| Titel: | Otto Schlick's Pallograph. | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 641 | 
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                        Otto Schlick's Pallograph.
                        Schlick's Pallograph.
                        
                     
                        
                           Durch die Kraft- und Massenwirkungen der Schiffsmaschinen werden im
                              									Schiffskörper selbst, wie bekannt, Schwingungen hervorgerufen, die sich nicht nur
                              									unangenehm bemerkbar machen, sondern auch beim Zusammentreffen ungünstiger Umstände
                              									zu Brüchen in der Maschinenwelle Veranlassung geben können.Vergl. z.B. Beding, Z. d. V. d. I. 1899, S. 981 u. ff.; Frahm, Z. d. V. d. I. 1902, S. 797 u.
                                    										ff. Ihre Beobachtung und eingehende Untersuchung ist daher für den
                              									Schiffskonstrukteur von ausserordentlicher Wichtigkeit und man hat infolgedessen
                              									besondere Apparate, sogenannte Pallographen, erdacht, mit deren Hilfe es gelingt,
                              									diese Schwingungen zur Darstellung zu bringen. Ein derartiges Instrument (Fig. 1), und zwar das von dem bekannten Hamburger
                              									Schiffbauingenieur Otto Schlick konstruierte, dessen
                              									Herstellung die Firma H. Maihak, Hamburg, übernommen
                              									hat, möge im folgenden näher beschrieben werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 641
                              Fig. 1.
                              
                           Es besteht im wesentlichen aus vier Teilen:
                           1. demjenigen, welcher die senkrechten Schwingungen misst,
                           2. demjenigen, welcher die wagerechten Schwingungen wiedergibt,
                           3. dem Uhrwerk zur Fortbewegung des Papierstreifens, auf dem die Aufzeichnung der
                              									Schwingungen stattfindet, und zur Angabe der Sekunden,
                           4. der elektromagnetischen Vorrichtung, durch die die Kurbelstellungen in den
                              									einzelnen Augenblicken kenntlich gemacht werden.
                           Der erste Teil zur Wiedergabe der senkrechten
                                 										Schwingungen ist im Prinzip durch Fig. 2
                              									wiedergegeben. Ein auf der Schneide S gelagerter
                              									einarmiger Hebel wird in seiner wagerechten Lage durch das Gewicht G einerseits, die Feder F
                              
                              									anderseits gehalten. Diese Feder F und eine zweite F1 sind an den beiden
                              									Enden des doppelarmigen Hebels B befestigt, der selbst
                              									in b sein Schneidenlager besitzt. Während F an dem einarmigen Hebel ebenfalls mittels einer
                              									Schneide angreift, ist F1 an einem Punkte befestigt, der sich mit Hilfe einer Schraube wie
                              									gewünscht einstellen lässt. Befindet sich nun diese Vorrichtung auf einem Schiffe,
                              									welches irgendwelche Schwingungen in senkrechter Richtung ausführt, so wird das
                              									Gewicht G infolge seiner Trägheit annähernd in Ruhe
                              									bleiben, d.h. für den Beobachter, der sich auf dem Schiffe befindet, wird es
                              									Bewegungen auszuführen scheinen, die ein Bild der Schiffsbewegungen geben.
                              									Anderseits würde bei Anbringung des Apparates auf dem Lande das Gewicht G infolge irgend eines ihm erteilten senkrechten
                              									Stosses in Schwingungen geraten, deren Dauer für eine und dieselbe Anordnung genau
                              									bestimmt ist. Um Messungen anstellen zu können, dürfen nun die Schiffsschwingungen
                              									mit diesen Eigenschwingungen auf keinen Fall übereinstimmen, da sonst, wie wohl ohne
                              									weiteres ersichtlich, die Messung der ersteren, auf die es ja einzig und allein
                              									ankommt, unabhängig von den zweiten unmöglich wäre. Um dies zu verhindern, kann der
                              									Punkt b längs des Bogens CC1 (Fig.
                                 										3) verschoben werden, wodurch die Dauer der Eigenschwingungen verkürzt
                              									oder verlängert wird (Fig. 4). Da nun die Strecken
                              										l und h eine ganz
                              									bestimmte Grösse haben müssen, diese sich aber durch jene Verschiebung von b auf dem Bogen C C1 oder aus sonstigen Gründen etwas geändert haben
                              									könnte, so sind l und h
                              									bis zu einer gewissen Grösse einstellbar gemacht.
                           Die Achse S des einarmigen Hebels trägt nun in der in
                              										Fig. 5 dargestellten Weise an dem Hebelchen a und dem Stifte ii den
                              									Schreibhebel H, welcher sich um die Körnerspitzen m m drehen kann. Am Ende von H ist dem über die Rolle R gleitenden
                              									Papierstreifen n n gegenüber die Schreibfeder f angebracht. Mit Hilfe der Schraube r kann der Stift ii in
                              									einem in H angebrachten Schlitze verschoben werden.
                              									Dadurch kann man die Grösse des Schreibfederweges in ein bestimmtes Verhältnis zu
                              									dem des Gewichtes G bringen; wie gross man dies
                              									Verhältnis wählt, richtet sich ganz nach den besonderen Umständen, unter denen man
                              									die Untersuchung durchführt.
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 642
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 642
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 642
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 642
                              Fig. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 642
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 642
                              Fig. 7.
                              
