| Titel: | J. T. Nicholsons Versuche mit Schnellschnittstählen. | 
| Autor: | Pregél | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 497 | 
| Download: | XML | 
                     
                        J. T. Nicholsons Versuche mit
                           								Schnellschnittstählen.
                        Von Prof. Pregél,
                           								Chemnitz.
                        Nicholsons Versuche mit Schnellschnittstählen.
                        
                     
                        
                           Dr. J. T. Nicholson, Professor an der Municipal School of Technology in
                                 											Manchester hat sehr interessante
                              									Schnittversuche mit Schnelldrehstählen vorgenommen, welche in der Zeitschrift „Engineering“ 1903,
                                 										II, 590, veröffentlicht sind.
                           Zu diesen Versuchen hatte die Firma W. G. Armstrong,
                                 										Whitworth & Co. Lim., Manchester, eine
                              									Drehbank von 380 mm Spitzenhöhe und 3150 mm Länge zwischen Spitzen geliehen, welche
                              									von einem Elektromotor durch Vermittlung eines Stufenscheibendeckenvorgeleges
                              									betätigt, genügende Triebkraft besass, um sämtlichen Ansprüchen zu genügen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 497
                              Fig. 1. Schaulinien zu Tabelle A–D und J.Spezifischer Schnittdruck
                                 										kg/qmm; Masstab; Gusseisen; Normaler Spanquerschnitt; Weich; Mittelhart;
                                 
                                 										Hart
                              
                           Die dreiläufigen Stufenscheiben für 152 mm Riemenbreite hatten folgende Durchmesser
                              									in mm:
                           
                              
                                 am Deckenvorgelege
                                 800
                                 700
                                 600
                                 
                              
                                 an der Drehbankspindel
                                 400
                                 500
                                 600
                                 
                              
                                 mit Uebersetzung
                                 
                                    \frac{2}{1}
                                    
                                 
                                    \frac{1,4}{1}
                                    
                                 
                                    \frac{1}{1}
                                    
                                 
                              
                                 während die Rädervorgelege   der Drehbank Ueber-  
                                    											setzungen enthielten:
                                 
                                    
                                    
                                    \frac{14,9}{1}
                                    
                                 und
                                 
                                    
                                    
                                    \frac{42,5}{1}
                                    
                                 
                              
                           Der Schuckertsche Elektromotor machte 100 bis 300
                              									Minutenumläufe, so dass hiermit in Verbindung mit dem Decken- und Rädervorgelege der
                              									gewünschte Wechsel in der Schnittgeschwindigkeit erreichbar war. Am Antriebriemen
                              									zwischen Antriebscheibe und Stufenscheibe an der
                           
                           Tabelle I.
                           Versuche mit Gusseisen
                           bei drei Materialhärten I–III und vier Spanquerschnitten A–D.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 498
                              Versuchs-No.; Schnittdruck; Mech.
                                 										Effekt; Material; Wirkl. Spanquerschn.; Wirkliche Schnittfläche; Spanvolumen;
                                 										normal; berechnet; Spangew. gewogen; Mech. Arbeit; Wirkl. Schneidwinkel;
                                 										Spanquerschnitt; Weiches Gusseisen; Mittel; Mittelhartes Gusseisen;
                                 										Spanquerschnitt; Hartes Gusseisen
                              
