| Titel: | Wasserreiniger. | 
| Autor: | Grimmer | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 794 | 
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                        Wasserreiniger.
                        Von Ingenieur Grimmer.
                        (Fortsetzung von S. 766 d. Bd.)
                        Wasserreiniger.
                        
                     
                        
                           Der Wasserreiniger der Firma Robert Reichling &
                                 										Co. in Dortmund (Fig. 19) besteht aus einem
                              									schmiedeeisernen Zylinder mit zwei Abteilungen, dem Mischraum und dem Setzraum. Wird
                              									der Reiniger gleichzeitig als Vorwärmer ausgeführt, so kommt noch ein drittes
                              									Abteil, der „Vorwärmer“ hinzu, welcher oberhalb des Mischraumes angeordnet
                              									wird.
                           In letzterem Falle gelangt das zu reinigende Wasser zunächst oben in den Vorwärmer,
                              									wo auch die Sodalauge zugesetzt wird, rieselt über Ueberfallbleche herab, während
                              									der Abdampf – unten eintretend – dem herabrieselnden Wasser entgegenströmt und
                              									dieses erhitzt. Darauf gelangt das zu reinigende Wasser in den Mischraum.
                           Wo es auf besonders gute Ausnutzung des vorhandenen Abdampfes oder auf sehr hohe
                              									Erwärmung ankommt, wird der Vorwärmer als Doppel- bezw. Verbundvorwärmer
                              									ausgeführt.
                           Soll das Wasser auf kaltem Wege gereinigt werden, so wird neben dem Reiniger
                              									zweckmässig ein Kaltwassersättiger, System Reichling D.
                              									R. P. angeordnet, durch den ein Teil des zu reinigenden Wassers hindurchgeführt wird
                              									und mit gesättigtem Aetzkalk in den Mischbehälter gelangt. Der Vorwärmer fällt dann
                              									fort.
                           Es kann aber auch der Fall eintreten, dass bei der warmen Reinigung aus besonderen
                              									Gründen dem Wasser noch Aetzkalk zugesetzt werden muss.
                           Sowohl in dem einen wie in dem anderen Falle wird der Aetzkalk zuerst zugesetzt, und
                              
                              									zwar für sich in einer besonderen Abteilung, und dann, nachdem die Reaktion des
                              									Aetzkalkes mit den doppeltkohlensauren Kalk- und Magnesiasalzen beendet ist,
                              									erfolgt in einer zweiten Abteilung der Sodazusatz zur Umsetzung der schwefelsauren
                              									Verbindungen. Diese Aufeinanderfolge der Zusätze ist wesentlich für ihre gute und
                              									sichere Einwirkung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 794
                              Fig. 19.
                              
                           Der Zusatz an frischer Soda geschieht entweder durch eine kleine Sodalaugenpumpe,
                              									deren Gang abhängig gemacht und geregelt wird durch die Speise- bezw.
                              									Zubringerpumpe, oder von einem oben auf dem Reiniger angebrachten Sodalaugenbehälter
                              									durch eine in Fig. 19a und 19b dargestellte
                              									Reguliervorrichtung D. R. P. No. 172507. Dieselbe besteht darin, dass in dem
                              									Behälter a ein doppelschenkliger, um die wagerechte
                              									Achse f drehbarer Rohrbügel bdc gelagert ist, welcher durch den Schwimmer e von beliebiger Gestalt getragen wird. Der Schenkel b dieses Rohrbügels ist gegen das Innere des Gefässes
                              
                              									zu offen und gestattet also den Eintritt der Sodalauge, während der andere Schenkel
                              
                              										c nach aussen in die Abflussleitung mündet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 794
                              
