| Titel: | Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten. | 
| Autor: | H. Reissner | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 741 | 
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                        Nordamerikanische
                           								Eisenbauwerkstätten.
                        Von Dr.-Ing. H. Reissner,
                           								Berlin.
                        (Fortsetzung con S. 731 d. Bd.)
                        Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten.
                        
                     
                        
                           
                              Nietabteilung.
                              
                           Auf die Lochstanzabteilung folgt ein Lager- und Zulageplatz, sodann entweder erst die
                              									Nachreibearbeit oder gleich das Nieten der zusammengesetzten Konstruktionen. In der
                              									letzten Zeit sind mit dem Schwererwerden der Konstruktionen und den strengeren
                              									Anforderungen an Nachbohren der Löcher auch die Ansprüche an die Güte der Nietarbeit
                              									erheblich gewachsen.
                           Man hört öfter die Erfahrung aussprechen, dass die konische Form gestanzter Löcher
                              									gegenüber der rein zylindrischen gebohrter Löcher ein festeres Sitzen der Niete
                              									erzeuge, dass das Nachbohren auf der Zulage oft Bohrspähne in die Zwischenräume
                              
                              									bringe, dass durch das Oelen der Konstruktionen vor dem Nieten die Nietköpfe lose
                              									würden. Dagegen ist natürlich einzuwenden, dass grade die Vorsichtsmassregeln gegen
                              									die obigen Erscheinungen einen statisch festeren Niet gewährleisten, insofern als
                              									auf die beste Niettemperatur, richtige Ablängung des Schaftes und zweckmässige
                              									Abstufung des Stempeldrucks der Nietmaschine mehr als früher zu achten ist.
                           Um den schärferen Abnahmebedingungen der Eisenkahnverwaltungen zu genügen, wurde nun
                              									der grösste Wert auf die richtige Abstufung der Stempeldrücke nach Nietdurchmessern
                              									und Nietlängen gelegt. Die Maschinenfabrik R. D. Wood &
                                 										Co., Philadelphia, hat hierfür die folgende Skala festgelegt:
                           
                              
                                 Durchmesserdes Nietsin
                                    											mm
                                 Stempeldruck zum Treiben warmer Niete in
                                    											tfür
                                 
                              
                                 Tragkonstruk-tionen
                                 Blechbehälter
                                 Kessel
                                 
                              
                                 12,7
                                   9
                                   15
                                   20
                                 
                              
                                 15,9
                                 12
                                   18
                                   25
                                 
                              
                                 19,1
                                 15
                                   22
                                   33
                                 
                              
                                 22,2
                                 22
                                   30
                                   45
                                 
                              
                                 25,4
                                 30
                                   45
                                   60
                                 
                              
                                 28,6
                                 38
                                   60
                                   75
                                 
                              
                                 31,8
                                 45
                                   70
                                 100
                                 
                              
                                 38,1
                                 60
                                   85
                                 125
                                 
                              
                                 44,5
                                 75
                                 100
                                 150
                                 
                              
                           Obige Tabelle beruht auf der Annahme, dass der Niet durch zwei Bleche, die
                              									zusammen nicht stärker sind als der Nietdurchmesser, hindurchgeht. Wenn die
                              									Blechdicke zunimmt, nimmt der erforderliche Stempeldruck näherungsweise mit der
                              									Quadratwurzel des Quotienten aus Blechdicke und Nietdurchmesser zu. Z.B. wenn die
                              									Gesamtblechstärke viermal so gross ist als der Nietdurchmesser, würde man das
                              
                              									Doppelte der oben gegebenen Kraft brauchen, um die Nietlöcher vollständig
                              									auszufüllen und zuverlässige Arbeit zu leisten.
                           J. Christie gibt die damit ziemlich übereinstimmende
                              									Vorschrift:
                           
                              „Niete von Schweiss- oder weichem Flusseisen sollen zur Hellrot- oder Gelbglut
                                 										erhitzt und einem Druck von nicht weniger als 8000 kg/qcm ihres Querschnitts
                                 										unterworfen werden.
                              
