| Titel: | Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten. | 
| Autor: | H. Reissner | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 34 | 
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                        Nordamerikanische
                           								Eisenbauwerkstätten.
                        Von Dr.-Ing. H.
                                 									Reissner, Berlin.
                        (Fortsetzung von S. 746, Bd. 320.)
                        Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten.
                        
                     
                        
                           
                           
                              Einzelbeschreibungen.
                              
                           Nachdem die gemeinsamen Merkmale und allgemeinen Gesichtspunkte soweit als möglich
                              									gegeben worden sind, gehen wir zur Besprechung einzelner Anlagen über. Dabei sollen
                              									die Werke von Riter & Conley und Edgemoor nicht weiter betrachtet werden, da dieselben
                              									durch die allgemeinen Bemerkungen im ersten Teil S. 645 und 743, Bd. 320, und die
                              									bezifferten Lagepläne 9 und 24 als erledigt gelten können. Die anderen
                              									Eisenbauanstalten, von denen allerdings auch manches schon im ersten Teil gesagt
                              									ist, sollen jetzt, nach der Grösse geordnet und mit den kleineren anfangend, soweit
                              									Verfasser von ihnen Kenntnis nehmen konnte, behandelt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 33
                              Fig. 27. Lageplan der Werkstätte von Bolter Sons, Chicago.
                              1. Johns Patentscheere für Träger;
                                 										2, 3. Scheren für Bleche und Winkel; 4. Kaltsäge; 5, 6. Lochstanzen; 7. Bement
                                 										Niles-Fräser mit Tisch; 8. Schmiedehammer; 9. Schleifmaschine; 10.
                                 										Schmirgelscheiben; 11. Vertikal-Bohrmaschine; 12. Luftkompressor; 13.
                                 										Werkmeisterbureau und Werkzeuglager, darüber Schablonenwerkstatt.
                              
                           
                              
                                 1. Bolter Sons Structural Iron Works, Chicago.
                                 
                              Der Plan (Fig. 27) mit Maschinenaufstellung zeigt
                                 										in übersichtlicher Weise, dass es sich um eine kleine, aber gut angeordnete
                                 										Werkstatt für Hochbauarbeiten und Eisenguss, bei denen keine Hobel-, Dreh-, oder
                                 										Bohrarbeit in grösserem Masstab nötig ist, handelt.
                              
                           
                              
                                 2. Brackett Bridge Co., Glendale bei Cincinnati.
                                 
                              Der Plan (Fig. 28) mit Maschinenaufstellung zeigt
                                 										die Anlage. Sie ist nur klein, jedoch wird eine maximale Leistungsfähigkeit von
                                 										10000 t im Jahr dadurch erreicht, dass fast nur Arbeit mit gestanzten
                                 										Löchern ohne Nachbohren wie für Hochbauten, Landstrassenbrücken und weniger
                                 										strenge Eisenbahnbehörden ausgeführt wird. Zum Betriebe dienen eine kleine
                                 										Gaserzeugeranlage, 50 PS-Gasmaschine, Luftkompressor für pneumatische Werkzeuge
                                 										und gasgeheizte Nietöfen. Die Gebäude sind aus Holzfachwerk. Weiteres ist aus
                                 										der Zeichenerklärung zur Fig. 28 zu ersehen.
                              Ausserdem in der Haupthalle zwei Laufkräne mit Handbetrieb und zur Bedienung der
                                 										Seitenräume querlaufende Flaschenzüge.
                              
                           
                              
                                 3. Trenton Brückenbauanstalt.
                                 
                              Die Werkstätte der Trenton Iron Works ist von der
                                 
                                 											American Bridge Co. in den letzten Jahren durch
                                 										Aufstellung neuer Maschinen und elektrischen Einzelantrieb zu einer ziemlich
                                 										leistungsfähigen Anlage gestaltet worden, worüber die Skizze (Fig. 29) und die zugehörige Zeichenerklärung
                                 										einigen Aufschluss geben. Siehe auch Seite 629, Bd. 320, die statistischen
                                 										Angaben.
                              Die Transportmittel ferner sind:
                              In der Blechträgerabteilung ein 15 t el. Laufkran und zahlreiche
                                 										Drucklufthebezeuge. Drei Schmalspurgleise und ein gemischtes
                                 										Normal-Schmalspurgleis. Auf dem Lagerhof zwei parallele elektrische 5
                                 										t-Laufkrane auf drei Gitterträgern, auf weiter abliegendem Hilfslagerplatz
                                 										Lokomotivdrehkran. Auf dem Verladehof zwei Pawling- und Harnischfeger, 10 und 25 t-Laufkräne auf demselben
                                 										Gleis.
                              
