| Titel: | Der heutige Stand der Motorfahrräder. | 
| Autor: | Oscar Koch | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 475 | 
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                        Der heutige Stand der Motorfahrräder.
                        Von Oscar Koch,
                           								Gross-Lichterfelde, West.
                        (Fortsetzung von S. 452 d. Bd.)
                        Der heutige Stand der Motorfahrräder.
                        
                     
                        
                           
                           
                              VII. Leerlaufeinrichtungen mit Vorrichtung zum Aendern der
                                 										Fahrgeschwindigkeit.
                              
                           Die Veränderlichkeit des Uebersetzungsverhältnisses hat sich besonders durch die
                              									Verwendung der Vorsteck- und Seitenwagen als notwendig erwiesen, denn der Motor des
                              									Zweirades besitzt gewöhnlich nicht die Kraft, bei der üblichen Geschwindigkeit einen
                              									Wagen mitzuziehen, besonders in Steigungen. Das Einschalten einer niedrigen
                              									Uebersetzung kann jedoch diesen Mangel ausgleichen, sie ist daher kaum noch bei
                              									einem modernen Fahrzeug zu entbehren, wie auch die Benutzung des Leerlaufes geradezu
                              									ein dringendes Bedürfnis geworden ist.
                           Das Wechselgetriebe der Aachener Stahlwarenfabrik A.-G.
                              									in Aachen, das durch sein Gehäuse mit dem Motor in starrer Verbindung steht, zeigt
                              										Fig. 139. Die damit zu erzielenden
                              									Geschwindigkeiten verhalten sich wie 2 : 3. Die Einrichtung ist folgende: Auf der
                              									Achse c des Getriebes sitzt ein verschiebbar
                              									angeordnetes Zahnrad, um das herum vier Planetenrädchen sich befinden, die nach
                              									aussen hin in ein grosses, mit Innenverzahnung versehenes Zahnrad eingreifen.
                              									Letzteres steht mit dem Motor durch drei in b
                              									eingekapselte Zahnräder in Verbindung. Die Achsen der vier Planetenrädchen sitzen
                              									auf einer Scheibe, die mit der Riemenscheibe d starr
                              									verbunden ist. Das auf der Getriebewelle befindliche Zahnrad ist nach beiden Seiten
                              									konisch ausgebildet und kann durch dreigängige Schrauben mittels Hebel e nach beiden Seiten hin verstellt werden, so dass es
                              									einmal mit einem Gegenkonus am Gehäuse a, das anderemal mit einem Gegenkonus am
                              									Innenverzahnungsrade gekuppelt werden kann.
                           Wird nun durch Aufwärtsstellen des Hebels e (Stellung
                              										1) das verschiebbare Zahnrad mit dem Gehäuse a gekuppelt, so steht es vollkommen fest, das Zahnrad
                              										mit
                              									Innenverzahnung treibt dabei die mit der Riemenscheibe d fest verbundenen Planetenrädchen an, die sich auf dem verschiebbaren
                              									jetzt feststehenden Zahnrad abwälzen. Es ergibt dies die kleine Geschwindigkeit,
                              									indem die Riemenscheibe mit geringerer Geschwindigkeit als die Antriebswelle c läuft. Wird dagegen das verschiebbare Zahnrad aus der
                              									Kupplung am Gehäuse a ausgeschaltet, so ist Leerlauf
                              									vorhanden, da alsdann sämtliche Räder frei spielen (Hebel e in 0-Stellung). Durch Abwärtsstellen des
                              									Hebels e (Stellung 2) wird
                              
                              									das verschiebbare Zahnrad nach der anderen Seite hin mit dem Rad mit Innenverzahnung
                              									gekuppelt, so dass letzteres mit den Planetenrädchen und also auch mit der
                              
                              									Riemenscheibe d fest verbunden wird, wobei sich die
                              									Zahnräder nicht mehr gegeneinander bewegen können, sondern als Zahnkupplung zwischen
                              									Antriebswelle c und Riemenscheibe d wirken, so dass diese mit derselben Geschwindigkeit
                              									wie die Antriebswelle c, also mit der grossen
                              									Geschwindigkeit läuft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 476
                              Fig. 139. Wechselgetriebe der Aachener Stahlwarenfabrik.
                              
