| Titel: | Die Kraftmaschinen und Dampfkessel auf der Weltausstellung in Lüttich 1905. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 721 | 
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                        Die Kraftmaschinen und Dampfkessel auf der
                           								Weltausstellung in Lüttich 1905.
                        Von Fr. Freytag,
                           								Chemnitz.
                        (Fortsetzung von S. 692 d. Bd.)
                        Die Kraftmaschinen und Dampfkessel auf der Weltausstellung in
                           								Lüttich 1905.
                        
                     
                        
                           
                              9. Gasmotoren-Fabrik Deutz in Cöln-Deutz.
                              
                           Es sind auf der Lütticher Ausstellung folgende ortsfeste Motoren ausgestellt
                              									worden:
                           
                              1. ein doppeltwirkender Viertaktmotor von 250 PS mit
                                 										zugehöriger Braunkohlenbrikett-Sauggasanlage;
                              2. ein einfach wirkender 50 PS-Gasmotor;
                              3. ein 35 PS-Gasmotor zum Antrieb einer liegenden
                                 										doppeltwirkenden Plungerpumpe, die das erforderliche Kühlwasser für die von der
                                 											Gasmotoren-Fabrik Deutz ausgestellten Motoren
                                 
                                 										beschafft;
                              4. eine 1 PS-Motorpumpe;
                              5. ein 12 PS-Benzinmotor.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 721
                              Fig. 48. Doppeltwirkender Viertaktmotor von 250 PS der Gasmotoren-Fabrik
                                 										Deutz.
                              
                           Eine äussere Ansicht des doppeltwirkenden Viertaktmotors zeigt Fig. 48; er weicht von der bisher gebräuchlichen
                              									Gestalt der Gasmotoren vollständig ab und ist in seiner Gesamtanordnung einer
                              									liegenden Ventil-Dampfmaschine ähnlich. Die Arbeitsprozesse vollziehen sich auf
                              									beiden Seiten des Kolbens nach dem Ottoschen Viertakt
                              									und dient der verhältnismässig lang gehaltene Kolben mit seinen
                              									selbstspannenden Ringen nur noch als Dichtungsorgan und zur Aufnahme achsialer
                              									Kräfte, während alle Seitenkräfte der Schubstange durch einen reichlich bemessenen
                              									Kreuzkopf aufgenommen werden; ausserdem ist der Kolben noch durch eine hintere
                              									Geradführung der Kolbenstange entlastet. An dem kräftigen, auch die Kreuzkopfführung
                              									aufnehmenden Maschinengestell ist, wie die Schnittzeichnung, Fig. 49, erkennen lässt, der Arbeitszylinder derart
                              									befestigt, dass die Achsen beider Teile in dieselbe Linie fallen und die
                              									Explosionsdrucke zentrisch aufgenommen werden. Nach hinten ist der Zylinder durch
                              									einen einfachen Deckel verschlossen, nach dessen Wegnahme Kolben und Kolbenstange
                              									bequem zugänglich werden. Das aus Hartguss hergestellte Zylinderrohr ruht in einem
                              									gusseisernen Bett, das den Zylinder in seinem mittleren Teil gleichzeitig als
                              									Kühlmantel umschliesst; aus dem geräumigen Unterteil desselben, an das die Gas- und
                              									Luftleitungen angeschlossen sind, saugt sich jede Zylinderseite die zu bildende
                              									Ladung an. Durch Abnahme des Bettoberteiles sowie entsprechend angeordnete
                              									Handlöcher lassen sich die Kühlwasserräume untersuchen und reinigen.
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 722
                              Fig. 49. Doppelwirkender Viertaktmotor der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
                              
