| Titel: | Ueber den griechischen Asphalt und seine technische Bedeutung. | 
| Autor: | A. Ch. Vournasos | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 200 | 
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                        Ueber den griechischen Asphalt und seine
                           								technische Bedeutung.
                        Von Prof. Dr. A. Ch.
                                 									Vournasos, Athen.
                        Ueber den griechischen Asphalt und seine technische
                           								Bedeutung.
                        
                     
                        
                           Man hat vor fünf Jahren bei Marathoupolis, einem
                              									Dorf, welches den Hafenplatz von Gargalian des Bezirks Triphilie bildet und an der
                              									Westküste des Peloponnes liegt, ein Asphaltlager entdeckt, das den bedeutendsten
                              									Fundstätten Europas anzureihen ist, und zwar wegen der eigentümlichen Bildung und
                              									Qualität des Gesteines. Es umfasst in den verschiedenen Landspitzen der Gegend von
                              									Marathos, drei Kilometer weit vom Meere, eine Fläche von nahezu 20000 Quadratmetern.
                              									Obwohl die bergmännische Gewinnung des Gesteins dort noch nicht ausgedehnt ist,
                              									erscheint es dennoch angebracht, schon jetzt Mitteilungen über die Ergebnisse
                              									unserer technischen Studien des Gesteins zu machen.
                           Der Asphaltstein von Marathos ist von einer
                              									ausserordentlichen Reinheit; sein Bitumengehalt, die Qualität dieses Bitumens und
                              									die Leichtigkeit, mit welcher er sich behandeln lässt, werden bis ins einzelnste den
                              									Ansprüchen des Technikers genügen können. Das Gestein ist bei Sommertemperatur
                              									mürbe, bei niedriger Temperatur hart; sein Gefüge ist fein, seine Farbe dunkelgrau,
                              
                              									bei den stark mit Bitumen durchsetzten Stücken bis zum Braun oder
                              									Chokoladendunkelbraun.
                           Bei hohen Temperaturen erweicht der Asphaltstein von Marathos nicht und zerfällt
                              									unter dem Einfluss der Sonne nur nach mehreren Monaten. Wenn man den Stein der
                              
                              									Sonnenwärme dauernd aussetzt, so nimmt seine Oberfläche
                              									das Aussehen gewöhnlichen weissen Kalksteins an. Bei dieser Veränderung tritt das
                              									Bitumen, welches sich in den äusseren Schichten angereichert hatte, in die inneren
                              									Schichten des Gesteins zurück. Der Verlust an flüchtigen Substanzen ist fast
                              									Null.
                           Der Bruch des Gesteines, parallel und senkrecht zur Richtung der Schicht, ist körnig
                              									und unregelmässig, manchmal muschelig, sonst gestreift, d.h. mit Flecken besät, die
                              									nicht heller sind als der Grund.
                           Das spezifische Gewicht des Steins schwankt zwischen 2,212–2,226, es vermindert sich
                              									in dem Grade, wie der Gehalt an Bitumen zunimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 200
                              Fig. 1. Schnell-Extraktionsapparat von Vournasos.
                              
