| Titel: | Neuere Dauerversuchsmaschinen. | 
| Autor: | Georg Wazau | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 482 | 
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                        Neuere Dauerversuchsmaschinen.
                        Von Georg Wazau.
                        Neuere Dauerversuchsmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Kenntnis der Gesetze, die die Festigkeit der Baustoffe bei schwingender
                              									Beanspruchung beherrschen, ist für den Ingenieur von ausserordentlicher Bedeutung;
                              									denn mit gleichbleibenden Kräften hat er nur in den seltensten Fällen zu tun. Das
                              									Beständige ist auch hier der Wechsel. Das Kräftespiel ist aber nicht auf die
                              									Maschinen beschränkt, deren Bewegung in augenfälliger Weise Massenkräfte auslöst,
                              									oder die Widerstände wechselnder Grösse zu überwinden haben, sondern schwingende
                              									Beanspruchungen erheblicher Grösse werden selbst bei Konstruktionen auftreten
                              									können, die gegen eine Störung ihrer Ruhe nicht empfindlich erscheinen. Man
                              									betrachte eine Eisenbahnbrücke unter dem Einfluss der Stosswirkung der Räder, einen
                              									grossen Ozeandampfer, der durch leichten Wellenschlag oder den periodischen Wechsel
                              									der Maschinenkräfte in starke Schwingungen versetzt wird, an die Eisenbahnschiene,
                              									über die auf manchen Strecken an einem Tage Tausende von Rädern rollen. Wohl wird
                              									der Ingenieur fast immer die Mittel zur Hand haben, Ausnahmezustände der
                              									Beanspruchung, wie sie z.B. bei der Resonanz von Schwingungen auftreten, zu
                              
                              									vermeiden; doch wo die Konstruktion Belastungswechseln unterliegt, muss er in
                              									besonders sicherer Schätzung der Verhältnisse Vorkehrung dafür treffen, dass die
                              									Spannungen eine gewisse Grenze nicht überschreiten.
                           Die Frage nach dem Einfluss wechselnder Belastung auf die Materialeigenschaften ist
                              									alt und mehrfach untersucht, doch der Fortschritt in der Entwicklung der Technik
                              									stellt neue Varianten auf. Einerseits will man an Material, d.h. an Bau- oder an
                              									Anschaffungskosten sparen, anderseits arbeitet man mit erheblich höheren
                              									Geschwindigkeiten.
                           Wöhler war der erste, der die Erscheinungen der
                              									wechselnden Belastung in planmässiger Weise untersuchte. So fruchtbar nun der
                              									Gedanke war und so sehr seine Ergebnisse zum weiteren Ausbau anspornten, ein
                              									nennenswerter Fortschritt ist seit Wöhler nicht zu
                              									verzeichnen gewesen. Es blieb bei der Anwendung der Maschinen, wie Wöhler sie zuerst baute, und damit war man an die
                              
