| Titel: | Die Tätigkeit des Königlichen Materialprüfungsamtes der Technischen Hochschule Berlin im Betriebsjehre 1904. | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 156 | 
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                        Die Tätigkeit des Königlichen
                           								Materialprüfungsamtes der Technischen Hochschule Berlin im Betriebsjehre
                           								1904.
                        Die Tätigkeit des Königlichen Materialprüfungsamtes der Technischen
                           								Hochschule zu Berlin usw.
                        
                     
                        
                           Dem vorliegenden Bericht über die Tätigkeit des Amtes im Betriebsjahre 1904
                              									entnehmen wir folgendes:
                           Am 1. April 1904 wurden die Königliche Mechanisch-Technische Versuchsanstalt in
                              									Charlottenburg und die Königliche Chemisch – Technische Versuchsanstalt in Berlin
                              									unter der Bezeichnung: „Königliches Materialprüfungsamt“ vereinigt. Das Amt
                              									umfasst nunmehr die 6 Abteilungen:
                           
                              1. für Metallprüfung,
                              2. für Baumaterialprüfung,
                              3. für Papierprüfung,
                              4. für Metallographie,
                              5. für allgemeine Chemie,
                              6. für Oelprüfung.
                              
                           Die Abteilung für Metallprüfung erledigte insgesamt 320
                              									Anträge mit etwa 3600 Versuchen. Ausserdem wurde wie auch im Vorjahre wieder eine
                              									Reihe von Festigkeitsprobiermaschinen mit Hilfe von Kontrollstäben auf die
                              									Richtigkeit der Kraftanzeige untersucht und zwar:
                           
                              a. 2 Zerreissmaschinen, Bauart Sentker, von 10 und 25 t Kraftleistung,
                              b. 1 Seilprüfungsmaschine, Bauart Losenhausen, von 100 t Kraftleistung,
                              c. 1 Kettenprobiermaschine. Bauart Mengeringhausen Nachf, 15 t Kraftleistung,
                              d. 1 Druckpresse, Bauart Brink &
                                    											Hübener, 32 t Kraftleistung.
                              
                           Die Notwendigkeit, die Materialprüfungsmaschinen ständig unter Kontrolle zu
                              									halten, wird von den verschiedenen Werken und Behörden immer mehr erkannt. Hiervon
                              									zeugt auch die zunehmende Zahl der von der Abteilung abgegebenen Kontrollstäbe.
                              									Gegen 2 im Vorjahre waren es im letzten Jahre deren 9. Hiervon bezogen: 5 Stück die
                              									Versuchsanstalten der Technischen Hochschulen zu Dresden (je einen 10 t-, 50 t- und
                              									100 t-Stab), Brunn (50 t-Stab) und Hannover (50 t-Stab), 2 Stück (20 t- und 50
                              									t-Stab) die Gewehrfabrik und die Artillerie-Werkstatt zu Spandau, 1 Stab (3 t) das
                              									Kaiserliche Telegraphen-Versuchsamt zu Berlin und 1 100 t-Stab die
                              
                              									Maschinenbau-Gesellschaft Nürnberg.
                           Unter den auf Antrag ausgeführten Versuchsarbeiten mögen die nachstehenden genannt
                              									sein:
                           a) Biegeversuche mit Blechträgern, die aus dünnen
                              
                              
                              									∪-förmig gebogenen Blechen zusammengenietet waren. Zur Prüfung gelangten einzelne
                              									Träger, bei denen die Bleche in der Mitte der Träger stumpf gestossen und in
                              									verschiedenen Formen verlascht waren; daneben wurden die Festigkeitseigenschaften
                              									des verwendeten Bleches und der Einfluss des Lochstanzens ermittelt.
                           b) Biegeversuche mit Greyträgern zur Feststellung des
                              									Einflusses der Stützweite und der Länge der überstehenden Enden auf den
                              									Elastizitätsmodul und auf die Spannungen an der Proportionalitätsgrenze und
                              									Biegegrenze.
                           c) Versuche mit biegsamen Wellen in zwei verschiedenen
                              									Bauarten, zur Ermittlung der Festigkeit gegen Verdrehen. Die gleichzeitig
                              									beantragten Versuche auf Ermittlung des Arbeitsverlustes beim Gebrauch der Wellen
                              
                              									mussten abgelehnt werden, da das Amt auf derartige Versuche nicht eingerichtet
                              									ist.
                           d) Die Prüfung einer neuen Form der Befestigung von
                                 
