| Titel: | Neuere Festigkeits-Probiermaschinen. | 
| Autor: | M. Rudeloff | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 402 | 
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                        Neuere Festigkeits-Probiermaschinen.
                        Von Professor M. Rudeloff.
                        (Fortsetzung von S. 389 d. Bd.)
                        Neuere Festigkeits-Probiermaschinen.
                        
                     
                        
                           
                              3. Maschine für Zug-, Biege-, Druck- und
                                 										Faltversuche.
                              
                           Von der Vielseitigkeit in der Ausführung der Maschinen von Amsler-Laffon & Sohn, zeugt die in Fig.
                                 										30–34 dargestellte Maschine für Zug-, Biege-, Druck- und Faltversuche. Die
                              									Maschine ist stehend angeordnet und zwar der Presszylinder A am oberen Ende, durch vier kräftige Säulen B mit der Grundplatte C verbunden. Der Kolben
                              										D wirkt aufwärts.
                           Zur Uebertragung der Kraft auf die Probe dient der aus den beiden Stangen E und den Querhäuptern FF1 bestehende Rahmen, der den
                              									Presszylinder A umspannt und mit der Spitze G auf der oberen Kolbenfläche ruht. Die Zerreissproben
                              									werden mit dem einen Ende in dem Querhaupt F1 mit dem anderen in der Platte H festgelegt, welche durch die vier Säulen B gegen den Zylinder A
                              									abgesteift ist. Die geringste erreichbare lichte Entfernung zwischen den beiden
                              									Einspannköpfen beträgt 100 mm, die grösste 500 mm. Die Einspannung der Stäbe erfolgt
                              									durch die Keile J mit eingelegten, gezahnten Schalen
                              										K Die Schalen für Flachstäbe haben gezahnte, gerade
                              									Flächen und sind drehbar in den Keilen gelagert, so dass sie auch dann an beide
                              									Kopfflächen sich anlegen, wenn diese nicht parallel sind. Die Schalen für Rundstäbe
                              									haben gezahnte Rinnen, in welche die Enden des Stabes zu liegen kommen. Zum Einlegen
                              									des Stabes werden die zusammengehörigen Keile mit den Hebeln L und L1
                              									gleichzeitig gehoben oder gesenkt. Das Auswechseln der Schalen geschieht nachdem die
                              									Keile aus dem Einspannkopf herausgehoben sind. Ausser der Keileinspannvorrichtung
                              									für glatte Rundstangen und Flachstäbe werden auch Einspannvorrichtungen für
                              									Rundstäbe mit Köpfen beigegeben.
                           Bei Biegeversuchen dient das Querhaupt F1 als Träger der beiden Auflagestücke M für die Probe (s. Fig. 30 und 33). Das
                              									die Belastung vermittelnde Druckstück N wird in die
                              									zugleich den Boden des Presszylinders A bildende Platte
                              										O eingeschoben.
                           Für Druckversuche wird als untere Stützfläche das Kugellager P (Fig. 31) in das Querhaupt F1 und als obere Stützfläche die Platte Q in den Zylinderboden O
                              									eingesetzt.
                           Die Anordnung des Kugellagers als untere Druckplatte
                              									erscheint bei stehenden Festigkeitsprobiermaschinen als die natürlichste. Wie
                              									fehlerhaft sie ist, zeigt Fig. 35. Steht nämlich bei
                              									parallelen Druckflächen der Probe die obere Fläche der Kugelplatte zu Beginn des
                              									Versuches nicht parallel zur oberen festen Platte, oder hat die Probe keine
                              									parallelen Druckflächen, so kommt eine Kante oder Ecke der Probe z.B. a zuerst zur Anlage an die obere feste Druckplatte.
                              									Liegt nun der Mittelpunkt der Kugel unterhalb der zur Anlage zu bringenden
                              									Druckfläche, z.B. bei m, so muss a beim Einstellen des Lagers relativ zur unteren Platte
                              										u auf dem Kreise mit dem Halbmesser ma, und da a gleichzeitig
                              									aufwärts geht, in der Richtung des Pfeiles p längs der
                              									oberen Druckplatte o sich bewegen, damit die obere
                              									Fläche voll zur Anlage kommen kann. Der Bewegung gegen o wirkt die Reibung entgegen. Daher ist bei der in Fig. 35 dargestellten Anordnung des Kugellagers die
                              									Einstellung mindestens erschwert.
                           Wesentlich vermindert ist der Fehler, wenn der Kugelmittelpunkt, also der Drehpunkt
                              									der Platte mit der Probe, bei i liegt, da dann die
                              									Bewegung von a in der Ebene o nur äusserst gering ist. Hierzu wäre aber mit Rücksicht auf die
                              									Verwendung desselben Kugellagers für verschieden grosse Proben die Kugelkalotte mit
                              									möglichst grossem Halbmesser auszuführen und die Verwendung besonderer
                              									Unterlagplatten verschiedener Dicke erforderlich. Als Uebelstand verbliebe, dass der
                              									Bewegungswiderstand in dem Kugellager selbst mit dem Halbmesser der Kalotte wächst.
                              									Um nun möglichst leichte Einstellung der Druckplatten zu ermöglichen, habe ich das
                              