                           
                              Für Nieten gewöhnlicher Länge ergibt sich diese Pressung als genügend, um das
                                 										Loch vollständig auszufüllen. Wenn dagegen Niete und Löcher besonders lang sind,
                                 
                                 										findet man, dass ein grösserer Druck und eine langsamere Bewegung des Stempels
                                 										als für kürzere Niete vorteilhaft ist, um den trägeren Fluss des Metalls in dem
                                 										längeren Loch zu erzwingen.“
                              
                           Berücksichtigt man, dass im Brücken- und Hochbau die Nietdurchmesser von 16 bis 26 mm
                              									variieren und die Blechstärken bis zum vierfachen Durchmesser des Nietes gehen, so
                              									sieht man, dass Stempeldrücke von 12 bis über 60 t für Tragkonstruktionen und von 18
                              
                              									bis über 90 t für wasserdichte Behälterkonstruktionen notwendig sind.
                           Zur Erzeugung dieser Pressungen kann Dampfdruck, Luftdruck und Wasserdruck verwandt
                              									werden.
                           Die Kondensation der Dampfdruckleitung und die zu plötzliche Art der Wirkung lassen
                              									die Dampfnietpressen allmählich verschwinden, dagegen wird die Uebertragung durch
                              									Luftdruck so weit wie möglich für Nietmaschinen benutzt, da sie eine vielseitige
                              									anderweitige Verwendung für die Hebezylinder der Laufkatzen, für den Betrieb der
                              									tragbaren Niet- und Meisselhämmer und Bohrmaschinen, für den Zug der Nietfeuer, für
                              									die Reinigung des Eisens mit Sandstrahl und das mechanische Auftragen des Anstrichs
                              									gestattet.
                           Der pneumatische Druck in der Leitung ist gewöhnlich etwa 6 at und kann nun in der
                              									Nietmaschine entweder durch Kniehebel oder durch hydraulische Uebersetzung auf den
                              									verlangten Betrag gesteigert werden.
                           
                           Die Kniehebelvorrichtung hat grosse Nachteile. Einesteils ist die von ihr
                              									ausgeübte Kraft während des Hubes veränderlich, anderseits erfordert jede Nietlänge
                              									eine neue Einstellung des Stempels, welcher zudem bei dieser Anordnung sich
                              									gewöhnlich nicht geradlinig, sondern auf einer Kurve bewegt und dadurch leicht einen
                              									seitlichen Druck auf den Nietkopf ausüben kann. Die kreisförmige Bewegung des
                              									Nietstempels ist auch der Grund, alle indirekt, durch zweiarmige Hebel nach dem
                              									Prinzip der gewöhnlichen Scheere wirkenden Maschinen möglichst zu vermeiden, wenn es
                              									sich nicht um sonst unzugängliche Stellen handelt, bei denen der Druckzylinder nach
                              									aussen verlegt werden muss.
                           Dagegen soll die hydraulische Verstärkung des Luftdrucks für Nietpressen nicht zu
                              									schwerer Arbeit sich bewähren, was auch daraus hervorzugehen scheint, dass solche
                              									späterhin genauer beschriebenen hydropneumatischen Pressen bei den Neuanlagen der
                              										Pennsylvania Steel Co. eingerichtet wurden.
                           Für die stärksten Stempeldrücke und die stationären Maschinen wird die
                              									Luftdruckübertragung durch die grossen Zylinderabmessungen unpraktisch und die
                              									Druckwasserleitung, die ja auch sonst für die Blech- und schweren Profilscheeren
                              									vorhanden sein muss. tritt in ihre Rechte.
                           Für vereinzelte, schwer zugängliche und nachträglich einzuschlagende Niete
                              									schliesslich sind die bekannten pneumatischen Niethämmer, über die in
                              										ZeitschriftenW. L. Sanders, Cassiers Magazine, Nov. 1902, S.
                                    											1. P. Möller, Aus der amerikanischen
                                    											Werkstattpraxis, S. 69. Z. d. Ver. d. Ing. 1904, S. 185, 1698; 1905, S.
                                    
