| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 14 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Verringerung des Wagengewichtes bei elektrischen
                              									Bahnen.
                           Während man seit langem bestrebt ist, den Wirkungsgrad der Umsetzung von Kohle in
                              									mechanische sowie in elektrische Energie zu verbessern, hat bisher noch niemand auf
                              									den geringen Wirkungsgrad von Bahnen, insbesondere von elektrischen Bahnen
                              									hingewiesen. Die Beschleunigung eines 33 t schweren Wagens mit 60 Fahrgästen im
                              									Gewicht von rund 4 t auf eine Geschwindigkeit von 50 km/Std., sowie die Beförderung
                              									über einen Weg von 800 m Länge erfordern ohne Leitungsverluste etwa 1420
                              									Wattstunden. Für die 60 Fahrgäste selbst sind hiervon nur 102 Wattstunden
                              									aufzuwenden, so daß sich ein Wirkungsgrad von 7,2 v.H. ergibt. Der weitaus größte
                              									Teil, nämlich 820 Wattstunden, oder 58 v.H. werden zur Beschleunigung des
                              									Wagengewichtes verbraucht Etwa 28 v.H. gehen in den Motoren und Widerständen
                              									verloren und der Rest wird durch Lagerreibung sowie durch die Ueberwindung des
                              									Schienen- und Luftwiderstandes aufgezehrt. Der größte Teil der Verluste in den
                              									Motoren und Widerständen entspricht der Größe des Wagengewichtes. Schienen und
                              									Lagerreibung stehen zwar nicht ganz, doch nahezu in demselben Verhältnis zu diesem
                              									Gewicht. Nur der Luftwiderstand ist von dem Wagengewicht unabhängig.
                           Zur Verbesserung des Wirkungsgrades einer elektrischen Bahn stehen somit folgende
                              									Möglichkeiten offen: 1) Verbesserung des Wirkungsgrades der Motoren sowie des
                              									Anlassens, 2) Verringerung der Lagerreibung, 3) Verringerung des
                              									Schienenwiderstandes, 4) Verringerung des Luftwiderstandes, 5) Energierückgewinnung
                              									beim Bremsen, 6) Verringerung des Wagengewichtes. Durch die unter 1–4 aufgeführten
                              									Maßnahmen ist eine Verbesserung nur in geringem Betrage erzielbar. Mittels der
                              									Stromrückgewinnung beim Bremsen können unter günstigen Verhältnissen etwa 25 v.H.
                              									Energie gespart werden; aber anscheinend nur unter Aufwendung eines größeren
                              									Gewichtes der elektrischen Ausrüstung, so daß diesem Gewinn als Verlust ein größerer
                              									Energieaufwand beim Beschleunigen gegenüber stehen würde. Dagegen ergibt die
                              									Verringerung des Wagengewichtes eine wesentliche Energieersparnis ohne entsprechende
                              									Nachteile. Denn der Energieaufwand würde nahezu im Verhältnis der
                              									Gewichtsverringerung zurückgehen, da das Eigengewicht der Fahrgäste im Vergleich zum
                              									Wagengewicht sehr klein ist. Beträgt doch bei geschlossenen Straßenbahnwagen das
                              									tote Gewicht für einen Fahrgast etwa 0,54 t. Bei offenen Wagen ist dieser Wert
                              									allerdings geringer, erreicht aber noch lange nicht die bei Automobilen erzielten
                              									Werte, wo er bis auf 0,1 t herabgeht.