                              									Kugellager (Fig. 36) angegeben, bei dem die Probe
                              									auf die feste Druckplatte u gestellt, und gegen die
                              									Platte A mit Kugellager B
                              									bewegt wird. Letzteres gibt unter dem Druck der Kante a
                              									leicht nach, weil die obere Fläche des Schraubenkopfes, auf der die Schale B ruht, mit der Fläche des Kugellagers konzentrisch
                              									gekrümmt ist und die Kante a bei Einstellung des
                              									Kugellagers sich gegen die Platte A nicht seitlich zu
                              									verschieben braucht. Die Platte A ist auf die schrägen
                              									Leisten f der Kugelschale B aufgeschoben, so dass sie im Bedarfsfalle z.B. bei starker Verdrückung
                              									und Nachbearbeitung leicht gegen eine andere ausgetauscht werden kann.
                           Fig. 34
                              									zeigt schliesslich noch eine Vorrichtung für Biegeproben oder Faltversuche. Das
                              									Versuchsstück ruht wieder wie beim Biegeversuch auf den beiden gegen Verschiebung
                              									gesicherten Stützrollen M und wird unter dem Stempel
                              										s gebogen.
                           Wie aus der gegebenen Darstellung hervorgeht, ist bei Ausführung der vier
                              									verschiedenen Versuchsarten nacheinander kein wesentlicher Umbau der Maschine
                              									erforderlich; nur die Druckplatte Q und das Druckstück
                              										N sind gegeneinander auszutauschen, und ferner ist
                              									die Kugelplatte P zu entfernen, um genügend Raum für
                              									die Durchbiegung der Biegeprobe zu schaffen. Diese stete Bereitschaft für die
                              									verschiedenen Versuchsarten ist als Vorteil hervorzuheben, der allerdings den
                              									Uebelstand im Gefolge hat, dass die Zerreissproben infolge Auskragens des
                              
                              									Biegebalkens F1 stets
                              									nur von zwei Seiten leicht zugänglich sind.
                           Die Maschine wird für die aus der Zusammenstellung S. 404 ersichtlichen
                              									Kraftleistungen und Grössenverhältnisse geliefert.
                           Die Kraftmessung erfolgt mit Quecksilbermanometer oder mit dem an den Presszylinder
                              									angeschlossenen Pendelmanometer (Fig. 8–10 S. 378). An ihm
                              									befinden sich auch die eigentlichen Steuerventile. Das Ventil R (Fig. 30 und 31) dient
                              									nur dazu, das Querhaupt F1 in die zur Probe passende Höhenlage einzustellen. Erleichtert wird dies
                              									durch die auf der Säule B angebrachte Teilung, an der
                              									man die Entfernung zwischen den Einspannköpfen ablesen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 402
                              Fig. 35. Gewöhnliches Kugellager.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 402
                              Fig. 36. Kugellager nach Rudeloff.
                              
