| Titel: | Goldbagger für Pagoeat auf Celebes. | 
| Autor: | F. Kerdijk | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 465 | 
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                        Goldbagger für Pagoeat auf Celebes.
                        Von F.
                                 								Kerdijk.
                        Goldbagger für Pagoeat auf Celebes.
                        
                     
                        
                           In den ersten Monaten dieses Jahres ist in Pagoeat auf der Insel Celebes ein
                              									Goldbagger in Betrieb genommen, welcher von der Aktiengesellschaft „Werf Conrad“ in Haarlem-Holland geliefert
                              									wurde, und in der ganzen Anordnung der Baggermaschinen, sowie der
                              									Goldwäscheeinrichtungen (hydraulic Sluicing plant) ein typisches Beispiel der
                              									neueren Goldbagger darbietet. Wenn wir die Wirkungsweise desselben im folgenden
                              									näher beschreiben, so wollen wir vorausschicken, dass einige derartige Maschinen in
                              									letzter Zeit von der genannten Firma ebenfalls nach Serbien geliefert wurden,
                              									wo sie zur vollsten Zufriedenheit arbeiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 465
                              Fig. 1. Goldbagger von der A.-G. Werf Conrad, Haarlem.
                              
                           Der rechteckige Schiffskörper, dessen Länge 28,8 m, dessen Breite 9 m und dessen
                              									Tiefe 1,35 m beträgt, ist durchweg aus Blechen von 6 mm Dicke konstruiert und an den
                              									vier Ecken zur Erhöhung der Manövrierfähigkeit schief beigeschnitten. Er trägt
                              									ausser der Eimerleiter, der Goldwäscheeinrichtung und der Kessel- und
                              									Maschinenanlage noch drei Winden, eine Kreiselpumpe und einige Hebezeuge, (s. Fig. 1–3.)
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 466
                              Fig. 2 und 3. Goldbagger von der A.-G. Werf Conrad, Haarlem.
                              
                           
                           Zum durchlassen der Eimerleiter ist im vorderen Teil des Schiffskörpers in der
                              									Längsrichtung bis fast auf die Mitte ein 1,25 m breiter Einschnitt ausgespart,
                              									während die Leiter in bekannter Weise so angeordnet ist, dass sie bei der
                              									Fortbewegung des Schiffes vollständig aus dem Wasser gehoben werden kann. Von den
                              									durchgehenden Schlitzwänden und von Querschotten ist der ganze Schiffskörper in
                              
                              									mehrere wasserdichte Abteilungen zerlegt, von denen jede durch ein Mannloch
                              									zugänglich und mit einem Pumpenrohre versehen ist. Diese Querschotten bilden
                              									zugleich die erforderliche Versteifung des Schiffskörpers.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 467
                              Fig. 4 und 5. Zweiteiliger Kessel des Goldbaggers von der A.-G. Werf Conrad,
                                 										Haarlem.
                              
