| Titel: | Neue Duplex-Steuerung an direktwirkenden Dampfpumpen. | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 271 | 
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                        Neue Duplex-Steuerung an direktwirkenden
                           								Dampfpumpen.
                        Neue Duplex-Steuerung an direktwirkenden Dampfpumpen.
                        
                     
                        
                           Während zur Steuerung der bisherigen, als Speisepumpen für Dampfkessel vielfach
                              									Verwendung findenden Duplex-Dampfpumpen ein verhältnismässig komplizierter und trotz
                              									sorgsamster Schmierung, insbesondere bei kleineren Pumpen – wegen der hier nicht
                              									anzuordnenden Nachstellbarkeit der Steuerwellenlager und ungenügenden Anbringung
                              									ausreichend grosser Schmierlöcher – rascher Abnutzung unterworfener Mechanismus
                              
                              									notwendig ist, hat die Firma Otto Schwade, Deutsche
                              										„Automat“-Pumpenfabrik in Erfurt eine Ausführungsform ihrer sogenannten
                              										„Automat“-Duplex-Dampfpumpen auf den Markt gebracht, bei der alle Hebel,
                              									Bolzen, Drehwellen und Gelenke für die Steuerungsübertragung und alle äusseren
                              									Schmierstellen vermieden sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 271
                              Fig. 1. Sämtliche Teile der bisherigen Duplex-Steuerung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 271
                              Fig. 2. Sämtliche Teile der „Automat“-Steuerung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 271
                              Fig. 3. „Automat“-Dampfpumpe mit gelenkloser Steuerung.
                              
                           Diese unter D. R.-P No. 157097 stehende Steuerung zeichnet sich durch eine
                              									ausserordentliche Einfachheit aus. Fig. 1 zeigt die
                              									sämtlichen Teile der bisherigen Duplex-Steuerung – etwa 30 lose Teile und etwa 10
                              									Schmierstellen –, während Fig. 2 die sämtlichen
                              									Teile der gelenklosen Automat-Steuerung – nur vier lose
                              									Teile und gar keine Schmierstellen – erkennen lässt.
                           Bekanntlich arbeitet die Duplex-Pumpe in der Weise, dass zwei doppelte und direkt
                              									wirkende Dampfpumpen nebeneinander gelegt und so verbunden werden, dass z.B. von der
                              									rechten Maschinenseite aus die Dampfsteuerung der linken Maschinenseite bewirkt wird
                              									und umgekehrt. Zu dem Zwecke sind in einem zwischen den Zylindern angebrachten
                              									Steuerbock zwei Wellen gelagert, die je einen kürzeren und einen langen Hebel
                              									tragen. Letzterer wird von der Kolbenstange in geeigneter Weise mitgenommen und
                              									ersterer vermittelt unter entsprechender Hubverkürzung im Verhältnis der Hebellängen
                              									die Bewegung des Dampfschiebers der Nachbarseite durch eine zwischengeschaltete mit
                              									Doppelscharnier versehene Stange. Bei der „Automat“-Pumpe dagegen erfolgt,
                              									wie Fig. 3 erkennen last, die Bewegung der Schieber
                              									von Drehhülsen aus, in deren äusseres Schneckengewinde die einfachen Muschelschieber
                              									mit entsprechend geformten Ansätzen eingreifen. Die Anordnung ist so getroffen, dass
                              									das Schneckengewinde auf der einen Hälfte weiter nach vorn, auf der anderen weiter
                              									nach hinten angebracht ist und dass der linke Schieber mit seinem Ansatz von dem
                              									Gewinde der rechten, der rechte von dem Gewinde der linken Hälfte angetrieben wird.
                              									Beide Steuerhülsen liegen dicht nebeneinander in der Mitte des Schieberkastens, so
                              									dass die Arme der Schieber ganz kurz ausfallen und keine schädlichen Kippmomente
                              									eintreten können.
                           Auf diesem einfachen Wege wird das ganze komplizierte Hebelwerk zur Ausnutzung der
                              									Kolbenbewegung der einen Seite für die Schieberbewegung der anderen Seite vermieden
                              									und durch einen einzigen leicht herstellbaren, bekannten Maschinenelementen der
                              									Kinematik entnommenen Teil ersetzt.
                           Um von der gradlinigen Kolbenbewegung aus eine Drehbewegung der Steuerhülsen im
                              									Schieberkasten in einfachster Weise zu ermöglichen, ist in die Höhlung der letzteren
                              									ein steilgängiges Schraubengewinde eingeschnitten, ähnlich dem Drall in Geschütz-
                              									und Gewehrläufen, der bekanntlich den Zweck hat, dem Geschoss beim Durchgang eine
                              									Drehung um die eigene Achse zu erteilen. Der umgekehrte Vorgang wird zur
                              									Bewegungsumsetzung bei der „Automat“-Pumpensteuerung nutzbar gemacht, indem
                              									die mit der
                              									Kolbenstange mittels des Steuerarmes 8 (Fig. 3) starr verbundene Schieberstange 9 mit einem genau in den Hülsendrall passenden
                              									Gewindeansatz (s. Fig. 2) sich beim Hin- und
                              									Hergange der Kolben in der Hülse bewegt. Da die Hülse im Schieberkasten drehbar
                              									gelagert, aber in geeigneter Weise gegen Längsverschiebung gesichert ist, so folgt
                              									aus dieser Verschiebung ohne weiteres eine resultierende Drehbewegung der
                              									Steuerhülse. Durch richtige Wahl der Steigung des Drallgewindes – auf Grund
                              									eingehender Versuche – lässt sich die innere Reibung dieser neuen Steuerung
                              									gegenüber den vielen Lagern und Scharnieren der alten Ausführung auf einen äusserst
                              									niedrigen Betrag herabmindern. Durch Härten der Steuerhülse und des Gewindeansatzes
                              									der Schieberstange sowie durch reichlich bemessene Arbeitsflächen werden überdies
                              									rasche Abnutzungen der genannten Teile vermieden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 272
                              Fig. 4. „Automat“-Speisepumpe für max. 12 at. Kesseldruck.
                              
