| Titel: | Das Eisenbahn- und Verkehrswesen auf der Weltausstellung in St Louis 1904. | 
| Autor: | M. Buhle, W. Pfitzner | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 807 | 
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                        Das Eisenbahn- und Verkehrswesen auf der
                           								Weltausstellung in St Louis 1904.
                        Von Professor M. Buhle und Dipl.-Ing. W.
                                 										Pfitzner,
                           								Dresden.
                        (Fortsetzung und Schluss von S. 794 d.
                           								Bd.)
                        Das Eisenbahn- und Verkehrswesen auf der Weltausstellung in St.
                           								Louis 1904.
                        
                     
                        
                           
                              D. Einzelteile.
                              
                           Die ausgestellten Einzelerzeugnisse der Hüttenwerke seien getrennt in:
                           
                              1.Betriebsmittelelemente, wie Räder, Achsbuchsen,
                                 										Kupplungen usw.,
                              2.Mechanische Einrichtungen, wie Drehscheiben,
                                 										Prellböcke u.a.
                              
                           
                              
                                 1. Betriebsmittelelemente.
                                 
                              Unter Bezugnahme auf das über Griffinhartgussräder
                                 										in dem mehrfach angezogenen Bericht über das Verkehrswesen auf der Düsseldorfer
                                 										Ausstellung in der „Z. d. V. d. I.“ 1902, S. 1218 u. f. Gesagte sowie
                                 										unter Hinweis auf das über Hartguss- und Stahlräder in der
                                 											„Railroad-Gazette“ vom 19. MaiS. 417 u. f. und vom 14. JuliS. 764 u. f. 1905
                                 											AusgeführteVergl. auch
                                       													„Z. d. V. d. I.“ 1905, S. 1728 u. f., sei
                                 										hier kurz mitgeteilt, dass die Frage der gusseisernen Eisenbahnräder gerade
                                 										jetzt in Nordamerika lebhaft erörtert wird, nachdem dieselben seit Einführung
                                 										der schweren Güterwagen (s. oben)Siehe auch „Z. d. V. d. I.“ 1905, S. 1780 u. f.
                                 										mehrfach schadhaft geworden sind. Die Fabrikanten der Stahlräder versuchen, das
                                 										Hartgussrad als den Ansprüchen nicht mehr gewachsen hinzustellen, während die
                                 										Vertreter des Gussrades die entstandenen Schäden auf andere Ursachen
                                 										zurückführen.
                              Auf der letzten amerikanischen Weltausstellung war die Gusseisenpartei
                                 										vornehmlich durch die American Car & Foundry Co., St. Louis, Mo., vertreten, wohingegen
                                 											von den
                                 										Stahlräderfabrikanten, vor allem die Standard Steel
                                    											Works, Philadelphia, Pa., genannt seien.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 808
                                 Fig. 137. Undichter Verschluss der älteren Normal-Achsbuchse.Fig. 138
                                    											a–c. Achsbuchse der Mc. Cord Co., Chicago.
                                 
