| Titel: | Die bei der Glasfabrikation in Betracht kommenden Schmelzofensysteme. | 
| Autor: | Hans Schnurpfeil | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 262 | 
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                        Die bei der Glasfabrikation in Betracht kommenden
                           								Schmelzofensysteme.
                        Von Ingenieur Hans
                                 									Schnurpfeil, Dresden.
                        Die bei der Glasfabrikation in Betracht kommenden
                           								Schmelzofensysteme.
                        
                     
                        
                           Inwieweit auch die Regenerativ-, weniger die Rekuperativ-Gasfeuerungen die
                              
                              									Grundlage eines jeden Glasschmelzofens bilden und somit als Hauptofensysteme für die
                              									Pyro-Industrie in Frage kommen, finden wir hier und da, wo reiche Kohlenlager die
                              									Glasfabrikation begünstigen, noch die auf direktem Wege betriebenen Glasschmelzöfen.
                              									Diese Kohlenöfen behaupten allerdings hartnäckig ihr Feld, um se mehr als der
                              									Fabrikant, grössere Geldopfer für Neuerungen scheuend, teils aus falscher
                              									Sparsamkeit, teils in empirischer Weise bei dem Althergebrachten stehen bleibt. Doch
                              									er muss sich den vorteilhaften Neuerungen anschliessen, wenn er nicht von der
                              									drohenden Konkurrenz vernichtet werden will. Die direkten Ofenbetriebe besitzen in
                              									der Tat gar keinen Vorteil, ausgenommen den, dass ihr Kostenaufwand kaum die Hälfte
                              									des für Gasöfen beträgt. Aber die niedrige Bausumme der direkten Oefen steht in
                              									keinem Verhältnis mit ihrer teueren Glasfabrikation und ihrem bedeutend höheren
                              									Brennstoffverbrauch. Für die Herstellung der Flaschen- oder gewöhnlichen Grüngläser
                              									wird der direkte Ofen sich den Gasöfen gegenüber, wenn auch mühsam, halten können,
                              
