| Titel: | Ein Beitrag zur Beurteilung der Säeorgane an Drillmaschinen. | 
| Autor: | Gustav Fischer | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 657 | 
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                        Ein Beitrag zur Beurteilung der Säeorgane an
                           								Drillmaschinen.
                        Von Prof. Dr. Gustav Fischer,
                           								Landwirtschaftliche Hochschule
                              								Berlin.
                        Ein Beitrag zur Beurteilung der Säeorgane an
                           								Drillmaschinen.
                        
                     
                        
                           In den Kreisen der Maschineningenieure begegnet man nicht selten der Anschauung,
                              									dass das landwirtschaftliche Maschinenwesen ein minderwertiger Zweig der Technik
                              									sei, der für wissenschaftliche Studien kein Interesse biete. Man scheint dort den
                              									landwirtschaftlichen Maschinen ihre Herkunft noch nicht vergessen zu haben, die in
                              									vielen Fällen in der Werkstatt des Dorfschmieds und Schlossers, selten im
                              									Konstruktionsbureau zu suchen ist. Gerade die brauchbarsten und leistungsfähigsten
                              									Maschinen sind ja auf dem Lande gross geworden; was vom Zeichentisch stammte, hat
                              									meistens die scharfe Landluft nicht vertragen können. Dabei sind nun aber die Formen
                              									zum Teil plump und schwerfällig geblieben, der Anstrich ist grellbunt und
                              									geschmacklos, die Bemessung der Einzelteile erscheint oft ungeschickt, teils weil es
                              									dem Verfertiger an Geschick zur Verfeinerung fehlte, teils weil auf die unsanfte
                              									Behandlung in den derben Händen des Ackermanns Rücksicht genommen werden muss.
                           Dieses unscheinbare Aeussere, das vielen landwirtschaftlichen Maschinen eigen ist,
                              									setzt sie in den Augen des Ingenieurs herab, und da ausserdem die Verwendung von
                              									Maschinen in der Landwirtschaft des europäischen Kontinents noch vor nicht langer
                              									Zeit ziemlich geringfügig war, während gleichzeitig andere Zweige der Technik eine
                              									lebhafte Entwicklung durchmachten, so ist der Mangel an Interesse erklärlich.
                           Für die Technik der landwirtschaftlichen Maschinen erwuchs daraus die unerwünschte
                              									Folge, dass die Empirie den bestimmenden Einfluss hat, während genaue
                              									Untersuchungen, die auf eine Reihe systematisch durchgeführter Versuche eine Theorie
                              
                              									der arbeitenden Werkzeuge aufzubauen gestatten, weniger angestellt sind, als der
                              									Gegenstand es verdient. Eine teilweise Besserung ist eingetreten, seitdem sich
                              									grosse Fabriken mit der Herstellung landwirtschaftlicher Maschinen nach modernen
                              									Konstruktionsprinzipien und unter Verwendung guten Materials befassen. Doch sind
                              									wirklich genaue Versuche auch in diesen Fabriken noch selten, und ihre Ergebnisse
                              									werden naturgemäss der Oeffentlichkeit nicht bekannt gegeben. Infolgedessen
                              									herrschen unklare und oft falsche Ansichten über die Eigentümlichkeiten der
                              									verwendeten Mechanismen, auch solcher, die seit langer Zeit benutzt werden.
                           Die Drillmaschinen gehören zu den ältesten landwirtschaftlichen Maschinen und haben
                              									eine ausserordentlich weite Verbreitung gefunden. Man sollte daher annehmen, dass
                              									ihr wichtigster Teil, der Säemechanismus, genauen Untersuchungen unterworfen ist.
                              									Bei näherer Betrachtung bieten sich aber viele Probleme an ihm, die noch der
                              									Erforschung bedürfen. Im Jahre 1904 wurde durch die „Deutsche
                                 										Landwirtschaftsgesellschaft“ eine Prüfung von Drillmaschinen
                              										veranstaltet;Ueber diese Prüfung
                                    											ist im Auftrage des Prüfungsausschusses vom Verfasser ein Bericht im
                                    											Jahrbuch 1904 der. „Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft,“ S. (500),
                                    											veröffentlicht worden. diese hatte naturgemäss nur die Frage zu
                              									entscheiden, welche der geprüften Maschinen für die praktische Benutzung am besten
                              									geeignet war, Untersuchungen über die Gründe der etwaigen Mängel, die zu einer
                              									Theorie der Säemechanismen beitragen konnten, liessen sich im Rahmen der Prüfung nur
                              									in beschränktem Masse anstellen. Immerhin hat die Prüfung einige Anhaltspunkte für
                              									die Lösung dieser Fragen gegeben und gezeigt, nach welchen Richtungen sich die
                              									Untersuchungen zu bewegen haben werden; sie hat aber auch gezeigt, in wie geringem
                              									Masse die strengen Forderungen, die die Theorie stellen muss, von den heute
                              									gebräuchlichen Säeorganen erfüllt werden. Damit auf einer gegebenen Ackerfläche die
                              									grösstmögliche Pflanzenzahl sich möglichst kräftig entwickeln kann, muss die
                              									Drillmaschine die Samenkörner in der gewünschten Menge so gleichmässig verteilen,
                              									dass jede Pflanze die gleiche Bodenfläche erhält. Ein Säeorgan, das diese Bedingung
                              									genau und unter allen Umständen ohne Beschädigung der Körner erfüllt, ist als
                              									vollkommen anzusehen.
                           Die gebräuchlichsten Säemechanismen der modernen Drillmaschinen sind Schubräder,
                              
