| Titel: | Die Kraftmaschinen und Dampfkessel auf der Weltausstellung in Lüttich 1905. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 817 | 
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                        Die Kraftmaschinen und Dampfkessel auf der
                           								Weltausstellung in Lüttich 1905.
                        Von Fr. Freytag,
                           								Chemnitz. (Schluss von S. 807 d. Bd.)
                        Die Kraftmaschinen und Dampfkessel auf der Weltausstellung in
                           								Lüttich 1905.
                        
                     
                        
                           3. Société anonyme de
                                 										Chaudronnerie et Fonderies Liégeoises (vorm. Pétry-Chaudoir) in
                                 									Lüttich.
                           Den in der Maschinenhalle ausgestellten Zweiflammrohrkessel von 100 qm Heizfläche zeigen Fig. 95 und 96. Er ist für einen
                              									Arbeitsdruck von 10 Atm. gebaut und hat im zylindrischen Teil von 10,2 m Länge einen
                              									mittleren Durchmesser von 2,2 m, hydraulisch genietete Bleche mit doppelter Quer-
                              									und Längsvernietung (s. Fig. 95) aus Siemens-Martin-Stahl von 21,5 mm und gewölbte Böden von
                              									22 mm Dicke. Die beiden Flammrohre bestehen je im ersten Schuss aus einem gewellten,
                              									nachdem aus vier glatten Schüssen; letztere haben 850 mm mittleren Durchmesser bei
                              									16 mm Wandstärke, die beiderseits glatt endenden Wellrohre 800 bezw. 900 mm
                              									Durchmesser bei 10 mm Blechdicke.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 817
                              Fig. 95. Zweiflammrohrkessel der Société de Chaudronnerie et Fonderies
                                 										Liéegeoises in Lüttich.
                              
                           Galloway-Rohre dienen zur Versteifung der glatten
                              									Flammrohre bezw. zur Vergrösserung der Heizfläche und Erzielung einer lebhaften
                              									Wasserzirkulation im Kessel usw.
                           Der schwach nach hinten geneigte Planrost hat 1,98 m Länge bei 2 . 0,8 = 1,6 m
                              									Breite. Der vom Heizerstande aus durch Kettenzug eingestellte Rauchschieber ist als
                              									Drosselklappe ausgebildet.
                           Die Einmauerung des Kessels ist in der Weise durchgeführt, dass die auf dem Rost
                              									entwickelten Heizgase nach Durchströmen der Flammrohre zunächst rechts und links
                              									seitlich nach vorn und dann unter dem Kessel entlang nach hinten zum Fuchs
                              									ziehen.
                           Der im Kesselhaus unter Dampf stehende Zweiflammrohrkessel
                              									derselben Firma von 120 qm Heizfläche unterscheidet sich hauptsächlich nur in
                              									den Abmessungen von dem vorbesprochenen Kessel. Er hat bei 2,4 m Durchmesser eine
                              									Länge von 11,6 m; die den Rost aufnehmenden Wellrohre haben 900 bezw. 1000 m
                              									Durchmesser.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 817
                              Fig. 96.
                              
                           Beide Kessel sind behufs schnellen Anheizens je mit einem Schmidtschen Wasseranwärmer versehen, der auf den Abbildungen nicht mit
                              									angegeben ist. Derselbe besteht aus einem Rohr von grossem Durchmesser, welches
                              									unten zwischen die Flammrohre und zwar mit schwacher Neigung nach vorn in den Kessel
                              									eingebaut ist. Am hinteren Ende ist dieses Rohr an ein in den Dampfraum des Kessels
                              									ausmündendes senkrechtes Rohr, am vorderen Ende durch ein Zwischenstück an ein auf
                              									dem vorderen Kesselboden befestigtes Absperrventil angeschlossen. Wird letzteres
                              									beim Anheizen des Kessels geöffnet, so kann Luft aus der Atmosphäre in den Dampfraum
                              									des Kessels eintreten. Sobald sich Dampf entwickelt, treibt dieser die im Kessel und Rohr
                              									befindliche Luft wieder ins Freie und indem er hierbei kondensiert, gibt er einen
                              									Teil seiner Wärme an das Rohr bezw. an das dieses umspülende Kesselwasser ab. Die
                              									Kondensationsprodukte werden durch den nachströmenden Dampf aus dem Absperrventil
                              									herausgetrieben und erst wenn trockener Dampf austritt – dies geschieht, wenn das
                              									Wasser im unteren Teil des Kessels die Temperatur des Dampfes erreicht hat –, kann
                              									das Absperrventil wieder geschlossen werden.
                           
