| Titel: | Schnellbetrieb auf den Eisenbahnen der Gegenwart. | 
| Autor: | M. Richter | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 619 | 
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                        Schnellbetrieb auf den Eisenbahnen der
                           								Gegenwart.
                        Von Ingenieur M. Richter,
                           								Bingen.
                        (Fortsetzung von S. 607 d. Bd.)
                        Schnellbetrieb auf den Eisenbahnen der Gegenwart.
                        
                     
                        
                           8. Die Schnellzuglokomotive der New
                                 										York-Zentralbahn (Fig. 12) stammt aus dem
                              									Jahre 1901; sie ist in Schenektady gebaut. Ihren grossen Abmessungen entsprechen
                              									ihre Leistungen bezw. ihre gelegentlich gewünschten Fähigkeiten. Es bestehen zwanzig
                              									Stück dieser Art.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 618
                              Fig. 12a. New Yorker-Zentralbahn.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 618
                              Fig. 12b. New Yorker-Zentralbahn.
                              
                           In der Hauptsache ist die Anordnung der Achsen, Rahmen, des Kessels, dieselbe wie bei
                              									der Lokomotive der englischen Nordbahn (Fig. 8),
                              									während die Zylinderanordnung dieselbe ist wie bei der vorhin besprochenen der
                              									französischen Staatsbahn (Fig. 11).
                           Der gewaltige Kessel von 293 qm innerer (feuerberührter) Heizfläche liegt im Mittel
                              									2,82 m über S. O., hat eine sehr grosse Rauchkammer und eine entsprechende grosse
                              									Feuerbüchse mit Schüttelrost und schräger Hinterwand. Das Feuergewölbe liegt auf
                              									Wasserröhren, die zur direkten Heizfläche von rund 16,8 qm noch 2,5 qm beitragen.
                              									Der Kessel ist zwar nicht nach wagon-top-Bauart, sondern zylindrisch, aber wie bei
                              									allen grossen Feuerbüchsen, fällt auch hier die schwach gewölbte innere Decke stark
                              									nach hinten ab.
                           Alle Räder, auch die Scheibenräder des Drehgestells, werden einseitig gebremst (Westinghouse). Die Maschine hat grosse, innenliegende
                              									Kolbenschieber von folgenden Abmessungen:
                           
                              
                                 Durchmesser
                                 305
                                 mm
                                 Voreilen
                                 
                              
                                 grösster Schiebeweg
                                 152,4
                                 „
                                 bei grösster Füllung
                                 0
                                 mm
                                 
                              
                                 äussere Ueberdeckung
                                   25,4
                                 „
                                 bei Halbfüllung
                                 6,4
                                 „
                                 
                              
                                 innere Ueberdeckung
                                     3,2
                                 „
                                 bei Viertelfüllung
                                 7,2
                                 „
                                 
                              
                           Bewegt werden die Schieber mittels Zwischenwelle durch die Stephenson-Steuerung. Die Rahmen liegen natürlich innen
                              									und sind gewöhnliche Barrenrahmen; nur die Hinterachse hat aussenliegende
                              									Blechrahmen.
                           Da die drei Hinterachsfedern miteinander durch Längshebel verbunden sind, so ist das
                              									Ganze in drei Punkten gestützt. Der Sander geht vor beide Triebachsen, von denen
                              									durch eine 3,35 m lange Pleuelstange die hintere angetrieben wird. Der vierachsige
                              									Tender hat trotz dem Wasserschöpfer noch 19 cbm Inhalt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 618
                              Fig. 13. Zugkraftverstärker der Lokomotive Fig. 12.
                              
