| Titel: | Neue Holzbearbeitungsmaschinen. | 
| Autor: | P. von Denffer | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 12 | 
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                        Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
                        Von Adj. Professor P. von
                                 									Denffer, Riga.
                        Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
                        
                     
                        
                           Unter den Neuerungen an Maschinen zur Räderfabrikation findet vorteilhafte
                              									Verwendung bei der Herstellung von Rädern mit gusseisernen Naben die von der
                              									Gesellschaft „Stella“ gebaute aufrechte Zylindersäge und Fräse.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 11
                              
                              
                           Bei der Anfertigung von Rädern dieser Art werden die auf einer besonderen
                              										MaschineSiehe Kataloge der
                                    											Defiance Maschine Works und der Gesellschaft „Stella“ Maschine zum
                                    											Hobeln der Speichenenden. behobelten Speichen mit ihren
                              									entsprechend geformten Enden so aneinander gefügt, dass sie sich zu einem vollen
                              									Kreis zusammenschliessen (Fig. 1). In die auf
                              									solche Weise gebildete mittlere Oeffnung kommt nun die gusseiserne Nabe, bestehend
                              									aus einer Büchse mit angegossenem Flansch a (Fig. 2); um
                              									das ganze zusammen zu halten wird auf der andern Seite über das vortretende Ende der
                              
                              
                              									Büchse die Scheibe b gesteckt und geschieht die
                              									Befestigung der Speichen dadurch, dass man je zwei Speichen an den Stossflächen zwei
                              									mal anfräst und durch die so gebildeten Löcher Bolzen durchsteckt. (Fig. 2 rechts.)
                           Um nun nach dem Zusammenfügen der Speichen eine genaue zylindrische Oeffnung zu
                              									erhalten, in welche die Nabenbüchse streng hineinpasst, müssen die behobelten Enden
                              									der Speichen nach einem Kreisbogen beschnitten werden, wobei gleichzeitig noch die
                              									dem Flansch zugekehrte Kante abgerundet werden muss, um möglichst inniges Anliegen
                              									der Speiche an die Nabe zu erreichen.
                           Diese Arbeiten lassen sich nun auf der eigens zu diesem Zweck gebauten kleinen Zylindersäge überaus rasch, bequem und sauber
                              									ausführen, so dass ein weiteres Nacharbeiten von Hand überflüssig wird.
                           Die Maschine (Fig. 3) besteht aus einem aufrechten
                              									Gestell, an dessen vorderer Seite die beiden Lager für die senkrechte Sägenspindel
                              									angegossen sind. Letztere lässt sich in ihren Lagern mittels eines Handgriffes nach
                              									abwärts verschieben, um den Schnitt auszuführen; ein Gegengewicht bringt nach
                              									vollendetem Schnitt die Spindel wieder in die Höchststellung zurück.
                           Die zu beschneidende Speiche kommt unter die Säge auf einen Ausleger, dessen obere
                              									Bahn entsprechende Auflagen zur Aufnahme der Speiche hat. Diese Auflagen haben die
                              									Form Fig. 4; hierbei kann natürlich die der Säge
                              									zugekehrte Auflage entsprechend der Schrägung der Speichenenden – die Anzahl der
                              									Speichen hängt vom Durchmesser der Räder ab – eingestellt werden, um eine durchaus
                              									zuverlässige Stützung der Speiche zu erzielen. Die erforderliche Neigung der
                              									Speichen (vergl. Fig. 2) (Sturz des Rades) wird leicht durch eine hölzerne Unterlage von
                              									entsprechender Form und durch die Stellung der anderen, gabelförmigen Auflage
                              									eingestellt. Dank dieser Anordnung geht das Aufbringen der Speichen ungemein rasch
                              									vor sich, wobei jedoch der Arbeiter darauf zu achten hat, dass die Speichen fest an
                              									die schrägen Auflagen angedrückt werden, um genau gleichliegende Schnitte zu
                              									erhalten.
                           Nach Durchschneiden der Speiche mittels der Zylindersäge, senkt man die Spindel noch
                              									tiefer bis der, über der Säge angeordnete Fräskopf die obere Kante abgerundet hat;
                              
                              									hierbei begrenzt ein Stellring auf der Spindel die tiefste Lage.
                           Der Antrieb der Sägenspindel erfolgt von dem am Maschinengestell befindlichen Vorgelege mittels
                              									zweier Leitrollen und einer Spannrolle.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 12
                              Fig. 3.
                              
                           Das Vorgelege hat feste und lose Scheiben von 250 mm Durchmesser bei einer Breite von
                              									100 mm und läuft mit 450 Umdrehungen in der Minute.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 12
                              Fig. 4.
                              