                           Anscheinend ist es nun nicht möglich, von den durch langjährige Erfahrung erprobten
                              									Konstruktionen der Wagen abzugehen. Dem muß jedoch entgegengehalten werden, daß
                              									bisher das Gewicht gar nicht berücksichtigt und seine Wichtigkeit noch gar nicht
                              									geschätzt wurde. Im übrigen hat sich bei den neuesten vollständig aus Stahl
                              									hergestellten Wagen die überraschende Tatsache ergeben, daß bei gleichem
                              									Gewichtsaufwand eine wesentlich kräftigere Bauart erzielt werden konnte. Jedoch auch
                              									bei diesen Wagen ist noch zu sehr die Bauart der Holzwagen nachgeahmt und kein
                              									Versuch zur Gewichtsverringerung gemacht worden. Hierfür standen aber folgende Wege
                              									offen:
                           Der Boden und die Seitenwände könnten nach den bei Brückenkonstruktionen gesammelten
                              									Erfahrungen unter Berücksichtigung aller in Betracht kommender Kräfte berechnet und
                              									entsprechend gebaut werden. Die übliche Dachkonstruktion mit Aufbau müßte als unnütz
                              									schwer verlassen und die Fenster müßten so angeordnet werden, daß die Festigkeit der
                              									Seitenwände möglichst wenig verringert wird. Konstruktionsteile, welche für die
                              									Festigkeit des Wagens nicht in Betracht kommen, sollten so schwach wie möglich
                              									bemessen werden. Ebenso wären die innere Einrichtung und die Beschläge mit
                              									besonderer Rücksicht auf das Gewicht zu entwerfen. Schließlich wären soviel wie
                              									möglich die neuen Stahlsorten von besonders hoher Festigkeit zu verwenden. Die
                              									Untergestelle sollten ohne Verringerung der nötigen Festigkeit so leicht wie
                              									möglich, die Achsen hohl, sowie aus besonders gutem Stahl und die Räder mit
                              									besonderer Rücksicht auf ihre Beanspruchung ausgeführt werden. Auch an dem
                              									Motorgewicht könnte gespart und dieses besonders durch Verwendung künstlicher
                              									Lüftung verringert werden.
                           Selbstverständlich wären hiermit höhere Kosten verbunden und es ist festzustellen, ob
                              									diese aufgewendet werden könnten. Geht man von einer Ueberlandbahn aus mit
                              									zahlreichen Haltestellen, ungünstigen Steigungsverhältnissen und einer mittleren
                              									Geschwindigkeit von 32 km/Std., so muß man mit einem Wattstundenverbrauch von 62 im
                              									Fahrzeug und etwa 78 an den Sammelschienen des Kraftwerkes rechnen. Wird die Bahn
                              									mit 33 t schweren Wagen (einschließlich der Ausrüstung) für 60 Sitzplätze betrieben
                              									und nimmt man ferner an, daß der Wagen im Mittel mit 30 Fahrgästen von je 70 kg
                              									Gewicht täglich 240 km zurückzulegen hat, so ergibt sich in einem Jahre ein
                              									Energieverbrauch von 264000 Kilowattstunden.
                           Sofern es möglich ist, das Wagengewicht auf die Hälfte zu verringern, wird der
                              									Energieverbrauch allerdings nicht in demselben Verhältnis herabgehen. Immerhin
                              									dürfte es sehr ungünstig gerechnet sein, wenn der. Wattstundenverbrauch alsdann mit
                              									86 für den Tonnenkilometer angenommen wird. Der jährliche Energieverbrauch ergibt
                              									sich unter Berücksichtigung dieses höheren Betrages zu 153700 Kilowattstunden. Bei
                              									einem Preise von 4,1 Pfennig für die Kilowattstunde betragen dann die Stromkosten
                              									für den schwereren Wagen 10800, für den leichteren 6300 M. Kapitalisiert man die
                              									Ersparnis von 4500 M., so ergibt sich, daß der leichtere Wagen 45000 M. mehr kosten
                              									könnte, ohne daß die Betriebsunkosten vermehrt würden. Nun läßt sich aber fraglos
                              									der leichtere Wagen für einen bedeutend geringeren Mehrpreis herstellen, so daß
                              									durch seine Verwendung wesentliche Ersparnisse erzielt werden. Im übrigen werden
                              									auch die Kosten für die Gleisunterhaltung, die Erneuerung der Bremsklötze, sowie der
                              									Verschleiß von Zahnrädern und Laufrädern bei Verwendung der leichteren Wagen
                              									wesentlich geringer werden.
                           Die Höhe der Ersparnisse wird allerdings von verschiedenen Umständen abhängig sein.
                              									Sie wird bei häufigem Anhalten und hoher mittlerer Geschwindigkeit, wie
                              									beispielsweise bei Hoch- und Untergrundbahnen, sowie beim Vorhandensein großer
                              									Steigungen größer sein als bei seltnerem Anhalten und ebener Strecke. Bei jeder Art
                              									von elektrischer Personenbeförderung wird sie jedoch einen wesentlichen Betrag
                              									ausmachen. (Ayres.) (Electric Railway Journal 1908 Bd.