                                 										Radnaben für Militärfahrzeuge auf der Laufachse.
                           e) Versuche mit Riemenscheiben aus Gusseisen, Holzstoff
                              									und Holz zur Feststellung des Gleitwiderstandes von
                              									Lederriemen auf den Scheiben und der Festigkeit der Scheiben gegen Zusammendrücken.
                              									Den geringsten Gleitwiderstand lieferten unter gleichen Versuchsbedingungen die
                              									Gusseisenscheiben, den grössten die mit Lack angestrichenen Holzscheiben. Die
                              									Prüfung auf Zusammendrücken wurde in der Weise ausgeführt, dass die Scheiben auf
                              									eine festliegende Welle gesteckt und dann die Kraft bestimmt wurde, mit der ein die
                              									Scheibe halb umspannejder Riamen bis zur Zerstörung der Scheiben belastet werden
                              									musste. Bei den Gusseisenscheiben zerbrach der Kranz zur Hälfte. Die Holzscheiben
                              									drückten sich unter teilweiser Absplitterung zusammen; die grösste Festigkeit
                              									lieferte die Scheibe aus Holzstoff.
                           f) Prüfung von Flaschenverschlüssen, bestehend aus
                              									Blechkapseln, deren Ränder sich um einen Wulst am Flaschenhals legten und mit einer
                              									besonderen Vorrichtung aufgepresst wurden. Die Versuche bezweckten festzustellen,
                              									bei welchem Wasserdruck im Innern der Flasche der Verschluss undicht wurde.
                           g) Prüfung eines neuen Türdrückers, bestehend aus zwei
                              									mit gezahnten Flächen ineinandergreifenden und durch einen Stahlkonus
                              									zusammengedrückten Türdrückerhälften. Gemessen wurde die Formänderung beim Belasten
                              									und die höchste getragene Last.
                           h) Holzuntersuchungen; sie erstrecken sich:
                           
                              1. Auf Untersuchungen über den Einfluss
                                    											des Blauwerdens auf Biegung und Druckfestigkeit von Kiefernholz.
                                 										Während frühere Versuche nach dieser RichtungRudeloff,
                                          													Untersuchung über den Einfluss des Blauwerdens auf die Festigkeit
                                          													von Kiefernholz.„Mitteilungen“ 1897, S. 1, 1899, S. 209. gezeigt
                                 										hatten, dass das Raumgewicht und die Druckfestigkeit von Kiefern-Splintholz
                                 										durch das Blauwerden eher zu- als abgenommen hatten, betrug bei den vorliegenden
                                 										Versuchen die Druckfestigkeit des blauen Holzes nur etwa 91 v. H. von derjenigen
                                 										des weissen Holzes und das Raumgewicht 96 v. H.; es war aber nicht
                                 										ausgeschlossen, dass die Festigkeit der blau gewordenen Proben bereits durch
                                 										Schimmelbildung beeinträchtigt worden war. Aus den Ergebnissen der Biegeversuche
                                 										lässt sich schliessen, dass der Widerstand gegen Biegen durch Blauwerden
                                 										gelitten hatte. Die Bruchspannung war um etwa 13 v. H., die
                                 										Proportionalitätsgrenze um 8 v. H. und der Elastizitätsmodul um 4. v. H.
                                 										zurückgegangen.
                              2. Versuche mit tannenen
                                    											Bauhölzern auf Biege- und Druckfestigkeit. Die Balken wurden bei 240 cm
                                 										Stützweite auf Biegung mit Einzellast in der Mitte beansprucht; ihr Querschnitt
                                 										betrug: a = 24–25 cm, b = 12–13 cm. Die Beanspruchung erfolgte in der Richtung
                                 										von a. Die Kraft war hierbei annähernd tangential zu den Jahrringen gerichtet.
                                 										Einige der Proben hatten vollen rechteckigen Querschnitt, während bei anderen
                                 										auf der nach der Aussenseite des Stammes gelegenen Seite die Ecken fehlten
                                 