                           Hiernach erhält die Sägenspindel etwa 1200 Umdrehungen in der Minute, so dass man
                              									eine Schnittgeschwindigkeit der Zylindersäge, bezw. des Fräsers von rund 4,7
                              										m/sec.
                              									erhält.
                           Die Sägenspindel hat die Form Fig. 5. Der Kopf mit
                              									der Säge und dem Fräser ist in die Welle eingeschraubt, so dass Säge und Fräser
                              									leicht auswechselbar sind. Die Verbindung der Spindel mit dem Hebel erfolgt mittels
                              									des Zwischenstückes a aus Gusstahl, das in der Spindel
                              
                              									drehbar ist; seine Lage wird durch Mutter b und
                              									Gegenmutter c gesichert. Oelnuten zum Schmieren der
                              									Pfanne sind natürlich vorgesehen.
                           Eine interessante Neukonstruktion zeigt ferner die ebenfalls von der Gesellschaft
                              										„Stella“ gebaute Fräsmaschine für
                                 										Patronensattelhölzer. Sie hat den Zweck, die hölzernen Leisten, die den
                              									Geschossen der modernen Schnellfeuergeschütze in den Munitionskästen als Auflager
                              									dienen, mit den entsprechenden Vertiefungen zu versehen, um den Geschossen eine
                              									unverrückbare Lage zu geben. Jedes Geschoss, ein ganzes mit der Sprengstoffhülse
                              									bildend, ruht auf vier Leisten (Fig. 6); je vier
                              
                              									Geschosse kommen in einen gemeinsamen Kasten aus gepresstem Eisenblech, so dass jede
                              									Leiste mit vier Vertiefungen zu versehen ist, wobei noch berücksichtigt werden muss,
                              									dass die Lage der Geschosse gegen einander versetzt ist (Fig. 7). Die Ausarbeitung der Vertiefungen kann natürlich nur erfolgen,
                              									nachdem die Leisten an die Böden der Kästen befestigt sind. Um diese Arbeit genau
                              									auszuführen, wird mit Vorteil oben genannte Fräsmaschine benutzt (Fig. 8).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 12
                              Fig. 5.
                              
                           Sie besteht aus einem kräftigen Hohlgusständer, dessen auslegerartiger Oberteil die
                              									Lagerung zweier wagerechter Fräswellen trägt.
                           Diese Wellen, in festem Abstand von einander, (gleich der Entfernung a in Fig. 7) tragen je
                              									vier Fräser, entsprechender Form und Grösse. Unterhalb der Fräswellen ist ein
                              									wagerechter Tisch angeordnet, der an prismatischer Führung in der Höhe verstellbar,
                              									zur Aufnahme der zu bearbeitenden Geschosskästen dient. Die genaue Lage der Kästen
                              									wird durch vier, auf der Tischplatte befestigte Winkel gesichert.
                           Die Arbeitsweise dieser Maschine besteht nun darin, dass, nachdem man den Kasten mit
                              									den Leisten auf den heruntergelassenen Tisch gebracht, den letzteren mittels des
                              									Handrades so weit hebt, bis die Fräser die Leisten auf die gewünschte Tiefe
                              									angeschnitten haben.
                           
                           Diese höchste Stellung des Tisches wird durch einen verstellbaren Anschlag am
                              									Support begrenzt. Natürlich werden hierbei nur die Vertiefungen 1 und 2 (Fig. 7) ausgefräst; – für die beiden anderen 3 und 4 muss die
                              									geschilderte Arbeit wiederholt werden, nachdem zuvor der Kasten um 180° gedreht
                              									worden ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 13
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 13
                              Fig. 7.
                              
                           Da es bei dieser Bearbeitung der Leisten in der Hauptsache auf durchaus genaue
                              									Ausarbeitung der Vertiefungen ankommt, die Durchmesser der Fräser sonach streng
                              									vorgeschriebene Abmessungen haben müssen, so werden die Leisten, die sogenannten
                              									Sattelhölzer mit der Bandsäge vorgeschnitten, so dass den Fräsern nur die Arbeit der
                              									endgültigen Formgebung bleibt. Dank diesem ist die Abnutzung der Fräser auch nur
                              									eine äusserst geringe.
                           Der Antrieb der Maschine erfolgt von einer im oberen Teil des Gestelles gelagerten
                              									Welle, die feste und lose Scheiben von 200 mm Durchmesser und 80 mm Breite hat und
                              
                              									mit 800 Umdrehungen in der Minute umläuft. Die
                           beiden Fräserwellen werden durch gemeinsamen Riemen unter Zwischenschaltung einer
                              									durch Gewicht belasteten Spannrolle angetrieben und machen rund 3200 Umdrehungen in
                              									der Minute, so dass die Schnittgeschwindigkeiten der Fräser mit den
                              									Durchmessern von 66–84 mm rund 11 bis 14 m/sec. betragen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 13
                              Fig. 8.
                              
                           Die Fräserwellen laufen in zwei Lagern mit Rotgussbüchsen; die Abmessungen der Lager
                              									sind durch die Stellungen der Fräser auf der Welle – Entfernung der Sattelhölzer von
                              									einander – und durch die Stärke der Leisten bestimmt, so dass die gezeigte
                              									Konstruktion mit der Anordnung der Schmierung durch den Lagerfuss (Fig. 9) erforderlich wurde. Auch bei diesen Wellen
                              									ist durch Anordnung von Hülsen als Zwischenlagen (Fig.
                                 										9 Schnitt) ein leichtes Auswechseln der Fräser möglich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 13
                              Fig. 9.
                              
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)