                                    											1758. ja schon mehrfach berichtet ist, in Gebrauch. Sie werden
                              									von der unter 5–6 at stehenden Luftdruckleitung betätigt, haben besondere
                              									Steuerkolben und arbeiten mit 1500 bis 2000 Schlägen i. d. Minute. Die
                              									Kolbendurchmesser schwanken zwischen 19 mm und 44 mm, die Hube zwischen 13 mm und
                              									127 mm. Die leichtesten Hämmer wiegen 1,36 kg, die schwersten 11,8 kg. Die
                              									Niethämmer können entweder mit unabhängigem pneumatischen Gegenhalter angewendet
                              									werden oder mit dem Gegenhalter in einem Rahmen vereinigt werden, der sich vor dem
                              									bei Nietpressen angeordneten durch seine Leichtigkeit auszeichnet. Zur Ausführung
                              									der regulären Nietung in amerikanischen Werkstätten sind diese Niethämmer viel zu
                              									langsam und für Niete grossen Durchmessers und grosser Länge nicht stark genug, um
                              									den ganzen Nietschaft bis zur Lochausfüllung zu stauchen. Ausserdem ist ihre
                              									Bedienung wegen der Vibration, des Geräusches und der verursachten
                              									Luftverschlechterung für die Arbeiter sehr anstrengend.
                           Zur Beurteilung der verschiedenen Nietmethoden in Amerika kann man für Handnietung
                              									etwa 250 Niete auf 10 Stunden rechnen, für Lufthammernietung kann wohl das Doppelte
                              									500 Niete auf den Arbeitstag von 10 Stunden erreicht werden, wenn die Niete in
                              									grösseren Gruppen zusammenliegen, jedoch besteht eine Abneigung gegen diese Arbeit
                              									und die Arbeiter sollen die Leistungen absichtlich herabdrücken, wie Verfasser von
                              									den Bauleitern der grossen Eisengerippbauten mehrfach versichert wurde.
                           Die Nietmaschine schliesslich kann es bei sorgfältigster Anordnung der
                              									Transportvorrichtungen für die zu nietende Konstruktion und die Maschine bis auf
                              									4000 Niete auf den Arbeitstag bringen. Genannt wurde diese Zahl von verschiedenen
                              									Fachleuten in bezug auf die späterhin beschriebene versenkbare hydraulische
                              									Nietpresse mit elektrischem Portalkran der Pencoyd fron
                                 										Works und für die sehr bequem liegenden Nietlöcher grosser Blechträger mit
                              									einer Bedienung von 7 Mann, während die beiden ersteren Methoden und auch die
                              									kleineren Nietpressen nur 4 Mann benötigen. Jedoch ist zu bezweifeln, ob bei der
                              									oben angegebenen Zahl eine bis zum genügenden Erkalten des Niets dauernde Pressung
                              									wirklich erreicht wird.
                           
                        
                           
                              
                              Arbeitsweg in der Hauptwerkstatt.
                              
                           Je grosser und besser eingerichtet eine Werkstatt ist, desto mehr werden die
                              									einzelnen Arbeitsklassen, die nach Arbeitsweise und Stärke verschiedene Maschinen
                              									brauchen, getrennt sein, während es bei kleineren Werkstätten nötig wird, jede
                              									Konstruktion auf demselben Arbeitswege herzustellen.
                           Bei kleinen Werkstätten genügen dann entweder ein Laufkran oder einzelne an den
                              									Untergurten der Binder laufende Flaschenzüge und Luftdruckhebezeuge und vielleicht
                              									noch einige die wichtigsten Maschinen bedienenden Wandkräne für die Bewegung der
                              									Werkstücke.
                           Bei grossen Werkstätten gibt es verschiedene Methoden den Arbeitsgang vorzuschreiben.
                              									Man findet dort gewöhnlich die drei Arbeitsklassen, a) Walzträger, b) Blechträger
                              									und Stützen, c) Fachwerkkonstruktionen getrennt und kann in jeder dieser Abteilungen
                              									den Transportweg verschieden einrichten. Es lassen sich bei ausgeführten Anlagen
                              									drei Hauptbewegungsrichtungen unterscheiden, nämlich
                           
                              die Längsbewegung
                              
                           bei der Pennsylvania Steel Co.
                              									und bei Riter u. Conley
                              										(Fig. 11 und 9),
                           
                              der stufenförmige Transport
                              
                           in Pencoyd, Ambridge, bei Marshall Mc Clintic, bei Lassig u.a. (Fig. 12, 13, 10 und
                              									spätere),
                           
