| Titel: | Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten. | 
| Autor: | H. Reissner | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 164 | 
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                        Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten.In Fig. 53–54 sind noch nachträglich die Aussenansichten,
                                 										sowie die Längs- und Querschnitte der Hauptwerkstatt und Haupthalle des
                                 										Ambridge-Werkes der American Bridge Co. gegeben, die auf Seite 145–149
                                 										beschrieben sind.
                        Von Dr.-Ing. H.
                                 									Reissner, Berlin.
                        (Fortsetzung von S. 149 d. Bd.)
                        Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten.
                        
                     
                        
                           
                           
                              Hilfsbrückenwerkstatt.
                              
                           Die Hilfsbrückenwerkstatt mit den Abmessungen 180 . 584' (54,9 . 178 m) wird
                              									entsprechend der anliegenden Hauptwerkstatt gebaut und ausgerüstet werden, nur dass
                              									sie keine Endquerhalle erhalten soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 164
                              Fig. 53. Ambridge-Werk der American Bridge Co. Aussenansichten der
                                 										Hauptwerkstatt.
                              
                           Die Maschinen werden dieselben oder ähnliche wie in der Hauptwerkstatt und
                              									hauptsächlich für genietete Stützen, Fachwerkträger und ähnliche leichte Arbeit
                              									geeignet sein. Das Eisengewicht für dies Gebäude wird etwa 1900 t betragen.
                           
                        
                           
                              Augenstabwerkstatt.
                              
                           Der Entwurf des Gebäudes, wie ihn Fig. 55 zeigt, ist
                              									der Aufstellung der schweren Schmiedemaschinen und den Forderungen für Transport und
                              
                              									Bearbeitung langer, schwerer Flacheisen angepasst. Trotz der Abmessungen von 67 .
                              									68,6 m stehen im Innern der Halle selbst nur zwei Stützen, welche
                              									Fachwerkträger zur Auflagerung der inneren Binder aufnehmen.
                           Das Gebäude besteht aus einer hohen Mittelhalle, in der die Maschinen selbst stehen
                              									und die durch einen 20 t Laufkran bedient wird, und zwei niedrigeren Seitenhallen,
                              									von denen erst eine für die Arbeitstische derdMaschinen, für den Ausglühofen und die
                              									Ausbohrmaschinen benutzt wird, während die andere für die spätere Unterbringung
                           der Ausrüstung für leichte Augenstäbe bis zu 8'' (20,3 cm) breit, bestimmt ist. Beide
                              									werden von je zwei quer zu den Tischen und Bindern laufende Laufschienengleise mit 5
                              									t Laufkränen beherrscht, die mit Hebebalken ebenso wie einige der in der
                              									Hauptwerkstatt beschriebenen für die langen sich sonst durchbiegenden Flacheisen
                              									versehen sind.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 165
                              Fig. 54a. Ambridge-Werk der American Bridge Co. Längs- und Querschnitte durch
                                 										Längsschiff der Haupthalle.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 165
                              Fig. 54b. Ambridge-Werk der American Bridge Co. Querschnitt des Querschiffes
                                 										der Haupthalle.
                              
                           
                           Zum Ein- und Ausfahren laufen an den Wänden parallel mit den Tischen zwei
                              									Schmalspurgleise durch die Werkstatt hindurch, von denen das Einfahrgleis eine
                              									dritte Schiene für Vollspurwagen besitzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 166
                              Fig. 55. Ambridge-Werk der American Bridge Co. Grundriss und Querschnitte der
                                 
                                 										Augenstabwerkstatt.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 166
                              Fig. 57. Ambridge-Werk der American Bridge Co. Gesenkschmiedepresse der
                                 										Augenstabwerkstatt.
                              
                           Das Druckwasser für die hydraulischen Maschinen wird von einer Worthington-Duplexpumpe in der Hauptkraftzentrale
                              									geliefert.
                           Die Wände sind in einer Höhe von 2½ m aus Beton, darüber befindet sich ein
                              									ununterbrochener Gürtel von 3,05 m hohen Fenstern, über denen sich dann ein Streifen
                              									von galvanisch verzinkter Eisenblechauskleidung erstreckt.
                           Das Dach der Mittelhalle ist als Oberlicht ausgebildet, an das sich dann in den
                              									Seitenhallen quer dazu laufende, aufgesetzte Oberlichter anschliessen.
                           Die Aufstellung der Maschinen in der Augenstabwerkstatt ist in Fig. (55a) gegeben. Der Arbeitsgang, den die Augenstäbe in
                              									diesen Maschinen durchzumachen haben, ist der folgende:
                           
                        
                           
                              Warmmachen und Stauchen.
                              
                           Augenstabflacheisen werden vom Wagen durch Laufkran entladen und auf Schienenböcken
                              									vor den Glühöfen aufgestapelt. Sie werden in die Oefen ein- und ausgeführt mit Hilfe
                              									einer besonderen Lademaschine, die auf den Krangleisen des Seitenschiffes läuft.
                              										Fig. 56 zeigt die Maschine schematisch im
                              									wesentlichen als einen Laufkran von 2772' (8,38 m) Spannweite mit einem
                              									Versteifungshebebalken von 41' (12,5 m) Länge, der ebenso mit Parallelführung
                              									aufgehängt iwt wie die Versteifungsbalken einiger Laufkräne in der Hauptwerkstatt.
                              									Da der Balken beim Einschieben der Flacheisen in die Oefen in seiner Längsrichtung
                              									auszuweichen sucht, ist er mit zwei teleskopisch ineinander verschiebbaren von
                              									Balken bis Kranbrücke
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 167
                              Fig. 55a. Ambridge-Werk der American Bridge Co. Maschinenaufstellung in der
                                 
                                 										Augenstabwerkstatt.
                              1 Glühofen; 2.
                                 										Gesenkschmiedepresse; 3. Druckverstärker; 4. Ventilbedienung; 5.
                                 										Dreifachverstärker; 6. Hydraulisches Lochwerk; 7. Augenwalze; 8.
                                 
