| Titel: | Arbeitsdiagramme der Flachform-Maschinen. | 
| Autor: | August König | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 618 | 
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                        Arbeitsdiagramme der
                           								Flachform-Maschinen.
                        Von August König,
                           								Würzburg.
                        (Fortsetzung von S. 607 d. Bd.)
                        Arbeitsdiagramme der Flachform-Maschinen.
                        
                     
                        
                           
                           
                              2. Kapitel: Beispiel.
                              
                           Auf einer Zweitourenmaschine mit Doppelrechenbewegung
                              										(System Koenig & Bauer) sollen 1500 Bogen i. d.
                              									Stunde gedruckt werden. Der Weg des Karrens sei 160 cm
                                 										und das Gewicht der hin- und hergehenden Teile (von
                                 										Karren, Satzform, Doppelrechen, Luftzylinder usw.) 600 kg.
                           Wie gross sind die Beschleunigungsdrücke und wie müssen die Luftpuffer
                              									dimensioniert werden, damit eine Kompensation eintritt? Welchen Einfluss hat eine
                              									Verstellung der Puffer im einen oder anderen Sinn auf den ruhigen Gang der
                              									Maschine?
                           Gegeben:
                           s = 1,6 m,
                           n' = 1500,
                           G = 600 kg.
                           Der Weg s des Karrens setze sich wie vorher zusammen aus
                              									(vergl. Fig. 53):
                           
                              
                                 a = 800 mm
                                 (Länge
                                 des
                                 Schriftsatzes),
                                 
                              
                                 b = 650 mm
                                 (    „
                                 „
                                 Farbwerkes),
                                 
                              
                                 c= 150 mm
                                 (das sog. „unten frei“),
                                 
                              
                           so dass ist:
                           a + b + c = s = 1600 mm.
                           Bei einer Produktion von 1500 Bogen i. d. Stunde bezw. 25 i. d. Minute macht der
                              									Druckzylinder 2 . 50 Umdrehungen und somit das Rechenrad doppelt so viel, also:
                           n = 100,
                           Die Umfangsceschwindigkeit des Rechenrades ist nun:
                           
                              u=\frac{2\,r\,\pi\,n}{60},
                              
                           worin der Radius r des
                              									Rechenrades noch als unbekannte Grösse vorkommt. Nun ist aber
                           
                              r=\frac{s}{11,42}\ \frac{1600}{11,42}=140\mbox{ mm},
                              
                           somit
                           
                              u=\frac{2\cdot 0,14\cdot \pi\cdot 100}{60}=1,47\mbox{ m},
                              
                           gegenüber 2,1 m bei den Kurbelmaschinen. Bei
                              									Doppelrechenbewegung ist demnach die maximal auftretende Umfangsgeschwindigkeit des
                              									Antriebrades, welche gleichzeitig mit der Karrengeschwindigkeit v während der Bewegung des Rades auf dem geradlinigen
                              									Teil des Rechens identisch ist, wesentlich kleiner wie bei sonst gleichen
                              									Verhältnissen an Kurbelmaschinen. Der Grund liegt lediglich darin, dass sich der
                              									Karren auf der ganzen Länge des Rechens mit konstanter Geschwindigkeit (v = u) bewegt, bei Maschinen mit Kurbelbewegung die
                              									Geschwindigkeit des Karrens sich dagegen beständig ändert. Was die Qualität des
                              									erzielten Druckes betrifft, so sind Maschinen mit Doppelrechenbewegung wegen der
                              									geringeren und zugleich konstanten Geschwindigkeit des Karrens den Maschinen mit
                              									Kurbelbewegung wesentlich überlegen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 618
                              Fig. 53. Stellung der Druckform zum Zylinder in den Karrentotlagen bei
                                 										Zweitourenmaschinen mit Doppelrechenbewegung.
                              