                           Vor und hinter der Lauffläche ist das Zylinderrohr zur Aufnahme der senkrecht
                              									übereinander liegenden Gehäuse für Einlass- und Auslassventile, der Zünddeckel und
                              									der Anlassventile verlängert; abgeschlossen wird es an den Enden durch je einen
                              									wassergekühlten, leicht abnehmbaren Deckel mit zentrisch eingesetzter Stopfbüchse
                              									mit Metallpackung. Da auch die hohle Kolbenstange mitsamt dem Kolben ausgiebige
                              									Wasserkühlung erhalten, werden die Stopfbüchsen auf einer niedrigen Temperatur – ∾
                              									30° bis 40° C – erhalten. Die Schmierung zwischen Stopfbüchse und Kolbenstange
                              									erfolgt durch Einpressen von Oel mittels einer besonderen Schmierpumpe. Die aus
                              									geschmiedetem Stahl hergestellte Kurbelwelle führt sich in zwei mit Weissmetall
                              									ausgefütterten und als Ringschmierlager ausgebildeten Hauptlagern des zu dem Zwecke
                              									gabelförmig gestalteten Maschinengestelles, sowie noch in einem Aussenlager. Die
                              									hin- und hergehenden Massen sind durch unmittelbar an der Kurbel befestigte
                              									Gegengewichte möglichst ausgeglichen.
                           Die Bewegung der Ventile erfolgt zwangläufig durch Hebelgestänge und Nockenscheiben
                              									von einer durch Schneckenräder mit der halben Umlaufzahl der Kurbelwelle
                              									angetriebenen Steuerwelle aus. Das Ausströmventil lässt sich infolge Anordnung von
                              									auswechselbarem Sitz und wassergekühlter Spindelführung leicht auswechseln, ohne
                              									deshalb sein Gehäuse entfernen zu müssen. Das Einströmventil trägt auf seiner
                              									Spindel noch einen Luftschieber und ein Gasventil. Diese drei Organe bewegen sich
                              
                              									gleichzeitig und zwar derart, dass, wie dies schon bei einem auf der Deutschen
                              									Städte-Ausstellung in Dresden 1903 seitens der Gasmotorenfabrik Deutz ausgestellten einfachwirkenden 60 PS-Motor
                              									eingehend erläutert wurde (vergl. D. p. J. 1903, Bd. 318,
                              									S. 708 u. ff., stets genau proportionale Querschnitte für den Eintritt von Luft und
                              									Gas bezw. für das Ladungsgemisch in den Zylinder freigelegt werden. Infolgedessen
                              									arbeitet der Motor bei allen Belastungen mit einem konstanten Mischungsverhältnis
                              									der Ladung, die – je nachdem der Stützpunkt des Hebels, welcher das Einströmventil
                              									öffnet, vom Regulator verstellt wird, in grösserer oder geringerer Menge in den
                              									Zylinder gelangt, womit eine äusserst günstige Brennstoffausnützung erreicht wird.
                              										Fig.
                                 										50 zeigt nochmals schematisch die Stellung der Steuerungsteile bei voller
                              									Belastung des Motors, also bei dem grössten Hube des Einströmventils, Fig. 51,
                              									diejenige beim Leerlauf des Motors, wobei der Stützpunkt des Einströmhebels ganz
                              									nahe an die Ventilspindel zu liegen kommt, so dass diese nur einen sehr kleinen Hub
                              									ausführt. Da letzterer indes genügt, um ein immerhin noch zündfähiges Gemenge in den Zylinder eintreten zu lassen – Aussetzer
                              									demnach überhaupt nicht auftreten –, so ist die Gleichmässigkeit des Ganges der
                              									Maschine eine vollkommene. Die Regulierung arbeitet auch ausserordentlich schnell
                              									und energisch, so dass bei plötzlicher Be- oder Entlastung des Motors um 25 v. H.
                              									der jeweiligen Belastung die Schwankungen in der Umlaufzahl desselben innerhalb nur
                              									weniger Sekunden höchstens 1,5 v. H. betragen; der bleibende Unterschied in der
                              									Umlaufzahl zwischen Vollbelastung und Leerlauf bleibt im allgemeinen unter 3 bis 4
                              									v. H.
                           Die Zündung des angesaugten und verdichteten Gemisches erfolgt durch einen
                              									magnet-elektrischen Apparat derart, dass der Zeitpunkt derselben während des
                              									Betriebes verstellbar ist.
                           Das Anlassen des Motors erfolgt durch Druckluft, die einem mittels Kompressors nach
                              									Bedarf wieder aufgefüllten Behälter von hinreichender Grösse entnommen wird. Man
                              									bringt den Motor zu dem Zwecke unter Benutzung einer Schaltvorrichtung zunächst in
                              									die Anlasstellung und lässt hierauf die Druckluft mittels des gesteuerten
                              									Anlassventils und eines selbsttätigen Rückschlagventils mehrere Male auf den Kolben
                              									wirken. Durch die erhaltene Beschleunigung saugt der Motor Ladungen an, entzündet
                              									sie und kommt so nach wenigen Umläufen in normalen Gang.
                           Doppeltwirkende Einzylinder-Motoren werden für Leistungen von 150 PS an gebaut; bei
                              
                              									Zweizylindermaschinen erhält man auf jeden Hub eine Kraftwirkung. Ordnet man für
                              									ganz grosse Maschinen vier Zylinder an (Zwilling-Tandem), womit Leistungen bis 6000
                              									PS entwickelt werden können, so lässt sich bei Versetzung der Kurbeln um 90° sogar auf
                              									jeden halben Hub eine Kraftwirkung erzielen.
                           Die allgemeine Einrichtung der Braunkohlenbrikett-Sauggasanlage mit Doppelgenerator lässt die in Fig. 52 dargestellte Schnittzeichnung erkennen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 723
                              Fig. 50 und 51. Einlassteuerung des doppeltwirkenden Viertaktmotors der
                                 										Gasmotoren-Fabrik Deutz.
                              
