| Titel: | Der heutige Stand der Motorfahrräder. | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 312 | 
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                        Der heutige Stand der Motorfahrräder.
                        (Fortsetzung von S. 301 d. Bd.)
                        Der heutige Stand der Motorfahrräder.
                        
                     
                        
                           
                              III. Motoren.
                              
                           
                              
                                 a) Einzylindrige Motoren.
                                 
                              Vor einigen Jahren boten die Motoren in ihrer Bauart, Anordnung und Arbeitsweise
                                 										noch ein recht buntes Bild, denn jede Fabrik baute fast einen anderen Motor in
                                 										das Fahrrad ein, und zwar entweder stehend oder halbschräg. Auch gehörten andere
                                 										Anordnungen desselben keineswegs zu den Seltenheiten (s. D. p. J. 1898, 308, S. 214, 1899, 311, S.
                                 										138 u. ff., 313, S. 104 u. ff., 1903, 318, S. 596 u. ff.). Heute haben sich die Ansichten
                                 										geklärt, alle Motoren sind stehend angeordnet und mit wenigen Ausnahmen ist
                                 
                                 										jetzt auch das Ansaugventil gesteuert. Dasselbe liegt entweder neben dem
                                 										Auspuffventil oder oberhalb desselben. Letztere Anordnung bietet den Vorteil,
                                 										dass das Auspuffventil von den darüber hinwegstreichenden frischen
                                 
                                 										Benzingasen gekühlt wird. Bei der ersteren Anordnung trifft dieses nicht zu,
                                 										doch sind dort die Ventile leichter zugänglich, was allerdings den Nachteil hat,
                                 										dass sich die Masse des Motors vergrössern.
                              Wenige Fabriken bauen jetzt noch einen Spezialmotor ein, die meisten benutzen
                                 										eine Einheitstype, als welche hauptsächlich der „Fafnir“-Motor (Fig. 30)
                                 										der Aachener Stahlwaren-Fabrik A.-G. in Aachen in
                                 										Frage kommt. Bei demselben ist der Zylinder und Explosionsraum aus einem Stück,
                                 										wodurch Undichtwerden, wie dies bei Motoren mit aufgesetztem Zylinderdeckel
                                 										vorkommt, ausgeschlossen ist.
                              Das Kurbelgehäuse aus Aluminium (Fig. 31) besteht
                                 										aus zwei Hälften, die mittels Schrauben öldicht verschlossen werden. Das Oel
                                 										wird durch den mit Verschlussschraube y versehenen
                                 										Einlass in das Gehäuse eingebracht und durch die im Gehäuse sich drehenden
                                 										Schwungräder nach allen zu schmierenden Teilen hingeschleudert. Die Lager sind mit
                                 										tiefen Oelrinnen versehen und das Oel fliesst, wie in Fig. 33 an einem Motor der „Wanderer“-Fahrradwerke deutlich gezeigt ist, von denselben
                                 										durch Kanäle wieder in das Kurbelgehäuse ab, von wo es durch Oeffnen der
                                 										Schraube k abgelassen werden kann. Beim Zurückgehen
                                 										des Kolbens entsteht im Kurbelgehäuse Gegendruck; um ihn aufzuheben, ist das
                                 										Kugelventil i vorgesehen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 313
                                 Fig. 30. Fafnir-Motor der Aachener Stahlwarenfabrik A.-G.
                                 Obere Totlage des Kolbens;
                                    											Stellung des Kolbens bei 8 mm Vorzündung; Untere Totlage des Kolbens;
                                    											Antriebswelle; Magnetwelle; Vorzündung; Nachzündung; Fiberstückhebel;
                                    											Sekundärer Strom.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 313
                                 Ventilsteuerung mit Zündungsnocken des Fafnir-Motors.
                                 
