| Titel: | Die Erzeugung von Glühlicht mit flüssigen Brennstoffen. | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 283 | 
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                        Die Erzeugung von Glühlicht mit flüssigen
                           								Brennstoffen.
                        Die Erzeugung von Glühlicht mit flüssigen Brennstoffen.
                        
                     
                        
                           Vor kurzem ist in diesen Blättern über die Spiritusbeleuchtung auf der
                              										„Internationalen Ausstellung für Spiritusverwertung in
                                 											Wien“ berichtet worden (s. D. p. J. 1904, Bd. 319, S. 569). Der Bericht zeigt, welch lebhafte
                              									Anstrengungen auf diesem Gebiete gemacht werden. In der Tat sind ja die
                              									wirtschaftlichen Interessen, welche von einer befriedigenden Verwertung der grossen
                              									von unserer Landwirtschaft gelieferten Spiritusmengen abhängen, ausserordentlich
                              									grosse. Bekannt ist auch, dass gerade der Spiritusverwertung von amtlicher und
                              									halbamtlicher Stelle lebhafte Förderung zu teil wird. Die Folge ist, dass das
                              									Spiritusglühlicht mehr und mehr in den Vordergrund getreten und die öffentliche
                              									Aufmerksamkeit in einem Grade von der Petroleumglühlichtbeleuchtung abgelenkt worden
                              									ist, die der letzteren Unrecht tut, da sie ebenfalls recht beachtenswerte Erfolge
                              									aufzuweisen hat. Vom allgemeinen Gesichtspunkte aus ist ihr ebenfalls Förderung und
                              									Gedeihen zu wünschen, da sie geeignet ist, ein Gegengewicht dagegen zu bieten, dass
                              									etwa nach völliger Einbürgerung des Spiritusglühlichts als eine monopolistische
                              									Preisstellung für Brennspiritus versucht werden sollte. Demjenigen, der sich an die
                              
