| Titel: | Der Wärmedurchgangskoeffizient für Gasmotoren nach Diagrammen von Prof. Dr. Slaby. | 
| Autor: | Kurt Bräuer | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 326 | 
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                        Der Wärmedurchgangskoeffizient für Gasmotoren
                           								nach Diagrammen von Prof. Dr. Slaby.
                        Von Kurt Bräuer, Ingenieur,
                           									Mittweida.
                        (Schluss von S. 308 d. Bd.)
                        Der Wärmedurchgangskoeffizient für Gasmotoren nach Diagrammen von
                           								Prof. Dr. Slaby.
                        
                     
                        
                           Bei der Bestimmung der mittleren Kühlflächen entsteht die Frage, wie die
                              									Kolbenoberfläche zu bewerten ist. Sie mit den wassergekühlten Wandungen gleichwertig
                              									zu setzen, ist zweifellos ebenso unrichtig, als sie ganz zu vernachlässigen.
                           In der nachfolgenden Rechnung ist die Kolbenoberfläche nur mit ⅓ in Rechnung gesetzt,
                              									wobei der mögliche Fehler etwa 2 v. H. sein kann, wenn man annimmt, dass
                              									höchstens ½ der Fläche und mindestens ⅕ derselben in Rechnung zu setzen ist.
                           Auf die Brauchbarkeit der gewonnenen Ergebnisse wird diese – allerdings etwas
                              									willkürliche – Annahme insofern nur einen untergeordneten Einfluss haben, als sie
                              									eben nur mit der gemachten Voraussetzung anzuwenden sind und das Verhältnis der
                              									gekühlten zur Kolbenfläche: wenig veränderlich ist (s. Tab. 6).
                           
                           Tabelle 6.
                           
                              
                                 Intervall
                                 2–3
                                 3–4
                                 4–5
                                 5–6
                                 6–7
                                 7–8
                                 8–9
                                 
                              
                                 Mittlere Kuhlflächein qm
                                 0,124
                                 0,142,
                                 0,161
                                 0,179
                                 0,197
                                 0,215
                                 0,234
                                 
                              
                           Mit den in den Tabellen angegebenen Werten ist K nach
                              									Gleichung 9) berechnet worden. Die Ergebnisse sind in Tab. 7 nach den Versuchen
                              									geordnet zusammengestellt und in Fig. 11 aufgetragen
                              									worden.
                           Tabelle 7.
                           
                              
                                 Intervall
                                 2–3
                                 3–4
                                 4–5
                                 5–6
                                 6–7
                                 7–8
                                 8–9
                                 
                              
                                 Versuch-No. 283
                                 161
                                 122
                                 123
                                   84
                                 75
                                 61
                                 47
                                 
                              
                                 298
                                 203
                                 133
                                 105
                                   96
                                 84
                                 65
                                 52
                                 
                              
                                 290
                                 179
                                 175
                                 136
                                 110
                                 70
                                 78
                                 58
                                 
                              
                                 285
                                 206
                                 151
                                   92
                                 109
                                 93
                                 97
                                 57
                                 
                              
                                 305
                                 212
                                 140
                                   87
                                   94
                                 93
                                 87
                                 50
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 327
                              Fig. 11.
                              Durchgangskoeffizient;
                                 										Intervall
                              
                           Die berechneten Werte von K sind in Fig. 12 als Funktionen der Temperaturdifferenzen
                              									aufgetragen. Es ist unverkennbar, dass der Wärmedurchgangskoeffizient abhängig von
                              									der Temperaturdifferenz ist. Die zusammengehörigen Werte von K und t sind in Tab. 8 zusammengestellt und
                              									aus ihnen die Mittelwerte gezogen. Diese sind in Fig.
                                 										12 eingetragen worden. Die Kurve der Mittelwerte zeigt nach einem
                              									regelmässigen Verlauf im Intervall 8–9 plötzlich einen stärkeren Abfall. Da dieser
                              									sich gleichmässig bei allen Versuchen wiederholt, so dürfte der Grund für den
                              									wesentlich verminderten Wärmedurchgang in einer konstruktiven Eigentümlichkeit der
                              									Versuchsmaschine zu suchen sein, etwa in ungenügender Zirkulation des
                              									Kühlwassers.
                           Tabelle 8.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 327
                              Versuch-No.; Intervall;
                                 										Mittelwerte
                              