                           Die chemische Zusammensetzung zeigt, dass das Produkt im
                              									wesentlichen kohlensauren Kalk und Bitumen, daneben unbedeutende Mengen erdhaltiger
                              									Stoffe, die zufällig in das eigentliche Gestein gelangt sind, enthält.
                           Wir haben die chemische Analyse dadurch vereinfacht,
                              									dass wir die beiden hauptsächlichsten Bestandteile des Gesteins mit Hilfe eines
                              									kleinen Schnellextraktions-Apparates bestimmten, dessen ausführliche Beschreibung
                              									vor einiger Zeit in der „Chemischen Zeitschrift“ 1904, S. 788 gegeben
                              									ist. Wir empfehlen für die Bestimmung des Bitumens das Extraktionsverfahren, weil es das einzige ist, das genaue Ergebnisse
                              									liefert. Die vorgeschlagenen Verfahren der Waschung oder der Zersetzung des
                              									Gesteines durch Säuren, dürfen nur am Gewinnungsort angewandt werden, aber sie sind
                              									für das Laboratorium nur in geringem Masse im Gebrauch.
                           Mittels des Apparates (Fig. 1) kann man eine Reihe
                              									von sehr genauen Bestimmungen in kurzer Zeit ausführen. Hierzu bringt man ein
                              									Auflösungsmittel in die konische Fiole N des Apparates
                              									und eine gewisse Quantität des zu feinem Pulver zerkleinerten und im Gay-Lussacschen Ofen bei 100° C. getrockneten Gesteins
                              									in die innere Röhre LMN, deren enge Oeffnung M man vorher durch einen Pfropfen von Glaswolle
                              									verstopft hat. Als Auflösungsmittel benutzte ich reines Benzol (für 10 gr. Pulver 50
                              									gr. Benzol) frei von Schwefelkohlenstoff. Das Benzol ist ein für das Bitumen sehr
                              									geeignetes Extraktionsmittel, das man leicht wieder verdampfen kann.
                           Zwecks Extraktion des Bitumens wird das Benzol in der Fiole N zum Sieden gebracht. Die Dämpfe steigen durch die Röhre P und den Raum zwischen der letzteren und dem äusseren
                              									Zylinder und verdichten sich in einem an der Röhre E
                              									angebrachten Kugelkühler, fallen durch die schrägkantige Röhre J in den inneren Rezipienten und durchlaufen von neuem
                              									die Asphaltschicht, um in der mit Bitumen gesättigten Sammelfiole anzukommen. Gegen
                              									Ende der Operation, welche einige Stunden in Anspruch nimmt, hat die Asphaltschicht
                              									des Rezipienten ein fast weisses Aussehen angenommen; in diesem Augenblick kann man
                              									die Operation unterbrechen und den Rezipienten wegnehmen; man trocknet ihn im
                              									Trockenapparat bei 100°, wägt nach der Abkühlung und erhält auf diese Weise das
                              									Gewicht der in Benzol unlöslichen Stoffe sowie aus der Differenz berechnet das
                              									Gewicht des isolierten Bitumens. Letzteres kann auch nach Abdampfen des Benzols
                              									gewogen werden.
                           Der Asphalt von Marathos, der auf die oben angegebene Methode behandelt wird, hat für
                              									eine grosse Reihe von geprüften Proben folgende Zusammensetzung ergeben:
                           
                              
                                 
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Bitumen auflösbar in Benzol
                                 14,75
                                 
                              
                                 Kalkstein gewaschen mit Benzol
                                 85,25
                                 
                              
                                 
                                    Analyse des Gesteines.
                                    
                                 
                              
                                 Wasser (durch Trocknen bei 100° bestimmt)
                                   0,45
                                 
                              
                                 Bitumen
                                 14,75
                                 
                              
                                 Sand
                                   1,07
                                 
                              
                                 Ton, Eisenoxyd und phosphorhaltige Alkalien
                                   0,80
                                 
                              
                                 Calciumsulfat
                                   0,21
                                 
                              
                                 Magnesiumcarbonat
                                   0,45
                                 
                              
                                 Calciumcarbonat
                                 82,27
                                 
                              
                                 
                                    Prozentuale Zusammensetzung des Kalksteines.
                                    