                              die Querbewegung
                              
                           in Edgemoor (Fig. 24).
                           Nach den Fortschreitungswegen richten sich die Wahl der Transportmittel, die
                              									Dachausbildung und Lichtzuführung und die Abmessungen der Werkstatt.
                           Bei der Längsbewegung als Hauptrichtung finden wir einen oder mehrere in der
                              									Längsrichtung laufende Lauf- oder Wanddrehkräne, ein oder mehrere Satteldächer mit
                              									aufgesetzten Laternen, und eine, wie besonders aus den Plänen der Pennsylvania Steel Co. (Fig.
                                 										11 und spätere) hervorgeht, lange, schmale Werkstatt. Die Vorteile
                              									bestehen in der Uebersichtlichkeit des Arbeitsganges, in dem Fehlen von
                              									freizuhaltenden Oberflächengleisen, in der einfachen und leichten Konstruktion und
                              									Lichtzuführung der Dachbinder. Nachteile ergeben sich wahrscheinlich daraus, dass
                              									der Transportweg länger ist als nötig, dass die Schwere der Krane der nach dem Ende
                              									der Werkstatt hin wachsenden Schwere der Werkstücke durch die Vermehrung ihrer
                              									Anzahl angepasst werden muss und dass manchmal ein Warten auf einen gerade
                              									anderweitig beschäftigten Kran unvermeidlich sein wird. Ganz rein wird ja diese
                              									Methode nie durchgeführt werden. Bei der Pennsylvania Steel
                                 										Co. sehen wir z.B., dass im Lagerraum für gelochtes Material ein Querkran
                              									über dem Längskran zur Bedienung der Querhalle läuft und dass die Nebenabteilung der
                              									Schmiede, der Werkzeugabteilung und der Presserei seitlich in die Haupthalle
                              									hineinführen. Entsprechend der hauptsächlichen Beschäftigung dieses Werkes mit
                              									schweren Eisenbahnbrücken sehen wir auch nur 2 Arbeitswege, von denen der eine die
                              									Blechbearbeitung, der andere die Formeisenbearbeitung besorgt.
                           Anders ist es mit der Stufenbewegung, wie sie die meisten anderen Werke zeigen. Hier
                              									geschieht der Vorschub in der Längsrichtung, soweit solcher nicht von den Maschinen
                              									selbst besorgt wird, mit Hilfe von Schmalspurwagen und der Quertransport, der das
                              									Walzmaterial unter die Maschine bringt, mit Hilfe von Laufkatzen und Kränen, die auf
                              									den Untergurten der Dachbinder laufen. Der Längstransport durch die Maschine selbst
                              									wird durch längslaufende Katzen mit kurzen Gleisen unmittelbar über der Maschine
                              									oder durch Tische mit Rollen besorgt. Man gewinnt durch diese Anordnung eine bessere
                              										Raumausnutzung
                              									bei der Aufstellung der Maschinen, eine Abstufung der Kranleistungen nach der
                              									Schwere der Arbeitsstücke, kürzere Transportwege und Zeitgewinn durch die sofortige
                              									Verfügbarkeit jedes Kranes.
                           In Pencoyd und Ambridge
                              										(Fig. 12, 13 und
                              									spätere) sowie bei der Cambria Steel Co. wächst die
                              									Leistungsfähigkeit der Laufkrane von 5 auf 30 t und
                              									diejenige der Laufkatzen mit Drucklufthebezylinder von 1 auf 6 t von der Zulage aus
                              									bis zur Nieterei, Abarbeitung und Verladung.
                           Allerdings ist mit dem stufenförmigen, aus Kranquerbewegungen und Rolltisch- und
                              									Gleislängsbewegungen zusammengesetzten Vorschreiten des Arbeitsstückes der grosse
                              									Nachteil schwererer Dachkonstruktion und schwierigerer Lichtzuführung verknüpft. Da
                              									es nämlich wegen der grösseren Breite der Werkstatt untunlich wäre, dieselbe frei zu
                              									überdecken, besonders da die schweren Kranlasten an den Dachbindern hängen, sind
                              									Mittelstützen erforderlich. Diese jedoch stören wiederum den Quertransport und die
                              									Maschinenaufstellung und müssen deswegen in möglichst geringer Anzahl angeordnet
                              									werden. Dadurch werden Längsfachwerkträger zur Auflagerung der Querdachbinder von
                              									Mittelstütze zu Mittelstütze notwendig und sowohl Dachbinder als auch diese
                              									Längsträger müssen hoch und schwer werden, da die Kräne auf den Untergurten der
                              									Binder laufen. So kommt es z.B., dass die Eisenkonstruktion des nach diesem System
                              
                              									gebauten Ambridge-Werkes 250 kg/qm überdeckter
                              									Fläche wiegt und dass die Werkstätten von Riter u.
                                 										Conley und der Pennsylvania Steel Co. einen
                              									viel helleren, übersichtlicheren Eindruck auf den Besucher machen.
                           Uebrigens wird auch die Forderung, die Schmalspurgleise des Stufentransportes bei
                              
