| Titel: | Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik in München. | 
| Autor: | Gary | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 221 | 
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                        Deutsches Museum von Meisterwerken der
                              								Naturwissenschaft und Technik in München.
                        Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und
                           								Technik in München.
                        
                     
                        
                           Infolge einer Anregung der Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure in
                                 									München wurde dort am 28. Juni 1903 unter dem Vorsitz Seiner Königl, Hoheit des
                              									Prinzen Ludwig von Bayern ein „Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und
                                 										Technik“ gegründet, zu dem Zwecke, die historische Entwicklung der
                              									naturwissenschaftlichen Forschung, der Technik und der Industrie darzustellen und
                              									ihre wichtigsten Stufen insbesondere durch hervorragende und typische Meisterwerke
                              									zu veranschaulichen. Gelehrte. Techniker und Industrielle aus allen deutschen Gauen
                              
                              									haben freudigst einem Plane zugestimmt, der wie selten einer dem deutschen Volke
                              									sympathisch war. Die Königl, Bayrische Staatsregierung hat von Anfang an Vertreter
                              									zu den Sitzungen entsendet, in denen die Satzungen entworfen wurden und hat die
                              									Satzungen auch dem Reichsamt des Innern vorgelegt; dementsprechend hat auch das
                              									Deutsche Reich dem Gedanken lebhafte Teilnahme gezollt.
                           Auf Grund der genehmigten Satzungen konnte unter dem Ehrenpräsidium der Königl.
                              									Bayrischen Staatsminister des Innern beider Abteilungen, Exzellenz Dr. Freiherr v. Feilitzsch und Exzellenz Dr. Ritter v. Wehner die Konstituierung des Vorstandes, eines Votstandsrates
                              									und eines Ausschusses von Sachverständigen erfolgen.
                           Der Vorstand besteht zurzeit aus den Herren: Königl. Baurat Dr.-Ing. Oskar v. Miller, Prof. Dr. Walter Ritter v. Dyck und Prof. Dr. Dr.-Ing. Karl
                                 										Ritter von Linde, von denen der erstere den Vorsitz übernommen hat und vom
                              									Tage der Gründung an die Seele des ganzen Unternehmens gewesen ist. Das Museum steht
                              									unter dem Ehrenpräsidium des Reichskanzlers, des Staatssekretärs des Innern und der
                              									bereits genannten Königl. Bayrischen Staatsminister. Den Vorstand unterstützt ein
                              									Vorstandsrat, der nicht weniger als 50 und nicht mehr als 100 Mitglieder umfassen
                              									soll, die teils von den Regierungen der Bundesstaaten und des Reiches, teils von
                              									einer Anzahl von Vereinen und Gesellschaften ernannt, teils gewählt werden. Als
                              									drittes Verwaltungsorgan arbeitet ein „Ausschuss“, dem die Mitglieder des
                              									Vorstandes und des Vorstandsrates und eine Anzahl von Personen angehören, die vom
                              									Vorstandsrat mit mindestens ¾ der jeweiligen abgegebenen Stimmen gewählt werden. Wer
                              									sich zu einem Jahresbeitrag von mindestens 9 M. verpflichtet, kann durch den
                              									Vorstand als Mitglied des Museums aufgenommen werden; die Mitglieder haben das Recht
                              
                              									des unentgeltlichen Besuches des Museums sowie des Bezuges der Verwaltungsberichte
                              									und der Bücher und Pläne nach Massgabe der Büchereiordnung. Das Museum hat die
                              									Eigenschaft einer Anstalt des öffentlichen Rechtes, durch die es von allen lästicen
                              									Verpflichtungen, die nach allgemeinem Rechte den Vereinen auferlegt sind, entbunden
                              									ist. Dem Zwecke des Museums dienen vor allem:
                           