                           
                              
                                 4. Marshall Mc. Clintic Construction Co., Rankin Pa. und
                                    											Pottstown Pa.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 34
                                 Fig. 28. Lageplan der Werkstätte der Brackett Bridge Co. in Glendale.
                                    											(Engineer 1903 I, S. 386.)
                                 A Nietöfen; B Leichte
                                    											Lochstanze; C Kaltsäge; D Bohrmaschinen; E Hauptnietmaschine; F Richtetisch;
                                    											G Grosse Lochmaschine; H Vierspindelbohrmaschine; I Nietöfen; K
                                    											Doppelschleifrad; L Doppellochstanze; M Stanz- und Schneidmaschine; N
                                    											Transportable Nietöfen; O u. P Bolzen- und Gewindeschneidmaschine; Q
                                    											Nietkopfstauch- und Schneidmaschine; R Rundeisenglühofen; S Dampfhammer; T
                                    											Lagergestell für Rundeisen; U Richtetisch mit Dampfhammer; V Hobelmaschine;
                                    											W Bohrmaschine; X Drehbänke; Y Werkzeugschleifmaschine; Z Bandsäge.
                                 
                              Das Unternehmen umfasst zwei Eisenbauanstalten, eine in Pottstown und eine in
                                 										Rankin nahe bei Pittsburg, gegenüber den früher Carnegie gehörigen, bekannten Homestead
                                    											Hütten- und Walzwerken. Die 1901 gebaute Anlage in Rankin ist schon auf
                                 										S. 646, (Fig. 10) und S. 630, Bd. 320 in den Hauptzügen dargestellt worden, die
                                 										hier noch in einigen Einzelheiten ergänzt werden mögen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 34
                                 Fig. 29. Hauptwerkstatt der Trenton Iron Works. (Engineer 1903 I, S.
                                    											334.)
                                 A Ankörnen (zwei elektr.
                                    
                                    											Laufkräne mit Wagbalken); B u. C Lochstanzen, mit Diff.-Flaschenzügen an
                                    											Laufkatzen; D u. E Long-Allstatter Doppelstanzen; F Doppelwinkelschere; G
                                    											Hebelspaltschere; H Doppelschere; I Winkelschere; J Vier Doppelstanzen mit
                                    											Stempeln an äusseren Seiten; K Kaltsäge; L Fräser; M Bockdrehkran mit
                                    											Elektromotor; N Hilles & Jones Horizontallochstanze; O Hilles &
                                    											Jones Blechkantenhobelmaschine; P Sellers-Stanze und Schere; Q Winkelschere
                                    
                                    											mit gerieften Nachschubrollen; R Zwei Reihen Ponds-Radialbohrer. acht Bohrer
                                    											in jeder Reihe; S Zwölf do. do. do.; T Hydraulische stationäre Nietmaschine
                                    											mit zwei schmalen elektrischen Laufkranen; U u. V Nietfabrikationsmaschinen;
                                    											W Richtwalzen; X Zulageböcke; Y Hydropneumatische Nietmaschinen (Pedrick
                                    											& Ayer) an Laufkatzen; Z Bement Niles-Fräsmaschinen (220 Volt, 10
                                    											 El. Mot).
                                 
                              Die Schablonenwerkstatt besitzt ausser den üblichen Langtischen noch dreibeinige
                                 										Rollgestelle (horses, Pferde) zum Auflegen der ajzuzeichnenden
                                 										Schablonenlatten, die zum Verlängern der festen Tische und zur Bedienung der
                                 										Holzbearbeitungsmaschinen benutzt werden. Ausserdem ist noch ein grosser Boden
                                 										zum Aufzeichnen solcher Konstruktionen, für die die Werkzeichnungen nicht genau
                                 										genug sind, vorhanden.
                              Die Kraftzentrale enthält fünf Gasmaschinen, die grösste von 280 PS, drei
                                 										Luftkompressoren, zwei Druckluftbehälter und die Dynamomaschinen. Der Antrieb
                                 										der Maschinen erfolgt wo angängig durch elektrische Einzelmotoren. – Das
                                 										Transportsystem in der Werkstatt besteht in längslaufenden Schmalspurwagen und
                                 										quer an den Bindern laufenden Katzen mit Luftdruckhebezylindern und zwischen den
                                 										Bindern laufenden Kränen von 8–30 t Leistungsfähigkeit, teils mit Handbetrieb,
                                 										teils mit elektrischem Antrieb. – Bei den Lochwerken sind mehrere automatische
                                 										Teilungstische bemerkenswert, die auf dem S. 727, Bd. 320 beschriebenen Prinzip der an einer Längsschiene verstellbaren
                                 										Sperrklötze bestehen, und bei denen der das Arbeitsstück führende Wagen durch
                                 										Handrad weiter bewegt wird.
                              Der Bedarf an Nachbohrmaschinen wird gedeckt durch ein um die Mittelstützen
                                 										herumgebautes Gerüst mit 28, zweifach gelenkigen elektrischen Radialbohrern und
                                 										zwei mit je vier Radialbohrern versehenen Portalkränen für tiefe und lange
                                 										Blechträger.
                              Die Nietmaschinen, sowohl die Pressen als auch die Hämmer, werden durch Druckluft
                                 										von 7 at betätigt.
                              Diese Rankin-Anlage bedeckt einen Flächenraum von
                                 										etwa 5 Hektar, wovon der Lagerplatz 45 . 300 qm einnimmt.
                              