                              									starker Beschäftigung frei zu halten, einige Schwierigkeiten verursachen, wenn auch
                              									die Maschinen so stehen, dass der Quertransport gleich nach dem Herauskommen
                              									des Werkstückes aus jeder Maschine sofort beginnt.
                           Ganz besonders betont ist der Querverkehr in der
                              									Haupthalle der Edgemoor Bridge Co., Wilmington,
                              									Delanare. Wir haben hier alle Maschinen einer Gattung in Längsreihen zu stehen, so
                              									dass mehrere Werkstücke, gleichzeitig nebeneinander quer durch die Halle mit
                              									Laufkatzen bewegt, fertiggestellt werden und die Längsbewegung auf Schmalspurgleisen
                              									nur am Anfang, bei der Einstellung des Stückes in den Arbeitsgang und beim Zubringen
                              									zu Maschinen, die nicht gerade in seiner Querreihe stehen, notwendig wird. Man hat
                              									hier lauter gleiche auf den Untergurten der Binder laufende hydraulische
                              									Hebezylinder und für das letzte Abarbeiten und Aufladen der schweren Stücke einen
                              									längs über dem versenkten Verladegleis laufenden Halbportalkran (Fig. 24).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 743
                              Fig. 24. Edgemoor Brückenbauanstalt geb. 1890. Leistungsfähigkeit 22500 t.
                                 										Hauptwerkstatt.
                              1. Doppelte Winkel sehe ere (Hilles
                                 										& Jones); 2. Blechscheere; 3. Lochstanze; 4. Ankirnbänke; 5. Sellers
                                 										Vielfachteilungslochwerk für Profile und Bleche bis 1.60 m breit; 6.
                                 										Richtpresse; 8. Lochstanzen; 9. Radialbohrer (24 Stück); 10. Zulagebänke; 11.
                                 										Fräserbänke; 12. Leichter Fräser; 13. Vertikalbohrmaschine; 14.
                                 										Kantenhobelmaschine; 15. Nietmaschinen (Sellers hydraulisch) 25–30 t, 1–65 t
                                 										Stempeldruck; 16. Schlitzscheere (Schnitte bis 12 m lg.); Kraftbedarf:;  1–150
                                 										PS. Westinghouse-Dampfmaschine; 1–75 „ „ „ für Pumpen; 2 hydraulische
                                 										Akkumulatoren für 40–168 at.
                              
                           Obgleich diese Werkstatt nach den statistischen Ermittelungen der American Bridge Co. nächst dem Werk in Pencoyd am
                              									vorteilhaftesten arbeitet, ist ihr Arbeitssystem doch nirgends wiederholt
                              									worden.
                           Während die elektrisch betriebenen Laufkräne. sich von den in deutschen Werkstätten
                              									angewandten wohl gar nicht unterscheiden, findet man, wie schon oben erwähnt, eine
                              									Hebezeuggattung in Amerika sehr häufig, die hier fast ganz fehlt: das sind die
                              
                              									Druckluftzylinder, die neuerdings von P. MöllerP. Möller, l.
                                       
                                       												c. S. 68 ff. eingehend beschrieben worden sind.
                           Der sehr ausführliche Katalog von Pedrick u. Ayer,
                              									Philadelphia, Pa., enthält z.B. sechs verschiedene Ausführungsarten von senkrechten
                              									und wagerechten Luftdruckhebezylindern, von denen jede mit Hubhöhen von 1,22 bis
                              									2,44 m, lichten Durchmessern von 76 bis 406 mm, Eigengewicht von 32 bis 630
                              									kg, Tragkraft von 200 bis 6500 kg bei einem Ueberdruck von 5,6 at und einem
                              									Verbrauch an freier Luft bei Hebung von 1,22 m von 0,034 bis 0,966 cbm. Die
                              									verschiedenen Ausführungsarten betreffen Feinheiten in den Anforderungen an
                              									Genauigkeit, Sicherheit und Dauer der Hebung.
                           Für Bleche und Flacheisen sieht man auch magnetische Hebezeuge in Gebrauch, z.B. in
                              									der Hauptwerkstatt von Pencoyd und in der Augenstababteilung von Ambridge, wie
                              									später beschrieben.
                           Die Transportvorrichtungen für die Verladung können in verschiedener Weise
                              									ausgebildet werden. Bei Riter u. Conley und in Ambridge findet man am Ende der Haupthalle eine
                              									Querhalle, in die Normalspurgleise führen, die von einem 20 bezw. 30 t Laufkran
                              									bedient wird und in der das Anstreichen und Aufladen der fertigen Konstruktionen
                              									stattfindet. In Pencoyd, bei der Cambria Steel Co., der Pennsylvania Steel Co. und in dem Lassig-Werk
                              									der American Bridge Co. führen Schmalspurgleise unter
                              									ein System von Laufkränen auf Schienenträgern und Stützenreihen bezw. unter einen
                              									Portalkran, wo die Konstruktionen gestrichen, gelagert, abgenommen und aufgeladen
                              									werden.
                           