                              
                           Die Ausflussgeschwindigkeit der Flüssigkeit ist abhängig von der Eintauchtiefe g des Scheitels des Bügels und kann dadurch geregelt
                              									werden, dass man durch Veränderung des Gewichts bezw. der Grösse des Schwimmers
                              									dem Scheitel des Bügels eine grössere oder kleinere Entfernung vom
                              									Flüssigkeitsspiegel gibt. Die von der einmal festgelegten Eintauchtiefe abhängige
                              									Ausflussgeschwindigkeit bleibt während der ganzen Ausflussdauer erhalten,
                              									gleichgültig, wie hoch auch der Flüssigkeitsspiegel stehen mag.
                           Das mit den Chemikalien vermischte Wasser gelangt durch ein mittleres Rohr unter die
                              									Schlammhaube der unteren Abteilung, des Setzraumes, und nimmt hier infolge der
                              									Verbreiterung der Haube eine stets nach unten, also senkrecht auf die
                              									Ablagerungsfläche gerichtete, allmählich langsamer werdende Bewegung an. Dadurch
                              									sinken die schwereren Schlammteilchen vermöge ihres grösseren Beharrungsvermögens
                              
                              									schneller als die leichteren, überholen die letzteren und reissen sie mit zu Boden.
                              									Zwischen der Haube und dem Reinigermantel wiederholt sich dieser Vorgang in
                              									umgekehrter Weise, entsprechend dem nach oben sich erweiternden Ringquerschnitte.
                              
                              									Die leichteren aufsteigenden Schlammteilchen werden durch das über der Haube
                              									angeordnete Reichlingsche patentierte Stufenfilter
                              									zurückgehalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 794
                              Fig. 20.
                              
                           Dasselbe besteht aus zwei, drei, vier oder mehreren, getrennt übereinander
                              									angeordneten Filtern aus beliebigem Material, in der Regel Grobkies, Feinkies und zu
                              									oberst auch wohl Holzwolle. Das Material wird unten möglichst grob und nach oben der
                              
                              									fortschreitenden Reinigung entsprechend feiner genommen. Das Material soll nicht das
                              									eigentliche Filter bilden, sondern nur der Träger des sich auf dem Filter
                              									ablagernden Schlammes sein. Diese selbsttätige Schlammfilterbildung ist das
                              									wesentlichste Merkmal der Reichlingschen
                              									Stufenfiltration. Der Vorgang ist folgender: Das Wasser durchfliesst das Filter von
                              									unten nach oben. Die Schlammteilchen kommen zuerst an die Unterfläche des Filters, wo
                              									sie infolge der Flächenatraktion festgehalten werden. Ist die an der Unterfläche
                              									sich bildende Schlammschicht schwer genug geworden, so sinkt sie nach unten und
                              									lagert sich auf der Oberfläche des nächstunteren Filters ab, wo sie nun das
                              									eigentliche Filter bildet. Dadurch, dass das Wasser die Filter von unten nach oben
                              									durchfliesst, wird der Schlamm beständig in der Schwebe gehalten. Er kann sich also
                              									nicht in das Filtermaterial hineindrücken und dieses verstopfen, wie das bei der
                              									Filtration von oben nach unten der Fall ist. Eine Aufwirbelung ist bei dem langsamen
                              									Auftrieb ausgeschlossen. Ferner sind die Filter so eingerichtet, dass Luft und Gase
                              									gut abgeführt werden, eine Vorrichtung, die ebenfalls patentiert ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 795
                              Fig. 21.
                              