                                 
                              
                                 Calciumcarbonat
                                 97,01
                                 
                              
                                 Magnesiumcarbonat
                                   0,53
                                 
                              
                                 Sand
                                   1,26
                                 
                              
                                 Ton, Eisenoxyd und phosphorhaltige Alkalien
                                   0,94
                                 
                              
                                 Calciumsulfat
                                   0,25
                                 
                              
                           Das im Asphaltgestein von Marathos enthaltene Bitumen übertrifft an Güte offenbar
                              									ähnliche Produkte anderer und zwar der wichtigsten bekannten Fundstätten Europas.
                              									Besonders zu erwähnen ist noch, dass das Gestein eine sehr homogene Mischung von
                              									Kalkstein und Bitumen (letzteres bis 25 v. H.) dargestellt und infolgedessen in der
                              									Sonnenhitze nicht zerfällt. Der Zerfall in Staub ist ein Kennzeichen von schlechter
                              									Beschaffenheit. Während minderwertige Produkte sich zwischen den Fingern zerdrücken
                              									lassen und in kochendem Wasser zerfallen, bleibt der griechische Asphalt trotz
                              									seines hohen Gehaltes an Bitumen unangreifbar. Nur bei längerem Verweilen in einem
                              									Oelbad sieht man an der Oberfläche Spuren von geschmolzenem Bitumen.
                           Wenn man in einer Glasröhre eine geringe Menge Bitumen, Teer oder unraffiniertes
                              									Erdöl bis 180° erhitzt, kann man diese Stoffe mit grösseren Mengen von Asphaltpulver
                              									vereinigen. Vermittels geringer Menge eines solchen Schmelzungsmittels, kann man
                              									einen halb natürlichen Asphaltmastix, welcher alle die halbkünstlichen durch
                              									Mischung verschiedenster Handelsprodukte hergestellten. Mastixsorten übertrifft,
                              									zubereiten.
                           Das Bitumen, das durch Benzol aus dem Asphalt extrahiert wird, oder das man in
                              									einigen Höhlungen in der Nachbarschaft des Berges auf gewöhnlichem Kalkstein
                              									beobachtet, ist schwarzbraun gefärbt und hat bei 8° oder tieferen Temperaturen einen
                              									glasartigen Bruch. Bei mehr als 8° bildet das Bitumen eine dehnbare Masse, die bei
                              									35° die Konsistenz einer dicken Flüssigkeit zeigt. Sein spezifisches Gewicht ist
                              									1,054. Sein Geruch ist schwach bei gewöhnlicher Temperatur, wird aber bei hoher
                              									Temperatur wegen der Verflüchtigung eines Kohlenwasserstoffes (Petrolen C20H32) sehr bemerkbar.
                              									Man kann diesen Stoff von einem andern festen, der in Mischung mit Petrolen das
                              
                              									Asphaltbitumen bildet, mit Schwefelkohlenstoff trennen. Dies ist das Asphalten von
                              										Boussingault, welches in Aether, Benzol und
                              
                              									Terpentinöl löslich ist; es besitzt eine chemische Zusammensetzung, die man durch
                              									die Formel C25H40S2 ausdrücken kann. Wir
                              									haben das Petrolen dadurch erhalten, dass wir das Asphaltbitumen von Marathos im
                              									Vakuum bei einer Temperatur von 200° destillierten. Man erhält auf diese Weise von
                              									100 Teilen Substanz
                           
                              
                                 Petrolen
                                 72,43,
                                 
                              
                                 Asphalten
                                 27,56.
                                 
                              
                           Die Elementarzusammensetzung des Bitumens ist die folgende:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 82,15,
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   8,76,
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   8,42,
                                 
                              
                                 Asche
                                   0,60.
                                 
                              
                           Wie man aus diesen Ziffern ersieht, gibt es ausser den Kohlenwasserstoffen, die von
                              										Boussingault vorausgesagt wurden, sowohl für die
                              									destillierbaren Teile, als auch für den festen Rückstand eine Reihe von anderen
                              									verschiedenen mehr oder weniger kohlenstoffhaltigen Verbindungen. Diese Stoffe
                              									trifft man in den meisten Fällen in kleinen Mengen an, wie Kayser festgestellt hat (Untersuchungen übe2 Asphalte 1879), der gründlich
                              									die Zusammensetzung der Destillationsprodukte einer Zahl von Bitumenproben studiert
                              									hat. –
                           Durch die trockene Destillation des Bitumens von
                              									Marathos habe ich ein Oel erhalten, welches den charakteristischen Geruch von Teer
                              									besitzt, wesentlich aus Terpenen zusammengesetzt ist und bei 154° siedet. Der
                              									Rückstand dieser Destillation ist eine poröse Kohle, die viel leichter brennt als
                              									gewöhnlicher Koks. Das destillierte Oel könnte, wenn sein Preis es gestattete, bei
                              									der Herstellung von Oelgas verwendet werden. Ich schlage vor, es nützlicher bei der
                              									Extraktion des Bitumens zu benutzen; wie bei der Herstellung des Asphaltmastix von
                              