                        
                           
                              Augenstababteilung.
                              
                           Augenstäbe wurden zuerst von der Phoenix Iron Co. aus
                              									Schweisseisen und von der Edge Moor Bridge Co. aus
                              									Flusseisen erzeugt. Alle Herstellungsverfahren, die auf Schweissen beruhen, haben
                              									sich als unzulässig erwiesen und die Stauchung des Kopfes aus gewöhnlichen
                              									Flacheisen in einer Spezial-Gesenkschmiedepresse wird allein noch geübt. Nur wenn
                              									die vorhandene Schmiedepresse für die Grösse der Augen nicht ausreicht, nimmt man
                              									nach der Formgebung des Auges durch die Presse zur Nacharbeitung durch Dampfhammer
                              									seine Zuflucht.
                           Der Herstellungsvorgang und die Schmiedepresse werden bei der Besprechung des
                              										Ambridge Werkes genauer beschrieben. Hier mögen nur
                              									einige allgemeine Bemerkungen Platz finden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 744
                              Fig. 25. Gesenkform für die Köpfe von Augenstäben.
                              
                           Das Gesenk für den Augenstabkopf besteht bei den neueren Maschinen aus drei Stücken
                              									der in Fig. 25 dargestellten Form. Man bemerke die
                              									Lücken zwischen dem Kopfteil und den Halsteilen, die nicht zu vermeiden sind, da die
                              									zur Kopfbildung nötige Ueberschusslänge des Stabes nicht ganz genau berücksichtigt
                              									werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 744
                              Fig. 26. Doppelte Vertikalbohrmaschine für Augenstäbe, Bauart Bement, Miles
                                 										& Co., Philadelphia.
                              
                           Durch diese Lücken tritt das überschüssige Eisen heraus und bildet ohrförmige
                              									Ansätze, die gleichzeitig mit dem Lochen des Kopfes abgeschnitten werden.
                           Die Köpfe werden so dimensioniert, dass beim Bruch sicher das Reissen nicht im Auge
                              									sondern im Stab eintritt und es hat sich gezeigt, dass ein Querschnitt Ueberschuss
                              									von 33–40 v. H. an jeder Stelle des Auges notwendig ist.
                           Das Monopol für die Herstellung grösserer Augenstäbe ruht jetzt in den Händen der American Bridge Co., so dass die verschiedenen
                              									Formgebungen der einzelnen Augenstabwerkstätten für die Köpfe jetzt den auf der
                              									Kreisform beruhenden Normalien der American Bridge Co,
                              									gewichen sind.
                           
                           Wir können dieselben unter Umwandlung in Metermass einem der Handbücher der
                              									Gesellschaft in folgender Tabelle entnehmen.
                           
                        
                           
                              Augenstabnormalien der American Bridge Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 745
                              Fig. 25a.
                              
                           
                              
                                 bin mm
                                 dmin.in mm
                                 Rin mm
                                 rmax.in mm
                                 Zin mm
                                 
                              
                                   51
                                   16  16
                                 114140
                                   44  70
                                   254  356
                                 
                              
                                   63
                                   19  19
                                 140165
                                   57  83
                                   279  356
                                 
                              
                                   76
                                   19  19
                                 178203
                                   76102
                                   330  432
                                 
                              
                                 102
                                   19  22*25
                                 241267292
                                 108133159
                                   457  533  686
                                 
                              
                                 127
                                   19  25
                                 292330
                                 127165
                                   508  686
                                 
                              
                                 152
                                   19  25
                                 343368
                                 140165
                                   559  711
                                 
                              
                                 178
                                   25*29
                                 419444
                                 184210
                                   711  813
                                 
                              
                                 203
                                   25  29*32
                                 444470495
                                 178203229
                                   686  813  914
                                 
                              
                                 254
                                   29  32*35
                                 559597622
                                 229267292
                                   88910161118
                                 
                              
                                 305
                                   32  35*38
                                 660698737
                                 254292330
                                   99111431270
                                 