                           Der Doppelgenerator der Gasmotoren-Fabrik Deutz verkokt
                              									zunächst den Brennstoff und führt sodann die hierbei entstehenden
                              									Destillationsprodukte in permanente Gase über, die zur Vermehrung des aus dem Koks
                              									erblasenen Generatorgases dienen. Man erhält auf diese Weise ein nahezu geruchloses
                              									Gas, welches mit nicht leuchtender Flamme brennt.
                           Die zu diesem Gas-Erzeuger dienenden Apparate bestehen im wesentlichen aus einem
                              									Generator A (Fig. 52)
                              									mit oberer und unterer Brennzone, einem Staubsack mit Wasserschluss B, einem Skrubber C, einem
                              									Dreiweghahn H, einem Exhauston V, einem Stossreiniger F und den
                              									Ueberlaufkästen g und g1. Der Generator wird aus einem geradlinigen
                              									Schachtofen gebildet, der unten einen Rost besitzt und oben offen ist. Der Gasabzug
                              									befindet sich etwa in halber Höhe des Schachtes. Indem der Motor bei jedem
                              									Ansaugehub eine gewisse Menge Gas aus dem Skrubber C
                              									bezw. aus dem Generator absaugt, wird in den Apparaten eine Depression
                              									hervorgerufen. Diese teilt sich in gleicher Weise der oberen wie der unteren Hälfte
                              									des Generators mit, und es finden dadurch folgende Vorgänge statt:
                           Das über der oberen glühenden Zone frisch aufgeschüttete Brennmaterial wird durch die
                              									strahlende Hitze dieser Zone entgast, wobei Kohlenwasserstoffe sowohl in Gas-
                              									als auch in Dampfform ausgetrieben werden. Die saugende Wirkung des Motors treibt
                              									diese Destillationsprodukte durch die glühende Schicht, wodurch die Teere hochgradig
                              									erhitzt und in permanente Gase übergeführt werden. Durch die ebenfalls
                              									hindurchgesaugte Luft findet eine teilweise Vergasung des Brennstoffes statt, wobei
                              									Kohlenstoff und Luft in Kohlenoxyd und Stickstoff umgesetzt werden. Es wird dadurch
                              									diejenige Wärmemenge erzeugt, die nötig ist, um das je nach Herabsinken aufgeworfene
                              									frische Brennmaterial zu entgasen und zu erhitzen, so dass die oben beschriebenen
                              									Vorgänge stattfinden können.
                           Der entgaste Brennstoff wandert allmählich in den unteren Teil des Generators, wo
                              									sich über dem Rost eine glühende Schicht des schon vordem entgasten Brennstoffes
                              									befindet, die der nachsinkende Brennstoff je nach Bedarf ergänzt. Dieser unteren
                              									Brennstoffsäule teilt sich nun die durch den Motor hervorgerufene Depression in
                              									gleicher Weise wie dem oberen Teile mit, so dass die durch den Aschenraum a eintretende Luft den Brennstoff über den Rost
                              									vollständig vergast.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 723
                              Fig. 52. Braunkohlenbrikett-Sauggasanlage der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
                              