                              1. Sammlungen von wissenschaftlichen Instrumenten und Apparaten
                                 										sowie von Originalen und Modellen hervorragender Werke der Technik, welche
                                 										anschaulich geordnet und erläutert im Museum zur öffentlichen Besichtigung
                                 										aufgestellt werden.
                              2. Ein Archiv, in welchem wichtige Urkunden
                                 										wissenschaftlichen und technischen Inhaltes aufbewahrt werden sowie eine aus
                                 										Handschriften, Zeichnungen und Drucksachen gebildete technisch-wissenschaftliche
                                 										Bibliothek.
                              3. Wissenschaftliche Arbeiten, Veröffentlichungen, Vorträge
                                 										usw.
                              
                           Um das Andenken an die hervorragendsten Förderer der technischen Wissenschaften und
                              									der Industrie der Nachwelt dauernd zu erhalten, werden in dem Museum in einem
                              									besonderen „Ehrensaal“ auch Statuen, Büsten, Bildnisse sowie
                              									Lebensbeschreibungen solcher deutschen Männer aufgenommen, die sich um die Förderung
                              									der Naturwissenschaft und Technik hervorragende Verdienste erworben haben.
                              									Aufgestellt sind bereits die Bildnisse von Leibniz und
                              										Guericke, Gauss und Fraunhofer, Krupp und Siemens, Mayer und Helmholtz. An den Stiftungen dazu haben sich der
                              
                              									Prinzregent Luitpold von Bayern und der Verein deutscher Ingenieure hervorragend
                              									beteiligt.
                           Die Zahl der Mitglieder des Museums beträgt mehr als 1200. Zur vorläufigen
                              									Unterbringung der bereits weit vorgeschrittenen Sammlungen hat der Königl. Bayrische
                              									Minister des Innern das alte Nationalmuseum in München sowie einen Kostenbetrag von
                              									77000 M. zu seiner Instandsetzung überwiesen, und als diese Räume bald nicht mehr
                              									ausreichten, ist auch noch die ehemalige Kaserne der Schweren Reiter hinzugezogen
                              									worden.
                           Für die endgültige Unterbringung des Museums in einem Monumentalbau ist von Magistrat
                              									und Gemeindeverordnung der Stadt München dem Museum die Kohleninsel in der Isar auf
                              									ewige Zeiten im Erbbaurecht überlassen. Dieser Platz besitzt einen Wert von mehreren
                              									Millionen Mark und genügt, um Ausstellungsräume von doppeltem Umfang wie das
                              									Conservatoire des Arts et Metiers in Paris oder die wissenschaftlich-technische
                              									Abteilung des South-Kensington-Museums in London zu errichten und ausserdem ein
                              									eigenes Bibliothekgebäude für etwa 1 Million Bücher und Pläne unterzubringen.
                           Der Bauplatz ist nur etwa 1 km vom Zentrum der Stadt entfernt, auf einer Insel
                              									zwischen den beiden Isararmen, die den östlichen Stadtteil vom Zentrum trennen,
                              
                              									gelegen und eignet sich vortrefflich für die Errichtung eines dem Zwecke des Museums
                              									nicht allein vollständig entsprechenden, sondern auch äusserlich grossartigen
                              									Bauwerkes, zu dem die vorläufigen Pläne bereits von Prof. Gabriel von Seidl entworfen wurden und von dem auch schon ein Modell
                              									hergerichtet wurde.Die öffentliche
                                    											Ausschreibung des Projektes s. S. 208 d. Bd.
                           Das ganze grosse Arbeitsgebiet des Museums ist in einzelne Gruppen geteilt. Für jede
                              									Gruppe haben einige Referenten die zur Aufnahme geeigneten Sammlungsgegenstände, wie
                              
