| Titel: | Arbeitsdiagramme der Flachform-Maschinen. | 
| Autor: | August König | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 555 | 
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                        Arbeitsdiagramme der
                           								Flachform-Maschinen.
                        Von August König,
                           
                           								Würzburg.
                        (Fortsetzung von S. 541 d. Bd.)
                        Arbeitsdiagramme der Flachform-Maschinen.
                        
                     
                        
                           
                           
                              3. Kapitel: Versuche.
                              
                              Aufnahme von Arbeitsdiagrammen.
                              Allgemeines.
                              
                           
                              Versuchsanordnung und kurze Beschreibung der verwendeten
                                 										Apparate.
                              
                           An Hand ausgeführter Versuche sollen nun die vorstehenden theoretischen Betrachtungen
                              									bestätigt werden. Die angestellten Versuche bezweckten, die inneren Arbeitsvorgänge
                              									von Schnellpressen unter den verschiedensten Verhältnissen zu ermitteln. Um die
                              									auftretenden Belastungsänderungen, hervorgerufen durch die Massenwirkungen von
                              									Karren und Zylinder, erkenntlich zu machen, wurde die Presse durch einen
                              									Elektromotor angetrieben. Da bekanntlich die Belastung eines Motors nur von der zu
                              									leistenden Arbeit abhängt, so muss sich der wechselnde Kraftbedarf der Presse auch
                              									auf den Antriebmotor übertragen und bei Voraussetzung konstanter
                              									Betriebsverhältnisse sonach zu entsprechenden Stromschwankungen Veranlassung geben.
                              									Diese Aenderungen der Stromstärke können daher ohne weiteres zur Beurteilung der in
                              									dem Maschinen sich abspielenden Arbeitsvorgänge herangezogen werden.
                           Es handelte sich nun darum, diese Stromänderungen ersichtlich zu machen. Obwohl an
                              									einem eingeschalteten Amperemeter bereits die charakteristischen Stromumkehrpunkte
                              									für eine volle Druckperiode noch deutlich abzulesen waren, so genügte dies immerhin
                              									nicht, um sich über den Verlauf der inneren Arbeitsvorgänge ein genaues Bild machen
                              									zu können. Aus diesem Grunde wurde ein Registrierinstrument neuester Konstruktion (mit Funkenregistrierung)
                              									verwendet, welches für vorliegende Zwecke besonders geeignet schien.
                           
                           Dieses Instrument besteht im wesentlichen aus einem auf einer Grundplatte
                              									befestigten Messinstrument (nach System Deprenz-d'
                                 										Arsonval) und einer Registriervorrichtung, welche in der nach unten
                              									ausziehbaren Kassette enthalten ist (vergl. Fig.
                                 									21).
                           Infolge des fast aperiodisch gedämpften, leicht und schnell schwingenden Systems
                              									entspricht die Zeigereinstellung tatsächlich der augenblicklich vorhandenen und
                              									durch die Presse bedingten Stromstärke. Die Registrierung geschieht durch einen
                              									dauernd überspringenden Funkenstrom (zwischen Papierstreifen und Zeiger), der das
                              									ablaufende Papier an der jeweiligen Stelle durchschlägt, wobei aber der Zeiger nur
                              									zur Ueberbrückung des Funkenstromes dient. Dadurch ist erzielt, dass der
                              									Registriermechanismus nicht die geringste Reibung auf das System ausübt und daher
                              									die Aufzeichnungen sehr genau werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 556
                              Fig. 21. Funkenregistrieramperemeter zur Aufnahme der Stromdiagramme.
                              