                        
                           4. Grille & Cie. in
                                 									Paris.
                           Die Firma hat im Kesselhause zwei gleiche, von der Société
                                 
                                 										anonyme de Chaudronnerie et Fonderies Liégeoises (vorm. Pétry-Chaudoir) in Lüttich nach System Solignac-Grille gebaute Dampfkessel – aus je einem
                              									Bündel gebogener Rohre und aus einem als Dampfsammler dienenden zylindrischen
                              									Oberkessel bestehend – ausgestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 818
                              Fig. 97 und 98. Dampfkessel der Firma Grille & Cie in Paris.
                              
                           Fig. 97 und
                              										98
                              									lassen die Bauart eines solchen Kessels erkennen. Die vordere, hier mit Wasser
                              									angefüllte Kammer a, in welche 108 nahtlose Siederohre
                              									von 25 bezw. 30 mm Durchmesser aus weichem Stahl einmünden, steht durch drei Rohre
                              										b von je 40 mm lichter Weite, die an
                              									federbelastete, vom Heizerstande aus mittels Handhebel stellbare Ueberströmventile
                              									anschliessen, mit dem Oberkessel aus Siemens-Martin-Stahl von 1,2 m Durchmesser und 2,38 m Länge in Verbindung.
                              									Die drei untersten Rohrreihen liegen dicht neben- und übereinander, während die
                              									übrigen Rohrreihen grössere gegenseitige Abstände zeigen; sämtliche Rohre münden in
                              									den Dampfraum des Oberkessels. Das Speisewasser tritt aus dem letzteren in die
                              									vordere Wasserkammer und von hier in das Rohrsystem, wo es verdampft. Die zur
                              									Führung der Heizgase dienenden gusseisernen Platten sind in Fig. 97
                              									ersichtlich.
                           Der auf einem eisernen, mit Steinen ausgesetzten Gerüst ruhende Kessel hat 1,72 qm
                              									Rostfläche, 38,16 qm Heizfläche und 10 Atm. Betriebsdruck; er erzeugt stündlich 1500
                              									kg Dampf. Um eine Laufbühne zu vermeiden, wird das am vorderen Kesselboden
                              
                              									befestigte Dampfabsperrventil vom Heizerstande aus durch Kettenzug entsprechend
                              									eingestellt.
                           
                        
                           5. G. Bailly-Mathot in Chenée bei
                                 										Lüttich.
                           Die drei im Kesselhause aufgestellten Wasserrohrkessel
                              									sind sämtlich für eine Betriebsspannung des Dampfes von 10 Atm. gebaut.
                           Der grösste Kessel von 250 qm Heizfläche und 5,52 qm
                              									Rostfläche (Fig.
                                 										99 und 100) enthält 158
                              									Rohre von je 90 mm äusserem Durchmesser und 5,5 m Länge; sein Wasserinhalt beträgt
                              									14,0, sein Dampfinhalt 5 cbm und seine normale Verdampfung 4000 kg in der
                              									Stunde.
                           Der zweite mit Staubkohle gefeuerte Kessel (Fig. 101
                              									bis 103)
                              									hat 100 qm Heizfläche, einen Wasserinhalt von 6,4 und einen Dampfinhalt von 2,3 cbm;
                              
                              									er enthält 73 Rohre von je 90 mm Durchmesser und 4,7 m Länge. Der dritte mit 37
                              									Rohren von je 90 mm äusserem Durchmesser und 3,5 m Länge versehene Kessel hat
                              
                              									folgende Hauptabmessungen:
                           
                              
                                 Heizfläche
                                 42 qm
                                 
                              
                                 Wasserinhalt
                                 3,4 cbm
                                 
                              
                                 Dampfraum
                                 1,35  „
                                 
                              
                                 Normale Verdampfung in der Stunde
                                 630 kg.
                                 