                              
                              									zumal wenn er in unmittelbaren Kohlendistrikten liegt; jedoch zur Fabrikation
                              									besserer Artikel kann er kaum herangezogen werden, da der fortwährende Kohlenrauch,
                              									Kohlenstaub und die beständig während des Röstens und Einheizens aufgeschürten
                              									Aschenpartien das Glas verunreinigen, sei es, dass man seine Zuflucht gerade zu den
                              									Deckhäfen nimmt. Aber zum Vorteil gesellt sich auch das Uebel. Das Glas schmilzt bei
                              									den direkten Oefen sowieso schon länger als bei den Gasöfen; unter Verwendung von
                              										„geschlossenen“ Häfen würde auf den direkten Ofenbetrieben die
                              									Schmelzdauer über die Norm hinausgeführt werden, was eine noch höhere
                              									Brennstoffmenge auf sich hat. Gleichzeitig muss das Glasrohgut weicher, d.h.
                              									alkalienreicher, leichtschmelzender eingestellt werden. Bekanntlich bilden die
                              									Alkalien allein den kostbarsten Bestandteil des Glases, das durch sie nur allein
                              									verteuert wird, und ein mit Flussmitteln übersättigtes Produkt ist gegen die
                              									Atmosphärilien zu empfindlich und zu milde und wird bald blind, während
                              									kieselsäurereiche Gemenge ein feuriges, helles und resistenzfähiges Glaserzeugnis
                              									ergeben.
                           Kurz zusammengefasst sind die Nachteile, die aus dem Betrieb der direkten Oefen
                              									erwachsen, folgende:
                           1. Die direkte Feuerung benötigt zur Fertigschmelzung eines Kilogramm Glases etwa 8
                              									kg Holz oder 5 kg Braunkohle oder 3 kg Steinkohle, während bei der Gasfeuerung der
                              									Brennmaterialaufwand pro 1 kg Glases sich auf ungefähr 5 kg Holz oder 3 kg
                              									Braunkohle oder 2 kg Steinkohle beziffert.
                           2. Die direkte Feuerung beansprucht verhältnismässig weiche Glaskompositionen, also
                              									alkalireiche und teuere Glasgemengestoffe, während die Gasfeuerung allgemein
                              									kieselsäurereichere, schönere und auch billigere Gläser schmelzen kann.
                           3. Die Schmelzdauer des Glases bei den direkten Ofenbetrieben ist wesentlich länger
                              									als die bei den Gasöfen, wodurch die Leistungsfähigkeit der direkten Oefen
                              									beeinträchtigt wird.
                           4. Die Betriebsdauer der direkten Oefen und ihrer Häfen ist derjenigen der
                              									Gasöfen mit ihren Schmelzgefässen gegenüber eine nur begrenzte.
                           5. Der ganze Betrieb gestaltet sich bei der direkten Feuerung schwieriger und bedingt
                              									ein zuverlässigeres Hüttenpersonal, was bei den Gasöfen weniger der Fall ist.
                           Während die Gasfeuerungen immer mehr infolge ihrer eminenten Vorteile die direkten
                              									Ofenbetriebe verdrängen, scheint der Boetius-Ofen, ein
                              									Uebergang der direkten zur Gasfeuerung, berufen zu sein, seine Rolle weiter zu
                              									spielen. Seine durchaus nicht beschränkte Verbreitung ist in erster Linie dessen
                              									niedrigen Baukosten zuzuschreiben. Zur Flaschen- und ordinären Grünglasfabrikation
                              									eignet sich der Boetius-Ofen wohl und ist man auch in
                              									der Lage, auf demselben Schmelze und Ausarbeitung des Flaschenglases innerhalb 24
                              									Stunden auszuführen. Er erfordert auch nicht viel mehr Brennstoff als ein Gasofen;
                              									die Lebensdauer eines solchen Ofens ist mit 10, höchstens 12 Monaten
                              									anzuschlagen.
                           Die Konstruktion eines 6häfigen Boetius-Ofens zeigt Fig. 1 im Horizontalschnitt der Hafenhöhe. Die
                              									Peripherie des Ofens ist rechteckartig gelegt; aus dem Herd steigen die beiden
                              									Feuerbütten b und b1 auf, die Schächte zu den tieferliegenden
                              									Rostfeuerungen bilden. Unter ihnen sind mannshohe Kanäle, die den Schürern ein
                              									Rasten ermöglichen, aufgeführt oder der ganze Ofen ruht auf Gewölbekonstruktion,
                              									welche ein vollständig freies Bewegen im Souterrain gestattet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 262
                              Fig. 1.
                              
                           Der Feuerung des Boetius-Ofens ist das Prinzip der
                              									Gasfeuerung zugrunde gelegt. Das Brennmaterial wird in entsprechender Höhe auf der
                              									Rostfläche aufgeschüttet, so dass sich der Brennvorgang in drei Stadien, die durch
                              									eine bestimmte Brennstoffschütthöhe bedingt werden, abspielt. Die unterste
                              									Brennstofflage nächst den Rosten ist stets im Verbrennen begriffen und findet ilren
                              									Abgang durch die Rostspalten als Aschebestandteile, Kokspartikelchen usw., die
                              									mittlere Kohlenlage nimmt den Entgasungsraum ein und die höchste Brennstoffschicht
                              									endlich ist die Vorwärmezone. Der durch die Rostspaltenfläche strömende Sauerstoff
                              										O der atmosphärischen Luft verbrennt den
                              									Kohlenstoff C in den untersten Schichten zu Kohlensäure
                              										CO2. Letztere
                              									dringt durch die höheren, glühenden Kohlenschichten, gibt ihnen Sauerstoff ab und
                              									reduziert sich zu Kohlenoxyd CO als brennbarem
                              									Gasbestandteil. Nebenbei bilden sich noch brennbare Produkte, wie Kohlenwasserstoffe
                              									aus den entgasenden Brennst off lagen. Infolge der nur ungenügend hohen
                              									Brennstoffschicht ist die Vergasung eine unvollkommene, indem die Schichten
                              									teilweise sich mit heller Flamme durchbrennen, die durch schwälende Gase getrübt
                              									wird. Um dieselben in ihrem Brenneffekt nutzbar zu machen, müssen sie eine erneute Luftzufuhr
                              									erhalten. Daher durchlaufen den „Sattel“, d. i. den Schamotterücken, welcher
                              									die beiden Büttenfeuerungen trennt, Luftkanälchen von 120 mm Quadrat-Querschnitt,
                              
