| Titel: | Ein neuer Apparat zur Signalisierung ankommender Züge auf der Station. | 
| Autor: | Hugo Michel | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 574 | 
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                        Ein neuer Apparat zur Signalisierung ankommender
                           								Züge auf der Station.
                        Von Hugo Michel,
                           								Zivil-Ingenieur.
                        Ein neuer Apparat zur Signalisierung ankommender Züge auf der
                           								Station.
                        
                     
                        
                           Die Signalisierung ankommender Züge auf der Station vor Einlauf in dieselbe
                              									geschieht bekanntlich vielfach durch Schienenkontakte, welche vom fahrenden Zuge
                              									betätigt werden; diese Kontakte besitzen jedoch den grossen Nachteil, dass sie
                              									leicht schadhaft werden, oft aussetzen und dann natürlich auf der Station nicht zur
                              
                              									Kenntnis bringen, welcher Zug einläuft. Die hierdurch bedingte Unsicherheit im
                              									Betriebe wird nun durch Anwendung eines Apparates vermieden, bei welchem der
                              									Stromschluss in eigentümlicher Weise durch den Pfiff der Lokomotive bewirkt
                              									wird, wobei die Kontakte seitwärts vom Gleise in einem vor den Einflüssen der
                              									Witterung völlig geschütztem Gehäuse untergebracht sind.
                           Eine auffallende Erscheinung bietet sich bekanntlich dar, wenn man eine leichte
                              
                              									Scheibe innerhalb eines akustischen Resonators leicht drehbar um eine Achse anordnet
                              									und nun den Eigenton des Resonators von irgend einer Tonquelle her erklingen
                              									lässt.
                           
                           Wird die Scheibe nämlich so eingestellt, dass sie einen schiefen Winkel mit der
                              									Längsachse des Resonators bildet, so dreht sie sich von dem Augenblicke an, mit
                              									welchem der den Resonator erregende Ton erklingt, so lange, als dieses Erklingen
                              									dauert oder bis die Fläche der Scheibe senkrecht zur Achse des Resonators steht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 575
                              
                           Körper mit Eigentönen (Membranen, Saiten, selbst die Luft in Resonatoren) nehmen
                              									nicht nur die Schwingungen dieser Eigentöne an, sondern geraten, wie jeder andere
                              									Körper, auch beim Erklingen aller anderen Töne in schwingende Bewegung, wenn auch im
                              									geringeren Masse als bei den Schwingungen der Eigentöne.
                           Die Bewegung der Scheibe dagegen stellt eine spezifische Wirkung des Eigentones eines
                              									Resonators dar. Mögen andere Töne noch so stark erklingen, die Scheibe bleibt in
                              									Ruhe, während ein verhältnismässig schwaches Erklingen des Eigentones des Resonators
                              									dieselbe schon in Drehung versetzt.
                           Diese Erscheinung gelangt nun bai dem neuen Apparat zur Anwendung; derselbe ist in
                              									obenstehender Figur im Längsschnitt, teilweise in Ansicht dargestellt.
                           a ist der Resonator, d.h. ein z.B. aus Glas bestehendes
                              
                              									zylindrisches Hohlgefäss, welches am linken Ende geschlossen, am rechten Ende
                              									dagegen offen aber für den vorliegenden Zweck mit einer Membran b verdeckt ist.
                           In dem Resonator ist in Pfannen cd drehbar die erwähnte
                              									leichte Scheibe e gelagert, die einen durch den Draht
                              										f in leitender Verbindung mit dem Element g stehendem Arm h trägt.
                              
                              									Die Drehung der Scheibe wird durch die Zinken einer an der linken Endwandung des
                              									Resonators sitzenden Gabel i, zwischen denen sie sich
                              
                              									mit einem Teile ihres Randes befindet, in bestimmten Grenzen gehalten.
                           Eine ganz geringe Kraft, die von einer schwachen Feder oder von einem auf den
                              									Arm h einwirkenden Magneten ausgehen möge, drückt die
                              									Scheibe gegen die eine Zinke dieser Gabel.
                           In dem Schwingungsbereiche des Armes h steht ein z.B.
                              									aus Platin bestehendes Stäbchen k, welches durch eine
                              									Leitung l mit dem Signalapparat auf der Station
                              									verbunden ist, zu dem andererseits auch eine Leitung m
                              									vom Elemente g geführt ist.
                           Behufs Verstärkung der Drehwirkung der Scheibe e ist
                              									über das mit der Membran b verschlossene Ende des
                              									Resonators ein Schalltrichter n geschoben.
                           Der ganze Apparat sei nun auf einem Ständer, Mast oder dergleichen montiert, welcher
                              									an der Stelle, von welcher aus das Signal gegeben werden soll, seitlich vom Gleise
                              									zu stehen hat. Der Resonator ist hierbei so zu drehen, dass der Schalltrichter n dem Gleise zugekehrt ist; um ihn vor den Einflüssen
                              									der Witterung zu schützen, wird er von einem Gehäuse zu umgeben sein, welches an der
                              									dem Schalltrichter zunächst liegenden Seite beispielsweise eine Glasscheibe
                              									besitzt.
                           Die Dampfpfeife aller auf der Strecke verkehrenden Lokomotiven muss nun auf den
                              
                              									Eigenton des betreffenden Resonators abgestimmt sein oder es kann auch eine
                              									besondere, für den bestimmten Zweck vorgesehene Pfeife auf denselben angebracht
                              									werden.
                           Passiert der Zug die Stelle, an welcher der Resonator steht, und der Lokomotivführer,
                              									welcher hierauf durch ein optisches oder akustisches Signal aufmerksam gemacht
                              									werden kann, bringt die Pfeife zum Ertönen, so wird die Scheibe e entgegen der erwähnten Federkraft oder der
                              									magnetischen Kraft gedreht und der Arm h kommt gegen
                              									den Platinstab k zu liegen. Damit wird der Stromschluss
                              									hergestellt und das Signal des ankommenden Zuges auf der Station gegeben.
                           Sobald die Pfeife auf der Lokomotive abgestellt wird, kehrt die Scheibe e von der Federkraft oder der magnetischen Kraft
                              									getrieben, wieder in ihre Anfangslage zurück. Der Arm h, welcher in letzterem Falle aus Eisendraht zu bestehen hätte, müsste
                              									natürlich zwecks Herstellung eines sicheren Kontaktes an der Kontaktstelle mit
                              									Platin überzogen sein.