                           Um die hiermit geschaffene Unsicherheit in der Beurteilung des
                              									Durchgangskoeffizienten zu beseitigen, soll noch der mittlere Wert desselben für die
                              									Kompression bestimmt werden.
                           Es sei:
                           
                              p0
                                 										die Ansaugspannung in kg/qm
                              mc der Exponent der Kompression,
                              v = vH + vc das Gesamtvolumen,
                              pc
                                 										die Kompressionsendspannung,
                              pmc die mittlere Kompressionsspannung,
                              Tmc die mittlere absolute Kompressionstemperatur,
                              Lc
                                 										die Kompressionsarbeit in mkg,
                              
                           dann ist:
                           
                              L_c=\int\,p\,d_v=\frac{10000\cdot p_o\cdot v}{m_c-1}\,\left\{\left(\frac{v}{v_c}^{m_c-1}-1\right)\right\}
                              
                           \underline{L_c=142,72\,p_o} . . . . . . . . 12)
                           mit mc= 1,289, vc =
                              									4,82, v = 12,73.
                           Anmerkung: Die Kompression der Ladung findet in der
                              									Versuchsmaschine polytropisch mit dem konstanten Exponenten mc = 1,289 statt.
                           Der mittlere Kompressionsdruck ist dann
                           \underline{p_{m_c}=\frac{L_c}{v}=\frac{142,72\cdot p_o}{v}} . . . . 13)
                           Die diesem Druck zugeordnete mittlere Temperatur ergibt sich aus der Beziehung
                           \frac{T_{cm}}{T_o}=\left(\frac{p_{cm}}{p_o}\right)^{\frac{m_c-1}{m_c}} zu
                           \underline{T_{cm}=T_o\,\left(\frac{p_{cm}}{p_o}\right)^{\frac{m_c-1}{m_c}}} . . . . . 14)
                           wobei To die absolute Anfangstemperatur für die Kompression ist.
                           Die mit diesen Gleichungen berechneten Werte sind in Tab. 9 zusammengestellt.
                           Die Ermittlung der während der Kompression an die Wandung übergehenden Wärme setzt
                              									die Kenntnis der spezifischen Wärme der Ladung und des Gesetzes ihrer
                           Veränderlichkeit voraus. Das letztere ist für die Kohlenwasserstoffe nicht der
                              
                              									Fall.
                           Wegen des grossen Uebergewichtes der einfachen Gase in der Ladung wird man sicher nur
                              									einen sehr kleinen Fehler begehen, wenn man die gleiche Veränderlichkeit wie bei den
                              									Rückständen annimmt.
                           Tabelle 9.
                           
                              
                                 Versuch-No.
                                 
                                    
                                    T
                                    o
                                    
                                 
                                    
                                    p
                                    o
                                    
                                 
                                    L
                                    o
                                    
                                 
                                    
                                    p
                                    mc
                                    
                                 
                                    
                                    T
                                    mc
                                    
                                 
                              
                                 m/kg
                                 WE
                                 
                              
                                 283
                                 385
                                 0,996
                                 142,15
                                 0,335
                                 1,797
                                 439
                                 
                              
                                 298
                                 387
                                 0,974
                                 139,00
                                 0,328
                                 1,757
                                 442
                                 
                              
                                 290
                                 394
                                 0,946
                                 135,00
                                 0,318
                                 1,707
                                 450
                                 
                              
                                 285
                                 406
                                 0,926
                                 132,16
                                 0,312
                                 1,671
                                 463
                                 
                              
                                 305
                                 411
                                 0,900
                                 128,45
                                 0,303
                                 1,624
                                 469
                                 
                              
                           
                           Die spezifische Wärme der frischen Ladung ergibt sich dann durch folgende
                              									Ueberlegung.
                           Die älteren Angaben über die konstanten spezifischen Wärmen der Gase stimmen für
                              									geringe Temperaturen mit den Ergebnissen der neueren Forschungen sehr gut
                              									überein.
                           Für 0° C ergibt sich mit den Angaben von Landolt und Börnstein die spezifische Wärme des Gases für
                              									konstantes Volumen aus Tab. 10
                           Tabelle 10.
                           