                           Der Antrieb des Getriebes erfolgt von der Motorwelle aus, wobei das Antriebrad an
                              									Stelle der sonst üblichen Motorriemenscheibe sitzt. Diese befindet sich jetzt an der
                              									linken Seite des Planetengetriebes, wobei allerdings der Motor die umgekehrte
                              									Drehrichtung haben muss und daher umgekehrt in das Fahrrad eingebaut wird, so dass
                              									der Antrieb vom Motor zum Getriebe in der Fahrrichtung rechts liegt. Die Zahnräder
                              									zum Antrieb des Getriebes sind im Verhältnis 2 : 1 übersetzt, so dass sich die mit
                              									der Getriebewelle c gekuppelte Riemenscheibe d beim Einschalten der grossen Geschwindigkeit halb so
                              									schnell als die Motorwelle dreht. Die Riemenscheibe kann deshalb doppelt so gross
                              									sein als die am Motor selbst montierte Scheibe, was insofern einen Vorteil bietet,
                              
                              									als die Auflagefläche des Riemens eine grössere ist, so dass nicht nur die Kraft des
                              									Motors besser übertragen wird, sondern es ist auch der Riemenverschleiss viel
                              									geringer.
                           Die Neckarsulmer Doppelübersetzung mit Leerlauf (Fig. 140)
                              									hat den Vorzug, dass sie bei kleinstem Raum und unbedeutendem Mehrgewicht an jeden
                              									Motor nachträglich ohne Aenderung in einfachster Weise durch Auswechseln der
                              									Riemenscheibe angebracht werden kann. Das Uebersetzungsverhältnis beträgt etwa 3 :
                              									2.
                           Wie aus Fig.
                                 										141 ersichtlich, ist der in eine Buchst verlaufende Konus a mit dem Innenverzahnungsstück b vernietet, und mit der Motorwelle c durch
                              									Keil d verbunden, während die auf Konus a sich lose drehende Riemenscheibe e mit dem Planetenradträger f verschraubt ist. Die auf ihm mittels Bolzen g gelagerten Planetenrädchen h greifen
                              									einerseits in die Innenverzahnung b, andererseits in
                              									das Zahnrad k, das durch Klauen l mit dem Reibungskonus m verbunden ist, ein.
                              									In letzterem wird die Büchse q durch Ring o gehalten, der mit seinen Ansätzen in Ausfräsungen n des Reibungskonus m
                              									durch Federring p in einer in den Konus eingedrehten
                              									Nut gehalten wird. Innerhalb der Büchse q liegt die
                              
                              									Feder s in gespanntem Zustand, sie hat den Zweck,
                              									fortwährend auf die Ringe t und u zu drücken. Um den Ring u in seiner Lage zu
                              									halten, legt er sich an den mit Ausschnitten versehenen Ring u1 an, der undrehbar auf die Büchse des
                              									Konus a gesteckt ist. Beide Ringe werden nun durch die
                              									mit Gewinde versehene Büchse u2 am Platze gehalten. Das Ganze wird von der Kapsel
                              										v umschlossen, die auf beiden Seiten von
                              									rechteckigen Anfräsungen q1 der Büchse q durchdrungen ist (Fig. 142).
                              									Ueber diese Kapsel v greift der mit schiefen Ebenen
                              									versehene Bügel w, der mit seiner Rückseite an
                              									senkrechten Ausfräsungen der Kapsel, sowie mit seinen zwei schiefen Ebenen an den
                              									Stiften r liegt. Der Bügel endigt in eine
                              									Flachgewindemutter, die die Schraube y trägt. Diese hat
                              									einen Zapfen z, der die Kapsel v durchdringt und in eine Aussparung der Büchse q ragt.
                           Die Einschaltung des Leerlaufes bezw. der zweierlei Uebersetzungen erfolgt durch die
                              									am oberen Rahmenrohr angeschlossene Kurbel (Fig. 140), die nach
                              									vorn gestellt, die grosse Uebersetzung einschaltet. Die Mittelstellung bedeutet
                              									Leerlauf, während Stellung nach hinten das kleine Uebersetzungsverhältnis herstellt.
                              									Im ersten Falle befindet sich dann der Bügel w in
                              									seiner tiefsten Lage (Fig. 142), wobei auch
                              									die Stifte r der Büchse q
                              									ziemlich tief auf den beiden schiefen Ebenen w1 des Bügels sitzen. Dieses hat zur Folge, dass
                              									Büchse q sich vom Ringe t
                              									zu entfernen sucht, der dabei das Bestreben hat, vermittels Feder s den Konus m in den
                              									hohlen, konischen Teil des Planetenradträgers f
                              									einzupressen, so dass das Zahnrad k mit dem
                              									Planetenradträger starr verbunden wird, wodurch dann m
                              