                              									Löffel und Schöpfräder, und man ist im allgemeinen der Ansicht, dass die beiden
                              									letzteren nur in der Ebene brauchbar sind, weil durch Steigung und Gefälle die
                              									Aussaatmenge stark beeinflusst wird, dass dagegen richtig ausgeführte Schubräder die
                              									Saat zwangläufig aus dem Saatkasten befördern und deswegen von der Stellung der
                              									Maschine innerhalb der praktisch möglichen Grenzen unabhängig sind. Bei der
                              									Benutzung von Löffelscheiben und Schöpfrädern, die in anderer Hinsicht Vorteile
                              									bieten, sucht man daher den Einfluss der Bodenneigung dadurch aufzuheben, dass man
                              									den Saatkasten, oder bei Löffeldrillmaschinen auch nur die Auffangetrichter,
                              									pendelnd lagert. Unter dem Einfluss der Schwerkraft nehmen diese Teile dann immer
                              									die gleiche Lage ein, und man muss nur durch eine Hemmung verhindern, dass rasche
                              									Schwankungen infolge von Stössen auftreten. Diese Hemmung erfolgt bei den Maschinen
                              									mit Schöpfrädern von Rud. Sack in Leipzig durch
                              									Windflügel, die von dem pendelnden Saatkasten durch eine grosse Zahnradübersetzung
                              									in schnelle Umdrehung versetzt werden. Fr. Dehne in
                              									Halberstadt verwendet zur Hemmung der Schwingungen der Auffangetrichter an
                              									Löffeldrillmaschinen eine abgeänderte Form der alten, von Professor Wüst angegebenen Flüssigkeitsbremse. An einfacheren
                              									Maschinen erfolgt die Einstellung nicht selbsttätig, sondern mittels einer
                              									Schraubenstellung von Hand, die Regelung ist also von der Aufmerksamkeit und
                              									Geschicklichkeit des Maschinenführers abhängig.
                           Soweit war man über die Fehler der Löffel und Schöpfräder völlig im Klaren, die
                              									Prüfung im Jahre 1904 bewies aber, dass die vielfach behauptete Unabhängigkeit der
                              									Schubräder von den Bodenneigungen keineswegs vorhanden ist. Bei der Prüfung wurden
                              									die Eigenschaften der Säemechanismen darauf untersucht, ob die Verteilung der
                              									Samenkörner auf die einzelnen Drillreihen gleichmässig ist, ob die Bodenneigung
                              									Einfluss hat, und ob die Saatkörner verletzt werden. Der Versuch, die Verteilung der
                              									einzelnen Körner innerhalb einer und derselben Reihe auf gleichmässigen Abstand zu
                              									prüfen, ergab kein völlig einwandfreies Ergebnis, weil bei der durch die
                              									Wirtschaftsverhältnisse gebotenen grossen Reihenweite und gleichzeitig starken
                              									Aussaat die Körner in den Reihen sehr dicht beieinander lagen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 658
                              Fig. 1. Schubraddrillmaschine von Dehne.
                              
