| Titel: | Die Hebezeuge auf der Weltausstellung in Lüttich 1905. | 
| Autor: | K. Drews | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 242 | 
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                        Die Hebezeuge auf der Weltausstellung in Lüttich
                           								1905.
                        Von K. Drews,
                           								Oberlehrer an der Kgl. höh. Maschinenbauschule in Posen.
                        (Fortsetzung von S. 227 d. Bd.)
                        Die Hebezeuge auf der Weltausstellung in Lüttich 1905.
                        
                     
                        
                           
                           
                              Spille und Winden verschiedener Art.
                              
                           Die Cie. Internationale d'Electricité hatte auf ihrem
                              									Stand ein elektrisches Spill derselben Bauart ausgestellt, wie diese Firma es in
                              									mehreren Exemplaren für den Antwerpener Hafen als Ersatz für die dortigen
                              									hydraulischen Spille geliefert hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 241
                              Fig. 55. Elektrisches Spill der Cie. Internationale d'Electricite im Hafen von
                                 										Antwerpen.
                              
                           
                              
                                 Zugkraft
                                 1250 kg
                                 
                              
                                 Seilgeschwindigkeit
                                 66 m i. d. Minute
                                 
                              
                                 Motorleistung
                                 22 PS.
                                 
                              
                           Der Motor ist ein Compoundmotor; seine Tourenzahl steigt von Vollast bis Leergang um
                              									60 v. H. Die Steuerwalze wird durch ein Pedal betätigt. Eine Oeldämpfung verhindert
                              									zu schnelles Ausschalten der Anlasswiderstände, und eine Feder dreht die
                              
                              									Steuerwalze selbsttätig wieder in ihre Nullstellung zurück. Auf den letzten
                              									Kontakten wird der Anker des Motors kurz geschlossen, was eine sehr kräftige
                              									elektrische Bremsung zur Folge hat. Das Spill kommt schon nach ⅕ Umdrehung der
                              
                              									Trommel zum Stillstand. Das Uebersetzungsmittel ist ein Schneckengetriebe. Die
                              									Spilltrommel sitzt auf der Schneckenradwelle.
                           Das ganze Triebwerk befindet sich unter Flur in einem gusseisernen eingemauerten
                              									Kasten von 2 m Länge, 1 m Breite und 1 m Tiefe.
                           Originell scheint mir der Weg zu sein, den man eingeschlagen hat, um den Motor, das
                              									Triebwerk und den Steuerapparat zur bequemen Besichtigung über Flurhöhe zu
                              									bringen.
                           Diese drei Teile sind nämlich auf einer gusseisernen Platte montiert und hängen
                              									im betriebsfertigen Zustande an deren Unterseite.
                           Die Platte ist mittels zweier Zapfen um eine wagerechte Achse drehbar, die durch den
                              									Schwerpunkt des Spilles geht; sie wird durch vier Riegel, die mit der Drehachse in
                              									einer wagerechten Ebene liegen, verriegelt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 242
                              Fig. 56. Spill im teilweise gekipptem Zustande.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 242
                              Fig. 57. Spill zur Besichtigung um 180° gedreht.
                              
                           Soll nun der Motor und das Triebwerk besichtigt werden, oder das Schmiermaterial
                              									erneuert und ergänzt werden, so schiebt man die Riegel durch einen Schlüssel von
                              									aussen zurück und dreht das ganze Spill um 180°, so dass nun die Unterseite der
                              									Platte mit den darauf befindlichen Teilen nach oben kommt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 242
                              Fig. 58. Motor zum Spill der Cie. Internationale d'Électricité.
                              
                           Da das ganze Spill sich im indifferenten Gleichgewicht befindet, so lässt es sich
                              									sehr leicht kippen.
                           Fig. 55 zeigt das Spill im betriebsfertigen Zustande;
                              									das Pedal für die Betätigung des Schalters ist deutlich erkennbar.
                           In Fig. 56 ist das Spill teilweise gekippt
                              									dargestellt; und Fig. 57 zeigt es fertig zur
                              									Besichtigung, in welcher Lage es ebenfalls durch die Riegel festgestellt wird.
                           In Fig. 56 ist auch der eine Drehzapfen
                              									erkennbar.
                           Um den Lauf des Motors auch in der Stellung Fig. 57
                              									beobachten zu können, trifft der Ausschalter hier gleichfalls auf Kontakte, die die
                              									Verbindung mit der Speiseleitung herstellen.
                           In dem tiefsten Punkte des Fundamentkastens befindet sich ein Ventil, das nach unten
                              									öffnet und das Eindringen des Grundwassers während der Flut verhindert, während es
                              									das Abfliessen des durch das Spiel zwischen Kasten und Platte eintretenden Wassers
                              									gestattet.
                           Wie die Abbildungen zeigen, sind alle laufenden Teile staub- und wasserdicht
                              									eingekapselt. Fig. 58 zeigt den Motor, Fig. 59 die Steuerwalze des Spills.
                           Ein anderes aber nicht ausgestelltes Spill der C. J. E. ist in den Fig. 60 und 61
                              									dargestellt; es ist von der Firma in mehreren Exemplaren für ein Walzwerk geliefert
                              									worden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 242
                              Fig. 59. Steuerwalze zum Spill der Cie. Internationale d'Électricité.
                              