                              									Marathos erwähnt werden wird, dessen Zubereitung ein durchaus besonderes
                              
                              									Verfahren erfordert.
                           
                        
                           
                              Extraktion des Bitumens.
                              
                           Wie wir schon gesagt haben, trifft man in der Umgegend des Lagers von Marathos
                              									bituminöse Molassen an und zwar in gewöhnlichen Kalksteinhöhlungen oder Spaltungen,
                              									welche oft mit reinem Bitumen gefüllt sind. Die Extraktion dieser Produkte ist sehr
                              									einfach und erfolgt in der Weise, dass man die Gesteine in besonders konstruierten
                              									Kesseln mit siedendem Wasser behandelt. Aber der Asphalt von Marathos wird selbst
                              									auf mechanischem Wege zu Pulver zerkleinert, trotz seines starken Gehaltes an
                              									Bitumen durch siedendes Wasser nicht angegriffen. Da die Extraktion des Bitumens aus
                              									dem Gestein grosse technische Vorteile bietet, haben wir diese Frage speziell
                              									geprüft und sind zu Ergebnissen gelangt, die industriell verwertet werden
                              									können.
                           Man weiss z.B., dass das Bitumen als Schmelzungsmittel zur Bereitung des
                              									Asphaltmastix dient, welcher als Material für Strassenpflasterung sehr geschätzt
                              									wird. Asphalt dient ausserdem zur Herstellung der Lacke und Firnisse, er wird
                              									angewandt bei der Photographie und Photolithographie, für die Herstellung von
                              									Mummienschwarz, Kienruss (durch Verbrennung des Bitumens gewonnen). Man verwendet
                              									ausserdem Asphalt für Herstellung von bitumiertem Karton, Lederkarton und
                              									bitumierter Leinwand, deren Anwendung sehr verbreitet ist. Die technische Gewinnung
                              									des Bitumens aus den Asphaltgesteinen von Marathos erfolgt auf verschiedene Weise
                              									und zwar:
                           1. Durch Extraktion mit Asphaltöl: Durch diesen Prozess
                              									gelingt es grosse Massen natürlichen Bitumens zu extrahieren, indem man sich als
                              									Schmelzungsmittel des oben erwähnten Asphaltöls bedient. Man erhitzt 10 Teile
                              									Asphaltöl auf 130–150° und fügt mit einer Schaufel nach und nach 100 Teile des zu
                              									feinem Pulver zerkleinerten Asphaltgesteins hinzu. Die warme Mischung wird mit Hand
                              									oder einer mechanischen Vorrichtung umgerührt. Man lässt sodann die Mischung warm
                              									einige Zeit stehen, damit das feste Material auf den Boden des Extraktionskessels
                              									fällt. Nötigenfalls erfolgt nach der Trennung der festen und flüssigen Stoffe eine
                              									Behandlung der letzteren mit heissem Wasser. Für die Mastixfabrikation kann die
                              									Behandlung mit Wasser wegfallen.
                           2. Extraktion durch Destillation. Dieses Verfahren, das
                              									ich nur im Laboratorium angewendet habe, kann nach meiner Meinung für die Frage der
                              									ökonomischen industriellen Herstellung des Bitumens von grosser Bedeutung sein. Wenn
                              