                              Die Steuerung der Ventile erfolgt durch das kleine auf der
                                 										Schwungradachse sitzendes Zahnrädchen a, welches
                                 										das doppelt so grosse Zahnrad b antreibt, das
                                 										mit dem Zündungsnocken b1 aus einem Stück besteht. Dieses Zahnrad b ist einerseits mit einem Innennocken s1 versehen, der durch den bei f drehbaren Winkelhebel c die Ansaugventilstange d (Fig. 30) steuert; anderseits trägt es, wie Fig. 32
                                 										zeigt, auf der dem Kurbelgehäuse zugekehrten den Aussennocken s, der durch den Steuerungshebel t den Auspuffventilstöpsel u steuert. Beim Anfahren wird letzterer mittels des Hebels z (Fig. 30)
                                 										angehoben. Der Antrieb der magnetelektrischen Zündung erfolgt durch die in w eingekapselten Zahnrädchen von dem
                                 										Antriebsrädchen v aus, das mit dem auf der
                                 										Schwungradachse D sitzenden Rädchen a (Fig. 31) aus einem
                                 										Stück hergestellt ist. Das kleine Gehäuse, in dem die Zahnräder a, b und v angebracht
                                 										sind, ist durch einen Deckel (Fig. 34)
                                 										verschlossen. Der Nocken b1 ragt aus diesem Deckel heraus und ist
                                 
                                 										überdeckt von der einseitig offenen Kapsel l mit
                                 										dem Zapfen m. Auf ihm wird das Kontaktgehäuse (Fig. 35) befestigt, indem der Zapfen m aus dem Loch n
                                 										herausragt und sein Ende von dem um x drehbaren
                                 										federnden vorreiber o erfasst wird.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 313
                                 Fig. 33. Schmierung.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 313
                                 Fig. 34. Verschlussdeckel der Steuerungsteile beim Fafnir-Motor.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 313
                                 Fig. 35. Kontaktgehäuse zum Fafnir-Motor.
                                 
                              Ein recht sinnreiches Organ, das dem „Fafnir“
                                 										eigen ist, ist der Regulator, der es dem Fahrer ermöglicht, auf das Ansaugventil
                                 										so einzuwirken, dass es sich nach Belieben ganz oder nur teilweise öffnet. Wie
                                 										schon oben gesagt ist, wird der Ansaugventilstift d, sobald die Laufrolle h des
                                 										Winkelhebels c über den Innennocken s1 (Fig. 31) gleitet,
                                 										um dessen Höhe gehoben. Durch die kleine Kurbel g
                                 											(Fig.
                                    											36) und Hebel e kann der Winkelhebel c nun so verstellt werden, dass sein Drehpunkt f in die Lage Fig. 37 kommt. In
                                 										dieser Stellung ist nun der Winkelhebel c, wenn
                                 										seine Rolle h über den Nocken gleitet, auf die
                                 										Ventilstange d ohne Einwirkung. Das Ansaugventil wird also
                                 										nicht geöffnet. Zwischen den beiden Stellungen Fig. 36 und 37 sind
                                 										verschiedene Zwischenstellungen möglich, so dass sich je nach Verstellen des
                                 										Drehpunktes f des Winkelhebels c das Ansaugventil mehr oder weniger öffnet. Eine
                                 										Drosselklappe wie bei den folgenden Motoren ist deshalb nicht nötig. Der
                                 										Vergaser ist ähnlich demjenigen in D. p. J. 1903, 318, S. 598 und 601 beschriebenen und trifft das dort Gesagte auch
                                 										hier zu.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 314
                                 Regulator zum Fafnir-Motor.
                                 