                           Der Funken wird durch einen kleinen, in der Kassette untergebrachten und selbsttätig
                              									arbeitenden Funkeninduktor erzeugt. Das Speisen dieses Induktors erfolgt am besten
                              									durch einen viervoltigen kleinen Akkumulator, dem zwecks Einstellung des
                              									Funkenstromes auf beliebige Stärke ein entsprechender Vorschaltwiderstand beigegeben
                              									ist.
                           Der Papierstreifen bewegt sich i. d. Minute um 12 cm, was durch ein Uhrwerk mit
                              									Präzisionsunruhe bewirkt wird. Es entspricht also einem Papiertransport von 1 mm ein
                              									Zeitraum von ½ Sekunde. Der Papierstreifen ist mit parallelen Kreisbögen bedruckt,
                              									welche auf der durchlochten (linken) Seite die Zahlen 0, 6, 12, 18 usw. als
                              									Sekunden tragen. Weiss man sonach den Verlauf des Diagramms für eine ganze Umdrehung
                              									der Kurbelwelle (Hin- und Rückgang), was bei den vorhandenen charakteristischen
                              									Umkehrpunkten sehr leicht und einfach festzustellen ist, so kann man auf diese Weise
                              									auch rückwärts aus den aufgenommenen Kurven die Geschwindigkeit der Presse
                              									berechnen.
                           Das Instrument ist für einen Messbereich von 10 bezw. 30 Amp. gebaut, so dass ein
                              									Teilstrich des Papierstreifens je nachdem 1,5 bezw. 3 Amp. entspricht. Bemerkt sei
                              									jedoch, dass alle angestellten Versuche für den maximalen Messbereich durchgeführt
                              									wurden und sonach bei Bestimmung der Stromstärke einem
                                 										Teilstrich 3 Amp. entsprechen, was für die Auswertung der Diagramme wichtig
                              									ist.
                           Zur Kontrolle der registrierten Stromstärken diente ausserdem ein
                              									Präzisionsamperemeter. Die Spannung (stets am Anker gemessen) wurde an einem
                              
                              
                              									Präzisionsvoltmeter abgelesen. Beide Apparate waren Hitzdrahtinstrumente von Hartmann & Braun, während der Registrierapparat von den Siemens-Schuckert-Werken geliefert wurde.
                           Bei Durchführung der Versuche stellte es sich heraus, dass die infolge des
                              									wechselnden Kraftbedarfes der Presse bedingten grossen Stromschwankungen bereits bei
                              									normalem Betrieb so stark waren, dass deren Registrierung sehr undeutlich ausfiel.
                              									Die Bewegung des Zeigers ist eben eine zu schnelle, um die Wirkung des Funkens auf
                              									dem Papier noch mit blossem Auge deutlich erkennen zu können. Je grösser nämlich die
                              									Zeigerausschläge sind, desto weiter kommen auch die einzelnen, durch Ueberspringen
                              									der Funken auf dem Papier markierten Punkte von einander zu liegen und umso
                              
                              									undeutlicher erkennt man den Verlauf der Kurven.
                           Um die aufgenommenen Diagramme für das Auge besser sichtbar zu machen, mussten
                              									dieselben mit Bleistift nachgefahren werden (zum Teil unter Verwendung einer Lupe),
                              									worin speziell für den vorliegenden Fall ein Nachteil der Funkenregistrierung
                              									gegenüber den Farbschreibern zu erblicken ist.
                           
                              §. 1. Allgemeine Versuche an einer
                                    											Kreisbewegungsmaschine bei Leerlauf (ohne
                                    											Satzform).
                              
                                 a) Leerlaufdiagramm des
                                       
                                       												Antrieb-Motors.
                                 Für die Beurteilung des Kraftbedarfes der untersuchten Maschine war es
                                    											erforderlich, den Eigenverbrauch des Motors zu kennen. Seine Umdrehungszahl
                                    											wurde der normalen Geschwindigkeit der Presse entsprechend einreguliert, mit
                                    											welcher Geschwindigkeit alle Versuche ausgeführt wurden (η = 1 : 6 und 17 Bogen i. d. Minute). Das
                                    											Diagramm (Fig. 22) zeigt einen nahezu
                                    											gleichbleibenden Verlauf der Stromstärke von 4½ Amp. (bei einer
                                    											Betriebsspannung von etwa 220 Volt Gleichstrom). Die kleinen Aenderungen
                                    											rührten von der innerhalb gewisser Grenzen wechselnden Netzspannung her
                                    											(verursacht durch das Ein- und Ausschalten anderer Motore).
                                 
