| Titel: | Zur Theorie der Wechselstromkreise. | 
| Autor: | Leo Lichtenstein | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 118 | 
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                        Zur Theorie der Wechselstromkreise.
                        Von Leo Lichtenstein,
                           								Berlin.
                        (Schluss von S. 112 d. Bd.)
                        Zur Theorie der Wechselstromkreise.
                        
                     
                        
                           Die Beeinflussung des Voltmeters bei naheliegendem Draht (Formel 21) ist
                              									geringfügig, die bei weit abliegendem Draht (Formel 20) kann sehr bedeutend
                              									ausfallen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 118
                              Fig. 11.
                              
                           Um die Richtigkeit der Formel 19 und daher auch der aus dieser abgeleiteten Formeln
                              									20 und 21 zu prüfen, ist folgender Versuch ausgeführt worden. Durch die in Fig. 11 abgebildete Schleife ABCD wurde Wechselstrom geschickt und Spannung, Strom und Verbrauch an der Maschine gemessen. Dann wurde die Spannung an
                              									dem Leiter AB
                              									„direkt“ gemessen, während als Spannungsleiter nacheinander die Drähte EF, E1F1 und E2F2 dienten. Die
                              									gemessenen Werte sind:
                           
                              
                                 Strom = 98,8 Amp.
                                 
                              
                                 Spannung der Maschine = 55,75 Volt
                                 
                              
                                 Spannung
                                 an
                                 
                                    AF
                                    
                                 (Spannungsleiter
                                   EF) = 27,1
                                 Volt
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 
                                    AF
                                    1
                                    
                                 (          „
                                 E1F1) =
                                    											28,2
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 
                                    AF
                                    2
                                    
                                 (          „
                                 E2F2) = 29,0
                                 „
                                 
                              
                                 Verbrauch = 3920 Watt.
                                 
                              
                                 Frequenz  = 29,1 ∾/sek.
                                 
                              
                           Der Wechselstromwiderstand eines Leiters ist 1/2\cdot \frac{3920}{(98,8)^2}\mbox{ Ohm}=0,201\mbox{ Ohm }(\mbox{bei }12,4^{\circ}\mbox{ C}). Der Gleichstromwiderstand ist
                           
                              \frac{1}{55,0}\cdot \frac{1050}{100}\mbox{ Ohm }0,1910\mbox{ Ohm}.
                              
                           Der „ohmsche Spannungsabfall“ pro Leiter
                           E0 =
                              									0,201 Ohm. 98,8 Amp. = 19,85 Volt.
                           Diese Spannung würde man mit einem dicht an den Leiter
                                 										AB (oder CD) gelegten
                                 
                                 										Spannungsleiter messen.
                           Statt dessen messen wir mit den Spannungsdrähten EF,
                                 										E1F1, E2F2 Spannungen, die um 40 v. H. grösser sind!
                           
                              Wie aus obigen Zahlen ersichtlich, ist die gemessene
                                 										Spannung um so grösser, je weiter der Spannungsdraht von dem Leiter CD
                                 
                                 										abliegt.
                              
                           Je weiter also der Spannungsdraht entfernt ist, um so grösser wird die induktive
                              
                              									Beeinflussung.
                           Rechnen wir die mit dem Draht EF gemessene Spannung
                              
                              									nach.
                           
                           Die durch die Schleife ABEF gehende Kraftlinienzahl
                              									ist nach 19)
                           
                              N=98,8\cdot \left\{2\mbox{ log nat }\frac{200\cdot 0,565}{100\cdot 100}+1,0\right\}\cdot 1,05\cdot 10^4\,(C\,G\,S)
                              
                           Die induzierte elektromotorische Kraft ist
                           
                              \begin{array}{rcl}E_{ind}&=&2\,\pi\,\sim\cdot N\cdot 10^{-8}\mbox{ Volt}=\\&=&2\,\pi\cdot 29,1\cdot 98,8\cdot \left\{2\mbox{
                                 log nat }\frac{200\cdot 0,565}{100\cdot 100}+1,0\right\}\cdot 1,05\cdot 10^{-4}\mbox{ Volt}\\&=&20,1\mbox{ Volt}.\end{array}
                              
                           Die gesamte Spannung ist
                           
                              E=\sqrt{{E_0}^2+(E_i)^2}=\sqrt{(19,85)^2+(20,1)^2}=28,2\mbox{ Volt}.
                              
                           Der gemessene Wert war 27,1 Volt.
                           Die Uebereinstimmung ist als gut zu bezeichnen.
                           Die Kraftlinienzahl TV wächst nicht mit der Entfernung des Spannungsleiters ins
                              									Unendliche, sondern strebt einem endlichen Grenzwerte zu.
                           Wird d1 = ∞, so wird
                              									auch d2
                              									= ∞, \frac{d_1}{d_2}=1, und folglich, wie wir bereits gefunden
                              									haben,
                           N=J\,\left\{2\mbox{ log nat }\frac{r}{d_3}+1,0\right\}\cdot l\cdot 10^4;\ (C\,G\,S) 20)
                           Da in der Formel 19) das Verhältnis \frac{d_1}{d_2} unter dem Zeichen des Logarmthmus
                              									steht, so wird der Grenzwert 20) nahezu erreicht, wenn \frac{d_1}{d_3} nur einigermassen
                              									gross ist.
                           Vergleicht man die Formel 20) mit der Gleichung 5), so sieht man sofort, dass N gleich der Hälfte der Zahl der Kraftlinien ist, die
                              									von dem Strom in ABCD durch die Schleife ABCD selbst geschickt worden. Daraus kann man folgenden
                              									interessanten Schluss ziehen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 119
                              Fig. 12.
                              