                           Die Maschine ist ausgezeichnet durch einen sogenannten „Zugkraftverstärker,“
                              									welcher an ihr zum ersten Male in dieser Form angewendet worden ist; er ist
                              									geschützt durch das Patent von Pitkin & Sague (Fig. 13).
                           Zwischen der hinteren Lauf- und Triebachse ist über dem Ausgleichshebel beiderseits
                              									ein Luftzylinder angebracht, dessen Kolben an einem einarmigen Hebel angreift. In
                              									geringer Entfernung von den Drehpunkten sind die beiden ganz symmetrischen Hebel
                              									durch eine Querstange miteinander gekuppelt, welche an beiden Enden in kräftige
                              									Druckschneiden übergeht. Der Ausgleichshebel besitzt zur Aufnahme dieser Schneide
                              									auf der Oberkante eine Pfanne, und sein Auflagebolzen ist in einem Auge des
                              									Tragbockes senkrecht verschiebbar eingesetzt. Wird nun in die erwähnten Zylinder
                              									beiderseits Luft aus dem Bremsbehälter eingelassen, so senkt sich der Bewegung der
                              									Kolben und Hebel zufolge die Druckstange herunter, die Schneiden legen sich auf, und
                              									bei weiterer Senkung werden nun diese Schneiden, welche in einer Entfernung von 139
                              									mm vor dem Drehpunkt des Ausgleichhebels liegen, zum Stützpunkt derselben und
                              									schieben den Auflagebolzen in dem Führungsauge abwärts, so dass an dieser Stelle
                              									kein Sitz mehr, sondern völlige Entlastung stattfindet. Der Drehpunkt des Hebels ist
                              									also um 139 mm vorwärts verschoben, und das Armverhältnis geändert. Dadurch wird
                              									aber nicht nur, weil nun die hintere Laufachse den längeren Hebelarm erhalten hat,
                              									die Belastung derselben geringer, sondern auch, weil die hintere Reaktion näher zum
                              									Schwerpunkt gerückt ist, die vordere Reaktion, nämlich diejenige des Drehgestells,
                              									kleiner, indem die Lokomotive als Träger auf zwei Stützen zu betrachten ist. Die
                              									Folge ist also, dass die Laufachsen teilweise entlastet werden und die ihnen
                              									abgenommene Last auf die Triebachsen zur Vergrösserung der Adhäsion übertragen wird,
                              									und zwar durch blosse Verlegung des Drehpunktes des Ausgleichhebels zwischen Trieb-
                              									und Laufachse.
                           Durch diese ebenso einfache als sinnreiche Anordnung gelingt es, rascher anzufahren,
                              									indem, ohne Schleudern befürchten zu müssen, dauernd grösste Füllungen ausgenützt
                              									werden können, und ebenso vorteilhaft ist dieselbe beim Befahren von Steigungen.
                           Diese Anfahrvorrichtung liesse sich bequem auch an deutschen Lokomotiven verwenden,
                              									deren Zugkraft durch die bekannte Beschränkung des Achsdruckes auf 16 t ohnehin
                              									hinter Schloss und Riegel gehalten wird; noch schlimmer ist es in Oesterreich mit
                              									nur 14,5 t Achsdruck, so dass der Nutzen einer solchen Einrichtung dort sich mehr
                              									bemerklich machen könnte. In beiden Ländern würde bei Geschwindigkeiten bis
                              									vielleicht 50 km/St., wo die Gegengewichte noch keine fühlbare Schwankung des Raddruckes
                              									hervorbringen, und wo deshalb der Raddruck noch als „ruhend“ anzusehen ist,
                              									eine vorübergehende Erhöhung desselben für den Oberbau völlig schadlos sein. Der
                              									Zugkraftverstärker würde aber die Maschine durch Vermeidung des Schleuderns mit
                              									nachfolgendem Sanden wesentlich schonen und in allen Fällen eine höhere
                              									Anfahrbeschleunigung bewerkstelligen lassen. Das Gebiet der 2/4-gekuppelten
                              									Maschine würde wesentlich erweitert, ebenso die Verwendbarkeit der ¼-gekuppelten
                              									Schnellbahn-Lokomotive.
                           Die durch den Zugkraftverstärker gewonnene Vergrösserung der Triebachslast geht für
                              									jede Achse von 2,5 bis 3,5 t. Bei der Lokomotive der New
                                 										Yorker Zentralbahn beträgt dieselbe im ganzen 4,5 t und die neue
                              									Lastverteilung ist in die Zeichnung (Fig. 12) in
                              									Klammern eingetragen; während der Benutzung des Verstärkers beträgt das
                              									Adhäsionsgewicht 47,7 t, ohne denselben 43,2 t. Letztere Grösse ist schon sehr
                              									bedeutend; trotzdem wurde noch ein Vorteil in der Anfahrvorrichtung erkannt und
                              									durch die täglichen Erfahrungen im Betrieb bestätigt.
                           Um die Stösse beim plötzlichen Ein- und Ausschalten zu vermeiden, könnte an Stelle
                              									der Druckschneidenauflage der Ausgleichhebel mit einer Taschenführung in seiner
                              									Längsrichtung versehen werden, in welcher sich der Bolzen dadurch verschiebt (statt
                              									sich sprungweise zu verlegen), dass derselbe den Endpunkt eines von dem Anlasskolben
                              									bewegten Winkelhebels bildet; um ferner zu gewährleisten, dass die Vorrichtung nur
                              									bis zu gewissen Geschwindigkeitsgrenzen gebraucht wird, also während der ersten
                              									Anfahrperiode, müsste die Zuleitung zum Anlasszylinder mit der Umsteuerung in
                              									zwangläufige Verbindung gebracht werden. (Patent von Prof. Dr. Keller, Karlsruhe, „Z. d. V. d. l.“ 1903, S.
                              									877.)
                           Ueber die Leistungen dieser Maschinengattung ist folgendes zu berichten:
                           Die grösstmögliche Dauerleistung von 1830 PS wird selten beansprucht. Die Maschine
                              									ist, wie auch die modernen anderwärts jetzt eingeführten grössten Maschinen, mit
                              									Rücksicht darauf konstruiert, dass sie ohne Vorspann die schwersten Züge bewältigt,
                              									die Fahrzeit hält und, wenn nötig, Verspätungen einholt. Zu diesem Zweck ist der
                              									Kessel so gross bemessen, dass die Lokomotive Beanspruchungen gewachsen ist, welche
                              