                           Da das Auftreten von Beschleunigungsdrücken stets mit einer Geschwindigkeitsänderung
                              									verbunden ist, so kann also nur die Bewegung des Rades in den beiden Halbzirkeln in
                              									Betracht kommen. Für die Beschleunigung b gilt nun:
                           
                              b=\frac{u^2}{r}\cdot \cos\,\alpha.
                              
                           In der Totlage des Karrens (und damit auch des Rechens), also für α = 0, gilt daher:
                           
                              b=\frac{u^2}{r}.
                              
                           Somit:
                           
                              b=\frac{1,47^2}{0,14}=15,3,
                              
                           gegenüber 5½ bei den Kurbelmaschinen, also bedeutend
                              									grösser.
                           Damit lässt sich auch der Beschleunigungsdruck P selbst
                              									berechnen; denn es ist:
                           
                              P_b=M\cdot b=\frac{G}{g}\cdot b=\frac{600}{9,81}\cdot 15,3
                              
                           Pb= 935 kg
                           gegenüber 335 kg (beim Rückgang) bezw. 560 kg (beim Hingang)
                              
                              									an Kurbelmaschinen.
                           Dieser gewaltige Beschleunigungsdruck muss anderseits in sehr kurzer Zeit und zwar
                              									während der Verschiebung des Karrens um die Grösse des Rechenrades bis auf Pb = 0 abnehmen, um
                              									nach der Bewegung des Karrens um die Länge ab des
                              									Rechens von 0 wieder auf 935 anzusteigen. Man erkennt ohne weiteres, dass hier die
                              									Anwendung von Luftpuffern unumgänglich ist. Erst damit war die Möglichkeit gegeben,
                              									die Zweitourenmaschinen mit hoher Geschwindigkeit laufen zu lassen, indem durch
                              									passende Stellung der Luftpuffer die ganze Massenbeschleunigung kompensiert werden
                              									könnte. Auf diese Weise wurde sogar erreicht, dass eine Produktion von 35 bis 40
                              									Druckbogen i. d. Minute erzielt werden konnte, was bei Maschinen mit Kurbelbewegung,
                              									selbst bei Anwendung entsprechender Schwungräder, ausgeschlossen ist (wegen Bewegung
                              									des Zylinders vom Karren aus und des hierzu erforderlichen „aufrechten“
                              									Hebels). Darin liegt speziell die grosse Ueberlegenheit der Zweitourenmaschinen
                              									gegenüber den anderen einfachen Schnellpressen, während anderseits, wie schon
                              									erwähnt, auch die Qualität des Druckes durch die Doppelrechenbewegung gleichfalls
                              									wesentlich besser wird.
                           Für die Aufzeichnung des Kräfte- und Arbeitsdiagramms ist ferner die Länge des
                              									Rechens erforderlich. Da das Doppelrechenrad hierfür 1½ Umdrehungen ausführen muss,
                              									so berechnet sich die gesuchte Länge zu:
                           1½ . (2rπ) = 3rπ =3 . 140 . π = 1320 mm.
                           Da ferner:
                           s = r + 1320 + r,
                           so müsste sich hieraus bei gegebenem s zur Kontrolle wieder der Radius des Rades ergeben. Es ist nämlich:
                           
                              r=\frac{1600-1320}{2}=140,
                              
                           also übereinstimmend mit der ersten Berechnung. Der
                              									Durchmesser des Rades ist sonach:
                           d= 280 mm,
                           somit jener des Druckzylinders:
                           D = 2d =
                              										4r = 560 mm
                           (gegenüber 510 mm bei Kurbelmaschinen).
                           In Fig. 54 und 55
                              									sind die Diagramme der Beschleunigung und der Tangentialkräfte gezeichnet. Die
                              									einpunktierten Linien gelten, unter sonst gleichen Verhältnissen, für Maschinen mit
                              
                              									Kurbelbewegung. Graphisch lässt sich sonach der Unterschied hinsichtlich der inneren
                              									Vorgängen der beiden Maschinentypen sehr deutlich vor Augen führen.
                           
