| Titel: | Neuere Festigkeits-Probiermaschinen. | 
| Autor: | M. Rudeloff | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 385 | 
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                        Neuere Festigkeits-Probiermaschinen.
                        Von Professor M. Rudeloff.
                        (Fortsetzung von S. 379 d. Bd.)
                        Neuere Festigkeits-Probiermaschinen.
                        
                     
                        
                           Im Nachfolgenden mögen nun zunächst einige Maschinen, bei denen die vorerwähnten
                              									neueren Konstruktionen Anwendung gefunden haben, näher beschrieben sein.
                           
                        
                           A. Die Maschinen von Amsler-Laffon
                                 										& Sohn, Schaffhausen.
                           
                              1. Die 2000 kg-Biegemaschine für
                                    											Gusseisenstäbe.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 385
                                 2000 kg-Biegemaschine von Amsler-Laffon & Sohn.
                                 
                              Die in Fig.
                                    											12–14 dargestellte Maschine ist für Biegeversuche bestimmt. Bei ihrer
                                 										Konstruktion ist besonders die bisher bei Prüfung gegossener Stäbe gebrauchte
                                 										Form, 1000 mm Stützweite bei 30 × 30 mm Querschnitt, berücksichtigt. Der
                                 										Probestab A ruht mit den Enden auf den Bolzen B und C, die an
                                 										verschiedenen Stellen durch den ⋃-förmigen
                                 										Balken D hindurchgesteckt werden können, so dass
                                 										ihre Achsenentfernung, die Stützweite, 400, 600, 800 oder 1000 mm beträgt. Der
                                 										Balken D wird durch den Kolben des mit Oel
                                 										gespeisten Presszylinders M angehoben, so dass die
                                 										Probe in der Mitte gegen die feststehende Druckschneide G sich legt und gebogen wird. Die über den Auflagern B und C mit den
                                 										Schrauben F festgespannten Bügel E dienen dazu, die Bruchstücke des Stabes gegen
                                 										Herausspringen aus der Maschine zu sichern.
                              Die Kraftmessung geschieht durch ein Pendelmanometer nach Fig. 8–10, das
                                 										mit dieser Maschine unmittelbar verbunden und wie folgt eingerichtet ist. O ist der durch das Rohr P an den Presszylinder angeschlossene, kleine Hilfszylinder, dessen
                                 										nach unten wirkende Kolben durch den Zaum Q auf den
                                 										wagerechten Arm R des Pendels T einwirkt. Der Pendelausschlag wird durch den auf
                                 										der Achse S sitzenden Hebel U auf die Stange V und durch diese auf
                                 										den Zeiger W übertragen, der ihn auf einer
                                 										Kreisteilung anzeigt. Je nachdem man mit dem unbelasteten Pendel arbeitet, oder
                                 										die Gewichtsscheibe a, oder die Scheiben a und b beide auf die
                                 										Pendelstange aufgesteckt hat (s. Fig. 13 und 14),
                                 										entspricht eine volle Umdrehung des Zeigers W der Belastung von
                                 										500, 1000 oder 2000 kg, und jedes Teilungsintervall 5, 10 oder 20 kg.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 386
                                 Fig. 15. 2000 kg-Biegemaschine von Amsler-Laffon & Sohn.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 386
                                 Fig. 16. Unsachgemässe Belastungsweise bei Deckenprüfungen.
                                 
                              Der Schreibstift s zur Aufzeichnung der Schaulinie
                                 										sitzt auf der Stange V, und die Schreibtrommel wird
                                 										durch die am Biegebalken angebrachte Zahnstange Y gedreht, sobald der Balken sich aufwärts bewegt. Je nachdem man die
                                 										Zahnstange mit einem der drei Zahnrädchen auf der Trommelachse in Eingriff
                                 										bringt, wird die Durchbiegung der Probe (Weg des Biegebalkens) in natürlicher,
                                 										doppelter oder dreifacher Grösse aufgezeichnet.
                              L und M sind die
                                 										miteinander verbundenen Steuerventile. L ist durch
                                 										das Rohr K mit dem Druckerzeuger (Pumpe,
                                 										Akkumulator) und durch J mit dem Presszylinder H verbunden. Zum Entlasten wird L geschlossen und M
                                 										geöffnet; die Pressflüssigkeit fliesst dann durch das Rohr N zum Druckerzeuger zurück.
                              Fig. 15 gibt ein Bild dieser Maschine.
                              