                           Nehmen wir an, dass wir eine Messung nach der in Fig.
                                 										12 dargestellten Schaltung ausführen. Es ist dies nebenbei bemerkt die
                              									Schaltung, die bei Messungen an Freileiteranlagen sehr häufig zur Anwendung gelangt.
                              										J, E, A mögen die dabei gemessenen Werte des
                              									Stromes, der Spannung und des Verbrauches bedeuten. Da in dem Spannungsdraht und im
                              									Voltmeter der Verbrauch praktisch gleich Null ist, so folgt zunächst
                           J2w1 = A,
                           wo w1
                              									= Widerstand des Leiters AB bedeutet.
                           Weiter ist
                           
                              
                              E=\sqrt{(J\,w_1)^2+\left(\frac{d\,N}{d\,t}\right)^2},
                              
                           wofür man nach dem, was wir über den Wert der Kraftlinienzahl
                              									bemerkt haben, schreiben kann
                           
                              E=\sqrt{(J\,w_1)^2+(\pi\,\sim\,J\,L)^2}.
                              
                           E ist offenbar die Hälfte der Spannung, die man mit dem
                              
                              									zwischen A und D
                              									eingebauten Voltmeter messen würde. A ist die Hälfte
                              									des Verbrauchs der Stromschleife ABCD. Daraus folgt
                              									weiter, dass der nach der in Fig. 12 abgebildeten
                              									Schaltung gemessene Leistungsfaktor demjenigen der Stromschleife ABCD gleich ist. Man kann also aus den durch die
                              									Messung nach Fig. 12 gelieferten Daten die
                              									Konstanten des untersuchten Stromkreises ohne weiteres ableiten. Die wesentliche
                              									Voraussetzung für die Richtigkeit der Ergebnisse bildet die Forderung, dass der
                              									Spannungsleiter EF zu den Stromleitern AB und CD räumlich
                              									parallel in einer im Verhältnis zu CB und AD grossen Entfernung liegt.
                           Bestehen die Leiter AB und CD aus Eisen und ist die Stromverteilung über den ganzen Querschnitt
                              									vollkommen gleichmässig, so gelten dieselben Regeln. Bei Wechselstrom ist aber die
                              									Stromdichte in eisernen Leitern nicht konstant, und da man in der Praxis meist mit
                              									den Schienen (also nicht kreiszylindrischen Leitern) zu tun hat, so würden Messungen
                              									nach Fig. 12 meist sehr ungenaue Resultate liefern.
                              
                              									Ganz falsche Ergebnisse würde man jedenfalls erhalten, wenn man die Schaltung nach
                              										Fig. 12 auf die Untersuchung der aus Fahrleitern
                              
                              									(Kupfer) und Schienen (Eisen) gebildeten Schleifen anwenden wollte.
                           Wir haben im vorhergehenden bewiesen, dass, wenn der Spannungsdraht dicht an einem
                              									der Stromleiter liegt, von dem Voltmeter der ohmsche Spannungsabfall in jenem Leiter
                              									gemessen wird. Dieser Satz gilt nicht mehr mit genügender Genauigkeit, wenn der
                              									betrachtete Leiter ferromagnetisch ist. Ist die „äquivalente Permeabilität“
                              									des Leiters AB (Fig.
                                 									11) gleich μ, so erhält man für die
                              									Kraftlinienzahl N statt der Gleichung 21) die
                              									Formel
                           N = J . l . μ . 104 (CGG).
                           Da μ wesentlich grösser als 1
                              									ist, so wird man N in der Regel nicht vernachlässigen
                              									können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 119
                              Fig. 13.
                              
                           Die Schaltung mit Benutzung eines Spannungsleiters (Fig.
                                 										12) wird häufig bei der Untersuchung verketteter Stromkreise (z.B.
                              									Drehstromleiter-Systeme) angewendet (Fig. 13). Die
                              									Messung nach Fig. 13 führt stets zu falschen
                              									Resultaten. Dies hat der Verfasser in einer in der „Zeitschr. für
                                 										Elektrotechnik“ veröffentlichten Arbeit bewiesen (s. „Zeitschr. für
                                 
                                 										Elektrotechnik“, Wien, 1904, Heft 17 u. 18). Wie man in diesem und in
                              									ähnlichen Fällen die Messungen auszuführen hat, ist an der bezeichneten Stelle
                              									ausführlich auseinandergesetzt worden.
                           
                        
                           II.
                           Nachdem wir im ersten Teile dieser Arbeit einige Eigentümlichkeiten der
                              									Wechselstromkreise hervorgehoben haben, gehen wir dazu über, einige für die
                              									Berechnung von Wechselstromnetzen massgebende Gesichtspunkte zu entwickeln.
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 120
                              Fig. 14.
                              