                           Hinsichtlich der Wirkung der Bodenneigung überraschten die Schubräder durch die
                              									starken Unterschiede in der Aussaatmenge. Zur Prüfung wurden hierbei verschiedene
                              									Samenarten benutzt, und die stärksten Unterschiede zeigten sich bei Erbsen, die
                              									wegen ihrer Kugelform am leichtesten der Schwerkraft folgten und rollten. Bei den
                              									Stellungen der Maschine, die einer Steigung und anderseits einem Gefälle von 15 v.
                              									H. entsprach, wurden Drehproben vorgenommen. Der Mehrbetrag der Aussaat in der
                              									Steigung gegenüber demjenigen im Gefälle betrug bis zu 29 v. H. der in der Ebene
                              									erhaltenen Aussaat, und zwar ergaben sich diese Werte bei einer Maschine von W. Siedersleben & Co. in Bernburg, die als gut
                              									hergestellt gelten kann. Bei der Schubradmaschine von Fr.
                                 										Dehne in Halberstadt betrug die Abweichung unter den gleichen
                              									Bedingungen 21 v. H. und bei einer schmaleren Maschine gleicher Bauart 17,7 v.
                              									H.
                           Die Unterschiede entstehen offenbar dadurch, dass die Ueberwurfkante bei dem
                              									Bergauffahren nicht so hoch, bei dem Bergabfahren höher über dem tiefsten Punkt des
                              									Gerinnes liegt als bei der Fahrt in der Ebene. Ausserdem übt das Gewicht der Körner
                              									im Saatkasten bei der Stellung bergauf einen stärker treibenden Einfluss auf die im
                              									Gerinne fortbewegten Körner aus.
                           Diese Zahlen beweisen, dass die abgenommene zwangläufige Förderung des Saatgutes auch
                              									nicht annähernd vorhanden ist. Selbst Haferkörner, die wegen ihrer langen, dünnen
                              									Gestalt dem Herausrollen wenig ausgesetzt sind, ergaben Abweichungen von
                              									durchschnittlich 7 v. H. Aus der in Fig. 1 gegebenen
                              									Skizze eines Säegehäuses mit Schubrad ergibt sich auch, dass Zwangläufigkeit gar
                              									nicht möglich ist. Der Auslaufkanal unter dem Schubrad muss weit genug sein, um die
                              									Körner ohne Beschädigung hindurchzulassen, und auch die Rippen müssen so geformt und
                              									bemessen sein, dass sie die Körner nicht quetschen. Es werden also immer nur
                              									diejenigen Körner, die dicht am Schubradumfange liegen, unmittelbar von den Rippen
                              									erfasst und herausgeschoben werden; auf die weiter abliegenden wird sich diese
                              									Bewegung nur unvollkommen durch die Reibung der ersteren Schicht übertragen. Ganz
                              									zwangläufig kann auch die Bewegung der von den Schubrippen erfassten Körner nicht
                              									erfolgen, weil sie aussen von der den Kanal anfüllenden losen Körnermasse berührt
                              									werden und daher teils ausweichen, teils aufgehalten oder herumgedreht werden.
                           Wenn man versucht, die Ungleichmässigkeit durch Verengung des Auslaufkanals zu
                              									verringern, läuft man Gefahr, durch die Schubrippenkanten die Saatkörner zu
                              									verletzen und dadurch die Keimfähigkeit zu verringern. Besonders gefährlich sind in
                              									dieser Beziehung die scharfkantigen, im Querschnitt viereckigen Rippen, die auf den
                              									zylindrischen Körper des Schubrades aufgesetzt sind (vgl. Fig. 2 rechts). Bei Versuchen haben sich wenigstens an Maschinen dieser
                              									Bauart weit mehr Verletzungen der Körner gezeigt als bei den Schubrädern mit
                              									ausgekehlter Mantelfläche (Fig. 2 links). Die
                              									zahlenmässige Feststellung der Verletzungen misslang allerdings, weil diese oft
                              									nicht sichtbar waren, obwohl die Schubräder ihre Arbeit mit einem knackenden
                              									Geräusch verrichteten, also unzweifelhaft Körner verletzten. Eine genaue
                              									Untersuchung mit der Lupe, vielleicht unterstützt durch vorherige Färbung der
                              									Körner, hätte Aussicht auf bessere Ergebnisse.
                           Ein Weg zum Ausgleich des Einflusses der Bodenneigung würde in einer Drosselung des
                              									aus dem Vorratskasten in das Säegehäuse tretenden Körnerstromes liegen. Mit der Siederslebenschen Maschine wurden bessere Ergebnisse
                              									gewonnen, wenn bei dem Bergauffahren die Schieber an den Säegehäusen die Oeffnungen
                              									halb abschlössen, bei dem Bergabfahren aber ganz frei liessen. Durch die Verengung
                              									des Zulaufkanals wird die Neigung der Saat, bei der Bergfahrt der Maschine infolge
                              									Schwerkraft auszufliessen, verringert. Bei der Prüfung wurde allerdings trotzdem
                              									keine annähernde Gleichmässigkeit erzielt, aber es gelang doch, bei einer Maschine
                              									von Louis Linck durch die Verstellung der Schieber die
                              									Abweichungen zwischen den Saatmengen bei Berg- und Talfahrt auf 10 v. H.
                              									herunterzusetzen. Zweifellos würde es möglich sein, durch eine noch weiter gehende
                              									Verengung des
                              									Zulaufkanals die Unterschiede auszugleichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 659
                              Fig. 2. Schubräder von Dehne (links) und Siedersieben (rechts).
                              
                           Die Ausnutzung dieser Erfahrung für die Praxis begegnet grossen Schwierigkeiten. An
                              									der Siederslebenschen Maschine kann nur jeder einzelne
                              									Schieber für sich allein verstellt und dadurch die Weite der Oeffnung geändert
                              									werden. Es ist selbstverständlich ausgeschlossen, dass diese unbequeme Arbeit auf
                              									dem Felde bei jeder bedeutenden Neigungsänderung des Bodens ausgeführt wird. Bei den
                              									Maschinen von Linck sind alle Schieber mittels lösbarer
                              									Klemmschrauben an eine gemeinsame Stellschiene angeschlossen. Dadurch ist die
                              									Möglichkeit geboten, durch Verstellung eines Hebels die Weite sämtlicher
                              									Saatkastenöffnungen gleichzeitig und gleichmässig zu verändern, aber auch die
                              									weitere Möglichkeit, nach Lösen der Klemmschrauben einzelne der Schieber zu
                              									schliessen. Die Ausführung des einen zur Verstellung der Schieber nötigen Handgriffs
                              
                              									durch den Maschinenführer kann schon eher erwartet werden, aber auch diese
                              
                              									Konstruktion verfehlt ihren Zweck bei unsorgfältiger Bedienung. Der Grad des
                              									Gefälles oder der Steigung kann ausserdem in den meisten Fällen nur geschätzt
                              									werden; also wenn auch wirklich der Führer der Maschine bemüht ist, die Stellung der
                              									Schieber dem Gelände anzupassen, so ist die Genauigkeit der Einstellung von seinem
                              									Augenmass und seiner Geschicklichkeit abhängig.
                           Es läge nun nahe, die Oeffnungsweiten der Saatausläufe selbsttätig dem Gelände
                              									entsprechend zu verändern; dem Verfasser ist allerdings nicht bekannt geworden, dass
                              									dieser Versuch schon gemacht worden ist. Die Lösung dieser Aufgabe vom Standpunkt
                              									der Mechanik aus wäre ziemlich einfach: ein Pendel, das bei jeder Bodenneigung die
                              									lotrechte Lage beibehält, könnte zur Verstellung der Schieber angewendet werden. Die
                              									Schwierigkeiten beginnen aber bei der praktischen Durchführung. Die Kraft, die das
                              									schwingende Pendel ausüben kann, ist nicht sehr gross, weil das Gewicht durch die
                              									Rücksicht auf die verfügbare Zugkraft, zumal da in losem Boden gefahren wird,
                              									beschränkt ist. Es ist nun die Frage, ob es möglich ist, die Stellschieber so
                              									leichtgängig zu machen und bei dem Betriebe auch zu erhalten, dass ihr Widerstand
                              									durch die Kraft des Pendels überwunden wird. Jedenfalls könnte man die jetzt
                              									gebräuchlichen, in Führungen ziemlich stramm gehenden Schieber nicht anwenden,
                              									Drehklappen würden vielleicht zweckmässiger sein. Die Zahl der Gelenke und
                              									Gleitflächen müsste mit Rücksicht auf die Verschmutzung so klein wie möglich
                              									gehalten werden. Die mittelbare Regelung, bei der durch das Pendel nur ein
                              									Wechselgetriebe nach der einen oder der anderen Richtung eingeschaltet wird, mittels
                              									dessen von den Fahrrädern aus die Verstellung der Schieber bewirkt wird, würde die
                              									Maschine verwickelter und empfindlicher machen. Ausserdem müsste die Vorrichtung
                              									billig sein, damit sie einige Aussicht auf Verbreitung hat. Bei den
                              									Schöpfraddrillmaschinen ist eine ähnliche Einrichtung der Firma C. Krätzig & Söhne in
                              									Jauer unter No. 86501 im Jahre 1895 patentiert worden. Sie besteht aus einem
                              