                           
                              
                                 2. Biegemaschine für verteilte Lasten.
                                 
                              Mit zunehmender Anwendung von Beton im Bauwesen, und vor allem von Betonbalken
                                 										und -decken mit Eiseneinlagen, tritt die Notwendigkeit immer mehr hervor, die
                                 										Festigkeitseigenschaften des verwendeten Betons und die Tragfähigkeit der
                                 										ausgeführten Konstruktionen durch Versuche festzustellen. Dem erstgenannten
                                 										Zweck dienen besonders Druckversuche, während die Erprobung der Konstruktionen
                                 										durch Biege- oder Belastungsversuche erfolgt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 386
                                 Fig. 17. Druckverteilung bei Belastungsproben mit Decken.
                                 
                              Decken und andere plattenförmige Körper werden hierbei meistens durch möglichst
                                 										gleichmässig verteilte Gewichtsbelastung beansprucht. Hierbei ist zu beachten,
                                 										dass die Gewichtsstücke Mauersteine, Sandsäcke, Eisenbarren usw. nicht unmittelbar
                                 										auf die Platte gebracht werden dürfen, da bei derartiger Anordnung, wie Fig. 16 zeigt,Mitteilungen a. d. Königl. Techn.
                                       												Versuchsanstalten 1899, S. 117. infolge Durchbiegens der
                                 										Probe leicht der Fall eintreten kann, dass nur die unteren Stücke die Probe
                                 										belasten, während die Wirkung der oberen lediglich von den Widerlagern
                                 										aufgenommen wird.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 387
                                 Fig. 18. Belastungsprobe mit Treppen.
                                 
                              Zur sachgemässen Versuchsausführung ist daher z.B.
                                 										nach Fig. 17 zunächst durch einen besonderen
                                 										pyramidenförmigen Aufbau von Druckstücken, in deren unterste Lage eine möglichst
                                 										grosse Anzahl von Angriffspunkten für die Belastung zu schaffen, die dann von
                                 										Lage zu Lage durch weitere Druckstücke paarweise verbunden werden, bis sich
                                 										schliesslich in der obersten Lage zwei längere Stücke zur Aufnahme der
                                 										Belastungsgewichte ergeben.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 387
                                 Fig. 19. Belastungsprobe mit Treppen.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 387
                                 Fig. 20. Biegemaschine für verteilte Lasten von Amsler-Laffon &
                                    											Sohn.
                                 
                              Um die beim Durchbiegen der Proben erforderliche
                                 										Beweglichkeit der Druckstücke gegeneinander
                              
                              einander zu wahren, werden sie zum Teil durch Rollen
                                 										gebildet.
                              Bei Prüfung von Treppenläufen ist das Aufbringen von Belastungsgewichten
                                 										schwieriger und ihre Anwendung nicht ohne Gefahr für den Versuchsausführenden.
                                 										Für die in der ehemaligen mechanisch-technischen Versuchsanstalt zu
                                 										Charlottenburg auszuführenden Belastungsversuche mit derartigen Konstruktionen
                                 										habe ich daher das durch Fig. 18 und 19 veranschaulichte Verfahren angegeben.„Denkschrift“ (wie bei 2) S.
                                       												337.
                              Hierbei wird das Probestück durch ein Rahmenwerk umspannt, der untere Rahmenteil
                                 										entweder mit den Widerlagern des Versuchsstückes verbunden oder mit
                                 										Belastungsstücken, deren Gesamtgewicht mindestens gleich der Tragfähigkeit der
                                 										Proben sein muss, beschwert, und zwischen dem Versuchsstück und dem oberen
                                 
                                 										Rahmenteil ein kleiner hydraulischer Presszylinder eingeschaltet, dessen Kolben
                                 										die Beanspruchung des Versuchsstückes bewirkt. Diese Versuchsanordnung bietet
                                 										vor derjenigen mit direkter Gewichtsbelastung neben Gefahrlosigkeit den Vorteil,
                                 										dass ohne besondere Mühe wiederholte Entlastungen vorgenommen werden können, um
                                 										den Beginn bleibender Formänderungen am Versuchsstück zu vermitteln. In mehr
                                 										oder weniger veränderter Form ist diese Anordnung auch a. O. bei
                                 										Belastungsversuchen mit Baukonstruktionen in Aufnahme gekommen.
                              Bei Prüfung langer Balken ist das Aufbringen von Druckstücken nach Fig. 17 nicht immer tunlich, da der Aufbau sehr
                                 