                              									ursprüngliche Wechselgeschwindigkeit von 50–60 Kraft-Wechseln i. d. Minute gebunden.
                              									Es ist charakteristisch, dass der Gedanke von einem Deutschen ausging, dass aber das
                              									Verdienst der Fortführung der Idee ins Grosse, der Erlangung umfangreicher,
                              									wichtiger Ergebnisse und des praktischen Verwertens derselben dem Auslande anheim zu
                              									fallen scheint. Im Inlande verdient meines Wissens nur eine grössere Anlage
                              									Beachtung, die im Laufe der nächsten Zeit im Kgl. Material-Prüfungsamt in
                              									Gross-Lichterfelde-W. zur Aufstellung gelangt und der Untersuchung der Materialien
                              									auf Zug und Druck bei verschiedenen Wärmegraden dienen soll.Das Königliche Materialprüfungsamt der
                                    											Technischen Hochschule Berlin. Denkschrift von A.
                                       												Martens und M. Guth (siehe auch D. p.
                                    											J. 1904. 319, S. 471 u. ff.
                           In den folgenden Zeilen soll nun die Besprechung einiger neuerer Typen von
                              									Dauer-Versuchsmaschinen und die Erläuterung der Hauptgesichtspunkte bei ihrem
                              									Entwurf und bei der Ausführung der Versuche den breitesten Raum einnehmen, während
                              									die damit erzielten Versuchsergebnisse nur ganz allgemein gekennzeichnet werden. Es
                              									wäre verfrüht, die – wenigstens im Vergleich zu der grossen Zahl der zu lösenden
                              									Fragen – wenigen Versuche bindend zur Aufstellung neuer Sätze zu benutzen.
                           Die weise Beschränkung, die sich J. H. Smith, der die
                              									erste der zu besprechenden Veröffentlichungen schrieb, in bezug auf die Bewertung
                              									seiner Ergebnisse auferlegte, dient vielleicht am meisten der weiteren Ausgestaltung
                              									dieses Prüfungsgebietes.
                           Die ersten drei der zu besprechenden Maschinen gleichen sich in dem Punkt, dass sie
                              									die Beschleunigungs- bezw. Verzögerungskräfte hin- und hergehender Massen benutzen,
                              									um gleichförmig verteilte Normalspannungen (Zug- und Druckspannungen) von
                              									wechselnder Grösse und mit veränderlicher Wechselgeschwindigkeit in dem Probestück,
                              									das als Rundstab ausgebildet ist, hervorzurufen. Der Antrieb erfolgt durch ein
                              									Kurbelgetriebe, wobei das Probestück etwa die Rolle der Kolbenstange einer
                              									Dampfmaschine übernimmt, die in Leerlauf sich befindet: die Trägheitskräfte der
                              									Kolbenmasse üben im Verlauf des Kolbenspieles abwechselnd Druck- und Zugkräfte aus.
                              									Die Anwendung dieser einfachen mechanischen Verhältnisse auf das vorliegende Gebiet
                              									bot jedoch einige Schwierigkeiten. Um rechnerisch die wirklich auftretenden
                              									Beanspruchungen der Probe mit Schärfe ermitteln zu können, ist ein Antrieb
                              									erforderlich von möglichst vollkommener Gleichförmigkeit und empfindlicher
                              									Regulierbarkeit; denn die Forderung gleicher Umfangsgeschwindigkeit innerhalb einer
                              									Kurbelumdrehung und innerhalb des ganzen Versuches ist der Kernpunkt für die
                              									Untersuchung. Darum ist auch zur Vermeidung von störenden Schwingungen des
                              									Antriebsystems eine vollkommene Ausgleichung der Kräfte, die an der Hauptrolle
                              									angreifen, erforderlich, und die Bedingung des Gleichbleibens der lebendigen Kraft,
                              									der rotierenden und hin- und hergehenden Massen durch geeignete Ausführungsformen zu
                              									verwirklichen.
                           Eine störende Erscheinung, die sich bei den Ergebnissen sehr unangenehm bemerkbar
                              
                              									machen kann, und die auszuschliessen nicht immer gelingt, muss hier noch kurz
                              									angedeutet werden.
                           Der Probestab empfängt eine erzwungene Schwingung durch den Antrieb. Daneben können
                              									sich infolge geringer Exzentrizität der Schwingmassen und geringfügigen Eckens
                              									aufeinander gleitender Teile noch zwei andere Schwingungsarten unerwünscht ausbilden:
                              									Biegungsschwingungen und drehende Schwingungen des Probestückes um seine Längsachse.
                              									Liegt nun die Periode dieser drei erzwungenen Schwingungen in Resonanz mit einer der
                              									zugehörigen freien Schwingungen, so vergrössert sich der Schwingungsausschlag und
                              									damit auch die Beanspruchung des Probestückes, gegebenenfalls bis zur Zerstörung.
                              									Jede Gesetzmässigkeit der Ergebnisse hört dann auf. Welche Schwingungen gefährlich
                              									werden und welche Mittel man dagegen anwendet, werden wir bei der Besprechung der
                              									Versuchsergebnisse sehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 482
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 482
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 482
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 482
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 482
                              Fig. 5.
                              
                           Dass auf sorgfältige Oelung und, wenn nötig, auf Kühlung Rücksicht zu nehmen ist,
                              									bedarf keiner besonderen Ausführung.
                           