                              
                                 b) Diagramm vom Rädergetriebe
                                       												allein.
                                 Um sicher zu gehen, dass das Rädergetriebe bei Kreisbewegungsmaschinen keinen
                                    											Einfluss auf den Charakter der Arbeitskurve ausübt, wurde auch der
                                    											Widerstand im Getriebe für sich ermittelt (ausser dem grossen, festliegenden
                                    											Radring sind stets noch vorhanden: ein Paar konische Räder und zwei Paar
                                    											Stirnräder). Das Diagramm (Fig. 23) zeigt
                                    											auch hier einen sehr ruhigen Verlauf. Die kleinen Schwankungen, welche jetzt
                                    											schon grösser wie vorher ausfallen, sind jedenfalls durch den ungleichen
                                    											Eingriff der Räder bedingt und würden bei einer gut eingelaufenen Maschine
                                    											ein Minimum betragen, Im vorliegenden Fall handelte es sich nämlich um eine ganz
                                    											neue Maschine. Die mittlere Stromstärke betrug 6 Amp. und schwankte um etwa
                                    											½ Amp. auf und ab. Der mittlere Stromverbrauch ist also 6 – 4½ = 1½ Amp.,
                                    											was bei einer Spannung von 220 Volt einem Effektverbrauch von etwa ⅓ PS
                                    											entspricht.
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 321, S. 557
                                    Fig. 22. Leerlaufdiagramm des Antriebmotors.
                                    
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 321, S. 557
                                    Fig. 23. Diagramm vom Rädergetriebe einer
                                       												Kreisbewegungsmaschine.
                                    
                                 
                              
                                 c) Beeinflussung des Diagramms
                                       												durch die Zylinderbeschleunigung.
                                 Da es nicht ohne weiteres möglich ist, dem Zylinder für sich allein eine dem
                                    											Sinusgesetz entsprechende Geschwindigkeit zu erteilen, so musste der Versuch
                                    											indirekt ausgeführt werden und zwar dadurch, dass zunächst das Diagramm nur
                                    											für den Karren und hierauf dasjenige für Karren und Zylinder aufgenommen
                                    											wurde. Der Unterschied beider Diagramme rührt dann lediglich von der
                                    											Mitnahme des Zylinders beim Hingang des Karrens her.
                                 1. Diagramm für Karren
                                       												allein (mit und ohne Schwungrad).
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 321, S. 557
                                    Fig. 24. Diagramm bei Bewegung des Karrens allein ohne Verwendung
                                       
                                       												eines Schwungrades.
                                    
                                 Wie schon erwähnt wurde, geht der Karren bei seinem Rückgang frei unter dem
                                    											Zylinder hindurch, ohne denselben mitzunehmen. Erreicht ist dies dadurch,
                                    											dass die Zähne der am Zylinder beiderseits angebrachten Zahnräder (in welche
                                    
                                    											die am Karren befestigten Zahnstangen zwecks Antrieb des Zylinders
                                    											eingreifen) in der Zylindertotlage entsprechend abgenommen sind. Um jedoch
                                    											beim Hingang des Karrens die Mitnahme des Zylinders zu ermöglichen, ist ein
                                    											sogenannter aufrechter Hebel (Doppelhebel) vorgesehen, der mittels einer
                                    											durch Doppelexzenter bewegten Stange so gesteuert wird, dass der Zylinder
                                    											genau die gleiche Geschwindigkeit erhält, als wenn er von Anfang an in die
                                    
                                    											Zahnstangen eingreifen würde. Die Mitnahme des Zylinders selbst erfolgt
                                    											dadurch, dass dieser Hebel in eine am Zylinder befestigte Rolle eingreift,
                                    											wobei die letztere so angebracht sein muss, dass dieser Eingriff nicht in
                                    											die Druckperiode fällt, da die im Augenblick des Eingriffs unvermeidlichen,
                                    											wenn auch noch so geringen Erschütterungen die Güte des Druckes beeinflussen
                                    
                                    											würden.
                                 Für die Durchführung des Versuches brauchte daher nur jene Rolle entfernt und
                                    											der Zylinder so weit verdreht werden, dass die Räder mit den beiden
                                    											Zahnstangen ausser Eingriff kommen. Der aufrechte Hebel konnte sich damit
                                    											frei bewegen, ohne dass der Zylinder mitgenommen wurde.
                                 Der Versuch wurde zuerst ohne Schwungrad ausgeführt und ergab, dass die
                                    											Stromschwankungen sehr gross ausfielen, obwohl die Geschwindigkeit der
                                    											Presse nur auf eine Produktion von 17 Bogen i. d. Minute (statt auf 20 und
                                    											25 Bogen) eingestellt war (s. Fig. 24). Die
                                    											Ausschläge selbst sind für Hin- und Rückgang nahezu die gleichen und liegen
                                    											in den Grenzen von 0 und 13 Amp. Die geringe Verschiedenheit in den
                                    											Ausschlägen selbst ist teils durch das Rädergetriebe und teils durch die
                                    											verschiedenen Exzenterbewegungen (wie z.B. für Ausleger, Heber, Duktor,
                                    											Greifer, Punktur, Anlegeapparat usw.) bedingt.
                                 Bei Verwendung eines 250 kg schweren Schwungrades (von etwa 1½ m Durchmesser)
                                    											ändert sich das Diagramm sehr wesentlich (s. Fig. 25). Die Ausschläge liegen zwischen viel geringeren Grenzen;
                                    											jedoch erkennt man aus dem ungleichen Verlauf der Kurven, dass, wie dies
                                    											auch vorauszusehen war, das Schwungrad noch viel zu leicht bezw. das
                                    											Uebersetzungsverhältnis von 1: 6 noch viel zu klein ist, um einen Ausgleich
                                    											herbeiführen zu können.
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 321, S. 558
                                    Fig. 25. Diagramm bei Bewegung des Karrens allein und Verwendung des
                                       												normalen Schwungrades.
                                    
