| Titel: | Selbsttätige Kesselspeiseapparate. | 
| Autor: | Gk. | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 308 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Selbsttätige Kesselspeiseapparate.
                        Selbsttätige Kesselspeiseapparate.
                        
                     
                        
                           Während an modernen Kesselanlagen die selbsttätigen Feuerungen sehr viel in
                              									Gebrauch sind und ihre Vorzüge allgemein anerkannt werden, haben sich die
                              									selbsttätigen Speisevorrichtungen noch viel weniger Eingang in die Praxis
                              									verschaffen können. Und doch ist eine selbsttätige Kesselspeisung für die gute
                              									Ausnützung des Brennmaterials ebenso wertvoll, wie die selbsttätige Feuerung. Der
                              									Zweck der folgenden Zeilen ist daher, einige derartige Kesselspeiseapparate zu
                              									besprechen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu machen. Hand in Hand mit den
                              									selbsttätigen Speiseapparaten sollen auch die Konstruktionen berücksichtigt werden,
                              									welche dazu dienen, das Kondenswasser aus Heizapparaten, Leitungen usw. in den
                              									Kessel zurückzuführen.
                           Die Vorteile der selbsttätigen Kesselspeisung bestehen ausser der Entlastung des
                              									Heizers zunächst in der Vermeidung von Wassermangel oder von zu hohem
                              									Wasserstande und dem damit verbundenen Fortreissen von Wasser aus dem Kessel. Ferner
                              									wird aber auch eine ziemlich grosse Brennmaterialersparnis erzielt, welche bei
                              									einzelnen Anlagen bis 10 v. H. betragen hat. Bei selbsttätiger Speisung ist es ohne
                              									weiteres möglich, das Speisewasser in ganz kleinen Mengen fast ununterbrochen dem
                              									Kessel zuzuführen, wodurch die Dampfentwicklung nicht unterbrochen wird. Bei der
                              									periodischen Speisung tritt dagegen jedesmal eine Abkühlung des Kesselinhalts durch
                              									die Zuführung einer grösseren Wassermenge ein, und infolgedessen lässt die
                              									Dampfbildung nach; gleichzeitig werden die Heizgase schlechter ausgenutzt, da der
                              									Wärmeübergang an nichtkochendes Wasser weniger lebhaft ist, wie an kochendes Wasser.
                              									Zu dem hiermit verbundenen unmittelbaren Verlust kommt noch hinzu, dass der
                              									Heizer
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 309
                              Fig. 1. Rückspeiseapparat, System Greening.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 309
                              Fig. 2. Rückspeiseapparat, System Greening.
                              
                           dem Sinken der Dampfspannung durch verstärktes Feuern entgegenzuarbeiten sucht,
                              									wobei ebenfalls Kohlen vergeudet werden.
                           Wenn anderseits in einem Betriebe grössere Mengen von Kondenswasser aus Heizapparaten
                              									und dergleichen entstehen, so ist es wohl ohne weiteres klar, dass die Zurückführung
                              									dieses chemisch reinen, sehr hoch vorgewärmten Wassers in den Kessel vorteilhaft
                              									ist; man unterlässt sie häufig nur aus dem Grunde, weil man sich scheut, eine
                              									besondere Pumpe dafür in Betrieb zu nehmen und diese entsprechend beaufsichtigen zu
                              									lassen. Auch hier tut ein selbsttätiger Apparat gute Dienste.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 309
                              Fig. 3. Speiseautomat von Körting.
                              Schwimmer; Pumpengehäuse;
                                 										Einlassventil; Steuerventil; Auspuffkessel; Druckrohr.
                              