                           Als Masstab für das Diagramm wurde gewählt:
                           Längenmasstab: 1 cm = 0,1 m,
                           Kräftemasstab:  1 cm = 100 kg;
                           es entspricht sonach 1 qcm im Arbeitsdiagramm 10 mkg als
                              									aufzuwendende Arbeit.
                           
                              Welche Stellung müssen die beiden Lüftpuffer einnehmen,
                                 										damit bei gegebenen Dimensionen derselben eine vollständige Kompensation des
                                 										maximal auftretenden Beschleunigungsdruckes erzielt wird?
                              
                           Die Länge eines Zylinders sei 500 mm und der Durchmesser 225 mm. Damit berechnet sich
                              									die Kolbenfläche zu:
                           
                              F=\frac{0,225^2\cdot \pi}{4}=0,04\mbox{ qm}.
                              
                           Der Luftinhalt des Zylinders beträgt sonach:
                           V = 0,04 . 0,5 = 0,02 cbm
                           bezw.
                           V = 20 Liter.
                           Um den Beschleunigungsdruck von 935 kg ausgleichen zu können, wäre eine Spannung
                              									erforderlich von:
                           
                              \frac{935}{400}=2\,^1/_3\mbox{ at},
                              
                           d.h. es müsste der Kolben eben so weit hineingepresst werden,
                              									dass dieser Ueberdruck von 2⅓ at entsteht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 619
                              Fig. 54. Diagramm der Beschleunigungsdrücke für eine Zweitourenmaschine mit
                                 										Doppelrechenbewegung.
                              
                           Um die Stellung des Kolbens hierfür angeben zu können, ist zunächst das Volumen der
                              									komprimierten Luft zu bestimmen. Nach dem Mariotteschen
                              									Gesetz besteht nun folgende Beziehung:
                           v1 .
                              										p1 = v2 . p2
                           bezw.
                           
                              v_2=\frac{v_1\cdot p_1}{p_2},
                              
                           worin v1 bezw. p1
                              									das Volumen bezw. den Druck ohne Kompression und v2 bezw. p2 mit Kompression bedeuten. Da alle Grössen bis auf
                              										v2 bekannt sind, so
                              									lässt sich das Volumen der komprimierten Luft berechnen, und zwar ergibt sich
                              									hierfür:
                           
                              
                              v_2=\frac{20\cdot 1}{2\,^1/_3+1}=\frac{20}{3\,^1/_3}=6\mbox{ Liter}.
                              
                           Damit ist auch die Verschiebung des Kolbens im Zylinder gegeben. Da 20 Liter Luft auf
                              									500 mm Zylinderlänge treffen, so entsprechen 6 Liter nur 150 mm. Der Kolben muss
                              									demnach
                           500 – 150 = 350 mm
                           tief in den Zylinder eindringen, wenn der in der Karrentotlage
                              									auftretende maximale Beschleunigungsdruck von 935 kg völlig kompensiert werden
                              									soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 619
                              Fig. 55. Arbeitsdiagramm einer Zweitourenmaschine mit Doppelrechenbewegung
                                 										(ohne Verwendung von Luftpuffern und ohne Berücksichtigung der Reibung).
                              