                                 										(Waldkante). Die Versuche ergaben Biegefestigkeiten von 291–497 kg/qcm.
                                 										Hierbei machte sich der Einfluss der Waldkanten weniger geltend als der der
                                 										Aeste. Letztere drückten die Biegefestigkeiten erheblich herab. Die
                                 										Druckfestigkeit betrug 173–372 kg/qcm.
                              3.Biegeversuche mit Balken (Bockbeine) von 10 cm
                                 										Breite und etwa 14,5 cm Höhe im Querschnitt ergaben bei 230 cm Stützweite und
                                 										Einzellast in der Mitte für Kiefernholz folgende
                                 										Spannungen: Proportionalitätsgrenze etwa 390 kg/qcm, Bruchfestigkeit 660 kg/qcm, für
                                 											Weisstanne betrugen diese Werte 310 und 570 kg/qcm.
                              4. Vier Anträge erstreckten sich au& die Ermittlung der
                                 										Festigkeitseigenschaften, des Quellens und der Abnutzbarkeit von
                                 										verschiedenen ausländischen Holzarten; die
                                 										Ergebnisse einer dieser Untersuchungen, afrikanische Hölzer betreffend, sind in
                                 										den „Mitteilungen“ 1905, Heft 6, veröffentlicht.
                              
                           i) Untersuchungen mit im Betriebe gebrochenen
                                 										Konstruktionsteilen, als Laufachsan, Verbindungsstücke zwischen Förderseil
                              									und Korb im Bergwerksbetrieb, Schraubenbolzen, ein gusseisernes Seilrad und ein
                              									Rohr.
                           Bei der Laufradachse und einem Schraubenbolzen war durch Aetzproben festgestellt, dass Flusseisen mit
                              									stark ausgeprägter Bildung von Kern- und Randzone
                              									vorlag. In der Festigkeit unterschieden sich beide Zonen besonders darin, dass das
                              									Eisen aus der Kernzone erheblich geringeren Widerstand gegen Biegen hatte, als das
                              									Eisen aus der Randzone; ganz besonders trat dies bei Beanspruchung der Probe unter
                              									Stosswirkung zu Tage. Nach den Erfahrungen des Amtes ist derartiges Material sehr
                              									empfindlich gegen Dauerbeanspruchung.
                           Bei der Achse war diese Empfindlichkeit besonders
                              									deswegen von Bedeutung, weil dis Achse dort, wo sie im Betriebe brach, so weit
                              									abgedreht war, dass die Kernzone fast bloss lag.
                           An dem gebrochenen Schraubenbolzen waren keine Mängel im
                              									Eisen wahrzunehmen, auf die die Ursache des Bruches zurückgeführt werden konnte.
                              
                              									Ebenso liessen sich auch bei dem gusseisernen Rohr
                              									keine Mängel in den Festigkeitseigenschaften, der Gefügebeschaffenheit und der
                              									chemischen Zusammensetzung des Eisens finden, welche als Ursache des Betriebsbruches
                              									angesehen werden konnten. Bei dem gebrochenen Seilrad
                              									dagegen konnte die Ursache des Bruches auf mangelhaftes Material zurückgeführt
                              									werden.
                           In zwei Fällen war zu untersuchen, ob Brüche von Gussstücken auf Gusspannungen zurückzuführen seien. Bei einem
                              									Zylinderdeckel konnten solche Spannungen durch Ermittlung der Formänderungen beim
                              									Zerschneiden der Stücke euf der Hobelmaschine deutlich festgestellt werden. Dabei
                              									war die Festigkeit nur gering, so dass die Spannungen, welche durch die mangelhafte
                              									Gestaltung des Deckels besonders stark waren, umsomehr zur Geltung kommen
                              									mussten.
                           k) Versuche über die Wärmeausdehnung von Gusseisen und einer
                                 										Nickellegierung. Bis zu 58° C ergab sich die Ausdehnungszahl für je 1°
                              									Wärmeerhöhung bei Gusseisen zu 0,0000107, bei der Nickellegierung zu 0,0000136. Der
                              									Unterschied zwischen beiden Stoffen betrug im Mittel 27 v. H. Die Messung erfolgte
                              									mit einem von Rudeloff angegebenen Apparat, bei dem die
                              									Proben in einem elektrisch erhitzten Luftbade sich befinden und die Längenänderungen
                              									mit Martensschen Spiegelapparaten festgestellt werden.
                              									Eine zweite Versuchsreihe, bei der beide Materialien nebeneinander im Luftbade bis
                              									auf 60° C erhitzt wurden, ergab den Dehnungsunterschied zu 29,7 v. H.
                           1) Zu zwei Anträgen war eine Härtemasse, deren
                              									Zusammensetzung nicht angegeben war, daraufhin zu untersuchen, ob es möglich war,
                              									bei ihrer Verwendung gewöhnlichem Gusstahl gleiche Schneidfähigkeit zu geben, wie
                              