                              Wie schon oben erwähnt, erfolgt der Antrieb der magnet-elektrischen Zündung durch
                                 										drei Zahnräder von der Motorwelle aus. Das Zahnrad J, welches auf dem Magnetapparat selbst befestigt ist, wird für Bosch- oder Eisemann-Zündung (s. D. p. J. 1903, 318, S.
                                 										634) hergestellt. Fig. 30 zeigt ein Schema für
                                 										die Bosch-Lichtbogenzündung. Durch Drehung des
                                 										Ankers entsteht in der Primärwicklung ein Stromkreis. Wird derselbe während
                                 										einer Induktionsperiode unterbrochen, so wird in der sekundären Wicklung ein
                                 										Strom von hoher Spannung erzeugt, wodurch an den Elektroden der Zündkerze ein
                                 										heisser Funken in Form eines Lichtbogens überspringt. Durch Verstellen des
                                 										Fiberstückes an der Zündvorrichtung kann die Unterbrechung des Primärstromes zu
                                 										verschiedenen Zeitpunkten bewirkt werden, wodurch Vor- oder Nachzündung
                                 										entsteht. Die Unterbrechung des Stromes findet im Kontaktgehäuse Fig. 35 statt. Der mit einem Platinkontakt
                                 										versehene Kontakthebel 1 ist um die Schraube 2 drehbar und wird durch eine im Verschlusse 3 gelagerte Spiralfeder an den Zündungsnocken b1 (Fig. 31)
                                 										angedrückt, wobei der Kontakthebel in der gezeichneten Stellung verbleibt, – der
                                 										Stromkreis ist also unterbrochen. Sobald nun der ausgesparte Teil des Nockens
                                 											b1 an die
                                 										offene der Büchse l (Fig.
                                    											34) kommt, drückt die Feder den Kontakthebel 1 in die Aussparung hinein. Hier berühren sich Kontakthebel 1 und Kontaktschraube 4 und schliessen so den Stromkreis. Um das gute Arbeiten der Kontakte
                                 										mühelos feststellen zu können, ist im Gehäuse die Oeffnung 5 vorgesehen, welche von der Befestigungsfeder o verschlossen gehalten wird. Näheres hierüber s.
                                 										D. p. J. 1903, 318, S. 620, Fig. 47 und 48.
                              Die Abmessungen des Motors sind:
                              2¼ PS. 70 mm Bohrung, 75 mm Hub, 1800–2000 Umdrehungen i. d.
                                 										Minute, Gewicht etwa 19 kg.
                              3 PS. 75 mm Bohrung, 80 mm Hub, 1800–2000 Umdrehungen i. d.
                                 
                                 										Minute, Gewicht etwa 20 kg.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 314
                                 Fig. 38. Motor zum Neckarsulmer Motorzweirad Fig. 8.
                                 
                              Bei dem Motor (Fig. 38) der Neckarsulmer Fahrradwerke A.-G. in Neckarsulm,
                                 										erfolgt die Schmierung des Kolbens dadurch, dass das Schmieröl mittels der
                                 										Schwungräder durch vier ziemlich grosse Oeffnungen geschleudert wird, die sich
                                 										im oberen Teil des Schwungradgehäuses rechts und links von der Kurbelstange
                                 										befinden. Durch den Abschluss des Gehäuses gegen den Zylinder ist dafür gesorgt,
                                 										dass nicht zu reichlich Oel in den Zylinder gelangt, was Verrussen der Zündkerze
                                 										zur Folge haben würde. Um das Oel in das Gehäuse zu bringen, ist auf demselben
                                 										die Schraube i mit durchgehender Oeffnung
                                 										eingeschraubt, zu der das Oelzuleitungsrohr von der Pumpe führt (s. auch Fig. 8 u. 9). Auf
                                 										dem oberen hinteren Ansatz der rechten Gehäusehälfte befindet sich das
                                 										Gegenkompressionsventil p, dessen Wirkung schon
                                 										beim Fafnir-Motor erwähnt wurde. Die Steuerung der
                                 										Ventile geschieht durch das Steuerrädchen b, das
                                 										von der Schwungradwelle w mittels Rädchen a angetrieben wird. Dieses Steuerrädchen besitzt
                                 										zwei Nocken kk1,
                                 										von welchen der äussere k das Ansaugventil h, der innere k1 dagegen das Auspuffventil e steuert. Die Nocken sind so hoch bemessen, dass
                                 										sie dem Ansaugventil einen Hub von etwa 3 mm, dem Auspuffventil einen solchen
                                 										von etwa 5 mm erteilen, wodurch genügend Lüftung zum Ein- und Austritt der Gase
                                 										entsteht. Ausserdem sind die Nocken so gegeneinander versetzt, dass zuerst k1 das
                                 										Auspuffventil hebt, und sofort nach dessen Schliessung tritt der Nocken k für das Ansäugventil in Tätigkeit. Ein
                                 										einfaches Gestänge l überträgt – im Gegensatz zum
                                 											Fqfnir-Motor – ohne jegliches Zwischengelenk
                                 										die Bewegung des Nockens k auf das Ansaugventil.
                                 										Diese Anordnung hat den Vorteil, dass der abgestimmte Ventilhub stets derselbe
                                 										bleibt, während bei Anwendung von Zwischengelenken, die sich stets ausleiern,
                                 										der Hub sich bald verändert.
                              Eine hübsche Neuerung bei den Ventilen bildet die Zwischenkugel rr, welche die Nockenscheibe vom Ventilschaft
                                 										trennt. Um zentrales Heben der Ventile zu ermöglichen, wird meist ein Gleitschuh
                                 										zwischen Nockenscheibe und Ventilschaft gelagert.s. später den Motor der
                                       												Wander-Fahrradwerke. Hier liegt jedoch nur die Kugel
                                 										freispielend in der Höhlung des Ventilschaftes, welche die gleiche Wirkung wie
                                 										der Gleitschuh erzielt, nebenbei aber noch den Vorteil bietet, dass die
                                 										Steuerungsmechanismen in der Grösse bedeutend vermindert werden können. Beide
                                 										Ventile sind sehr gross gehalten, und zwar beträchtlich grösser als der halbe
                                 										Kolbendurchmesser.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 315
                                 Fig. 39. Drahtleitung der magnet-elektrischen Zündung (System Eisemann)
                                    											zum N. S.U. Motor.
                                 