                           Für die Aufzeichnung des Luftpufferdiagramms soll nur die Beschleunigungsperiode
                              									während des Hingangs bezw. Rückgangs des Karrens betrachtet werden. Die hierbei
                              									erhaltenen Resultate gelten dann auch ohne Einschränkung für die Verzögerung des
                              									Karrens. Um die Darstellung der Kurven möglichst übersichtlich zu erhalten, wurde
                              									für die Zeichnung ein grösserer Masstab gewählt und zwar:
                           Längenmasstab: 1\mbox{ cm}=\frac{0,1}{3}\mbox{ m},
                           Kräftemasstab: 1 cm = 100 kg,
                           so dass 1 qcm im Arbeitsdiagramm einer Leistung von 3⅓ mkg
                              									entspricht.
                           Die Beschleunigung ist im Punkt c (Totlage des Karrens)
                              									am grössten und zwar 935 kg und nimmt dann bis a hin
                              									ab, wobei:
                           ca = r.
                           Da bisher von Reibung abgesehen wurde, so müsste die Kompression der Luft theoretisch
                              									in a beginnen bezw. die Expansion in diesem Punkt
                              									endigen. Nun lässt sich jedoch leicht nachweisen, dass bei den gegebenen
                              									Zylinderabmessungen die Kompression schon viel früher einzusetzen hat (vergl. Fig. 56), und zwar ergibt sich der gesuchte Punkt x aus der bereits berechneten Zylinderstellung. Da im
                              									Punkt c der grösste Beschleunigungsdruck Pb vorhanden ist, so
                              									muss auch an dieser Stelle die höchste Kompression erreicht werden. Der Kolben des
                              									Luftzylinders hat sonach auch hier seine Endlage eingenommen. Wie die Berechnung
                              									ergab, muss der Kolben ausserdem 350 mm in den Zylinder eingedrungen sein, d.h. die
                              									Kompression beginnt in einer Entfernung von 350 mm vor der Karrentotlage, während
                              									theoretisch dieselbe erst in einem Abstand von r = 140
                              									mm einzusetzen hätte.
                           Die Isotherme, nach welcher nun die Kompression stattfinden soll, muss also durch die
                              									Punkte x und – 935 gehen. Für die Konstruktion dieser
                              									Kurve ist nur zu beachten, dass dem Kompressionsdruck von 935 kg eine Spannung von
                              									2⅓ at entspricht. Die beiden Achsen, von deren Schnittpunkt OI dann die beliebigen Hilfsstrahlen durch
                              										c gehend gezogen werden, sind einerseits durch die
                              									Endlage des Zylinders und anderseits durch die senkrechte Entfernung cOI gleich 1 at gegeben
                              									(wobei die Stecke c, 935 = 2⅓ at entspricht). Die
                              									Isotherme JI nimmt den
                              									gezeichneten Verlauf. Man erkennt sonach, dass die zur Verfügung stehenden
                              									Expansionsdrücke zur Kompensierung der Beschleunigungsdrücke P0 teilweise viel zu hoch sind. Während
                              									nämlich im Punkt a der Beschleunigungsdruck schon Null
                              									ist, herrscht im Zylinder noch ein Druck von 300 kg, welcher Druck anderseits bei
                              									der Verzögerungsperiode durch die Maschine, d.h. durch den betreffenden
                              									Antriebmotor, als Kompressionsdruck wieder aufgewendet werden muss. Die
                              									resultierenden Kräfte PI ergeben sich als Differenz der Kompressions- bezw. Expansionsdrücke JI und der
                              									Beschleunigungsdrücke Pb. Die Kurve PI stellt den Verlauf dieser Drücke dar (beginnend in x und endigend in c). Man
                              									erkennt hieraus, dass die Massenwirkungen, wie sie während der Bewegung des
                              									Rechenrades im Halbzirkel auftreten, durch Anwendung von Luftpuffern stark reduziert
                              									werden.
                           Wie gestalten sich nun die Verhältnisse, wenn die Kompression
                                 										erst im Punkt a, also im Augenblick der Geschwindigkeitsänderung, beginnen soll?
                                 										Wie lang muss in diesem Fall der Luftzylinder werden (vergl. Fig. 56).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 620
                              Fig. 56. Berechnung der Luftpuffer und Konstruktion des Kräftsdiagramms für
                                 										verschiedene Kolbenstellungen.
                              