                              									desgleichen ziehen sich an den beiden Längsseiten der Rostfeuerung ebenfalls solche
                              									Kanälchen hin. Sie münden unterhalb der Feuerbütte aus. Die Luft tritt im Souterrain
                              									durch ausgesparte Gewölbeöffnungen, die mittels Schieber reguliert werden können,
                              									ein, durchströmt den Kanälchengang, indem sie die von der Feuerung aufgespeicherte
                              									Wärme absorbiert und als einigermassen vorgewärmtes Produkt mit dem Gase
                              									zusammentrifft, um in Verbindung mit ihm eine effektvollere, intensivere Flamme zu
                              									ergeben. Zu trachten ist, dass die Luft eine genügende Vorwärmung erhält, da im
                              									anderen Falle die Sekundärluft weniger nutzbringend wirkt und die den Feuerungen
                              									entzogene Eigenwärme nicht wiedergeben kann. Durch mehrfaches Zickzacklegen der
                              									Kanälchen kann die streichende Luft zweckentsprechend vorerhitzt werden.
                           Mit Vorliebe kleidet man das Boetius-Ofengesäss mit
                              									mehreren Lagen zu je 25 cm natürlichen Sandsteins aus, indem durch dieses feuerfeste
                              									Material, welches infolge seines ausschliesslich hohen Kieselsäuregehaltes die
                              									Neigung besitzt, im Feuer zu dehnen, einer Schwindung und somit Fugenbildung des
                              									Mauerwerkes erfolgreich vorgebeugt wird. Da bei der Glasschmelze unvermeidlich das
                              									sogenannnte „Herdglas“ durch Wallungen des Glasflusses, infolge Verschüttens
                              									der Rohmaterialien während des Einlegens, aus dem Hafenbruch usw. entsteht und
                              									dasselbe auf die Ofenbank korrodierend influiert, indem noch nicht geschmolzene
                              									Alkalien den Sandsteinplatten die Kieselsäure entnehmen, muss für ein Abfliessen des
                              									Herdglases Sorge getragen werden, weshalb die Ofenbank nach den beiden Längsseiten
                              									sanft geneigt ist und so ein Sammeln des Herdglases gestattet. Durch zwischen je
                              									zwei Häfen in der Ofenumfassungsmauer angebrachte Oeffnungen, die mit
                              									Schamottestopfen verschlossen werden, findet der Herdglasabfluss in die bekannten
                              									Fanggruben statt. Diese sind auf der Sohle mit einer Schamottevollschicht
                              									ausgepflastert und mit reinem Sand bestreut. Letzterer hat den Zweck, nicht nur das
                              									Glas stets sauber zu lagern, sondern auch ein Anbacken des erstarrten Glases an das
                              									Schamottepflaster zu verhüten.
                           Die Leistungsfähigkeit des Boetius-Ofens bei der
                              									Flaschenfabrikation entspricht ungefähr der eines Gasofens und kann man auch bequem
                              									innerhalb 25–26 Stunden eine Schmelze und Arbeit ausführen. Ein Boetius-Ofen zu sechs Häfen mit einer Fassung von je
                              									750 kg Glas benötigt zur Fertigschmelzung der Gesamtglasmasse von etwa 4500 kg
                              									ungefähr 5000 kg Steinkohle, welche Menge einem durchschnittlichen
                              									Monatskohlenkonsum von 14 bis 15 Waggons entspricht.
                           Die Baukosten eines Boetius-Ofens mit fünf Häfen in den
                              									Dimensionen von m 1,20 beziffern sich, wie folgt:
                           
                              
                                 1.
                                 Erdaushub, etwa 150 cbm, à M. 0,50
                                 M.
                                     75,–
                                 
                              
                                 2.
                                 Schamottesteine für die Feuerungen,etwa 20000 kg, v. H. kg M.
                                    											5,10
                                 „
                                 1020,–
                                 
                              
                                 3.
                                 Schamottesteine für die Kuppe, etwa7000 kg, v. H. kg M. 5,10
                                 „
                                   357,–
                                 