                              Der Antrieb des magnet-elektrischen Zündapparates erfolgt durch die Räder a, b, c und d (Fig. 38) von der Schwungradwelle w aus, wobei a mit
                                 										letzterer, d dagegen mit dem Magnetapparat f verbunden ist. Da der Anker auch hier wie beim
                                 											Fafnir nur halb soviel Umdrehungen als die
                                 										Schwungradwelle machen darf, hat hier ebenfalls das auf der Schwungradachse
                                 										sitzende Rädchen a nur halb soviel Zähne 32: 16 als
                                 										das Steuerrädchen b. Die Zündung ist hier System
                                 											Eisemann, es ist also eine Induktionsspule
                                 										vorhanden. Dieselbe ist, wie Fig. 39 zeigt, im
                                 										Kasten zwischen dem Benzin- und Oelraum untergebracht und mit weichem Material
                                 										umhüllt, um ihr einen festen Sitz zu geben, und sie vor Stössen während der
                                 										Fahrt zu schützen. Die Zündung erfolgt dadurch, dass vom Kontaktgriff (s. D. p.
                                 										J. 1903, 318, S. 599, Fig. 30) ein Draht zur Klemme J der Spule, ein zweiter von der Klemme P
                                    											zum Unterbrecher des magnet-elektrischen Apparates, und endlich ein
                                 										dritter von der Klemme BK zur Zündkerze führt. Fig. 40 zeigt den Unterbrecher. Er besteht aus
                                 										einem Gehäuse, an dem der den Kontakt b tragende
                                 										Arm c um den Zapfen a
                                 										schwingend gelagert ist. Den anderen Kontakt trägt die Stellschraube f. Sobald der Motor angelassen wird, dreht sich die
                                 										Nockenscheibe e; sobald ihr Ausschnitt vor den Teil
                                 											h des Armes c
                                 										zu liegen kommt, wird der Arm c mittels der Feder
                                 											d hochgedrückt, so dass sein Kontakt b mit dem zweiten g in
                                 										Berührung kommt, wodurch der Strom geschlossen ist und der Funke an der
                                 										Zündkerze überspringt. Zur Verstellung des Zündzeitpunktes dient der Hebel i (s. auch Fig. 9),
                                 										der an einem Stängchen angelenkt ist und vom Sitz aus mittels Handhebels hoch
                                 										oder tief gestellt wird, wodurch Vor- oder Nachzündung entsteht. Im ersten Falle
                                 										gleitet der Ausschnitt der Nockenscheibe e, wenn
                                 										der Kolben im oberen Totpunkt steht, am Ansatz h
                                 										vorüber und schliesst den Strom, so dass der Funke in dem Augenblick die
                                 										Explosion im Zylinder hervorruft, wo die Gase ihrer höchsten Kompression
                                 										unterliegen. Infolgedessen entwickelt der Motor seine höchste Kraft. Im zweiten
                                 										Falle dagegen gleitet der Ausschnitt der Nockenscheibe erst dann am Ansatz
                                 										vorüber, wenn der Kolben den Totpunkt erreicht hat und einige Millimeter abwärts
                                 										gegangen ist. Da die Explosion nun in dieser Kolbenstellung erfolgt, sind die
                                 										Gase nicht mehr besonders stark komprimiert, auch der Arbeitshub des Kolbens
                                 										wird nicht voll ausgenutzt, so dass die Explosion wenig Kraft gibt und das
                                 										Fahrzeug langsamer läuft.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 315
                                 Fig. 40. Kontaktgehäuse zum N. S.U. Motor.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 315
                                 Fig. 41. Vergaser zum N. S.U. Motor mit Vorwärmung, Drosselhahn und
                                    											Luftregulierungsvorrichtung während der Fahrt.Griff zum
                                    											Drosselhahn.
                                 