                           Betrachten wir ein irgendwie zusammenhängendes Leitersystem (Fig. 14). Ist Et die in dem Stromkreise ABCDF wirkende momentane elektromotorische Kraft, Jt der Momentanwert des Stromes in einem
                              									Leiter der Schleife, w der Widerstand dieses Leiters,
                              										Nt die durch die
                              									betrachtete Stromschleife gehende augenblickliche Kraftlinienzahl, so gilt für jede Stromschleife eine Gleichung
                           E_t=\Sigma\,J_t\cdot w+\frac{d\,N_t}{d\,t} . . . . 1)
                           Sind weiter J1t, J2t – – – Jnt Momentanströme in
                              									den zu einem Knotenpunkt gehörigen Leitern, so besteht die Relation
                           ∑Jt =
                              									0 . . . . . . . . . . 2)
                           Sind alle elektromotorischen Kräfte Et gegebene Funktionen der Zeit, so ergeben die
                              									Gleichungen 1) und 2) zur Bestimmung aller Ströme J ein
                              									System von gewöhnlichen linearen Differentialgleichungen. Integriert man diese, so
                              									findet man sämtliche J als Funktionen der Zeit. Sind
                              									insbesondere alle Et
                              									Sinusfunktionen der Zeit, hat man also mit sinusförmigen Spannungen zu tun, so
                              									werden nach dem Eintritt des Beharrungszustandes die Ströme Jt sinusförmig. Die Gleichungen 1) und 2)
                              									liefern eine Reihe endlicher Gleichungen, nach deren
                              									Auflösung man Jt als
                              									Funktion der Zeit erhält. Sind die Ströme Jt einmal bekannt, so macht die Bestimmung der
                              									ohmschen und der induktiven Spannungsabfälle natürlich keine Schwierigkeiten
                              									mehr.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 120
                              Fig. 15.
                              
                           Wir wollen das Problem der Stromverteilung in seiner ganzen Allgemeinheit nicht
                              									angreifen und lediglich einen Spezialfall, der für die Praxis von besonderer
                              									Wichtigkeit ist, einer näheren Betrachtung unterziehen.
                           Wir betrachten ein System paralleler kreiszylindrischer Stromleiter (Fig. 15) und bezeichnen
                           
                              
                                 die momentanen Werte der Ströme mit
                                 J1t, J2t – – – – Jut,
                                 
                              
                                 die Leiterhalbmesser mit
                                 r1, r2– – – rn,
                                 
                              
                                 die gegenseitigen Entfernungen der Lei-    terachsen
                                    											mit
                                 dl2d13d23
                                    											usw.,
                                 
                              
                                 die „äquivalenten Permeabilitäten“ der    Leiter
                                    											mit
                                 μ1, μ2 usw.
                                 
                              
                           Die Ströme gelten als positiv, wenn sie die in Fig.
                                 										15 durch Pfeile angegebene Richtung haben.
                           Wir betrachten jetzt eine Stromschleife ABCD von der
                              									Länge l, die von den beiden Leitern 1 und 2 und den
                              									Querverbindungen AD und BC
                              									(z.B. Generator und Motor) gebildet wird. Die Momentanspannung des Generators AD sei Et, sie gilt als
                              									positiv, wenn sie für sich betrachtet einen Strom in der Richtung DCBA durch die Stromschleife schicken würde. Wie gross
                              									ist nun die Spannung Et' an CB? Sind
                              									die Ströme und die Klemmenspannung des Generators Et bekannt, so lässt sich die Gegenspannung des
                              									Motors Et' eindeutig bestimmen. Die Aufgabe kann man aber auch
                              									anders formulieren.
                           Sind die Ströme in dem Leitersystem bekannt, wie gross ist der in der Stromschleife
                              										ABCD auftretende Spannungsabfall?
                           Es ist dies eine Aufgabe, die bei der Projektierung von Bahnleiternetzen für
                              
                              									Wechselstrom von der grössten Wichtigkeit ist.
                           Die Gegenspannung Et' gilt als positiv, wenn sie, für sich betrachtet, den
                              									Strom in der Richtung CDAB erzeugen würde.
                           Ist der Leiter 1 ein Fahrleiter, Leiter 2 die Schiene, so haben wir es mit der Bestimmung des
                              									Spannungsabfalles in einer normalen Wechselstrombahnschleife zu tun.
                           Ueber die Form der Strom- und Spannungskurve machen wir zunächst keine beschränkenden
                              									Voraussetzungen, da die Gleichungen sich auf die Momentanwerte der Zeitfunktionen
                              									beziehen.
                           Wir bemerken noch, dass, da die Summe aller Ströme zu jeder Zeit verschwindet,
                           J1t +
                              										J2t + – – – – – Jnt = 0.
                           Nach den Fundamentalformeln von Kirchhoff und Helmholtz ist
                           
                              E_t-E'_t=J_{1^t}\,w_1-J_{2^t}\,w_2+\frac{d\,N_t}{d\,t}.
                              