                              									bestem Werkzeugstahl im gewöhnlichen Härtungsverfahren. In einer zweiten
                              									Versuchsreihe war die Verwendung eines Schweisspulvers
                              									zum Schweissen von Gusstahl zu untersuchen. Die Härtemasse und das Schweisspulver
                              									entsprachen den Erwartungen des Antragstellers nicht.
                           m) Versuche mit Vulkan-Fiber ergaben die Zugfestigkeit
                              									des Materials zu 500 kg/qcm in der einen und zu 700 in der anderen Richtung. Die Druckfestigkeit
                              									betrug 500–600 kg/qcm und die Biegefestigkeit 930–1060 kg/qcm.
                           n) In zwei Fällen war die Druckfestigkeit von Beton im
                                 										fertigen Mauerwerk zu ermitteln; die Ermittlung sollte an der Mauer selbst
                              									erfolgen und nicht an herausgearbeiteten Proben. Die Versuche wurden in der Weise
                              									ausgeführt, dass etwa 1,5 m unter Oberkante Mauer ein Loch gestemmt wurde, welches
                              									gross genug war, um zwei Eisenbahnschienen durch die Mauer zu stecken. Die obere
                              									Begrenzungsfläche des Loches wurde gut geebnet und sorgfältig abgestrichen. Sie
                              									bildete beim Versuch die eine Druckfläche und wurde zu dem Zweck mit einer starken
                              									gusseisernen Platte belegt; über ihr lag oben auf der ebenfalls abgeglichenen
                              
                              									Mauerfläche die zweite Platte. Ein Rahmenwerk aus Schienen und Zugstangen umspannte den
                              									freigelegten Mauerteil, und zwischen dem oberen wagerechten Rahmenteil und der Mauer
                              									war ein hydraulischer Presszylinder zur Ausübung der Druckkraft eingeschaltet. Auf
                              									diese Weise konnte die Druckfestigkeit der Mauer nachgewiesen werden.
                           o) Die neu beschaffte 600 t-Presse ist wiederholt zur
                              										Prüfung grosser Bauteile benutzt worden.
                              									Hervorgehoben sei eine Versuchsreihe, bei der Betonsäulen mit verschiedenartig angeordneten Eiseneinlagen auf
                              									Knickfestigkeit zu prüfen waren.
                           p) Versuche mit Gerüsthaltern bezweckten die
                              									Tragfähigkeit solcher Halter bei gleicher Anordnung, wie sie bei praktischer
                              									Verwendung stattfindet, festzustellen.
                           Die Abteilung für Baumaterialprüfung bearbeitete 611
                              
                              									Anträge mit zusammen 26826 Versuchen. Die Mehrzahl der Anträge erstreckte sich auf
                              									die Feststellung der Eigenschaften von Baustoffen, die für ganz bestimmte Zwecke in
                              									Aussicht genommen waren und über deren Verwendbarkeit oder deren Eigenschaften der
                              									Verbraucher sich Gewissheit zu verschaffen wünschte.
                           Die Zahl der Prüfungen von ebenen Stein- und Betondecken geringer Spannweite ist zurückgegangen infolge der Bestimmungen der
                              									Berliner Baupolizei, nach denen generelle Genehmigungen für die Ausführung
                              
                              									bestimmter Deckensysteme einzelner Unternehmungen nicht mehr gewährt werden. Dagegen
                              									entspinnt sich ein scharfer Wettbewerb zwischen den verschiedenen Deckensystemen,
                              									welche die trägerlose Ueberspannung grosser Räume zum
                              
                              									Ziel haben.
                           Im Laufe des Jahres gelangten zur Prüfung 11 Decken mit Spannweiten von 1,20–2,7 m
                              									und 11 Decken mit 3,0–8,0 m Spannweite. Ausserdem fanden 3 Deckenprüfungen in Bauten
                              