                              
                                 356
                                   35  38*41
                                 775825851
                                 305356381
                                 116813461422
                                 
                              
                           Die mit Stern versehenen Stäbe sollen nur, wenn unvermeidlich,
                              									gebraucht werden. Augenstäbe sind hydraulisch gepresst und entwickeln bei der
                              									Zerreissprobe, wie garantiert, die volle Festigkeit des Flacheisens unter den oben
                              									mitgeteilten Bedingungen.
                           In dieser Tabelle ist, wie in obiger Fig. 25 a, b die Stabbreite, d die
                              									kleinste Stabdicke, bei der das Material noch das Gesenk gut ausfüllt, R der äussere Kopfdurchmesser, r der grösste Lochdurchmesser, bei dem grössere Festigkeit des Auges als
                              
                              									des Mittelteils noch erreicht werden kann, Z der
                              									Zuschlag zur theoretischen Stablänge über Mitte Bolzenloch hinaus, der zur
                              									Kopfbildung einschliesslich des später erst herausgestanzten Loches nötig ist. Die
                              
                              									obigen Maximalwerte für den Lochdurchmesser r bedeuten
                              									einen Querschnittsüberschuss in Lochmitte von 33 v. H. bis r = b und von 36 v. H. für r > b. Die Stärke des
                              									Kopfes ist dabei gleich Stabdicke d oder höchstens
                              									gleich d + 1,6 mm vorausgesetzt.
                           Bei den mit Stern bezeichneten Stäben fängt das Rotarmstauchen wegen der im
                              									Verhältnis zur Breite grossen Kopf- und Lochdurchmesser schon an, Schwierigkeiten zu
                              									verursachen.
                           Für die Zerreissprobe im Ganzen sind in verschieden Werken Maschinen vorhanden. So
                              									besitzt die American Bridge Co. eine Maschine in
                              									dem Athens Werk in Athens, Pa. (der früheren Union Bridge Co.) von 560 t, eine in Edgemoor von 316 t
                              									und eine in Pittsburg von 270 t Zerreisskraft. Ausserdem ist noch bemerkenswert
                              									durch Stärke und Genauigkeit die Zerreissmaschine des staatlichen Prüfungsamtes im
                              									Watertown Arsenal von 450 t Kraft für 9,15 m lange Stäbe reichend; und die grösste
                              
