| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Wellentelegraphie. | 
| Autor: | Adolf Prasch | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 170 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete der
                           
                           								Wellentelegraphie.
                        Von Ing. Adolf Prasch,
                           								Wien.
                        (Fortsetzung von S. 156, 1905, 320.)
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Wellentelegraphie.
                        
                     
                        
                           Der magnetische Wellenanzeiger von Prof. W.
                                 										PeukertElektrotechnische
                                    											Zeitschrift 1904 S. 992. ist gleichfalls auf die Erscheinung
                              									aufgebaut, dass sich die magnetische Hysteresis in einem periodisch wechselnden
                              									magnetischen Felde ändert. Es lässt sich mit diesem jedoch, im Gegensatz zu der
                              									Mehrzahl dieser Arten von Wellenanzeigern, ein Schreibapparat betätigen, so dass bleibende lesbare
                              
                              									Zeichen erhalten werden können. Die Einrichtung ist wie folgt getroffen: Ein Magnet
                              										AB (Fig. 46 und
                              										47) ist auf einer wagerechten, mit Schneiden
                              									versehenen Achse gelagert. In dem Felde dieses Magneten ist ein mit einigen
                              									Drahtwindungen versehener Eisen- oder Stahlkörper EE
                              									drehbar angeordnet, wobei die Enden der Drahtwindung an die isoliert auf der
                              									Drehachse des Eisenkörpers sitzenden und mit zwei Schleiffedern ff' in Berührung stehenden Schleifringen ss' angeschlossen sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 171
                              Fig. 46.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 171
                              Fig. 47.
                              
                           Der Eisenkörper wird mittels Schnurantrieb durch einen Elektromotor in fortwährender
                              									gleichmässig drehender Bewegung erhalten. Das Eisen wird bei dieser Drehung einem
                              									magnetischen Kreisprozesse unterworfen, welcher eine bestimmte Magnetisierungsarbeit
                              									erfordert, deren Grösse von der Beschaffenheit des Eisenkörpers und der Stärke des
                              									magnetischen Feldes abhängt. Diese Magnetisierungs- oder Hysteresisarbeit übt auf
                              									den Magneten ein Drehmoment aus und bedingt dessen Ablenkung im Sinne der
                              
                              									Drehrichtung des Eisenkörpers und ist die Grösse der Ablenkung ein unmittelbares
                              									Mass für die Grösse der Hysteresis im Eisenkörper, da die in dem Eisenkörper
                              									erzeugten Wirbelströme eine solche Wirkung nicht hervorrufen können. Ersetzt man zum
                              									Beweise den Eisenkörper durch einen Kupferkörper gleicher Abmessung, so behält der
                              									Magnet seine Nullage bei. Ist die Umdrehungsgeschwindigkeit des Eisenkörpers
                              									ausreichend, so stellt sich der Magnet unter einem bestimmten Winkel zu seiner
                              
                              									Gleichgewichtslage ein und behält diese Lage auch dann bei, wenn die
                              									Drehgeschwindigkeit des Eisenkörpers innerhalb gewisser Grenzen schwankt. Zur
                              									Erreichung einer möglichst gleichbleibenden Ablenkung des Magneten wird er mit einem
                              									Dämpfer versehen, der aus einem in Oel oder Glyzerin tauchenden Metallflügel
                              									besteht. Wird nun durch die Wicklung des sich drehenden Eisenkörpers ein
                              									hochfrequenter Wechselstrom geleitet, so verringert sich die Hysteresis des Eisens
                              									sofort, das Drehmoment nimmt ab und der Magnet bewegt sich entgegen der
                              									Drehrichtung. Bei Unterbrechung des Wechselstromes kehrt der Magnet wieder in die
                              									ursprüngliche Lage zurück. Diese Bewegung des Magneten wird nun zur Herstellung
                              									eines Kontaktes benutzt, zu welchem Zwecke der Magnet mit dem Zeiger Z verbunden wird, der zwei Kontaktstifte trägt, die
                              									sich abwechselnd an die Kontakte k und k1 anlegen und so einen
                              									Stromkreis schliessen oder unterbrechen. Ein zuverlässiger Kontakt wird erzielt,
                              									wenn der Magnetzeiger mit einem Platinstift versehen ist, der in einem
                              									Quecksilbertropfen taucht.
                           Zum Zwecke der Anzeige elektrischer Wellen wird eine der beiden Schleiffedern ff' mit dem Wellenfänger, die andere mit der Erde
                              									verbunden. Die durch die einlangenden Wellen im Wellenfänger induzierten
                              									Wellenströme durchfliessen die Windungen des Eisenkörpers, drücken die Hysteresis
                              
                              									herab und der Magnet dreht sich dem Drehfelde entgegen.
                           Bei der für diesen Zweck angegebenen Schaltung (Fig.
                                 										48) wird der Stromkreis eines Relais R an den
                              									zu schliessenden Kontakt k1 angelegt. Durchfliessen nun Wellenströme den Eisenkörper W, so legt sich die Zunge z an den Kontakt k1, schliesst den Stromkreis des Relais, welches wieder den Schreibapparat
                              										M in der bekannten Weise betätigt. Wird der
                              
                              									Stromkreis des Relais einseitig an den Kontakt k
                              									angelegt, so hat man die Ruhestromschaltung, bei welcher nur die Kontakte des Relais
                              									umgewechselt zu werden brauchen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 171
                              Fig. 48.
                              