                              
                                 4.
                                 Façonsteine für die Ringmauer usw.etwa 8500 kg, v. H. M. 7,25
                                 „
                                   616,25
                                 
                              
                                 5.
                                 Schamottesteine für diverse Zwecke,Hintermauerungen usw., etwa 6000
                                    											kgv. H. kg M. 2,40
                                 „
                                   144,–
                                 
                              
                                 6.
                                 Sandsteine für die Ofenbank, etwa20000 kg, v. H. kg M. 3,50
                                 „
                                   700,–
                                 
                              
                                 7.
                                 Mauerziegel (rot), 30000 Stück, ‰Stück M. 25,–
                                 „
                                   750,–
                                 
                              
                                 8.
                                 Schamottemörtel, etwa 9000 kg, ‰kg M. 7,50
                                 M.
                                     67,50
                                 
                              
                                 9.
                                 Kalkmörtel, etwa 15000 kg, ‰ kgM. 4,50
                                 „
                                     67,50
                                 
                              
                                 10.
                                 Eisenkonstruktion, etwa 6000 kg,v. H. kg M. 20,–
                                 „
                                 1200,–
                                 
                              
                                 11.
                                 Arbeitslöhne für sechsMaurer, 30 Tage à M. 5 M. 900,–
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Arbeitslöhne für zehnHandlanger, 30 Tageà M.
                                    											2,–                         „   600,–
                                 „
                                 1500,–
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 M.
                                 6497,25
                                 
                              
                                 
                                 rund:
                                 M.
                                 6500,–
                                 
                              
                           Nachdem wir den Boetius-Ofen in seinem Charakter kennen
                              									gelernt haben, wenden wir uns den Gasfeuerungen, den sogenannten Siemens-Regenerativ- und Nehse-Rekuperativ-Systemen zu, die in der Glasindustrie allgemein und
                              									ausschliesslich vertreten und weit verbreitet sind. Neben diesen Systemen existieren
                              									noch eine ganze Anzahl anderer Systeme, doch sind sie mehr oder weniger verwandt.
                              
                              									Der Frage, welchem Systeme, dem Siemens-Regenerativ-
                              
                              									oder dem Nehse-Rekuperativ-System der Vorzug zu geben
                              									oder zu rekommandieren wäre, ist mit Reserve zu begegnen, da alle beide Ofenarten
                              									ihren Zweck erfüllen können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 263
                              Fig. 2.
                              
                           In Fig. 2 ist im Wagerechtschnitt die Disposition
                              									eines Siemens-Schlitzofens mit acht Häfen
                              									veranschaulicht. Im Unterofen gegenüber liegen die beiden Kammerpaare sowohl für
                              									Luft als auch Gas. Je eine solche Luft- und Gaskammer stehen mit je einer Bütte b oder b1 in Verbindung. Die Luft und das Gas, die Ventile
                              									passierend, durchströmen das eine mit den betreffenden Kammernkommunizierende
                              
                              									Kanalpaav, treten in die Kammern, „Regeneratoren“, auch Wärmespeicher
                              									benannt, über, wärmen sich vor und steigen oberhalb aus den Kammern aus, um zur
                              									Verbrennung und Temperaturentfaltung in dem Büttenraum, der über der zum Abfangen
                              									des Herdglases dienenden „Glastasche“ liegt, zusammenzutreffen. Zur Flamme
                              									geworden und den Ofenraum mit ihrer Glut ausfüllend, wird das Flammenprodukt (siehe
                              									Pfeilstrich) durch die andere Feuerbütte vom Kaminzug abgesogen, verteilt sich in
                              
