| Titel: | Arbeitsdiagramme der Flachform-Maschinen. | 
| Autor: | August König | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 569 | 
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                        Arbeitsdiagramme der
                           								Flachform-Maschinen.
                        Von August König,
                           								Würzburg.
                        (Fortsetzung von S. 560 d. Bd.)
                        Arbeitsdiagramme der Flachform-Maschinen.
                        
                     
                        
                           
                           §. 4. Einfluss des Schwungradgewichts
                                 										auf den Gang der Maschine bei verschiedenem Uebersetzungsverhältnis, aber
                                 										gleichbleibender Erzeugung.
                           Die Versuche wurden an einer Kreisbewegungsmaschine mittleren Typus ausgeführt. Die
                              									Produktion der Presse betrug in allen Fällen 22½ Bogen i. d. Minute. Ferner kamen
                              									folgende Schwungräder zur Verwendung:
                           grosses Schwungrad: 250 kg; Durchmesser = 1370 mm,
                           kleines Schwungrad: 150 kg; Durchmesser = 1250 mm,
                           welche einzeln oder vereinigt auf die Antriebwelle gesetzt
                              									wurden.
                           
                              
                              1. Uebersetzungsverhältnis η = 1 :
                                    											3.
                              Die auftretenden Stromschwankungen lagen ohne Schwungrad zwischen – ½ und + 18
                                 										Amp. (vergl. Fig. 29). Die Verwendung des
                                 										kleinen Schwungrades hatte nur einen geringen Einfluss. Während die unteren
                                 										Grenzen nahezu dieselben blieben, war bei den oberen eine Verminderung von etwa
                                 										1 Amp. zu verzeichnen. Das grosse Schwungrad hatte schon eine bessere Wirkung
                                 
                                 										(vergl. Fig. 30); die Stromstärke schwankte aber
                                 										immerhin noch zwischen 1 und 16 Amp. (Hingang) bezw. 4 und 13 Amp. (Rückgang).
                                 										Die Verwendung der beiden Schwungräder gleichzeitig hatte eine weitere ziemlich
                                 										bedeutende Verkleinerung der Ausschläge zur Folge. Die Grenzen lagen hier zwischen 5½ und
                                 										11 Amp. Noch günstiger gestalteten sich die Verhältnisse bei zwei grossen
                                 										Schwungrädern (2 × 250 kg) (vergl. Fig. 31).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 570
                                 Fig. 29. Diagramm einer Kreisbewegungsmaschine ohne Verwendung eine
                                    											Schwungrades (n = 22½ u. η = 1 : 3 bezw. 1 : 6
                                    											bezw. 1 : 9).
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 570
                                 Fig. 30. Diagramm einer Kreisbewegungsmaschine bei Verwendung eines
                                    											grossen Schwungrades (n = 22½ u. η = 1 :
                                    											3).
                                 
                              Die Stromstärke zeigte aber immer noch eine Schwankung
                                 										zwischen 6 und 11 Amp. bezw. 6½ und 10 Amp., wobei aber nicht unerwähnt bleiben
                                 										soll, dass mit Zunahme des Schwungradgewichts das Anlaufsmoment immer
                                 										ungünstiger wurde. Um daher den Motor bei Inbetriebsetzung der Presse vor
                                 										Beschädigung infolge der auftretenden grossen Anlaufstromstärken zu schützen,
                                 										musste in den meisten Fällen beim Anlassen des Motors von Hand nachgeholfen
                                 										werden. Aus diesem Grunde weisen auch viele Diagramme nur eine geringe
                                 										Anlaufsstromstärke auf.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 570
                                 Fig. 31. Diagramm einer Kreisbewegungsmaschine bei Verwendung von 2
                                    											grossen Schwungrädern (n = 22½ u .η = 1 :
                                    											3).
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 570
                                 Fig. 32. Diagramm einer Kreisbewegungsmaschine bei Verwendung eines
                                    											grossen Schwungrades (n = 22½ u. η = 1 :
                                    											6).
                                 