                        
                           
                              I. Die Maschine von Reynolds-Smith.
                              
                           Von dem trefflichen englischen Forscher Osborne ReynoldsPhilosophical Trans. London 1902, S.
                                       												265. ging die Anregung zum Bau der ersten Maschine
                              									dieser Art aus; er gab die leitenden Gedanken für die Gesamtanordnung der
                              									Prüfungsmaschine und für die Art der Versuchsausführung an und überliess die
                              									Ausarbeitung der Einzelheiten der Konstruktion und die Durchführung der Versuche J. H. Smith, jetzigem Vorstand des
                              									Maschinenlaboratoriums des städtischen Technikums in Belfast.
                           In der Reynolds-Smithschen Maschine, die in der
                              									schematischen Darstellung (Fig. 1) und in den
                              									Skizzen (Fig. 2–5)
                              									wiedergegeben ist, wird das senkrecht angeordnete Versuchsstück a durch einen Kurbelantrieb b von einer wagerechten, mit Schnurscheibe versehenen Welle auf- und
                              									abwärts bewegt. Es empfängt hierbei eine von den an ihm hängenden Massen m, den geometrischen Verhältnissen und der
                              
                              									Umlaufsgeschwindigkeit der Welle abhängige, zwischen zwei Grenzwerten wechselnde
                              									Beanspruchung Wählt man das Verhältnis zwischen dem Kurbelradius r und der Schubstangenlänge l klein (im vorliegenden Fall für den senkrechten Trieb \left\frac{r}{l}=\frac{1}{24}\right), dann
                              										wird man unter
                              									Anwendung der allgemein bekannten Sätze für den Kurbelmechanismus mit grosser
                              									Annäherung die Zugbeanspruchung, die im unteren Totpunkt ihren grössten Wert
                              									annimmt, errechnen können zu:
                           \sigma_1=\frac{Q\cdot r\cdot \omega^2}{g\cdot f}\,\left(1+\frac{r}{l}\right)+\frac{Q}{f} kg/qcm
                              								
                           und die grösste Druckbeanspruchung im oberen Totpunkt zu:
                           
                              \sigma_2=\frac{Q\cdot r\cdot \omega^2}{g\cdot f}\,\left(1-\frac{r}{l}\right)-\frac{Q}{f}
                              
                           Dabei bedeutet:
                           
                              Q das Gewicht der angehängten
                                 										Massen m in kg,
                              r den Kurbelradius in m,
                              ω die Winkelgeschwindigkeit der
                                 										Antriebswelle,
                              l die Schubstangenlänge in m,
                              g Erdbeschleunigung in m/Sek.2,
                              f den Querschnitt des Stabes in
                                 										qcm.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 483
                              Fig. 6.
                              
                           Die Forderung konstanter lebendiger Kraft führte zur Anordnung eines ganz ähnlichen
                              									hin- und hergehenden Systems in wagerechter Richtung; die Masse m1
                              									= m wird durch denselben Kurbelantrieb (mit einem
                              									Verhältnis \left\frac{r}{l}=\frac{1}{18}\right) hin- und herbewegt. Um auch die Massen der Triebwerksteile
                              									usw. für beide Systeme gleich zu erhalten, bedurfte es noch der genauen Auswägung,
                              									deren einfache Art in Fig. 6 dargestellt ist. Für
                              
                              									beide Belastungsfälle muss der Druck auf den Kurbelzapfen gleich sein. Nun ist für
                              									lange Schubstangen die Geschwindigkeit des Kreuzkopfes angenähert u = ω . r sin φ (φ von der inneren – unteren – Totlage ausgerechnet),
                              									so dass also, wenn die Massen, die in wagerechter Richtung hin- und hergehen, gleich
                              									denen in senkrechter Richtung sind, die kinetische Energie des von der Kurbel
                              									angetriebenen Systems ist:
                           L = m . ω2 . r2
                              										{sin2φ + sin2 (90 + φ)}
                                                                                 = m ω2
                              									r2 = konst.
                           Die Lösung der Frage ist zweifellos einfach, nur bedingt sie lange Schubstangen oder
                              									sehr kleine Hübe und fährt viel totes Gewicht ein.
                           Die Massendrücke der in wagerechter und senkrechter Richtung arbeitenden Massen
                              