                           Da der Enddruck wieder 2⅓ at betragen soll, so ist sonach der Kompressionsdruck p2 gegeben. Desgleichen
                              									der Druck p1. Die
                              									Volumina des neuen Zylinders sind zwar nicht direkt bekannt, können aber als
                              									Funktion der Länge ausgedrückt werden. Es verhält sich nämlich:
                           v1 :
                              										v2
                              									= (r + x) : x,
                           wobei x das Kompressionsvolumen,
                              									ausgedrückt durch die Länge, bedeutet. Somit:
                           v2 .
                              										p2
                              									= v1 . p1
                           
                              v_2=\frac{p_1\cdot v_1}{p_2}
                              
                           daher auch:
                           
                              x=\frac{p_1}{p_2}\cdot (r+x);
                              
                           hieraus:
                           
                              x=r\cdot \frac{p_1}{p_2-p_1}.
                              
                           Im vorliegenden Fall ist nun: p2 = 2⅓ + 1 = 3⅓ und p1 = 1 at; ferner r = 140 mm, somit:
                           
                              x=140\cdot \frac{1}{2\,^1/_3}=60\mbox{ mm}
                              
                           und die ganze Länge des Zylinders daher:
                           r + x = 200 mm.
                           Man hat es also in der Hand, je nach Wahl der Zylinderlänge den Beginn der
                              
                              									Kompression bei gleichem Enddruck auf irgend einen Punkt des Karrenweges verlegen zu
                              									können.
                           Für diesen Fall verläuft die Isotherme nach der Kurve JII, während Kurve PII die restierenden Drücke angibt. Der
                              									Voraussetzung entsprechend endigt sonach die Isotherme im Punkt a. Die Kurve für PII lässt erkennen, dass jetzt wieder
                              
                              									verhältnismässig grosse Beschleunigungsdrücke übrig bleiben.
                           Noch ungünstiger werden die Verhältnisse, wenn mit dem
                                 										Luftzylinder von 500 mm Länge der Beginn der Kompression (bezw. das Ende der Expansion) im gleichen Punkt a einsetzen soll.
                           Da jetzt nur auf dem Weg r = 140 mm komprimiert wird, so
                              
                              									erstreckt sich das Luftvolumen auf eine Zylinderlänge von:
                           500 – 140 = 360 mm.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 620
                              Fig. 57. Arbeitsdiagramm für verschiedene Kolbenstellungen.
                              
                           Der Druck muss daher auch ein viel geringerer sein. Die Berechnung ergibt hierfür nur
                              									0,39 at, was sich zur Kontrolle auch auf graphischem Wege ergeben muss. Die
                              									Isotherme JIII nimmt
                              