                           Den Teil, mit dessen Hilfe die wagerechten Schwingungen
                              									aufgezeichnet werden, geben Fig. 6 und 7 schematisch wieder. Das zylindrisch gestaltete
                              									Gewicht W hängt mittels der Zapfen z z in den Stangen h h,
                              									die ihrerseits in den Hülsen b b gleiten können. Die
                              									Stangen h h drehen sich nun um die Spitzen c c, welche am oberen Ende der beiden Hebel a a angebracht sind. Diese Hebel aber haben eine
                              									gemeinsame Drehachse S. Nun sind die Hülsen b b in leicht erkennbarer Weise verschiebbar angeordnet
                              									und zwar ist die Einrichtung so getroffen, dass bei ihrer höchsten Lage, d.h. also
                              									wenn die Muttern l l gegen den Kopf der beiden
                              									Bolzenschrauben stossen, das Gewicht W fast auf einer
                              									wagerechten Linie sich bewegt, also sehr langsam schwingt. Je tiefer man jedoch die
                              									Muttern schraubt, desto kürzer wird die zu einer Schwingung erforderliche Zeit,
                              									und zwar beträgt sie bei der tiefsten Lage von l l l 1
                              									¼ Sekunde. Hierdurch ist also wiederum die Möglichkeit gegeben, eine etwaige
                              									Uebereinstimmung zwischen den Schwankungen des Schiffes und den Eigenschwingungen
                              									des Apparates zu vernichten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 642
                              Fig. 8a.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 642
                              Fig. 8b.
                              
                           Mit Hilfe des Zapfens p (Fig.
                                 										7) und der Stange s werden alsdann die
                              									Bewegungen von W auf den Schreibhebel H übertragen, der an seinem freien Ende den
                              									Schreibstift f trägt und sich um t zu drehen vermag. Da p
                              									auf a verschiebbar angeordnet ist, so kann die Grösse
                              									der Bewegung von f in ein beliebiges Verhältnis zu
                              									derjenigen von W gebracht werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 642
                              Fig. 9.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 642
                              Fig. 10.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 642
                              Fig. 11.
                              