                           
                        
                           
                              Lassig-Werk der American Bridge Co.
                              
                           Das Werk ist 1882 von M. Lassig gebaut und 1900 von der
                              										American Bridge Co. übernommen worden.
                              									Leistungsfähigkeit der Anlage ist schon früher (S. 629, Bd. 320) angegeben worden, die Arbeiterzahl schwankt zwischen 600 und 700, die
                              									Gebäude sind aus Ziegelwänden mit aufgelegten eisernen Bindern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 35
                              Fig. 30. Lageplan der ehemalig Lassig'schen Brückenbauanstalt.
                              
                           Zur maschinellen Ausstattung des Werkes und zu dem beigegebenen Lageplan möge noch
                              									folgendes bemerkt werden.
                           Der Anfuhrplatz besitzt einen Laufkran mit Dampfbetrieb von 5 t Hubkraft und daneben
                              									einen elektrischen Drehauslegerkran von 15 t Hubkraft; auf dem Verladeplatz ist ein
                              									weiterer Drehkran und ein Portalkran mit überstehenden Enden für sehr schwere Lasten
                              									mit einer Lauflänge von 27 m vorhanden.
                           Wegen Raummangel werden Anfuhrplatz und Kräne (auf Fig.
                                 										30 rechts oben) auch zum Verladen benutzt.
                           Unter den Stanzen befinden sich automatische Teilungsmaschinen der einfachsten
                              									Art, die sechs Löcher 18 mm Durchmesser in 18 mm Blech nebeneinander stanzen können.
                              									Das hier angewendete System ist das auf S. 727, Bd. 320
                              									beschriebene mit angezeichnetem Holzstreifen an dem ein Handrad mit Zeiger entlang
                              									läuft.
                           In Gebrauch sind mehr als zwanzig pneumatische Nietmaschinen, die meisten beweglich,
                              									einige ortsfest mit langen Gruben für hohe Blechträger. Diese Nietmaschinen sind mit
                              									Kniehebelstempelführung versehen und zur Zeit des Besuches war eine teilweise
                              
                              									Erneuerung der Nietanlage mit stärkeren Stempeldrücken in Aussicht genommen. Zur
                              									Herstellung der Nieten dienen vier Nietfabrikationsmaschinen und Rundstaböfen.
                           Die Nachbohrabteilung ist sehr reichlich mit etwa 100 Radialbohrern in drei Reihen an
                              									den Wänden und Mittelstützen ausgestattet.
                           Ausserdem befinden sich noch zwei Gurtstabbohrmaschinen, zwei Endflächenfräser mit
                              									eingesetzten Messerköpfen und eine Winkeleinpassmaschine in der Werkstatt. In der
                              									Maschinenwerkstatt ist noch ein Lagerrost von 15 m Durchmesser zum Abdrehen von
                              									Drehbrückentrommeln bemerkenswert.
                           Die Schablonenwerkstatt ist im ersten Stock über der Lagerhalle der Hauptwerkstatt,
                              									wie in Plan (Fig. 30) ersichtlich untergebracht und
                              									enthält die üblichen langen Tische und an Holzbearbeitungsmaschinen vier Bandsägen,
                              									vier Bohrmaschinen, zwei Holzscheeren und zwei Hobelbänke.
                           Die Modelle für Gusstücke werden in verschiedenen Räumen des Bureaugebäudes
                              									angefertigt, wo Verfasser Gelegenheit hatte, die Modelle der riesigen Keile für die
                              									Koppelträgerlager der auf S. 611, Bd. 320 erwähnten Thebes-Auslegerbrücke zu besichtigen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)