                              									dem anderen Kammerpaar, gibt dessen Gitterwerk seine Eigenwärme ab, wodurch das
                              									Kammersystem hochtemperiert wird. Nachdem der Abzug gewöhnlich eine halbe Stunde
                              									durch die eine Feuerbütte stattgefunden hat, werden die Luft- und Gaswechsel so
                              									gestellt – dies haben auf den Hütten die „Schürer“ zu besorgen –, dass jetzt
                              									Luft und Gas den Weg einschlagen, den vorhin die Flammenabzugsprodukte passiert
                              									haben und tritt nun die Flamme aus der anderen Bütte b1 heraus, indem sie (siehe punktierten
                              									Pfeil) dorthin abzieht, wo vorhin die Flamme ausströmte. Durch dieses stete
                              									wechselnde Flammenspiel erhält man im Verein mit gut ausgesetzten Kammern eine
                              									höchst vollkommene Ausnutzung der abziehenden Feuergase, die später zur Vorerhitzung
                              									der Verbrennungsluft und des Gases zugute kommt. Je höher die Verbrennungsstoffe
                              									vorgewärmt sind, desto intensiver entwickelt sich das Flammengemisch.
                           Fig. 2 stellt einen Flaschenglasofen dar, welcher
                              									acht Häfen in den Dimensionen von 90 cm Weite und 75 cm Höhe mit je einer Kapazität
                              									von 450 kg Glas birgt. Die tägliche Gesamtproduktion beträgt etwa 3600 kg Glas
                              									oder 4800 Stück fertige Flaschen im Totalwerte von M. 288. Im Jahr kann man im
                              									günstigen Falle 300 Arbeiten rechnen unter Abzug der Feiertage und Betriebsstörungen
                              									während des Hafenaus- und -Einwechselns, das gewöhnlich, um keine bedeutende Zeit zu
                              									verlieren, über den Sonntag ausgeführt wird. Der Brennstoffaufwand dieses Ofens
                              									beziffert sich auf etwa 15 Waggons böhmischer Braun- bei 4500, auf etwa 12 Waggons
                              
                              									oberschlesischer Steinkohle bei 6500 Kalorien.
                           Der Oberofen soll praktischer Weise, wie folgt, dimensioniert sein: 4 × 90 = 360 cm
                              
                              									bei je 3 cm Spielraum des Hafens mit zusammen 15 cm, so dass die Ofenlänge 3,75 m
                              									beträgt. Die Breite des Ofens setzt sich aus zwei Hafenweiten mit je 90 cm, aus der
                              									Feuerbüttenbreite mit 25 cm und den beiden Abständen des Hafens zur Bütte mit je 15
                              									cm, also in Summa aus dem Gesamtmass von 2,35 m zusammen. Die Höhe eines Glasofens
                              									wird gewöhnlich nach der doppelten Hafenhöhe bemessen, in diesem Falle also besteht
                              
                              									sie aus den Massen von 2 × 75 cm = 1,50 m. Der Kappenzirkel, d.h. die Pfeilhöhe, der
                              									Stich des Ofengewölbes richtet sich nach 1/7 der Ofenbreite und erhalten wir demnach aus
                              									\frac{235}{7}=33\,^4/_7 einen Gewölbebogen mit rund 34 cm.
                           Viele Hütteningenieure nehmen als Kappenstichmass gern ⅙ der Ofenbreite, wodurch das
                              									Gewölbe runder ausfällt. Ein solches Gewölbe trägt sich besser, jedoch benötigt
                              									dessen Ofenraum etwas mehr Feuerung als ein Ofen mit flacherer Kuppe. Letztere
                              									wiederum besitzt den Nachteil, dass sich die Flamme direkt auf das Glasrohgut legt,
                              									wodurch der Glasschmelzfluss nicht so rein ausfällt; gleichzeitig ist die Ofenflamme
                              									bei niedrigen Gewölben gern zum „Schwänzen“ geneigt, indem sie aus den
                              									Schafflöchern tritt und so die Glasmacher bei der Arbeit belästigt. Verfasser setzt
                              									den Kappenstich mit 1/7 der Ofenbreite bei den sogenannten Büttenöfen ein, während für
                              									Hochflammöfen mit freier Flammenentfaltung nach praktischen Erfahrungen eine höhere
                              									Kuppe mit dem ungefähren Mass ⅙ der Ofenbreite vorteilhafter ist.
                           In der Mitte des Ofens liegen die Bütten b und bi, auch „Füchse“ benannt; dieselben sind
                              