                              									um 50 v. H. über den gewöhnlichen liegen; ihre gewöhnliche Dauerleistung beträgt
                              									daher rechnungsmässig nur rund 1200 PS, also nur etwa 4 PS/qm., und gerade darauf ist ihre
                              									ergiebige Kraftreserve zurückzuführen. Die Leistung im täglichen Betrieb
                              									schwankt auch tatsächlich zwischen 1100 und 1300 PS.
                           Den Zug 11 beförderte die Lokomotive von New-York nach Albany, 230 km, in 3 Stdn. 7
                              									Min. ohne Halt, d.h. mit 73,8 km/St. durchschnittlich. Die Belastung des aus 13 Wagen
                              
                              									bestehenden Zuges von 52 Achsen (2 Post-, 1 Gepäck-, 1 Büffet-, 2 Schlaf-, 3 Salon-,
                              									1 Speise- und 3 gewöhnliche Wagen) war 685 t h. T., also das zwei- bis dreifache
                              									Gewicht der europäischen Schnellzüge; einschliesslich Lokomotive von 130 t Gewicht
                              									wog der Zug 815 t.
                           Auf dieser Fahrt wurden Indikatordiagramme genommen, welche bis 1452, im Mittel 1250
                              									PS zeigten; die auf leichten Gefällen erreichte Höchstgeschwindigkeit war 101 km/St.
                           Bei einigen ebenso schnell fahrenden Zügen geht manchmal die Zugslast bis 19
                              									Wagen.
                           Dieselbe, 230 km lange Strecke New-York–Albany wurde von dem „Empire State
                                 										Express“ mit 4 Wagen = 208 t h. T. in 2 Stdn. 40 Min. durchfahren, d.h. mit
                              									durchschnittlich 86,3 km/St. Dabei war die Höchstgeschwindigkeit 120 km/St. mit der
                              									indizierten Leistung von 1323 PS.
                           Das Profil dieser Strecke ist im allgemeinen günstig; nur sind gegen die Stationen
                              									jeweils von beiden Seiten her Steigungen von 1 : 150 bis 1 : 200 vorhanden.
                           Die Fahrzeiten des „Empire State Express“ sind auf der Strecke
                              									New-York–Buffalo folgende:
                           
                              
                                 New-York–Albany
                                 230,0
                                 km
                                 2
                                 St.
                                 40
                                 Min.
                                 86,3
                                 km/St.
                                 
                              
                                 Albany–Utica
                                 152,5
                                 „
                                 1
                                 „
                                 39
                                 „
                                 92,4
                                 „
                                 
                              
                                 Utica–Syracuse
                                   85,6
                                 „
                                 1
                                 „
                                   2
                                 „
                                 82,8
                                 „
                                 
                              
                                 Syracuse–Rochester
                                 129,4
                                 „
                                 1
                                 „
                                 24
                                 „
                                 92,4
                                 „
                                 
                              
                                 Rochester–Buffalo
                                 110,1
                                 „
                                 1
                                 „
                                 20
                                 „
                                 82,6
                                 „
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 New–York–Buffalo
                                 706,6
                                 km
                                 8
                                 St.
                                   5
                                 Min.
                                 87,5
                                 km/St.
                                 