                              									Annehmlichkeiten einer beliebig an jeder Stelle der Wohnung zu benutzenden Auerlampe gewöhnt hat, bringt es gleichen Schaden, ob
                              									man ihm im Spiritusring den Brennspiritus oder im Petroleumtrust das Brennpetroleum
                              									verteuert. Am vorteilhaftesten wird er sich in der Rolle des tertius gaudeus
                              									befinden. Es soll also im folgenden das Petroleumglühlicht ebenfalls zu seinem Recht
                              									kommen.
                           Wie schon in dem oben erwähnten Bericht am Schlusse erwähnt, ist die Zahl der
                              									Spirituslampen gegenwärtig bereits Legion. Es ist daher keineswegs beabsichtigt,
                              									diese Legion durch Beschreibung weiterer Brenner zu vermehren, umsomehr, als auch
                              									die Brennerkonstruktion einer gewissen – sagen wir Mode unterworfen ist und die
                              									Neukonstruktionen eines gegebenen Zeitabschnittes grosse Familienähnlichkeit, wenig
                              									im Wesen verschiedenes aufweisen. Es erschienen vielmehr nutzbringend, die
                              									verschiedenen Brennersysteme, welche für die Erzeugung von Glühlicht aus flüssigen
                              									Brennstoffen vorgeschlagen worden sind, einer vergleichenden Besprechung in dem
                              									Sinne zu unterziehen, dass ihre technologische Verwandschaft und Verschiedenheit in
                              									die Erscheinung tritt und sich aus der Vergleichung ein klarer Einblick in das Wesen
                              									eines jeden Typs ergibt. Wir werden dabei wiederholt beispielsweise auf frühere
                              									Berichte zurückkommen. Anderseits glauben wir, dass eine solche kritische
                              									Besprechung einen nützlichen Leitfaden abgibt, um sich urteilend durch die
                              									unerschöpfliche Fülle der Erscheinungen hindurchzufinden, welche auf
                              									Fachausstellungen immer neu auftauchen.
                           Eine zur Auerbeleuchtung, zum Beheizen eines
                              									Glühstrumpfs geeignete Flamme muss bekanntlich „entleuchtet“ sein, d.h. mit
                              									blauer Flamme brennen, da eine selbstleuchtende, weisse Flamme den Glühstrumpf
                              									berussen würde. Das Leuchten der Flamme rührt davon her, dass die verbrennenden
                              									Kohlenwasserstoffe bei der Flammentemperatur in Kohlenstoff und Wasserstoff
                              									zerfallen und der Kohlenstoff erglüht, Licht aussendet.
                           Wir sehen beiläufig, dass auch das Licht der „selbstleuchtenden“ Flamme
                              									Glühlicht ist, dass also im Grunde genommen die Bezeichnung „Glühlicht“ für
                              									die Auerbeleuchtung vorbeitrifft.
                           Die Entleuchtung geschieht, indem man den Kohlenwasserstoff, sei es Leuchtgas,
                              									Spiritusdampf, Benzin- oder Petroleumdampf vor der Entflammung mit ausreichenden
                              									Luftmengen mischt. Dadurch wird nach der Entflammung die Verbrennung so
                              									beschleunigt, dass es zu einem Zerfall von Kohlenstoff und Wasserstoff nicht erst
                              									kommt, also glühendes Licht aussendender Kohlenstoff in der Flamme nicht auftritt.
                              									Die Menge der zur Entleuchtung nötigen Luft hängt natürlich ab vom Kohlenstoffgehalt
                              									des angewendeten Brenndampfes; Spiritusdampf braucht zur völligen Entleuchtung am
                              									wenigsten, Gasolindampf mehr, Petroleumdampf am meisten Luftzumischung. Die
                              									Luftmengen, welche zwecks möglichst energischer Verbrennung des Kohlenstoffs und des Wasserstoffs jedem der drei Dämpfe zuzumischen
                              									sind, sind etwas andere, stehen aber in demselben Verhältnis. Diese längst bekannten
                              									Dinge sind nur des Zusammenhangs halber hier wiederholt.
                           Beim flüssigen Brennstoff muss nun der Blauflammenbildung, der Mischung mit Luft und
                              									Entflammung, stets eine Verdampfung der Flüssigkeit vorausgehen.
                           Alle Glühlichtbrenner für flüssige Brennstoffe weisen daher zwei Hauptteile auf: den
                              									zur Verdampfung des flüssigen Brennstoffs dienenden und den die Vermischung des
                              									Brennstoffdampfes mit Luft bewirkenden Teil.
                           Der denkbar einfachste Brenner für flüssige Brennstoffe, nämlich eine offene Schale,
                              									in welcher unter Fortfall einer Leitung die Verdampfung (und Verbrennung)
                              									unmittelbar am und über dem Brennstoffvorrat stattfindet, ist für die
                              									Glühlichtbeleuchtung nicht brauchbar, weil hier eine ausreichende Luftzumischung
                              									zwischen Verdampfung und Entflammung nicht möglich ist. Der die Verdampfung
                              									bewirkende Teil muss also bei Glühlichtbrennern wieder drei Hauptstücke aufweisen:
                              									einen Behälter für den Brennstoffvorrat, eine Verdampfungsstelle und eine
                              									verbindende Leitung.
                           Eine erste Gruppe von Glühlichtbrennern für Spiritus und Petroleum ist in der Art der
                              									gewöhnlichen Petroleumtischlampe gebaut, d.h. aus dem Vorratsbehälter führt der
                              									Docht, einem Bündel kapillarer Leitungen vergleichbar, den Brennstoff empor zur
                              									Verdampfungsstelle, dem oberen Dochtende. Die Verdampfungswärme wird von der über
                              									dem Docht brennenden Flamme geliefert.
                           Unterscheidend sind für die Dochtglühlichtbrenner hier lediglich die Einrichtungen,
                              									um dem an der Dochtstirn erzeugten Dampf die zur Entleuchtung ausreichende Menge
                              									Luft zuzumischen. Fig. 1–3 zeigen die hierzu wesentliche Anordnung bei drei bekannten
                              									Dochtbrennern für Spiritus: der erste von Schuster &
                                 
                                 										Beter, der zweite von Aschner, der dritte von
                              										Lehmann. Da Spiritusdampf verhältnismässig wenig
                              									Luftzumischung zur völligen Entleuchtung braucht, so genügt es, zu beiden Seiten der
                              									Dochtstirn a rasche Luftströme bc einzuführen, welche mit dem dazwischen sich entwickelnden Dampf Wirbel
                              									bilden, sich also mischen. Um die Geschwindigkeit namentlich des äusseren Luftstromes zu
                              									steigern, wird letzterer aussen von Brennerkappen mit nach oben abnehmendem
                              									Querschnitt d begrenzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 284
                              Fig. 1. Spiritusglühlichtdochtbrenner von Schuster & Baer. A.-G.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 284
                              Fig. 2. Spiritusglühlichtdochtbrenner von Aschner.
                              