                              									setzen sich nun bei sehr kleinen \frac{r}{l} derart zusammen, dass die Resultierende
                              									in jedem Augenblick in Richtung des Kurbelarmes in konstanter Grösse nach
                              									aussen gerichtet ist. Sie ist also eine „Fliehkraft“, die sich leicht durch
                              									ein entsprechendes, diametral zum Kurbelarm aufgekeiltes Gegengewicht, das in der
                              									durch die beiden Kurbelmechanismen gebildeten Ebene liegt, ausgleichen lässt.
                              									Konstruktiv war das nicht angängig. Das Gewicht D (Fig. 4 und 5) musste
                              									seitlich versetzt werden. Hierdurch wurde die Anwendung noch eines zweiten kleinen
                              
                              									Gegengewichtes d notwendig, das nahe am hinteren Lager
                              									in der Richtung des Kurbelzapfens befestigt wurde. (Wir haben es hier mit einem
                              									ähnlichen Fall zu tun, wie beim Ausgleich der Stangenmassen usw. bei
                              									Lokomotivrädern). Durch diese beiden Gegengewichte wurde der vollkommene
                              									Massenausgleich der unbelasteten Maschine erreicht. Die beim Betriebe zur Erzielung
                              									verschiedener Beanspruchungen des Probestabes aufgebrachten Zusatzmassen m und m1 werden durch Zusatzgegengewichte ausgeglichen.
                              									Diese müssen paarweise rechts und links von D und d angeordnet werden, um den Hebelarm der Kräfte nicht
                              									zu ändern.
                           Der Bedingung gleicher Umfangsgeschwindigkeit der Maschine entspricht der
                              									elektromotorische Antrieb am besten. Bei der vorliegenden Untersuchung benutzte man
                              									zuerst einen Petroleummotor mit sehr ungünstigem Ergebnis. Dann gelang es, eine
                              									Dreifach-Expansionsmaschine in besonderer Weise zum Antrieb mit der gewünschten
                              									Empfindlichkeit und Gleichmässigkeit zu verwenden. Da hier örtliche Verhältnisse die
                              									Hauptrolle spielen, sei nur kurz bemerkt, dass die Kesselspannung von 8,5 Atm. auf
                              									0,35 Atm. heruntergedrosselt wurde, um die Wirkungen der Spannungsschwankungen im
                              									Kessel auf den Gang der Arbeitsmaschine zu reduzieren und geringe Leistungen zu
                              									erhalten. Die bei der jeweilig gewünschten Geschwindigkeit für den Betrieb der
                              									Versuchsmaschine notwendige Arbeit, wurde dadurch genau eingestellt, dass der
                              									Ueberschuss an von der Betriebsmaschine abgegebener Arbeit durch eine leicht zu
                              									regelnde Wasserbremse vernichtet wurde.
                           Um sofort irgendwelche Unregelmässigkeiten im Gange der durch Seiltrieb verbundenen
                              										beiden Maschinen zu entdecken und Abhilfe an der
                              									richtigen Stelle zu schaffen, waren beide mit gleichen auf dem Fliehkraftprinzip
                              									beruhenden Flüssigkeitsgeschwindigkeitsmessern ausgerüstet, deren Wasserstände
                              									mittels Spiegel und Fernrohr zu einem Bilde vereinigt waren. Damit hatte man ein
                              									sehr bequemes und scharfes Kriterium für die Schlüpfung der beiden Maschinen und
                              									fand, dass im richtigen Betriebe die Geschwindigkeitsschwankungen an beiden
                              									Maschinen den gleichen Betrag hatten. Nur beim Anlassen und bei Unregelmässigkeiten
                              									an der Prüfungsmaschine zeigten sich sofort grössere Unterschiede, die im letzteren
                              									Falle das Signal zum Anhalten der Maschine waren. Trotzdem eine sehr sorgfältige
                              									Schmierung vorgesehen war, trat selbst nach monatelangem Betriebe bei Veränderung
                              									der Umlaufszahl immer Warmlaufen der Hauptlager ein; durch geeignete, im Innern der
                              									Welle verlaufende Wasserspülung wurde diesem Uebelstande abgeholfen.
                           Um die Fortpflanzung der Schwingungen, die beim unausgeglichenen Laufen der Maschine
                              									auftraten, nach Möglichkeit zu vermeiden und gleichzeitig die Richtigkeit des
                              									Ausgleiches sinnfällig feststellen zu können, war die Maschine auf vier Spiralfedern
                              									gelagert.
                           Die nur kurze Zeit beanspruchenden Versuche wurden ohne Anhalten der Maschine glatt
                              									durchgeführt. Längere Versuche und die Rücksichtsnahme auf andere Arbeiten im
                              									Laboratorium machten ein Stillsetzen der Maschine und damit den Nachweis nötig, dass
                              									eine Pause keinen Einfluss auf die Ergebnisse ausübt. Dahinzielende Versuche
                              									zeigten, dass eine Pause von einigen Tagen keine Einwirkung auf die
                              									Materialeigenschaften hervorruft, dass dagegen Ruhe während einiger Monate zweifellos
                              									bedeutende Veränderungen zeitigte. Für die vorliegende Untersuchung, bei denen
                              									Pausen von mehr als zwei Tagen selten vorkamen, war also ein störender Einfluss
                              									nicht zu befürchten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 484
                              Fig. 7. Bleibuffer.
                              
