| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Wellentelegraphie. | 
| Autor: | Adolf Prasch | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 268 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Wellentelegraphie.
                        Von Ing. Adolf Prasch,
                           								Wien.
                        (Fortsetzung von S. 255 d. Bd.)
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Wellentelegraphie.
                        
                     
                        
                           Nevil Maskelynes Einrichtungen.The Electricien 14. Oktober 1904.
                              									Bei diesen Einrichtungen werden, im Gegensatze zu allen bisher bekannten
                              									Anordnungen, die elektrischen Schwingungen, statt in einfachen offenen Drähten, in
                              									geschlossenen Strombahnen (Schleifen) hervorgerufen. Diese Schleifen werden entweder
                              									durch Umbiegen eines einfachen Drahtes oder durch Parallelschalten einer Reihe von
                              									Drähten gebildet. Die verwendeten Drähte sind stets gut isoliert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 268
                              Fig. 77.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 268
                              Fig. 78.
                              
                           Die Schaltung des Senders zeigt Fig. 77. Der um die
                              									Achse h drehbare Tastenhebel q hat nur eine begrenzte Bewegung nach rechts oder links und steht durch
                              
                              									den Hartgummistab u mit der Kurbel des Umschalters l in gelenkiger Verbindung. Der Umschalter l besteht aus einer dreiarmigen Kurbel, um welche acht
                              
                              									Kontakte angeordnet sind. Die Arme der Kurbel sind isoliert und tragen die
                              									Metallsegmente s, s1
                              									und s2, welche je nach der Stellung der Kurbel verschiedene
                              									Kontaktpaare verbinden. In der Ruhelage, bei nach rechts gezogenem Stabe u, verbinden die Metallsegmente s und s2 die
                              									Kontakte 1 2 und 6 7 an
                              									welchen die Enden des Empfangskreises liegen. Der Sendekreis ist bei dieser Lage
                              									abgeschaltet. Wird der Tasterhebel h so verschoben,
                              									dass die beiden Kontakte k1 und k2 des
                              									Sendestromkreises Kontakt geben, so verdreht sich auch der Umschalter l nach links, die Segmente s und s2
                              									verbinden die Kontakte 1 8 und 5 6 und schliessen hierdurch die Luftdrahtschleife an das Sendesystem an.
                              									Gleichzeitig schliesst das Segment s1 die Kontakte 3 4 und
                              									dadurch einen Stromkreis zum Abschalten des Wellenanzeigers. Sämtliche Kontakte
                              									liegen in einem Oelbad, um das Entstehen von Unterbrechungsfunken zu verhindern. Für
                              
                              
                              
                              									die Anzeige der Wellen dient der bereits unter Wellenanzeiger beschriebene
                              										„Konjunktur“. Bei der Empfangstellung wird ein Ende der Luftschleife
                              									durch die Kontakte 1 2 unmittelbar mit der Erde e1 und das andere Ende
                              									dieser Schleife über den Kondensator n, eine
                              									regulierbare Selbstinduktion i und den Konjunktur c mit der Erde e
                              									verbunden. Ist der Konjunktur nicht erregt, so vermag die Batterie b keinen Strom durch das Relais r zu entsenden. Bei erregten und hierdurch leitend gewordenem Konjunktur
                              									wird infolge Stromschlusses der Anker a des Relais
                              									angezogen. Dieser schliesst wieder zwei Lokalkreise und zwar den Stromkreis des
                              									Klopfers d, der die Leitfähigkeit des Konjuktors wieder
                              									aufhebt und den Stromkreis des Schreibapparates m. Die
                              									beiden Lokalbatterien b2, b3 sind in Reihe
                              									geschaltet. Von der Verbindungsstelle v1 führt ein Draht zur Kurbel v eines Ausschalters mit den Kontakten d1 und m1. Diese Kurbel wird durch den Anker d2 des Klopfers d (Fig. 78) und die
                              									Spiralfeder w entweder nach rechts oder links
                              									verschoben. Der Kontakt d1 (Fig. 77) ist mit dem Arbeitskontakt des
                              									Relais r1 der Kontakt
                              										m1 mit dem
                              									Schreibapparat m verbunden. Bei angezogenem Relaisanker
                              									geht der Strom vom Abzweigepunkte v1 zur Kurbel v, den
                              
                              									Kontakt d1 über a1aa2d zu vl zurück. Der Anker d2 (Fig.
                                 										78) des Klopfers wird angezogen und stellt gleichzeitig die Kurbel v um. Sobald v die
                              									Bewegung beginnt, kommt der Arm mit m1 in Berührung und der Schreibapparat spricht an.
                              									Hat v seine Bewegung vollzogen, so verlässt der Arm den
                              									Kontakt d1 und
                              									unterbricht den Relaisstromkreis, wodurch der Anker d2 losgelassen und der Fritter gerüttelt
                              									wird, so dass alle Teile in den Ruhezustand zurückkehren und zur Aufnahme neuer
                              									Schwingungen bereit stehen. Es sind sonach vom Beginne bis zur Beendigung von v1 beide
                              									Lokalstromkreise geschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 269
                              Fig. 79.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 269
                              Fig. 80.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 269
                              Fig. 81.
                              