                           Die Kraftlinienzahl Nt berechnet sich aus der Zahl der Kraftlinien, die
                              									von jedem Strom einzeln betrachtet, durch ABCD
                              									durchgeschickt werden. Es ist nun
                           
                              
                                 N_{1t}=J_{1t}\,\left[2\mbox{ log nat }\frac{d_{12}}{r_1}+\frac{1}{2}\,\mu_1\right]\cdot lN_{2t}=-J_{2t}\,\left[2\mbox{ log nat }\frac{d_{12}}{r_2}+\frac{1}{2}\,\mu_2\right]\cdot lN_{3t}=-J_{3t}\,\left[2\mbox{ log nat }\frac{d_{13}}{d_{23}}\right]\cdot l=J_{3t}\,\left[2\mbox{ log nat }\frac{d_{23}}{d_{13}}\right]\,l.N_{4t}=J_{4t}\,\left[2\mbox{ log nat }\frac{d_{24}}{d_{14}}\right]\cdot l
                                         – – – – – –
                                    N_{nt}=J_{nt}\,\left[2\mbox{ log nat }\frac{d_{2n}}{d_{1n}}\right]\cdot l
                                 3)
                                 
                              
                           folglich
                           
                              \begin{array}{rcl}N_t&=&J_{1^t}\,\left\{2\,\mbox{log nat}\,\frac{d_{12}}{r_1}+\frac{1}{2}\,\mu\right\}\cdot l-J_{2^t}\,\left\{2\,\mbox{log
                                 nat}\,\frac{d_{12}}{r_2}\right\\&+&\left\frac{1}{2}\,\mu_2\right\}\cdot l+J_{3^t}\,\left\{2\,\mbox{log nat}\,\frac{d_{23}}{d_{13}}\right\}\cdot
                                 l\\&+&J_{4^t}\,\left\{2\,\mbox{log nat}\,\frac{d_{24}}{d_{14}}\right\}\cdot l+\_\,\_\,\_\,\_\,\_\\&+&J_{n^t}\,\left\{2\,\mbox{log
                                 nat}\,\frac{d_{n2}}{d_{n1}}\right\}\cdot l.\end{array}
                              
                           Wir erhalten also
                           
                              \begin{array}{rcl}E_t&-&E'_t=J_{1^t}\,w_t-J_{2^t}\,w_2+\frac{d\,J_{1^t}}{d\,t}\cdot \left\{2\,\mbox{log nat}\,\frac{d_{12}}{r_1}+\frac{\mu}{2}\right\}\cdot
                                 l\\&-&\frac{d\,J_{2^t}}{d\,t}\,\left\{2\,\mbox{log nat}\,\frac{d_{12}}{r_2}+\frac{\mu_2}{2}\right\}\cdot l\\&+&\frac{d\,J_{3^t}}{d\,t}\,\left\{2\,\mbox{log
                                 nat}\,\frac{d_{23}}{d_{13}}\right\}\cdot l+\frac{d\,J_{4^t}}{d\,t}\,\left\{2\,\mbox{log nat}\,\frac{d_{24}}{d_{14}}\right\}\,l\end{array}
                              
                           
                           +\_\,\_\,\_+\frac{d\,J_{nt}}{d\,t}\,\left\{2\,\mbox{log nat}\,\frac{d_{n2}}{d_{n1}}\right\}\cdot l . . . . . . 4)
                           Den Ausdruck rechts können wir, wie folgt, umformen:
                           
                              
                                 
                                    E_t-E_t'=\left\{J_{1t}\,w_1+\left(-2\mbox{ log nat }r_1+\frac{\mu_1}{2}\right)\cdot l\cdot \frac{d\,J_{1t}}{dt}\right
                                    
                                    +(-2\mbox{ log nat }d_{21})\cdot l\cdot \frac{d\,J_{2t}}{dt}+
                                    
                                    +(-2\mbox{ log nat }d_{31})\cdot l\cdot \frac{d\,J_{3t}}{dt}+..........
                                    
                                    \left+(-2\mbox{ log nat }d_{n1})\cdot l\cdot \frac{d\,J_{nt}}{dt}\right\}\cdot l-
                                    
                                    -\left\{J_{2t}\,w_2+\left(-2\mbox{ log nat }r_2+\frac{\mu_2}{2}\right)\,l\,\frac{d\,J_{2t}}{dt}\right
                                    
                                    -(2\mbox{ log nat }d_{12})\cdot l\cdot \frac{d\,J_{1t}}{dt}+(2\mbox{ log nat }d_{32})\cdot l\cdot \frac{d\,J_{3t}}{dt}
                                    
                                    \left+.....+(-\mbox{ log nat }d_{n2})\cdot l\cdot \frac{d\,J_{nt}}{dt}\right\}.
                                    