                           Getrennt voneinander besorgen zwei Uhrwerke das Abrollen des
                                 										Papierstreifens, auf dem die Verzeichnung der Schwingungen stattfindet, und die
                                 										Bewegung des Schreibhebels, durch den die Länge der für die einzelnen
                              									Fig. 9. Schwingungen
                                 										erforderlichen Zeit ersichtlich gemacht wird. Der 10 cm breite und ungefähr 100 m
                              									lange Papierstreifen ist auf einen hohlen Pappzylinder aufgewickelt, der auf die
                              									Rolle E gesteckt wird (Fig.
                                 										8a). Seitliche, runde, durch Federn angedrückte Messingscheiben sorgen
                              									dafür, dass der Streifen sich unter einem dauernden sanften Druck loswindet. Er wird
                              									über die Leitrolle R und die treibende Rolle w in Richtung der Pfeile durch die Führung 5
                              									hindurchgeleitet. Die Rolle w1 wird durch eine Feder gegen w gedrückt, so
                              									dass unbedingt sicheres Mitnehmen des Streifens stattfindet. Da, wo er auf R aufläuft, liegen die drei Schreibstifte f1, f2, f3 (Fig. 8b) an, welche am Ende der drei Hebel H1, H2, H3 befestigt sind.
                              									Durch H1 werden die
                              									senkrechten, durch H2
                              									die wagerechten Schwingungen verzeichnet und H3 erhält durch das zweite Uhrwerk alle Sekunden
                              									einen Stoss um etwa 1,5 mm nach rechts und nach jeder fünften Sekunde eine
                              									Rückwärtsbewegung um 4 . 1,5 mm nach links. Dadurch entsteht die in Fig. 9 dargestellte Linie. Die drei Schreibfedern f1, f2, f3 müssen natürlich in
                              									einer und derselben geraden Linie liegen, die eine Senkrechte auf die
                              									Bewegungsrichtung des Papierstreifens bildet. Die Schreibfedernhalter müssen daher
                              									in einer gewissen Weise einstellbar am Ende der Hebel H
                              									befestigt sein. Wie das erreicht ist, geht aus Fig.
                                 										10 und 11 hervor: der Schieber ss ist auf dem Hebel durch kleine Schrauben befestigt,
                              									die durch die Schlitze a a greifen; dem runden Loche
                              										d in H liegt der
                              									wagerechte Schlitz c gegenüber. Es werden nun zunächst
                              									die durch a fassenden Schräubchen nur leicht angezogen
                              									und, wenn sich dann eine Abweichung des Schreibstiftes von der erforderlichen Lage
                              									herausstellt, so fasst man mit dem Schlüssel k1 (Fig. 11) in das
                              									Loch d und mit Hilfe des vorderen, exzentrisch
                              									sitzenden Stiftchens in den Schlitz c. Durch Drehen von
                              										k1 zwischen den
                              									Fingern kann dann die gewollte geringe Verschiebung des Schiebers s s leicht erreicht werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 643
                              Fig. 12.
                              
                           Um zu sehen, ob die gewünschte Lage aller drei Schreibfedern erreicht ist,
                              									braucht man nur bei ruhendem Papierstreifen eine Bewegung aller drei Hebel H herbeizuführen und dann durch Anlegen eines Dreiecks
                              									sich davon zu überzeugen, dass an die so entstandenen kleinen Kreisbögen sich eine
                              									gemeinsame auf der Bewegungsrichtung des Streifens senkrecht stehende Tangente
                              									ziehen lässt.
                           Das eine, links von der Leitrolle R gelagerte Uhrwerk
                              										L (Fig. 12)
                              									überträgt die Bewegung mit Hilfe einer Zahnradübertragung auf die Treibrolle. Diese
                              									Uebertragung ist so eingerichtet, dass die Bewegung des Papierstreifens mit zwei
                              									verschiedenen Geschwindigkeiten, 15 oder 30 mm in der Sekunde, gewählt werden kann.
                              									Welche im gegebenen Falle die richtige ist, hängt von der Umdrehungszahl der
                              									Schiffsmaschine oder von der Häufigkeit und Grösse der Schwingungen ab, da es für
                              									die Deutlichkeit der abgenommenen Diagramme das beste ist, wenn die Tangenten an die
                              									Wendepunkte der Wellenlinien mit den Koordinatenachsen Winkel von annähernd 45°
                              									bilden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 643
                              Fig. 13.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 643
                              Fig. 14.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 643
                              Fig. 15.
                              
                           An der anderen der Leitrolle R befindet sich ein
                              									vollständiges normales Uhrwerk U mit Zifferblatt und
                              									einem besonderen Sekundenwerk. Dieses dreht ein Sperrklinkenrad nach jeder Sekunde
                              									um einen kleinen Winkel, wobei ein auf den Zähnen schleifender Hebel über einen Zahn
                              									fortschleift und sich infolgedessen etwas bewegt. Dieser ist aber mit dem Hebel H3 verbunden und so
                              									kommt dessen oben erwähnte Bewegung zustande. Unter R
                              									liegt eine kleine Welle s s, die mit Hilfe der Kurbel
                              										k um ¼ Umdrehung gedreht werden kann und dadurch
                              									die Platte p in senkrechte oder wagerechte Lage zu
                              									bringen gestattet. Wie aus Fig. 13 und 14 ersichtlich, kann auf diese Weise ein Abdrücken
                              									der Schreibfedern von der Leitrolle erzielt werden und so bei Abstellen des Uhrwerks
                              									für den Papierstreifen ein fortdauerndes Schreiben der Federn auf einer Stelle
                              									vermieden werden.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)