                              									und j die gleiche Umdrehungsgeschwindigkeit besitzen.
                              									Die Teile a, b, c, e, f, h, m und k bilden jetzt ein starres Ganzes, wobei, da auch die
                              									Planetenräder h stillstehen, die Riemenscheibe e dieselbe Geschwindigkeit wie die Motorwelle besitzt.
                              									Ausser den erwähnten Teilen drehen sich noch s, t, u,
                                 										u1, u2 und a1 in derselben Geschwindigkeit mit, Stillstand
                              									herrscht nur bei der Büchse q, der Kapsel v und dem Bügel w.
                           Da sich nun die Stifte r am tiefsten Punkt der schiefen
                              									Ebenen des Bügels w befinden, so ist auch Büchse q mit keinem anderen Teil im Zustande der Spannung oder
                              									Berührung unter Druck, was ein Hauptmoment einer richtig konstruierten
                              									Doppelübersetzung bildet.
                           Leerlauf stellt sich durch Drehen des Gewindebolzens y
                              									dadurch her, dass derselbe auf die Kapsel v einen Druck
                              									ausübt, wobei sich Bügel w zu heben sucht und seine
                              									zwei schiefen Ebenen w1
                              									derart auf die Stifte r der Büchse q einwirken, dass letztere nach links gedrängt wird.
                              									Büchse q wirkt dabei in derselben Weise auf Ring t, wobei die Feder s sich
                              									zusammenpresst, und Konus m entlastet wird, der sich
                              									dadurch nebst dem Zahnrad k frei bewegen kann. Die
                              									Riemenscheibe e, sowie der Planetenradträger f stehen dagegen still; die Motorwelle samt
                              									Innenverzahnungsrad b dreht sich nun, ohne auf den
                              									Antrieb zu wirken.
                           Wird der Gewindebolzen y noch mehr gedreht, so werden
                              									die schiefen Ebenen w1
                              									des Bügels immer mehr nach oben gerückt, daher auch ein weiteres Vorrücken der Büchse q nach links solange bis der Ring o zwischen ihr und der Kapsel v eingeklemmt ist, und so die Büchse q an der
                              									Drehung verhindert. Da nun dieser Ring o, wie schon
                              									erwähnt, auch mit Konus m und folglich auch mit Zahnrad
                              										k verbunden ist, so wird auch dieses
                              									stillstehen.
                           Die Innenverzahnung b dreht sich dabei wie beim Leerlauf
                              									mit der Motorwelle in derselben Geschwindigkeit; da jedoch jetzt Zahnrad k stillsteht, so wälzen sich die Planetenräder h auf ihm ab, so dass der Gang in oben erwähntem
                              									Verhältnis verlangsamt wird.
                           Die Drehungen sind rechts und links begrenzt, so dass die Umschaltungen keine
                              									besondere Aufmerksamkeit erfordern; es ist nur wie bei jeder Reibungskupplung
                              									bedacht darauf zu nehmen, dass von der Mitte (Leerlaufstellung) der Hebel langsam
                              									weitergeführt wird, damit die Reibungsscheiben nicht durch plötzlichen Ruck auf den
                              
                              
                              									Motor ungünstig einwirken.
                           Die Viktoria-Werke, A.-G. in Nürnberg vermeiden bei
                              									ihrem Wechselgetriebe (Fig. 143) die so leicht der
                              									Abnutzung unterworfenen Planetenrädchen, und stellen es nach Art der bekannten
                              									Motorwagen-Wechselgetriebe her. Die Uebersetzungsräder cdef und g befinden sich in dem zweiteiligen
                              									Gehäuse b, das unmittelbar mit dem Motorgehäuse a verbunden ist und laufen beständig in Fett. Der
                              									Antrieb des Vorgeleges erfolgt durch das auf der Motorwelle i sitzende Zahnrad c.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 477
                              Wechselgetriebe der Neckarsulmer Fahrradwerke A.-G.
                              
                           Um das Ganze auf möglichst geringe Breite zu beschränken, ist die Anordnung so
                              									getroffen, dass nicht die Wechselräder e und g, die lose auf der Welle k sitzen und auf ihrer Innenseite klauenartige Ansätze haben, seitlich
                              
                              									verschoben werden, sondern ein auf der Welle k
                              									siezendes Klauenstück h, das sich in der gezeichneten
                              									Stellung ausser Eingriff mit e oder g befindet (Leerlauf). Auf der Welle k ist das Klauenstück h
                              									gegen Drehung gesichert. Um es seitlich verschieben zu können, trägt es an seinem
                              									rechten Ende die Schraubenhülse l, über die die Mutter
                              										m greift, welche mittels Segmenthebel n die Verschiebung bewirkt. Durch Aufwärtsbewegen
                              									dieses Hebels wird die Klaue h nach links geschoben und
                              									damit der langsame Gang gekuppelt, bei entgegengesetzter Verschiebung der Klaue
                              										h dagegen der schnellste Gang.
                           Zur Uebertragung der Umdrehungen des Getriebes auf das Laufrad dient das
                              									Vorgelegekettenrad p, das auf der seitlich
                              									verschiebbaren Nabe der Büchse q, die den Reibungskonus
                              										r trägt, sitzt. Letzterer wird durch den Druck der
                              									Spiralfeder s samt der mit ihm verschraubten Büchse q und Kettenrad p nach
                              