                              									konzentrisch zum Schöpfrad angeordneten Schieber, der durch einen Gewichtshebel so
                              									eingestellt wird, dass der Schöpfraum immer gleichmässig gefüllt ist. In der Praxis
                              									findet sich diese Einrichtung meines Wissens nicht.
                           Leichter gangbar wäre der Weg, den Saatkasten stellbar zu machen, wie es für
                              									Schöpfrad- und Löffeldrillmaschinen ausgeführt ist. Ausser den kurz beschriebenen
                              									Einrichtungen von Sack und Wüst finden sich in den Patentbeschreibungen noch verschiedene Mittel, um
                              									die Einstellung zu ermöglichen, ohne dass der Kasten bei den unvermeidlichen Stössen
                              									Schwankungen ausführt, aber Verbreitung haben sie alle nicht gefunden, weil sie die
                              									Maschine schwer und teuer machen, oder weil sie mit Getrieben arbeiten, die auf die
                              									Dauer nicht in gutem Zustand bleiben.
                           Endlich ist auch versucht worden, die Förderung des Saatgutes wirklich zwangläufig zu
                              									gestalten. Die „Berolina“-Drillmaschine von M.
                              									und L. Lins besass sogenannte Nutenwalzen, d.h.
                              									zylindrische Walzen, in die eine glatte Nut eingedreht war. In jede Nut griff ein
                              									glattes Rädchen ein, welches sich mit derselben Geschwindigkeit drehte wie die
                              									Nutenwalze. Dadurch war ein allseitig begrenzter, ziemlich enger Kanal gebildet,
                              									dessen Weite durch eine Parallelverschiebung der die Räder tragenden Welle der
                              									Korngrösse angepasst werden konnte. Da somit die beiden längeren Wände des Kanals
                              									die gleiche Geschwindigkeit besassen und auch die Geschwindigkeit der schmalen
                              									Flanken nur wenig anders war, so konnte auch die Bewegung der Saat nur mit der
                              									gleichen Geschwindigkeit erfolgen. Soweit Versuchsergebnisse bekannt geworden sind,
                              									ist auch die Unabhängigkeit der Saatmenge von den Geländeunebenheiten sehr gross
                              									gewesen. Leider stellten sich im Betriebe Unzuträglichkeiten ein. Um das
                              									Zerquetschen der Körner zu verhindern und Fremdkörpern den Durchgang zu ermöglichen,
                              									müssen die in die Nuten eingreifenden Rädchen nachgiebig sein. Da sie alle auf
                              									derselben Welle sassen, war ein Ausweichen der Räder ausgeschlossen. Sie wurden
                              									deshalb mit Gummimänteln ausgestattet, die befriedigend wirkten, solange der Gummi
                              									neu und elastisch war. Nach kurzer Zeit erhärtete er jedoch, wurde unnachgiebig und
                              									rissig, er verdarb auch durch Oeltropfen, die bei dem Schmieren darauffielen. Die
                              									Folgen waren ungleiche Aussaat der einzelnen Reihen, Beschädigungen der Saat und der
                              									Säeorgane und kostspielige Reparaturen, so dass die A.-G. H.
                                 
                                 										F. Eckert, die den Bau dieser Maschinen ausführte, ihn aufgegeben hat.
                           Die pendelnde Aufhängung des Saatkastens bei Löffel- und Schöpfraddrillmaschinen,
                              									bezw. der Saattrichter bei Löffeldrillmaschinen genügt auch noch nicht allen
                              									Anforderungen. Die Prüfung der Löffeldrillmaschine „Ideal“ von Dehne ergab zwar für Steigung und Gefälle von je 15 v.
                              									H. nur Unterschiede von 10–15 v. H. für die 4 m breite Maschine und solche von 5 v.
                              									H. für die 2 m breite Maschine bei der Aussaat von Erbsen, während die besten
                              									anderen Maschinen entsprechender Grösse 20,4 v. H. bezw. 10 v. H. Abweichung
                              									aufwiesen. Aber wenn im Hang gefahren wurde, also ein Fahrrad höher ging als das
                              									andere, so stiegen die Unterschiede auf 24 v. H. bezw. 11,8 v. H. Der Grund ist der,
                              									dass in dem offenen Schöpfraum, aus welchem die Löffel die Saat entnehmen, das
                              									Getreide nach der tiefer liegenden hin gleitet, um so mehr, als die Löffelscheibe
                              									dabei als Rührwerk wirkt. Dadurch und weil die Löffel schief stehen, füllen sich
                              									diese nicht so voll wie in der Ebene, ausserdem fallen vielleicht auch einzelne
                              									Körner nicht in, sondernneben die Saattrichter. Die Arbeit der Löffel erfolgt ja nicht so, dass sie
                              									sich voll Saat füllen und diese ruhig in die Trichter schütten, sondern sie
                              