                              Von den ausgestellten Achsbuchsen sei besonders
                                 										erwähnt die Bauart von Mc. Cord, Chicago. Während
                                 										bei der sogenannten „Standard-“ (d.h. Normal-) Konstruktion (Fig.
                                    											137) einerseits bei a viel Oel verloren
                                 										geht, was ausser einem Verlust an sich noch eine Gleisverschmutzung bedeutet,
                                 										anderseits bei b und c
                                 										Staub usw. einzudringen vermag, sind diese Uebelstände bei den Mc. Cord-Achsbuchsen (Fig. 138a – c)
                                 										vermieden durch entsprechende Leisten bezw. Ausschnitte (d, e, f
                                 										Fig.
                                    											138c), deren Wirksamkeit ohne Weiteres hervorgeht aus den
                                 										verschiedenen Deckelstellungen usw.
                              „Automatische“WagenkupplungenVergl. D. p. J. 1903, 318, S.
                                       											129. hatten u.a. ausgestellt die Buckeye
                                    											Malleable Iron & Coupler Co. („Major“-Kupplung) und die National Malleable Castings Co. („Tower“ – Kupplung). – So interessant und
                                 										auch bemerkenswert diese Konstruktionen an sich sind, so bedeuten sie doch für
                                 										uns kaum vorbildliche Leistungen; sie sind wie fast alle Selbstkuppler überaus
                                 										kompliziert, haben viele bewegliche Teile, die trotz ihrer massigen Bauart sich
                                 										abnutzen und brechen. Es sei darum hier auf ihre Wiedergabe in Wort und Bild
                                 										verzichtet und übergegangen zu den
                              Rohrkupplungen der Westinghouse
                                    											Air & Stearn Coupler Co.
                              Bekanntlich spielen bei den Zugbildungen auch die Vorrichtungen zur Verbindung
                                 										(und Lösung) der Brems- und Heizrohrleitungen (Luft, Dampf) eine grosse Rolle im
                                 										Eisenbahnbetriebe (auch die Lichtleitungen [Elektrizität] müssen neuerdings
                                 										bedacht werden).
                              Auch für diese Verbindungsstellen bestehen die Hauptforderungen in der
                                 										Beseitigung der Gefahren für die Angestellten, in der Rücksichtnahme auf Zeit-
                                 										und Kostenersparnis im Betriebe (Dampf- und Pressluftverluste) wie auf Material-
                                 										und Kostenersparnis in der Anlage insbesondere im Hinblick auf die grosse Zahl
                                 										dieser Elemente. Eine grosse Reihe namhafter Eisenbahngesellschaften hat die
                                 										durch zahllose Versuche erprobten Verbindungen der Westinghouse Coupler Co. eingeführt, und sie sollen sich im Betriebe
                                 										bestens bewährt haben. Die Ausstellung beschränkte sich im wesentlichen auf
                                 										ein mit Pressluft betriebenes Modell, das die Enden eines Personen- und eines
                                 										Güterwagens darstellte. Diese Wagenenden waren gegeneinander sowohl in der Höhe
                                 										als im Winkel (Kurvenfahrten) verstellbar. Die Figuren 139 und
                                 											140 lassen in Gemeinschaft mit den beigefügten Zeichenerklärungen
                                 										erkennen, dass es sich hier um die Lösung recht verwickelter und zugleich
                                 										überaus wichtiger Fragen handelt, welche die grösste Beachtung verdienen.
                              
                           
                              
                                 2. Mechanische Einrichtungen.
                                 
                              Von den bei Eisenbahnbetrieben gebräuchlichen, in den Vereinigten Staaten im
                                 										allgemeinen zum Teil recht einfach gestalteten mechanischen Einrichtungen seien
                                 										hier nur zwei eigenartige Ausstellungsstücke besprochen:
                              
                                 a. Die Drehscheibe der Big Four Co.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 808
                                 Fig. 139 und 140. Rohrkupplungen der Westinghouse Automatic Air &
                                    											Steam Coupler Co.
                                 a Platlformträger, b
                                    
                                    											Bremsleitung, c Dampfleitung, d Signalleitung, e Kupplung für b, f Kupplung
                                    											für d, g Kupplungskopf, h Feder, i Hängeeisen
                                 
                              Der Entwurf und die Ausführung der 21,336 m langen Drehscheibe (Fig. 141–143),Vergl. auch Fig. 70, S. 340 d. Bd., sowie
                                       													„Engineering 1904, S. 394 u. f. auf welcher die
                                 										von der Big Four Route zur Schau gestellte
                                 										Lokomotive (No. 21 der Zusammenstellung S. 258 d. Bd.) stand, stammte von den
                                 											Bridge & Iron
                                    											Works, Chicago. Damit die Konstruktion den Besuchern besser vor Augen
                                 										geführt würde, war die Drehscheibe nicht – wie für die praktische Verwendung –
                                 										versenkt, vielmehr auf einem etwas
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 809
                                 Drehscheibe der „Big Four“-Eisenbahn-Gesellschaft.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 809
                                 Einzelheiten der Drehscheibe (Fig. 141–143).
                                 