                              									hierfür den gezeichten Verlauf an, während die Kurve PIII die restierenden
                              									Beschleunigungsdrücke erkennen lässt. Bei Verwendung dieses langen Luftzylinders ist
                              									es sonach ausgeschlossen, die Kompression erst mit dem Wechsel der
                              									Karrengeschwindigkeit eintreten zu lassen. Die Kompensation ist hier so gering, dass
                              									den Luftpuffern in diesem Fall keine Bedeutung mehr beizumessen wäre.
                           Von Interesse ist es ferner, für die drei verschiedenen Zylinderstellungen, wie sie
                              									dem Kräftediagramm (Fig. 56) zugrunde gelegt worden
                              									sind, auch die Tangentialdrücke am Umfang des Rechenrades zu bestimmen und dieselben
                              									gleichzeitig für die Aufzeichnung des Arbeitsdiagramms zu verwerten.
                           Da auf der ganzen Länge des Doppelrechens die Tangentialkräfte gleich den den Karren
                              									bewegenden Kräften sind, so müssen für Stellung I des Zylinders die
                              									Kompressionsdrucke von a bis x auch im
                              									Arbeitsdiagramm wieder als Tangentialkräfte auftreten. Ebenso muss nach Früherem der
                              									Weg ax in beiden Diagrammen der gleiche sein.
                           Die Strecke ac' entspricht jedoch nicht mehr dem Radius
                              										r des Rechenrades, sondern muss in diesem Diagramm
                              									gleich dem vierten Teil des Umfanges dieses Rades genommen werden; denn es ist:
                           Arbeit = Kraft × Weg am Umfang des Rades, also:
                           ac' = ¼ . 2rπ
                                 										= ½rπ.
                           Die Konstruktion der Tangentialdrücke erfolgt nach der bekannten Art (T = P . sin α). Man erhält
                              									für Stellung I die gezeichnete Kurve, welche fast ganz unterhalb der Achse liegt,
                              									was aber nichts anderes bedeutet, als dass der Motor infolge der zu hohen
                              									Expansionsdrücke für diese Zeitperiode entsprechend entlastet wird (bei der
                              									Kompression dagegen entsprechend mehr belastet wird).
                           Die beiden anderen Kurven TII und TIII
                              									ergeben sich in analoger Weise. Hier rühren aber die auftretenden Tangentialkräfte
                              									noch von den restierenden Beschleunigungsdrücken her. Kurve TIII lässt im Vergleich zu jener Kurve,
                              									welche ohne Verwendung von Luftpuffern entstehen würde (Tb),
                              									erkennen, dass der Einfluss der Kompression ganz unbedeutend ist und daher die
                              									Beanspruchung der Maschine während der kurzen Geschwindigkeitsänderung noch eine
                              									derartig hohe ist, dass unter diesen Verhältnissen ein praktischer Betrieb unmöglich
                              									wird (vgl. Fig. 57).
                           Das Arbeitsdiagramm ist ebenfalls nur für den Hingang gezeichnet und zwar nur so
                              									weit, als für die Beschleunigungsperiode des Karrens in Frage kommt. Am Ende des
                              									Hinganges (Verzögerungsperiode) treten genau die gleichen Verhältnisse, nur im
                              									entgegengesetzten Sinne, auf, so dass hierfür dasselbe Diagramm Gültigkeit hat.
                              									Desgleichen für den Rückgang des Karrens.
                           
                              Einfluss der Luftpuffer bei verschiedener Produktion der
                                 										Presse.
                              
                           Um den Unterschied der Massenwirkungen sowie den Einfluss der Luftpuffer bei
                              									verschiedenen Tourenzahlen der Presse deutlich zu erkennen, werde angenommen,
                              									dass sich die Produktion der Maschine von fünf zu fünf Bogen i. d. Minute steigern
                              									soll.
                           In Tabelle C sind die Werte für die Umfangsgeschwindigkeit des Rechenrades, für die
                              									Beschleunigung und den dadurch bedingten Beschleunigungsdruck des Karrens, sowie für
                              									Kompressionsspannung und Zylindervolumen unter Zugrundelegung sonst gleicher
                              									Verhältnisse berechnet worden. Bekannt ist also:
                           
                              Tabelle C.
                              
                           
                              Einfluss der Geschwindigkeit der Presse auf die
                                 										Luftpuffereinstellung.
                              
                           
                              
                                 Druck-bogeni. d. Minute
                                 Tourenzahldes Druck-zylindersi. d.
                                    											Minute
                                 TourenzahldesRechenradesi. d.
                                    											Minute
                                 Umfangsge-schwindigkeitdesRechenrades
                                 Beschleu-nigung derMassen
                                 Beschleu-nigungsdruckin kg
                                 Tangential-druckin kg
                                 Spannung imLuftzylinderin at
                                 Volumen derkomprimier-ten Luftin
                                    
                                    											Liter
                                 Länge derLuftsäulein mm
                                 
                              
                                 
                                    n'
                                    
                                 
                                    n''
                                    
                                 
                                    n
                                    
                                 
                                    u
                                    
                                 
                                    b
                                    
                                 
                                    P
                                    b
                                    
                                 
                                    T
                                    b
                                    
                                 
                                    p
                                    2
                                    
                                 
                                    v
                                    2
                                    
                                 
                                    l
                                    2
                                    
                                 
                              
                                   5
                                 10
                                   20
                                 0,29
                                   0,6
                                     36
                                 graphischermittelt!
                                 0,09
                                 18,3
                                 
                                 
                              