                           Fig. 37 zeigt die Maschine in Verbindung mit der
                              									Pumpe (Fig.
                                 										1 bis 4 S. 376) und mit Quecksilbermanometer.
                           
                        
                           
                              4. Die 500000 Druckpresse.
                              
                           Die Erprobung der Eigenfestigkeit des Betons erfolgt, wie schon oben erwähnt
                              									ist, besonders durch Druckversuche. Das Gesetz der proportionalen Widerstände, nach
                              									dem geometrisch ähnliche Körper, also Würfel beliebiger Grösse, unter gleichen
                              									Spannungen (Belastung bezogen auf die Einheit des Querschnittes) gleiche
                              									Formänderungen für die Längeneinheit erleiden, gilt hierbei nicht, weil die
                              									Betonproben mit fortschreitender Erhärtung des verwendeten Bindemittels (Zement,
                              									Kalk usw.) an Festigkeit zunehmen, und diese Veränderung sich unter dem Einfluss
                              									äusserer Einflüsse, z.B. der Kohlensäure der Luft, allmählich von aussen nach dem
                              									Innern der Probe hin, vollzieht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 402
                              Maschine für Zug-, Biege-, Druck- und Falt-Versuche von Amsler-Laffon & Sohn.
                              
                           Dieser Umstand bedingt, um die bei verschiedenen
                              									Versuchsreihen erzielten Ergebnisse für die Druckfestigkeit des Betons aus
                              									verschiedenen Materialien vergleichbar zu machen, die Anwendung von Proben mit stets
                              									gleichen Abmessungen. Da nun ferner auch das Verhältnis zwischen den Abmessungen der
                              									Probe und der Korngrösse der zu dem Beton verarbeiteten Materialien, besonders des
                              									Kieses und des Steinschlages, auf das Ergebnis des Druckversuches von Einfluss Ist,
                              									so erwies es sich als notwendig, möglichst grosse Würfel zu den Druckversuchen zu
                              									verwenden, um letztere in tunlichster Anlehnung an die Verhältnisse auszuführen,
                              									unter denen die praktische Verwendung des Betons stattfindet.
                           In Erwähnung dieser Umstände ist der Würfel mit 300 mm Kantenlänge als normale Probe
                              									für Druckversuche mit Beton eingeführt, wobei allerdings nicht ausgeschlossen ist,
                              									dass je nach den Umständen und dem Zweck der Versuche auch noch grössere Probekörper
                              									zur Anwendung kommen.
                           Bedingte nun die Prüfung grosser Körper die Anwendung kräftiger Maschinen, so gebot
                              									der Umstand, dass die Versuche auch auf dem Bauplatz zur Ausführung gelangen müssen,
                              									möglichst einfache Konstruktionen, um die Maschinen gegen die Einflüsse der
                              									Witterung, Staub und Nässe möglichst unempfindlich zu gestalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 403
                              Fig. 37. Maschine für Zug-, Druck-, Biege- und Falt-Versuche von Amsler-Laffon
                                 										& Sohn.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 403
                              500 t-Presse von Amsler-Laffon & Sohn.
                              
                           Die erste Sondermaschine für diese Zwecke hat A.
                              									Martens angegeben. Sie besteht im wesentlichen aus
                              									einer aufwärts wirkenden fahrbaren hydraulischen Presse, die durch zwei kräftige
                              									Säulen (Zugstangen), mit einer starken Kopfplatte verbunden ist. Der Kolben trägt
                              									auf seiner Stirnfläche ein Kugellager zur Aufnahme des Probewürfels, der dann gegen
                              									die ebene untere Fläche der Kopfplatte gepresst wird. Die Belastung wird aus dem
                              									Flüssigkeitsdruck im Presszylinder und der wirksamen Kolbenfläche berechnet, und der
                              									Druck hier an einem Federmanometer abgelesen.
                           