                              									II S. 393–394.)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Schienenverbindungen.
                           Ueber sogenannte „plastische“ Schienenverbindungen, bei denen zur elektrischen
                              									Verbindung der Fahrschienen untereinander ein Aluminiumamalgam verwendet ist,
                              									welches zwischen Schiene und Lasche in einem Korkring untergebracht ist, werden von
                              									der Paterson (N.J.) Railway nach zehnjährigem Betriebe sehr günstige
                              									Ergebnisse mitgeteilt. Die kürzlich einer Messung unterzogenen Schienenstöße ergaben
                              									eine Leitfähigkeit von drei Vierteln einer entsprechenden Schienenlänge ohne Stoß.
                              									Die Besichtigung nach Losnahme der Laschen zeigte, daß die Kontaktstellen sauber und
                              									glänzend waren, der Kork sich im guten Zustande befand und daß das Amalgam noch
                              									plastisch war.
                           Auch in Bloomfield waren 12 Jahre alte plastische Schienenverbindungen, die zu den
                              									ersten gehören, welche überhaupt in der Weise ausgeführt wurden, noch in sehr gutem
                              									Zustande. Von 580 nachgeprüften Schienenverbindungen hatten nur 10 einen größeren
                              									Spannungsabfall als 0,075 Volt bei 125 Amp., ein Betrag, der bei dieser Anlage als
                              									zulässig erachtet wird. (Electric Railway Journal 1908, Band II, S. 484).
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Die Peltonradanlage des Elektrizitätswerkes der Stadt
                              									Nordhausen.
                           Zur Ausnutzung der Energie des aus großer Höhe von einer Talsperre hergeleiteten
                              									Trinkwassers ist am Fuße der Druckleitung eine Peltonturbine aufgestellt worden,
                              									welche insbesondere auch das Straßenbahnnetz der Stadt Nordhausen zu speisen
                              									bestimmt ist, und zu diesem Zweck mit zwei Dynamomaschinen von je 41 Ampère und 650
                              									Volt gekuppelt ist.
                           Die Peltonturbine, die eine Wassermenge von 100 l in der Sekunde verbraucht und bei
                              									165 m nutzbarem Gefälle mit 750 Umdrehungen in der Minute betrieben wird, zeichnet
                              									sich durch eine neuartige, durch die gerade bei dieser Anlage vorliegenden
                              									Betriebsbedingungen geschaffene Reguliervorrichtung aus. Während nämlich von Seiten
                              									der Stadt Nordhausen das größte Gewicht darauf gelegt werden mußte, die
                              									Wasserleitung, welche an sich schon Pressungen bis zu 20 kg/qcm auszuhalten hat, vor
                              									gefahrbringenden Druckschwankungen zu schützen, welche bei plötzlichen Aenderungen
                              									der Wasserentnahme unvermeidlich gewesen wären, forderte anderseits die
                              									Gesellschaft, welche die Wasserkraft gepachtet hat, eine möglichst weitgehende
                              									Anpassungsfähigkeit der Turbine an den jeweiligen, stark wechselnden
                              									Strombedarf und außerdem einen sparsamen Verbrauch des Talsperrenvorrates. Die
                              									erstgenannte Bedingung hätte man wohl durch möglichste Vermeidung von Aenderungen in
                              									der Wasserentnahme und durch langsame Durchführung der unvermeidlichen Aenderungen
                              									erfüllen können, wenn dies den Forderungen der elektrischen Maschinen nicht geradezu
                              									widersprochen hätte. Um beide Teile zu befriedigen, mußte daher die Vereinigung von
                              									zwei Arten von Reguliervorrichtungen gewählt werden, von welchen die eine
                              									ausschließlich für die Geschwindigkeits-Regulierung der Turbine, die andere
                              									ausschließlich für das Sparen des Kraftwassers bestimmt ist. – Die hierfür von der
                              										Maschinenfabrik Briegleb, Hansen & Co.
                              									ausgeführte Düsenkonstruktion ist in Fig. 1 und 2 dargestellt. – Die Verringerung der Strahldicke
                              									erfolgt in der bereits früher bekannten Weise durch rechts und links von der
                              									Düsenöffnung liegende, rechteckige Kolben a, a, welche
                              									nach außen als runde Stangen fortgesetzt und mit Hilfe von Lederstulpen hier
                              									abgedichtet sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 14
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 324, S. 14
                              Fig. 2.