                              									man das zu grobem Pulver zerkleinerte Asphaltgestein in einem geschlossenen Gefäss,
                              									in dem man die Luftatmosphäre durch eine Atmosphäre von gasförmigen
                              									Kohlenwasserstoff ersetzt hat, erhitzt, so wird das Bitumen gelöst.
                           Ich brachte ein stark bitumenhaltiges, grob pulverisiertes Asphaltgestein in ein
                              									Nickeldrahtrohr von geeigneten Abmessungen und dieses mit Asphalt gefüllte Rohr
                              									mitten in ein Glasrohr von dreifachem Durchmesser, das in wagerechter Achsenrichtung
                              									mit dem inneren Rohr vermittels zweier Korkpfropfen verbunden wurde, die seine
                              									beiden Oeffnungen schlössen. Man stellte diesen kleinen Apparat leicht geneigt in
                              									das Innere eines Brennofens von Winkler und erhitzte
                              									ihn, bis die Temperatur im Innern des Rohres auf 150° anstieg. Die Temperatur wird
                              									hierbei mit Hilfe eines gekrümmten Thermometers gemessen, das man durch den
                              									durchbohrten Pfropfen hindurchsteckt, Man lässt durch denselben Pfropfen mittels
                              									einer mit Hahn versehenen Glasröhre einen langsamen und ununterbrochenen Strom von
                              									Leuchtgas oder von Azetylen eindringen, welcher durch eine andere, am unteren Teil
                              									des Apparates angebrachte Röhre mit Hahn ausströmen kann. Wenn die Temperatur den
                              									gewünschten Grad erreicht und die Röhre fast ganz mit erwähntem Gas gefüllt ist,
                              									sieht man das Bitumen durch die Litzen des Nickeldrahtrohres abfliessen und nach der
                              									tiefliegenden Stelle der Glasröhre laufen, wo man es mittels einer anderen
                              									Sammelröhre auffängt.
                           Wenn einmal die Atmosphäre in dem Apparate von einem der in Frage stehenden Gase
                              									gebildet ist, kann man die Schnelligkeit des Stromes schwächen und auch gänzlich
                              									hemmen, indem man den Einflusshahn offen lässt, was keinen Nachteil verursacht. Es
                              									gelingt durch diese methodische Waschung, das gesamte in dem Asphaltstein enthaltene
                              									Bitumen zu extrahieren. Das Kalksteinpulver, welches das Aussehen von gewöhnlicher
                              									Kreide hat, kann der Röhre leicht entnommen werden.
                           Bei der technischen Ausübung dieser Methode empfiehlt es sich, die innere Röhre in
                              