                           Zur Instandhaltung und Reinigung des Stufenfilters ist jede Abteilung durch ein
                              									besonderes Mannloch zugänglich und bei dem verhältnismässig groben Material genügt
                              									einfaches Nachspülen mittels Wasser aus der Druckleitung des Reinigers.
                           Die Regelung des Wassers geschieht durch ein oben am Reiniger angebrachtes
                              									Schwimmerventil, welches derartig wirkt, dass nur soviel Rohwasser zum Reiniger
                              									kommt, als gereinigtes Wasser von demselben abfliesst, und das auch gleichzeitig den
                              									Sodalaugen- und Kalkwasserzufluss regelt.
                           Die Firma O. Smreker in Mannheim stellt einen
                              									selbsttätigen Wasserreiniger (Patent M. Schroeder) nach
                              										Fig. 20 her, welcher sich von den bisher
                              									beschriebenen Apparaten sowohl durch die Anordnung des Kalksättigers wie des
                              									eigentlichen Klärapparates unterscheidet.
                           Die Konstruktion des Kalksättigers zeigt als besonderes Merkmal die Anordnung eines
                              									konisch gehaltenen Gefässeinsatzes im oberen Teile eines sich ebenfalls nach unten
                              									zu verjüngenden grösseren Gefässes.
                           In dem Einsatzgefäss befindet sich ein herausnehmbares eimerartiges Gefäss mit
                              									gelochtem Boden zur Aufnahme des für einen Betriebstag erforderlichen Menge
                              									gelöschten Kalkes. Durch Einstellen des Ventils z am
                              									Rohwasserbehälter R wird die durch Analyse bestimmte
                              									Wassermenge durch Rohre derart zum unteren Teile des inneren konischen Gefässes
                              									geführt, dass das Wasser den Kalk von unten nach oben in vollkommener Weise
                              									durchströmt. Dieses an Kalk etwas übersättigte Wasser wird sodann durch mehrere am
                              									oberen Teile des inneren Gefässes angebrachte Ueberlaufstutzen durch die Rohre des
                              									Aussengefässes nach dem Boden desselben geführt. Hier steigt nun die Lösung mit
                              									stetig verlangsamter Geschwindigkeit und unter gleichzeitiger Absetzung aller
                              									überschüssigen Kalkteilchen aufwärts, um als geklärtes und wirklich gesättigtes
                              									Kalkwasser durch den Ueberlauf c nach dem Mischrohr b des Klärbehälters auszutreten.
                           Die Konstruktion des Klärapparates beruht darauf, dass man die Leistungsfähigkeit
                              									eines Klärgefässes durch angemessene Teilung in eine Anzahl Kammern vergrössern
                              									kann. Die Wirkungsweise des Apparates wird durch Fig.
                                 										21 veranschaulicht. Das zu reinigende Rohwasser tritt zusammen mit den
                              
                              									Reagentien von oben in das Mischrohr R, in welchem sich
                              									dieselben infolge der durch die Querschnittsverengung bedingten wachsenden
                              									Geschwindigkeit innig miteinander mischen. Beim Austritt aus R und Eintritt in den Absatzraum wird die Geschwindigkeit der Flüssigkeit
                              									derart verringert, dass schon hier der grösste Teil der Verunreinigungen
                              									zurückgehalten wird. Nach diesem Vorgang tritt das Wasser in das staffelförmig
                              									gebildete Absetzsystem, wo sich die Geschwindigkeit infolge eines grösseren
                              									Eintrittsquerschnitts um ein weiteres vermindert; dadurch wird an der
                              									Eintrittsstelle ein ausgiebiges Absetzen gewährleistet. Beim Austritt des Wassers
                              									aus den Klärkammern ist es von den meisten Unreinigkeiten befreit. Um jedoch auch
                              
