| Titel: | Neuere Hebezeuge. | 
| Autor: | Georg v. Hanffstengel | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 689 | 
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                        Neuere Hebezeuge.
                        Von Georg v.
                                 									Hanffstengel, Dipl.-Ing., Stuttgart.
                        (Fortsetzung von S. 676 d. Bd.)
                        Neuere Hebezeuge.
                        
                     
                        
                           
                           III. Hochbahnkran für 3000 kg
                                 										Tragkraft von der Benrather Maschinenfabrik.
                              									Fig. 22–28.
                           Zwei gleiche Krane, deren Gesamtanordnung die Abbildung Fig. 22 verdeutlicht, sind von der Benrather
                                 										Maschinenfabrik an die Gesellschaft für den Betrieb Niederländischer
                              									Staatseisenbahnen geliefert worden und im Hafen Amsterdam-Rietlanden aufgestellt.
                              									Sie dienen dazu, Erze und Kohlen aus Seeschiffen in Eisenbahnwagen zu entladen.
                           Der Aufbau des Gerüstes ist in sehr einfacher und klarer Weise durchgeführt. Es ist
                              									keilförmig gestaltet und besteht aus vier Säulen, die in den Ebenen parallel zur
                              									Kaikante unmittelbar über dem Boden und dann erst wieder in Höhe der Fahrbahn
                              									verbunden sind, so dass ein weiter Raum für das Passieren der Last bleibt. In den
                              									dazu senkrechten Ebenen ist das Durchfahrtprofil für mehrere Gleise freigelassen,
                              									während oben leichte Querverbindungen angewandt sind. Das, Windenhaus steht oberhalb
                              									der Fahrbahn, eine Anordnung, die mit Rücksicht auf den freien Durchgang des Kübels
                              									sehr zweckmässig erscheint, obwohl das Moment des Winddruckes dadurch wächst. Das
                              									Führerhaus ist neben der Fahrbahn aufgehängt und gewährt einen völlig freien
                              									Ueberblick über den Weg der Last.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 689
                              Fig. 22. Hochbahnkran für 3000 kg Tragkraft von der Benrather
                                 										Maschinenfabrik.
                              
                           Der Fahrbahnträger besteht aus zwei miteinander verkreuzten Profileisen, die in
                              									geeigneten Abständen durch Seile mit Spannschlössern gehalten werden. Die
                              									Laufschienen selbst sind unten an die Träger gehängt, so dass die Katze im Innern
                              									eines kastenförmigen Querschnittes läuft. In die Fahrbahn ist eine
                              									selbstregistrierende Wage eingebaut.
                           Der Kran ist für Betrieb mit einem Kippgefäss eingerichtet, das samt Inhalt 3000 kg
                              									wiegt. Die Hauptdaten für die Antriebe sind folgende:
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                 Motorstärke
                                 Geschwindigkeit
                                 
                              
                                 Heben
                                 48 PS
                                 1
                                 m/Sek.
                                 
                              
                                 Katzenfahren
                                 48 PS
                                 3
                                 „
                                 
                              
                                 Kranfahren
                                 13 PS
                                 0,5
                                 „
                                 
                              
                           Fig.
                                 										23–26 geben Laufkatze und Winde wieder. Das Hubseil ist, nachdem es die lose
                              									Rolle umschlungen hat, in der Katze festgemacht, übt somit auf die letztere einen
                              									wagerechten Zug gleich der halben Last aus, der von Fahrseil I aufgenommen werden muss. Die Winde ist so eingerichtet, dass die
                              									Hubseiltrommel T1
                              									allein oder gleichzeitig mit der Fahrseiltromnel T2 angetrieben werden kann.
                           Im ersteren Falle ist die Reibkupplung R der
                              									Fahrseiltrommel ausgerückt und die zugehörige Bremse B2 durch ein Gewicht angezogen. Wird nun
                              									der Motor angelassen, so lüftet der Elektromagnet das zur Hubbremse B1 gehörige Gewicht,
                              									und die Last wird bei stillstehender Laufkatze gehoben. Zum Senken wird die Bremse
                              									durch einen auf der Welle W1 sitzenden Handhebel im Führerkorb gelöst.
                           Im zweiten Falle wird die Reibkupplung eingerückt und die Fahrbremse gelöst. Wenn
                              									jetzt der Motor nach der einen oder anderen Richtung gesteuert wird, so laufen beide
                              									Trommeln, und es verlängert sich das Fahrseil I in
                              									demselben Masse, wie das Hubseil eingezogen wird, oder umgekehrt, so dass eine
                              									Horizontalbewegung ohne Heben oder Senken des Kübels stattfindet. Das Fahrseil II läuft von der anderen Seite der Trommel T2 ab und wird in der
                              									Regel leer mitgezogen. Es hat nur dann Arbeit zu leisten, wenn bei abgehängtem Kübel
                              									die Spannung im Hubseil nicht mehr ausreichen sollte, um die Katze zu verschieben,
                              									und kann ferner verhindern, dass bei schnellem
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 690
                              Fig. 23 und 24. Laufkatze.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 690
                              Fig. 25 und 26. Winde.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 690
                              Fig. 27 u. 28. Selbsttätig kippender Förderkübel.
                              