                              
                              									statt, die sich ausser auf die Tragfähigkeit der Decken auch auf deren
                              									Widerstandsfähigkeit gegen Stösse (durch Wurfproben) erstreckten. Die Wurfversuche
                              									werden mit einer eisernen Kugel von 49 kg Gewicht ausgeführt, die, in einer
                              									Sperrklinke hängend, auf die benötigte Fallhöhe gehoben und dann ausgelöst wird.
                           In neun Fällen wurden Brandproben mit eigens hierfür
                              									errichteten Versuchshäuschen ausgeführt. Hierbei handelte es sich um die
                              									Feststellung der Feuerbeständigkeit von 4 Dachpappenarten, 2 feuerfesten Türen, je 1
                              									Träger- und Rohrumhüllung, 5 Kalksandsteinsorten, sowie einem
                              									Feuerschutzschrank.
                           Die Prüfung von feuersicheren Türen ist zum Teil auf
                              									Wunsch und unter Mitwirkung der Berliner Feuerwehr vorgenommen worden; die Proben
                              									haben zu wertvollen Verbesserungen der Konstruktionen von Holztüren mit
                              									Eisenbeschlag geführt.
                           Die Prüfungen von Dachpappedächern und von Stoffen, die
                              									als Ersatz für Dachpappe angewendet werden, sind noch nicht erledigt
                           Die Prüfung der Kalksandsteine auf Widerstandsfähigkeit im Feuer hat ergeben, dass die
                              									besseren Fabrikate im Feuer und beim Ablöschen annähernd den gleichen Widerstand
                              									leisten, wie gebrannte Mauersteine. Beide Steinsorten werden durch ein mindestens
                              									eine Stunde lang anhaltendes, möglichst bis auf 1100° C Wärme gesteigertes Feuer an
                              
                              									der dem Feuer zugekehrten Fläche zermürbt und ergeben beim Auftreffen des kalten
                              									Wasserstrahles Absplitterungen. Der Grad der Widerstandsfähigkeit im Feuers ist
                              
                              									naturgemäss bei verschiedenen Fabrikaten verschieden.
                           Prüfungen von frischem Beton wurden im grossen Umfange
                              									auf Antrag des Deutschen Beton-Vereins zur Ausführung
                              									gebracht, um den Einfluss des grösseren oder geringeren Wasserzusatzes auf die
                              									Festigkeit von Beton in verschiedenen Mischungen mit Isarkies und Rheinkies
                              									festzustellen.
                           Der Einfluss gewisser kieselsäurereicher Zusätze zum
                                 										Zementmörtel auf deren Festigkeit wurde auf Antrag einer Behörde durch
                              									umfangreiche Versuchsreihen festgestellt, deren Ergebnisse bereits in den
                              										„Mitteilungen“ Jahrg. 1904, Heft 5, S. 220 u. ff. veröffentlicht
                              									wurden.
                           In zwei getrennten Versuchsreihen kam der Einfluss bestimmter
                                 
                                 										Wässer auf Zementbeton zur Prüfung. In einem Falle handelte es sich
                              									hierbei um einen Betonpfeiler, der annähernd zwei Jahre in Moorwasser gelegen hatte und von Moorwasser umspült war. Chemische
                              									Einwirkungen des Moorwassers auf den Beton liessen sich nicht wahrnehmen; der Beton
                              
                              									hatte vielmehr ausreichende Festigkeit bewahrt. In einem anderen Falle handelte es
                              									sich um die Feststellung, inwieweit industrielle Abwässer (Schlempe) auf unterirdische Ton- und Zementrohrkanäle einwirken;
                              									es liess sich keine schädliche Einwirkung feststellen.
                           Zum Zweck des Baues von Hafenanlagen in zitier der afrikanischen Kolonien wurden aus dem Meeresboden Bohrproben entnommen und
                              									auf Verwendbarkeit zur Bereitung von Zementmörtel geprüft. Der stark schluffige, mit
                              									Muscheln und Muschelresten durchsetzte Boden war nur teilweise zur Mörtelbereitung
                              									verwertbar.
                           In steigendem Masse wurde die Abteilung durch die Prüfung von erhärtetem Beton in Anspruch genommen, bei dem entweder die Festigkeit
                              									oder das Mischungsverhältnis nachträglich festgestellt
                              