                           Die Empfindlichkeit dieses Wellenanzeigers lässt sich noch durch Parallelschaltung
                              									einer Kapazität zu den Windungen des Eisenkörpers wesentlich erhöhen. Dem Fritter
                              									gegenüber soll der Apparat eine Reihe von Vorzügen besitzen; er soll viel
                              									empfindlicher sein und nur etwa den zehnten Teil jener Energie beanspruchen, welche
                              									zur Betätigung des Fritters erforderlich ist, ferner keiner Entfrittung bedürfen,
                              									sich zur Anzeige von Wellen selbst einstellen und weniger zufälligen äusseren
                              									Beeinflussungen ausgesetzt sein. Auch dürfte durch einen solchen Wellenanzeiger,
                              									dessen Konstante (Widerstand, Kapazität und Selbstinduktion) stets gleichbleibend
                              
                              									sind, die Abstimmung des Empfangskreises wesentlich erleichtert werden.L'Éclairage Électrique Bd. 38 No.
                                    										10.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 171
                              Fig. 49.
                              
                           Der elektromagnetische Wellenanzeiger von Tissot. Für
                              									das Studium der Dämpfung verwendet Tissot eine Abart
                              									des Marconi-Rutherfordschen magnetischen
                              									Wellenanzeigers, bei welchem an Stelle eines Telephons ein Galvanometer benutzt
                              									wird. Dieses äusserst empfindliche Instrument besteht aus einem doppelten
                              									Wellenanzeiger, deren jeder (Fig. 49) aus einem
                              									permanenten Magnete CC1, einer primären Windung AB aus feinem
                              									Stahldraht und einer sekundären Windung ab aus
                              
                              									Kupferdraht besteht. Die beiden Magnete CC1 sind an einer gemeinsamen Achse befestigt und
                              									drehen sich von der Scheibe p aus bewegt,
                              									gemeinschaftlich und daher auch mit gleicher Umfangsgeschwindigkeit. Die beiden
                              									Windungen ab sind so miteinander verbunden, dass sie
                              									sich in ihren Wirkungen gegenseitig aufzuheben trachten. Ist die Wirkung der beiden
                              									Wellenanzeiger die gleiche, so bleibt auch das empfindliche Galvanometer G, welches auch durch ein Elektrodynamometer der Bellati-Type ersetzt werden kann, während der Drehung
                              									in Ruhe. Die Windungen B sind nun einerseits mit dem
                              									Wellenfänger, anderseits mit der Erde verbunden. Langen nun elektrische Wellen ein,
                              									so wird das Gleichgewicht gestört, was sich durch den Ausschlag des Galvanometers
                              									anzeigt. Es gelangt also auch hier das Differentialprinzip zur Verwertung.
                              									Durchgeführte Versuche erweisen, dass die durch diesen Wellenanzeiger zum Ausdruck
                              									gebrachte Wirkung, ebenso wie bei der Anordnung von Rutherford der maximalen Intensität des im Wellenfänger induzierten
                              									Stromes proportional ist.
                           Bei dem Wellenanzeiger von. H. KarpenL'Éclairage Électrique Bd. 38 No.
                                    										14. wird die durch Wellenwirkung hervorgerufene elektrostatische
                              									Anziehung zweier
                              
                              									fester Systeme auf ein bewegliches zur Wellenanzeige verwertet. Das bewegliche
                              									System besteht aus zwei zylindrisch geformten Aluminiumstücken ab (Fig. 50) von 28 mm
                              									Länge und 25 mm Höhe, die durch einen leichten Aluminiumstab miteinander verbunden
                              									und im Mittelpunkte an einem Faden drehbar aufgehängt sind. Dieses System schwingt
                              									zwischen zwei senkrechten zylindrischen Armaturen AB,
                              									welche durch den dicken Draht S von ganz bestimmter
                              									Selbstinduktion verbunden sind. Dieser Draht ist ausserdem bei 1 mit dem Wellenfänger und bei 2 mit der Erde verbunden. Sobald der Wellenfänger von elektrischen Wellen
                              									getroffen wird, entsteht zwischen 1 und 2 eine wechselnde Potentialdifferenz, deren Frequenz
                              									jene der einlangenden Wellen ist. Unter der Einwirkung des hierdurch zwischen den
                              									Armaturen entstehenden elektrostatischen Feldes, dreht sich das bewegliche System um
                              									den Aufhängepunkt O derart, dass die Kapazität des
                              									Systems vergrössert wird. Nach Verschwinden der Wellenwirkung kehrt das System,
                              									durch die Torsion des Fadens getrieben, in die Ruhelage zurück. Zwecks Ablesung des
                              									Ausschlages ist an dem beweglichen System ein Spiegelchen befestigt, welches einen
                              									Lichtstahl auf die Skala reflektiert. Dieser Wellenanzeiger wirkt nicht wie ein
                              									Fritter auf Spannungsstoss, sondern akkumuliert die Wirkungen. Er ist sehr
                              									empfindlich und zeigt bei einer Spannungsdifferenz von 1 Volt an der 2 m entfernten
                              									Skala bereits eine Ablenkung von 15 mm. Wegen der akkumulierenden Wirkung lässt sich
                              									dieser Wellenanzeiger auch zum Messen der einlangenden Wellenintensität
                              									verwerten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 172
                              Fig. 50.
                              