                           Der obere, viereckige Turass der Eimerleiter ist wie gewöhnlich an einem starken, aus
                              									Profileisen und Stahlplatten konstruierten Hauptgerüst befestigt, welches zugleich
                              									dem Zweck der Lagerung der Transmissionsteile dient. Unten ist die Leiter mittels
                              									Drahtseile an dem Leiterbock aufgehängt, der aus Profileisen aufgebaut ist und eine
                              									bedeutend Ausladung vor dem Schiffskörper erlangt hat. Letzteres geschah in der
                              									Absicht, an seinem äusseren Ende einen Flaschenzug anbringen zu können zum Heben von
                              									schweren Steinen oder Baumstrünken, welche im Wege liegen und zu grosse Abmessungen
                              									haben, um von der Eimerleiter gehoben zu werden. Da der Unterboden, von dem die
                              									goldhaltige Bodenschicht abgehoben werden soll, aus hartem Granit besteht, so
                              									mussten die Becher mit einem aufgesetzten Rand aus bestem Federstahl versehen
                              									werden, um baldigem Verschleiss möglichst vorzubeugen. Die Becher haben 140
                              									Liter Inhalt und ergeben bei einer Entleerung von 10–14 Bechern i. d. Minute
                              									eine wirkliche Leistung des Baggers von 50–70 cbm i. d. Stunde, je nach der
                              									schwereren oder leichteren Bodenbeschaffenheit. Neben dem Einschnitt sind einige
                              									Winden mit im ganzen sechs Trommeln auf dem Deck aufgestellt, welche einerseits zum
                              									Heben und Senken der Baggerleiter, andererseits mittels fünf Drahtseilen zum
                              									Verholen des Schiffs nach vorn, nach hinten und nach den Seiten bestimmt sind. Auf
                              									der Welle einer Winde ist ausserdem noch eine für gewöhnlich leerlaufende Trommel
                              									angebracht, welche für beliebige Zwecke, z.B. zur Betätigung des vorderen
                              									Flaschenzuges zum Heben von grossen Steinen benutzt werden kann. Sämtliche Winden
                              									werden mittels kleiner Dampfmaschinen angetrieben.
                           Das Baggergut wird aus den Bechern in eine Rinne ausgeschüttet, welche vom
                              									Hauptgerüst nach hinten ausläuft und das Material in eine drehende Wesch- und
                              									Siebtrommel führt. Diese Trommel, auch Cribleur genannt, welche in der Längsrichtung
                              									des Schiffes 4 m über dem Deck aufgestellt ist, erhält eine veränderliche Neigung
                              									zwischen den Grenzen 1 : 8 und 1 : 12. Sie besteht aus einem von fünf Ringen aus
                              									durchlochtem Stahlblech gebildeten Zylinder von 1,20 m Durchmesser und 5,50 m Länge,
                              									der vorne und hinten je durch einen Rand aus Gusstahl verstärkt ist, deren Kanten
                              									zugleich als Laufflächen für die Führung dienen, während vier Laufrollen aus hartem
                              									Gusseisen die Trommel unterstützen. Die Löcher der fünf Ringe haben verschiedenen
                              