                              
                           Um lebhaften Wasserumlauf und eine schnelle Dampfentwicklung zu erzielen, haben Bailly-Mathot bei ihren Kesseln die Abmessungen der
                              									Wasserkammern vergrössert und zwar erhalten dieselben bei Heizflächen von 65 qm und
                              									darüber eine Tiefe von 200 mm und auch eine mit der Heizfläche anwachsende
                              									Breite.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 819
                              Fig. 99 und 100. Wasserrohrkessel von 250 qm Heizfläche der Firma
                                 										Bailly-Mathot in Chênée bei Lüttich.
                              
                           Damit sollen stündlich etwa 25–30 kg Dampf auf 1 qm Heizfläche
                              									ohne besondere Anstrengung des Kessels erzeugt werden können – allerdings mit
                              
                              									geringer Abnahme des Wirkungsgrades des Kessels. Diese Verbesserungen haben dazu
                              
                              									geführt, die Wasserkammern in sich und auch ihre Verbindungsstücke mit dem
                              									Oberkessel kräftiger als bisher auszuführen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 819
                              Wasserrohrkessel von 100 qm Heizfläche der Firma Bailly-Mathot in Chênée bei
                                 										Lüttich.
                              
                           Die hintere Wasserkammer a (Fig. 99 und 100) steht
                              									mit dem Wasserraum des Oberkessels in unmittelbarer Verbindung; die vordere Kammer
                              										b schliesst an eine im Dampfraum des Kessels
                              									liegende Blechrinne c an, die sich nahezu bis an das
                              									Ende des Kessels erstreckt. Ueber dieser Rinne sind Rohre angeordnet, die in eine
                              									unter dem Dampfabsperrventil des Kessels liegende Kammer ausmünden. Es ist durch
                              									diese Einrichtung eine von dem Wasserraum des Kessels vollständig unabhängige Dampfströmung
                              									geschaffen, so dass selbst bei angestrengtem Betriebe der Kessel noch trockenen
                              									Dampf liefert.
                           Die zur Führung der Heizgase dienenden feuerfesten Längsplatten bestehen aus
                              									einzelnen, je drei Rohrenreihen bedeckenden und gegenseitig überlappten Platten.
                           Feuer- und Aschenfalltüren öffnen sich nach innen und
                              									schliessen sich beim Platzen eines Rohres infolge Wirkung des ausströmenden Dampfes
                              									selbsttätig.
                           Bei Anordnung eines Ueberhitzers kommt dieser unter die
                              									Rohre zu liegen und wird von den über die Feuerbrücke ziehenden Heizgasen umspült;
                              
                              									bevor diese jedoch den Ueberhitzer erreichen, strömen sie erst durch die Oeffnung
                              									einer aus feuerfestem Material hergestellten dünnen Wand, wobei eine stellbare
                              
                              									Klappe als Regulator wirkt.
                           Der Feuerraum des mit Staubkohle geheizten Kessels (Fig. 101–103)
                              									besitzt keinen Rost; dieser ist durch eine aus feuerfesten Steinen gebildete Kammer
                              									ersetzt worden, deren Weissglut die Verbrennung aufrecht erhält.
                           Für das Anheizen des Kessels genügt ein in der Verbrennungskammer angelegtes
                              									Holzfeuer, in dem sich die Staubkohle augenblicklich entzündet. Um eine vollständige
                              									Verbrennung der letzteren zu erzielen, ist derselben eine entsprechende Luftmenge
                              									zuzuführen; hierzu dienen stellbare Luftleitungen zu Seiten der Speisewalze des vor
                              