                           Decke, war ein Dynamometer von Hefner-Alteneck
                              									eingeschaltet, der selbst wieder durch eine Pronysche
                              									Bremse, welche am Werkstück an der Drehbank angeordnet war, zeitweilig geprüft
                              									wurde. Mit Hilfe des Zwischendynamometers und der Volt-Amperemeter konnten jederzeit
                              									der Effektverbrauch nachgewiesen werden. Die in bestimmter Zeitdauer abgefallenen
                              									Drehspäne wurden gewogen, der Schnittkreis, als Mittel zwischen den gemessenen
                              									Durchmesser vor und nach dem Schnitt berechnet und nach Ablesungen am Umlaufzähler
                              									die Schnittgeschwindigkeit festgelegt. Als normale Schnittiefe wurde die Hälfte der
                              									Durchmesserunterschiede angenommen, während als Schaltung (traverse) der Quozient,
                              									linearer Abstand parallel zur Drehbankachse, zwischen Schnittbeginn zu Schnittansatz
                              									am Ende des Versuches gemessen, dividiert durch die Anzahl Schnitte, bestimmt worden
                              									ist. Als Schnittfläche wurde das Produkt aus Schnittlänge mal Umfang des
                              									abgedrehten Zylinders am Grund gemessen, also der Zylindermantel angegeben.
                           Der Schnittdruck an der Schneide des Werkzeuges wurde als Quozient aus Effekt durch
                              									Schnittgeschwindigkeit ermittelt. Weil dieser Effekt durch den Pronyschen Zaum auf den Umfang des Werkstückes
                              									abgeleitet wurde, so beziehen sich diese Effektangaben auf die reine Schnittwirkung.
                              									Es bleibt daher der Wirkungsgrad der Drehbank unberücksichtigt.
                           Das Werkstückmaterial, zu diesen Versuchen, sechs Zylinder von annähernd 500 mm
                              									Durchmesser und 2745 mm Länge, wurde von W. A. Armstrong,
                                 										Withworth & Co. unentgeltlich
                              									geliefert.
                           Drei Zylinder, I, II, III, waren aus Gusseisen, weich, halbhart und hart, drei
                              									Zylinder, IV, V, VI, aus Stahl
                           
                           Tabelle I (Fortsetzung).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 499
                              Versuchs-No.; Schnittdruck; Mech.
                                 										Effekt; Material; Wirkl. Spanquerschn.; Wirkliche Schnittfläche; Spanvolumen;
                                 										normal; berechnet; Spangew. gewogen; Mech. Arbeit; Wirkl. Schneidwinkel;
                                 										Spanquerschnitt; Weiches Gusseisen; Mittel; Mittelhartes Gusseisen;
                                 										Spanquerschnitt; Hartes Gusseisen
                              
                           mit vorgeschriebenem Kohlenstoffgehalt, und zwar 0,2, 0,3 und
                              									0,5 v. H. ebenfalls als weich, halbhart und hart bezeichnet. Das Material wurde auf
                              									die chemische Zusammensetzung, ferner auf Festigkeit und Härte geprüft. Das
                              									spezifische Gewicht wurde bestimmt, so dass das Spanvolumen sowohl aus der
                              									Schnittfläche, geometrisch, als auch aus dem Spangewicht zu berechnen möglich
                              									war.
                           Zu diesen Versuchen haben die folgenden acht Firmen je zwölf Schneidstähle von 38 mm
                              									Quadratquerschnitt und 300 mm Länge geliefert und dabei Angaben über die gewünschte
                              									Schnittgeschwindigkeit, über die günstigen Schneid- und Anstellungswinkel, sowie das
                              									zu beachtende Härteverfahren mitgegeben.
                           Auf diesen Werkzeugen waren die Stahlmarken, z.B.:
                           H. S. S. High speed steel,
                           S. S. H. S. Special self hardening steel,
                           N. T. K. S. N. F. K. Speedicut,
                           M. H. S. S. Mushet high speed
                              									steel,
                           B. R. S. H. Böhler rapid self hard
                           usw. aus welchem die Werkzeuge ausgeschmiedet wurden,
                              									eingeschlagen. Nebst diesen waren die abgekürzten Initialen der Firmen, welche als
                              									Hersteller der Schneidstähle, also als Lieferanten der fertigen Drehstähle,
                              									hauptsächlich in Mitbewerb traten, angegeben.
                           Die Brandmarken der Firmen sind in den folgenden Tabellen, der Einfachheit wegen,
                              									noch weiter abgekürzt, während die Angabe der Stahlmarken nur in besonderen Fällen,
                              									z.B. bei Mushet-Stahl, angeführt ist.
                           
                              
                                 Firma:
                                 Brandmarke:
                                 Tabellen-Abkürzung:
                                 
                              
                                 
                                    Armstrong, Whitworth & Co.
                                    
                                 
                                    A. W. & Co.
                                    
                                 
                                    A. W.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    Samuel Buckley
                                    
                                 
                                    S. B.
                                    
                                 
                                    S. B.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    John Brown & Co.
                                    
                                 
                                    J. B. & Co.
                                    
                                 
                                    Br.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    C. Cammell & Co.
                                    
                                 
                                    C. C. & Co.
                                    
                                 
                                    Cm.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    T. Firth & Sons
                                    
                                 
                                    T. F. & Sons
                                    
                                 
                                    Fr.
                                    