                           Auch die Einstellung der „Automat“-Steuerung kann im Gegensatz zur
                              									Duplex-Gelenksteuerung in einfachster Weise bewirkt werden; sie erfolgt in
                              									Mittelstellung der Kolben, wobei auch die Schieber genau Mmttelstellung haben müssen
                              									und wird durch Anordnung von zwei Zackenscheiben für die Arretierung der
                              									Schieberstange im Auge des Steuerarmes wesentlich erleichtert. Die eine dieser
                              
                              									Scheiben ist durch angefeilte Flächen auf die Stange nicht drehbar aber anschiebbar
                              									aufgesetzt; die andere kann sich auf der Stange drehen, ist aber im Steuerarmauge
                              									durch eine eingreifende Nase gegen Drehung gesichert. Solange die Zähne der
                              									Zackenscheiben in Eingriff sind, kann die Schieberstange sich nicht drehen – will
                              									man aber die Steuerung verstellen, so ist nur nötig, durch Lösen der auf der
                              									Schieberstange sitzenden Muttern die Zacken ausser Eingriff zu bringen; dann kann
                              
                              									man durch Rechts- oder Linksdrehen der Stange den Schieber mittels der Gewindehülsen
                              									beliebig einstellen.
                           Als erste Pumpe nach der neuen Konstruktion hat die ausführende Firma, bevor sie mit
                              									ihrer Erfindung an die Oeffentlichkeit trat, eine Speisepumpe (Fig. 4) für eigenen Bedarf hergestellt, die im März
                              									1904 in Betrieb kam und seitdem ohne Störung ununterbrochen zur Speisung ihres mit
                              									12 at Dampfspannung arbeitenden Kessels benutzt worden ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 272
                              Fig. 5. „Automat“ Speisepumpe für mehr als 12 at Kesseldruck.
                              
                           Fig. 5 zeigt die Bauart einer
                              									„Automat“-Speisepumpe mit gelenkloser Steuerung für Kessel von mehr als 12 at
                              									Betriebsdruck.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 272
                              Fig. 6. Verbund-„Automat“-Dampfpumpe.
                              
                           Fig. 6 zeigt eine kleine Verbundpumpe mit gelenkloser
                              										„Automat“-Steuerung, deren praktische Brauchbarkeit in mehr als
                              									zwölfmonatlichem Betriebe ebenfalls erbracht ist.
                           
                              Fr.