| Titel: | Turmdrehkrane. | 
| Autor: | W. Schrader | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 514 | 
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                        Turmdrehkrane.
                        Von W. Schrader,
                           								Oberingenieur.
                        (Schluss von S. 505 d. Bd.)
                        Turmdrehkrane.
                        
                     
                        
                           Das Hubwerk (Fig. 6) ist mit einem gekapselten
                              									Hauptstrommotor von 30 PS bei 290 Umdrehungen i. d. Minute für 290 Volt ausgerüstet,
                              									welcher durch eine Zahnradübersetzung von 1 : 17 die Trommelwelle antreibt. Das
                              									Trieb aus Nickelstahl hat 12 aus dem vollen gefräste Zähne, 8π Teilung und eine Breite von 180 mm und greift in ein gefrästes
                              									Stahlgusszahnrad von 204 Zähnen ein. Beide laufen in einem geschlossenen
                              									gusseisernen Gehäuse, welches mit Schmiermaterial gefüllt ist. Der Teilkreis für die
                              									Triebzähne ist so verlegt, dass die letzteren im Grund kräftig werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 513
                              Fig. 6. Hubwerk des Turmdrehkranes.
                              
                           Auf der Trommelwelle sitzt neben der festen Trommel für das Hubseil eine Trommel
                              									lose für das Greiferseil. Diese Trommel wird durch ein dünnes Seil, an dem ein
                              									Gegengewicht hängt, stets so gedreht, dass das Greiferseil sich aufwickelt. Eine
                              									kräftige Bandbremse auf der Trommel dient zum Festhalten derselben, wenn der Greifer
                              									geöffnet werden soll. (Fig. 7.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 513
                              Fig. 7. Bremse.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 513
                              Fig. 8. Spitze des Turmes.
                              
                           Die beiden Bandenden der Bremse sind in einem Klotz, der sich nur von unten nach oben
                              									bewegen kann, befestigt. Wird das eine Bandende durch den Steuerzug angezogen, so hebt sich der
                              									Klotz und legt sich unten gegen die Bremsscheibe, wodurch die Bremswirkung verstärkt
                              									und die Trommelwelle von den starken Zügen der Bänder entlastet wird. Der
                              									Arbeitsaufwand zum Bremsen ist hierbei gering und die Last kann gleichmässig, wie
                              
                              									bei einer gewöhnlichen Bandbremse gesenkt werden. Bei Anwendung einer
                              									Differentialbandbremse würde der Arbeitsaufwand zum Bremsen auch gering zu machen
                              									sein, jedoch kann man dann die Last schwer gleichmässig ablassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 514
                              Fig. 9. Leitrollen für Last- und Greiferseil.
                              
                           Die Hubbremse sitzt auf der verlängerten Triebwelle und wird durch einen
                              									Elektromagnet gelüftet, kann aber auch vom Führerhaus aus durch Handhebel geöffnet
                              									werden.
                           Beide Bremsen werden vom Führerhaus aus gesteuert und geschieht die Uebertragung der
                              
                              
                              									Bewegung vom Führerkorb zum Maschinenhaus durch Drahtseile. Die unvermeidlichen
                              									Drehungen der Seile sind dadurch unschädlich gemacht, dass die Seile beim Steuern
                              									grosse Wege machen und auf Steuertrommeln von 600 mm Durchmesser sich auf- und
                              									abwickeln. Der Betrieb hat gezeigt, dass sich hiermit gut steuern lässt und dass
                              									diese Anordnung derjenigen von konischen Rädern und Wellen zur Uebertragung
                              									vorzuziehen ist.
                           Der Fahrmotor steht auf einer Plattform über dem Portal und treibt durch Transmission
                              									und Räder je eine Laufrolle zu beiden Seiten des Kranes an.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 514
                              Fig. 10. Fahrbarer, elektrischer Drehkran. Tragfähigkeit 3000 kg, Hub 15 m,
                                 										Ausladung 9,5 m, Hubgeschwindigkeit 30 m i. d. Minute, Drehgeschwindigkeit 120 m
                                 										i. d. Minute, Fahrgeschwindigkeit 17 m i. d. Minute.
                              
                           Die Spitze des Turmes (Fig. 8) besteht aus einer
                              
                              									Stahlgussplatte mit hohlem Zapfen, durch welchen die Drähte zu den Schleifkontakten
                              									gehen, die hier oben leicht zugänglich und vor Witterungseinflüssen geschützt
                              									sind.
                           