                              									überfüllen sich, werfen einen Teil der Körner bei dem Austreten aus dem Saatvorrat
                              									wieder ab und schleudern, wenn sie sich dem Scheitel nähern, den Rest, der bei den
                              									tieferen Stellungen der Löffel in diesen noch Halt fand, in die Saattrichter. Der
                              									Raum über dem Saatvorrat ist von einem Sprühregen von Körnern erfüllt, und daher
                              									erklärt es sich, dass das Schiefstehen der Maschine einen bedeutenden Einfluss auf
                              									die Aussaatmenge ausübt. Die Löffeldrillmaschine mit pendelnden Trichtern von Dehne ersieht man aus Fig.
                                 										3.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 660
                              Fig. 3. Löffeldrillmaschine mit pendelnden Trichtern von Dehne.
                              
                           Eine ähnliche Abweichung ergibt sich bei Schöpfrädern, namentlich wenn diese als
                              									Doppelräder ausgeführt sind, um die Zahl der Schöpfräume zu vermindern. Auch hier
                              									gelingt die Ausgleichung nur in Steigung und Gefälle in leidlich ausreichendem
                              									Masse, dagegen nicht im Hange.
                           Verschiedene Erfinder haben versucht, die Aussaat dadurch von den Geländeunebenheiten
                              									unabhängig zu machen, dass sie die Zellen des Rades mit Saat überfüllten und durch
                              									Abgleicher die überschüssige Menge zurückhielten. Die verschiedenen Konstruktionen
                              									lassen sich auf die Urform des Albanschen Säerades
                              									zurückführen, das aus einer hölzernen Walze mit breiter, ringsum laufender Nut
                              									bestand; diese Nut war durch Blechstreifen in Zellen geteilt. Das Säerad sass unter
                              									dem Auslauf des Saatkastens, so dass die Zellen stets volliefen und durch eine
                              									Bürste abgestrichen wurden. Moderne Ausführungen dieses Systems sind die
                              									Konstruktion von Naumann in Schiettau und die sogen.
                              									Säescheiben an den Drillmaschinen der Klasse III von Rud.
                                 										Sack in Leipzig.
                           Die Säescheiben von Sack für mittlere und feine
                              									Sämereien sind Flachzylinder mit grösseren oder kleineren länglichrunden Höhlungen
                              									auf der Mantelfläche, diejenigen für grobe Sämereien haben Nuten quer über die ganze
                              									Breite. Das Säerad der Drillmaschine Patent Naumann (D.
                              									R. P. 68083), Fig. 4, gleicht äusserlich einem
                              									Schubrad mit ausgekehlter Mantelfläche; das Abstreichen der überflüssigen Körner
                              
                              									besorgt eine Blattfeder, deren oberes Ende mit einer Schraube am Säegehäuse
                              									befestigt ist, während das untere den Umfang des Säerades berührt. Bei der Aussaat
                              									grober Körner lässt man die Feder in ihrer ganzen Länge frei spielen, bei kleineren
                              
                              									legt man sie auf etwa zwei Drittel der Länge fest.
                           Mit der Naumannschen Maschine ist im Frühjahr 1897
                              									von der Sächsischen Maschinenprüfungsstation in Leipzig
                              									eine Prüfung angestellt worden, die in mancher Hinsicht recht gute Ergebnisse
                              									geliefert hat. Die Versuche über die Ungleichmässigkeiten der Aussaat in Steigung
                              									und Gefälle sind dabei nur mit Weizen und Gerste durchgeführt worden. Die als
                              									Durchschnitt sämtlicher Drillreihen ermittelte Saatmenge f. d. Reihe betrug bergauf
                              									327 gr. bergab 298 gr Weizen, die Abweichung also 9,3 v. H. vom Mittelwert; für
                              									Gerste ergaben sich die Werte: bergauf 294 gr, bergab 282 gr, Abweichung 4,3 v. H.
                              									Diese Ergebnisse sind nicht ungünstig, wenn man die Abweichung bei der
                              									Gerstenaussaat mit denen vergleicht, die sich gelegentlich der vorjährigen Prüfung
                              									durch die D. L. G. bei den Versuchen mit Hafer ergaben. Diese betrugen 5,6 bis 7,3
                              									v. H. des Mittelwerts, wenn man von zwei fehlerhaften Konstruktionen absieht, die 11
                              									bezw. 26,9 v. H. aufwiesen, und wenn man anderseits den Wert von 3,2 v. H.
                              									ausscheidet, der an der Siederslebenschen
                              									Schubradmaschine durch Halbschlusstellung des Auslaufschiebers gewonnen wurde. Ein
                              									genau zutreffender Vergleich der Naumannschen Maschine
                              									mit den von der D. L. G. geprüften ist nicht möglich, weil verschiedenartige Saaten
                              									verwendet wurden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 660
                              Fig. 4. Drillmaschine, Patent Naumann.
                              