                              									sogenannte „Schlitzbütten“. Durch die Schlitze kann man die Feuerbütten recht
                              									lang ausdehnen, um eine möglichst weite Flammenausbreitung zu erhalten. Die Trennung
                              									der Schlitze erfolgt durch 15 cm starke, hochfeuerfeste Schamotteplatten pp, die vorläufig bei dem Austreten aus den Kammern die
                              									beiden Flammenkörper Luft ll und Gas gg scheiden. 20 cm vor der Ofenbank hören die
                              									Schlitzplatten auf und ist auf diese Weise der hoch erhitzten Luft und Gas zur
                              									intensiven Flammenentfaltung Gelegenheit gegeben, zusammenzutreffen. Die
                              									Schlitzbütten sind 1,05 m lang und derart angeordnet, dass ihre Enden in einer
                              									Flucht mit den Eckhafenenden (siehe punktierte Linien) stehen. Führt der
                              									Flaschenglasofen „Sätzel“, Bockhäfen, so kann man allerdings nicht soweit die
                              									Bütten nach dem Ofenende vorschieben und wird dann die Bütte derart gelegt, dass sie
                              									mit den Eckhäfen abschneidend ⅔ in die Hafenweite fällt. Um mehr Platz für die
                              									Bockhäfen zu gewinnen, arrangiert man die Bütten derart, dass sie mit ½ der
                              									Hafenbreite abschliessen, wodurch selbstverständlich die Eckhäfen kälter gehen. Im
                              									übrigen ist es vorteilhafter, mehr die Eckhäfen, als die Bockhäfen zu
                              									berücksichtigen, da die Produktion der letzteren und die aus ihnen geschöpfte
                              									Qualität nur eine beschränkte ist. Indem die Sätzel um 15 cm unter den Stirnbogen
                              									des Hafentores „Vorrichters“ plaziert werden, kann man die Bockhafenweite
                              									wesentlich begünstigen.
                           Die Kammern dieses Ofens sind lang, aber schmal; ihre Länge beträgt 2 m, acht
                              									Ziegellängen, ihre Breite 75 cm, drei Ziegellängen des „Aussetzens“ wegen
                              									angepasst. Die Höhe entspricht aus demselben Grunde 14 Normalschamotteziegelbreiten
                              									mit 1,68 m bis zum Widerlager, indem man, um den Querschnitt der Flammenausströmung
                              									nicht zu verengen, das Gitterwerk um eine Ziegellänge zurücksetzt. Die
                              									Flammenausströmlöcher müssen sich nach der Tasche zu um 15 cm neigen, damit das
                              									herabfliessende Glas nicht in die Kammern laufen kann. Die „Glastasche“, die
                              									zwischen den Kammern und direkt unter der Bütte liegt, soll geräumig sein. Es ist
                              									schon vorgekommen, dass bei einer ausserordentlichen Hafenbruchkatastrophe, die sich
                              									durch die Stichflammengefahr bildete und der von den 14 Häfen fast alle zum Opfer
                              									fielen, ein Uebertreten der Glasmasse in die Kammernflammenlöcher und ein Verstopfen
                              									der Kammern stattfand, welcher Uebelstand ein „Löschen“ des Ofens zur Folge
                              									hatte. Es ist dies ein seltener Fall, der sich nur auf die Büttenöfen mit ihren
                              
                              									verbundenen Glastaschen und Regeneratoren beschränken kann. Bei Hochflammöfen mit
                              									ihren getrennten Herdglasfangräumen kann ein solches Malheur nicht so schwere Folgen
                              									nach sich ziehen. Es ist daher geraten, jeden Sonnabend oder jede halbe Woche das
                              									Herdglas aus den „Taschen“ zu entfernen und den Taschenverschlusstopfen lose
                              									vor das Taschentor zu setzen, so dass im möglichen Falle ein zu starker
                              									Herdglasfluss den Stopfen beiseite drängen und sich den Weg ins Souterrain bahnen
                              									kann. Dessenungeachtet aber sollen die Glastaschen derart geräumig gehalten sein,
                              									dass sie ⅔ des Gesamthafeninhaltes auf jeden Fall, sicherer jedoch den ganzen
                              									Hafeninhalt fassen können. Beträgt also der Gesamthafeninhalt 3600 kg, so verteilt
                              
                              									sich diese Masse zu je 1800 kg auf die beiden Glastaschen. Eine Glastasche von ¾ cbm
                              									Raum ist imstande, diese Glasquanten glatt aufzunehmen und würde den Massen von 1,5
                              									m Länge, 0,5 m Breite und 1 m Höhe entsprechen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)