                                 5)
                                 
                              
                           Durch Oeffnen der Paranthesen und Zusammenziehen der Logarithmen überzeugt man sich
                              
                              									leicht von der Identität der Ausdrücke 4) und 5).
                           Die beiden durch das Minuszeichen getrennten Glieder rechter Hand bezeichnen wir im
                              									folgenden mit ΔV1 und
                              										ΔV2.
                           Wir finden also
                           Et– Et' = ΔV1t
                              									– ΔV2t . . . . . . . . . .
                              									6)
                           ΔV1 nennen wir zur
                              									Vereinfachung „Spannungsabfall des Leiters 1“,
                              										ΔV2
                              									„Spannungsabfall des Leiters 2“.
                           Diese Definition eines Spannungsabfalles f. d. Leiter ist offenbar rein formell. Wie wir bereits
                              									bewiesen haben, kamen einzelnen Leitern einer Stromschleife bei Wechselstrom ein
                              									Spannungsabfall nicht zu. –
                           Unter Spannungsabfall f. d. Leiter wird hierbei stets eine fingierte Differenz des
                              									Potentials am Leiteranfang und Leiterende verstanden. Es ist leicht einzusehen, dass
                              									die Gleichung 6) so verstanden, formell vollkommen richtig ist. Sind nämlich die
                              									fingierten Potentiale der Punkte A, B, C, D
                           Va,
                              										Vb, Vc, Vd,
                           so ist
                           
                              E
                              t
                              = V
                              d
                              – V
                              a
                              
                           Et' =
                              										Vc– Vb
                           ΔV1t =
                              										Vd
                              									– Vc
                           ΔV2t =
                              										Va – Vb,
                           folglich
                           Et– Et' = ΔV1t
                              									– ΔV2t.
                           Betrachten wir den Ausdruck
                           ΔV1t = Spannungsabfall des Leiters l
                           \begin{array}{rcl}&=&J_{1^t}\,w_1+\left(-2\,\mbox{log nat}\,r_1+\frac{\mu}{2}\right)\cdot l\cdot \frac{d\,J_{1^t}}{d\,t}+\\&+&(-2\,\mbox{log
                                 nat}\,d_{21})\cdot l\cdot \frac{d\,J_{2^t}}{d\,t}+\_\,\_\,\_\,\_\,\_\\&+&(-2\,\mbox{log nat}\,d_{v1})\cdot l\cdot \frac{d\,J_{nt}}{d\,t}\end{array} . . . . . . 7)
                           etwas näher. Bezeichnen wir
                           
                              
                                 
                                    
                                    \left(-2\mbox{ log nat }r_1+\frac{\mu_1}{2}\right)\cdot l=L_1
                                    
                                    \left(-2\mbox{ log nat }r_2+\frac{\mu_2}{2}\right)\cdot l=L_2
                                    
                                    \begin{array}{rcl} \left(-2\mbox{ log nat }d_{21}\right)\cdot l&=&\left(-2\mbox{ log nat }d_{12}\right)\cdot l\\ &=&M_{12}=M_{21},\end{array}
                                    
                                    \begin{array}{rcl} \left(-2\mbox{ log nat }d_{31}\right)\cdot l&=&\left(-2\mbox{ log nat }d_{13}\right)\cdot l\\ &=&M_{13}=M_{31},\end{array}
                                    
                                    \begin{array}{rcl} \left(-2\mbox{ log nat }d_{32}\right)\cdot l&=&\left(-2\mbox{ log nat }d_{23}\right)\cdot l\\ &=&M_{32}=M_{23}.\end{array}
                                    
                                 8)
                                 
                              
                           und überhaupt
                           
                              \left(-2\mbox{ log nat }d_{pq}\right)\cdot l=\left(-2\mbox{ log nat }d_{qp}\right)\cdot l=M_{pq}=M_{qp},
                              
                           so nimmt die Gleichung 7) die Gestalt an:
                           \Delta\,V_{1^t}=J_{1^t}\,w_1+L_1\,\frac{d\,J_{1^t}}{d\,t}+M_{21}\,\frac{d\,J_{2^t}}{d\,t}+M_{31}\,\frac{d\,J_{3^t}}{d\,t}+\_\,\_\,\_\,\_+M_n\,\frac{d\,J_{n^t}}{d\,t} . . . . . . . . . . 9)
                           und analog
                           \Delta\,V_{2^t}=J_{2^t}\,w_2+L_2\,\frac{d\,J_{2^t}}{d\,t}+M_{12}\,\frac{d\,J_{1^t}}{d\,t}+M_{32}\,\frac{d\,J_{3^t}}{d\,t}+\_\,\_\,\_\,\_+M_{n2}\,\frac{d\,J_{nt}}{d\,t} . . . . . . . . . . 10)
                           Betrachten wir jetzt vorübergehend ein System getrennter Stromkreise 1, 2, – – – – n und
                              									bezeichnen
                           
                              
                                 die
                                 Widerstände mit w1, w2 – – – wn,
                                 
                              
                                 „
                                 Koeffizienten
                                 der
                                 Selbstinduktion mit
                                 L1, L2– – – Ln,
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gegenseitigen Induktion
                                 M12, M13,
                                 
                              
                                 
                                     M23 – – – – Mm – 1, n,
                                 
                                 
                              
                                 „
                                 Momentanströme mit J1t, J2t – – – – Jnt.
                                 