                              
                           
                              
                              
                              2. Uebersetzungsverhältnis η
                                 										= 1 : 6.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 571
                                 Fig. 33. Diagramm einer Kreisbewegungsmaschine bei Verwendung von 2
                                    											grossen Schwungrädern (n = 22½ u. η = 1 :
                                    											6).
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 571
                                 Fig. 34. Diagramm für den Verlauf der Stromschwankungen einer
                                    											Kreisbewegungsmaschine, erhalten durch Verbindung der Strom-Umkehrpunkte (n
                                    											= 22½ u. η = 1 : 6).
                                 
                              Hier gestalten sich die Verhältnisse bereits wesentlich günstiger (vergl. Fig. 29, 32 u.
                                 											33). Bei Verwendung von zwei grossen
                                 										Schwungrädern ist der Ausgleich ein sehr guter und liegen die Grenzen nur mehr
                                 										zwischen 7 und 11 Amp. beim Hingang und 8 und 9 Amp. beim Rückgang.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 571
                                 Fig. 35. Diagramm einer Kreisbewegungsmaschine bei Verwendung eines
                                    											grossen Schwungrades (n = v2½ u. η = 1 :
                                    											9).
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 571
                                 Fig. 36. Diagramm einer Kreisbewegungsmaschine bei Verwendung von 2
                                    											grossen Schwungrädern (n = 22½ u. η = 1 :
                                    											9).
                                 
                              Die Verschiedenheit der Ausschläge während mehrerer Druckperioden ist auf die
                                 										Ungleichheit im Rädergetriebe zurückzuführen. Die hierfür bestehende
                                 										Gesetzmässigkeit lässt sich durch Verbindung der entsprechenden Umkehrpunkte sehr schön
                                 										verfolgen (vergl. Fig. 34).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 572
                                 Fig. 37. Diagramm einer Eisenbahnbewegungsmaschine kleineren Typus bei n =
                                    											20 u. η = 1 : 5.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 572
                                 Fig. 38. Diagramm einer Eisenbahnbewegungsmaschine kleineren Typus bei n =
                                    											26 u. η = 1 : 5.
                                 
                              Die einpunktierten Linien geben die Mittelwerte zwischen
                                 										den oberen bezw. unteren Grenzen an, welche sich nun in einfacher Weise zur
                                 										Bestimmung der mittleren Stromstärke verwenden lassen. Man erkennt aus dem
                                 										Diagramm, dass die mittlere Betriebsstromstärke einen konstanten Verlauf
                                 										von etwa 8 Amp. aufweist. Da die Leerlaufstromstärke des Motors etwa 4½ Amp.
                                 										betrug, so erforderte demnach die Presse eine mittlere Stromstärke von 8 – 4½ =
                                 										3½ Amp., was bei 220 Volt Spannung einem mittleren Kraftbedarf von etwa 2 PS
                                 										entspricht.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 572
                                 Fig. 39. Diagramm einer Kreisbewegungsmaschine mittleren Typus bei n = 8½
                                    											u. η = 1 : 6.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 572
                                 Fig. 40. Diagramm einer Kreisbewegungsmaschine mittleren Typus bei n = 18
                                    											u. η = 1 : 6.
                                 
                              
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 573
                                 Fig. 41. Diagramm einer Zweifarbenmaschine grösseren Typus (mit
                                    											Schlittenbewegung bei n = 9 u. η = 1 :
                                    											12).
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 573
                                 Fig. 42. Diagramm einer Zweifarbenmaschine grösseren Typus (mit
                                    											Schlittenbewegung) bei n = 16 u. η = 1 :
                                    											12.
                                 
                              Bei Aufnahme dieser Diagramme wurde der Motor ohne Nachhilfe am Schwungrad
                                 										angelassen. Die Anlaufsstromstärken waren daher sehr hoch und stiegen bis auf
                                 										den vierfachen Betrag der normalen Betriebsstromstärke. Das Einschalten musste
                                 