                                 2. Diagramm von Karren und
                                       												Zylinder mit und ohne Schwungrad.
                                 Die Presse lief leer, d.h. ohne Druck. Wie man aus dem Diagramm (Fig. 26) erkennt, sind die Ausschläge nun
                                    											wesentlich grösser geworden und liegen jetzt zwischen – ½ und + 18 Amp.
                                    											(gegenüber 0 und 13 Amp. vorher). Die grössten Ausschläge von 18 Amp. (als
                                    											Mittelwert) treten beim Hingang des Karrens auf, wenn also der Zylinder
                                    											mitgenommen wird. Beim Rückgang des ersteren sind die grössten Ausschläge
                                    											nur etwa 14 Amp., also übereinstimmend mit dem vorigen Versuch.
                                 Während also die geringste Stromstärke in beiden Fällen nahezu die gleiche
                                    											geblieben ist, unterscheiden sich dagegen die grössten auftretenden
                                    											Stromschwankungen um etwa 5 Amp. Aus dem Diagramm für Bewegung des Karrens
                                    											allein (Fig. 24) ergibt sich eine mittlere
                                    											Stromstärke von etwa 6½ Amp., d.h. die Stromstärke schwankt um ± 6½ Amp.
                                    											nach auf- und abwärts. Um dieses Diagramm mit jenem für Karren und Zylinder
                                    												(Fig. 26) vergleichen zu können, muss
                                    											auch hierfür dieselbe mittlere Stromstärke zugrundegelegt werden, woraus
                                    											sich aber ergibt, dass jetzt beim Hingang ein Unterschied von 18 – 6½ = 11½
                                    											Amp. und 13 – 6½ = 6½ Amp. für Rückgang auftritt, das heisst aber nichts
                                    											anderes, als dass durch die Zylindermitnahme ein Unterschied von 11½ – 6½ =
                                    											5 Amp. bedingt ist, also fast das Doppelte als durch den Karren allein.
                                    											Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die in den Zylinderlagern
                                    											auftretende Reibung eine Erhöhung der mittleren Stromstärke bedingt, so dass
                                    											in Wirklichkeit der Unterschied nicht ganz so gross sein dürfte. Jedenfalls
                                    											ist der Einfluss der Massenwirkungen des Zylinders ein ganz gewaltiger,
                                    											was auch aus der Theorie bestätigt wurde.
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 321, S. 558
                                    Fig. 26. Diagramm bei Bewegung von Karren und Zylinder ohne Verwendung
                                       												eines Schwungrades – Leerlauf der Presse.
                                    
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 321, S. 558
                                    Fig. 27. Diagramm bei Bewegung von Karren und Zylinder sowie
                                       												Verwendung des normalen Schwungrades – Leerlauf der Presse.
                                    
                                 Bei Verwendung eines Schwungrades (von gleicher Grösse wie vorher) weist das
                                    											Diagramm (Fig. 27) wieder einen viel
                                    											ruhigeren Verlauf auf, jedoch sind die Stromschwankungen noch sehr gross,
                                    											weshalb die Verwendung schwererer Schwungräder sehr nahe liegt.
                                 
                              
                           
                              
                              
                              §. 2. Einfluss des Druckes
                                 											(Zylinderpressung) auf
                                    											das Diagramm.
                              Um die Einwirkung des Druckes besser zu erkennen, wurde zuerst das Diagramm
                                 										aufgenommen, wie es sich durch das Gewicht des Zylinders allein ergibt und dann
                                 										bei normaler Zylinderpressung.
                              