                           Zum Schütze des Fritters vor den Schwingungen des eigenen Senders wird er während des
                              									Gebens durch das Relais o (Fig. 77) ausgeschaltet, dessen Stromkreis durch Verbindung der Kontakte
                              										3 4 mittels des Segmentes s1 geschlossen wird. Die Verbindung der
                              									Fritterpole c mit dem Fritterstromkreise geschieht
                              									durch die Kontaktfedern c1c2 (Fig. 78), die auf der drehbaren Achse c3 befestigt sind. Der
                              									Anker c4 hebt, wenn er
                              									angezogen wird, diese Kontaktfedern von den Fritterpolen ab. Mm Ruhezustande werden
                              									sie an diese durch die Feder c5 angedrückt. Wird beim Geben die Taste nach rechts
                              									gerückt, so schliesst das Segment s2 den Stromkreis des Relais o und schaltet hierdurch den Fritter ab. Beim Loslassen der Taste wird er
                              									wieder selbsttätig eingeschaltet.
                           Fig. 79 stellt die Sender, Fig. 80 die Empfängeranordnung und Fig.
                                 										81 einen Sender mit Einrichtung zur Veränderung der Schwingungsfrequenz in
                              									schematischer Weise dar. In Fig. 81 bedeuten y, y1, y2 regulierbare
                              									Selbstinduktionen und x eine regulierbare
                              									Kapazität.
                           Das System der drahtlosen Telegraphie von James Foster
                                 										KingElectrical World Bd.
                                    											45, S. 146. unterscheidet sich von allen bekannten Systemen durch
                              									zwei besondere Eigentümlichkeiten und zwar dadurch, dass zur Ladung der Kapazität
                              									des Schwingungskreises Gleichstrom unter Anwendung von Reaktanzspulen und für den
                              									Empfang ein elektromagnetischer Wellenanzeiger, welcher auf die leisesten Anregungen
                              									anspricht und die Zeichen auf photographischem Wege nieder legt, verwendet wird.
                           Die Umwandlung des Gleichstromes in oszillierende Ströme erfolgt in der Weise,
                              									dass der vorher kurz geschlössen gewesene Erregerkreis nach sehr kurzer
                              									Unterbrechung auf den eigentlichen Schwingungskreis geschaltet wird. Bei der
                              									Unterbrechung und dem nachherigen Schliessen des Erregerkreises wird die zur Ladung
                              									des Kondensators verfügbare Spannung so in die Höhe geschnellt, dass sie die
                              									Spannung, welche bei Verwendung: eines Induktoriums oder eines transformierten
                              									Wechselstromes unter sonst gleichen Bedingungen zu erhalten ist, um ein Mehrfaches
                              									überschreitet. Soll z.B. der Schwingungskreis mittels eines Wechselstromes von 1000
                              									Volt Primärspannung und einem Uebersetzungsverhältnis von 1 : 25 geladen werden, so
                              									wird die dem Kondensator zugeführte Spannung jedenfalls kleiner als 25000 Volt sein.
                              
                              									Mit einer Gleichstrommaschine von gleichfalls 1000 Volt Spannung ist jedoch, wie
                              									dies eingehend berechnet wird, eine Ladespannung von 141000 Volt zu erreichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 269
                              Fig. 82.
                              