                                 
                              
                           
                           Tabelle Ia.
                           Versuche mit Stahl
                           bei drei Materialhärten IV–VI und vier Spanquerschnitten E–H.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 500
                              Versuchs-No.; Schnittdruck; Mech.
                                 										Effekt; Material; Wirkl. Spanquerschn.; Wirkliche Schnittfläche; Spanvolumen;
                                 										normal; berechnet; Spangew. gewogen; Mech. Arbeit; Wirkl. Schneidwinkel;
                                 										Spanquerschnitt; Weicher Stahl; Mittel; Mittelharter Stahl; Spanquerschnitt;
                                 										Harter Stahl
                              
                           
                              
                                 Firma:
                                 Brandmarke:
                                 Tabellen-Abkürzung:
                                 
                              
                                 Samuel Osborn & Co.
                                 S. O. & Co.
                                 
                                    Os.
                                    
                                 
                              
                                 Seebohm & Dickstahl
                                 S. & D.
                                 
                                    S. D.
                                    
                                 
                              
                                 Vickers Sons & Maxim
                                 V. Sons & M.
                                 
                                    V. M.
                                    
                                 
                              
                           Die Schneidstahlwinkel wurden vor und nach dem Schnittversuch gemessen und die
                              									Zeitdauer des Versuches notiert, sowie das besondere Verhalten des Schneidstahles
                              									entsprechend bemerkt.
                           Die Schnittversuche wurden auf vier normale Spanstärken, also auf vier
                              									Spanquerschnitte (f in qmm) gruppiert, welche in den
                              									Tabellen bezeichnet sind für Gusseisen und Stahl mit
                           
                              
                                 Gusseisen;
                                 Stahl
                                 
                                 
                                 
                              
                                 A;
                                 E
                                 für
                                 f = 1/16'' × 1/16 = 2,5
                                    											qmm,
                                 
                              
                                 B;
                                 F
                                 „
                                   = 3/16'' × 1/16 = 7,5 „
                                 
                              
                           
                              
                                 Gusseisen;
                                 Stahl
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 C;
                                 G
                                 für
                                 f = 3/16'' × ⅛''
                                 = 15
                                 qmm,
                                 
                              
                                 D;
                                 H
                                 „
                                 f = ⅜'' × ⅛''
                                 = 30
                                 „
                                 
                              
                           Unter Berücksichtigung der vorstehend angegebenen Zeichen I-VI für die Beschaffenheit
                              									des Werkstückmaterials bedeutet daher z.B.
                           A II: weiches Gusseisen, welches mit dem Schnittquerschnitt 1/16'' Schnittiefe
                              									und 1/16''
                              									Vorschub, also mit f = 2,5 qmm Spanquerschnitt
                              									bearbeitet wird.
                           Dagegen wird G III angeben, dass harter Stahl mit 0,5 v. H.
                              									Kohlenstoffgehalt, durch einen Schnitt von 3/16'' Tiefe bei ⅛'' Vorschub bearbeitet, dass also ein normaler Span von
                              										f = 15 qmm abgenommen wird.
                           Jeder Versuchsgruppe sind sieben Einzelversuche, also sieben Schneidwerkzeuge
                              									zugewiesen. Um aber diese
                           
                           Tabelle Ia (Fortsetzung).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 501
                              Versuchs-No.; Schnittdruck; Mech.
                                 										Effekt; Material; Wirkl. Spanquerschn.; Wirkliche Schnittfläche; Spanvolumen;
                                 										normal; berechnet; Spangew. gewogen; Mech. Arbeit; Wirkl. Schneidwinkel;
                                 										Spanquerschnitt; Weicher Stahl; Mittel; Mittelharter Stahl; Spanquerschnitt;
                                 										Harter Stahl
                              