                              									dem Kessel aufgestellten Feuerungsapparates der Central
                                 										Cyclone Comp., Limited. Bei angestrengtem Kesselbetrieb werden zur
                              									Vermehrung der Luftzufuhr noch in der Deckplatte der vorderen Kesselwandung
                              									angebrachte Schieber geöffnet.
                           Rauch- und Russbildungen sollen bei dieser Staubkohlenfeuerung vollständig in Wegfall
                              									kommen und es soll ferner infolge vollständiger Verbrennung, regelmässiger
                              									Beschickung usw. der Wirkungsgrad einer solchen Feuerungsanlage sich äusserst
                              									günstig gestalten.
                           In Deutschland haben die vor einer Reihe von Jahren mit Kohlenstaubfeuerungen
                              									gemachten Versuche keine guten Ergebnisse geliefert. Als grösster Nachteil wurde
                              									seiner Zeit angegeben, dass die Beschaffung genügend fein gemahlenen trockenen
                              									Kohlenstaubes in hierzu dienenden sogen. Kohlenmühlen grossen Schwierigkeiten
                              									begegne und beinahe unmöglich sei. Tatsächlich haben auch bei uns die
                              									Kohlenstaubfeuerungen keine grössere Verbreitung gefunden! Ob die genannten
                              									bisherigen Schwierigkeiten nunmehr als überwunden betrachtet werden können, mag
                              									dahingestellt bleiben!
                           
                        
                           6. Deutsch-Oesterreichische
                                 										Mannesmannröhren- Werke in Düsseldorf.
                           Die Firma hat die Patente des Inspektors Brotan auf
                              									einen Lokomotivkessel mit Wasserrohrfeuerbüchse erworben und einen solchen Kessel
                              									für eine 2/4
                              									gekuppelte Schnellzuglokomotive der österreichischen Staatsbahnen auf der
                              									Weltausstellung in Lüttich in der Abteilung für Eisenbahnwesen ausgestellt.
                           Fig.
                                 										104–107 zeigen die Bauart dieses Kessels mit eingebauter
                              									Wasserrohrfeuerbüchse. Er besteht, wie der normale Lokomotivkessel der genannten
                              									Bahnen, aus einem Steh- und einem Langkessel, letzterer aus einem Feuerröhrenkessel
                              									und aus einem mit diesem durch drei Stützen verbundenen Dampfsammler, an den sich
                              									der über dem Stehkessel liegende Vorkopf anschliesst.
                           In den letzteren sind die oberen Enden gebogener, eng nebeneinander liegender
                              									Wasserrohre – nahtlose Stahlröhren (Mannesmann-Röhren) von 95/85 mm Durchmesser
                              									– eingewalzt. Die dadurch gebildete Gewölbefläche schliesst im Verein mit dem
                              									verstärkten Vorkopfboden und der kreisrunden Rohrwand des Langkessels den Feuerraum
                              									über dem Roste kofferförmig ab.
                           Die ersten Wasserrohre lehnen sich mit dem gebogenen Teil an die Rohrwand derart
                              									an, dass alle Feuerrohröffnungen frei bleiben; die zweiten Rohre lehnen sich in
                              									derselben Lage an die ersten, die dritten an die zweiten usw., bis – zur Stirnseite
                              									kommend – die Rohre in kurzen Bögen in konzentrische Lagen übergehen, deren
                              									innerstes den Heiztürring einschliesst. Die Stirnwandrohre sind U förmig gebogen und haben im Scheitel des Bogens
                              									angeschweisste oder angenietete und hart gelötete Stutzen (s. Fig. 104).
                           Das äusserste Stirnwandrohr ist ein sogen. Hosenrohr mit einem senkrecht aufwärts
                              									gerichteten Stutzen; die Stutzen des zweiten und des vierten Stirnwandrohres zweigen
                              
                              									nach innen, der des dritten mittleren Rohres nach aussen ab (s. Fig. 108).
                           An die Stelle des Bodenringes normaler Lokomotiven tritt das aus Stahlguss
                              									hergestellte mehrteilige Wasserverteilrohr, das durch nahtlose Knierohre mit dem
                              									Feuerröhrenkessel in Verbindung steht. Durch zwischengeschaltete, am Boden des
                              									Langkessels angenietete konische Stutzen wird erreicht, dass genügendes Wasser in
                              									die Knierohre abfliessen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 820
                              Fig. 108. Stirnwandrohre des Brotan-Kessels.
                              