                           Die im oberen und unteren Teile des Generators gebildeten Gase werden durch ein
                              									gemeinschaftliches Rohr b abgesaugt und gelangen
                              									zunächst in einen geräumigen wassergekühlten Staubsack B, wo durch die verminderte Geschwindigkeit des Gases die mitgerissene Asche und
                              									Russ abgeschieden wird. Der Staubsack wird durch das vom Skrubber ablaufende Wasser
                              									bis zu einer bestimmten Höhe gefüllt erhalten, so dass das Gas beim
                              									Hindurchstreichen etwas in das Wasser eintreten muss. Beim Stillstand der Anlage
                              									sperrt dann der Wasserspiegel im Staubsack den Generator gegen die anderen Apparate
                              									der Anlage selbsttätig ab.
                           Zur Kühlung und Reinigung wird das Gas durch den Skrubber C geleitet. Das von oben durch eine Brause eintretende Wasser tritt durch
                              									die Koksschicht und entweicht durch einen im Unterteil des Skrubbers eingebauten
                              									Drahtkorb k, der verhindern soll, dass etwa durch den
                              									Rost fallende Koksstückchen in den Staubsack B
                              									gelangen. Vom Skrubber strömt das Gas durch den als Dreiweghahn ausgebildeten
                              									Umschalthahn H und den Stossreiniger F unmittelbar zum Motor.
                           Der Reiniger F besteht aus einem gusseisernen Gefäss, in
                              									das eine Reihe durchlochter Platten eingehängt sind. Die Löcher der Platten sind so
                              									gegeneinander versetzt, dass das Gas beim Hindurchstreichen seine Richtung ständig
                              									ändert, wobei Wasser und im Gase etwa noch vorhandene Unreinigkeiten ausgeschieden
                              									werden.
                           Der Ventilator V dient zum Warmblasen des Generators vor
                              									oder Inbetriebsetzung der Anlage. Zu dem Zwecke verbindet man durch Umlegen des
                              									Dreiweghahnes H die Saugleitung des Ventilators mit dem
                              									Skrubber C und drückt das Gas durch die Abgasleitung
                              										L so lange ins Freie, bis es an einem Probierhahn
                              									dieser Leitung mit blauer Flamme sicher brennt. Vor Ingangsetzung des Motors wird
                              									dann der Ventilator durch Umlegen des Hahnes H
                              									ausgeschaltet.
                           Während des Stillstandes lässt man den Generator wie einen gewöhnlichen Füllofen
                              									weiterbrennen, wozu ein Kaminrohr auf den in der Mitte offenen Schachtdeckel D herabgelassen wird. Letzterer ist auf Rädern fahrbar,
                              									so dass der ganze Schachtquerschnitt des Generators zum Beschicken während des
                              									Betriebes leicht freigelegt werden kann.
                           Schlacken, die sich während des Betriebes bilden, werden mit einer Stange durch das
                              									Stossloch o abgestossen. Zum Entfernen der Achse aus
                              									dem Raume a dient eine verschliessbare Oeffnung m.
                           Dauerversuche, die vom 28. Oktober bis 1. November 1904 an einer 70
                              									PS-Braunkohlen-Generatorgas-Anlage in der Versuchsstation der Gasmotoren-Fabrik Deutz angestellt wurden, ergaben bei
                              									einer Leistung des Motors von 81,3 PS mit im Mittel 180,5 minutlichen Umdrehungen
                              									einen Brennstoffverbrauch von 0,665 kg für 1 PS/Std.
                              									Das Brennmaterial bestand aus Braunkohlen-Würfel-Briketts der Sybilla-Grube bei
                              									Frechen mit einem Heizwert von 4720 WE/kg. Der mittlere Heizwert des Gases war etwa 1100
                              										WE/cbm.
                           Der 50 PS-Gasmotor wird ebenfalls von der
                              									vorbeschriebenen Braunkohlen-Generatorgas-Anlage gespeist; er ist einfachwirkend und
                              									entspricht in der Konstruktion und Wirkungsweise seiner Einzelteile dem von der
                              									Firma auf der Deutschen Städte-Ausstellung in Dresden 1903 ausgestellten 60
                              									PS-Motor (vergl. D. p. J. 1903, Bd. 318, S. 707 u.
                              									ff.).
                           Der in Fig. 53 dargestellte 35 PS-Gasmotor zeigt die neueste liegende Form von Kleinkraftmaschinen der
                              										Gasmotoren-Fabrik Deutz.
                           Der kräftig ausgebildete Maschinenrahmen ist mit den Lagern der Kurbel- und
                              									Steuerwelle, wie auch mit dem Kühlwassermantel des Arbeitszylinders aus einem Stück
                              									gegossen. In dem aus Hartguss hergestellten Zylinderrohre bewegt sich der mit einer
                              									grösseren Anzahl selbstspannender gusseiserner Ringe versehene und behufs Vermeidung
                              									schneller Abnutzungen des Zylinders besonders lang gehaltene Kolben. Ueber den in
                              									den letzteren eingepassten Bolzen greift das aus Bronze hergestellte
                              									Schubstangenlager.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 724
                              Fig. 53. 35 PS-Motor der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 724
                              Fig. 54. Einlassteuerung des 35 PS-Motors der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
                              
