| Titel: | Die Erzeugung von Glühlicht mit flüssigen Brennstoffen. | 
| Autor: | Wr., Wr. | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 301 | 
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                        Die Erzeugung von Glühlicht mit flüssigen
                           								Brennstoffen.
                        (Schluss von S. 286 d. Bd.)
                        Die Erzeugung von Glühlicht mit flüssigen Brennstoffen.
                        
                     
                        
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 301
                              Fig. 10. Schweelgasbrenner von Goodwin.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 301
                              Fig. 11. Jumalabrenner.
                              
                           Wir unterschieden eingangs an allen Glühlichtbrennern zwei Hauptteile: einen, der den
                              									Brenndampf und einen, der das Brenndampfluftgemisch liefert. Der erste gleicht bei
                              									den Schweelbrennern meist einem Dochtbrenner. Z.B. zeigt der in Fig. 10 dargestellte
                              									Petroleumglühlicht-Schweelbrenner den Behälter a, den
                              									Docht d in Dochtscheiden ce. Am Docht brennt bei k die Flamme, und
                              									zwar wie bei Fig. 9 eine Schweelflamme,
                              									niedergehalten durch die beschränkte Luftzufuhr durch den Schlitz x. Die von der Schweelflamme erzeugten überschüssigen
                              									Brennstoffdämpfe zeigen in dem Raum zwischen den Röhren f und c auf und erfahren bei y eine reichliche Luftzufuhr aus dem inneren, unten bei
                              										z offenen Dochtrohr e.
                              									Die Mischung wird eine innige während des Aufsteigens im Rohr f und verbrennt oberhalb des Brennersiebes m in einer den Strumpf n
                              									beheizenden Blauflamme. Das Dampfluftgemisch wird also erzielt, indem die die
                              									Verdampfung bewirkende Flamme durch Beschränkung der Luft niedergehalten wird, die
                              									von der Schweelflamme abgegebenen Dämpfe fortgeführt, mit Luft gemischt und das
                              									Gemisch einem Gasbrenner m zugeführt wird, an dem sich
                              									erst die Nutzflamme entwickelt. Die Aehnlichkeit mit dem Vorgang in Fig. 6 ist augenfällig, der Unterschied liegt darin,
                              									dass bei Fig. 9 die Schweel- und die Nutzflamme
                              									unmerklich ineinander übergehen, während sie bei den eigentlichen Schweelbrennern
                              									deutlich durch einen grossen, verbrennungslosen Zwischenraum getrennt sind. Der
                              									Schweelbrenner Fig. 11 zeigt die eigenartige
                              									Erscheinung der umgekehrten oder Luftflamme. Der im inneren Dochtrohre c aufsteigende beschränkte Luftstrom brennt in der
                              									vom Docht y sich entwickelnden
                              
                              									Brennstoffdampfatmosphäre in Gestalt der Flamme u. Die
                              									weitere Luftzufuhr findet bei v statt, die Nutzflamme
                              									brennt bei k.
                              									Fig. 10 ist ein englisches, für Petroleum bestimmtes
                              									Modell, Fig. 11 der am Markt befindliche Jumalabrenner für Spiritus (vergl. auch D. p. J. 1904,
                              									Bd. 319. S. 599). Die Schweelbrenner haben sich noch wenig eingeführt, obgleich,
                              
                              									dies zur Vermeidung von Missverständnissen, an ihnen nichts weiter übel riecht als
                              									der Name. Es wäre vielleicht nicht unlohnend, sie für Spiritus noch weiter
                              									auszubilden. Geeignete Mittel, um die Wärmeverzettelung zu vermeiden (Luftmäntel,
                              									Neusilber), müssten vorgesehen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 301
                              Fig. 12. Karburierbrenner.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 301
                              Fig. 13. Vergaserbrenner mit Hilfsbrenner.
                              
                           Den in Fig. 12 dargestellten Brenner könnte man für
                              									einen Schweelbrenner halten, bei dem in der Siebkammer a am Dochte b eine durch beschränkte
                              									Luftzufuhr klein gehaltene Schweelflamme brennt, deren Gase mit bei c und d eintretender Luft
                              