                              									eine schiefe Stellung zu bringen, in welcher sie sich um ihre Achse drehen kann.
                              									Durch einen Mühltrichter, welcher neben dem höchsten Ende angebracht wird, kann die
                              									Beschickung in dem Masse zufliessen, wie das Pulver extrahiert wird.
                           Zum Lösen des Bitumens lassen sich die verschiedensten Gase verwenden; man erhält
                              									jedoch die befriedigendsten Resultate mit den stark kohlenstoffhaltigen Gasen. Ich
                              									fand, dass man mit 2,15 cbm Steinkohlengas der Compagnie von Athen 2,5 kg Bitumen
                              									aus einem Asphaltmuster, welches ungefähr 15 v. H. Bitumen enthält, extrahieren
                              									kann. Andererseits wird, da man in einer niedrigen Temperatur arbeiten muss, die
                              									Ausgabe für Brennmaterial den Kostenpreis nicht erhöhen. Die Kosten sind vielmehr so
                              									gering, dass die Industriellen auf das obige Verfahren ihre Aufmerksamkeit lenken
                              									werden.
                           Extraktion durch Dissolation. Durch dieses Verfahren
                              									erhält man unstreitig das reinste Handelsprodukt, indessen verursachen die
                              									Handhabungen der Extraktion grosse Schwierigkeiten; die Operationen sind ausserdem
                              									von grossen Gefahren begleitet und zwar wegen der leichten Entzündbarkeit des fast
                              									in allen Bitumenfabriken zur Verwendung kommenden Schwefelkohlenstoffs. Bei der
                              									Destillation dieses Produkts entweichen aus den Hähnen des Destillationsapparates
                              									immer brennbare Dämpfe, da man trotz zahlreicher Versuche keinen hermetischen
                              									Verschluss der Apparate erzielen kann.
                           Ich bevorzuge als Lösungsmittel das Benzol, welches das Bitumen ebenso gut wie
                              									Schwefelkohlenstoff auflöst und sich hinsichtlich des Preises durchaus nicht von
                              									diesem letzteren unterscheidet; es kann kalt oder warm, ohne dass irgend ein Verlust
                              									zu befürchten ist, verwendet werden. Auch ist die Explosionsgefahr bei Verwendung
                              									von Schwefelkohlenstoff erheblich grösser als bei Benzol.
                           Eine unterbrochene Extraktion vermittels des Benzols kann man durch meinen grossen
                              									Extraktionsapparat Modell 1 auszuführen. Für eine Fabrikation im Grossen muss man
                              									eine oder mehrere Wannen anordnen, in welchen sich die Waschung des Asphalts durch
                              									das Benzol vollzieht. Man trennt also das Gestein von der erhaltenen Auflösung durch
                              									eine methodische Filtrierung und destilliert, sei es durch Wasserdampf, sei es durch
                              									Feuer, um das Bitumen zu erhalten und das Extraktionsmittel zu regenerieren.
                           Das so aus dem Asphalt von Marathos gewonnene Produkt besitzt eine klebrige
                              									Konsistenz bei gewöhnlicher Temperatur (21°), es wird vollständig flüssig bei 80°
                              									und wird nur fest bei 3 bis 5°, je nach der Quantität des Petrolens, welches es
                              									enthält und welches bei – 17,50 (Vournasos) erstarrt. Sein Geruch ist stark und
                              									erinnert an den des Steinkohlenteers; es ist unlöslich in Terpentinöl, ein Umstand,
                              									der es für die Herstellung von zinkographischen Platten brauchbar macht. Man findet
                              									in diesen unlöslichen Produkten die zwei Säuren, die Asphaltinsäure und
                              									Asphaltulminsäure. Der Bildung dieser scheint das Bitumen die ausgezeichnete
                              									Eigenschaft zu verdanken.
                           Nachstehende Tabelle enthält die Zusammensetzung der wichtigsten Asphaltsorten
                              									Europas.
                           Asphaltmastix. Die ausgebreitetste Anwendung des
                              									Bitumens ist natürlich diejenige für Zubereitung von Asphaltmastix, welcher zur
                              									Herstellung von Pflaster dient.
                           Der Asphaltmastix enthält 15 oder höchstens 17 v. H. Bitumen. Man gibt dem
                              									natürlichen Gestein diesen Bitumengehalt, indem man das Asphaltsteinpulver in einem
                              									Bade von reinem Bitumen schmelzen lässt. Die Menge des mit dem Bitumen
                              									zusammenzumischenden Asphaltpulvers berechnet man aus dem Prozentgehalt des in dem
                              									besagten Pulver enthaltenen Bitumens. Man darf niemals die obengenannten Grenzen
                              									überschreiten; nach meinen Untersuchungen sind die Produkte, die diese Grenzen nicht
                              									innehalten, mehr oder weniger fehlerhaft und müssen von den Baumeistern verworfen
                              									werden.
                           Das Asphaltgestein von Marathos eignet sich zur Herstellung von Mastix insofern sehr
                              									gut, als es die gerade notwendige Menge Bitumen (15 v. H.) bereits enthält, ein
                              									Umstand, der die Verarbeitung dieses Produktes wesentlich vereinfacht.
                           Man erwärmt in einem Eisenkessel reines Bitumen bei 150°, dann wirft man das
                              									Asphaltpulver in kleinen Mengen hinein, indem man Sorge dafür trägt, dass die
                              									Mischung energisch umgerührt und nicht eher neues Material hinzugefügt wird, bevor
                              									das vorhergehende in dem Schmelzungsmittel zerfallen ist. Man setzt so die Zugabe
                              