                                 a) Arbeitsdiagramm einer
                                       												Schnellpresse, belastet durch das Gewicht des Zylinders (von 700 kg) allein.
                                 Der Versuch wurde in folgender Weise durchgeführt: Man brachte den Karren
                                    											unter den Zylinder und liess den letzteren nun frei auf der Satzform
                                    											aufliegen, so dass der Druck lediglich durch das Gewicht des Zylinders
                                    
                                    											ausgeübt wurde. Um jedoch zu verhüten, dass sich dieser nach dem Durchgang
                                    											der Form sowie beim Rückgang des Karrens senkt, mussten die beiden unteren
                                    											Lagerschrauben leicht angestellt werden, desgleichen die oberen, damit beim
                                    											Beginn des Druckes der Zylinder nicht gehoben wird und so im Lager vibrieren
                                    											kann.
                                 Ohne Verwendung eines Schwungrades zeigte das Arbeitsdiagramm grosse
                                    											Uebereinstimmung mit dem Diagramm (Fig. 26),
                                    											welches zum Nachweis der Massenwirkungen von Karren und Zylinder aufgenommen
                                    											wurde und zwar lagen die Stromschwankungen zwischen – ½ und + 19 Amp. Der
                                    											Versuch hat also ergeben, dass der Zylinderdruck gegenüber den
                                    											Massenwirkungen auf die inneren Arbeitsvorgänge von geringem Einfluss
                                    											ist.
                                 Bei Verwendung eines Schwungrades lagen die Verhältnisse analog wie bei
                                    											Leerlauf der Presse mit Schwungrad. Die Stromschwankungen betrugen 1½ und 16
                                    											Amp. als Höchstwerte, während sich die Mittelwerte zwischen etwa 4 und 12
                                    											Amp. bewegen.
                                 
                              
                                 b) Arbeitsdiagramm bei starkem
                                       												Druck.
                                 Die Druckstellung geschieht stets durch die oberen Schrauben im Lagerdeckel,
                                    											indem mit den unteren Schrauben entsprechend zurückgegangen wird. Um jedoch
                                    											ein Mass für den „aufgepressten Druck“
                                    											zu haben, wurde derselbe statt durch Schrauben mittels starker Plattfedern
                                    											herbeigeführt welche zwischen Lagerschale und -Deckel eingespannt worden
                                    											sind.
                                 Der Versuch selbst wurde im übrigen in genau gleicher Weise unternommen,
                                    											indem man den Zylinder zunächst auf der Satzform aufliegen liess und durch
                                    											Anziehen der Lagerdeckel die Federn herabpresste. Die unteren Schrauben,
                                    											welche sich gegen die untere Hälfte der Lagerschalen legen, mussten wieder
                                    											leicht angestellt werden, damit der Zylinder nach Durchgang der Form nicht
                                    											herabfallen konnte.
                                 Die Federn wurden nun in den beiden Lagern so fest zusammengepresst, bis der
                                    											Druck auf die ganze Länge des Zylinders vollkommen gleichmässig ausfiel, was
                                    											sich durch Anlegen von Papier leicht feststellen liess.
                                 Die Federn hatten eine Länge von 100 mm und wurden auf 80 mm
                                    											zusammengepresst, so dass eine Verkürzung von 20 mm eintrat. Um den
                                    											ausgeübten Druck zu ermitteln, beschwerte man die Federn nach dem Versuch so
                                    											lange mit Gewichten, bis die gleiche Verkürzung eintrat, und zwar mussten
                                    											für jede Feder etwa 900 kg aufgewendet werden. Der gesamte Druck auf beiden
                                    											Seiten des Zylinders betrug sonach 2 . 900 = 1800 kg, wozu ausserdem das
                                    											Eigengewicht des Zylinders mit 700 kg zu rechnen isth so dass eine Pressung
                                    											von rund 2500 kg zur Verfügung stand.
                                 Ein Vergleich der unter diesen Druckverhältnissen aufgenommenen
                                    											Arbeitsdiagramme mit den vorigen ergab, dass auch die fast 3½ mal so grosse
                                    											Zylinderpressung nur einen sehr geringen Einfluss auf den mittleren
                                    											Kraftbedarf der Presse ausübt; ein Beweis dafür, dass die infolge dieser
                                    											erhöhten Pressung erzeugten Reibungsdrücke im Verhältnis zu den
                                    											auftretenden Beschleunigungsdrücken immer noch sehr klein sein müssen.
                                    