                           Neuerdings werden Maschinen gebaut, deren Säeorgane insofern eine äusserliche
                              									Aehnlichkeit mit den aus dem Albanschen Säerade
                              									entwickelten Mechanismus haben, als eine ausgekehlte Walze in dem Drehungssinn eines
                              									Schöpfrades umläuft. Aber der Inhalt der Zellen wird nicht durch einen Abstreicher
                              									abgeglichen, sondern der Gehäusedeckel steht wie das Gerinne der Schubradmaschine in
                              									einiger, meist einstellbarer Entfernung vom Radumfang. Hier ist also die Wirkung des
                              									Rades auf die Saat ganz ähnlich wie bei den Schubrädern, aber da die Körner nicht
                              									wie bei diesen durch die Schwerkraft in die Gerinne zu gleiten Neigung haben, so ist
                              									anzunehmen, dass der Einfluss der Geländeunebenheiten weniger stark zum Ausdruck
                              									kommt. Die beiden Maschinen, die nach diesem „Oberlaufsystem“ gebaut im Jahre
                              									1904 zur Prüfung kamen, befriedigten leider in ihrer Ausführung nicht ganz, so dass
                              									die etwas auffälligen Ergebnisse nicht als massgebend für die Eigenschaften guter
                              									Maschinen gelten können. Die Abweichungen betrugen nämlich
                           
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                 bei:
                                 
                                 Hafer
                                 Erbsen
                                 Raps
                                 
                              
                                 für
                                 Maschine
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                                 26,9
                                 v. H.
                                 a) 25
                                 v. H.
                                 b) 14,4
                                 v. H.
                                 4,9
                                 v. H.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 W
                                 11,0
                                 „
                                 a) 11,7
                                 „
                                 b) 12,7
                                 „
                                 8,7
                                 „
                                 
                              
                           Die mit a) bezeichneten Werte für Erbsen sind bei der Drehprobe mit stillstehender
                              									Maschine, die mit b) bezeichneten bei der Fahrprobe auf dem Felde gefunden worden.
                              									Auffällig sind namentlich die hohen Werte bei Maschine T für Hafer und Erbsen bei
                              									der Drehprobe, sowie der krasse Unterschied in den Werten der beiden Erbsenproben.
                              
                              									Hier müssen Fehler in der Maschine mitsprechen. Die anderen Werte sind beachtenswert
                              									niedrig, wenn sie auch, namentlich der für Hafer mit Maschine W nicht voll
                              									befriedigen. Immerhin kann bei gut ausgeführten Maschinen ein brauchbares Ergebnis
                              									erwartet werden.
                           Die zweite Feststellung bei der Prüfung 1904 betraf die Abweichungen in der Saatmenge
                              									der verschiedenen Reihen jeder Maschine. Wertvolle Ergebnisse nach dieser Richtung
                              									würden sich dadurch gewinnen lassen, dass man die Untersuchung einmal bei neuen
                              									Maschinen und dann wieder nach einiger Zeit ordnungsmässigen, möglichst sorgfältigen
                              									Gebrauchs vornimmt. Im neuen Zustande hängt die Gleichmässigkeit der Arbeit der
                              									einzelnen Säeräder von der Sorgfalt der Herstellung ab, ältere Maschinen aber werden
                              									eine um so ungleichmässigere Arbeit liefern, je empfindlicher der Mechanismus gegen
                              									die unvermeidliche Abnutzung ist.
                           Die Maschinen bei der Prüfung der D. L. G. waren neu. Die geringsten Abweichungen
                              									zwischen den Saatmengen der einzelnen Reihen ergaben sich bei gut ausgeführten
                              									Schubradmaschinen. Dass die Abweichungen bei den Maschinen mit Oberlauf grösser
                              
                              									waren, liegt wahrscheinlich weniger am System, als an der Ausführung. Anders steht
                              									es mit den Löffelmaschinen, deren Herkunft von Fr.
                                 										Dehne in Halberstadt für gute Ausführung bürgt. Trotz sorgfältiger
                              									Herstellung aber wird die Grösse des Löffelraums und die Stellung der Löffel niemals
                              									bei allen Saatreihen genau gleich ausfallen, wenn man nicht Arbeitsverfahren
                              									anwenden will wie das Ausfräsen der Löffel usw., die sich um so weniger bezahlt
                              									machen, als die genaue Stellung und Form der Löffel durch jeden Stoss und jede
                              									Klemmung, die im Betrieb unvermeidlich sind, hinfällig wird. Durch eine kleine
                              