                                 10
                                 20
                                   40
                                 0,58
                                   2,4
                                   146
                                 0,36
                                 14,7
                                 
                                 
                              
                                 15
                                 30
                                   60
                                 0,88
                                   5,5
                                   340
                                 0,85
                                 10,7
                                 267,5
                                 
                              
                                 20
                                 40
                                   80
                                 1,17
                                     9,77
                                   600
                                 1,50
                                   8,0
                                 
                                 
                              
                                 25
                                 50
                                 100
                                 1,47
                                 15,3
                                   935
                                 2,34
                                   6,0
                                 150
                                 
                              
                                 30
                                 60
                                 120
                                 1,77
                                 22,4
                                 1370
                                 3,40
                                   4,5
                                 
                                 
                              
                                 35
                                 70
                                 140
                                 2,05
                                 30,0
                                 1840
                                 4,70
                                   3,5
                                 87,5
                                 
                              
                                 40
                                 80
                                 160
                                 2,35
                                 39,1
                                 2400
                                 6,00
                                      2,86
                                 
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 621
                              Fig. 58 a u. b. Kräfte- u. Arbeitsdiagramm für verschiedene Produktion der
                                 										Presse. Einstellung der Luftpuffer für die maximale Geschwindigkeit.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 621
                              Fig. 59 a u. b. Kräfte- u. Arbeitsdiagramm für verschiedene Produktion der
                                 										Presse. Einstellung der Luftpuffer für die betr. Geschwindigkeiten.
                              
                           
                           n' = Anzahl der Druckbogen
                              									(von 5 bis 40 i. d. Minute),
                           s = 1,6 m = Weg des Karrens,
                           G = 600 kg = Gewicht der bewegten
                              									Massen,
                           l = 500 mm = Länge des
                              									Luftzylinders,
                           q = 400 qcm = Querschnitt des
                              
                              									Luftzylinders,
                           V= 20 Liter = Inhalt des
                              									Luftzylinders.
                           Aus der Tabelle folgt, dass mit zunehmender Geschwindigkeit der Presse die
                              									Massenwirkungen immer gewaltiger werden. Während z.B. bei einer mittleren Produktion
                              									von 20 Druckbogen i. d. Minute der maximal auftretende Beschleunigungsdruck nur 600
                              									kg beträgt, wächst derselbe bei 40 Bogen i. d. Minute bereits auf 2400 kg, also auf
                              									das Vierfache an. Im ersteren Fall genügt ein Kompressionsdruck von 1½ at, welcher
                              
                              									aber für 40 Bogen auf 6 at ansteigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 622
                              Kräfte- und Arbeitsdiagramm einer Zweitourenmaschine mit Doppelrechenbewegung
                                 										bei Berücksichtigung der Reibung.
                              
                           Auch graphisch lässt sich der Einfluss der Geschwindigkeit sehr schön darstellen.
                           In Fig.
                                 										58a ist die Aenderung des Beschleunigungsdruckes für die Geschwindigkeiten
                              									bezw. Produktionen von:
                           n' = 15        n' = 25       n' =35
                           angegeben, sowie die zugehörigen Isothermen J1, J2 und J3 konstruiert. Das Diagramm liefert sonach den
                              									Beweis, dass für jede Geschwindigkeit der Presse die Puffer neu eingestellt werden
                              									müssen, denn, wie man erkennt muss die Kompression umso früher beginnen bezw. die
                              									Expansion umso später aufhören, je grösser die zu kompensierenden
                              									Beschleunigungsdrücke Pb sind; so entspricht z.B. dem maximalen Druck P_{b_1} der Punkt x1, dem Druck
                              									P_{b_2} der Punkt x2
                              									usw.
                           Durch Verstellen der Luftpuffer ist sonach eine ziemlich vollständige Kompensation
                              									der Beschleunigungsdrücke zu erreichen. Der Einfluss der Luftpuffer kommt namentlich
                              									auch im Arbeitsdiagramm zur Geltung, welches den gegenseitigen Verlauf der den drei
                              									verschiedenen Geschwindigkeiten der Presse entsprechenden Tangentialkräfte sehr
                              									deutlich veranschaulicht (vergl. Fig. 58b). Die Kurven
                              									T_{b_1}, T_{b_2} und T_{b_3} würden dagegen auftreten, wenn keine
                              									Luftpuffer Verwendung finden würden.
                           Fig. 59a
                              									lässt weiter erkennen, wie sich die Verhältnisse ändern, wenn die Luftpuffer z.B.
                              									für die maximale Geschwindigkeit der Presse eingestellt werden und für die anderen
                              									Geschwindigkeiten dagegen unverändert gelassen werden. Die Isotherme J1 würde sonach für alle vorhandenen
                              									Geschwindigkeiten massgebend sein. Die Folge davon ist, dass für geringere
                              