                              
                                 einschl. 10 Min. Aufenthalt
                                 8
                                 „
                                 15
                                 „
                                 85,6
                                 „
                                 
                              
                           Mit denselben Geschwindigkeiten fährt der seit 15 Juni 1902 laufende „Twentieth
                                 										Century Limited,“ der die selbe Zusammensetzung besitzt. Derselbe wird
                              									doppel geführt; die eine Abteilung geht auf der 1465 km langen Strecke der
                              									Pennsylvania-Bahn über Philadelphia durch die Alleghenies, die andere genau gleiche
                              									über die 1575 km lange Strecke der New-Yorker Zentralbahn und der Lake Shore
                              									Michigan Southern den Hudson hinauf über Buffalo, beide in 20 Stunden. Für die
                              									letztere Strecke ergibt sich daraus eine mittlere Reisegeschwindigkeit von rund 79
                              										km/St., eine
                              									sehr gute Leistung auf einer Strecke von solcher Länge.
                           Seit 15. Juni 1905 wird aber mit diesem Zuge die Strecke in 18 Stunden zurückgelegt,
                              									d.h. mit 87,8 km/St. Dabei muss 28 mal langsam gefahren werden mit Rücksicht auf
                              									Strassenkreuzungen, Geleiskreuzungen, Brücken usw.; der Zug besitzt daher die
                              									grösste Reisegeschwindigkeit der Erde.
                           Am 14. Juli 1902 holte dieser Zug von Buffalo bis New-York 47 Minuten Verspätung ein.
                              									Dabei wurde die Strecke Buffalo–Syracuse, 240 km, in 2 Stdn. 25 Min., also mit 99,2
                              										km/St.
                              									durchfahren, einschliessl. eines 2 Min. langen Aufenthalts in Rochester. Die
                              									Zugslast bestand ausnahmsweise aus 5 Wagen.
                           Mit einem andern Zug (No. 3) wurde am 15. Juni 1901 auf der Strecke Albany–Syracuse,
                              									238 km, bei 3 Stdn. 30 Min. fahrplanmässiger Fahrzeit eine Verspätung von 21 Min.
                              									eingeholt, bei zweimaligem Halten (in Schenectady und Utica); die
                              									Reisegeschwindigkeit war daher 75,6 km/st. Die Zugslast war 15 Wagen = 700 t
                              									geschätzt.
                           Mit einem Zug (No. 15) von 9 Wagen = 460 t h. T. wurde dieselbe Strecke, indem eine Verspätung
                              									von 42 Min. eingeholt wurde, in 2 Stdn. 53 Min., einschl. eines Haltens von 2 Min.
                              									in Utica, durchfahren; die reine Fahrgeschwindigkeit war daher 83,5 km/St.; infolge
                              									der langen Anfahrzeit war die Geschwindigkeit auf freier Strecke andauernd 97 km/St., trotz der
                              									hohen Zuglast.
                           Genau dieselbe Maschinengattung wurde für die Michigan
                                 										Zentralbahn beschafft und hat auch dort schon Schnellfahrten beim Einholen
                              
                              									von Verspätungen geleistet. So wurde ein Zug von 605 t h. T. im Dezember 1902 von
                              									Bridgeburg nach St. Thomas (Ontario), 190,0 km., in 2 Stdn. 7 Min. befördert, also
                              									mit durchschnittlich 89,7 km/St. –
                           Eine grosse Reihe von „Atlantic“-Lokomotiven ist seit einigen Jahren für die
                              									verschiedensten Bahnen Amerikas gebaut worden, die sich teilweise von der vorigen
                              									nur wenig unterscheiden. Bis auf die nicht immer so grossen Abmessungen ist der
                              									Aufbau im allgemeinen immer der gleiche. Der „Zugkraftverstärker“ ist aber
                              									vorläufig nur bei wenigen angewendet.
                           Von den auffallendsten Formen seien noch erwähnt infolge ihrer Grösse:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 620
                              Fig. 14. Chicago, Rock Island and Pacific Bahn.
                              