                              									fort bis man die teigige Konsistenz der Mischung erreicht, was gewöhnlich geschieht,
                              									nachdem man 100 Teile Asphaltpulver für den angewandten Teil des Schmelzungsmittels
                              									zugefügt hat. Es ist zu empfehlen, die Kochung noch eine Stunde nach Erzielung eines
                              									homogenen Gemenges fortzusetzen. Man beginnt die Ablassung des Teiges in Form von
                              									Klumpen von bestimmtem Gewicht; die Bereitung des Asphaltmastix's ist dann
                              									beendet.
                           Asphaltbeton. Die Bereitung des Asphaltbetons, welcher
                              									für die Bekleidung des Pflasters, der Terrassen, der Mäntel, der Dachdeckung und im
                              									allgemeinen der innern Quadersteinpflasterei dient, bietet keine Eigentümlichkeit in
                              									der Art der Herstellung. Der Beton, den man zu diesen Zwecken gebraucht, ist eine
                              									Mischung von Asphaltmastix, reinem Bitumen und gut gewaschenem und getrocknetem
                              									Fluss- oder Meerkies. Ein übliches Mischungsverhältnis ist: 5 Teile reines Bitumen,
                              									60 Teile Kies für 100 Teile Asphaltmastix; dieses Verhältnis kann wechseln, je
                              									nachdem das Mastix mehr oder weniger fett ist, je nachdem das angewandte Bitumen
                              									mehr oder weniger gut ist und endlich, was am wichtigsten ist, je nach den klimatischen Verhältnissen eines Landes. Nach den von
                              									mir über diesen letzteren Gegenstand gemachten Versuchen muss der Asphaltbeton,
                              									welcher mit Erfolg bei den Arbeiten dieser Art in Athen oder in den anderen
                              									griechischen oder ausländischen Städten mit gleichen klimatologischen Verhältnissen
                              									angewandt werden kann, die folgende Zusammensetzung haben:
                           
                              
                                 Asphaltmastix, Bitumengehalt 15 v. H.
                                 100
                                 Teile
                                 
                              
                                 Reines Bitumen
                                     6
                                 „
                                 
                              
                                 Gewaschener Meerkies von 8 mm Korngrösse
                                   75
                                 „
                                 
                              
                           Man bewerkstelligt die Mischung, indem man während 2 bis 3 Stunden bei 160° kocht. Es
                              									ist unnötig auf der Technik der Herstellung zu bestehen, die nur in unbedeutenden
                              									Einzelheiten von der Herstellung des Gussasphalts abweicht. Der durch den
                              									Asphaltbeton zu bedekkende Boden muss bekanntlich voraus präpariert werden. Man
                              									bedeckt ihn zu diesem Zweck mit einer Schicht von Zementbeton von 7 bis 10 cm Dicke,
                              									auf welche man manchmal eine andere Mörtelschicht von ungefähr 1 cm Dicke legt. Ich empfehle
                              									die Anwendung von Beton aus Santorinerde für die Arbeiten im Lande und gebe die
                              									nachstehende Zusammensetzung desjenigen Betons, welcher am besten mit dem
                              									obengenannten Asphaltbeton verbunden werden kann:
                           
                              
                                 Santorinerde
                                 400
                                 Teile
                                 
                              
                                 Hydraulischer Kalk
                                 250
                                 „
                                 
                              
                                 Gewöhnlicher Sand
                                   70
                                 „
                                 
                              
                                 Süsswasser
                                 
                                 
                                 
                              
                           Man muss gleiche Raumteile dieses Mörtels und Meerkieses oder gebrochenen Steines
                              									nehmen. Mit diesem selben Mörtel kann man die Bedeckung von 1 cm Dicke herstellen.
                              									Es ist gut, den präparierten Boden während wenigstens 14 Tage stehen zu lassen,
                              									damit er beim Aufbringen des Asphaltetons gut trocken ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 203
                              Graphisches Schema der Zusammensetzung der wichtigsten Asphaltsorten
                                 										Europas.
                              
