| Titel: | Oscar Schöppes selbsttätiger Feuermelder. | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 430 | 
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                        Oscar Schöppes selbsttätiger Feuermelder.
                        Schöppes selbsttätiger Feuermelder.
                        
                     
                        
                           Die nachstehend besprochenen selbsttätigen Feuermelder von Oscar Schöppe sind ihrer Anordnung nach äusserst
                              									einfache aber vorzüglich hergestellte und sorgsamst ausgeprüfte, als Stromschliesser
                              									oder Stromunterbrecher eingerichtete Metallthermometer (Fig. 1 und 2). Eine aus mehreren dünnen
                              									Blechstreifen verschieden dehnbarer Metalle zusammengesetzte Flachfeder b ist mittels der beiden Schrauben c und c1 auf der gusseisernen Fussplatte a derart festgeklemmt, dass sie einen nach aufwärts
                              									gekehrten flachen Bogen bildet. Von der Platte a sind
                              									sowohl die beiden Schrauben c und c1 als die Feder b durch nichtleitende Zwischenlagen isoliert; hingegen
                              									steht von den als Anschlussklemmen ausgestalteten Schrauben c und c1
                              									die erstere mit b, die letztere mit einer
                              									Kontaktschraube e in leitender Verbindung. Die
                              									Kontaktschraube e hat ihre Mutter in einem die Feder
                              										b überbrückenden, von a gleichfalls strenge isolierten jedoch mit c1 leitend verbundenen Metallbügel, der
                              									eine kreisrunde mit einer Teilung versehene Gradscheibe f trägt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 430
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 430
                              Fig. 2.
                              
                           Im Kopfende der Kontaktschraube e ist ein Querstück
                              									eingesetzt, welches einerseits den Handgriff bildet, mit dem e gedreht wird, während das andere Speichenstück die Form eines Zeigers
                              									besitzt, welcher beim Drehen der Schraube c auf der
                              									Teilung der Gradscheibe f läuft. Das mit einer
                              									Platinspitze versehene untere Ende von e ist, um Staub
                              									und Dämpfe abzuhalten, von einem elastischen Schutzröhrchen g umgeben und liegt dem ebenfalls mit einem aufgelöteten Platinplättchen
                              									ausgestatteten höchsten Punkt der Thermometerfeder genau gegenüber, so dass also von
                              										c über b nach c1 der Stromweg
                              									hergestellt wird, wenn b und e in Berührung gelangen und umgekehrt dieser Stromweg unterbrochen bleibt,
                              									so lange eine Berührung zwischen b und e nicht besteht. Um den Melder gegen störende äussere
                              									Einflüsse zu schützen und namentlich um die Feder f vor
                              									jeder Berührung oder zufälligen Belastung zu bewahren, welche ihre genaue
                              									Wirksamkeit beeinträchtigen könnte, ist der ganze in Frage kommende Teil der
                              									Vorrichtung durch einen mit vier Schrauben auf der Platte a festgemachten Deckel aus gelochtem Blech abgeschlossen.
                           Soll der Melder zur Verwendung gebracht werden, so dreht man. die Kontaktschraube e so weit, dass der Zeiger auf einen Temperaturgrad der
                              									Kreisskala weist, der etwa um 30° höher gewählt wird als jener, welcher am
                              									Aufstellungsort für gewöhnlich vorhanden ist. Sodann erfolgt bei c und c1 der Anschluss der beiden Leitungsdrähte, welche
                              									zur Meldestelle führen und dort mit dem Alarmapparat – im einfachsten Fall ein
                              									gewöhnlicher elektrischer Zimmerwecker – und der zugehörigen Batterie zu einem
                              									Stromkreis verbunden sind. Letzterer bleibt so lange als die Temperatur, für welche
                              									der Zeiger eingestellt wurde, nicht erreicht wird, im Melder unterbrochen, bei
                              									Eintritt des gedachten Wärmegrades hat sich aber die Metallfeder b so
                              									viel ausgedehnt und erhöht, dass die vorerwähnte stromschlusserzeugende Berührung
                              									zwischen b und e zustande
                              									kommt und den Alarmwecker in Tätigkeit setzt. Die Anzahl der Feuermelder, welche
                              									vorhanden sein soll, damit eine Gebäudeanlage als zuverlässig gesichert gelten darf,
                              									hängt natürlich von den örtlichen Verhältnissen ab, doch wird im allgemeinen für
                              									jeden durch Wände abgegrenzten Raum von weniger als 50 qm Bodenfläche sowie in
                              									grösseren Räumen für je 50 qm Bodenfläche mindestens ein Melder vorzusehen sein.
                              									Diese Vorrichtungen dürfen natürlich, wenn die Möglichkeit von Falschmeldungen ganz
                              									ausgeschlossen sein soll, niemals unmittelbar über heissen Beleuchtungskörpern,
                              									Heizvorrichtungen, Wärmröhren oder dergleichen ihren Aufstellungsplatz erhalten,
                              									wohl aber müssen sie an den höchsten Punkt des Raumes nächst der Decke, nächst
                              									Luftschächten, über Türen oder Fenstern usw., kurz an solchen Stellen angebracht
                              									werden, wo bei Ausbruch eines Schadenfeuers zuerst das Auftreten von Hitzwellen zu
                              									gewärtigen steht. Je nach den besonderen Bedürfnissen dieser verschiedenen
                              									Verwendungsstellen erhalten die Feuermelder eine weitere Ausgestaltung durch
                              									isolierende in der Regel aus Porzellan hergestellte Grundplatten, Ueberdecken,
                              									Schutzleisten o. dergl. m., welche behufs zweckdienlichster Anpassung allerdings die
                              									verschiedensten Formen erhalten können, an der grundsätzlichen Anordnung aber nicht
                              									ändern.
                           Die Anzahl der Melder, welche einem Alarmwecker nebst Batterie angeschlossen werden
                              									können, ist gewissermassen unbeschränkt und die bezügliche Schaltungsdurchführung
                              									gleicht natürlich genau derjenigen, welche für die Drucktaster in gewöhnlichen
                              									Haustelegraphenanlagen Benutzung findet. Wie bei den letzteren müssen in grösseren
                              