                           Die aus geschmiedetem Stahl gefertigte Kurbelwelle führt sich in zwei nachstellbaren,
                              									mit Weissmetall ausgefütterten und als Ringschmierlager ausgebildeten Hauptlagern,
                              									sowie in einem Aussenlager. Bemerkenswert ist, dass die Steuerwelle nur am
                              									Maschinenrahmen und – im Gegensatz zur älteren Konstruktion – nicht auch am
                              									Zylinderkopf gelagert ist. In diesen letzteren sind Ein- und Ausströmventil in
                              									bekannter Weise eingebaut; ersteres trägt, wie Fig.
                                 										54 erkennen lässt, auf seiner Spindel auch das Gasventil – bei
                              									Generatorgasbetrieb ausserdem noch einen Luftschieber. Diese Organe bewegen sich
                              									gleichzeitig in der Weise, dass stets genau proportionale Querschnitte für Gas und Luft
                              									freigelegt werden – die Zusammensetzung des Ladungsgemisches demnach bei allen
                              									Belastungen des Motors konstant bleibt.
                           Der Regulator hat nur den Drehpunkt des ausbalanzierten Einströmhebels zu verlegen,
                              									was einen grösseren oder kleineren Hub des Einströmventils zur Folge hat.
                           Diese Motoren werden in Grössen bis zu 40 PS und zwar nicht nur für die
                              									verschiedensten Gasarten, sondern durch einfaches Auswechseln einiger Teile auch für
                              									den Betrieb mit flüssigen Brennstoffen hergerichtet.
                           Zum Betreiben des in Lüttich ausgestellten Motors ist eine Anthrazit-Sauggasanlage
                              									bekannter Bauart vorgesehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 725
                              Fig. 55. Motorpumpe der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 725
                              Fig. 56. Motorpumpe der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
                              
                           Die in Fig. 55 und 56
                              									dargestellte, mit einem Leuchtgasmotor von 1 PS vereinigte Ventil-Plungerpumpe fördert 6 cbm/Std. auf etwa
                              									30 m Höhe. Die Umdrehungszahl beträgt 200 in der Minute, der Durchmesser der Saug-
                              									und Druckrohre 65 mm. Die Bildung der Ladung erfolgt, wie Fig. 57 und 58 erkennen lassen, in der
                              									Weise, dass in der Saugperiode durch das selbsttätig sich öffnende Einströmventil
                              									Gas und Luft behufs inniger Mischung in eine besonders ausgestaltete Kammer
                              
                              									eingesaugt werden. Die Luft wird dieser Mischkammer aus der Grundplatte der Maschine
                              									in einem oben durch ein selbsttätig sich öffnendes Mischventil geschlossen
                              									gehaltenen Rohre zugeführt, während das Gas durch ein wagerecht liegendes, vom
                              									Pendelregler nach Bedarf geöffnetes Ventil unter das Mischventil und von hier in
                              									feinen strahlen in die Mischkammer gelangt. Bleibt das Gasventil durch die
                              									Einwirkung des Reglers geschlossen, so wird nur reine Luft durch das
                              									Mischventil und das Einströmventil in den Zylinder gesaugt.
                           Behufs Steuerung des Auspuffventils wird mittels Nockenscheibe der von der
                              									Kurbelwelle mittels Zahnräder im Verhältnis 2 : 1 angetriebenen Steuerwelle ein
                              									Winkelhebel derart bewegt, dass die an seinem Ende befestigte Druckstange den
                              
                              									Ventilkegel im richtigen Augenblicke aufstösst. Ein dem Auslassnocken diametral
                              									gegenüberliegender kleinerer Nocken dient in bekannter Weise zur Verringerung des
                              									Kompressionswiderstandes beim Anlassen der Maschine. An der Nockenscheibe befindet
                              									sich noch ein Kurbelzapfen zum Antrieb der auf- und abgehenden Reglerstange.
                           Die Regelung geschieht durch Aussetzer in der Weise, dass das Gasventil vom
                              									Pendelregler geschlossen oder geöffnet gehalten wird. Von einem an die vorgenannte
                              									Reglerstange angelenkten Hebel wird ein Gewichtpendel auf einem Schlitten so hin und
                              									her geschoben, dass ein senkrecht zum Pendel stehender Finger – je nach der
                              									Geschwindigkeit der Maschine – gegen eine Nase der Spindel des Gasventils stösst und
                              									dieses aufdrückt oder aber die Nase verfehlt, so dass das Ventil geschlossen
                              									bleibt.
                           Die Zündung der verdichteten Ladung erfolgt durch einen magnet-elektrischen
                              									Apparat.
                           Die zur Maschine gehörige, von der Kurbelwelle unmittelbar angetriebene Pumpe hat
                              									Phosphorbronze – Ringventile mit Gummifederbelastung, einen besonderen
                              									Saugwindkessel und eine reichlich bemessene Druckhaube.
                           Der ausgestellte 12 PS-Benzinmotor unterscheidet sich in seiner
                              