                              
                              über 1 m hohen Betonpfeiler montiert, so dass die Lokomotive auf den
                                 
                                 										Schienen der Drehscheibe rd. 3 m über Werksohle stand.
                              Die Drehscheibe, welche im allgemeinen nicht erheblich von den in Amerika
                                 										konstruierten abweicht,Büte und von
                                          													Bories, Die Nordamerikanischen Eisenbahnen in technischer
                                       												Beziehung. Wiesbaden, 1892. S. 268 und Taf. LV. ist
                                 										bemerkenswert durch die Bauart der mittleren Stützung. Zwei hohle durch die
                                 										Hauptträger gehende Zapfen A (Fig. 144–148)
                                 										ruhen in Lagern, die an einem mittleren Stahlgusstück angegossen sind, das auf
                                 										zwanzig konischen Walzen läuft. Letztere rollen auf einer mit dem Fundament
                                 										verschraubten Stahlgussplatte. Die Stahlzapfen gestatten der Drehscheibe, beim
                                 										Auffahren einer Lokomotive ein wenig zu kippen, ohne dass sich das mittlere
                                 										Gussstück von den Walzen abhebt. Nach dem endgültigen Einbau der Scheibe werden
                                 										sowohl die Deckel bei A (Fig. 146), als
                                 										die vier Hilfsräder B (Fig. 142), weil
                                 
                                 										entbehrlich, entfernt. Statt dessen werden an jedem Ende der Drehscheibe zur
                                 										Vermeidung einer allzugrossen Schwankung derselben Fahrgestelle vorgesehen,
                                 										deren Räder einen Durchmesser von 0,61 m und eine 127 mm breite Lauffläche
                                 										erhalten. Jedes Rad wird mit seiner Achse aus einem
                                 										Stück in Stahl gegossen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 810
                                 Prellbock der Mc. Cord Co., Chicago.
                                 
                              Die Fläche, auf welcher die zwanzig Stützwalzen sich bewegen, hat einen äusseren
                                 										Durchmesser von rd. 1220 mm; die Wälzrollen selbst sind 305 mm lang und besitzen
                                 										am breiteren Ende einen Durchmesser von 178 mm, an der Innenseite einen solchen
                                 										von 89 mm. Die Fig. 144–148
                                 										zeigen den ohne weiteres verständlichen Antrieb durch einen zwischen den
                                 										Hauptträgern der Drehscheibe aufgestellten 15 pferdigen Elektromotor, sowie die
                                 										Bewegungsübertragung, Uebersetzung usw.
                              Durch diesen Motor wurde die Drehscheibe während der Besuchszeit gedreht,
                                 										wobei zugleich – zur Erhöhung des im Grunde etwas unglaubwürdigen Effektes – die
                                 										Trieb- und Kuppelräder der Lokomotive sich drehten. Ihr Antrieb erfolgte durch
                                 										einen (später ebenfalls überflüssigen) in Fig. 146 und 147
                                 										mit D und E
                                 										bezeichneten Motor und durch konische Reibungsräder F. Die zu diesem Zwecke angebrachten kegelförmigen inneren Ansätze der
                                 										Treib- und Kuppelräder werden vor der Inbetriebnahme der Lokomotive
                                 										abgedreht.
                              Zum Ausgleich des erheblichen Lokomotivgewichtes waren 25 t Sand in den Tender
                                 										geschüttet. Die Gesamttragfähigkeit der Drehscheibe beträgt 180 t.
                              
                                 b. Die Prellböcke der Mc. Cord Co., Chicago
                                 
                              (Fig. 149–151).
                              Dieselben zeichnen sich besonders durch grosse Einfachheit und infolgedessen
                                 										durch ausserordentlich geringe Kosten in der Anlage und für die Unterhaltung
                                 										aus.
                              Entsprechend den in den Vereinigten Staaten durchweg
                                 										üblichen Zentralpuffern der Betriebsmittel sind die strebenartigen Druckschienen
                                 										des Prellbockes von den Gleisschienen nach der Mitte zu bis zur gebräuchlichen
                                 										Pufferhöhe nach einem überaus kräftigen Schlusstück geführt. Letzteres ist
                                 										einerseits nach unten zu durch starke (U-) Schrauben
                                 										mit einer die Schwellen nochmals in der Mitte und zwar unterhalb des Gleises
                                 										versteifenden Mittelschiene, anderseits nach vorn zu mit den Gleisschienen durch
                                 										zwei starke seitliche Zuganker verbunden.
                              Ueber die neuerdings ebenfalls unter die mechanischen Einrichtungen zu zählenden
                                 										Lokomotiv-Prüfstationen soll im folgenden Abschnitt berichtet werden.
                              