                              									die dem Wasser eventl. beigemengten spezifisch leichteren Stoffe auszuscheiden, ist
                              									im oberen Teile des Behälters noch ein Filter aus Holzwolle oder dergl. vorgesehen;
                              									durch ringförmige Einsätze e, el und e2 wird das Wasser in der Pfeilrichtung von oben nach
                              									unten durch die Filtermasse hindurchgeführt und bei D
                              									als Reinwasser entnommen. Die Reinigung des Filters erfolgt dadurch, dass man
                              									dasselbe in gewissen Zeitabschnitten durch Druckwasserleitung in umgekehrter
                              									Richtung durchspült.
                           Der Klärzylinder des Wasserreinigers „Automat“ der Maschinenfabrik Kyll in Köln-Bayenthal beruht im wesentlichen, ebenso wie
                              									der Apparat von Smreker darauf, den Wasserstrom durch
                              									Einbauten (Fig. 22) zu teilen und dadurch die
                              									Klärfähigkeit zu erhöhen. Der Reiniger arbeitet vollständig selbsttätig und ohne
                              									Vorwärmung.
                           Das zu reinigende Wasser fliesst in den oberen Behälter B ein, der zur Regelung des Wasser- und Sodazuflusses mit einem
                              									Regulierventil C und einem Schwimmer B versehen ist.
                           Aus diesem Behälter fliesst ein durch die Reguliervorrichtung D bemessener kleiner Teil des Wassers, welches zur Bereitung des
                              									Kalkhydrates erforderlich ist, dem Kalksättiger J zu
                              									und der Rest auf das unter dem Behälter befindliche Schaufelrad E, setzt dasselbe in Bewegung und dient zunächst als
                              									Triebkraft für das im Kalksättiger befindliche Misch werk, welches die Kalklösung in
                              									steter Bewegung erhält. Hierdurch wird die vollständige Auslaugung des Kalkes
                              									erzielt und dessen Verbrauch vermindert; ferner bleibt der Sättigungsgrad der
                              									Kalkhydratlösung stets der gleiche, was für die Gleichmässigkeit des
                              									Reinigungsprozesses eine unerlässliche Bedingung ist. Die Sodalösung befindet sich
                              									in dem Behälter G, welcher mit einer durch Schwimmer
                              										I betätigten Vorrichtung versehen ist zur
                              									selbsttätigen Regelung des Ausflusses der Lösung.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 796
                              Fig. 22.
                              
                           Das Rohwasser fliesst über das Schaufelrad zusammen mit dem Kalkhydrat und der
                              									Sodalösung in den Zylinder M ein, in welchem die
                              									chemische Zersetzung der auszuscheidenden Stoffe vor sich geht. Das nunmehr getrübte
                              									Wasser sinkt langsam abwärts und tritt, am unteren Ende bei P angekommen, aufsteigend in den äusseren Absetz- und Klärzylinder ein;
                              									von hier aus, wo es einen etwa zehnfach erweiterten Durchgangsquerschnitt findet,
                              									steigt es mit entsprechend verminderter Geschwindigkeit, den schraubenförmigen
                              
                              									Kanälen folgend, aufwärts, während die Schlammteilchen sich auf den Schraubenflächen
                              									absetzen, infolge der starken Steigung auf ihnen abwärts gleiten und sich auf dem
                              									Entleerungsventil S ansammeln.
                           Diese Anordnung bezweckt eine möglichst geringe gleichmässige Wassergeschwindigkeit
                              									und eine ruhig gleitende Wasserbewegung während des Absetzens der Schlammteilchen.
                              									Zum ferneren Ausscheiden von in dem gereinigten Wasser etwa noch schwebenden
                              									Stoffen, deren spezifisches Gewicht geringer ist, als das des Wassers und die sich
                              									daher nicht absetzen können, geht das Wasser durch das vor der Ausflussöffnung
                              									vorgesehene Filter Q, welches als Filtereinlage Silex
                              									(fein zerkleinerter, nordischer Quarz) oder Holzwolle enthält und fliesst alsdann in
                              									gereinigtem Zustande durch den Stutzen T ab. Das Filter
                              									liegt frei zutage und kann während des Betriebes vermittels einfacher Umstellung von
                              									Hähnen ausgewaschen werden.
                           Sämtliche Teile des „Automat“ wirken selbsttätig, seine Reguliervorrichtungen
                              									sind so eingerichtet, dass beim Abstellen der Wasserentnahme auch der Zufluss von
                              									Wasser, Kalkmilch und Sodalösung selbsttätig aufhört und somit ein Verlust an
                              									Reagentien bei Stillstand des Apparates ausgeschlossen ist. Die Regelung der
                              									einzelnen Zuflüsse erfolgt durch zwei Schwimmer im Raum L, durch welche bei schwankender Wasserentnahme die einzelnen
                              									Absperrvorrichtungen mehr oder weniger geöffnet oder geschlossen werden.
                           Der ausgeschiedene Schlamm und die in dem Kalksättiger zurückgebliebenen fremden
                              									Bestandteile werden durch Oeffnen der Ventile S und U entfernt, so dass eine besondere Reinigung des
                              									Apparates niemals erforderlich wird.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)