                              Letztes lässt sich zwar – wie auf S. 263 erwähnt – durch teilweises Abdrosseln
                                 										der Gaszufuhr, bei höchster Vorzündung besser erreichen.
                              Besondere Aufmerksamkeit ist der Ausbildung des Vergasers gewidmet. Wie Fig. 41 zeigt, fliesst das vom Behälter kommende
                                 										Benzin durch das Röhrchen a und die Oeffnung b in den mit Schwimmerkapsel d versehenen Raum. Sobald soviel Benzin
                                 										eingeflossen ist, als zur jeweiligen Ansaugperiode erforderlich ist, hebt sich
                                 										die Schwimmerkapsel und verschliesst mittels Stiftes c die Oeffnung b. Der Kolben geht jetzt
                                 										abwärts und saugt das im Röhrchen e stehende Benzin
                                 										heraus, wobei es an den Zerstäuberkegel f gespritzt
                                 										wird und so rasch verdunstet. Mit Hilfe der durch die Luftzufuhrscheibe g eingetretenen Luft verwandelt es sich nun in
                                 										explosibles Gemisch, welches durch Gasrohr o in den
                                 										Zylinder tritt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 316
                                 Fig. 42. Vergaser zum N. S.U. Motor mit Vorwärmung, Drosselhahn und
                                    											Luftregulierungsvorrichtung während der Fahrt.
                                 
                              Die Vorrichtung zur Regelung der Luftzufuhr besteht aus zwei Teilen mit je fünf
                                 										Oeffnungen h. Die obere Scheibe g ist drehbar, so dass die Oeffnungen h ganz oder teilweise verschlossen werden können,
                                 										also mehr oder weniger Luft zugeführt werden kann. Zum Abfangen von
                                 										Unreinlichkeiten ist im Innern der Scheiben g ein
                                 										Sieb angebracht.
                              Um während der Fahrt das Gemisch nachregulieren zu können, ist im oberen Teil des
                                 										Drosselhahnrohres i die Hülse k aufgesteckt. Diese besitzt zwei Oeffnungen,
                                 										welche mit gleichen Oeffnungen im Drosselhahnrohr zusammenfallen. Durch
                                 										Verstellen der Hülse k mittels Hebels l ist vollständiges oder teilweises Schliessen der
                                 										Oeffnungen ermöglicht. Diese Nebenluftzulassvorrichtung ist vom Vergaser selbst
                                 										getrennt, und als besonderes Organ in die Rohrleitung zwischen Vergaser und
                                 										Ansaugventil eingeschaltet.
                              Von Ansaugung der vom Motorzylinder vorgewärmten Luft haben die Neckarsulmer Fahrradwerke angeblich aus folgendem
                                 										Grunde Abstand genommen:
                              