                           
                        
                           E. Das von der
                              									Pennsylvania-Eisenbahn-Gesellschaft gebaute und ausgestellte Lokomotiv-Prüffeld
                           ist erst verhältnismässig spät in Betrieb gekommen wegen
                              									verspäteter Aufstellung und infolge mehrfacher Schäden die aus unerwarteten
                              									Schwierigkeiten entstanden waren, und auf die zum Teil bereits auf S. 244 d. Bd.
                              
                              									hingewiesen war, bezw. auf die noch später zurückzukommen sein wird nach Erklärung
                              									der grundsätzlichen Bauart der Einrichtung selbst.
                           Auf einem solchen Prüfstand wird allgemein die zu untersuchende Lokomotive auf
                              									Tragerädern so aufgestellt, dass jedes Triebräderpaar in unmittelbare Berührung
                              									kommt mit einem darunter liegenden Paar von Tragrädern, die sich infolge der
                              									wälzenden Reibung mit ersteren frei drehen. Die meist mit dem Schornstein nach vorn
                              									gestellte Lokomotive wird mit der Tenderkupplung (falls es keine Tendermaschine ist)
                              									an einem Dynamometer befestigt so zwar, dass eine beträchtliche wagerechte Bewegung
                              									nicht stattfinden
                              									kann. Sobald Dampf in die Zylinder gegeben wird, muss die Lokomotive als Ganzes auf
                              									der Stelle bleiben, indem die Triebräder die Stützräder in entgegengesetztem Sinne
                              									drehen. Wenn letztere nun gebremst werden, so wird die Lokomotive bestrebt sein,
                              									sich von ihnen zu entfernen (abzurollen), und wenn die Tragräder mittels Bremse
                              									gänzlich festgestellt werden, müssen die Triebräder der vom Dynamometer
                              									festgehaltenen Lokomotive auch stehen bleiben, oder es muss Schleudern eintreten.
                              									Folglich wird die Kraft, welche von den Triebrädern übertragen wird, um den
                              									Reibungswiderstand der Stützräder und Bremse zu überwinden, als Zugkraft am
                              									Dynamometer erscheinen, und es gestattet die Ablesung daselbst in Verbindung mit der
                              									Beobachtung der Geschwindigkeit der Triebräder usw., die wirklich von der Lokomotive
                              									geleistete Arbeit zu bestimmen.
                           Vor dem Aufbringen einer Maschine werden die Bocklager mit den Stützrädern
                              									entsprechend den Entfernungen der Achsen von der zu untersuchenden Lokomotive
                              									eingestellt und mit den eisernen Fussbalken des Prüfstandes verschraubt. Die Zapfen
                              									der Stützräder laufen in zweiteiligen Kettenringschmierlagern, deren untere Schale
                              									aus Bronze hergestellt ist. Zur Sicherung gegen Warmlaufen sind die Lager (zur
                              									Wasserkühlung) hohl gegossen; trotzdem entstand eine der ersten Schwierigkeiten aus
                              									dem Heisslaufen dieser Lager.
                           Die zur Verwendung gekommenen Bremsen sind eine Erfindung von G. J. Alden, eines früheren Mitgliedes des Worcester Polytechnikums.Ihre Konstruktion ist ausführlich beschrieben
                                    											in „Transport and Railroad Gazette“ 1905, 24. März, S. 203 u. f.,
                                    											bezw. in der „Z. d. V. d. I.“ 1904, S. 1323 u. f. Sie
                              									werden mittels Presswassers von etwa 4 at betätigt. Um zu verhindern, dass sich das
                              									Bremsgehäuse mitdreht, wird es durch kräftige Zugstangen mit Schlitten verbunden,
                              									die ihrerseits mit der Grundplatte verschraubt werden.
                           Ueber die Prüfungen selbst ist berichtet u.a. in „Transport and Railroad
                                 										Gazette“ (24. März 1905), S. 203 u. f., sowie (21. April 1905) S. 323 u. f.;
                              									ferner in der „Z. d. V. d. I.“ 1904, S. 1321 (Regierungsbaumeister Gutbrod, Cassel), sowie nach der erstgenannten Quelle
                              									in „Glasers Annalen“ 1905, II, S. 107 u. f.
                              									(Regierungsbaumeister Pflug, Charlottenburg).
                           In dem zuletzt angeführten Aufsatz ist ein Teil der Ergebnisse des ersten VersuchesDie
                                    											Ergebnisse von weiteren Versuchen sollen später in Buchform
                                    										erscheinen. unter entsprechender Umrechnung der amerikanischen
                              									Zahlenangaben usw. wiedergegeben. Aus diesem Berichte geht hervor, dass die Absicht,
                              									12 verschiedene Lokomotiven zu prüfen, nicht ausgeführt werden konnte wegen der
                              									bereits erwähnten Schwierigkeiten und auch aus anderen Gründen (Warmlaufen der Lager
                              									für die Tragräderwellen, Erzeugung flacher Stellen auf den Stützrädern durch Gleiten
                              									der Triebräder usw.).
                           Bei den Versuchen liess man die Lokomotiven zunächst 10–15 Minuten laufen, ehe
                              									Ablesungen vorgenommen wurden. Durchschnittlich waren 35 Personen dabei tätig,
                              									darunter 1 Direktor nebst Stellvertreter, 1 Chemiker, 3 Rechner, 1 Stenograph, 1
                              									Versuchsleiter, 1 Betriebsleiter, 11 Beobachter und 15 Arbeiter.
                           Um die Vielseitigkeit der angestellten Beobachtung zu kennzeichnen, möge unter
                              									Hinweis auf den oben erwähnten Bericht von Pflug
                              									hervorgehoben sein, dass die Versuchsergebnisse u.a. erkennen lassen:
                           