                              
                              									sich mischen, aus a austreten und bei x eine Blauflamme liefern.
                           Nach den Angaben des amerikanischen Erfinders gehört aber der Brenner zu einer
                              									anderen Brennerart, den Karburierbrennern. Es soll nämlich bei b während des Betriebes keine Flamme brennen und die Verdampfung des Brennstoffs nur durch die
                              									Hitze bewirkt werden, welche dem Docht durch die innere und äussere Siebwand der
                              									Kammer a von der bei x
                              									brennenden Flamme mitgeteilt wird. Die Siebkammer ist also ein Verdampfungsraum,
                              									aber kein geschlossener, sondern er wird von einem Luftstrom, eintretend bei c und d, durchschritten.
                              									Der Luftstrom wird mit den Dämpfen geschwängert, karburiert, daher rechtfertigt sich
                              									die Bezeichnung Karburierbrenner. Der Brenner Fig.
                                 										12 ist darum noch besonders merkwürdig, weil er fast ohne Abänderungen als
                              									Schweel- oder als Karburierbrenner benutzt werden könnte. Er ist also gewissermassen ein
                              									Chamäleon, das demjenigen, der etwa im Falle einer Patentverletzung seine
                              									eigentliche Farbe zu bestimmen genötigt wäre, etwas zu raten aufgeben würde. Mit
                              										Fig. 9 haben wir die eigentlichen Dochtbrenner
                              									verlassen, bei welchen Verdampfung, Mischung mit Luft und Verbrennung in engstem
                              									räumlichen Nebeneinander an der Spitze eines Dochtes und im nicht körperlich
                              									begrenzten Raume stattfindet. Fig. 9 bildet den
                              									Uebergang zu den Schweelbrennern und Karburierbrennern nach Fig. 10, 11 und 12, bei denen die Verdampfung und Mischung mit Luft
                              									im körperlich unbegrenzten, aber von Luft durchschrittenen Raume, an einer
                              									Dochtspitze oder auf einem Flüssigkeitsspiegel vor sich geht, und zwar bei den
                              									Schweelbrennern mit Flammenbildung, bei den Karburierbrennern ohne Flammenbildung,
                              									und die Verbrennung an einem deutlich davon geschiedenen Orte. Die Gasbewegung wird
                              									bei allen drei Brennerarten in der Hauptsache durch ein Zugglas oder dergl. bewirkt.
                              									Bei der vierten und letzten Brennerart sind alle drei Vorgänge, Verdampfung,
                              									Mischung, Verbrennung örtlich deutlich voneinander geschieden. Die Verdampfung
                              									findet in einem nur mit Brennstoff (aber nicht mit Luft) gespeisten Raume statt,
                              									einem Verdampfer, Retorte oder dergl. Der Dampf bläst mit
                                 										Druck durch einen engen Auslass, die Düse, aus. Der Dampfstrahl wird wie
                              									der Gasstrahl eines Bunsenbrenners in ein Mischrohr eingeblasen, das Gemisch brennt
                              									oberhalb des das Mischrohr oben abschliessenden Siebes, am Brennerkopf. Da alle
                              									Brenner dieser Art, die Dampfbrenner mit Blauflamme, genauer
                              									Verdampfer-Bunsenbrenner, kurz Dampfglühlichtbrenner, den einmal erzeugten Dampf in
                              									ganz gleichartigen Vorrichtungen mischen und verbrennen, werden wir uns genauer nur
                              									mit den verschiedenen Einrichtungen zur Verdampfung zu beschäftigen haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 302
                              Fig. 14. Vergaserbrenner mit Hilfsbrenner.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 302
                              Fig. 15. Vergaserbrenner mit Wärmerückleitung (Amorbrenner).
                              