                           Die Regelung der Flamme erfolgt wie bei den gewöhnlichen Petroleumlampen durch Auf-
                              									und Abschrauben des Dochtes. Beim Brennen sind die Dochte viel weiter
                              									herausgeschraubt, als in den Skizzen gezeigt; bei Fig.
                                 										2 etwa bis in die Höhe des oberen Randes der Kappe d. Der scharfe Luftstrom, der an den freigelegten Dochtflächen entlang
                              									streicht, hält die Flamme dort so weit eingeschränkt, dass sie zur Unterhaltung der
                              									Verdampfung nur eben ausreicht. Erst oberhalb d tritt
                              									die volle Entflammung des Dampfluftgemisches ein.
                           Bei den Brennern nach Fig. 2 und 3 wird dem zuerst erzielten Dampfluftgemisch noch ein
                              									weiterer Luftstrom zugeführt, bei Fig. 2 von innen
                              									durch den hohlen Schaft der Brandscheibe, bei Fig. 3
                              									von aussen zwischen der unteren Brennerkappe d und
                              									einer äusseren e.
                           Die Konstruktion des Spiritusdochtbrenners stösst auf folgende Schwierigkeiten: Die
                              									Verbrennungswärme des Spiritusdampfes ist verhältnismässig klein, es muss also zur
                              									Erzielung einer heissen Flamme eine reichliche Spiritusmenge verdampft werden. Damit
                              									diese von den Dochten herangeschafft werden kann, darf die Hubhöhe nicht zu gross
                              									sein, was dazu zwingt, die Entfernung der Flamme vom Behälter so klein zu machen,
                              									als es die auf der andern drohende Gefahr einer zu starken Erhitzung des Behälters
                              									nebst Explosion erlaubt. Merkwürdigerweise liegt noch kein Versuch vor, bei
                              									Spiritusglühlichtlampen das Dochtrohr nicht nur aufwärts, sondern auch seitwärts,
                              									event. heberartig abwärts und dann aufwärts zu führen und so grössere Länge und
                              									Abkühlung des Dochtrohres mit geringer Hubhöhe zu verbinden. Auch eine Einrichtung
                              									wie bei den altbekannten Oellampen mit Mariotteflasche im Oelbehälter könnte
                              									vielleicht mit guter Wirkung versucht werden.
                           Die Spiritusdochtbrenner haben den Vorzug einfachster Bedienung und Instandhaltung,
                              									lassen sich auch wohl explosionssicher machen. Ihr Spiritusverbrauch ist aber
                              									erheblich höher als derjenige der später zu nennenden Spiritusbrenner mit
                              										Verdampfer.In dem eingangs
                                    											erwähnten Bericht über die Wiener Ausstellung ist der
                                    
                                    												„Exquisitbrenner“ als Spiritusdochtbrenner angeführt. Bei einem
                                    											solchen darf eine Lichtstärke von 360 Hefnerkerzen als ausgeschlossen gelten. Sollte 36 Hefnerkerzen gemeint sein, so würde sich der
                                    											Betrieb sechsmal so teuer stellen, als dort berechnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 284
                              Fig. 3. Spiritusdochtbrenner von Lehmann.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 284
                              Fig. 4. Petroleumglühlichtbrenner von Nielson.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 284
                              Fig. 5. Petroleumglühlichtbrenner von Lucas.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 284
                              Fig. 6. Petroleumglühlichtbrenner von Spiel.
                              
                           Bei den Dochtbrennern für Petroleumglühlicht gleicht der den Petroleumdampf liefernde
                              									Teil in den Grundzügen ebenfalls genau der gewöhnlichen Petroleumlampe. Die
                              									Entleuchtung der Flamme wird wie bei den Spiritusdochtlampen dadurch herbeigeführt,
                              									dass in dem von der Dochtstirn aufsteigenden Petroleumdampfstrom Wirbel erzeugt
                              									werden, welche zur Mischung mit der umgebenden Luft führen, nur dass der
                              