                                 										hoch werden würde. Man begnügt sich daher mit einer geringen Anzahl von
                                 										Kraftangriffspunkten, und kann dann in diesen die Kolben der hydraulischen
                                 										Pressen unmittelbar auf den Balken einwirken lassen. Eine hierzu gut geeignete
                                 										Einrichtung von Amsler-Laffon & Sohn, Schaffhausen, zeigen Fig. 21–24. Der
                                 										aus zwei kräftigen, durch Querrippen versteiften I-Eisen zusammengesetzte Balken A trägt zwei
                                 										Rahmenwerke E, die je nach der Stützweite, bei der
                                 										die Probe auf Biegung beansprucht werden soll, gegeneinander einzustellen sind.
                                 										In diesen Rahmen legt die obere Fläche des Probebalkens C sich an den Enden gegen die Rollen D.
                                 										Die Beanspruchung des Balkens auf Biegung erfolgt durch die Kolben der
                                 										Presszylinder B, die in beliebiger Zahl und jeder
                                 										gewünschten Entfernung auf dem Träger A
                                 										festgeklemmt werden können. Die Kraftübertragung geschieht durch die Rollen R. Damit letztere sich auch bei windschiefen Proben
                                 										zur gleichmässigen Beanspruchung der Neigung der Balkenfläche entsprechend
                                 										einstellen können, ist zwischen dem Lager L der
                                 										Rolle R und der oberen Fläche des Druckkolbens eine
                                 										zweite Rolle r eingeschaltet, deren Achse senkrecht
                                 										zu der der Rolle R steht. Aus dem gleichen Grunde
                                 										sind auch die Widerlager D durch Verwendung von
                                 										halbzylindrischen Lagerstücken drehbar eingerichtet. Jeder Zylinder kann
                                 										sich allseitig etwas neigen, so dass sein Druckkolben der Bewegung des
                                 										Probestückes frei folgen kann ohne zu ecken.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 388
                                 Biegemaschine für verteilte Lasten von Amsler-Laffon & Sohn.
                                 
                              Sämtliche Presszylinder sind an die gleiche Druckleitung
                                 										anzuschliessen. Ihre Kolben haben den gleichen Durchmesser, so dass, von den
                                 										Unterschieden in den Kolbenreibungen abgesehen, an allen Druckstellen die
                              
                              gleiche Belastung herrscht. Im Höchstfalle kann jede
                                 										Einzellast 15 t und die grösste Stützweite 4 m betragen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 389
                                 Durchbiegungsmesser von Amsler-Laffon & Sohn.
                                 
                              Neben dem Träger A befindet sich die Schiene F zum Anbringen der Durchbiegungsmesser G.
                                 										Fig. 20 (S. 387) zeigt die Einrichtung mit drei
                                 										Presszylindern.
                              Der Durchbiegungsmesser ist ein Fühlhebelapparat Fig. 25–28).
                                 										Das Ende des kürzeren Hebelarmes folgt den Bewegungen des Messpunktes der
                                 										Probe, und der lange Arm zeigt sie auf einer Skala an. Der Apparat wird von der
                                 										Stange a (Fig. 25–27)
                                 
                                 										getragen, die in der Hülse b in beliebiger Höhe
                                 										festgestellt werden kann. Am oberen Ende der Stange befindet sich das
                                 										Führungsstück n mit dem Schlitten c. An dem wagerechten Arm o des letzteren liegt bei e der Drehpunkt
                                 										des Hebels d. Sein kurzer Arm greift in den
                                 										senkrecht beweglichen Stift f ein, der sich
                                 										entweder nach oben, unter dem Druck des Hebels, oder nach unten unter dem Druck
                                 										des Gewichtes g sanft an den Probekörper anlegt
                                 											(Fig.
                                    											26 und 28). Das lange mit
                                 										einer Marke versehene Ende des Hebels spielt über der Teilung h und zeigt an ihr die senkrechte Bewegung des
                                 										Stiftes f in Zehntelmillimeter an. Sie ist gleich
                                 										der Bewegung des Stützpunktes von f an der Probe,
                                 										deren wirkliche Durchbiegung man aus den Beobachtungen für drei Messpunkte
                                 										erhält (Fig. 29). Der Apparat gestattet in der
                                 										beschriebenen Weise, Bewegungen bis zu 4 mm zu messen. Um stärkere Bewegungen
                                 										und zwar zugleich mit grösserer Genauigkeit zu messen, hebt oder senkt man den
                                 										Schlitten c mit der am Knopf m drehbaren Mikrometerschraube i, bis die Marke am Hebel et immer wieder auf den Nullpunkt der Teilung einspielt. Die
                                 										Verschiebung wird dann in ganzen Millimetern an der Teilung l und in Hundertstelmillimetern an der Trommel k abgelesen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 389
                                 Fig. 29. Durchbiegungsmesser von Amsler-Laffon & Sohn.
                                 
                              Die Genauigkeit der Beobachtung hängt naturgemäss davon ab, mit welcher Schärfe
                                 										man die Marke des Hebels auf die Nullmarke der Teilung h einstellen kann. Besser wäre daher die Anbringung eines elektrischen
                                 										Kontaktes mit Galvanoskop an Stelle der Ablesemarke.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)