                              									Durchmesser, infolgedessen das Baggergut in eine entsprechende Anzahl
                              									Feinheitsstufen verteilt wird; in der ersten Abteilung fällt nur der feinere Sand durch, während zum
                              									Schluss nur die grösseren Steine von mehr als 16 mm Durchmesser zurückbleiben.
                              									Letztere verlassen die Waschtrommel in ihrem unteren Ende durch eine Abfuhrrinne und
                              									werden schliesslich durch einen besonderen Elevator hinter das Schiff ausgeworfen,
                              									auf den wir weiterhin noch zurückkommen.
                           In der Waschtrommel wird das Bodenmaterial gründlich mit Wasser vermischt, erstens,
                              									damit das Material leichter durch die Löcher und später über die eigentliche
                              									Goldwäscheeinrichtung fliesst, zweitens, damit die grösseren Stücke besser
                              									zerfallen. Die Waschtrommel wird von der Hauptdampfmaschine mittels eines Satzes
                              									konischer Zahnräder und Gallscher Kette in Drehung
                              									versetzt, wobei dem Baggergut Gelegenheit gegeben wird, sich innig mit dem Wasser zu
                              									vermischen und durch die Löcher auf die tiefer aufgestellten Goldwäschetische zu
                              									fallen. Diese bestehen aus fünf Sätzen von je zwei Tischen, welche man am besten als
                              									breite Rinnen aus Eisenblech mit flachem Boden beschreiben kann. Der obere Tisch
                              									eines jeden Satzes fängt das Wasser mit dem goldführenden Sande aus der Waschtrommel
                              									auf und lässt es unter einer veränderlichen Neigung von 1 auf 8 bis 1 auf 12 nach
                              									der Steuerbordseite des Schiffes abfliessen. Hier wird es von dem unteren Tische
                              									aufgenommen und unter ungefähr gleicher Neigung nach der Backbordseite
                              									zurückgeführt. Schliesslich fliesst es durch eine Abfuhrrinne in der Längsrichtung
                              									des Schiffes ab, welche das Wasser mit dem nunmehr sterilen Sande einige Meter
                              									hinter das Schiff abgibt.
                           Die Tische sind mit Kokosmatten bekleidet, welche ihrerseits wieder von einem feinen
                              									Eisengitter überdeckt sind. Letzteres erfüllt den Zweck, dem Wasser einen gewissen
                              									Widerstand entgegen zu setzen, damit es mit geringer Geschwindigkeit über die
                              									Kokosmatten fliesst und es den schweren Goldpartikelchen, welche sich infolge ihres
                              									hohen spezifischen Gewichtes sogleich in den untersten Wasserschichten sammeln,
                              									Gelegenheit bietet, sich hier abzusetzen.
                           Die erforderliche Wassermenge für diesen Wäscheprozess liefert eine Kreiselpumpe mit
                              									270 mm lichter Weite bei einer stündlichen Leistung von 800 cbm, die ihr Wasser
                              									in ein perforiertes Rohr presst, welches die Siebtrommel an ihrer Innenseite
                              									über die ganze Länge besprüht.
                           Oben ist erwähnt, dass eine Rinne die Steine mit über 16 mm Durchmesser dem am
                              									hinteren Ende aufgestellten Elevator zuführt. Letzterer besteht aus einer um 45°
                              									gegen die wagerechte geneigten Eimerleiter, welche die Steine bis auf 7 m Höhe und 7
                              									m Entfernung hinter das Schiff hinaufführt, wo er das mitgenommene Material
                              									ausschüttet. Der dabei entstehende Steinhaufen wird auf diese Weise genügend weit
                              									von dem Schiff entfernt gehalten, damit er kein Hindernis für das Manövrieren
                              									bilde.
                           Die Kessel- und Maschinenanlage umfasst zwei Schiffskessel von insgesamt 60 qm
                              									Heizfläche, von denen jeder aus zwei gesonderten Teilen zusammengesetzt ist. (Fig. 4 u.
                              										5.) Der
                              									Vorderkessel enthält das Flammrohr, der Hinterkessel die Heizröhren. Beide Teile
                              									werden durch Zugstangen zu einem Ganzen vereinigt, während eine Umlaufvorrichtung
                              									die Wasserzirkulation besorgt. Diese Zweiteilung wurde ausgeführt, um das Gewicht
                              									des einzelnen Kesselteiles mit Rücksicht auf die schwierige Fortschaffung über Land
                              									auf das geringe Mass von 2500 kg zurückbringen zu können, wobei an Ort und Stelle
                              									keine Nietung an den Kesseln vorgenommen zu werden braucht. Die beiden vertikalen
                              									Verbunddampfmaschinen leisten 45 bezw. 35 PS. Erstere dient zur Betätigung der
                              									Baggerleiter, der Waschtrommel und des Elevators, während letztere unmittelbar mit
                              									der Kreiselpumpe gekuppelt ist. Eine besondere kleine Dampfmaschine mit direkt
                              									gekuppelter Dynamo liefert den Strom für die elektrische Beleuchtung.
                           Schliesslich sei noch erwähnt, dass der beschriebene Bagger bei einem Tiefgang des
                              									Schiffes von 0,75 m eine Baggertiefe von 0–7 m erreicht. Bei der Mindestleistung der
                              									Maschine von 50 cbm im harten steinigen Boden gestattet sie schon einen massig
                              									wirtschaftlichen Betrieb bei einer mittleren Goldproduktion von 0,2 Gramm f. d.
                              									cbm.
                           Auf der Werft in Haarlem wurde die Baggermaschine auf dem Lande vollständig
                              									zusammengesetzt, jedoch die Hautplatten des Schiffskörpers nicht genietet, so dass
                              									auch dieser in Teilen von weniger als 500 kg Gewicht zerlegt und leicht
                              									fortgeschafft werden konnte.