                           Es erübrigt nun noch die Betrachtung der Einflüsse, die von Nebenschwingungen
                              									herrühren: Die Befürchtung, es könnte Resonanz zwischen der Periode des Antriebs und
                              									der drei möglichen freien Schwingungen – der Längs-, Biegungs- und
                              									Drehungsschwingung – auftreten, war nur bei der letzten Art begründet, da die
                              									Schwingungsdauer bei den anderen sehr viel kleiner wird als bei der erzwungenen.
                              									Entsprechend dem grössten und kleinsten Gewicht von 19,9 und 5,64 kg konnte die
                              									Maschine mit Umdrehungszahlen arbeiten, die zwischen 1600–2500 Min.-Umdrehungen
                              									schwankten. Innerhalb dieser Grenzen liegt auch die Zahl der Kraftimpulse des
                              									Antriebs oder der Störungen, die die Nebenschwingungen hervorrufen. Dem gegenüber
                              									standen die freien Schwingungszahlen f. d. Minute mit 130000–150000 für
                              									longitudinale, 500000 für transversale und 1200–1800 für torsionale
                              									Schwingungen.
                           Also nur für die letztere Schwingungsart lag die Möglichkeit der Resonanz vor.
                           Wohl kann man das Spiel zwischen Nut und Feder (s. Fig. 7), die als Führung b des unteren
                              									Gleitstückes dienen, sehr klein halten und überdies werden noch die Schwingungen
                              									durch das Schmieröl stark gedämpft, doch, sind bei der kurzen Länge des
                              									Versuchsstückes die Amplituden für verhältnismässig grosse Beanspruchungen
                              									ausserordentlich klein. Sehr deutlich veranschaulicht den Einfluss der mehr oder
                              									weniger guten Führung bei b und die hiervon abhängige
                              									Ausbildung der Resonanz der Drehungsschwingungen die nachstehende Tabelle, zu deren
                              									Verständnis das Folgende dienen möge.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 484
                              Fig. 8. Probestab, Durchmesser 6,3 mm.
                              
                           
                              
                                 
                                 Bruchwechsel-zahlen z
                                 Lastwechseli. d. Minute n
                                 
                              
                                 
                                    a
                                    
                                 132700
                                 1855
                                 
                              
                                 
                                    b
                                    
                                 127000
                                 1855
                                 
                              
                                 
                                    c
                                    
                                   17800
                                 1777
                                 
                              
                                 
                                    d
                                    
                                   51250
                                 1737
                                 
                              
                                 
                                    e
                                    
                                 329000
                                 1775
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 484
                              Fig. 9. Abhängigkeit der Bruchwechselzahl z von dem Spannungsbereich, σ = σZmax + σDmax. und Anzahl der Lastwechsel i. d.
                                 										Minute.
                              