                           Arbeit übersichtlicher zu gestalten, sind nur fünf
                              									Einzelversuche in den Tabellen angeführt, und jene Versuche, welche mit Fehler
                              									behaftet oder die eine zu kurze Versuchsdauer aufweisen, ausgeschieden worden. Diese
                              									Versuchsergebnisse sind ausserdem nach abnehmender Schnittgeschwindigkeit geordnet
                              									und auf metrisches Mass und Gewicht umgerechnet worden.
                           Zudem ist eine vollständige Umgestaltung der Spaltenordnung vorgenommen worden und
                              									diese von 1 bis 180 nummeriert, so dass Verwechslungen vermieden und die Bezugnahme
                              									erleichtert wird, während die in der ersten Spalte angeführten Versuchszahlen mit
                              									der ursprünglichen Bezeichnung übereinstimmen, so dass eine Vergleichung mit den
                              									Orginalangaben jederzeit möglich bleibt.
                           Hiermit dürften diese nicht nur wichtigen, sondern auch sehr interessanten
                              									Versuchsergebnisse den Maschinen-industriellen Deutschlands zugänglich gemacht und
                              									dabei dem Konstrukteur mancher Fingerzeig gewährt werden.
                           In den je vier Grundtabellen I, und zwar
                           I A bis I D für Gusseisen I, II, III
                           und
                           I a E bis I a H für Stahl I, II, III
                           ist der Schnittdruck in kg, aus dem mechanischen Effekt in
                              									Pferdestärken und alsdann auf die normale Schnittiefe kg/mm als linearer spezifischer Druck berechnet, während der spezifische
                              									Flächendruck kg/qmm auf den wirklichen, den effektiven Spanquerschnitt (Spalte 10) bezogen
                              									ist.
                           Der mechanische Effekt ist jedoch nicht als (75 × PS), sondern als (kg × 0,001 mm/Sek.), also
                              									Schnittdruck (Spalte 4) mal Schnittgeschwindigkeit (Spalte 3) berechnet und dieser
                              									wieder als spezifischer Effekt auf den wirklichen Spanquerschnitt (Spalte 10) in mkg.Sek./qmm
                              									zurückgeführt.
                           Der wirkliche Spanquerschnitt in qmm, sowie die Schnittfläche in qcm/Sek. sind aus
                              									den Originalangaben übernommen. Während ferner das Sekunden-Volumen (Spalte 12) aus
                              									den geometrischen Verhältnissen herrührt, ist das Volumen (Spalte 13) in ccm/Sek. aus dem
                              									stündlichen Spangewicht (Spalte 14), also aus kg/Std. berechnet. Von besonderer
                              									Wichtigkeit ist in Spalte 15 die Angabe der spezifischen mechanischen Arbeit, auf
                              									die stündliche Spanleistung bezogen, während in Spalte 16 der wirkliche
                              									Schneidwinkel angegeben ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 502
                              Fig. 2. Schaulinien zu Tabelle A–D und K.; Spezifische mechanische Arbeit;
                                 										Masstab
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 502
                              Fig. 3. Schaulinie zu Tabelle D und L; Spezifischer Effekt; Masstab.
                              
                           Am Schluss jeder Gruppe sind die Mittelwerte aus den fünf Einzelversuchen
                              
                              									zusammengefasst, welche, sowie alle übrigen, eine passende Abrundung nach bekannten
                              									Regeln erfahren haben. Die Schneidwinkel wurden dabei auf je 5' abgerundet.
                           Die Schaulinien Fig. 1 bis 3 betreffen ausschliesslich Gusseisen als
                              									Werkstückmaterial, und zwar ist in Fig. 1 der
                              									wirkliche spezifische Schnittdruck kg/qmm behandelt wobei die Grösst- und Kleinstwerte
                              									jeder Gruppe nach Tab. I A bis D mit der entsprechenden Nummer des Versuches
                              									versehen sind, so dass diese zugleich den Hinweis auf Tab. I geben.
                           In analoger Weise sind in Fig. 2 die Schaulinien für
                              									die spezifische mechanische Arbeit mkg/Std.kg und irr Fig.
                                 										3 der spezifische mechanische Effekt Sek.mkg/qmm dargestellt. Beim Vergleich
                              									dieser drei Schauliniengruppen (Fig. 1 bis 3) springt eine gewisse Uebereinstimmung der
                              									Gestaltung der einzelnen Polygonzüge sofort in die Augen, was selbstverständlich
                              									ist, weil sowohl die mechanische Arbeit, als auch der mechanische Effekt abhängig
                              									sind vom Schnittdruck, und alle drei Schaulinien einer gemeinschaftlichen Grundlinie
                              										mm/Sek. in
                              									demselben Masstabe entsprechen.
                           Durch eine passende Wahl der Ordinaten-Masstabe könnte unter Umständen eine
                              									annähernd vollständige Ueberdeckung aller drei Schaulinien erhalten werden, so dass
                              									in einem einzigen Linienzuge die drei Werte zum Ausdruck gelangen könnten.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)