                              									überhaupt bestehende Maschine ist diejenige der Phoenix
                                 										Bridge Co. von 980 t Kraft und einer für 13,7 m lange Stäbe und 15 v. H.
                              									Dehnung genügenden Abmessung.Phoenix
                                    											Testing Machine, Engineering News 1879, 28. Dec.
                           Die Reihenfolge der Behandlung bei der Herstellung der Augen ist die folgende:
                           Zunächst wird ein Ende des Stabes in einem mit Oel oder Gas erhitzten Ofen zur
                              									Kirschrotglut gebracht, sodann in der Schmiedepresse bei den gewöhnlichen
                              									Abmessungen einmal, bei den in der Tabelle mit Stern bezeichneten ungünstigen
                              									Abmessungen nötigenfalls nach Wiedererhitzung nochmals im Gesenk gepresst und zwar
                              									auf etwas grössere Dicke als der Stab. Sodann erfolgt das Durchstanzen des Loches
                              									auf einen 25 mm zu kleinen Durchmesser und gleichzeitiges Abschneiden der
                              									Quetschnähte und darauf zur Verdichtung des Kopfmaterials und genauer Herstellung
                              									der Dicke das Walzen. Nach dem Walzen muss ebenso die andere des Stabes behandelt
                              									werden, worauf ein Hochkantkaltrichten des ganzen Stabes in einer Dreistempelpresse
                              									notwendig ist und darauf muss der durch alle vorhergegangenen Operationen im Gefüge
                              									inhomogen und spröde gewordene Stab ganz allmählich und gleichmässig wieder bis zur
                              									Rotglut erhitzt und in einem wärmehaltenden Ofen zum langsamen Abkühlen gebracht
                              									werden.
                           Nach diesem 6 bis 7 Stunden dauernden Ausglühvorgang geschieht noch ein leichtes
                              									Ebenrichten der durch das Ausglühen hervorgerufenen etwaigen Verziehungen und
                              									schliesslich das gleichzeitige Nachbohren der beiden Bolzenlöcher durch alle
                              									zusammengehörigen oder auch sonst gleiche Abmessungen besitzenden Stäbe hindurch,
                              									wodurch die so notwendige gleichmässige Anspannung aller Stäbe eines Gliedes in der
                              									Brücke gewährleistet ist (Fig. 26).
                           In bezug auf die Genauigkeit der Ablängung und Ausbohrung mögen noch die Bedingungen,
                              									denen sich die American Bridge Co. unterwirft,
                              									mitgeteilt werden. Sie sind vom Standpunkt des Herstellers geschrieben, enthalten
                              									also wohl nur das technisch Erreichbare.
                           81. Bolzenlöcher sollen vollkommen parallel mit einander und
                              									rechtwinklig zur Achse des Stabes gebohrt werden, wenn nicht anders verlangt; und in
                              									nicht verstellbaren Stücken ist keine Abweichung grösser als 0,4 mm für jede 6 m in
                              									der Länge zwischen den Mittelpunkten der Bolzenlöcher erlaubt.
                           82. Stäbe, die im Bauwerk nebeneinander zu liegen kommen, sollen
                              									bei derselben Temperatur ausgebohrt werden und sollen so genau gleich lang sein,
                              									dass nach Aufeinanderlegen die Bolzen durch die Löcher an beiden Enden gleichzeitig
                              									ohne Zwängung hindurchgehen.
                           84. Der Spielraum zwischen Bolzen und Loch soll höchstens 0,8 mm
                              									für Bolzen von Querverbänden sein; für Bolzen im Hauptträger darf der Spielraum
                              									höchstens 0,5 mm für Bolzen 90 mm Durchmesser betragen, welcher Betrag allmählich
                              									auf 0,8 mm für Bolzen von 150 und mehr mm Durchmesser heraufgehen darf.
                           Die Eigenschaften der durch den oben beschriebenen Arbeitsgang erzeugten Augenstäbe
                              									möge man ersehen aus der folgenden Zusammenstellung der Prüfungsergebnisse von
                              									Augenstäben recht grosser Abmessung für die 1904 fertiggestellte Monongahelabrücke
                              									der Wabasheisenbahn in Pittsburg, die uns von deren Oberingenieuren Boller und Hodge gütigst
                              									überlassen wurde. Die Herstellung geschah auf der neuen Schmiedepresse in Ambridge,
                              									die weiter unten
                           
                           Prüfung von Augenstäben im Ganzen für die
                              									Monongahelaflussbrücke in Pittsburg.
                           Basisches Siemens-Martin-Eisen,
                              									hergestellt von der Carnegie Steel Co. Augenstäbe
                              									geschmiedet im Ambridge-Werk der American Bridge Co. 1903. Geprüft in der Phoenix-Brückenbauanstalt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 746
                              Prüfung No.; Hitze No.;
                                 										Herausgeschnittene Normal-Probestäbe; Ungeglüht; Geglüht; Elastizitätsgrenze;
                                 										Bruchfestigkeit; Dehnung v. H.; Querschnitt verminderung; Chemische Analyse;
                                 										Kupfer; Phosphor; Mangan; Schwefel; Abmessungen der ganzen Stäbe; Bezeichnung;
                                 										Querschnitt; Länge zwischen Lochmitten; Bolzendurchmesser; Kopfdurchmesser;
                                 										Querschnittüberschuss in Kopf; Prüfungen im Ganzen; Elastizitätsgrenze;
                                 										Bruchfestigkeit; Querschnittverminderung; Dehnung; Gemessene; Bolzenlöcher;
                                 										Charakter des Bruches; Bemerkungen; Seidig (silkg) winklig.; Seidig halb
                                 										trichterförm.; 70 v. H. seid. trichterförm.; 30 v. H. feinkörnig.; Rechtwinklig,
                                 										100 v. H. feinkörnig.; Bolzenloch an einem Ende stark gedehnt; Im Kopf gerissen;
                                 										Zürückgewiesen.
                              
                           gez. Boller & Hodge, Consulting Engineers,
                           1 Nassaustr., New-York City.      
                           beschrieben werden wird. Es lässt sich annehmen, dass nach
                              									Einarbeitung dieser Presse die Augenstäbe noch gleichmässiger ausfallen werden. Die
                              									Materialeigenschaften entsprechen den früher in Tab. 2 mitgeteilten
                              									Lieferungsbedingungen, die Bezeichnung der Stäbe ergibt sich aus der Benennung
                              									der Knotenpunkte, wie auf S. 644 auseinandergesetzt, sonst ist die Tabelle wohl ohne
                              									weitere Erklärung zu verstehen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)