                           Was zunächst die Beheizung des Verdampfers betrifft, so stehen zwei
                              									Hauptmöglichkeiten offen, entweder den Verdampfer durch eine besondere Wärmequelle
                              									oder durch die vom Dampfbrenner selbst gelieferte Wärme zu beheizen. In Fig. 13 ist b der
                              									Verdampfer, welcher durch die Dochte e in Röhren f mit Spiritus versorgt wird und durch den besonderen
                              									Hilfsbrenner a mit Docht g
                              									beheizt wird. Der Dampf bläst bei h aus in einen
                              									darüber sitzenden Auerbrenner
                                 										i (Fig. 14). Der Betrieb wird durch die
                              									Unterhaltung der Hilfsflamme etwas verteuert, ist aber bei Verwendung von Spiritus
                              									immer noch bedeutend billiger als der der Spiritusdochtlampen.
                           Ein Uebelstand dieser Brennerart ist, dass die Hilfsflamme am Vergaser Russ
                              									absetzt und Dunst verbreitet. Bei Petroleum verschärft sich dieser Misstand so, dass
                              									Petroleumbrenner dieser Art ganz verschwunden sind. Am Markte befindliche
                              									Spiritusbrenner mit Hilfsflamme sind in dem eingangs erwähnten Bericht (D. p. J.
                              									1904, 319, S. 570, Fig.
                                 									1) erwähnt.
                           Die Beheizung durch die Wärme der Brennerflamme selbst lässt sich wieder in
                              									verschiedener Weise denken. Fig. 15
                              									(Konstruktionszeichnung des Amorbrenners (s. D. p. J. 1904, Bd. 319, S. 571) stellt einen Vertreter der Brennerart vor,
                              									bei welcher ein Teil der Wärme der bei a brennenden
                              									Flamme durch Leitung in den Metallteilen des Brenners zum Verdampfer b geführt wird. Zur Wärmeleitung können entweder die
                              									Brennerwandungen dienen oder besondere mässige Metallschinen d (Fig. 15). Für Spiritus werden diese
                              										„Brenner mit Wärmerückleitung“ bevorzugt, wie sich aus dem erwähnten
                              									Ausstellungsbericht ergibt. Sie sind entschieden brauchbar, wenngleich sie einige
                              									noch zu erwähnende Mängel haben. Für Petroleum und verwandte Brennstoffe sind sie in
                              									Deutschland noch kaum verwendet worden; bei der hohen Verdampfungstemperatur des
                              									Petroleums dürfte die Zuleitung genügender Wärme zum Verdampfer nicht leicht sein;
                              									eher wird dies bei Gasolin u. dgl. möglich sein. Uebrigens reicht auch bei leicht
                              									verdampfenden Brennstoffen die Beheizung des Verdampfers durch Wärmeleiter kaum aus,
                              									wenn es sich um Erzeugung solcher Dampfmengen handelt, wie sie zum Betriebe sehr
                              									lichtstarker Brenner, z.B. für Aussenbeleuchtung nötig sind. Hier muss man den
                              									Verdampfer unmittelbar der Brennerflamme aussetzen, indem man ihn im Innern der
                              									Flamme oder darüber oder daneben anordnet.
                           Verdampferlampen mit über der Brennerflamme stehendem Verdampfer sind die
                              									Record-Spirituslampe von Helfft. Nach denselben
                              									Grundzügen sind die Lampen von Meenen (Säkularlampe [D.
                              									p. J. 1904, 319, S. 583]), von Zehnpfund (Schwertlampe [D. p. J. 1904, 319, S.
                              									583]) und der Phöbus-Gesellschaft, Dresden (D. p. J.
                              									1904, 319, S. 599), eingerichtet. (Diese Gesellschaft
                              									vertreibt auch einen Spiritusbrenner mit Wärmerückleitung [D. p. J. 1904, 319, S. 571]). Auch für Petroleum wird dieser
                              									Brennertypus angewendet; der Verdampfer hat hier meist die Gestalt eines geraden
                              									Rohres. Insbesondere die KitsongesellschaftD. R. P. 112124, 112588, 114657, 118091,
                                    											118844, 119106, 123440, 123441, 123588, 124438. und die Washingtongesellschaft vertreiben
                              									Petroleum-Glühlichtbrenner, jene Brenner mit über oder in, diese mit neben der
                              									Flamme angeordnetem Vergaser. Beide Gesellschaften, ferner die Gasglühlichtwerke Eisner, Berlin, haben ausserdem
                              									Verdampferbrenner für Petroleum gebaut, welche einer bisher noch nicht erwähnten
                              									Brennerart angehören. Bei dieser neuen Art wird der Verdampfer zwar durch eine
                              									Hilfsflamme, aber nicht durch die Flamme eines besonderen Dochtbrenners beheizt. Es
                              									wird vielmehr die Hilfsflamme durch einen abgezweigten Teil des im Vergaser
                              									erzeugten Dampfes oder des im Auerbrenner hergestellten
                              									Dampfluftgemisches gespeist. Bei dem in Fig. 16
                              									dargestellten Washingtonbrenner ist a der Verdampfer, welcher seinen Dampf bei b in den Auerbrenner c mit Lufteinlässen d
                              									bläst. Das Dampfluftgemisch verbrennt in der Hauptsache bei e, ein Teil wird aber durch die Platte f
                              
                              									abwärts gedrängt, geht zwischen den Hülsen c und g abwärts und verbrennt bei h in Gestalt kleiner Flämmchen, welche den Metallflantsch i des Verdampfers a
                              									erhitzen und so die Verdampfung unterhalten. Für Spiritus würde diese Brennerart im
                              									Vergleich zu den mit Wärmeleitung oder mit Verdampfer über der Flamme zu teuer
                              									werden. Für Petroleum könnte sie wohl Bedeutung gewinnen für Tischlampen, bei denen ein
                              									Aufbau des Verdampfers nebst Zubehör über der Lampe nicht recht gangbar ist. Leider
                              									haben die Petroleumverdampferlampen überhaupt eine für Zimmerlampen recht
                              									unangenehme Eigenschaft: sie zischen hörbar. Das Geräusch stammt von dem mit
                              									ziemlicher Pressung austretenden Dampf strahl. Man hat mancherlei versucht, um es zu
                              									dämpfen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 303
                              Fig. 16. Vergaserbrenner mit Hilfsflamme (Washingtonbrenner).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 303
                              Fig. 17. Kitsonbrenner mit Schalldämpfung.
                              