                           Der Rückspeiseapparat System Greening (Hans Reisert,
                              									Köln) wird sowohl einfach- als auch doppeltwirkend gebaut. Bei dem doppelt wirkenden
                              									Apparat (Fig. 1) findet die Einströmung des
                              									Kondenswassers ununterbrochen, abwechselnd in den Topf f und in den Topf l, statt. Im ersteren
                              									befindet sich der Schwimmtopf e, welcher durch das
                              									Gegengewicht a ausbalanziert ist. Die Bewegung des
                              									Schwimmers wird durch Hebel dc, Stift n und Verbindungsstange b
                              									auf das Dampfventil k übertragen. Der Dampfeintritt zu
                              									Topf f sei zunächst geschlossen. Dann strömt durch das
                              									Rückschlagventil h Wasser in den Topf, und zwar
                              									zunächst in den Ringraum um den Schwimmer herum. Der Schwimmer erhält durch den
                              									Auftrieb die punktierte Lage. Hierauf läuft das Wasser über den Rand des Schwimmers in diesen hinein,
                              									bis er plötzlich nach unten sinkt. Dadurch wird der Dampfeintritt in den Topf f geöffnet, während gleichzeitig der Dampf von Topf l abgesperrt wird, so dass sich letzterer nunmehr mit
                              									Wasser füllt. Der in Topf f eintretende Dampf stellt
                              									darin denselben Druck wie im Kessel her, so dass das Wasser durch Rückschlagventil
                              										g hindurch in den tiefer liegenden Kessel fliesst.
                              									Sobald der Schwimmtopf entleert ist, steigt er wieder in die punktierte Stellung,
                              									wodurch der Dampf von Topf f wieder abgesperrt und zu
                              									Topf l wieder zugelassen wird, so dass sich Topf f wieder füllen und Topf l
                              									entleeren kann. Fig. 2 zeigt die Anordnung der
                              									Apparate über dem Kessel. Für kleinere Wassermengen genügt der einfach wirkende
                              									Apparat, bei welchem nur Topf l fehlt, und der
                              									infolgedessen periodisch arbeitet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 310
                              Fig. 4. Speiseautomat von Körting.
                              Injektionswindkessel.
                              
                           Auf demselben Prinzip beruht Körtings Speiseautomat,
                              									dessen Wirkungsweise aus der Fig. 3 ohne weitere
                              									Erläuterung verständlich sein wird. Um den Arbeitsdampf niederzuschlagen, ist der
                              									Apparat mit einer Einspritzvorrichtung (Fig. 4
                              									links) versehen, denn so lange der Apparat noch mit Dampf gefüllt ist, kann kein
                              									Wasser in denselben einströmen. Dadurch, dass der Dampf nicht auspufft, sondern
                              									niedergeschlagen wird, wird seine Wärme dem Kessel wieder zugeführt.
                           Einen besonders einfachen Apparat, bei welchem aber der Abdampf verloren geht, zeigt
                              										Fig. 5. (Paul Schütze
                                 										& Co., Oggersheim i. d. Pfalz). Das Wasser tritt durch Stutzen i, vor den ein Rückschlagventil geschaltet wird, in den
                              									Apparat ein. Ist derselbe ganz gefüllt, so wird durch den Auftrieb des Schwimmers
                              										g1 das Dampfventil
                              										b geöffnet. Hierauf entleert sich der Apparat in
                              									den Kessel, bis der Wasserspiegel unter den Schwimmer g
                              									gesunken ist. Jetzt verliert dieser seinen Auftrieb und das Ventil b wird geschlossen, während Auspuffventil a geöffnet wird.
                           Die besprochenen Apparate können nicht nur zur Rückleitung des Kondenswassers,
                              									sondern auch zur selbsttätigen Kesselspeisung verwendet werden, wenn man eine
                              									Vorrichtung hinzufügt, welche den Wasserspiegel im Kessel auf gleicher Höhe
                              									hält. Hierzu verwenden Gebr. Körting das in Fig. 6 dargestellte Wasserstandsgefäss, dessen Dampf- und Wasserraum durch je eine besondere
                              									Leitung: mit dem Kessel in Verbindung stehen. Mit steigendem Wasserstand im Kessel,
                              									also auch in dem Gefäss, hebt sich Schwimmer 5 und drosselt mit Ventil V die Dampfzufuhr zum Automaten, bis letzterer
                              									schliesslich vollkommen abgestellt wird. Aus Fig. 7
                              									geht die Gesamtanordnung; der einzelnen Apparate hervor.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 310
                              Fig. 5. Speiseapparat von Schütze.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 310
                              Fig. 6. Wasserstandsgefäss von Körting.
                              Schwimmer; Dampfventil;
                                 										Dampfleitung zum Automaten; Dampfleitung vom Kessel für den Automaten;
                                 										Dampfleitung vom Kessel für das Wasserstandsgefäss; Wasserleitung vom
                                 										Kessel.
                              