                              
                           Vor der Düsenmündung befinden sich die ebenfalls schon früher
                              									verwendeten Schneiden s, s, welche bei der Entlastung
                              									der Turbine durch den Regulator soweit in den Düsenstrahl hineingerückt werben, als
                              									zum Abtrennen und seitlichen Ablenken des augenblicklich überschüssigen Kraftwassers
                              									erforderlich ist. Während aber die Zeit für einen vollen Hub der Schneiden s zum Zwecke der Erzielung einer empfindlichen, genauen
                              									Regulierung auf höchstens 2 Sekunden bemessen ist, also den Anforderungen des
                              									elektrischen Betriebes vollkommen entspricht, kann die Zeit, welche verstreicht bis
                              									die Kolben a den voll geöffneten Düsenquerschnitt ganz
                              									geschlossen haben, auf 2 Minuten und noch mehr ausgedehnt werden, sodaß der Abschluß
                              									oder das Wiederöffnen der Druckleitung tatsächlich keine gefährlichen Druckstöße
                              									erzeugen kann. Beide Reguliervorrichtungen werden von Druckwasserzylindern
                              									angetrieben, deren Steuerkolben in der üblichen Weise von dem Fliehkraftregulator
                              									betätigt werden. Während aber die Zuleitung vom Steuergehäuse des auf die Schneiden
                              										s wirkenden Zylinders sehr kurz und weit gehalten
                              									sind, um eine fast augenblickliche Wirkung, jeder Verstellung des Steuerkolbens zu
                              									erzielen, ist gerade das Entgegengesetzte bei dem anderen Zylinder ausgeführt,
                              									welcher die Kolben a betätigt. Nicht nur, daß die
                              									genannte Zuleitung vom Steuergehäuse zum Druckwasserzylinder fast 6 m lang ist und
                              									nur 2 bis 3 mm lichte Weite aufweist, ist sie auch noch mit einem Drosselhahn
                              									versehen, durch welchen der Eintritt der Druckflüssigkeit in den Zylinder noch
                              									weiter verzögert werden kann. Die Wirkung dieser beiden Reguliervorrichtungen ist
                              									somit derart geregelt, daß bei jeder Aenderung der Belastung durch den
                              									Fliehkraftregulator wohl beide Steuerkolben der Servomotoren so verstellt werden, daß etwa 2
                              									Sekunden später bereits die Schneiden s der neuen
                              									Belastung entsprechend eingestellt sind, während die im Interesse des sparsamen
                              									Wasserverbrauches erforderliche Veränderung des Düsenquerschnittes erst in etwa 2
                              									Minuten beendet ist, um schädliche Ueberdrücke in der Rohrleitung zu vermeiden. (Pfarr.) (Zeitschr. d. Vereines deutscher Ingenieure,
                              									1908, S. 1224 bis 1229.)
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Zahnräder für schweren elektrischen Betrieb.
                           Die hohen Beanspruchungen, denen die Zahnradvorgelege bei schwerem elektrischen
                              									Betriebe ausgesetzt sind, haben eine große Abnutzung zur Folge, so daß der Ersatz
                              									dieser Zahnräder einen wesentlichen Anteil an den Betriebskosten ausmacht. Zur
                              									Verringerung dieser Kosten liefert die General Electric
                                 										Company große zweiteilige Zahnräder, bei denen eine Bandage aus
                              									geschmiedetem Stahl, in die die Zähne eingeschnitten sind, mit einem Druck von 200 t
                              									auf ein Gußstahlrad aufgepreßt ist. Derartige Räder sind seit drei Jahren bei
                              									zahlreichen Bahnen in Amerika in Verwendung.