                           Die allgemeine Anordnung des Ladekreises in Verbindung mit dem geschlossenen
                              									Schwingungs- und dem offenen Sendekreise ist aus Fig.
                                 										82 zu entnehmen. G bedeutet hier den
                              									Gleichstromgenerator, F1F2 die
                              									Reaktanzspulen; der Ladekreis schliesst sich über die an e anliegende bewegliche Funkenkugel l und den
                              									Punkt a. Das geschlossene Rechteck mit dem Kondensator
                              										C und den Funkenkugeln ae stellt den Schwingungskreis und AE den
                              									offenen Sendekreis dar. In der dargestellten Lage der Funkenkugel l kann eine Ladung des Kondensators C nicht stattfinden. Sobald sich jedoch l an a anlegt, ladet sich
                              									der Kondensator und es: wird der Funke zwischen l und
                              										e einsetzen und hierdurch der geschlossene Kreis in
                              									elektrische Schwingungen, versetzt, welche sich wieder auf den Luftleiter
                              									übertragen. Die Ladung erfolgt hierbei infolge der verfügbaren hohen Spannung sehr
                              									rasch. Die Entladung über die Funkenstrecke wird immer oszillatorischer Natur sein,
                              									da der Widerstand des Schwingungskreises sehr klein und dessen Kapazität
                              									verhältnismässig gross ist. Wird die Taste K
                              									niedergedrückt, so erregt die Ortsbatterie N den
                              									Elektromagneten M, welcher wieder den Anker L anzieht und hierdurch die Verbindung zwischen a und l herstellt, was
                              									wieder die Ladung und folgende Entladung des Kondensators bedingt.
                           Für Zwecke der wahlweisen Telegraphie wird die Anordnung (Fig. 83) verwendet, welche mit der vorhergehenden fast übereinstimmt, nur
                              									dass hier die Selbstinduktionswindung S zwischen
                              									Luftdraht und eigentlichem Schwingungskreise geschaltet wird. Sechs dieser Windungen
                              									führen zu Kontaktknöpfen und können sonach durch den Umschalter D der Reihe nach mit dem Sendedrahte A in Verbindung gebracht werden, so dass es möglich
                              									wird, je nach Wahl sehr verschiedene Wellenlängen zu entsenden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 269
                              Fig. 83.
                              
                           Die endgültige Ausführung des Senders zeigt Fig. 84.
                              									Bei dieser Form sind die beiden Reaktanzspulen, um ein Ueberwiegen der einen über
                              									die andere hintanzuhalten, über einen gemeinsamen in sich geschlossenen Eisenkern
                              									geschoben. Die Erregung des Senderkreises findet hier durch eine Art doppelter
                              									Uebertragung statt, indem vorerst das Relais M beim
                              									Niederdrücken der Taste K den Stromkreis der Batterie
                              										N schliesst, welche erst das empfindlichere
                              									polarisierte Relais R erregt, Der Zweck dieser
                              									Uebertragung dürfte wohl der sein, den Telegraphierenden gegen eine Rückwirkung der
                              									hohen Spannungen besser zu schützen, als dies nach der vorhergehenden Anordnung
                              									möglich ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 270
                              Fig. 84.
                              
                           Zu erwähnen ist noch, dass die obere Funkenkugel a einen
                              									viel geringeren Durchmesser hat als die beiden anderen Funkenkugeln, wodurch das
                              									Einsetzen der Entladung erleichtert sein soll.
                           Der Wellenanzeiger oder Differentiator, wie er von King
                              
                              									genannt wird, soll Leichtigkeit mit Fertigkeit vereinen, einfach zu behandeln und
                              									von ausserordentlicher Empfindlichkeit sein. Eine kleine Magnetnadel ist zu diesem
                              									Zwecke zwischen den gleich starken magnetischen Feldern eines Dauermagneten, an
                              									einem tordierbaren äusserst dünnen Phosphorbronzestreifen so aufgehängt, dass die
                              									Wirkung der beiden Magnetfelder sich gegenseitig aufhebt. An der Magnetnadel ist ein
                              
                              
                              
                              									Spiegelchen befestigt, welches einen von einer eigenen Lichtquelle stammenden
                              									Lichtstrahl in ganz bestimmter Richtung reflektiert. Jede Aenderung eines dieser
                              									Magnetfelder bedingt eine sehr kleine Winkelablenkung der Nadel und des mit ihr
                              									verbundenen Spiegelchens. In dieser Form ähnelt der Wellenanzeiger einem
                              									Oszillographen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 270
                              Fig. 85.
                              