                              									links gedrängt und somit an den auf der Vorgelegewelle sitzenden Reibungskonus t angepresst. Das Kettenrad p und mit diesem die Büchse q ist jetzt durch
                              									diese Kupplung mit der Welle k auf Mitnahme verbunden,
                              									so dass nun die vom Motor auf letztere eingeleitete Bewegung durch Kette auf das
                              									Treibrad übertragen wird. Zum Entkuppeln von r und t dient der Ringhebel u,
                              									der sich auf verstellbare Schrauben v stützt, die am
                              									Lager w sitzen. Wird dieser Ringhebel nach oben bewegt,
                              									so läuft er auf die Schrauben v keilartig auf, und
                              									entkuppelt das Treibrad von der Vorgelegewelle k
                              
                              									dadurch, dass er Büchse q nach rechts drängt, wobei
                              									sich die Konusse r und t
                              									lösen. Konus r kann gleichzeitig als Trommel für die
                              									Bandbremse dienen.
                           In dieser Stellung wird der Motor mit Hilfe des mit Freilauf versehenen Kettenrades
                              										o, das unmittelbar auf der Vorgelegewelle k sitzt, mittels der Tretkurbeln angedreht. Nachdem der
                              									Motor läuft, wird Kupplungshebel u allmählich gelöst;
                              									die Konusse r und t saugen
                              									sich nun fest.
                           Durch Verschieben des Klauenstücks k wird schliesslich
                              									die gewünschte Geschwindigkeit eingeschaltet.
                           Hebel u ist an einem Stängchen angelenkt, das in einem
                              									Segment am oberen Rahmenrohr drei Stellungen einnehmen kannn: 1. für langsamen Gang,
                              									2. für Leerlauf, 3. für schnellen Gang. Der Kupplungshebel u ist durch Bowdendraht mit der Lenkstange verbunden.
                           Bei dem Getriebe von W. Schröter in Delitzsch bei Halle
                              									a. S. kommen ebenfalls Stirnräder in Anwendung. Sie haben eine Breite von 12–13 mm
                              									und laufen auf 20 mm starken Achsen. Beim Aendern der Geschwindigkeit werden im
                              									Gegensatz zum Viktoria-Getriebe die Stirnräder selbst
                              									verschoben.
                           Der ganze Mechanismus (Fig. 144) sitzt auf eine breiten, durch
                              									Rippen verstärkten Fundamentplatte x aus Stahlguss, an
                              
                              									die drei starken Naben angegossen sind. Eine derselben ist auf die Gehäusenabe des
                              									Motors fest aufgetrieben, während in die beiden anderen die Achsen a und o für die Stirnräder
                              										bc und fg
                              									eingeschlagen sind. Auf der Kurbelwelle sitzt statt der festen Riemenscheibe die
                              									Leeflaufscheibe e und ausserdem das Stirnrad d. Letzteres greift in einen der beiden Zahnkränze des
                              									lose auf der Achse a sitzenden Doppelstirnrades bc ein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 478
                              Fig. 143. Wechselgetriebe der Viktoria-Werke A.-G.
                              
                           Die Räder f und g sind
                              									mittels Schrauben m fest miteinander verbunden und
                              									nehmen an drei 10 mm starke Prisonbolzen z, die in die
                              									Riemenscheibe eingenietet sind diese mit. Letztere läuft auf der fest in der Nabe
                              									der Fundamentplatte x steckenden Hülse, das Räderpaar
                              										fg auf der durchbohrten Achse o, in deren Bohrung sich der Bolzen l befindet.
                           Am Ende des letzteren trägt der Stift k die Rolle i, die sich leicht in der Aussparung des Stirnrades g bewegt. In der Achse o
                              									befindet sich ferner die Ausfräsung y, die ein
                              