                              									historische Originalmaschinen und Apparate, Nachbildungen, Erklärungsmodelle usw. in
                              									Listen zusammengestellt, die gewissermassen in den Hauptzügen das Programm für die
                              									Organisation enthalten. Eine Sammlung der Königl. Bayrischen Akademie der
                              									Wissenschaften, die
                              									allein vier grosse Säle füllt, bildete den Grundstock, daneben sind hunderte von
                              									teilweise sehr wertvollen Gegenständen meist kostenlos zur Verfügung gestellt
                              									worden.
                           In der ersten Ausschussitzung sprach sich der Vorsitzende des Vorstandes, Faurat Dr.
                              										Oskar v. Miller, über das Museumsprogramm etwa wie
                              									folgt aus:
                           
                              „Die werktätige Beihilfe, die von allen Seiten zugesichert wurde, hat uns
                                 										ermutigt, unsere Ziele weit zu stecken. Das Museum muss vor allem eine
                                 
                                 										Ruhmeshalle der deutschen Wissenschaft und Technik werden, wie dies das
                                 										Conservatoire des Arts et Metiers für Frankreich und das Kensington-Museum für
                                 										England geworden ist.
                              
                           
                              Im Conservatoire des Arts et Metiers nehmen die Laboratoriumseinrichtungen des
                                 										genialen Chemikers Lavoisier, die Ueberreste der
                                 										Luftschiffe von Montgolfier, der erste Webstuhl von
                                 											Jacquard usw. als leuchtende Beispiele
                                 										bahnbrechender Meisterwerke das Interesse der grossen Allgemeinheit in erster
                                 										Linie in Anspruch; im Kensington-Museum sind es die Dampfmaschinen von Watt, die ersten Lokomotiven, das erste Dampfschiff
                                 										usw., die den Ruhm des Museums über die ganze Welt verbreiten, und auch in
                                 										unserem Museum sollen solche Meisterwerke aus alter und neuer Zeit die
                                 										Grundpfeiler der Sammlungen bilden.“
                              
                           Im Laufe zweier Jahre ist eifrig gesammelt worden. Die gesammelten Gegenstände sind
                              									allen Mitgliedern bekannt gegeben, aber noch sind viele Gruppen lückenhaft und es
                              									bedarf noch einer umfangreichen Arbeit, um das Museum dem Ziele nahe zu bringen.
                              									Alle Gegenstände hier aufzuführen, ist unmöglich. Es soll nur das Wichtigste
                              
                              									hervorgehoben werden.
                           Den wertvollsten Grundstock an mathematischen,
                                 										astronomischen und physikalischen Apparaten
                              									und Instrumenten bildet, wie bereits erwähnt, die vom
                              									Königl. Bayrischen Kultusministerium überwiesene mathematisch-physikalische Sammlung
                              									der Königl. Bayrischen Akademie der Wissenschaften. Darunter befinden sich die
                              									wertvollen Instrumente Fraunhofers, über dessen
                              									Einfluss auf die Entwicklung der Optik hierdurch ein anschauliches Bild gewonnen
                              									werden kann. Die Originale der Steinheilschen
                              									Telegraphenapparate, ferner die vom bayrischen Staate vor wenigen Jahren um den
                              