                           Der Asphaltbeton der obengenannten Zusammensetzung ist eine Mischung, die 11 v. H.
                              									natürliches Bitumen enthält. Ein Beton von dieser Zusammensetzung ist am
                              									brauchbarsten für die Zubereitung von Quadersteinen, die den höchsten Temperaturen
                              									des Landes widerstehen.
                           Der komprimierte für Chausseebau bestimmte Asphalt muss 6,5 bis 7 v. H. Bitumen
                              									enthalten. Man muss also zwischen einigen Proben des Gesteins von Marathos wählen,
                              									welche den verlangten Bitumengehalt besitzen, oder in Ermangelung dessen das
                              									reichhaltige Produkt entfetten, indem man es mit Kalk mischt.
                           Gute Bekleidungen mit Asphalt müssen stark komprimiert werden und das Gewicht einer
                              									2000 kg schweren Walze aushalten. Je mehr die asphaltische Rinde komprimiert
                              									ist, um so weniger macht sich die Einwirkung der Hitze geltend.
                           Ein Presstück, welches einem Druck von 1800 kg unterworfen war und 6,8 v. H. Bitumen
                              									enthielt, wurde der Junisonne ausgesetzt. Durch thermometrische Messungen, die von
                              									Stunde zu Stunde gemacht wurden, wurde festgestellt, dass das Stück die höchste
                              									beobachtete Temperatur ausgehalten hat, welche 68,5 bis 69° betrug und sich zwischen
                              									2 und 3 Uhr zeigte. Eine spitze Nadel, mit 300 Gramm beschwert, erzeugte bei 99° nur
                              									einen schwachen Eindruck.
                           Bei Wasserbauten bedient man sich gegenwärtig mit grossem Erfolg der Blöcke von
                              									Asphaltbeton. Die Blöcke, von meistens 9 cbm Rauminhalt, stellt man aus einer
                              									bestimmten Mischung durch Guss her in Formkasten von den Abmessungen 1,50 × 2,00 ×
                              									3,00 m. Die Mischung muss folgende Zusammensetzung haben:
                           
                              
                                 Reines Bitumen
                                     5
                                 Teile
                                 
                              
                                 Asphaltmastix
                                 100
                                 „
                                 
                              
                                 Gebrochene Steine oder Meerkies
                                 150
                                 „
                                 
                              
                           Diese so bereiteten Blöcke werden zu ausserordentlich hohen Preisen verkauft; um
                              									billiger zu bauen, hat man das Asphaltgemenge nur an der Oberfläche verwendet und im
                              									Innern der Blöcke einen Kern von grossem spezifischen Gewicht hergestellt, bestehend
                              									aus einem billigen Mörtel. Ein Beton aus Asphalt von Marathos von der obigen
                              									Zusammensetzung wiegt 2,48 kg f. d. Liter.
                           Die Druckfestigkeitsprüfungen wurden an kleinen Würfeln, welche aus dem betreffenden
                              									Beton hergestellt waren, ausgeführt. Derartige Würfel von 5 bis 10 cm Kantenlänge, welche mit
                              									einer Temperatur von 275° versenkt wurden, hatten die bemerkenswerte hohe
                              									Druckfestigkeit von 421 kg/qcm.
                           Obwohl diese Zahlen von den Produkten, die mitten im Winter geprüft wurden, herrühren
                              									und wir wissen, dass der Widerstand der Asphaltbausteine mit der Erhöhung der
                              									Temperatur abnimmt, muss man dennoch bemerken, dass dieser enorme
                              									Widerstandskoeffizient bis jetzt nur mit Betons erhalten wurde, welche aus
                              									natürlichem Mastix hergestellt waren, von dem oben die Rede war. –