                              									werden sollte. Vielfach waren die für den ersteren Zweck eingereichten Probestücke
                              									der Form nach zu den Druckversuchen ungeeignet und
                              									mussten erst durch Sägen auf würfelähnliche Gestalt gebracht werden. Die dabei
                              									unvermeidlich auftretenden Erschütterungen können, ebenso wie die Erschütterungen
                              									beim Herausstemmen der Probestücke aus grösseren Massen, die Festigkeit
                              									unkontrollierbar beeinflussen. Das Veifahren, neben jedem Bauwerk aus dem dazu
                              									verwendeten Beton eine Anzahl würfelähnlicher
                                 										Probekörper herzustellen, deren Prüfung später zu beliebiger Zeit
                              									vorgenommen werden kann, verdient den Vorzug vor dem Herausstemmen der Körper.
                           Die nachträgliche Festsetzung des zu einem Betonkörper verwendeten Mischungsverhältnisses scheiterte in verschiedenen
                              									Fällen an dem Umstand, dass der zu dem Beton verwendete Sand oder Kies
                              									Kalksteintrümmer enthielt, die beim Aufschliessen des Bindemittels durch Salzsäure
                              									mit in Lösung gehen und die genaue Trennung des Bindemittels vom Zuschlagmaterial
                              									unmöglich machen. Aus diesem Grunde dürfte es sich empfehlen, dass Behörden, die den
                              									Unternehmer auf die richtige Anwendung der ihm
                                 										vorgeschriebenen Mischungen kontrollieren wollen, ihre Massnahmen so
                              									einrichten, dass sie nicht allein auf die nachträgliche
                              									Trennung von Bindemittel und Zuschlagmaterial angewiesen sind, sondern vielleicht
                              									die Mischungen durch Stichproben während der Herstellung der Betonkörper
                              									kontrollieren.
                           Die Prüfung der Portland-Zemente nach den
                              										„Normen“ erfolgte in der hergebrachten Weise.
                           In immer steigender Zahl sind auch Eisen-Portland-Zemente
                                 										zur Prüfung gekommen. Die bereits im vorjährigen Bericht ererwähnten
                              									vergleichenden Untersuchungen von Eisen – Portland-Zement und Portland-Zement wurden
                              									fortgeführt, eine Erweiterung dieser Versuche ist ausserdem in Aussicht
                              									genommen.
                           Während des Berichtsjahres sind vier Zementkalke zur
                              									Untersuchung gelangt. Diese erstreckte sich auf die Feststellung der
                              
                              									Mörtelergiebigkeit, Verputzfähigkeit und der Festigkeit für verschiedene
                              									Mörtelmischungen. Wenn auch die Zementkalke an Festigkeit ihrer Mörtel wesentlich
                              									hinter den Portlandzementen zurückstehen, so bilden sie doch ein wertvolles
                              									Baumaterial, und ihre Verwendung an Stelle des gewöhnlichen Weisskalkes sollte ihrer
                              									guten Erhärtungsfähigkeit wegen (auch an der Luft) in grösserem Umfange
                              
                              									erfolgen.
                           Einen vollkommen neuen Industriezweig stellt die Herstellung von Zementmauersteinen dar, deren sich eine ganze Reihe von
                              									Zementwarenfabriken und Bauunternehmern namentlich auf dem platten Lande
                              									befleissigen. Der Umstand, dass diese Steine gegenüber anderen Mauersteinen von
                              									Normalformat (Ziegelsteine und Kalksandsteine) im allgemeinen nur wettbewerbsfähig
                              									sind, wenn sie in sehr mageren Mischungen hergestellt werden, etwa 1 : 7 und 1 : 8
                              									in Raumteilen, und die Tatsache, dass Steine dieser Mischung nach einigen Wochen
                              									Erhärtung nicht wesentlich mehr als 40 bis 50 kg Druckfestigkeit zu ergeben pflegen,
                              									beschränken das Anwendungsgebiet dieser Steine; man sollte sie für Mauerwerk, dem eine
                              									erhebliche Druckfestigkeit zugemutet werden muss, nicht verwenden. In verschiedenen
                              									Fällen gelangten derartige Steine zur Prüfung, die aus zusammengestürzten Bauwerken
                              									entnommen waren und sehr geringe Druckfestigkeiten ergaben. Für ländliche Bauten,
                              									Stallungen, Scheunen, für Umfassungsmauern und andere Bauwerke unbedeutender Art
                              									sind indessen diese Steine sehr wohl verwendbar.
                           Unter den zur Prüfung gelangten gebrannten Steinen
                              									nehmen im Berichtsjahr die porösen Deckensteine
                              									besonders breiten Raum ein. Die Druckfestigkeit dieser Steine wurde vielfach nach
                              									drei Richtungen hin ermittelt, dabei zeigten sich zwischen den einzelnen
                              									Steingattungen recht erhebliche Unterschiede. Die Druckfestigkeit von Lochsteinen schwankte z.B. zwischen 111 und 330 kg/qcm. Da die
                              									Tragfähigkeit von Hohlsteindecken wesentlich von der Druckfestigkeit der verwendeten
                              									Steine abhängig ist und anderseits die Tragfähigkeit den Masstab abgibt für die
                              									zulässige Spannweite, wird der Prüfung der Deckensteine auf Druckfestigkeit
                              									besonderer Wert beigemessen.
                           Im Berichtsjahre ist auch die Prüfung von Rohstoffen für
                              									die Zement-, Kalk- und Ziegelerzeugung aufgenommen worden. Durch diese Prüfungen
                              									soll die Verwendbarkeit der Rohstoffe zu bestimmten Zwecken an Hand von Brennproben
                              									ermittelt werden.
                           Die Bestimmung des Stoffverlustes unter dem Angriff des Sandstrahlgebläses hat namentlich für Prüfung von Fussbodenplatten
                              									steigenden Anklang gefunden. Ihr wird vor dem Versuch auf der Schleifscheihe der
                              									Vorzug gegeben.„Mitteilungen“
                                    											Jahrg. 1904, Heft 3, S. 103 u. ff.
                           Auf Antrag einer Firma wurde ein Schneidemittel
                              									(scharfkantige Stahlkörner) auf Leistungsfähigkeit im Vergleich zu dem hier sonst
                              									gebräuchlichen Schneidemittel „Diamantine“ (ebenfalls Stahlsplitter) geprüft.
                              									Den Versuchen wurde ein gleichmässiger Granit zugrunde gelegt und der Vergleich zur
                              									Feststellung der geleisteten Arbeit innerhalb bestimmter Zeit und bei Verwendung
                              									bestimmter Mengen des Schneidemittels herbeigeführt.
                           Von den Gerichten wurde die Abteilung in fünf Fällen in
                              