                              									Preis von 30000 M. angekaufte Reichenbach sehe
                              									Kreisteilmaschine, welche nahezu 100 Jahre in Gebrauch stand, sind dem Museum
                              									überwiesen worden.
                           Von besonderem Interesse sind ferner die optischmechanischen Instrumente aus der
                              									Werkstätte Branders in Augsburg, welche nicht nur durch
                              									technische Vollkommenheit, sondern auch durch kunstvolle Ausstattung
                              									hervorragen.
                           An die Sammlung der Königl. Bayrischen Akademie der Wissenschaften schliesst sich die
                              									nach wissenschaftlichen Grundsätzen zusammengestellte Kollektion der optischen
                              									Werkstätte Karl Zeiss in Jena, welche wertvolle
                              									Beiträge zur Entwicklung des Mikroskopes, der Fernrohre usw. liefert, und die
                              									namentlich auch über die Ausbildung der optischen Messverfahren vorzügliche
                              									Aufschlüsse bietet.
                           Professor Dr. van t' Hoff hat die im Jahre 1875 von ihm
                              									angefertigten Modelle zu seiner Theorie von der räumlichen Anordnung der Atome dem
                              									Museum überwiesen und Professor Dr. Feddersen hat den
                              									für seine fundamentalen Untersuchungen über elektrische Schwingungen benutzten
                              									Originalapparat gestiftet.
                           Die Universität Jena überwies dem Museum eine grosse alte Elektrisiermaschine sowie
                              									Erstlingspräparate von Geh. Hofrat Dr. Geuther und Geh.
                              									Hofrat Dr. Knorr.
                           Herr A. Dietz, Inhaber des von Reichenbach begründeten mathematisch-mechanischen Institutes von Traugott Ertel & Sohn, hat die noch in seinem
                              									Besitze befindlichen Instrumente aus Traugott Ertel's
                              									Zeit, ferner einen grossen hydrometrischen Flügel für 8–9 m Wassergeschwindigkeit,
                              									der für die Regulierungsarbeiten am Eisernen Tore ausgeführt wurde, sowie eine
                              									Reihe sonstiger typischer Instrumente dem Museum gestiftet.
                           Ebenso wie auf wissenschaftlichem Gebiete sind dem Museum auch an Maschinen und elektrischen
                                 										Einrichtungen Originale von allergrösster Bedeutung zur Verfügung gestellt
                              
                              									worden, obwohl diese nicht allein in ideeller Hinsicht für die Eigentümer von Wert
                              									sind, sondern auch häufig noch einen erheblichen materiellen Wert besitzen.
                           Die berühmte Reichenbachsche Wassersäulenmaschine,
                              									welche dem Museum vom Königl. Bayrischen Finanzministerium überwiesen wurde, ist
                              									durch ihre nahezu 100-jährige Betriebsdauer zugleich ein Beweis, wie vorzügliche
                              									Maschinen schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts erbaut werden konnten.
                           Seitens der Firma Friedrich Krupp, Essen, sind aus deren
                              									Betrieben grosse Modelle von Hochofen- und Walzwerksanlagen, eine aufgeschnittene
                              									Bessemerbirne, vor allem aber eine hoch interessante Sammlung von beschossenen
                              									Panzerplatten überwiesen worden. In gleicher Weise haben die Firmen Siemens & Halske und Siemens-Schuckertwerke historische Dynamomaschinen, darunter die erste
                              									dynamoelektrische Maschine von Werner Siemens, die
                              
                              									erste Flachringmaschine von Schuckert, im ganzen etwa
                              									40 Originalmaschinen übersandt.
                           Die Entwicklung der Gasmotoren wird durch die beiden
                              									ältesten Typen der in Deutschland gebauten Gasmaschinen vom Jahre 1866 bezw. 1876,
                              									welche im Original von der Gasmotorenfabrik Deutz dem Museum überlassen werden,
                              