                                    											Jedoch möge nicht unerwähnt bleiben, dass bei sogen. Autotypiedrucken eine
                                    											wesentlich grössere Pressung erforderlich ist (10000 kg und mehr), wodurch
                                    
                                    
                                    											der Einfluss der Reibungsarbeit auf das Diagramm jedenfalls mehr zur Geltung
                                    											kommen dürfte. Aus den unter a und b erhaltenen Druckproben war zu erkennen,
                                    											dass bei erhöhter Zylinderpressung die sogen. Schattierung viel ausgeprägter
                                    
                                    											ist. Trotzdem zeigt die Druckprobe, welche nur für eine Zylinderpressung von
                                    											700 kg (Gewicht des Zylinders) aufgenommen wurde, dass auch hier die
                                    											Pressung schon ziemlich stark ist und in manchen Fällen bereits ausreichend
                                    											sein dürfte. – Da das Farbwerk an der Maschine abgestellt war, so blieben
                                    											die eingelegten Papierbogen weiss, was für die Beurteilung der Schattierung
                                    											günstiger war.
                                 
                              
                           
                              §. 3. Nachweis der
                                    											Uebereinstimmung der theoretisch und graphisch ermittelten
                                    											Arbeitsdiagramme.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 559
                                 Fig. 28. Diagramm einer Kreisbewegungsmaschine bei erhöhter
                                    											Geschwindigkeit des Registrierpapieres (n = 23 u. η = 1 : 6).
                                 
                              Die bisher aufgenommenen Diagramme stimmen zwar in ihrem Charakter mit den
                                 										theoretisch ermittelten Kurven überein, jedoch ist der Unterschied infolge der
                                 										verschiedenen Darstellungsweisen ein zu grosser, um mit Gewissheit auch auf
                                 										denselben Verlauf der Kurven innerhalb einer Arbeitsperiode schliessen zu
                                 										können. Aus diesem Grunde war es erforderlich, die Geschwindigkeit des
                                 										Diagrammpapieres zu erhöhen, was sich durch Auslösen des Uhrwerkes und
                                 										Anbringung einer kleinen Handkurbel erreichen liess.
                              Die Versuche wurden an einer Kreisbewegungsmaschine kleineren Typus für eine
                                 										Druckbogenzahl von 14 bezw. 23 i. d. Minute bei einem Uebersetzungsverhältnis
                                 											η = 1 : 6 ausgeführt. Da die Handkurbel in
                                 										beiden Fällen mit gleicher Geschwindigkeit gedreht wurde, so musste das Diagramm
                                 										bei dem langsameren Gang der Presse entsprechend gestreckter ausfallen. Die so
                                 										erhaltenen Arbeitsdiagramme (vergl. Fig. 28)
                                 										zeigen genau denselben Charakter wie die bereits theoretisch
                                 										aufgestellten und in Fig. 10 u. 11 bezw. 16 u. 20 zur
                                 										Darstellung gebrachten Diagramme.
                              Diese Diagramme könnten auch ohne weiteres als Grundlage zur Berechnung des
                                 										Schwungradgewichts dienen, und müsste zu diesem Zweck der Inhalt der Flächen
                                 										genau berechnet werden. Da ferner der Längenmasstab bekannt ist, so macht die
                                 										Ermittlung des Kräftemasstabes keinerlei Schwierigkeiten mehr. Um die
                                 										tatsächlich auftretenden inneren Arbeitsvorgänge in der Presse zu erhalten, wäre
                                 										das Diagramm, welches für die Berechnung des Schwungrades verwendet werden soll,
                                 										ohne Schwungrad aufzunehmen. Verwandelt man das so erhaltene
                                 										Arbeitsdiagramm in ein Rechteck, so geben die über bezw. unter der Linie O'O' (Fig. 11b)
                                 										liegenden Flächen jene Arbeit an, welche vom Schwungrad abgegeben bezw.
                                 										aufgenommen werden muss, wenn ein vollständiger Ausgleich eintreten soll. Da die
                                 										Stromschwankungen beim Hingang des Karrens am grössten sind, so muss auch die
                                 										dadurch bedingte Arbeitsfläche am grössten sein. Diese Fläche ist auch für die
                                 										Berechnung des Schwungradgewichts massgebend.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)