                              									Produktionen der Presse die Puffer viel zu stark angestellt sind, d.h. die
                              									aufzuwendenden Kompressionsdrücke J1 sind wesentlich grösser als die auftretenden
                              									Beschleunigungsdrücke. Sehr deutlich ist der Unterschied im Arbeitsdiagramm zu
                              									erkennen (vergl. Fig. 59b) Statt der
                              									positiven Tangentialdrücke Tb, welche ohne Puffer zur Wirkung kommen würden, treten
                              									jetzt sehr grosse negative Drücke auf, was sich auch an Hand von praktischen
                              									Versuchen nachweisen lässt.
                           
                              Wie ändern sich die Diagramme bei Berücksichtigung der
                                 										zwischen Karren and Bahn auftretenden Reibung?
                              
                           Wird angenommen, dass die Reibung auf dem ganzen Weg gleich bleibt, so ist der durch
                              									die Reibung hervorgerufene Druck:
                           
                              P
                              r
                              = G . f,
                              
                           worin G das Gewicht der hin- und
                              									hergehenden Teile und f den Reibungskoeffizienten
                              									bedeutet. Für rollende Reibungen kann angenommen werden:
                           f = 0,01,
                           was im vorliegenden Fall einen Reibungsdruck von
                           Pr =
                              									600 . 0,01 = 6 kg
                           ergeben würde, also verschwindend klein gegenüber den
                              									auftretenden Beschleunigungsdrücken selbst bei kleineren Geschwindigkeiten der
                              									Presse.
                           In Fig.
                                 										60a u. b ist das Kräfte- und Arbeitsdiagramm für ganz beliebige
                              									Verhältnisse mit Berücksichtigung der auftretenden Reibungsdrücke gezeichnet. Man
                              									erkennt hieraus, dass auch in diesem Fall der Charakter der Kurven im grossen und
                              									ganzen ungeändert bleibt. Auf die Konstruktion des Diagramms soll jedoch nicht
                              									weiter eingegangen werden, zumal dasselbe keine neuen Gesichtspunkte zutage
                              									fördert.
                           Dagegen möge nicht unerwähnt bleiben, dass in Wirklichkeit die inneren
                              									Arbeitsvorgänge durch eine Reihe anderer Bewegungsmechanismen, welche ebenfalls nur
                              									periodisch in Funktion sind, stark beeinflusst werden können. So z.B. wird sich die
                              									beim Hingang des Karrens erforderliche Kraft zum Heben des Druckzylinders sicherlich
                              									bemerkbar machen. Ausserdem müssten noch sämtliche in der Maschine auftretenden
                              									Reibungsverhältnisse barücksichtigt werden (in erster Linie auch die bei der
                              									Bewegung des Rechenrades im Halbzirkel hervorgerufene Reibung), so dass die
                              									Grundlinie des Diagramms um eine gewisse Grösse (annähernd als konstant anzunehmen)
                              									nach unten verschoben werden muss, um auf diese Weise der gesamten in der Maschine
                              									vorhandenen Reibung Rechnung zu tragen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)