                              									vertreten sein.
                           Als eine der ältesten Lokomobilen ist die erste Wolfsche Lokomobile aus dem Jahre 1862 von Geh.
                              									Kommerzienrat R. Wolf in Aussicht gestellt worden und
                              									Ingenieur Diesel hat im Verein mit der
                              									Augsburg-Nürnberger Maschinenfabrik die Originale der ersten Dieselmotoren übermittelt.
                           Die erste von der Firma Voith in Heidenheim ausgeführte
                              										Francisturbine sowie der erste von dieser Firma
                              									gelieferte Turbinenvegulator bilden interessante Beiträge zur Entwicklung des
                              									Turbinenbaues.
                           Das Einsetzen der in immer grösserem Aufschwünge begriffenen Kälteindustrie wird in dem Museum durch die Erstlingsapparate für die
                              									Verflüssigung und Zerlegung atmosphärischer Luft und durch Modelle der typisch
                              									gewordenen Einrichtungen für die Kälteindustrie von Prof. Dr. von Linde sowie durch das Original der ersten
                              									Kohlensäuremaschine von Windhausen kenntlich gemacht
                              									werden.
                           Die Königl. Bayrische Verkehrsverwaltung hat die erste in Bayern verwendete Schnellzugslokomotive im Museum aufgestellt und, um der
                              									Belehrung weitester Kreise in hervorragendster Weise zu dienen, längs der
                              									Kesselmitte und längs der Zylinder durchschnitten, um auf diese Weise die gesamte
                              									Inneneinrichtung einer Lokomotive in wirklicher Ausführung zu zeigen.
                           An die hervorragende Sammlung der Königl. Bayrischen Verkehrsverwaltung, die auch
                              									sonst noch viele interessante Gegenstände aufweist, schliesst sich die im Jahre 1867
                              									auf der Pariser Weltausstellung mit der goldenen Medaille prämiierte, erste
                              
                              									Lokomotive der Firma Krauss an, welche 33 Jahre bei der
                              									Grossherzoglich Oldenburgischen Staatsbahn mit einer Nutzleistung von 800000 km im
                              									Betriebe stand.
                           Auf dem Gebiete des Marinewesens sind wertvolle Modelle
                              									wichtiger Erstkonstruktionen von Schiffsmaschinen sowie Modelle hervorragender
                              									moderner Schiffstypen seitens des Kommerzienrates Dr.-Ing. C. H. Ziese, Besitzer der Schichauschen
                              									Werke, gestiftet worden.
                           Mit dem Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen schweben aussichtsolle Verhandlungen
                              									betr. die naturgetreue Nachbildung der im Kensington-Museum aufbewahrten ersten
                              									Lokomotive „Puffing-Billy“.
                           
                           Für die Ausgestaltung der Gruppe chemische und
                                 										mechanische Technologie, Berg- und Hüttenwesen hat Professor Dr. A. Mitscherlich in Freiburg dem Museum aus dem
                              									wissenschaftlichen Nachlasse seines Vaters etwa 40 grosse Modelle zur Verfügung
                              									gestellt. Dieselben umfassen Ofenanlagen zur Eisen- und Metallgewinnung,
                              									Aufbereitungsmaschinen, Hammer- und Walzwerke, und sind grösstenteils zerlegbar
                              
                              									eingerichtet, so dass sie ein vorzügliches Bild der Inneneinrichtung der
                              									dargestellten Objekte bieten. Professor Dr. Mitscherlich hat ausserdem wissenschaftliche Erfindungen und Entdeckungen
                              									seines Vaters, wie z.B. den Zuckerpolarisationsapparat, das Goniometer und eine
                              									erlesene Sammlung chemischer Präparate dem Museum zur Verfügung gestellt.
                           Ueber das Mannesmannsche Walzverfahren sind seitens des
                              									Ingenieurs Reinhard Mannesmann, Remscheid,
                              									Originalapparate zur Verfügung gestellt worden.
                           Die Geschichte des Bronzegusses wird durch einige
                              									vortreffliche Originale der Königl. Erzgiesserei in München sowie durch das Modell
                              									des Gussofens, mit welchem die Kolossalstatue der Bavaria gegossen wurde, illustriert.
                           Die Gasfabrikation findet durch Ofenmodelle der
                              									Stettiner Chamottefabrik A.-G., vorm. Didier, in
                              									Stettin, die Modelle einer Mischgasanlage für Eisenbahnwagenbeleuchtung von der
                              									Königl. Bayrischen Verkehrsverwaltung Berücksichtigung.
                           Auf dem Gebiete der chemischen Technologie sind
                              