                           Der Motor ist hier ein Nebenschlussmotor von 3 PS., der ohne Anlasswiderstände durch
                              									einen einfachen Ausschalter in Betrieb gesetzt wird.
                           Das ganze Triebwerk befindet sich unter Flur in einem gusseisernen Kasten, der oben
                              									durch Klappen geschlossen wird. Alles andere geht aus den Figuren hervor.
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 243
                              Fig. 60. u. 61. Elektrisches Spill der Cie. Internationale d'Électricité für
                                 										ein Walzwerk.
                              
                           Ein weiteres elektrisches Spill war von Hillairet-Huguet
                              									in Paris ausgestellt, von dem mir jedoch nähere Angaben fehlen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 243
                              Fig. 62. Drucklagerbremse der Stella-Schraubenflaschenzüge von H. de
                                 										Fries.
                              
                           In der deutschen allgemeinen Abteilung hatte die Firma M. de
                                 										Fries in Düsseldorf eine Anzahl von Hebezeugen für Hand- und hydraulischen
                              
                              
                              									Betrieb ausgestellt. Diese Firma ist eine Tochtergesellschaft der bekannten
                              									Werkzeugmaschinenfabrik de Fries & Cie., A.-G.,
                              									die, nebenbei bemerkt, den deutschen Werkzeugmaschinenbau auf der Ausstellung in
                              									durchaus würdiger Weise vertrat.
                           Das Hauptgebiet der Firma H. de Fries ist der
                              									Kleinhebezeugbau; ihre Flaschenzüge und Winden sind als Marktware mit dem Zeichen
                              										„Stella“ bekannt und geschätzt.
                           Da der Kleinhebezeugbau hinsichtlich der Besprechung in Fachzeitschriften in der
                              									Regel recht stiefmütterlich behandelt wird, so mögen bei dieser Gelegenheit einige
                              									der bemerkenswerteren ausgestellten Konstruktionen der Firma M. de Fries kurz besprochen werden.
                           Bei ihren „Stella“-Schraubenflaschenzügen mit steilgängiger Schnecke, von
                              									denen die Firma mehrere Exemplare von 500–10000 kg Tragkraft ausgestellt hatte, ist
                              									sie wieder auf die ursprüngliche einfache Form der Drucklagerbremse
                              									zurückgegangen.
                           Nach Fig. 62 besteht diese aus dem Konus 2, der mit der Schneckenwelle durch Feder und Nut
                              									verbunden ist, und aus der Büchse 1 mit Sperrad und
                              									Innenkonus.
                           Der infolge des Rücktriebes der Last auftretende Achsialdruck der Schnecke drückt den
                              									Konus 2 in den Innenkonus 1. Die Reibflächen sind so
                              									bemessen, dass das Reibungsmoment stets grösser ist als das Drehmoment der Schnecke
                              									von seiten der Last. Die Büchse 1 wird durch die an dem
                              									Gehäuse befestigte Sperrklinke an einer Drehung im Sinne des Lastsenkens
                              									verhindert.
                           Die Last bleibt in jeder Stellung stehen; erst ein Zug an der Haspelkette bewirkt das
                              									Senken.
                           Da hierbei die Senkgeschwindigkeit von der Geschwindigkeit abhängt, mit der der
                              									Arbeiter die Haspelkette bewegt, diese aber über ein gewisses Mass nicht gesteigert
                              									werden kann, so hat man auf verschiedene Weise gesucht, diesem Uebelstande
                              									abzuhelfen.
                           Man hat unter anderem zwei Haken angewendet, die sich gegenläufig bewegen; dadurch
                              									spart man die Zeit für das Senken des leeren Hakens.
                           Auch von diesen Flaschenzügen hatte H. de Fries zwei
                              									Stück ausgestellt.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)