                              									Ausführung von den älteren Benzinmotoren der Gasmotoren-Fabrik Deutz dadurch, dass an Stelle der bisherigen
                              									Brennstoffpumpe ein Spritzvergaser, wie bei Motorwagen, eingebaut worden ist.
                              									Derselbe besteht aus dem Vergasergehäuse und dem Schwimmerbehälter. Der in dem
                              									letzteren befindliche Schwimmer ist derart mit einem den Benzinzufluss regelnden
                              									Nadelventil verbunden, dass dieses die Brennflüssigkeit nur bis zu einer gewissen
                              									Höhe in den Behälter eintreten lässt. Zu dem Zwecke sucht ein mit dem Nadelventil
                              									verbundenes Gewicht dieses beständig zu schliessen, wird aber durch gegenwirkende
                              									Gewichte hieran gehindert, so lange dieselben vom Schwimmer belastet sind, d.h.
                              									letzterer sich nicht in seiner höchsten Lage befindet. Es kann demnach nur so lange
                              									Benzin zuströmen, bis der aufsteigende Benzinspiegel den Schwimmer in seine höchste
                              									Lage gehoben hat; alsdann wird das Ventil durch das Belastungsgewicht geschlossen.
                              									Auf diese Weise wird der Benzinspiegel im Schwimmergehäuse stets auf konstanter Höhe
                              									erhalten. Von diesem Gehäuse tritt das Benzin in das mit der Austrittsöffnung an das
                              									Einströmventil des Motors angeschlossene Vergasergehäuse und steigt hier in einem
                              									Rohre auf, welches oberhalb in die als Zerstäuber wirkende Brause mündet. Die
                              									Eintrittsöffnung für die zum Zerstäuben des Benzins nötige Luft steht durch ein Rohr
                              									mit einem das Ausströmrohr umschliessenden dritten Gehäuse in Verbindung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 726
                              Fig. 57. Steuerung zur Motorpumpe der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
                              
                           Wenn der Motor saugt, so tritt vorgewärmte Luft in das Vergasergehäuse, strömt hier
                              									durch einen ringförmigen Kanal um die Brause herum und zerstäubt das aus diesem
                              									infolge Depression austretende Benzin. Auf diese Weise entsteht die zum Betreiben
                              									des Motors dienende Ladung.
                           Um zu verhindern, dass bei Undichtheiten des Ventils Benzin aus dem hochgelegenen
                              									Benzinbehälter durch den Zerstäuber in den Luftvorwärmer und von diesem in den
                              									Motorraum austritt, ist am tiefsten Punkte des Vergasergehäuses ein Ueberlaufrohr
                              									angeschlossen, welches zum tiefer liegenden Benzinfass zurückführt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 726
                              Fig. 58. Einzelteile zur Motorpumpe der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
                              
                           Die Steuerung des Einström- und Ausströmventils erfolgt in bekannter Weise durch
                              									Nockenscheiben einer mittels Schneckenräder von der Kurbelwelle angetriebenen
                              									Steuerwelle. Während aber die zum Ausströmventil gehörige Nockenscheibe fest auf der
                              									Steuerwelle sitzt, kann der konisch ausgeführte Nocken des Einströmventils durch
                              									Einwirkung des Regulators derart verschoben werden, dass ersteres mehr oder weniger
                              									geöffnet wird, d.h. je nach der Geschwindigkeit des Motors eine grössere oder
                              									geringere Ladungsmenge von stets gleichbleibender Zusammensetzung in den Zylinder
                              									tritt. Die Regelung des Motors geschieht somit durch Veränderung der
                              									Ladungsmenge.
                           Die Zündung erfolgt durch einen elektrischen Funken mittels magnet-elektrischen
                              									Apparates, dessen Zündkurbelstange an einen exzentrisch gelagerten Lenkerzapfen
                              									gehängt ist, so dass durch Verdrehen des Exzenters der Zeitpunkt der Zündung
                              
                              									verstellt werden kann.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)