                              									Präparate und Produkte seitens der Elektrochemischen Werke Bitterfeld, der Badischen
                              									Anilin- und Sodafabrik, der Höchster Farbwerke vorm. Meister, Lucius & Brüning dem Museum zur Verfügung gestellt.
                           Der Bau chemischer Apparate wird durch das Modell der ältesten in Deutschland
                              									vorhandenen Konstruktion eines kupfernen Vakuumapparates sowie durch das Modell der
                              									gegenwärtigen Ausführung desselben, von der Firma C.
                                 										Heckmann, Berlin, gestiftet sowie durch eine Reihe von säurefesten Gefässen
                              									und Apparaten der Aktiengesellschaft für Ton- und Steinzeugfabrikation in
                              									Charlottenburg illustriert werden.
                           Die Königl. Bayrische Oberste Baubehörde hat bei sämtlichen ihr unterstellten Aemtern
                              									eine Rundfrage wegen Ueberlassung geeigneter Apparate, Modelle usw. erlassen und auf
                              									diese Weise eine Menge von Brücken- und Wasserbaumodellen erlangt, aus denen die typischen
                              									Konstruktionen von Holz-, Stein- und Eisenbrücken, von Flussregulierungen usw. für
                              									das Museum ausgewählt werden sollen. Die Bauverwaltungen des Schlosses Heidelberg,
                              									der Marienburg, der Sebalduskirche in Nürnberg usw. stellten als Muster alter
                              									Baumaterialien einige bis in das 15. Jahrhundert zurückreichende Bauteile aus diesen
                              									ältesten deutschen Baudenkmälern zur Verfügung. Geheimrat Jacobi sagte die modellweise Rekonstruktion der römischen
                              									Hypokaustenheizung der Saalburg zu. Albert March in
                              