                              
                                 GrösseNo.
                                 Kraftleistung
                                 Zulässige grösste Abmessungen der Proben in
                                    											mm
                                 
                              
                                 Zugproben
                                 Biegeproben
                                 Druckproben
                                 
                              
                                 Durchmesser
                                 Dicke
                                 Breite
                                 Höhe
                                 Breite
                                 Stützweite
                                 Höhe
                                 Durchmesser
                                 
                              
                                 1
                                   25000
                                 35
                                 30
                                   70
                                 300
                                 240
                                 1100
                                 350
                                 60
                                 
                              
                                 2
                                   50000
                                 50
                                 40
                                   90
                                 300
                                 240
                                 1100
                                 350
                                 80
                                 
                              
                                 3
                                   80000
                                 60
                                 50
                                 100
                                 300
                                 270
                                 1100
                                 350
                                 80
                                 
                              
                                 4
                                 100000
                                 70
                                 65
                                 100
                                 350
                                 300
                                 1200Hierbei können gleichzeitig zwei Druckschneiden bei 600 mm
                                          													Entfernung voneinander angewendet werden.
                                 450
                                 220 × 220
                                 
                              
                           Den gleichen Konstruktionsgrundsatz zeigt die neuere 500000 Presse von Amsler-Laffon & Sohn
                              										(Fig.
                                 										38 bis 40).
                           Die Verbindung zwischen der Grundplatte für den Presszylinder E mit der Kopfplatte Q bewirken hier vier
                              									Zugstangen. Sie stehen weit genug auseinander, so dass die vier Seitenflächen des
                              									Probewürfels noch bequem beobachtet werden können. Das Kugellager F ist nicht auf der von dem Presskolben C getragenen Druckplatte B
                              									angebracht, sondern an der unteren Fläche der Kopfplatte G. Hier ist also der S. 401 hervorgehobene Nachteil des unten angeordneten
                              									Kugellagers bereits vermieden. Der Kugelmittelpunkt liegt, wie es sein muss, in der
                              									Druckfläche; indessen ist gegen die gewählte Konstruktion einzuwenden, dass das
                              									Kugellager nicht, wie bei Fig. 36 für sich, auf
                              
                              									einer Kugelfläche drehbar, aufgehängt ist. Es ruht auf den vier Schrauben s und wird bei Beginn des Belastens durch die Probe von
                              									ihnen abgehoben. Stehen die Druckflächen des Kugellagers und der Probe nicht von
                              									vornherein parallel zueinander, so neigt die Kugelplatte sich, wobei nicht der
                              									Mittelpunkt der Kugel sondern die erste Berührungsstelle zwischen den beiden
                              									Druckflächen den Mittelpunkt der Bewegung bilden. Beide Flächen müssen sich daher
                              									mehr oder weniger gegeneinander verschieben, sobald die Kugelflächen zur Anlage
                              									kommen. Die dem Eigengewicht der Kugelplatte entsprechende Reibung, die bei der
                              									Anordnung nach Fig. 36 vermieden ist, wirkt dieser
                              									Verschiebung entgegen und stört die angestrebte zentrische Belastung.
                           Die Presse wird wieder mit Oel betrieben. Es tritt durch die Rohre M und D und das Ventil J in den Zylinder E ein,
                              									wobei der Druck an dem Federmanometer K abgelesen wird.
                              									Das für sich absperrbare Manometer L dient als
                              									Kontrollmanometer. M ist das Ventil zum Entlasten,
                              									wobei das Rohr N das mit dem Gewicht des Kolbens C belastete Oel zum Oelbehälter des Druckerzeugers
                              
                              									zurückführt.
                           Ebenfalls gelangt nach dort zurück das zwischen Kolben und Zylinderwand aufsteigende
                              									und im Kanal O sich ansammelnde Oel.
                           Wird die Presse an ein Pendelmanometer (Fig. 8–10) angeschlossen, so
                              									fällt die Schiene P mit den von ihr getragenen Teilen
                              										JKLM fort.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)