                                 										deshalb aus Rücksichten auf den Motor sehr vorsichtig ausgeführt werden. Aus
                                 										diesem Grunde empfiehlt es sich, den Riemen statt über das Schwungrad über
                                 										eine Voll- und Leerscheibe gehen zu lassen, so dass es möglich ist den Motor
                                 										zuerst auf seine normale Tourenzahl zu bringen, bevor die Presse eingeschaltet
                                 										wird. Durch langsames Verschieben des Riemens kann auf diese Weise ein
                                 										stossfreies Anziehen des Motors erreicht werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 573
                                 Fig. 43. Diagramm einer Chromotypiemaschine grössten Typus (mit
                                    											Schlittenbewegung) bei n = 12 u. η = 1 :
                                    											8.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 573
                                 Fig. 44. Diagramm einer Chromotypiemaschine grössten Typus (mit
                                    											Schlittenbewegung) bei n = 18 u. η = 1 :
                                    											8.
                                 
                              
                           
                              
                              
                              3. Uebersetzungsverhältnis η = 1 :
                                    											9.
                              Bei diesem Uebersetzungsverhältnis wurde mit einem grossen Schwungrad dasselbe
                                 										erreicht wie bei η = 1 : 6 mit zwei grossen
                                 										Schwungrädern. Der Unterschied im Diagramm bei Verwendung von einem oder zwei
                                 										grossen Schwungrädern ist nur mehr gering, ein Beweis dafür, dass zu einem
                                 										vollständigen Ausgleich eben viel grössere Schwungmassen vorgesehen werden
                                 										müssten (vergl. Fig. 29, 35 und 36).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 321, S. 574
                                 Fig. 45. Diagramm einer Doppelmaschine mittleren Typus (mit Kreisbewegung)
                                    
                                    
                                    											bei n = 14½ u. η = 1 : 6.
                                 
                              Durch diese Versuche ist jedenfalls der Beweis erbracht worden, übereinstimmend
                                 										mit der Theorie, dass man es in der Hand hat, durch Wahl entsprechender
                                 										Schwungmassen und Uebersetzungsverhältnisse den Gang der Maschine zu
                                 										beeinflussen, was für Erzielung eines möglichst guten Druckes, namentlich aber
                                 										höherer Betriebssicherheit bei elektrischem Einzelantrieb von grosser
                                 										Wichtigkeit ist. Bei Verwendung zu kleiner Schwungräder waren es nicht selten
                                 										die auftretenden gewaltigen Stromschwankungen, welche Schadhaftwerden des Motors
                                 										durch augenblickliche starke Ueberlastung veranlassten (Abbrennen des Kollektors
                                 										durch Funkenbildung, Auslöten der Drähte usw.)
                              
                           
                        
                           
                           §. 5. Einfluss der Umdrehungszahl
                              										(Erzeugung) auf das
                                 										Arbeitsdiagramm bei folgenden Maschinen:
                           
                              a) Eisenbahnbewegungsmaschine (vergl. Fig. 37 u. 38, sowie Fig. 3),
                              b) Kreisbewegungsmaschine (vergl. Fig. 39 u. 40, sowie Fig. 5),
                              c) Zweifarbenmaschine mit Schlittenbewegung (vergl. Fig. 41 u. 42,
                                 										sowie Fig. 7),
                              d) Chromotypiemaschine mit Schlittenbewegung (vergl. Fig. 43 u. 44,
                                 										sowie Fig. 8),
                              e) Doppelmaschine mit Kreisbewegung (vergl. Fig. 45 u. 46,
                                 										sowie Fig. 6).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 574
                              Fig. 46. Diagramm einer Doppelmaschine mittleren Typus (mit Kreisbewegung) bei
                                 										n = 26 u. η = 1 : 6.
                              
                           Die Versuche wurden bei normalen Betriebsverhältnissen für zwei verschiedene
                              									Geschwindigkeiten der Maschinen ausgeführt. Ein direkter Vergleich der einzelnen
                              
                              
                              
                              
                              
                              									Diagramme kann wegen der Verschiedenheit sowohl in bezug auf Bauart als Grösse und
                              									Geschwindigkeit der untersuchten Maschinen nicht gezogen werden. Man erkennt jedoch
                              									ohne weiteres, dass mit zunehmender Produktion der Pressen die Ausschläge wesentlich
                              									grösser werden, was auch nach den theoretischen Entwicklungen zu erwarten war.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)