                           Fig. 17 zeigt einen derartigen Versuch bei einer Kitson-Tischlampe mit in der Flamme liegendem
                              									Petroleumverdampfer a. Der Dampf bläst bei b nach unten in den Mischraum c mit Lufteinlässen d. Das Gemisch verbrennt
                              									bei e. Der Mischraum, in welchem das Geräusch der Düse
                              										b; entsteht, ist rings geschlossen, bis auf die
                              									Lufteinlässe d, welche sich in langen Rohren f fortsetzen, in denen der Schall verhallen soll.
                              									Wieweit das Dämpfungsmittel wirksam, ist uns nicht bekannt.
                           Soviel von der Beheizung des Verdampfers, das Wichtigste aus einer Legion von
                              									Vorschlägen. Einige Worte müssen noch über die Zuführung des Brennstoffs zum
                              									Verdampfer und die Einleitung der Verdampfung gesagt werden.
                           Bei den Brennern mit selbständigem Hilfsdochtbrenner (Fig.
                                 										13) wird die Einleitung der Verdampfung von diesem Heizbrenner besorgt.
                              									Alle Brenner aber, deren Verdampfer erst durch die aus dem Verdampfer gespeiste
                              									Flamme beheizt werden, bedürfen natürlich besonderer Anheizung. Selbst Thermophore
                              									und elektrische Heizwiderstände sind als Anheizer versucht worden. Alle erdenklichen
                              									Einrichtungen sind als Anheizquellen vorgeschlagen; meist aber dienten hierzu offene
                              									Schalen (c,
                              									Fig. 15, und k,
                              									Fig. 16), in welche ein wenig Spiritus eingegossen
                              									oder durch Abmesshähne zugeführt wird (dd1 auf S. 583 D. p. J. 1904, 319,
                              									Fig. 13 ist ein Abmesshahn).
                           Ein wichtiges Zubehör einer brauchbaren Verdampferlampe ist die Brennstoffzuführung
                              									zum Verdampfer. Bei den in Fig. 13 und 15 gezeigten Lampen führt man den Brennstoff,
                              									Spiritus, durch Saugdochte zum Verdampfer. Für Spiritusbrenner, insbesondere die
                              									kleineren Ausführungen für Innenbeleuchtung, ist dieses Mittel das fast
                              									ausschliesslich verwendete und ausreichend. Die in den Verdampfer
                              									hineinragenden Dochtenden sind auch Hauptsitz der Verdampfung. Ein
                              									Spiritusflüssigkeitsspiegel neigt zu stossweiser Verdampfung, welche ein Zucken der
                              									Lampe ergeben würde, daher füllt man, wo Saugdochte fehlen und wie bei der Schuchardt-Lampe (D. p. J. 1904, 319, S. 583) durch Leitungen mit Gefälle ersetzt sind, den Verdampfer mit
                              									porösen unverbrennlichen Packungen aus. Neben den Saugdochten und den Leitungen aus
                              									höher gelegenen Behältern, welch letztere für Tischlampen unhandlich sind, verwendet
                              									man noch Rohrleitungen aus unter Druck gesetzten Behältern, mit Druckreglern usw.
                              									Bei der Lampe Fig. 17 ist der Hahn g vorgesehen, um Pressluft in den Petroleumbehälter
                              									einzulassen, welche den Brennstoff durch die Leitung h
                              									zum Verdampfer drückt. Zum Schluss sollen noch einige Vergleiche über die
                              									Eigenschaften der behandelten Brenner im Gebrauche angestellt werden.
                           Alle Verdampferbrenner für Glühlicht geben recht befriedigende Lichtstärken, die
                              									Starklichtbrenner für Aussenbeleuchtung (Verdampfer über, neben, in der Flamme) ganz
                              									ausserordentliche. Die für den Hausgebrauch in erster Reihe in Betracht kommenden
                              									Spiritusverdampferlampen mit Wärmerückleitung (Amor,
                                 										Piccolo, Phoebus) sind auch bei sorgsamer Behandlung verlässlich. Immerhin
                              									erfordert die Erneuerung der nach einiger Zeit verkohlenden oder verharzenden Dochte
                              									und Packungen und das Wiedermontieren der verschiedenen Verschraubungen, Dichtungen
                              									usw. eine Hand, die in solchen Arbeiten erfahrener ist als etwa die des dienstbaren