                              
                           Sind die im Stromkreise 1
                              									wirkenden elektromotorischen Kräfte Et und – Et'
                              									(gegenelektromotorische Kraft), so gilt die Relation
                           Spannungsabfall des Stromkreises (1) \Delta\,V_{1^t}=E_t-E'_t=J_{1^t}\,w_1+L_1\,\frac{d\,J_{1^t}}{d\,t}+M_{21}\,\frac{d\,J_{2^t}}{d\,t}+M_{31}\,\frac{d\,J_{3^t}}{d\,t}+\_\,\_\,\_\,\_+M_{n1}\,\frac{d\,J_{nt}}{d\,t}.
                           Dieser Ausdruck ist mit demjenigen, den wir für den Spannungsabfall im Leiter 1 abgeleitet haben, identisch. Daraus ergibt sich die
                              										formelle Berechtigung der Einführung der Konstanten
                              										L und M (Formel 8) als
                              									Koeffizienten der Eigen- und der gegenseitigen Induktion gestreckter Drähte.
                           Daraus ergibt sich weiter folgende Regel zur Bestimmung des Spannungsabfalles in
                              									einem Leiter des Stromsystems Fig. 15. Man berechne die Koeffizienten der Selbst- und der
                                 										gegenseitigen Induktion aller Leiter des Systems nach den Formeln 8) und verfahre so, wie wenn die Leiter in Stromschleifen,
                                 										deren Konstanten die gefundenen Werte haben, umgewandelt worden wären.
                           Dass die nach Formel 8) bestimmten Koeffizienten der Selbst- und gegenseitigen
                              									Induktion nur rein formelle und keine physikalische Bedeutung haben, erhellt daraus,
                              									dass man, wie wir an einem Spezialfall gesehen haben, mit einem ganz anderen
                              
                              									System der elektromagnetischen Konstanten ebenfalls zu richtigen Resultaten kommen
                              									kann. Die Formeln 8) bis 10) gelten für Wechselströme beliebiger Kurvenform und
                              									Phasenverschiebung. Sind die Ströme sinusförmig, so kann man für J die Ausdrücke von der Form
                           Jpt =
                              										Ap cos (ωt + αp) . . . . . . .
                              									. . . 11)
                           einsetzen. Sind alle Ströme gleichphasig, so kann man
                           α1 =
                              										α2 = – – – = αn = 0
                           setzen.
                           Für die weitere Anwendung nehmen wir jetzt alle Ströme sinusförmig und gleichphasig
                              									an und setzen den Effektivwert des Stromes in dem Leiter p gleich Jp.
                              									Den Effektivwert des Spannungsabfalles in den Leitern 1
                              									und 2 bezeichnen wir mit ΔV1 und ΔV2. Offenbar tritt jetzt an Stelle der algebraischen
                              									Addition in den Formeln 9) und 10) die geometrische ein und wir erhalten
                           
                              \left.{{\Delta\,V_1=J_1\,w_1\,\overset{\wedge}{+}\,\left\{2\,\pi\,\sim\,(L_1\,J_1+M_{21}\,J_2+M_{31}\,J_3+\_\,\_\,\_+M_{n1}\,J_n)\right\}}\atop{\Delta\,V_2=J_2\,w_2\,\overset{\wedge}{+}\,\left\{2\,\pi\,\sim\,(L_2\,J_2+M_{12}\,J_1+M_{32}\,J_3+\_\,\_\,\_+M_{n2}\,J_n)\right\}}}\right\}\
                                 11\mbox{ a})
                              
                           Die Glieder J1w1 und J2w2 können wir als die
                              									ohmschen, die Klammerausdrücke als die induktiven Spannungsabfälle der Leiter 1 und 2 bezeichnen.
                           Den gesamten Spannungsabfall der Schleife 1 2 erhält man
                              									durch graphische Konstruktion oder Berechnung.
                           Die Formeln 8) bis 10) sind zuerst von A. Blondel in der
                              										„Éclairage électrique“ tome I im Jahre 1894 unter Aufwendung von ziemlich
                              									beträchtlichen mathematischen Hilfsmitteln abgeleitet worden. Blondel ging bei seinen Untersuchungen von den
                              									allgemeinen Maxwellschen Feldgleichungen aus.
                           Die im obigen gegebene Ableitung lässt den Zusammenhang mit den Grundgleichungen von
                              										Kirchhoff-Helmholtz deutlich erkennen.
                           Wir wollen die Formeln 8) bis 10) auf einige einfache Fälle anwenden. Wir betrachten
                              									zunächst eine einfache Wechselstromschleife (Fig.
                                 									1). In diesem Falle ist
                           J2= – J1,
                           J3= – – – – = Jn = 0.
                           Da die beiden Ströme gleichphasig sind, so können wir die Formeln 11) zur Anwendung
                              									bringen.
                           Wir finden
                           
                              \Delta\,V_1=J_1\,w_1\,\overset{\wedge}{+}\,\{2\,\pi\,\sim\cdot (L_1\,J_1+M_{21}\,J_2)\}=J_1\,w_1\,\overset{\wedge}{+}\,\{2\,\pi\,\sim\,(L_1-M_{21})\,J_1\}
                              
                           und analog
                           
                              \Delta\,V_2=-J_1\,w_2\,\overset{\wedge}{+}\,\{2\,\pi\,\sim\,(M_{12}-L_2)\,J_1\}=-[(J_1\,w_2\,\overset{\wedge}{+}\,\{-2\,\pi\,\sim\,(L_2-M_{12})\,J_1\}]
                              
                           
                              \Delta\,V-\Delta\,V_2=J_1\,(w_1+w_2)\,\overset{\wedge}{+}\,\{2\,\pi\,\sim\,[L_1+L_2-2\,M_{12}]\,J_1\}.
                              