                           Bei den Hauptversuchen mit Flusseisen fiel ein Wert für die BruchwechselzahlUnter Bruchwechselzahl z ist diejenige Anzahl von Kraft-Wechseln verstanden, bei der der
                                    											Bruch des Probestückes eintritt. Die Zahl n =
                                    											Spannungswechsel i. d. Min. bedeutet die Anzahl der in der Minute
                                    											erfolgenden Kraftwechsel, wo bei einem Kraft-Wechsel das zweimalige
                                    											Durchlaufen des Spannungsbereiches σ, einmal in
                                    											positiver, das andere Mal in negativer Richtung entspricht.
                              									völlig heraus (a); eine Wiederholung dieses Versuches
                              										(b) unter Innehaltung aller Versuchsbedingungen
                              									zeigte dasselbe auffällige Ergebnis; bei: c und d wurde die Führung gelockert: damit war dem Ausbilden grösserer
                              									Amplituden volle Freiheit gelassen. Nachdem ein gutsitzender Keil eingefügt war, (e,) erhielt man eine Bruchwechselzahl, die sich gut in
                              									den Verlauf der übrigen einwandfreien Werte der Hauptversuche einreiht. Arbeitet man
                              									dagegen bei Umdrehungszahlen, die über oder unter der kritischen Umdrehungszahl
                              									(Resonanzmöglichkeit) liegen, so beeinflusste ein Lockern der Führung das Ergebnis
                              									keineswegs.
                           Die Proben wurden nach Fig. 8 angefertigt. Zur
                              									Prüfung gelangten Flusseisen, Lowmooreisen, Gusstahl und Gusseisen. Für ausgeglühtes
                              									Flusseisen gilt das körperliche Schaubild Fig. 9.
                              									Sechs Flusseisenstäben wurden im Mittel je zehn Probekörper entnommen, die nach
                              									erfolgter Erhitzung auf Rotglut unter Verwendung einer gleichbleibenden angehängten
                              									Schwingmasse, aber mit veränderlicher minutlicher Wechselzahl, also veränderlichem
                              									Spannungsbereich σ, in der Maschine zu Bruch gebracht
                              									wurden.
                           Minutliche Wechselzahl und Spannungsbereich a sind ja
                              									durch die Parabelgleichung
                           
                              \sigma=\frac{Q}{f}\,n^2\cdot \frac{2\,\pi^2}{30^2}\cdot \frac{r}{g}
                              
                           verbunden.
                           Der Parameter ändert sich also auch mit dem Stabquerschnitt f: um nun überhaupt eine gesetzmässige Kurve zu erhalten, wurde, was bei
                              									den im Mittel 1 v. H. betragenden Schwankungen der Stabdurchmesser wohl erlaubt ist,
                              									für eine Versuchsreihe ein gleichmässiger Wert für f
                              									angenommen, so dass die Gleichung lautet:
                           a = k . Q
                              									. n2,
                           worin
                           
                              k=\frac{r\cdot \pi^2\cdot 2}{30^2\cdot g\cdot f}
                              
                           ist. Für verschiedene Q erhalten
                              									wir also ebensoviel Parabeln. Trägt man nun über diesen Parabeln die zu σ, n zugehörigen Bruchwechselzahlen z auf, dann erhält man eine Schar von Raumkurven. Diese
                              									ergeben nun die als schwarze Punkte gekennzeichneten Schnittpunkte mit Ebenen, die
                              									parallel zur zn-Ebene in zweckmässig gewählten
                              									Abständen gelegt sind, und damit neue Linienzüge, die die Abhängigkeit der
                              									Bruchwechselzahl von der min. Wechselzahl für bestimmte Spannungsbereiche a deutlich zeigen. Die Punktreihen bedurften einiger
                              									Ausgleichung, um die Materialverschiedenheiten und die anderen unvermeidlichen
                              									Unsicherheiten auszuscheiden.So z.B. wurde der
                                    											höchste Punkt der Reihe (Q= 19,9 kg) mit einem
                                    											Wert von z = 1520000 angenommen, der sich so
                                    											gut dem Linienzuge einfügt, dass die Vermutung sehr nahe liegt, in der von
                                    												Smith gegebenen Tabelle ist ein
                                    											Ablesungsfehler vorgekommen. Er gibt z = 520000
                                    											an, ein Wert, der vollständig herausfällt. Je ein Stab von etwa
                              									45 cm Länge wurde vorher jeder ganzen Stange entnommen und in der üblichen Weise
                              									Einern Zugversuch unterworfen.
                           Die Ergebnisse finden sich in der folgenden Tabelle:
                           
                              
                                 σBSpannung an
                                    											derFliessgrenzekg/qcm
                                 σBSpannung an
                                    											derBruchgrenzekg/qcm
                                 σZSpannung bei
                                    											derZerreisslastkg/qcm
                                 σBBruch-dehnungv. H.
                                 