                              									Hausgeistes. Explosionen sind nur in dem Falle zu befürchten, dass man die Lampe
                              									anheizt, ohne das Verdampferauslassventil zu öffnen, falls ein solches vorhanden;
                              									doch sind wie bei dem neuen Modell des Amorbrenners (D. p. J. 1904, 319, S. 571) Vorkehrungen getroffen worden, um diese
                              									Vergesslichkeit unmöglich zu machen.
                           Die Notwendigkeit der Anheizung bei den Brennern, welche ihren Verdampfer selbst
                              									beheizen, ist eine Unbequemlichkeit, da sie einige Handgriffe und einige Zeit
                              									erfordert, ehe man Licht hat. Auch ist das Hantieren mit dem Anheizkännchen oder
                              									-heber oder -fackel nicht ohne Feuersgefahr, natürlich nur bei mangelnder Sorgfalt.
                              									Leuten, welche spät oder unter erschwerenden Umständen nach Hause zu kommen pflegen,
                              									sind anzuheizende Lampen nicht zu empfehlen. Im ganzen kann man sagen, dass die
                              									Dochtbrenner einfacher und von ungeübteren Händen zu bedienen sind als die
                              									Verdampferbrenner.
                           Ordnet man die verschiedenen Glühlichtbrennerarten nach dem Preise der von ihnen
                              									gelieferten Lichteinheit, so wird etwa folgende Reihe zutreffend sein:
                              									Spiritusdochtbrenner, Spiritusverdampferbrenner, Petroleumdochtbrenner,
                              									Petroleumverdampferbrenner, wobei die erste Brennerart das teuerste Licht gibt. Für
                              									den Hausgebrauch ist natürlich der Preis des Gesamtlichtes nicht unwichtig und auch
                              									in dieser Hinsicht ist der Betrieb der Spiritusdochtglühlichtbrenner der teuerste,
                              									der der Petroleumglühlichtbrenner der billigste. Die Spiritusverdampferbrenner
                              									stehen in der Mitte. Eine Petroleumdochtglühlichtlampe verbraucht nicht wesentlich
                              									mehr Petroleum wie die gewöhnliche Rundbrennerlampe mit leuchtender Flamme, liefert
                              									aber erheblich mehr Licht.
                           Die Einrede, dass man durch den Gebrauch von Spirituslampen dem Petroleumtrust
                              									Abbruch tue, wird auf den Lampenkäufer wenig Eindruck machen, denn
                              									selbstverständlich würde der vom Petroleumtrust verlassene Platz von einem
                              									Spiritustrust eingenommen werden.
                           Auf die Frage, welche Brennerart etwa für die Zimmerbeleuchtung am meisten zu
                              									empfehlen, lässt sich eine Antwort ohne Hörner und Zähne nicht geben. Kein
                              									technisches Ding stellt eine Vollkommenheit dar, so hat auch jeder der brauchbaren
                              									Glühlichtbrenner seine besonderen kleinen Mängel, die aber den verschiedenen Benutzern
                              									ganz verschieden fühlbar werden. Der eine hat eine Idiosynkrasie gegen den
                              									geringsten Spiritusgeruch, der den andern in keiner Weise stört u.s.f.
                           Für die Aussenbeleuchtung kommen in der Hauptsache Verdampferlampen in Frage, und
                              									zwar behauptet hier noch der Spiritus das Feld. Die Petroleumverdampferlampen
                              									müssen, um im Auerbrenner die nötige reichliche
                              									Luftzumischung zum Petroleumdampf zu ermöglichen, mit starkem Verdampferdruck
                              									arbeiten, der wieder einen noch höheren Druck für die Zuführung des Petroleums
                              									erfordert. Die Folge ist, dass man den Brennstoff nicht mehr gut aus höher
                              									gelegenen Behältern nur mit Gefälle zuführen kann, sondern Pressung, meist durch
                              									komprimierte Luft anwenden muss, was bei Aussenanlagen zu besonderen, nur bei
                              									grösseren Anlagen wirtschaftlichen Verteilungseinrichtungen nötigt. Bei grösseren
                              									Anlagen aber trifft der flüssige Brennstoff auf leistungsfähigere Nebenbuhler,
                              									wenigstens in Deutschland. In Amerika scheint sich Petroleum auch hier noch
                              									behaupten zu können.
                           Dr. Wr.