                                 										Hochkantrichtpresse; 9. Vertikalrichtpresse; 10. Richtwalzen; 11.
                                 										Augenstabbohrmaschine; 12. Gebläse mit Motor zur Kühlung der Walzen im
                                 										Nachglühofen; 13. Doppelverstärker; 14. Hydraulische Schere; 15. Schornstein 1,2
                                 										m l. W.; 16. Rollentische; 17. Nachglühofen; 18. Vorgesehener Kuhlofen
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 167
                              Fig. 56. Ambridge-Werk der American Bridge Co. Lademaschine für die Glühofen
                                 										der Augenstabwerkstatt.
                              
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 168
                              Fig. 58. Ambridge Werk der American Bridge Co. Hydraulische Schere in der
                                 										Augenstabwerkstatt.
                              
                           laufenden senkrechten Zylindern versehen, die gegeneinander
                              									durch Diagonalen versteift sind. Auf den Innenflanschen des als Kastenträger
                              									ausgebildeten Versteifungsbalkens laufen nun drei vierrädrige elektromagnetische
                              									Laufkatzen von je 1130 kg Tragfähigkeit. Die Brückenbewegung geschieht durch 7 PS
                              										Crocker-Wheeler-Elektromotor, die Hebung durch
                              									ebensolchen 10 PS Motor und die Verschiebung der elektromagnetischen Katzen durch
                              									einen in der glitte des Hebebalkens sitzenden 3½ PS staubgeschützten Westinghouse-Motor, der auf ein endloses Stahlseil, an
                              									dem die Elektromagnete befestigt sind, wirkt.
                           Die anderen Laufkräne der Seitenschiffe unterscheiden sich von dieser Lademaschine
                              									dadurch, dass sie Haken statt Magnete haben, dass die Versteifungsbalken von anderer
                              									Länge sind und dass die Längsabsteifung von Hebebalken gegen Kranbrücke fehlt.
                           Die Lademaschine bringt die rotglühenden Flacheisen dann zur Stauchmaschine
                              									(Gesenkschmiedepresse, Fig. 57). Dieselbe besitzt
                              									eine besondere hydraulische Klemmvorrichtung zum Festhalten der Stäbe mit einem
                              									Druck von 680 t. Das Gusstahlgehäuse ist ausserordentlich stark und trägt den
                              									Zylinder zum Schliessen des Gesenkes. Sowohl Klemme wie Gesenkzylinder werden von
                              									Wasser mit einem Maximaldruck von 490 at betrieben, der durch fünf Druckverstärker
                              									von dem aus der Kraftzentrale stammenden Normaldruck von 56 at hochgetrieben wird.
                              									Der Gesamtmaximaldruck zum Schliessen des Gesenkes beträgt 2720 t.
                           Die Zylinder werden durch ein besonderes System von Schnellentlastungsventilen
                              									gesteuert und durch Handauslöseventile betätigt, ebenso wie bei den hydraulischen
                              									100 t-Nietmaschinen.
                           Die Gesenkteile können sehr schnell gewechselt werden und können Augen von 36'' (915
                              									cm) äusserem Durchmesser an ein 16'' (40,6 cm) und solche von 40'' (122 cm) an ein
                              									18'' (45,6 cm) breites Flacheisen stauchen.
                           Die Maschine hat sechs Zylinder wie folgt: Einen 30'' (762 mm) Vorschubzylinder von
                              									44'' (1118 mm) Hub. betrieben mit Druck von 56, 140, 210, 287 at, je nach
                              									Einstellung, einen 13'' (330 mm) Rückziehzylinder von demselben Hub, betrieben durch
                              									56 at Druck, einen 33½'' (851 mm) Gesenkschliesszylinder von 14'' (355 mm) Hub.
                              									betrieben durch 56, 350 oder 490 at, einen 12'' (305 mm) Rückziehzylinder mit
                              									demselben Hub und konstanter Pressung von 56 at, einen 16½'' (419 mm) Klemmzylinder
                              									mit 13'' (330 mm) Hub, der mit Pressungen von 56, 350 oder 490 at arbeitet und einen
                              									6'' (153 mm) Zylinder für dessen schnelle Rückbewegung durch Normalpressung
                              									betätigt. Das Gewicht der ganzen Maschine, deren Hauptabmessungen Fig. 57 zeigt, beträgt etwa 227 t. Bedient wird sie
                              									durch 60' (18 m) langen Tisch mit Rollen, die durch eine Spindel mit
                              									Schneckenverzahnung und einen 5½ PS Westinghouse-Motor
                              									getrieben werden. Die Bewegung der Rollen ist umkehrbar und gibt die vollständige
                              									Herrschaft über die Bewegung des Flacheisens, so dass sehr wenig Einstellung von
                              									Hand nötig ist. Solche Rollentische besitzen auch die anderen hydraulischen
                              									Pressmaschinen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)