                              
                                 
                                 Gasmenge
                                 Gewicht G in kg
                                 
                                    c
                                    p
                                    
                                 G . cp
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    n
                                    H
                                    2n
                                    
                                    CH
                                    4
                                    
                                    H
                                    
                                    CO
                                    
                                    CO
                                    2
                                    
                                    O
                                    
                                    N
                                    
                                 0,0400,2960,5060,0990,0220,0020,035
                                 0,0690,2120,0450,1240,0430,0030,044
                                 0,4000,5933,4090,2430,2170,2170,244
                                 0,02710,12570,15340,03010,00930,00060,0107
                                 
                              
                                 
                                    Σ
                                    
                                 1,000
                                 0,540
                                 –
                                 0,3569
                                 
                              
                           
                              \underline{{c_p}^g=\frac{0,3569}{0,540}=0,661.}
                              
                           Die wahre Molekülarwärme für konstanten Druck bei 0° C ist für Luft:
                           Co =
                              									6,8.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 328
                              Fig. 12.
                              Temperaturdifferenzen;
                                 										Durchgangskoeffizient
                              
                           Das scheinbare Molekülargewicht:
                           μ = 28,94,
                           demnach ist
                           c_o=\frac{6,8}{28,94}=0,235..
                           Für eine mittlere Umdrehungszahl von u = 150 ist das
                              									Ladungsgewicht f. d. Hub:
                           
                              
                                 
                                    Gr
                                    
                                 = 2,64 gr
                                 
                              
                                 
                                    G
                                    l+1
                                    
                                 = 6,77 „
                                 
                              
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    G
                                    
                                 
                                    = 9,41 „
                                    
                                 
                              
                           Bei einem Mischungsverhältnis α = 6,2 ist das
                              									Verhältnis:
                           
                              \frac{\mbox{Luftgewicht}}{\mbox{Gasgewicht}}=14,86,
                              
                           wobei δg = 0,54 und δ1 = 1,294 die entsprechenden spezifischen Gewichte sind.
                           Somit ist:
                           
                              c_p^{1+g}=\frac{14,86\cdot 0,235+1\cdot 0,661}{15,86}=\underline{0,264}
                              
                           die wahre spezifische Wärme der Mischung bei 0° C.
                           Die Gaskonstante ist:
                           R = 31,85 und da
                           c_p^{1+g}-c_v^{1+g}=\frac{31,85}{424}, so ist
                           
                              c_v^{1+g}=0,264-\frac{31,85}{424}=0,189,
                              
                           für die Rückstände ist bei 0° C:
                           cvl+g = 0,1586 + 2 . 273 . 0,0000352 = 0,178,
                           cpr = 0,2277 + 2 . 273 . 0,0000352 = 0,247.
                           Also sind die wahren spezifischen Wärmen der Ladung bei 0°
                           
                              c_p^{1+g+r}=\frac{2,64\cdot 0,247+6,77\cdot 0,264}{9,41}=0,260,
                              
                           
                              c_v^{1+g+r}=\frac{2,64\cdot 0,178+6,77\cdot 0,189}{9,41}=0,186
                              
                           und der Exponent
                           
                              m_c=\frac{260}{186}=1,398.
                              
                           Bei T = 0°, t = – 273° C
                              									ist:
                           cvl+g+r = 0,186 – 2 . 273 . 0,0000352 = 0,167
                           und damit ist die mittlere spezifische Wärme für die
                              									Grenztemperaturen der Kompression
                           
                              c_{v\,T_o-T_c}=0,167+0,0000352\,(T_o+T_c)
                              
                           Die berechneten Werte sind in Tab. 11 zusammengestellt.
                           Tabelle 11.
                           