                           
                           Anhalten die Katze unter der Wirkung ihrer lebendigen Kraft zu weit läuft. Denn
                              									das Hubseil ist nur kraftschlüssig mit der Katze verbunden und kann daher nur eine
                              									beschränkte Bremswirkung ausüben. Ein entsprechender Fall könnte eintreten, wenn der
                              									Motor mit starkem Anfahrmoment die Fahrbewegung einleitet.
                           Die beschriebene Arbeitsweise ist für Hochbahnkrane an sich bekannt. Ihr Vorteil ist
                              									der einer sehr einfachen Seilführung und Windenkonstruktion, nachteilig dagegen ist
                              									der Umstand, dass Fahr- und Hubbewegung nicht gleichzeitig ausgeführt werden
                              
                              
                              									können.
                           Fig. 26
                              									gibt Einzelheiten der Steuerung für Reibkupplung und Fahrbremse. Soll erstere
                              									eingerückt werden, so ist die Stange S nach rechts zu
                              									ziehen. Dann wird mittels eines Kniehebels, dessen Uebersetzung sich während der
                              									Bewegung steigert, die Welle W2, die den Lagerbock
                              									der Hubtrommel durchdringt, gedreht und so der Einrückhebel betätigt. Gleichzeitig
                              									hebt ein ebenfalls auf W2 angebrachter Hebel mittels einer Schnur das Bremsgewicht. Beide Vorgänge
                              									stehen also in zwangläufigem Zusammenhang.
                           Die Laufkatze besteht aus zwei mit Winkeleisen gesäumten Blechschilden und ist oben
                              									durch eine Blechkappe überdeckt, so dass das Innere geschützt liegt. Sehr
                              									bemerkenswert ist eine Einrichtung, die das Entleeren des Förderkübels an beliebiger
                              									Stelle gestattet.
                           Hierzu dient eine Trommel, die mit der Seilrolle der Laufkatze durch drei Zahnräder
                              									so verbunden ist, dass das von ihr ablaufende dünne Seil dieselbe
                              									Geschwindigkeit hat wie die Last und daher schlaff mitläuft. Die Verbindung zwischen
                              									der Trommel und dem auf ihrer Achse sitzenden Zahnrade wird durch eine Reibkupplung
                              									mit geringer Uebertragungskraft hergestellt. Auf der Trommel sitzt ferner eine
                              									Bandbremse, die durch ein leichtes Gewicht locker gehalten wird. Zieht nun der vom
                              									Führerstande aus steuerbare Elektromagnet die Bremse an, so wird die Trommel still
                              									gesetzt, während die Reibkupplung schleift. Beim Nachlassen des Hubseiles dreht
                              									jetzt das festgehaltene Entleerseil den Auslösehebel des Fördergefässes und bringt
                              									dasselbe zum Kippen.
                           Der Förderkübel, dessen Einzelheiten Fig. 27 und 28
                              									wiedergeben, ist in Zapfen drehbar an dem aus zwei Flacheisenbügeln bestehenden
                              									Gehänge befestigt. Er wird am Kippen durch die innerhalb des Gehänges gelagerten
                              									Riegelhebel R verhindert, die in zwei an die Gefässwand
                              
                              									geschraubte Fallen F eingreifen. Jeder Hebel R wird durch eine in dem Bügel B gelagerte Feder, deren Ausführung Fig. 28 wiedergibt, in
                              									seiner Lage erhalten. Wird nun durch das Entleerseil der Auslösehebel A nach links gedreht, so drücken die mit ihm auf einer
                              									Welle sitzenden Zungen Z die Enden der Riegelhebel R nieder, so dass diese ausklinken und der Kübel kippt
                              									und sich entleert. Beim Zurückkippen fallen die Hebel, nachdem die Bremse in der
                              									Trommel gelöst und das Entleerseil schlaff geworden ist, von selbst wieder ein.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)