                              									Feuermeldenetzen, wenn an der Meldestelle gleich auch der Ort des näheren angezeigt
                              									werden soll, wo ein selbsttätiger Melder in Schluss gelangt ist, eine Tafel mit
                              									Abfallscheiben, Zeigerscheibchen, Fallklappen oder dergleichen vorhanden sein, deren
                              
                              									Elektromagnete in die den bezüglichen Räumen entsprechenden Stromzweige
                              									eingeschaltet sind und durch ihre Betätigung über die Ausbruchstelle des Feuers die
                              									gewünschte Angabe machen. Ebensowenig unterliegt es einer Schwierigkeit, in
                              									grösseren Anlagen mehrere mit oder ohne Klappkasten ausgestattete Meldestellen
                              									anzubringen oder dieselben zugleich für die Vermittlung der Feuermeldung an
                              									öffentliche Meldestellen anzuordnen, kurz alle jene Weiterungen und
                              									Vervollkommnungen an der elektrischen Einrichtung durchzuführen, welche erwünscht
                              									sein können. Es gilt dies natürlich auch rücksichtlich jener Schleifenanschlüsse und
                              									sonstigen Vorrichtungen, welche sich als erforderlich herausstellen um die
                              
                              									richtige Betriebsfähigkeit des Meldenetzes einer regelmässigen, etwa täglichen ein-
                              									oder mehrmaligen Ueberprüfung unterziehen zu können, was bei
                              									Arbeitsstromschaltungen, zu denen die bisher ins Auge gefassten Meldeeinrichtungen
                              									gehören, durchaus nicht versäumt werden darf. Allein gerade die Vornahme dieser
                              
                              									steten Kontrolle birgt manches Missliche in sich und es wird für ausgedehntere
                              									wichtigere Anlagen der Arbeitstromschaltung bekanntlich trotz ihrer Einfachheit und
                              									wirtschaftlichen Vorteile in der Regel die Ruhestromschaltung vorgezogen, weil
                              									letztere eine unausgesetzte selbsttätige Ueberwachung
                              									der Betriebstüchtigkeit aller Teile des elektrischen Leitungsnetzes ermöglicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 431
                              Fig. 3.
                              
                           Für den Fall, als Ruhestromschaltung in Anwendung kommen soll, wird dem Alarmwecker
                              									immer noch ein Relais vorzuschalten sein, dessen Anker erst einen Ortstromkreis
                              
                              									schliesst, welchen der Wecker mit seiner Batterie bildet. Es sind aber auch die als
                              									Stromschliesser tätigen, nach Fig. 2 ausgeführten
                              									Feuermelder nicht verwendbar, sondern nur solche – wie sie Fig. 3 ersichtlich macht –, welche als Stromunterbrecher wirken. Die
                              									Anordnung dieser Apparate stimmt im grossen ganzen mit jener der Stromschliesser
                              										(Fig. 2) völlig überein, jedoch ist bei jenen
                              										(Fig. 3) die Feder b nicht nach aufwärts, sondern nach abwärts gekrümmt und die
                              									Kontaktschraube e so tief eingestellt, dass sie für
                              									gewöhnlich andauernd die Feder b berührt. Während also
                              									bei ansteigender Temperatur sich die Feder b im Melder
                              									für Arbeitstrom (Fig. 2) der Schraube e nähert, wird sie sich gleichermassen im Melder für
                              
                              
                              									Ruhestrom (Fig. 3) von e entfernen, bis ersterenfalls der Stromschluss, letzterenfalls die
                              									Stromunterbrechung eintritt. Hinsichtlich der Behandlung, der Anbringung und
                              									Einstellung der Melder gilt für die Stromunterbrecher genau dasselbe wie für die
                              									Stromschliesser. Beide Abarten der geschilderten selbsttätigen Feuermelder sollen
                              									bei plötzlich auftretenden Wärmeerhöhungen viel schneller als Quecksilberthermometer
                              									und mit vollster Zuverlässigkeit wirken, die auch durch jahrelange Pausen selbst bei
                              									ganz ungünstigen örtlichen Vevhältnissen keine Beeinträchtigung erleidet, welche
                              									wertvollen Eigenschaften eben auf die äusserst sorgfältige allen Erfahrungen
                              									gewissenhaft Rechnung tragende Herstellung der Thermometerfedern und Skalen
                              									zurückzuführen sind.