                              									Anspruch genommen. In einem Falle handelte es sich um die Begutachtung eines Betonfundamentes. Die eine Partei behauptete, der Beton
                              									habe keine messbare Druckfestigkeit, sondern sei im wesentlichen loser und
                              									tragunfähiger Sand. Die Untersuchung an Ort und Stelle hat für diese Behauptung
                              									keine Unterlagen ergeben; der Beton war vielmehr gut erhärtet.
                           In einem anderen Fall sollte die Druckfestigkeit von Zement-Mauersteinen (Betonsteine) festgestellt werden, die zu einem
                              
                              									Hochbau verwendet worden waren, der nach Einbringung der Decken zusammenstürzte. Es
                              									kam dabei auch die Güte des verwendeten Mörtels in Frage. Während die
                              									Druckfestigkeit von Zementmauersteinen in fünf Fällen im Mittel auf 33, 43, 53, 81
                              									und 97 kg/qcm, im
                              									Durchschnitt bei allen zu 60 kg/qcm festgestellt wurde, ergab die Prüfung der Steine
                              									aus dem eingestürzten Bau nur eine Druckfestigkeit von 45 kg/qcm. Die
                              									Festigkeit der Steine lag also erheblich unter dem Durchschnitt. Die Druckfestigkeit
                              										gebrannter Hintermauerungssteine im trockenen
                              									Zustand schwankte zwischen 65 und 459 kg/qcm (vgl. „Mitteilungen“ 1899, S. 179). Dabei
                              									hatten von 43 Ziegelgattungen nur 11 weniger als 150 kg/qcm Druckfestigkeit. Gewöhnliche
                              									gebrannte Hintennauerungssteine müssen 150 bis 300 kg/qcm Druckfestigkeit aufweisen, wenn sie
                              									einem guten Durchschnitt entsprechen sollen. Aus diesen Gründen ergab sich die
                              									Minderwertigkeit der untersuchten Zementmauersteine in bezug auf Druckfestigkeit.
                              									Für Pfeilermauerwerk pflegt man noch wesentlich bessere Steine zu verwenden. Der verwendete Mörtel hat sich als gewöhnlicher Kalkmörtel
                              									im Mischungsverhältnis 1 : 3,7 nach Raumteilen und als wenig fest und bröcklig
                              									erwiesen. Nach Ziureck soll guter Kalkmörtel 13 bis 15
                              									v. H. Kalk enthalten; der vorliegende hatte nur 10,1 v. H. Für stark belastetes
                              									Pfeilermauerwerk ist reiner Kalkmörtel an sich ungeeignet; hierzu muss mindestens
                              									verlängerter Zementmörtel Verwendung finden. Der geprüfte Mörtel entsprach also
                              									hinsichtlich der Wahl des Bindemittels und des Mischungsverhältnisses nicht den an
                              									einen Mörtel für tragfähiges Mauerwerk zu stellenden Anforderungen.
                           Für ein anderes Gericht wurde ebenfalls die Untersuchung
                              									von Steinen (Kalksand- und Ziegelsteine), sowie von Beton und Mörtel durchgeführt, um die Ursache eines
                              									Hauseinsturzes zu ermitteln. In diesem Fall lieferten die Kalksandsteine 156 kg/qcm, die
                              									Ziegelsteine im trockenen Zustande 173 kg/qcm, im wassersatten 113 kg/qcm
                              									Druckfestigkeit. Der Beton dagegen, der aus grösseren Blöcken herausgeschnitten
                              									wurde, hatte im Mittel aus fünf Versuchen nur 42 kg/qcm Druckfestigkeit. Der Mörtel war ein
                              									Luftkalkmörtel in Mischung 1 : 3,1 Raumteilen.
                           In einem vierten Fall handelte es sich um die Feststellung der Raumbeständigkeit eines Zementes und in einem fünften um die Ermittlung der Wasserdurchlässigkeit
                              									von gebrannten Dachziegeln, die sich bei der Prüfung als nicht wasserdicht
                              									erwiesen.
                           Gegenstand einer besonderen Prüfung war die Feststellung der Widerstandsfähigkeit von Kork-Estrich gegen Eindruck. Hierbei wurde
                              									ermittelt:
                           