                           Nun ist
                           L1 + L2 – 2 M12 = – 2 log nat r1 – 2 log nat r2								
                           
                              
                              \begin{array}{rcl}&+&\frac{\mu_1}{2}+\frac{\mu_2}{2}+4\,\mbox{log nat}\,d_{12}=2\,\mbox{log nat}\,\frac{d_{12}}{r_1}\\&+&\mbox{log
                                 nat}\,\frac{d_{12}}{r_2}+\frac{\mu_1}{2}+\frac{\mu_2}{2}\\&=&\frac{1}{2}\,\left\{\mu_1+\mu_2+4\,\mbox{log nat}\,\frac{{d_{12}}^2}{r_1\,r_2}\right\};\end{array}
                              
                           
                              \Delta\,V_1-V\,\Delta_2=J_1\,(w_1+w_2)\,\overset{\wedge}{+}\,\left\{+2\,\pi\,\sim\cdot \frac{1}{2}\,\left(\mu_1+\mu_2+4\,\mbox{log
                                 nat}\,\frac{{d_{12}}^2}{r_1\,r_2}\right)\cdot J_1\right\};
                              
                           Der ohmsche Spannungsabfall der Schleife ergibt sich hieraus zu
                           J1
                              										(w1
                              									+ w2),
                           der induktive zu
                           
                              J_1\cdot 2\,\pi\,\sim\cdot \frac{1}{2}\,\left\{\mu_1+\mu_2+4\mbox{ log nat }\frac{{d_{12}}^2}{r_1\,r_2}\right\}.
                              
                           Diese Formel stimmt bis auf die stets zulässige Vereinfachung des Ausdrucks im Zähler
                              									mit der eingangs gegebenen (s. Formel 5)) überein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 122
                              Fig. 16.
                              
                           Als zweites Beispiel betrachten wir ein Drehstromsystem (Fig. 16). Wir nehmen an, dass die Leiterströme sinusförmig und um 120°
                              									resp. 240° gegeneinander verschoben sind. Ihre effektiven Werte sollen einander
                              									gleich sein. Der zeitliche Verlauf der Ströme ist also durch folgende Formeln
                              									gegeben:
                           
                              
                                 
                                    J_{1t}=J\,\sqrt2\,\mbox{sin}\,\omega t;\ \omega= 2\,\pi\,\sim
                                    
                                    J_{2t}=J\,\sqrt2\cdot \mbox{sin}\,(\omega t+120^{\circ})=J\,\sqrt2\,\mbox{sin}\,\left(\omega t+\frac{2\,\pi}{3}\right);
                                    
                                    J_{3t}=J\,\sqrt2\cdot \mbox{sin}\,(\omega t+240^{\circ})=J\,\sqrt2\,\mbox{sin}\,\left(\omega t+\frac{4\,\pi}{3}\right);
                                    
                                 12)
                                 
                              
                           Bilden die Leiterachsen die Kanten eines regulären Prismas und sind die
                              									Leiterhalbmesser einander gleich, so hat man weiter
                           d12 =
                              
                              										d23 = d31
                              									= d;
                           
                              r
                              1
                              = r
                              2
                              = r
                              3
                              = r;
                              
                           
                              L
                              1
                              = L
                              2
                              = L
                              3
                              = L;
                              
                           M12 =
                              										M23 = M31 = M.
                           Aus 12) folgt nun weiter
                           
                              
                                 
                                    \frac{d\,J_{1t}}{dt}=J\,\sqrt{2}\cdot \omega\cdot \mbox{cos}\cdot \omega t
                                    
                                    \frac{d\,J_{2t}}{dt}=J\,\sqrt{2}\cdot \omega\cdot \mbox{cos}\cdot \left(\omgea t+\frac{2\,\pi}{3}\right)
                                    
                                    \frac{d\,J_{3t}}{dt}=J\,\sqrt{2}\cdot \omega\cdot \mbox{cos}\cdot \left(\omgea t+\frac{4\,\pi}{3}\right)
                                    
                                 13)
                                 
                              
                           Die Gleichung 9) geht jetzt über in
                           
                              \Delta\,V_{1^t}=J\,\sqrt{2}\cdot \sin\,\omega\,t\cdot w+J\,\sqrt{2}\cdot \omega\,\left[L\,\cos\,\omega\,t+M\cdot \cos\,\left(\omega\,t+\frac{2\,\pi}{3}\right)+M\,\cos\,\left(\omega\,t+\frac{4\,\pi}{3}\right)\right].
                              