                           Um die Pole des Magneten sind nun Windungen gelegt, welche die Polarität durch einen
                              									von einer Ortsbatterie entsendeten Strom verstärken. Dieser Strom ist jedoch kein
                              									Dauerstrom, sondern wird durch einen Unterbrecher fortwährend unterbrochen, nimmt
                              									demnach die Form eines schwingenden Stromes an. Der Zweck dieser Einrichtung wird
                              									aus der schematischen Anordnung (Fig. 85) des
                              									Gesamtempfängers klar. Die in dem Luftleiter A durch
                              									einlangende Wellen induzierten Wellenströme werden durch die primäre Erregerspule
                              										e auf die sekundären Windungen e3 und e4 des in sich
                              									geschlossenen Empfangskreises übertragen. An diesen Kreis schliesst sich bei den
                              									Punkten 4 und 6 der lokale
                              									Erregerkreis mit dem Unterbrecher H an und werden auf
                              									diese Weise zwei, zu dem Erreger parallel geschalte Kreise erhalten. Durch den
                              									Erreger in Verbindung mit der Ortsbatterie wird den Punkten 4 und 6 eine kleine periodische
                              									Potentialdifferenz aufgedrückt. Die grösste elektromotorische Kraft dieses
                              									Erregerstromes soll kleiner sein, als die der resultierenden Potentialdifferenz
                              									zwischen den beiden Punkten 4 und 5, wenn die beiden Transformatorspulen e3e4 auf induktivem Wege
                              									von der Erregerwindung e durch eine einlangende Welle
                              									erregt werden. Hierdurch wird eine bleibende Phasendifferenz des Stromes bis zu 90°
                              									zwischen dem Punkte 5 und einem Punkt 7 des zweiten Kreiszweiges, welcher die Kapazität G und das Solenoid g1 enthält, dann erreicht, wenn die Kapazität im
                              									Verhältnis zu den Werten der Selbstinduktionen von e3e4 entsprechend bemessen ist. Der Wert der
                              									Selbstinduktion der beiden in entgegengesetzter Richtung gewundenen Solenoide g und g1 soll im Vergleiche zu dem der beiden Sekundären
                              										e3e4 und der Kapazität
                              										G zu vernachlässigen sein, damit keine ernstlich
                              									störenden Elemente in den Kreis eingeführt werden. Beträgt der normale Phasenwinkel
                              									zwischen den die Solenoide durchfliessenden Strömen 90°, so wird das resultierende
                              									magnetische Feld von g gleich null, während jenes von
                              
                              
                              										g1 gleichzeitig den
                              									maximalen Wert annimmt. Infolgedessen wird bei Einhaltung dieses Phasenwinkels der
                              									polarisierte Anker G4
                              									dem Einflüsse des Solenoides g1 allein ausgesetzt sein und dieses den Anker g3 anlegen.
                              									Ueberschreitet jedoch der Phasenwinkel 90°, so gelangt auch das Feld von g zur Wirkung und wird infolgedessen der Anker sich von
                              										g3 wegbewegen und
                              
                              									eine der Grösse des Phasenwinkels entsprechende resultierende Lage einnehmen.
                           Unter normalen Umständen wirken die sekundären Spulen e3e4 einfach als Impedanzen, welche die Stromphasen
                              
                              									verzögern und hierdurch die wirkliche Polstärke eines der beiden Soldnoide
                              									verringern. Wird jedoch die Primäre e durch eine
                              									elektrische Welle erregt und dieser Anstoss auf den geschlossenen Kreis übertragen,
                              									so bewegt dieser Anstoss eine Ablenkung des Ankers oder der Armatur hervor, deren
                              									Grösse von der resultierenden Einwirkung der beiden Felder gg1 abhängig ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 270
                              Fig. 86.
                              
                           Bei der in Fig. 86 dargestellten endgiltigen Form des
                              									Empfängers gelangt nur eine sekundäre Windung für den Wellentransformator zur
                              									Anwendung und wird die Wirkung, welche ursprünglich durch die zweite Windung
                              									bezweckt wurde, durch geeignete Anlegung der Verbindungsdrähte erhalten, 1 bezeichnet den Luftdraht, 2 die primäre Windung des Transformators, 3
                              									die Erde, 4 die sekundäre Windung des Transformators,
                              										5 die beiden Solenoide, 6 den Unterbrecher, 7 die zugehörige
                              									Batterie, 8 den Kondensator, 9 und 10 die Solenoidkerne, 11 das schwingende System mit einem
                              									Refektorspiegelchen, 12 die Lichtquelle und 13 ein sich abrollendes Band lichtempfindliches Papier.
                              									Die Wirkungsweise erklärt sich von selbst, da jeder Wellenimpuls eine Ablenkung des
                              									Spiegelchens bedingt und der reflektierte Lichtstrahl das lichtempfindliche Papier
                              									trifft und hierdurch ein dauerndes Zeichen hinterlässt. Hieraus erklärt sich nicht
                              									nur die gerühmte Empfindlichkeit dieses Senders, sondern auch die Möglichkeit einer
                              									grossen Telegraphiergeschwindigkeit, indem das Spiegelchen allen Impulsen sofort
                              									folgt.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)