                              									Abweichung von der normalen Stellung der Löffel ändert sich die Wurfbahn, in welcher
                              									die Körner die Löffel verlassen und damit die Anzahl derjenigen Körner, die in den
                              									Saattrichter fallen. Man pflegt ferner die auf der Säewelle sitzenden Blechscheiben
                              									auf beiden Seiten mit Löffeln zu besetzen, und da bei grösseren Reihenweiten (z.B.
                              									bei Bohnen, Erbsen, Rüben) einzelne Saattrichter geschlossen werden, so arbeiten in
                              									diesem Falle an einigen Löffelscheiben beide Seiten, an anderen nur eine. Infolge
                              									dieser ungleichmässigen Saatgutentnahme ist die Füllung der Schöpfräume verschieden,
                              									und auch dadurch entstehen Abweichungen in der Aussaat der einzelnen Reihen.
                              									Ausserdem werden im Hang die Löffel, die an der abwärts gelegenen Scheibenseite
                              									sitzen, in einer höheren Saatschicht arbeiten, also mehr schöpfen, als die aufwärts
                              									gerichteten.
                           Bei den Schubrädern ist eine grössere Ungleichheit zwischen den einzelnen Reihen nach
                              									längerer Benutzung der Maschine um so mehr zu erwarten, je mehr der Abnutzung
                              									ausgesetzte Teile am Mechanismus vorhanden sind. Am zuverlässigsten sind daher
                              									solche Schubradmechanismen, bei denen nur diese Räder selbst umlaufen, während die
                              									Wandungen fest sind. Federnde Böden oder Deckel, die durch grobe Fremdkörper
                              									abgedrückt werden, sind wegen des möglichen Nachlassens der Federspannung bedenklich
                              									und müssen jedenfalls nachstellbar sein.
                           Aus dem gleichen Grunde sind die Schubradmaschinen, die statt der Wechselräder
                              									die Veränderung der Arbeitsbreite durch Verschiebung der Welle zur Regelung der
                              									Aussaatmenge verwenden, bezüglich der Gleichmässigkeit der Aussaat nicht
                              									zuverlässig, sobald einige Abnutzung eingetreten ist. In einem früheren Aufsatz in
                              									dieser Zeitschrift 1904, Bd. 319, S. 65 habe ich
                              									hervorgehoben, dass die Instandhaltung dieser Maschinen grosse Sorgfalt erfordert,
                              									weil bei ihnen mehr Teile dem Verschleiss ausgesetzt sind, als an den Maschinen mit
                              									Wechselrädern. Versuche über die Ungleichmässigkeit in der Aussaat der einzelnen
                              									Reihen an gebrauchten Maschinen sind nicht unternommen worden, aber schon der
                              									Augenschein lehrt, dass die locker gewordenen Schubräder unmöglich gleichmässig säen
                              									können.
                           Die Abstreichfedern an den Säewalzen nach dem Albanschen
                              									System gehören ebenfalls zu den Teilen, die nach der Abnutzung die Saatmenge
                              									verändern. Bei dem schon erwähnten Versuch, der mit der Drillmaschine Patent Naumann angestellt worden ist, ergab sich, dass eine
                              									Verschiebung der Abstreichfeder um 0,5 mm nach oben die Saatmenge von 327 gr auf 353
                              									gr, also um 8 v. H. veränderte. Es wird bei der Benutzung auf dem Acker nicht lange
                              									dauern, bis durch Abnutzung, Verschieben oder Verbiegen, oder endlich durch
                              									Nachlassen der Elastizität die einzelnen Abstreichfedern so verschieden geworden
                              									sind, dass Unterschiede in der Aussaatmenge von weit mehr als 8 v. H. zwischen den
                              									einzelnen Reihen auftreten. Dass die Befestigung der Feder am Gehäuse ihre
                              									Nachstellung ermöglicht, ändert daran wenig, weil das Nachstellen nur unter
                              									gleichzeitigem, sorgfältigem Abdrehen und Wägen der Saatmengen richtig ausgeführt
                              									werden kann, also von dem Landwirt meistens unterlassen wird, und weil es gegen
                              									Verbiegungen und gegen das Schlaffwerden der Feder unwirksam ist.
                           Von diesem Gesichtspunkt aus sind daher gut ausgeführte Schubräder, bei denen die
                              									Aussaatmenge durch Wechselräder verändert wird, zurzeit als die besten Säeorgane,
                              									die auch den notwendigerweise zu stellenden Anforderungen genügen, zu
                              									bezeichnen.
                           Die dritte Bedingung für die gleichmässige Verteilung der Saat besteht endlich darin,
                              									dass die Körner innerhalb derselben Reihe in möglichst gleichen Abständen
                              									voneinander liegen. Die Lage der Körner in der Reihe wird nun allerdings nicht
                              									allein durch die Arbeitsweise des Säerades bestimmt, denn nach dem Verlassen des
                              									Säemechanismus gleiten sie durch die Saatleitungen und werden dabei teilweise
                              									aufgehalten und aus der Fallbahn abgelenkt. Die Wirkung der Saatleitungen wird also
                              									jedenfalls die Körneraggregate, die gleichzeitig aus dem Saatauslauf herausfallen,
                              									auflösen und somit bis zu einem gewissen Grade die Fehler der ungleichmässigen
                              									Verteilung, der sogen. horstweisen Saat, aufheben. Es lässt sich auch vermuten, dass
                              									diese ausgleichende Wirkung bei den glatten, teleskopartig verschiebbaren
                              									Leitungsröhren geringer sein wird, als bei den Spiralröhren, die aus einem lose
                              									gewundenen Stahlblechstreifen hergestellt sind, und dass sie am besten von den
                              									Schütteltrichtern erreicht wird, die mit dünnen Ketten aneinander gehängt sind und
                              