                              1. welcher Teil des erforderlichen Zuges auf die einzelnen
                                 										Widerstände zwischen Aschekasten und Rauchkammer entfällt;
                              2. die Temperaturen in der Feuerkiste und in der
                                 										Rauchkammer in ihrer Abhängigkeit vom Kohlenverbrauch;
                              3. die Beziehung zwischen stündlich erforderlicher Kohlenmenge
                                 										f. d. Quadratmeter Rostfläche und stündlicher Dampferzeugung bezogen auf 0 °
                                 										C;
                              4. die Abnahme der mit 1 kg Kohle erzeugten Dampfmenge bei
                                 										zunehmender Verdampfungsleistung auf 1 qm Heizfläche;
                              5. den Zusammenhang zwischen Dampf verbrauch f. 1 PSi und Füllung für verschiedene
                                 										Geschwindigkeit;
                              6. die Beziehung zwischen indizierter Leistung und
                                 										Zylinderfüllung ebenfalls für verschiedene Geschwindigkeiten;
                              7. den Unterschied zwischen der berechneten grössten Zugkraft und der grössten bezw. durchnittlichen
                                 											bei den Versuchen beobachteten Zugkraft.
                              
                           Im Anschluss hieran sei es gestattet, kurz einige allgemeine Bemerkungen über
                              									Betriebsmittel-Prüffelder überhaupt anzufügen. Obgleich diese Anlagen nicht berufen
                              									sind, die Probefahrten auf freier Strecke überflüssig zu machen, so ist ihre
                              									Ueberlegenheit in mancher Hinsicht (s. unten) in der Möglichkeit der Ausführung
                              										„ortsfester“ Versuche begründet.
                           Ausgezeichnete Angaben über „Locomotive Testing
                                    											Plants“, finden sich in dem oben bereits mehrfach angezogenen Werk
                              										„Modern Locomotives“, New York 1897, S. 19 u. f.; ferner in den
                              									Transactions of the American Society of Mechanical Engineers, Vol. XXV, 1904, New
                              									York (Prüffelder für Lokomotiven, S. 589–598 [England] u. S. 827 bis 867
                              									[Amerika]).
                           Nach Professor Goss von der Purdue-Universität bestehen
                              									in Nordamerika vier Lokomotiv-Prüfstände zur Untersuchung von Lokomotiven in
                              									betriebsfähigem Zustand, insbesondere auf ihre Arbeitsleistungen, ihr
                              									Verdampfungsvermögen und die störenden Bewegungen. Je eine solche Anstalt gehört der
                              									Purdue-Universität und der Columbia-Hochschule; der dritte Prüfstand ist im Besitz
                              									der Chicago & North Western
                                 										Eisenbahn-Gesellschaft. Die vierte Anlage ist das oben eingehend
                              									beschriebene Versuchsfeld der Pennsylvania-Bahn, das jetzt von St. Louis nach Altoona, der grössten Eisenbahnwerkstatt der Welt,Büte und von Borries, S. 246 u. f. und Tafeln XLV und
                                    											XLVI. geschafft ist. – In Russland ist vor nicht langer Zeit ein
                              									solcher Prüfstand in der Putilow-Lokomotivfabrik
                              									(Petersburg) errichtet.
                           Wie aus einer Mitteilung des Herrn Regierungsbaumeister PflugGlasers Annalen 1905, II, S. 190.
                              									hervorgeht, plant in Deutschland gegenwärtig Preussen die Errichtung einer solchen
                              									Versuchsanlage in Grunewald bei Berlin und zwar nach
                              									einem Entwurf des Herrn Geheimen Regierungsrates Professor von Borries. In dieser sowohl dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten
                              									als der Technischen Hochschule Charlottenburg für Versuche später zur Verfügung
                              									stehenden Anstalt soll eine völlig neue Art der Zugkraftmessung mittelst
                              									Presswasserkolbens zur Anwendung kommen.
                           Im Zusammenhang hiermit sei übrigens mit Bezugnahme auf D. p. J., S. 481 d. Bds.
                              									erwähnt, dass auch die Allgemeine
                                 										Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin ihren Schnellbahnwagen im Jahre 1901
                              									vor der Prüfung auf freier Strecke durch einen Probebetrieb auf einem Versuchsfeld
                              									untersucht hat.Z. d. V. d. I. 1901,
                                    											S. 1312 u. f. Herr Direktor Lasche
                              									führte seiner Zeit (Herbst 1901) in einem Vortrag im Verein
                                 										für Eisenbahnkunde
                              									aus, dass bei der Neuheit des Ganzen und nahezu jedes einzelnen Teiles der
                              									elektrischen Ausrüstung und bei der hohen Verantwortung, die der Konstrukteur
                              									übernommen hatte, eine Prüfung bei stillstehendem Wagen sehr erwünscht war. Auf
                              									schweren, gusseisernen Aufspannplatten wurden für die beiden Motorachsen eines
                              									Drehgestelles vier Laufachsen aufmontiert. Angesichts der grössten
                              									Umfangsgeschwindigkeit von 56 m/Sek. wurden die Laufrollen aus Stahlguss genommen.
                              									Die tragenden Kränze erhielten das Schienenkopfprofil; seitlich davon wurden breite
                              									Kränze für das Aufbringen eines Bremsbandes vorgesehen, das natürlich auch für den
                              									besonderen Fall erst entworfen werden musste. Die Rollen wurden durch Vermittlung
                              									kräftiger Achsen von Stehlagern mit Weissmetall getragen. Ihre Umlaufzahl betrug
                              									1800 i. d. Min. Mit dieser Versuchsanordnung wurde es möglich, die Motoren der
                              									einzelnen Drehgestelle bis auf die volle Umlaufzahl zu bringen.
                           Die vorgenommenen Proben ergaben völlig befriedigende Resultate. Die Lager wurden
                              									einlaufen gelassen und liefen stundenlang ohne übermässige Erwärmung mit der
                              									vollen Tourenzahl.
                           
                        
                           
                              Schlussbemerkungen.
                              
                           So sei denn dieser Bericht, dessen Inhalt naturgemäss zum grössten Teil in der
                              									Schilderung amerikanischer Einrichtungen bestand, die nicht ohne weiteres auf unsere
                              									Verhältnisse übertragbar sind, aber deren Kenntnis vielleicht Anregung gibt zur
                              									weiteren technischen und wirtschaftlichen Ausgestaltung ähnlicher, bei uns
                              									gebräuchlicher Anlagen, – es sei dieser Ausstellungsbericht geschlossen (wie er
                              									begonnen hat) mit dem Hinweis auf vorbildliche heimische Industrieerzeugnisse.
                           Mögen insbesondere die Bestrebungen der Studiengesellschaft für elektrische
                              									Schnellbahnen, deren hervorragende Ergebnisse innerhalb der Ausstellung in St. Louis
                              									wie bereits vorher in der ganzen Welt die höchste Anerkennung fanden, bald
                              									praktische Erfolge zeitigen, welche einen Segen für das gesamte Eisenbahn- und
                              									Verkehrswesen bedeuten.