                           Bekanntlich ist aber
                           
                              \cos\,\left(\omega\,t+\frac{2\,\pi}{3}\right)+\cos\,\left(\omega\,t+\frac{4\,\pi}{3}\right)=-\cos\,\omega\,t
                              
                           
                           und folglich
                           
                              \Delta\,V_{1^t}=J\,\sqrt{2}\cdot \sin\,\omega\,t\cdot w+J\,\sqrt{2}\cdot \omega\,[L-M]\cdot \cos\,\omega\,t;
                              
                           Die Gleichung 10) ergibt weiter
                           
                              \begin{array}{rcl}\Delta\,V_{2^t}&=&J\,\sqrt{2}\cdot \sin\,\left(\omega\,t+\frac{2\,\pi}{3}\right)\cdot w+J\,\sqrt{2}\cdot
                                 \left[L\,\cos\,\left(\omega\,t+\frac{2\,\pi}{3}\right)\right\\&+&M\,\cos\,(\omega\,t)+M\,\cos\,\left\left(\omega\,t+\frac{4\,\pi}{3}\right)\right]=\\&=&J\,\sqrt{2}\cdot
                                 \sin\,\left(\omega\,t+\frac{2\,\pi}{3}\right)\cdot w+J\,\sqrt{2}\cdot \omega\cdot \cos\,\left(\omega\,t+\right\\&+&\frac{2\,\pi}{3}\left\right)\cdot
                                 [L-M].\end{array}
                              
                           Wir finden weiter
                           
                              
                                 
                                    \Delta}\,V_{1t}-\Delta\,V_{2t}=J\,\sqrt2\cdot w\,\left\{\mbox{sin}\,\omega t-\mbox{sin}\,\left(\omega t+\frac{2\,\pi}{3}\right)\right\}
                                    
                                    +J\,\sqrt2\cdot \omega\,(L-M)\cdot \left\{\mbox{cos}\,\omega t-\mbox{cos}\,\left(\omega t+\frac{2\,\pi}{3}\right)\right\}
                                    
                                    =J\,\sqrt2\cdot \frac{\sqrt3}{2}\cdot 2\,w\cdot \mbox{sin}\,\left(\omega t+\frac{\pi}{6}\right)+
                                    
                                    +J\,\sqrt2\cdot \frac{\sqrt3}{2}\cdot 2\,w\,(L-M)\cdot \mbox{sin}\,\left(\omega t-\frac{\pi}{6}+\frac{\pi}{2}\right)
                                    
                                 14)
                                 
                              
                           Nun ist
                           
                              2\,(L-M)=2\,l\,\left(-2\mbox{ log nat }r+\frac{1}{2}\right)-2\,l\,(-2\mbox{ log nat }d)=2\,l\,\left(2\mbox{ log nat }\frac{d}{r}+0,5\right)=\frac{1}{2}\cdot
                                 l\,\left(8\mbox{ log nat }\frac{d}{r}+2,0\right).
                              
                           Weiter ist \frac{J\,\sqrt{2}}{\sqrt{3}}\,\sin\,\left(\omega\,t-\frac{\pi}{6}\right) der Grösse und der Phase nach der Strom, der bei der
                              									Dreieckschaltung des Drehstromgenerators in dem Zweig 1
                                 										2 fliessen würde. Bezeichnen wir diesen mit Jt' so können
                              									wir, da
                           
                              \frac{d}{d\,t}\,\sin\,\left(\omega\,t-\frac{\pi}{6}\right)=\omega\cdot \cos\,\left(\omega\,t-\frac{\pi}{6}\right)=\omega\,\sin\,\left(\omega\,t+\frac{\pi}{2}-\frac{\pi}{6}\right),
                              
                           die Gleichung 14) auch schreiben:
                           
                              \Delta\,V_{1^t}-\Delta\,V_{2^t}=(3\,J'_t)\,w\,\overset{\wedge}{+}\,\frac{1}{2}\,(L-M)\cdot 2\cdot \frac{d\,(3\,J'_t)}{d\,t};
                              
                           
                              2\,(L-M)=\frac{1}{2}\cdot l\,\left(8\mbox{ log nat }\frac{d}{r}+2,0\right)
                              
                           ist nach der Formel 5) der Selbstinduktionskoeffizient des
                              									Stromkreises 1122. Bezeichnen wir ihn mit L', so finden wir
                           
                              \Delta\,V_{1^t}-\Delta\,V_{2^t}=w\cdot (3\,J'_t)\,\overset{\wedge}{+}\,\frac{L'}{2}\cdot \frac{d\,(3\,J'_t)}{d\,t}.
                              
                           Der Spannungsabfall des Stromkreises 1122 ist gerade so
                              									gross, wie der Spannungsabfall in einem Wechselstromkreise vom Widerstand w und Selbstinduktionskoeffizienten \frac{L'}{2}, der von
                              									dem Strome (3Jt')
                              									durchflössen wird.
                           Dieses Beispiel mag als Bestätigung der Richtigkeit der Blondelschen Rechnungsmethode genügen. Diese erweist sich in einfachen
                              									Fällen als verhältnismässig kompliziert, leistet aber in verwickelten Fällen gute
                              									Dienste. Auf die verschiedenen Vereinfachungen, die sie zulässt, sowie die
                              
                              									praktische Berechnung der Wechselstrombahnleiteranlagen überhaupt kann hier nicht
                              									weiter eingegangen werden.
                           Zum Schluss möchte ich zur weiteren Vertiefung der im ersten Teil dieser Arbeit
                              									eingeschnittenen Fragen auf die vorzügliche Abhandlung von Fritz Emde:
                              									„Spannung, Spannungsdifferenz, Potential, Potentialdifferenz, Elektromotorische
                                 										Kraft“ in der „Zeitschrift für Elektrotechnik“, Wien, 1905, Heft 50,
                              									verweisen.