                           Neuerdings fertigt die genannte Gesellschaft auch ein besonderes kleines Zahnrad für
                              									die Vorgelege an, das sie aus einem Stahl hergestellt hat, dessen Zusammensetzung
                              									leider nicht mitgeteilt wird, und bei dessen Härtung sie darauf besonders achtet,
                              									daß weder ein Verziehen noch innere Spannungen durch ungleiche Abkühlungen auftreten
                              									können. Während bisher drei kleine Zahnräder zusammen dieselbe Lebensdauer hatten
                              									wie ein großes Zahnrad, nutzt das neue kleine Zahnrad sich genau ebenso schnell wie
                              									das große ab. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß dies auch eine Vergrößerung der
                              									Lebensdauer des großen Zahnrades zur Folge hat, da bisher bei dem Zusammenarbeiten
                              									mit den abgenutzten kleinen Zahnrädern kurz vor dem Auswechseln und durch das
                              									Einlaufen mit den neuen Zahnrädern ein vergrößerter Verschleiß verbunden war.
                              									(Electric Railway Journal 1908, B. 11, S. 483.)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Elektrische Schleppschiffahrt auf Kanälen.
                           Zur Feststellung der Kraft, welche nötig ist Schleppzüge aus 1–4 Booten mit
                              									verschiedenen Geschwindigkeiten zu befördern, und zum Vergleich der Arbeitsweise von
                              									Schlepplokomotiven, die in der üblichen Weise mit vier Rädern auf einem Schienenpaar
                              									und solchen, die auf einem einzigen entsprechend gelagerten Doppel-T-Eisen laufen,
                              									sind auf dem Lehigh-Kanal in Pensilvanien Versuche angestellt worden, die zugleich
                              									über die günstigste Geschwindigkeit, die vorteilhafteste Länge des Schleppseiles und
                              									den Energieverbrauch Aufschluß geben sollten. Hierzu war auf etwa 3,1 km Länge neben
                              									dem Kanal mit Schienen von 20 kg/m Gewicht ein Gleis von 1065 mm Spurweite verlegt.
                              									Die Gleislage war jedoch uneben und schlecht. Die zu den Versuchen verwendeten
                              									vierrädrigen Lokomotiven wogen betriebsfertig 7,25 t. Die Radsätze, deren Entfernung
                              									voneinander 1120 mm betrug und die Laufräder von 710 mm Durchmesser besaßen, wurden
                              									durch zwei 28 PS Gleichstrommotoren mittels einfacher Zahnradvorgelege mit der
                              									Uebersetzung 69 zu 15 angetrieben. Die Spannung an dem zur Stromzuführung dienenden
                              									Fahrdraht betrug normal 500 Volt; sie konnte geändert werden, um verschiedene
                              									Fahrgeschwindigkeiten zu erhalten.
                           Neben einem weiteren 3,1 km langen Stück des Kanals ist ein 250 mm hoher
                              									Doppel-T-Träger von 37,5 kg/m Gewicht in Abständen von 5,5 m auf 1200 mm hohen, im
                              									Boden einbetonierten Stützen gelagert. Die auf diesem Gleise neben zwei
                              									amerikanischen Lokomotiven vorhandene französische Lokomotive, die wegen ihrer
                              									besseren Bauart und Herstellung allein zu den Versuchen verwendet wurde, besaß einen
                              									25 PS gekapselten Motor, der mit der Uebersetzung 3,4 zu 1 die beiden 1065 mm
                              									voneinander entfernten Laufräder von 286 mm Durchmesser antrieb. Den Laufrädern
                              									gegenüber waren Druckrollen angeordnet, die auf der Unterseite der Fahrschiene
                              									liefen und mittels einer Hebelübersetzung mit dem 4,7 fachen des am Schleppseil
                              									wirkenden Zuges an die Fahrschiene angepreßt wurden. Zu den Versuchen wurde ferner
                              									eine ähnlich gebaute 1,56 t schwere Lokomotive verwendet, die mit einem 15 PS-Motor
                              									ausgerüstet war und gleichfalls aus Frankreich stammte. Für diese Maschine war ein
                              									besonderes 365 m langes, aus einem 180 mm hohen Doppel-T-Eisen bestehendes Gleis
                              									hergestellt.