                              a. die Druckempfindlichkeit des Kork – Estrichs unter
                                 										allmählich ansteigender Belastung bis zum Bruch der Kork-Estrichschicht
                                 										und
                              b. das Verhalten des Estrichs unter dauernder Einwirkung eines
                                 										Teils der Bruchlast.
                              
                           Der zum Zweck der Prüfung auf dem Grundstück des Amtes in einem Versuchshäuschen
                              
                              									hergestellte Kork-Estrich bestand aus einer 5 cm hohen Schicht Scllackenbeton, einer
                              									2 cm dicken Kork-Estrichschicht und einer etwa 1,5 cm dicken Zementmörtelschicht.
                              									Der Schlackenbeton war gestampft, der Kork-Estrichmörtel 2,0 cm dick aufgetragen und
                              									auf 1,5 cm Höhe verdichtet, während der Zementmörtel im dünnflüssigen Zustande
                              									aufgebracht wurde. Die Belastungsversuche wurden auf dem Kork-Estrich ohne
                              									Linoleum-Belag vorgenommen, nachdem sich bei vorangegangenen Versuchen
                              									herausgestellt hatte, dass die Beobachtung des Verhaltens des eigentlichen
                              									Kork-Estrichs unter Linoleumbelag nicht mit Sicherheit möglich war. Zur
                              									Lastübertragung wurde ein dreibeiniger Tisch benutzt und dieser so beschwert, dass
                              									die drei Tischbeine, die bei quadratischem Querschnitt je 16 qcm Auflagefläche und
                              									leicht gebrochene Kanten hatten, annähernd gleich belastet waren. Die
                              									Druckempfindlichkeit des Estrichs wurde durch Feststellung der Senkung der
                              									Tischbeine und des Bruches der sogenannten Estrichhaut festgestellt. Es ergab sich,
                              									dass im Mittel aus drei Versuchen der Bruch der Estrichhaut bei 882 kg
                              									Gesamtbelastung = 18,4 kg qcm eintrat. Die Tischbeine hatten sich unter dieser Last
                              									im Mittel um 1,8 mm gesenkt. Zur Feststellung des Verhaltens unter ruhender Last
                              									wurde der Tisch bei der ersten Versuchsreihe mit 725 kg = 15,1 kg/qcm der
                              									Auflagefläche belastet und 24 Stunden stehen gelassen und bei dem zweiten zwölf Tage
                              									später erfolgenden Versuch mit 582 kg = 12,1 kg/qcm der Auflagefläche belastet. Bei der
                              									ersten Reihe brach die Zementestrichhaut nach 24 Stunden unter zwei Tischbeinen
                              									durch; bei dem zweiten Versuch trat nach vierzehn Tage währender Belastung kein
                              									Bruch ein. Nach der Entlastung zeigte der Estrich unter den Füssen des Tisches keine
                              									nennenswerten Eindrücke.
                           (Fortsetzung folgt)