                           Das Dynamometer für schnelle elektrische Schwingungen von N.
                                 										Papalexi.Annalen der Physik
                                    											Bd. 14 S. 756. Dieses Induktionsdynamometer hat sich unter vielen
                              									anderen Instrumenten als das beste erwiesen. Den beweglichen Teil dieses
                              									Instrumentes bildet eine aus zwei gekreuzten dünnen, 13 cm langen Holzstäbchen
                              									bestehende Nadel r (Fig.
                                 										51), an deren Enden Quadrate q aus 0,1 mm
                              									dicken Aluminiumstäbchen so befestigt sind, dass sie alle in der gleichen Ebene
                              									liegen. Die Seitenlänge der Quadrate beträgt etwa 3 cm, Durch die Achse der Nadel
                              									geht ein dünner Draht, dei oben einen kleinen Spiegel und unten zur Dämpfung ein
                              									Rechteck von 3 und 3,5 mm Seitenlänge aus Glimmer trägt. Das Ganze hängt an einem
                              
                              									Kokonfaden von 32 cm Länge und schwebt frei zwischen
                              									zwei wagerechter Systemen von je vier kleinen Spulen s.
                              									Die ersten viel Spulen befinden sich unmittelbar über den Quadraten dei Nadel, aber
                              									nicht konzentrisch zu diesen und sind fest Das zweite System befindet sich genau
                              									unterhalb de Quadrate und ist zu dem ersten System parallel gelegt aber auf ein
                              									bewegliches Brett montiert. Hierdurch läss sich die Entfernung zwischen den beiden
                              									Spulensystemen und somit die Empfindlichkeit des Apparates innerhalb gewisser
                              									Grenzen ändern. Die Spulen haben einen Durchmesser von 4,5 cm und bestehen je aus
                              									zwei Windungen von 1,5 mm starkem isolierten Draht. Die Spulen jedes Systems sind so
                              									miteinander verbunden, dass sich ihre Wirkung auf die Nadel summiert. Die
                              									Unabhängigkeit der beiden Spulensysteme voneinander ermöglicht es, das Instrument
                              									als Differentialdynamometer zu verwenden. Beobachtet wird mit Fernrohr und
                              									Skala.
                           Die Anschläge sind, wie durch vergleichende Versuche mit einem Bolometer nachgewiesen
                              									wurde, dem Integral \int\limits_0^{\sim}\,i^2\,d\,t gleich. Der Vorzug des Instrumentes soll nebst dessen
                              									Empfindlichkeit noch der sein, dass es unmittelbare Anzeigen liefert, so dass alle
                              									Hilfsapparate entbehrt werden können. Geeignet ausgestattet muss sich dieses
                              									Instrument auch als Wellenanzeiger für Zwecke der drahtlosen Telegraphie verwerten
                              									lassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 172
                              Fig. 51.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 172
                              Fig. 52.
                              
                           Der bolometrische Wellenanzeiger von C. TissotL'Éclairage Électrique Bd. 38 No.
                                    										10. soll dazu dienen, die Intensität einlangender elektrischer Wellen
                              									zu messen. Er besteht im wesentlichen aus zwei Systemen feiner Platindrähte abcd und a'b'c'd' (Fig. 52), welche kongruent sind und in die Zweige
                              									einer Wheatstoneschen Brücke MNPQ eingeschaltet werden. Das Gleichgewicht der Brücke wird mittels der
                              									beiden Drahtspulen SS1, welche gemeinsam in einem Erdölbad liegen,
                              									und dem längs des Drahtfadens KK1 gleitenden Kontakt N
                              									hergestellt. Für die beiden Drahtsysteme abcd und a'b'c'd' wurde gleichfalls die Brückenform gewählt. Für
                              
                              									die Zwecke der Messung wird der Luftdraht L an a und die Erde E an c angelegt. In der schematischen Anordnung ist die
                              									Einrichtung identisch mit jener von Rubens. Das in dem
                              									mittleren Brückenzweige eingeschaltete Galvanometer G
                              									ist von der Thomsontype, äusserst empfindlich und hat
                              									einen Widerstand, welcher genau gleich jenem der anderen Zweige der Brücke ist. Der
                              									Apparat gestattet die Wirkung der von mehreren Kilometern Entfernung einlangenden
                              
                              									Wellen genau festzustellen.
                           Die gemessene Quantität ist nachweisbar ebenfalls gleich dem \int\limits_0^{\sim}\,i^2\,d\,t bezogen auf
                              									eine vollständige Periode und stellt sonach die Summe der gesamten vom
                              									Wellenempfänger aufgenommenen Energie dar.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)