                              									Petroleumdampf erheblich mehr Luft zugemischt erhalten muss, um eine entleuchtete
                              									Flamme zu liefern. Infolge dessen stellt man, wie an Fig.
                                 										4 und 5 zu sehen, dem Dampfstrom
                              									Hindernisse in Gestalt von Flanschen a in den Weg, die
                              									teils an den innerhalb des Dochtrohrs sich befindenden Brandscheiben b (Fig. 4) oder
                              									Brandkapseln bl (Fig. 5), teils an den äusseren Brennerkappen d angebracht sind. Ausserdem werden rasche Luftströme
                              									wie bei den Spiritusbrennern durch die konische Form der Brennerkappen erzeugt und
                              									zur Dochtstirn geführt; teils von aussen, durch die konischen Kappen d und Leitröhrchen e (Fig. 4), teils von innen; in Fig. 4 z.B.
                              									durch Leitröhrchen f und die pilzförmige
                              									Brandscheibe, in Fig. 5 dadurch, dass der in b1 abgefangene Teil
                              									des inneren Luftstroms an der Decke von b1 anprallt und durch die gelochte Seitenwandung
                              									austritt. Fig. 4 stellt den Sartobrenner von Nielson,
                              									Fig. 5 den von Lucas
                              									herrührenden Brenner der Stobwasser-Gesellschaft
                              									dar.
                           Die bei der Konstruktion der Petroleumglühlichtdochtbrenner auftretenden
                              									Schwierigkeiten sind andere wie bei den Spiritusbrennern. Die Gefahr einer
                              									übermässigen Erhitzung des Behälters ist, zumal bei
                              									Verwendung raffinierten Petroleums, nicht gross. Zwar ist die blaue Petroleumflamme
                              									sehr heiss, etwa 1800° C, da aber der Glühlichtbrenner nicht mehr Petroleum braucht
                              									wie ein gewöhnlicher Petroleumbrenner gleicher Grösse, so kann das Dochtrohr, ohne
                              									den Docht zu überanstrengen, lang gemacht werden, um ihm genügende Kühlfläche zu
                              									geben. Zweckmässig wird es, wie in Fig. 5, recht
                              									frei gelegt. Schwierig ist aber die Herstellung des nötigen Zuges, da die enge
                              									Einschnürung der Luft- und Dampfwege um die Dochtstirn ein starkes Zughindernis
                              									bietet. Daher zeigen diese Lampen alle ein recht ansehnlich bemessenes Zugglas, das
                              									bis an die Grenzen des bei Zimmerlampen Erträglichen herangeht. Aber selbst dann ist
                              									die dem Petroleumdampf zugemischte Luft eben genügend zur völligen Entleuchtung.
                              									Wird das Gleichgewicht an irgend einer Stelle des Dochtumfangs gestört, z.B.
                              									dadurch, dass eine hervorragende Dochtfaser stärkere Dampfmengen aussendet als die
                              									Nachbarschaft, so erscheint über ihr eine weisse Stelle in der blauen Flamme, welche
                              									am Glühstrumpf Russ absetzt. Wenn nicht bemerkt, verschlimmert sich dies Uebel
                              									reissend. Beim Gebrauch ist also sorgfältigstes Glätten der Dochtstirn unerlässliche
                              									Bedingung, aber im Haushalt nicht immer durchzusetzen. Daher war es ein grosser
                              									Fortschritt, als man eine bei hellbrennenden Petroleumlampen längst bekannte, aber
                              									selten angewandte Massregel auf die Blaubrenner übertrug, nämlich die Dochtstirn
                              									teilweise oder völlig durch ein Bördel i (Fig. 6) am äusseren Dochtrohr zu bedecken und das
                              									innere Dochtrohr c kürzer zu machen als das äussere a. Nunmehr liegt der Docht an der Innenseite, also mit
                              
                              									der gewebten, durch Schnitte unverletzten Oberfläche frei, die viel weniger zum
                              									Fasrigwerden neigt als die Dochtstirn, an der alle Fasern geschnitten sind. Die
                              									Flamme, die an dieser inneren Dochtfläche wurzelt, ist dem scharfen inneren
                              									Luftstrom ausgesetzt und wird durch diesen soviel abgekühlt, dass sie den Docht nur
                              									wenig zu verkohlen vermag.
                           Macht man noch das oberste Dochtende, wie dies z.B. bei dem hierher gehörigen Schapirobrenner (Fig.
                                 									7) der Fall, unverbrennlich, so kommt man tatsächlich ohne jedes Putzen des
                              									Dochtes aus (in grösseren Zeiträumen wird die unverbrennliche Dochtspitze
                              									ausgewechselt), eine ganz erhebliche Vereinfachung.
                           Eine weitere wichtige Verbesserung besteht darin, dass die Regelung der brennenden
                              									Dochtfläche nicht mehr durch Verstellen des Dochtes besorgt wird, sondern durch
                              									einen rohrförmigen Schieber c (Fig. 7), der die innere Dochtfläche mehr oder weniger
                              									bedeckt.
                           Beim Verstellen des Dochtes ist, wie man von der gewöhnlichen Tischlampe weiss, ein
                              									ungleiches Anheben des Runddochtes häufig, was bei dem Blaubrenner sofort zum Russen
                              