                           Auf dem oberen Zapfen dreht sich das Lagerstück des Auslegers und wird die
                              									gesamte Nutzlast nebst dem Gewicht des Auslegers und des Windwerks von dem
                              									Kugellager getragen. Alle wagerechten Kräfte nimmt der
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 515
                              Fig. 11. Feststehender Turmdrehkran für Handbetrieb. Tragfähigkeit 25000 kg,
                                 										Hub 15 m Ausladung 10,5 m, Hubgeschwindigkeit vierfach veränderlich.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 515
                              Fig. 12 Feststehender, elektrischer Turmdrehkran. Tragfähigkeit 5000 kg, Hub
                                 
                                 										10 m, Ausladung 10 m, Hubgeschwindigkeit 4 m i. d. Minute, Drehgeschwindigkeit
                                 										100 m i. d. Minute, Fahrgeschwindigkeit der Laufkatze 15 m i. d. Minute.
                              
                           
                           hohle Zapfen auf. Ueber dem Lagerstück sind die
                              									Leitrollen für das Last- und Greiferseil soviel seitlich von der Mittellinie
                              									gelagert, dass die Resultante der Seilzüge mitten durch das Lager geht. Die
                              									Zugstangen zum Ausleger hängen an zwei zu beiden Seiten des Lagerstücks
                              									angebrachten, schmiedeisernen Zapfen und gehen die Kräfte ebenfalls durch die Mitte
                              									des Lagers. (Fig. 9.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 516
                              Fig. 13. Feststehender, elektrischer Turmdrehkran mit veränderlicher
                                 										Ausladung. Tragfähigkeit 5000 kg, Ausladung bis 10 m, Hub 9 m,
                                 										Hubgeschwindigkeit 4 m i. d. Minute, Drehgeschwindigkeit 100 m i. d. Minute,
                                 										Fahrgeschwindigkeit der Laufkatze 15 m i. d. Minute.
                              
                           Das Kugellager ist leicht zugänglich. Löst man die Deckelschrauben, so setzt sich das
                              									Lagerstück auf den Ansatz des Zapfens, wobei es sich etwa 10 mm senkt, und der
                              									Lagerdeckel kann mit Kugeln und Ringen herausgenommen werden. Beim Anschrauben des
                              									Deckels hebt sich das Lagerstück vom Ansatz wieder ab.
                           Leistungen und Stromverbrauch:
                           Bei der Abnahme wurde bei dem einen Kran 51250 kg Kohle innerhalb einer Stunde
                              									entladen, wobei 41 resp. 42 Kranspiele gemacht wurden und 9000 Wattstunden
                              									verbraucht wurden. Rechnet man dies auf die garantierte Leistung an, so ergibt sich
                              									für 1500 kg Kohle ein Stromverbrauch von 257 Wattstunden.
                           Es wurde die garantierte Leistung hierbei um 11890 kg oder um etwa 30 v. H.
                              									überschritten, An Strom wurden dagegen 37 Wattstunden oder 12,5 v. H. weniger
                              									gebraucht. Die Durchschnittsleistung ist jetzt nach 2½ jährigem Betrieb, wo sich die
                              									Arbeiter eingearbeitet haben, 55 t i. d. Stunde oder 37,5 v. H. mehr als
                              									garantiert.
                           
                           Ehe diese Kohlenentladeeinrichtung getroffen wurde, stellte sich der
                              									Kohlentransport für 100 kg auf 1,90 M., während er zu Anfang der Inbetriebnahme etwa
                              
                              									0,20 und nach 2½ jährigem Betrieb nur noch 0,1 M. kostet.
                           Eine ähnliche Ausführung wie oben beschrieben, jedoch ohne Greiferbetrieb, ohne
                              									portalartigen Fuss (Fig. 10) ist für die Königliche
                              									Hafenbauinspektion Pillau, Packhofskaimauer Königsberg i. Pr. geliefert.
                           Einen feststehenden Turmdrehkran mit Handbetrieb für 25 t Tragkraft 10½ m Ausladung
                              									erhielt die gleiche Behörde. (Fig. 11.)
                           Der aus Fig. 12 ersichtliche fahrbare elektrische
                              									Turmdrehkran zeigt eine neuere Ausführungsform, bei welcher der Zugang zum
                              									Führerkorb erheblich einfacher und der Korb eine bessere Aufstellung gefunden hat,
                              									so dass der Führer leichter zum Maschinenhaus gelangen kann. Der Kran wird in den
                              									Wintermonaten zum Entladen von Zuckerrüben mit Kübelbetrieb, in den Sommermonaten
                              									zur Kohlenbeförderung mit Greiferbetrieb benutzt.
                           Eine Abart mit fahrbarer Laufkatze ist aus Fig. 13
                              									ersichtlich. Dieser Kran dient zum Be- und Entladen von Eisenbahnwaggons auf
                              									hochliegendem Bahndamm. Zur guten Uebersicht ist der Führerstand oben
                              									angeordnet.