                              
                                 2660
                                 3800
                                 3180
                                 30,0
                                 
                              
                           Greift man nun aus der körperlichen Darstellung irgend einen Spannungsbereich
                              										a, z.B. 3100 kg/qcm, heraus, wie das auch in dem
                              									Schaubild kenntlich gemacht ist, so findet man folgende zusammengehörigen Werte für
                              									die Bruchwechselzahl z und die minutliche Wechselzahl
                              										n.
                           
                              
                                 Schwing-gewichtkg
                                 Min. Um-drehungs-zahln
                                 Spannungs-bereichσ
                                 GrössteZug-spannungσ1
                                 GrössteDruck-spannungσ2
                                 Bruch-wechsel-zahlz
                                 
                              
                                     5,64
                                 2450
                                 
                                 
                                 
                                 3000
                                 
                              
                                     8,48
                                 2000
                                 
                                 
                                 
                                 150000
                                 
                              
                                   11,31
                                 1740
                                 3100
                                 1630
                                 1470
                                 330000
                                 
                              
                                   14,16
                                 1540
                                 
                                 
                                 
                                 600000
                                 
                              
                                   17,00
                                 1400
                                 
                                 
                                 
                                 900000
                                 
                              
                                 19,9
                                 1290
                                 
                                 
                                 
                                 1330000
                                 
                              
                           Trotzdem also die Beanspruchung durch Zug und Druck weit unter der Fliessgrenze des
                              									Materials bleibt, so übt ein Wechsel der Belastung, wenn er nur schnell genug
                              									erfolgt, eine derartige zerstörende Wirkung aus, dass Bruch schon nach einer
                              									verhältnismässig geringen Zahl von Belastungswechseln eintritt. Die Untersuchung,
                              									wie diese Einwirkung zustande kommt, wird wohl Aufgabe der Metallographie sein, da
                              									sicher Veränderungen im Kleingefüge vor sich gehen, ohne dass messbare
                              									Formänderungen auftreten; wenigstens konnte bei den Versuchen von Smith eine Verlängerung der Proben mit Sicherheit nicht
                              									festgestellt werden. Dagegen zeigten viele Stäbe eine Zunahme des Durchmessers, ohne
                              									dass es aber gelang, irgend welche innere Beziehung zwischen dieser Erscheinung und
                              									den Versuchsbedingungen festzustellen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 485
                              Fig. 10. Verlauf der Bruchwechselzahl z mit dem Spannungsbereich σ für geglühten Gusstahl und für geglühtes
                                 										Flusseisen.
                              
                           Für die anderen Eisensorten, Lowmooreisen und Gusstahl, ergaben sich dieselben
                              									Gesetze. Um die Ergebnisse für ausgeglühten Gusstahl mit denen für ausgeglühtes
                              									Flusseisen bequem vergleichen zu können, sind die Linienzüge oz, wie sie als Projektionen der obengenannten σzn Raumkurven auf die σz-Ebene erscheinen,
                              									zusammen aufgetragen (Fig. 10). Bei je einem durch
                              									Halbton verbundenen Kurvenpaar kam dasselbe Schwinggewicht Q in Anwendung. Man sieht ohne weiteres, dass der Gusstahl, der bei der
                              									üblichen Zugfestigkeitsprüfung ein (TS = 6200 kg/qcm, ein aB = 9000 kg/qcm bei
                           
                           4 v. H. Bruchdehnung ergab, keine sonderlichen Abweichungen gegen Flusseisen
                              									zeigt: ein zweites, höchst beachtenswertes Ergebnis der vorliegenden Untersuchung,
                              									die aber noch in ihren einzelnen Teilen der wiederholten Nachprüfung und des
                              									Ausbaues bedarf.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)