                              									eine ständige Rüttelbewegung ausführen.
                           Vereinzelt angestellte Versuche zeigen nun aber, dass durch die Saatleitungen die
                              									Fehler des Säerades niemals völlig ausgeglichen werden.
                           Wie schon erwähnt, liessen die bei der Prüfung der D. L. G. vorgenommenen Zählungen,
                              									bei denen auf Strecken von je 3 m die Zahl der auf jedes Zentimeter entfallenden
                              									keimenden Pflanzen festgestellt und die Ergebnisse graphisch dargestellt wurden,
                              									keine zwingenden Schlüsse auf die Wertunterschiede der Maschinen zu, weil die Körner
                              									in den Reihen so dicht beieinander lagen, dass die kleinen Zufälligkeiten des Bodens, Steinchen und
                              									Erdklümpchen, einen beträchtlichen Einfluss ausübten. Nur das Eine war den Messungen
                              									mit Sicherheit zu entnehmen, dass die Löffelmaschinen gleichmässiger säen als die
                              									Schubradmaschinen.
                           Eine Reihe von Versuchen über diese Abweichungen innerhalb der einzelnen Reihen hat
                              									Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Gieseler in Bonn
                              									angestellt und eine erste Mitteilung darüber in der „Deutschen Landw. Presse“
                              									(1904, No. 83) veröffentlicht. Er bestimmte die mittlere Entfernung der Körner
                              									voneinander (z.B. zu 6,27 mm) und die Anzahl der von dieser abweichenden Abstände
                              									auf 100 Körner, z.B. 73. Dann ermittelte er die Grössen der einzelnen falschen
                              									Abstände, zog hieraus das Mittel (1,95 mm) und fand den mittleren Fehler durch
                              									Subtraktion des mittleren falschen Abstandes vom mittleren normalen (6,27 – 1,95 =
                              									4,32 mm oder 68,9 v. H. des gewollten Abstandes). Als „Fehlergrad“ bezeichnet
                              										Gieseler nun das Produkt der auf 100 Körner
                              									entfallenden falschen Abstände und des prozentual berechneten mittleren Fehlers; im
                              									Beispiel also 73 . 68,9 = 5030. Ein Vergleich verschiedener Systeme ergab, wie mir
                              									Prof. Gieseler mitteilte, dass diejenigen
                              									Schubraddrillmaschinen, die mit verschiebbaren Schubrädern versehen sind, durchweg
                              									gleichmässiger arbeiten als die mit Wechselrädern.
                           Der Grund für diese Erscheinung liegt vermutlich in der verschiedenen
                              									Umfangsgeschwindigkeit der Säeorgane, die besonders deutlich wird, wenn zwei
                              									Maschinen mit Schubrädern der gleichen Fabrik verglichen werden, deren eine mit
                              
                              									Schubrädern, die andere mit verschiebbarer Welle, bei sonst sehr ähnlicher Bauart,
                              									versehen sind. Um 124 kg Weizen auf den Hektar bei einem Abstand der Drillreihen von
                              									182 mm auszusäen, müssen bei der Wechselradmaschine die Zahnräder 16 : 27 . 33 : 31
                              									angewandt werden, so dass die Säewelle bei einer Fahrradumdrehung 0,608 Umdrehungen
                              									macht. Die Uebersetzungsverhältnisse bei der Maschine mit verschiebbarer Welle sind
                              									dagegen 16 : 28 . 35 : 19, entsprechend 1,05 Umdrehungen der Säewelle bei einer
                              									Fahrradumdrehung. Die Umdrehungszahlen der Säewellen verhalten sich wie 100 bei der
                              									ersten zu 173 bei der zweiten Maschine, und wenn die Anzahl der Rippen an beiden
                              									Schubrädern gleich ist, gehen bei der Wechselradmaschine nur 100 Rippen an der
                              									Gehäusekante vorbei auf der gleichen durchfahrenen Strecke, auf welcher es bei der
                              									anderen 173 sind. Man kann nun beobachten, dass jedesmal, wenn eine-Rippe sich der
                              									Ueberfallkante nähert, eine Körnerschar herausgeschoben wird, während nach ihrem
                              									Vorübergang an der Kante der Körnerstrom nachlässt. In je kleineren Abständen also
                              									die Rippen aufeinander folgen, um so gleichmässiger muss die Aussaat werden.
                           Aehnlich günstig wie bei den Schubradmaschinen mit verschiebbarer Welle (und deshalb
                              									bei Getreide kleiner Arbeitsbreite des Schubrades) liegen die Verhältnisse bei den
                              									Löffelmaschinen, weil durch jeden Löffel nur wenige Körner herausgebracht werden und
                              									daher die Löffel in kurzen Abständen aufeinander folgen.
                           Bekannt ist bei Schubradmaschinen das Mittel, den Mantel des Schubrades mit Nasen zu
                              									besetzen, die nur über die Hälfte oder den dritten Teil der Schubradbreite reichen
                              									und gegeneinander versetzt sind, oder bei ausgekehlten Mantelflächen die Zellen in
                              									der Mittelebene des Schubrades zu teilen und ebenfalls um die halbe Zellenbreite zu
                              									versetzen. In beiden Fällen vergrössert man die Anzahl der Zellen, die bei einer
                              									bestimmten Fahrstrecke an der Ueberfallkante sich entleeren. Mit dieser Vermehrung
                              									der Zellenzahl und der damit verbundenen Verkleinerung ihres Raumes vergrössert man
                              									aber anderseits die Gefahr, die Körner zu quetschen.
                           Die Aufgabe, einen Säemechanismus zu entwerfen, der die Körner ohne Verletzung so
                              									verteilt, dass jede Pflanze den gleichen Standraum erhält, dass also der Ackerboden
                              									möglichst gut ausgenutzt wird, ist noch lange nicht gelöst. Es sind, wie aus dem
                              									hier Mitgeteilten hervorgeht, noch nicht einmal die gebräuchlichen Säeorgane auf
                              									ihre massgebenden Eigenschaften hin untersucht worden. In vorliegender Arbeit
                              									konnten deshalb nur auf Grund der vereinzelten bekannt gewordenen Versuchsergebnisse
                              									Hypothesen aufgestellt werden, die eingehender Nachprüfung bedürfen. Im
                              
                              									maschinentechnischen Laboratorium der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin hat
                              									Verf. diese Versuche begonnen, und in einem späteren Aufsatz werden die Ergebnisse
                              									mitgeteilt werden.