                           In die am oberen Teile des Grundrohres ersichtlichen Ansätze sind die Wasserrohre
                              									eingewalzt. Für das Aufwalzen und Auftreiben der Rohrenden haben die Grundrohre im
                              									unteren Teile, gegenüber den Rohrlöchern runde, mit Deckeln verschliessbare
                              									Oeffnungen, ausserdem sind Auswaschstutzen, Ansätze für Roststabträger und dergl. am
                              									Grundrohr angebracht.
                           Die Verbindung des Langkessels mit dem Mantel des Stehkessels erfolgt durch einen
                              									kräftigen Winkelring.
                           Zur lösbaren Verbindung der Mantelbleche des Stehkessels werden diese mittels Winkel
                              									oder Laschen zusammengeschraubt. Das ganze Rohrsystem wird, wie auch der
                              									Heiztürring, mit kräftigen Zugbändern aus Flacheisen zusammengehalten, letzterer
                              									auch noch nach unten hin mittels einer Zugstange mit Spannschloss gegen das
                              									Grundrohr angezogen.
                           Der an der Vorderwand liegende freie Raum unter dem in die Feuerbüchse vorstehenden
                              									Teile des Feuerröhrenkessels wird mit Chamotteziegeln ausgemauert und ebenso der an
                              									der Stirnwand unter dem Heiztürring und zwischen den Schenkeln des innersten
                              									konzentrisch liegenden Wasserrohres befindliche freie Raum. Zwischen die Wasserrohre
                              									und die Verschalung werden Asbesttafeln zum Wärmeschutz eingelegt.
                           Die Aufhängung des Stehkessels erfolgt am Grundrohr. Auswaschluken an der höchsten
                              									Stelle des Bohrkopfes und am Grundrohr dienen zur Reinigung der Wasserrohre.
                           Als hauptsächlichste Vorteile des Brotan-Kessds
                              									gegenüber den bisherigen Kesselsystemen werden hervorgehoben:
                           
                              1. Wegfall der Stehbolzen, Deckenanker sowie sonstiger
                                 										Verankerungen und damit von Deformationen und Rissen sowohl in den Seitenwänden
                                 										und in der Decke, wie auch in der Feuerbüchsrohrwand.
                              2. Alle dem Feuer ausgesetzten Flächen bestehen aus bequem
                                 										zugänglichen Wasserrohren; Nietungen und Verschraubungen sind nicht
                                 										vorhanden.
                              3. Der Kessel gestattet infolge einer um etwa 50 v. H.
                                 										grösseren unmittelbaren Heizfläche eine bessere Ausnutzung der Heizgase bei
                                 										gleichen Rostabmessungen; er hat ferner eine äusserst lebhafte Wasser- und
                                 										Dampfzirkulation.
                              4. Ersparnis an Brennmaterial.
                              5. Erhöhung des Betriebsdruckes, ohne Defekte der
                                 										Feuerbüchswände befürchten zu müssen.
                              6. Verminderung der Explosionsgefahr.
                              7. Billigere Herstellung und weniger Reparaturen.
                              
                           Diese Vorteile des Brotan-Kessels sind bei verschiedenen
                              									Versuchsfahrten festgestellt worden!
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 821
                              Lokomotivkessel mit Wasserohrfeuerbüchse, System Brotan, der österreichischen
                                 										Staatsbahnen.
                              
                           Da eine in Triest stationierte Lokomotive mit Brotan-kessel (2/4 gekuppelte
                              									Schnellzuglokomotive No. 428) im Betriebe sich gut bewährt, hat das k. k.
                              									Eisenbahnministerium den Bau von weiteren fünf Kesseln dieser Serie angeordnet. Der Entwurf für
                              									den Kessel einer 4/4 gekuppelten Güterzuglokomotive ist unter Oberleitung des Oberbaurat Gölsdorf fertiggestellt und wird demnächst zur
                              									Ausführung gelangen.
                           Desgleichen befindet sich in den Werkstätten der k. ungarischen Staatsbahnen in
                              									Budapest ein Brotan-kessel für eine 2/4 gek.
                              									Verbund-Schnellzuglokomotive im Bau.
                           Die Moskau-Kasaner Eisenbahn baut zur Zeit zwei Brotan-Kessel für 4/4 gek. Güterzuglokomotiven.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 822
                              Fig. 109. Ueberhitzer der Firma Jos. Mathot in Chênée bei Lültich.
                              