                              									an der höher geschraubten führt.
                           Von Brennern mit festem Docht und innerer Dochtfläche, welche am Markte sind, seien
                              									die Brenner von Schapiro & Hurwitz und von Spiel genannt.
                           Der Schwierigkeiten sind noch weitere zu überwinden. Bei längerem Brennen erhitzt
                              									sich nämlich das Dochtrohr, das im Docht aufsteigende Petroleum wird dünnflüssiger,
                              									wird rascher emporgesaugt und die Flamme vergrössert sich. Gleichzeitig nimmt aber
                              									die Luftförderung eher ab, so dass das Gleichgewicht zwischen
                              									Petroleumverdampfung und Luftzufuhr gestört wird und die Flamme zu russen beginnt.
                              									Man sagt: „der Brenner zieht nach“. Abhilfe sucht man teils durch Kühlung des
                              									Dochtrohres, teils durch nachträgliche Vergrösserung der Luftförderung. Dem ersten
                              									Zwecke dienen möglichst dünne Dochtrohre, luftiger Einbau des Dochtrohres und die
                              									Verwendung von schlecht wärmeleitendem Metall, z.B. Neusilber, zu den
                              									Blaubrenner-Dochtrohren. Der letzte Vorschlag stammt von Rubinstein (Orsabrenner).
                           Auch das neusilberne Dochtrohr war bei Hellbrennern ebenso wie der innen brennende
                              									Docht nicht unbekannt; was aber bei den Hellbrennern eine zwar nützliche, aber
                              									entbehrliche Zutat war, stellt bei den soviel empfindlicheren Blaubrennern eine
                              									erhebliche Verbesserung dar. Das andere Mittel gegen das Nachziehen ist das
                              									nachträgliche Vermehren der Luftzufuhr.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 285
                              Fig. 7. Petroleumglühlichtbrenner von Schapiro.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 285
                              Fig. 8. Petroleumglühlichtbrenner von Poeffel.
                              
                           Bei dem Brenner von Poeffel (Fig. 8), der unter dem Namen „Stellabrenner“ vertrieben wird, ist
                              									z.B. die Brandkapsel c durch den Triebt, der Docht g durch den Trieb f, der
                              									Strumpf mit dem Träger mittels der Stellschraube i
                              									während des Brennens verstellbar. Alle drei Einstellungen können zur Ausbalanzierung
                              									zwischen Brenndampf und Luft verwendet werden. Doch ist nicht zu verkennen, dass die
                              									Notwendigkeit, mehrere Brennerteile einzustellen, so tadellos auch der so
                              									durchführbare Lampenbetrieb sein mag, doch eine gewisse Unbequemlichkeit im Gebrauch
                              									darstellt. Eine sehr einfache und wirksame Regelung ist von Schapiro bei dem schon oben erwähnten Brenner (Fig. 7) angegeben. In dem feststehenden Docht a mit der inneren Brennfläche b steckt der
                              									Regelungsrohrschieber c. Mit dem Schieber, welcher
                              									durch den Trieb e bewegt wird, ist nun fest die
                              									Brandscheibe d verbunden. Sie wird also gesenkt, wenn
                              									die Brennfläche des Dochtes vermehrt, gehoben, wenn die Flamme verkleinert wird. Die
                              									Einrichtung erscheint zunächst paradox; die theoretische Begründung ihrer
                              									tatsächlich guten Wirkung würde zu weit führen. Die zweckmässigste Einstellung wird
                              									im Anfang durch Probieren ermittelt und durch einen einstellbaren Anschlag bis auf
                              									weiteres festgelegt.
                           Die Petroleumdocht-Glühlichtbrenner geben ein ausserordentlich billiges Licht, wie aus der
                              									folgenden, auszugsweise nach Lummer wiedergegebenen
                              									Tabelle hervorgeht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 286
                              
                                 
                                 nach Wedding.
                                 