                           9. Die Schnellzuglokomotive der Chicago, Rock Island and
                                 										Pacific Bahn, gebaut von Brooks 1901, ist
                              									etwas leichter und schwächer als diejenige der New-Yorker Zentralbahn, hat aber
                              									höheren Dampfdruck und grössere Rost- und direkte Heizfläche, so dass ihre
                              									Verdampfungsfähigkeit wohl mit geringerem Kohlenverbrauch verknüpft ist. Der Kessel,
                              									nach der „extented wagon-top“-Bauart liegt sehr hoch; die hintere Laufachse
                              									ist Lenkachse, die im durchgehenden Hauptrahmen sitzt. Das Kopflicht der Maschine
                              									ist ein elektrischer Scheinwerfer, dessen Turbinendynamo sich zwischen Laterne und
                              									Kamin auf der Rauchkammer befindet (Fig. 14).
                           10. Die Schnellzuglokomotive der Zentralbahn von New
                                 										Jersey, ebenfalls von Brooks 1901 erbaut,
                              									übertrifft nicht nur sämtliche europäischen Grössenbegriffe, sondern ist auch an
                              									äusserer Grösse sämtlichen amerikanischen Atlantics überlegen. Dies ist bedingt
                              									durch die Kesselhöhe von 2,96 m über S. O. und die riesige Woottensche Feuerbüchse mit 7,6 qm Rostfläche, so dass der Führerstand in
                              									die Mitte des Langkessels gelegt ist. Die Rohrheizfläche ist durch die unmittelbare
                              									Heizfläche verkleinert, letztere dafür um so grösser und wirksamer. Zur Verfeuerung
                              									von Anthrazit-Staubkohle ist Schüttelrost vorgesehen. –
                           Sehr gross ist auch das Gewicht dieser Maschine mit rund 87 t, wovon rund 45 t auf
                              									die Triebachsen kommen. Unterbau, Maschine usw. sind wie bei der vorigen; also
                              									Drehgestell mit Wiege, hintere verschiebbare Achse, Federausgleich zwischen den
                              									drei Hinterachsen, daher Stützung auf drei Punkten (Fig.
                                 										15). Die Triebräderhaben die für Amerika ungewöhnliche Höhe von 2,16
                              									m.
                           Der sehr grosse Tender fasst 22,6 cbm Wasser und 12 t Kohle. – Ueber besondere
                              									Leistungen dieser aus drei Stück bestehenden Maschinengattung ist nichts bekannt
                              									geworden.
                           Zu den Obliegenheiten dieser Maschinen gehört auch die Beförderung des bekannten
                              										„Royal blue line“-Expresszuges New-York–Washington.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 620
                              Fig. 15a. Zentralbahn von New Jersey.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 620
                              Fig. 15b. Zentralbahn von New Jersey.
                              
                           Eine ältere, kleinere, aber immer noch sehr ansehnliche Maschine von gleicher Bauart
                              									ist, 12 Stück an der Zahl, für die Lehigh–Valley-Bahn
                              									von den Baldwinwerken gebaut worden, welche u.a. den
                              									bekannten „Black diamond“-Expresszug zu führen hat. Derselbe ist wie der
                              									vorhin genannte „Royal Blue Congressional“ aus vier Palastwagen
                              									zusammengesetzt, im Gewicht von je 49 t.
                           Oefters ist es dieser Maschine gelungen, auf der 285 km langen Strecke Sayre–Buffalo
                              									27 Min. Verspätung einzuholen, indem die Strecke einschl. 10 Min. Aufenthalt in zwei
                              									Stationen und dreimaligem Langsamfahren durch grosse Bahnhöfe in 2 Stdn. 59 Min.
                              									durchfahren wurde, d.h. mit 95,5 km/St. durchschnittlich. Bei solcher Gelegenheit wird
                              									die 74 km lange Strecke Alpine–Geneva in 38 Min., also mit 117 km/St.
                              									durchfahren, für ein Zuggewicht von 196 t h. T. nicht übel (ausschliessl.
                              									Nutzlast).
                           Die für eine Fahrt Sayre–Buffalo, 570 km, hin und zurück gebrauchte Kohlenmenge
                              									(Anthrazit-Staub) beträgt 9,9 t täglich im Durchschnitt, also 17,3 kg/km
                              									einschliessl. Anheizen. –
                           Diese Beispiele, denen noch sehr viele angefügt werden könnten, über die Fähigkeiten
                              									und die Ausgestaltung der ⅖ gek. Lokomotive mit Zwillingsmaschine mögen genügen, und
                              									deshalb einige Muster von solchen mit Verbundmaschine betrachtet werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)