                           Auf Grund einer eingehenden Besichtigung der im Bezirk der k. k. österreichischen
                              									Staatsbahndirektion Triest im Dienst befindlichen Brotan-Lokomotiven durch eine Kommission des preussischen
                              									Lokomotiv-Ausschusses im Januar d. J., wobei auch Probefahrten mit der Lokomotive
                              									No. 428 unternommen wurden, hat der Ausschuss in seiner Februarsitzung beschlossen,
                              									beim Eisenbahnministerium den Bau von vier Brotan-Kesseln vorzuschlagen, und zwar zwei für 2/4 gek.
                              									Schnellzug- und zwei für 4/4 gek. Güterzuglokomotiven.
                           Die italienische Südbahn (Società Italiana per le strade
                                 										ferrate Meridionali) hat Entwürfe für 2/4 gek. Schnellzug- und 4/4 gek.
                              									Güterzuglokomotiven aufstellen lassen.
                           Die k. k. Bosnisch-Herzegowinische Staatsbahn hat gleichfalls Entwürfe für eine
                              									Zahnrad- und eine Adhäsionslokomotive eingefordert.
                           Die französischen Eisenbahngesellschaften Paris–Lyon–Méditerranée, Midi und Quest
                              									haben ebenso wie die Serbische Staatsbahn beschlossen, Versuche mit dem Brotan-System anzustellen.
                           In nächster Zeit werden in Triest Parallelversuche und -Probefahrten mit der Brotan-Lokomotive No. 428 und einer normalen Lokomotive
                              									gleicher Serie angestellt.
                           Ausser den vorgenannten haben noch nachstehende Firmen die Weltausstellung in Lüttich
                              									mit grösseren Dampfkesseln beschickt:
                           
                        
                           
                              Jos. Mathot in Chênée bei Lüttich.
                              
                           Zwei Wasserrohrkessel, System Mathot, von je 303 qm Heizfläche und 11 Atm. Betriebsdruck. Die hintere
                              									Wasserkammer jedes Kessels steht durch Rohre mit einem zylindrischen Oberkessel von
                              									1,2 m Durchmesser und 7,5 m Länge in Verbindung, Jeder Kessel kann stündlich 4500 kg
                              									Dampf erzeugen. In der Maschinenhalle zeigt die Firma einen vollständig aus
                              									Stahlblechen hergestellten Ueberhitzer (Fig. 109). Die Verbindung der Rohre mit dem oberen
                              									und unteren Ueberhitzerkasten erfolgt ohne Verwendung irgend welcher Dichtungsmittel
                              									in der in Fig. 110 ersichtlichen Weise.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 822
                              Fig 110. Rohrverbindung mit Ueberhitzerkasten der Firma Jos. Mathot in Chênée
                                 										bei Lüttich.
                              
                           
                        
                           J. & A. Niclause in Paris.
                           Einen Röhrenkessel bekannter Bauart von 280 qm
                              									Heizfläche und 15 Atm. Betriebsdruck. Die nahtlosen Rohre sind aus besonders weichem
                              									Stahl gefertigt. In das Rohrbündel ist ein Ueberhitzer eingeschaltet.
                           
                        
                           
                              Jaques Piedboeuf in Jupille bei Lüttich.
                              
                           Zwei Flammrohrkessel von je 120 qm Heizfläche und 10
                              									Atm. Betriebsdruck – der eine mit zwei glatten
                              									Flammrohren und je 12 Galloway-Rohren, der andere mit
                              										einem gewellten Flammrohr (Zweiflammrohrkessel
                              									unten und Heizrohrkessel oben) System Morisson, ferner
                              									einen Doppelkessel von 160 qm Heizfläche und 13 Atm.
                              									Betriebsdruck, sowie einen Wasserrohrkessel von 220 qm
                              
                              									Heizfläche und 10 Atm. Betriebsdruck.
                           
                        
                           
                              Ateliers du Thiriau in La Croyère.
                              
                           Ein Zweiflammrohrkessel von 120 qm Heizfläche und 10
                              									Atm. Betriebsdruck mit Gallowav-Rohren.