                              									Charlottenburg stiftet eine grosse Zahl aus dem Nachlasse seines Vaters stammender
                              									Tongefässe und Bauterrakotten, darunter eine lebensgrosse Statue Schinkels.
                           In ähnlicher Weise haben der Verein deutscher Gas- und Wasserfachmänner, der Verein
                              									deutscher Portland-Zementfabrikanten, der Verein für Ton-, Zement- und Kalkindustrie
                              									sowie zahlreiche Steinbruchbesitzer, an ihrer Spitze die Firma P. Wimmel & Co. in Berlin, die Mitwirkung bei den
                              									sie interessierenden Gruppen zugesagt.
                           Von weiteren Stiftungen seien erwähnt: das von der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft überwiesene Original
                              									einer der ältesten deutschen Wasserhaltungsmaschinen vom Jahre 1813, von der
                              									Preussisch-Rheinischen Dampfschiffahrtsgesellschaft eine Seitenbalanciermaschine vom
                              									Jahre 1842, die erste Hochdruckdampfmaschine von Alban,
                              									die von den Firmen L. & C. Steinmüller, Brown, Boveri
                                 										& Co., Cuilleaume-Werke, Rathinger
                              									Röhrenkesselfabrik, Gebr. Sulzer, F. Schichau, R. Wolf,
                                 										H. Lanz, Gebr. Körting, G. Kuhn, Nagel & Kaemp usw. zur Verfügung
                              									gestellten Modelle von Kesseln, Dampfmaschinen, Gas- und Wasserkraftmotoren; ferner
                              									Schiffsmodelle von der Hamburg-Amerika-Linie, der Firma
                              										Blohm & Voss, den Howaldtswerken, dem Norddeutschen Lloyd, den
                              										Norddeutschen Seekabelwerken, der Firma J. W. Klawitter in Danzig, Automobile von Frau
                              									Kommerzienrat Daimler und von der Rheinischen Gasmotorenfabrik vormals Benz sowie Modelle
                              									für die Gruppe Eisenhüttenwesen von der Gewerkschaft
                                 											„Deutscher Kaiser“, dem Köln-Müsener
                                 										Hüttenverein, den Firmen Krigar Ihssen, Dr.
                              										Otto & Co. u.a.
                           In der Abteilung Telegraphie und Telephonie hat Dr. Scholl mit der Aufstellung
                              									der von ihm geschenkten Apparate und Demonstrationsmodelle über Funkentelegraphie
                              									begonnen; einen sehr wertvollen Telephonumschalteschrank mit Darstellung der
                              									verschiedenen Umschaltesysteme hat die Firma Zwietusch &
                                 										Co. hergegeben.
                           Die Abteilung für Heizung und Lüftung wurde durch die Firmen Rietschel &
                                 										Henneberg, Rudolf Otto Meyer, J. L. Bacon, Herrn. Liebau, Eisenwerk
                                 										Kaiserslautern, Käuffer & Co. usw. mit Modellen von
                              									Erstlingsausführungen der verschiedenen Heizungs- und Lüftungssysteme
                              									ausgestattet.
                           Um ebenso wie bei den Sammlungsobjekten die Einforderung der Bucher. Pläne, Kataloge usw. in möglichst systematischer Weise bewirken zu
                              									können, wurden auch hier für die einzelnen Bibliothekgruppen unter Mitwirkung der
                              									Referenten und Mitarbeiter besondere Listen (Wunschzettel) aufgestellt, die als
                              									Unterlagen für die Einholung von Büchern und Plänen dienten. Es ist bereits eine
                              									grosse Menge höchst wertvoller Bücher, Urkunden und Pläne zusammengebracht, an deren
                              									Stiftung sich die hervorragendsten Gelehrten der Kulturländer und verschiedene
                              									Verlagsbuchhandlungen beteiligt haben.
                           Die Urkundensammlung, welche schon im verflossenen Jahre
                              									über wertvolle Briefe von Bunsen, Liebig, Ampère, Ohm
                              									usw. verfügte, hat eine grosse Bereicherung insbesondere durch die Stiftung des
                              									Professor Dr. A. Mitscherlich erfahren, welcher den
                              									ausgedehnten Briefwechsel seines Vaters Eilhard
                                 										Mitscherlich mit den Gelehrten der ganzen Welt, wie Arago, Becquerel, Berzelius. Davy, Faraday, Gay-Lussac, Maxwell, Newton,
                                 										Oerstedt, Tyndall, Wähler usw. dem Museum zur Verfügung stellte. Weiter
                              									hervorzuheben ist auch die auf Veranlassung des Professor Dr. v. Weyrauch erfolgte Ueberweisung der Briefe Robert Mayer's an Baur,
                              									sowie die Stiftung besonders glücklich ausgewählter Briefe von Werner Siemens aus den Jahren 1857–1888. –
                           Das vorstehend aufgeführte bietet nur eine Auswahl von den bereits aufgehäuften
                              									reichen Schätzen des Museums, die sich täglich mehren. Es ist unmöglich, in einem
                              									kurzen Bericht alle Stifter zu nennen und zu würdigen. Auch über die
                              									Vermögensverhältnisse des Museums zu berichten, ist hier nicht der Ort; es genüge
                              									die Mitteilung, dass Dank dem bewiesenen Entgegenkommen der Reichsverwaltung, des
                              									Bayrischen Staates, der Bundesstaaten und der Stadt München sowie vieler Privatleute
                              									und gelehrten Gesellschaften bereits ein bedeutendes Vermögen zusammengebracht ist,
                              									so dass man hofft, schon im Herbste dieses Jahres den Grundstein für das neue auf 7
                              									Mill. M. veranschlagte Museum legen zu können.
                           Möchte sich der Kreis derer, die gesonnen sind, ihre Arbeitskraft und ihr Interesse
                              									in den Dienst dieser nationalen Sache zu stellen, ständig vermehren, dann wird es
                              									gelingen, nach dem Wunsche der Stifter und des hohen Protektors des Museums dieses
                              									zu einem Denkmal wissenschaftlich-technischer Forschung zu machen, wie es auf dem
                              									weiten Erdenrund nicht noch einmal zu finden ist.
                           Gary.