                                 „Man vergegenwärtige sich, dass es unter den vielen und verschiedenen
                                    											Gemischen, welche mit einem Vergaser erzeugt werden können, nur ein richtiges geben kann, d.h. die Molekülzahl
                                    											des bei einem Kolbenhub eingesogenen Benzins muss immer und bei jeder
                                    											Explosion im genau richtigen Verhältnis zu dem in der einmal eingesogenen
                                    											Luft enthaltenen Sauerstoffatome stehen. Bei warmer Temperatur dehnt sich
                                    											die Luft aus und somit sind z.B. in einem Kubikzentimeter Luft weniger
                                    											Sauerstoffatome enthalten, als bei kalter Temperatur, bei welcher sich die
                                    											Luft zusammenzieht; die Raumverdrängung der Luft bleibt dabei immer
                                    
                                    											gleich.
                                 
                              Wenn nun, wie in Fig. 41 und 42, eine weitere Luftregulierung vorhanden, so
                                 										ist es möglich, durch Oeffnen oder Verschliessen derselben mehr oder weniger
                                 										Luft einzusaugen und damit weniger oder mehr Benzin zu vergasen.
                              Die N. S.U. Vergasungstheorie schliesst sich an
                                    
                                    											die des Oberflächenvergasers an. Bei diesem wird zuerst im Benzinbehälter
                                    											selbst ein reichliches Gemisch hergestellt. Dieses ist so reich an
                                    											Benzinmolekülen, dass es schlecht oder gar nicht explodieren würde. Es muss
                                    											also zu diesem Gemisch beliebig weitere Luft zugeführt werden, um eben das
                                    											richtige Gemischverhältnis zu erzielen. Da nun aber die Abmessungen des
                                    											Spritzvergasers derart klein sein müssen, dass das zum Gemisch nötige Benzin
                                    											möglichst schnell mitgerissen werden kann, muss die unten bei h einströmende Luft konzentriert sein, d.h.
                                    											viel Sauerstoff enthalten, also kalt sein. Aus diesem Grunde wird die
                                    											Vergasung durch die Lage des Vergasers nicht beeinträchtigt, im Gegenteil
                                    											wird dem Motor bei einer freien Lage des Vergasers dichtere Luft zugeführt.
                                    											Wohl aber hat eine Erwärmung im Innern des Vergasers bei der Mischkammer m stattzufinden, da dort durch die Verdunstung
                                    											des Brennstoffes der Umgebung die ganze Wärme entzogen wird, die Mischkammer
                                    											wird daher mittels verschliessbarer Röhre n,
                                    											durch einen Teil der Auspuffgase geheizt. Letztere ziehen durch eine kleine
                                    											Oeffnung wieder ab“.
                              Dieser Motor wird für fünf verschiedene Leistungen hergestellt; letztere sind
                                 										unter Abbremsen festgestellt und zwar bei einer mittleren Umdrehungszahl. Die
                                 										Pferdestärken sind daher effektive und lassen sich bei höchster Vorzündung
                                 										annähernd ½ PS. mehr erzielen. Die Abmessungen und Geschwindigkeiten sind
                                 										folgende:
                              
                                 
                                    2
                                    PSe
                                    70 mm
                                    Bohrung,
                                    75 mm
                                    Hub,
                                    55 km
                                    i. d. Stunde,
                                    
                                 
                                    272
                                    „
                                    75   „
                                    „
                                    75   „
                                    „
                                    65   „
                                    „
                                    
                                 
                                    2¾
                                    „
                                    80   „
                                    „
                                    75   „
                                    „
                                    70   „
                                    „
                                    
                                 
                                    3
                                    „
                                    80   „
                                    „
                                    80   „
                                    „
                                    75   „
                                    „
                                    
                                 
                                    luftgekühlte Motore,
                                    
                                 
                                    4
                                    PSe
                                    85 mm
                                    Bohrung,
                                    85 mm
                                    Hub,
                                    80 km
                                    i. d. Stunde,
                                    
                                 
                                    wassergekühlter Motor.
                                    
                                 
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)