                              
                                 Versuch-No.
                                 283
                                 298
                                 290
                                 285
                                 305
                                 
                              
                                 
                                    c_v\left{{l+g+r}\atop{T_0\,\div\,T_c}}\right
                                    
                                 0,199
                                 0,199
                                 0,199
                                 0,200
                                 0,201
                                 
                              
                           Ist
                           \underline{U=G\,c_v_{T_0\,\div\,T_c}^{1+g+r}}\,(T_c-T_o) . . . 15)
                           die Zunahme der inneren Energie während der Kompression, so
                              									ist, wenn Lc die
                              									Kompressionsarbeit in WE ist, die an die Wandung
                              									abgegebene Wärme
                           Qw= Lc– U . . . . . 16)
                           Aus Qw wird wieder die
                              									stündlich abgegebene Wärmemenge Q berechnet und mit
                              									einer mittleren Kühlfläche von
                           
                              F = 0,17 qm
                              
                           und einer Temperaturdifferenz t
                              									ergibt sich in bekannter Weise der mittlere Durchgangskoeffizient.
                           Die berechneten Werte sind in Tab. 12 zusammengestellt.
                           
                           Tabelle 12.
                           
                              
                                 
                                 
                                    G
                                    
                                 
                                    U
                                    
                                 
                                    L
                                    c
                                    
                                 
                                    Q
                                    w
                                    
                                 τ . 10–7
                                 
                                    Q
                                    
                                 
                                    t
                                    
                                 
                                    K
                                    
                                 
                              
                                 283298290285305
                                 10,5110,16  9,62  9,23  8,86
                                 0,2640,2630,2450,2440,242
                                 0,3350,3280,3180,3120,303
                                 0,0710,0650,0730,0680,061
                                 828749582530479
                                   857  868123712831252
                                 150160168173176
                                 33,431,743,343,441,6
                                 
                              
                                 Mittelwerte
                                 165
                                 38,6
                                 
                              
                           Dieser berechnete Wert von K ist in Fig. 12 mit den für die Expansion berechneten
                              									zusammen aufgetragen. Mit Ausnahme des schon früher bemerkten Wertes
                           K= 53 für t
                                 										= 976° C
                           liegen alle Punkte auf einer stetig gekrümmten mit t ansteigenden Kurve, die für die betrachteten
                              									Temperaturgrenzen das Gesetz befolgt:
                           \underline{K=\frac{8573}{(1559,5-t)}\cdot \frac{1}{1,34}} . . . 17)
                           Die mit dieser Gleichung berechneten Werte sind in Fig. 12 mit eingetragen. Die Abweichungen von den berechneten
                              									Mittelwerten sind nicht bedeutend,
                           Die Ergebnisse gelten zunächst nur für die Versuchsmaschine und für die Verhältnisse,
                              									unter welchen die Versuche stattgefunden haben. Die Zulässigkeit einer
                              									Verallgemeinerung ist sehr zweifelhaft. Wenn auch das Gesetz der Veränderlichkeit
                              									wahrscheinlich wesentlich nur eine Funktion der Temperaturdifferenz sein wird, so
                              									werden doch die numerischen Grössen der Koeffizienten sich bei veränderten äusseren
                              									Verhältnissen auch als veränderlich herausstellen.
                           So ist es z.B. höchst wahrscheinlich, dass die Stärke der den Zylinderwandungen
                              									anhaftenden Oelschicht, ferner der Zustand des Wassers – ob siedend oder
                              									nichtsiedend –, die Form der Abkühlungsflächen von wesentlichem Einfluss auf den
                              									Wärmedurchgang sein werden.
                           Da die Kenntnis der zu erwartenden Wärmeverluste für den Entwurf einer
                              									Verbrennungskraftmaschine von grösster Bedeutung ist, so wäre es für die ausführende
                              									Praxis als grosser Gewinn anzusehen, wenn zur Ergründung der massgebenden Faktoren
                              									des Wärmedurchgangs weitere, eingehende Untersuchungen angestellt würden.