grössenordnung. Nach J. Stark ist die Spannung der positiven Lichtsäule bei
                              									gleichem Druck und gleicher Stromdichte in verschiedenen reinen Gasen und Dämpfen
                              									verschieden gross. Sehr klein ist sie in Alkalidämpfen, grösser in den Dämpfen der
                              									Schwermetalle und Kohle, in metalloidalen Gasen beträchtlich grösser als in
                              									metallischen Dämpfen. Es lässt sich daher einsehen, dass bei dem geringen
                              									Messbereich von 7 mm (eine grössere Ausdehnung des Messbereiches dürfte bei
                              									Kohledampf mit beträchtlichen Schwierigkeiten verknüpft sein) der Einfluss der
                              									Zunahme der Spannung mit der Bogenlänge auf die Gesamtspannung im Vakuum der
                              									Beobachtung sich entzieht.
                           Zur Erklärung des Verlaufes der Kurve n in Fig. 22 muss wieder auf die oben (S. 202) zitierte
                              									Anschauung von J. Stark hingewiesen werden, wonach das
                              									Spannungsgefälle in der positiven Lichtsäule mit steigendem Gasdruck zunimmt und die
                              									umgebenden Gase sich mit dem Dampfstrahl des Lichtbogens mischen und dessen
                              									Leitungsvermögen vermindern. Eine genauere Formulierung dieser Abhängigkeit dürfte
                              									sich nicht leicht finden lassen.
                           Die Ergebnisse der experimentellen Untersuchung lassen sich folgendermassen
                              									zusammenfassen:
                           
                              1. Bei abnehmendem Druck ändert sich das charakteristische
                                 										Aussehen des Kohlelichtbogens, indem nacheinander drei verschiedene Formen
                                 										auftreten.
                              2. Mit abnehmendem Druck der umgebenden Gase von einer
                                 										Atmosphäre bis zum Vakuum nimmt die Spannung am Lichtbogen konstant ab und
                                 										erreicht bei 0,1 mm Hg. einen bestimmten konstanten Wert von etwa 19
                                 										Volt.
                              3. Bei jedem Druck lässt sich die Spannung als Funktion der
                                 										Bogenlänge sehr angenähert durch eine lineare Gleichung ausdrücken.
                              4. Das konstante Glied dieser Gleichung sinkt mit abnehmenden
                                 										Druck von 48 Volt bis zu 19 Volt herunter.
                              5. Der Faktor des variablen Gliedes, der Spannungsverlust f. d.
                                 										mm innerhalb des Lichtbogens beträgt für höhere Drucke 4 Volt und nimmt bei
                                 										niederen Drucken mit dem Drucke bis zu unmerklichen Werten ab.