                              Lichtart; Materialpreis;
                                 										Kerzenstärke (räuml. Lichtstärke) erfordert pro Stunde; Die Betriebsstunde
                                 										kostet (nach Wedding); Menge; Preis; bei einer
                                 										Lampe von räumlicher Kerzenstärke; Gasglühlicht; Bremerlicht; Petroleumglühlicht; Spiritusglühlicht; Gew.
                                 										Petroleumflamme; Kohlefaden-Glühlampe; Nernstlampe;
                                 										Acetylen
                              
                           Wenn also in den Tageszeitungen die Ankündigungen besagen: „Spiritusglühlicht
                                 										billiger als Petroleum“, so ist dabei stillschweigend vorausgesetzt, dass
                              									der Preis der Lichteinheit (Kerze) Spiritusglühlicht, und zwar erzeugt mit den noch
                              									zu besprechenden Verdampferbrennern, verglichen ist mit dem Preis der Lichteinheit,
                              									erzeugt durch eine gewöhnliche mit leuchtender Flamme brennende Petroleumtischlampe.
                              									Die Lichteinheit bei den Petroleumdocht-Glühlichtbrennern aber ist so billig wie
                              									beim Auerlicht, welches zu den billigsten Lichtquellen
                              									überhaupt gehört. Anderseits sind die Petroleumdocht-Blaubrenner lange an unzähligen
                              									Krankheiten leitende Schmerzenskinder gewesen und daher etwas in Verruf gekommen.
                              									Doch haben diese Brenner entschieden Fortschritte gemacht. Der feststehende, oben
                              									unverbrennliche Docht, der kein Beschneiden und Putzen erfordert, die einfache
                              									Einstellung des Brenners durch den mit der Brandscheibe verbundenen Rohrschieber
                              									machen z.B. die Bedienung des Schapirobrenners sehr
                              									einfach. Wir haben denselben, mit einer guten Petroleumsorte beschickt, 14 Stunden
                              									hintereinander tadellos brennen können, ohne andere Wartung während dieser Zeit, als
                              									eine einmalige Auffüllung des Bassins. Auch die Brenner der Stobwasser-Gesellschaft, die Brenner von Spiel, der Orsabrenner sollen brauchbar
                              									sein.
                           Wie schon einleitend zu den Petroleum-Blaubrennern gesagt ist, wird die nötige
                              									Luftzumischung zum Petroleumdampf nicht nur durch die wirbelbildenden Flansche und
                              									dergl. besorgt, sondern auch dadurch, dass durch Einengung der Luftwege in der Nähe
                              
                              									der Dochtstirn die Geschwindigkeit der um die Dochtstirn sich bewegenden Luftströme
                              									erhöht wird. Diese Luftströme kühlen zugleich die Flammenwurzel so weit ab, dass ein
                              									Zerfall der Kohlenwasserstoffdämpfe unter Kohlenstoffabscheidung nicht
                              									eintritt, dass also Zeit zu gründlicher Durchmischung des Brenndampfes mit Luft
                              									gewonnen wird und dass nach völliger Entflammung die Verbrennung eine rasche, eine
                              									Blauflammenverbrennung ist. Die Dämpfung der Flammenwurzel findet nun bei dem in
                              										Fig. 9 dargestellten Brenner von Adam nicht durch reichliche, sondern umgekehrt durch
                              									starke Beschränkung der Luftzuführung statt. Zu der innen freiliegenden Dochtfläche
                              										x vermag nämlich Luft nur durch die Löcher der
                              									Siebkapsel k zu dringen, in so bemessenen Mengen, dass
                              									sie zur Verbrennung der bei x sich entwickelnden
                              									Petroleumdämpfe nicht ausreichen. Die oberhalb der Schulter i etwa in der Mitte zwischen der Wandung von k und der Dochtfläche x entstehende Flamme
                              
                              									brennt also in einem Raume y mit beschränkter
                              									Luftzufuhr; sie ist eine Schweelflamme und entlässt einen grossen Ueberschuss
                              									unverbrannten Dampfes nach oben, welcher nach weiterer Zumischung von Luft durch die
                              									Ströme I (aus k), II und
                              										III (zwischen f und
                              										g) die voll entwickelte Blauflamme zur Beheizung
                              									des Strumpfes liefert. Der Brenner ist insofern interessant, als er den Uebergang
                              									von den Dochtbrennern zu einer neuen Familie, den Schweelbrennern, bildet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 286
                              Fig. 9. Petroleumglühlichtbrenner von Adam.
                              
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)