                           Endlich verdient der in Fig. 8 dargestelfte Dampfkesselspeiseapparat System Schönicke insofern
                              									besondere Beachtung, als er sich durch schnelles Ansaugen und Wiederfüllen
                              									auszeichnet und anzunehmen ist, dass er auch bei einer etwa auftretenden Undichtheit des
                              									Dampfeinlassventils noch zuverlässig arbeiten wird. Die allgemeine Anordnung des
                              									Apparates über dem Kessel zeigt Fig. 9. Sinkt der
                              									Wasserstand im Kessel bis unter die Mündung des Einhängerohres h, so strömt der Dampf durch h,
                                 										f, b in den Behälter A ein, so dass das darin
                              									befindliche Wasser durch Rückschlagventil i in den
                              									Kessel fliesst.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 311
                              Fig. 7. Anbringung des Körtingschen Speiseautomaten.
                              Speiseautomat;
                                 										Zubringer-Sehwimmerpumpe; Wasserstandgefäss; Dampfleitungen; Wasserleitungen;
                                 										Abdampfleitung; Luftschraube.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 311
                              Fig. 8. Speiseapparat von Schönicke.
                              Dampfeintritt; Wassereintritt;
                                 										Wasseraustritt nach dem Kessel
                              
                           Hierbei entleert sich gleichzeitig das Standrohr l, und durch die Heberwirkung von Rohr d zunächst der kurze Schenkel von Rohr c. Ist das Wasser im Behälter unter den tiefsten Punkt
                              									von c gesunken, so entleert sich auch der lange
                              									Schenkel von c nach oben und der Dampf erhält
                              									Zutritt zu Behälter B. Aus diesem stürzt nunmehr
                              									das Wasser sofort durch Rohr d und l in den Behälter A, wobei
                              									der sinkende Schwimmer m das Dampfventil e wieder schliesst. Das aus l in den Behälter A einströmende Wasser
                              									mischt sich innig mit dem Dampfe, wodurch ein Vakuum erzeugt wird, welches ein
                              									besonders schnelles Wiederansaugen zur Folge hat. Das Spiel des Apparates wiederholt
                              									sich so lange, bis der steigende Wasserspiegel im Kessel die Mündung des
                              									Einhängerohres h verschliesst.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 311
                              Fig. 10. Wasserstandsregler von Hannemann.
                              
                           Während die bisher besprochenen Apparate die Kesselspeisepumpe ersetzten, erfordert
                              									der Wasserstandsregler, Patent Emil Hannemann, eine besondere Speisepumpe, ist also nur als selbsttätiges
                              									Speiseventil anzusehen. Er wird besonders bei grösseren Kesselhäusern mit einer
                              									Anzahl von gemeinschaftlicher Pumpe bedienter Kessel angewendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 312
                              Fig. 9. Anbringung des Schönickeschen Speiseapparates.
                              
                           Da der Apparat keinen Schwimmer und kein Dampfventil hat,
                              									welche in Unordnung geraten könnten, zeichnet er sich durch grösste
                              									Betriebssicherheit auch bei heissestem und bei kesselsteinhaltigem Wasser aus. Der
                              									Apparat besteht aus einem Regulierventil V (Fig. 10), dessen Kegel durch ein Gewicht G belastet und mit einem im Gehäuse M angebrachten, durch Membrane abgedichteten Kolben
                              									verbunden ist. Das Standrohr S taucht bis auf den
                              									normalen Wasserstand in den Kessel hinein und trägt dicht über dem
                              									Absperrventil und am oberen Ende je einen Wassersack; von diesem führt je eine
                              									Rohrleitung über bezw. unter den Kolben des Regulierventils. So lange das Standrohr
                              									unter Wasser eintaucht, hebt sich der Druck über und unter dem Kolben gegenseitig
                              									auf und das Regulierventil bleibt durch Gewicht G
                              									geschlossen. Sobald aber die Standrohrmündung frei wird, fliesst das Wasser aus dem
                              									Standrohr in den Kessel zurück, während es aus den Verbindungsrohren nicht
                              									abfliessen kann. Dadurch wird der Druck auf beiden Seiten des Kolbens ungleich, und
                              									zwar wird er mit dem Druck der Wassersäule H und H1 angehoben, wodurch
                              									das Regulierventilgeöffnet wird. Der Kessel wird nun so lange gespeist, bis das
                              									Wasser wieder die Standrohrmündung erreicht. Mit fortschreitender Kondensation des
                              									im Standrohre abgeschlossenen Dampfes füllt sich das Rohr wieder mit Wasser, der
                              									Druck in M gleicht sich wieder aus und das
                              									Regulierventil wird durch Gewicht G wieder geschlossen.
                              									Sind vorübergehend einmal alle Regulierventile an den Kesseln geschlossen, so
                              									bleiben schwungradlose Pumpen so lange stehen, bis wieder ein Regler öffnet. Bei
                              									Schwungradpumpen muss dagegen die gemeinschaftliche Speiseleitung ein
                              									Sicherheitsventil erhalten, durch welches Wasser austritt und zur Entnahmestelle
                              									zurückfliesst.
                           
                              
                                 Gk.