                              									Verschieben der Stirnräder f und g durch Bolzen l
                              									gestattet. Hierdurch werden die Räder g und b (grosse Geschwindigkeit) oder die Räder c und f (kleine
                              									Geschwindigkeit) miteinander in Eingriff gebracht. Steht aber das Räderpaar f und g zwischen dem
                              									Räderpaar b und c, so ist
                              									das Getriebe auf Leerlauf gestellt. Die Verstellung erfolgt auch hier durch einen
                              									zum oberen Rahmenrohr geführten Hebel.
                           Das Getriebe wird für die Uebersetzungsverhältnisse 1 : 2 und 1 : 2⅛
                              									gefertigt.
                           Die Minerva-Motors Ltd. in Berchem-Antwerpen verlegen
                              									den Antrieb zum Wechseln der Geschwindigkeit in das Schwungrad. Zu diesem Zweck
                              									trägt der Kurbelzapfen g (Fig. 145) das Zahnrad a, das in den
                              									Innenzahnkranz b, der in einer Ausspannung des
                              									Schwungrades c sitzt, eingreift. Zahnkranz b ist mit der hohlen Achse d verschraubt, die über die Motorwelle f
                              									greift und in der Nabe e am Motorgehäuse gelagert
                              									ist.
                           Auf der hohlen Achse d sitzt nun die Riemenscheibe h, während Riemenscheibe h1 auf der Motorwelle f selbst sitzt. Die Scheibe h1 dreht sich daher mit derselben hohen
                              									Geschwindigkeit wie das Schwungrad c, während die
                              									Umdrehungsgeschwindigkeit der Scheibe h um 40 v. H.
                              
                              									geringer ist.
                           Beim Aendern der Fahrgeschwindigkeit ist der Riemen nun entweder auf Scheibe h oder auf h1 zu bringen, was durch Bowdendraht vom Sitz aus
                              									erfolgen kann. Um dabei einen geraden Riemenlauf zu erzielen, muss die
                              									Hinterradriemenscheibe so breit sein, wie h und h1 zusammen.
                           Da hier die beiden Zahnräder a und b stets in Eingriff sind, also auch bei der normalen
                              									hohen Geschwindigkeit, wo sie gar nicht benötigt werden, mitlaufen, dürften sie
                              
                              									grosser Abnutzung unterworfen sein.
                           Für Motorfahrräder mit Cardan-Antrieb hat R. Schwenke in Berlin ein Getriebe konstruiert und es
                              									ebenfalls in das erweiterte Motorgehäuse eingebaut (Fig.
                                 										146). Es ist ein Umlaufgetriebe mit Konus-Reibungskupplung, die durch
                              									Bandbremse betätigt wird. Auf die Motorwelle ist links das kleine Zahnrad a aufgekeilt, und ferner durch Feder d gehalten, die hohle Welle e aufgeschoben. Letztere trägt links die über das Rad a reichenden Lagerzapfen für die Planetenräder b und rechts die Gabel g
                              									für das Kreuz des Cardangelenks. Die Planetenräder sind
                              									mit Kugellagern ausgerüstet und greifen in den Innenzahnkranz c, der an dem lose auf der Welle e laufenden Halter fh
                              									befestigt ist. An letzteren ist ausserdem der doppelte Reibungskonus i angeschraubt, der mit der Kraft der Feder d in das Schwungrad k
                              									hineingedrückt wird und so dieses mit dem Innenzahnkranz kuppelt. Durch eine Muffe
                              									und eine nach aussen führende Stange kann der Druck der Feder d auf die Innenverzahnung c und Kupplung i aufgehoben, und Leerlauf
                              									hergestellt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 478
                              Fig. 144. Wechselgetriebe von Schröter.
                              
                           Die Aenderung der Geschwindigkeit wird dadurch erzielt, dass einmal der auf Welle e lose laufende Halter fh
                              									und mit ihm der
                              									Innenzahnkranz c durch eine Band- oder Backenbremse
                              									festgehalten, das andere Mal aber mit dem Schwungrad k,
                              
                              
                              									wie oben erwähnt, direkt gekuppelt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 479
                              Fig. 145. Wechselgetriebe des Minerva-Motors Ltd.
                              
                           Im ersten Falle erhält man die kleine Geschwindigkeit, indem die Zwischenräder b sich an dem mit dreimal so viel Zähne als das
                              									Antriebsrad a versehenen Zahnkranz c
                              									bei vier Umdrehungen des Motors derart abwickeln, dass die mit dem Cardangelenk verbundene hohle Welle e eine Umdrehung macht (1 : 4).
                           Im zweiten Falle bei der Kupplung des Zahnkranzes c mit
                              									dem Schwungrad k wird die hohle Welle e mit derselben Umdrehungszahl wie der Motor bewegt,
                              									also die grosse Geschwindigkeit erzielt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 479
                              Fig. 146. Wechselgetriebe von Schwenke.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)