                           Zu den Versuchen wurden vier Boote von 26,5 m Länge, 3,2 m Breite und 1,53 m Tiefgang
                              									verwendet, die beladen etwa 137 t und leer etwa 24 t wogen. Das Schleppseil war bei
                              									den Versuchen etwa 60 m lang. An 2 Booten war die sogenannte Erie-Steuerung angebracht. Bei dieser Anordnung ist ein Punkt in der
                              									Spitze des Fahrzeuges mittels je eines Seiles mit zwei etwa 1,3 m voneinder
                              									entfernten Punkten am Heck des vorderen Fahrzeugs verbunden. Außerdem laufen von
                              									zwei etwa 2 m hinter der Spitze liegenden Punkten am Fahrzeugrande parallel zwei
                              									Seile zu dem vorderen Fahrzeug, auf dem sie über Rollen zu einer mitschiffs
                              									angeordneten Winde mit doppelten Trommeln und gemeinsamen Antriebe führen. Je
                              									nachdem das eine Seil auf eine Trommel auf- und von der anderen Trommel abgewickelt
                              									wird, findet eine Schrägstellung des hinteren Bootes statt, so daß es als
                              									Steuerruder für das vordere wirkt. Durch diese Anordnung wird eine Ersparnis an
                              									Zugkraft in Höhe von etwa 8 v.H. erzielt.
                           Als angenäherter Wert für die in der Fahrrichtung durch das Seil auszuübende Zugkraft
                              									ergab sich angenähert der Wert 2,6 v2p für beladene Boote und für leere Boote
                              										3,87 v2p, wo v die Geschwindigkeit in km i.d. Std. und p das Gesamtgewicht sind. Der eingetauchte Teil des
                              									Bootes hat hierbei einen Querschnitt von 5 qm, während der mittlere Querschnitt des
                              									Kanals etwa 41 qm beträgt. Der Wirkungsgrad der Lokomotiven wurde bei einer Zugkraft
                              									von 450 kg von der vierrädrigeren Lokomotive zu 80 v.H., bei der
                              									Einschienen-Lokomotive zu 73 v.H. ermittelt; bei einer Zugkraft von 1350 kg waren
                              									diese Zahlen 84 und 77,5. Zur Verringerung der Verluste bei den
                              									Einschienen-Lokomotiven wird vorgeschlagen: Vergrößerung der Laufräder sowie des
                              									Radstandes, Verkleinerung des Spiels zwischen den Spurkränzen, Verbesserung der
                              									Anordnung der Lager sowie deren Schmierung und Fortfall der Spurkränze für die
                              									Druckrollen. Ferner ist ein möglichst günstiger Angriffspunkt für das Zugseil zu
                              									ermitteln, damit die Spurkranzreibung so klein wie möglich wird.
                           Bezüglich der Geschwindigkeit wurde folgendes festgestellt: Einzelne Boote können
                              									sowohl leer, als auch beladen mit mehr als 8 km i.d. Std. geschleppt werden; es
                              									empfiehlt sich jedoch nicht über diesen Wert hinaus zu gehen. Bei zwei Booten
                              									beträgt die Geschwindigkeitsgrenze etwa 6,5 km i.d. Std. und vier Boote können im
                              									beladenen Zustande mit 5 km i.d. Std. geschleppt werden. Vier unbeladene Boote zu
                              									schleppen, erwies sich als unvorteilhaft. Möglicherweise können jedoch die
                              									aufgetretenen Schwierigkeiten I durch eine zweckmäßigere Steuerung behoben werden.
                              									Die Ergebnisse der Versuche sind seitens der Verfasser überdies durch Schaulinien
                              									und Tabellen belegt. (Stillwell und Putnam.) (The Electrician 1908 Seite 638–641.)
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Die Härte zäher Metalle.
                           Zur Ermittelung der Wirkung der Kaltbearbeitung und des Zusammenhanges zwischen
                              									Härte, Streckgrenze und Kohäsionskräften zäher Metalle sind von K. Kürth Härtebestimmungen an reinem Kupfer und Nickel
                              									nach dem Brinellschen Kugeldruckverfahren ausgeführt
                              									worden. Die beabsichtigten Zustände der Kaltbearbeitung- wurden derart erzeugt, daß
                              									die bei 900 C° ausgeglühten Materialien zu Zugproben hergerichtet und bei bestimmten
                              									Zugkräften, die größer waren als die ursprüngliche Streckgrenze der Materialien, bis
                              									zum Erreichen eines Dauerzustandes belastet wurden. Nach Bauschinger wird nun die Streckgrenze eines zähen Stoffes bis zu der
                              									Spannung verschoben, mit der derselbe über die Streckgrenze hinaus belastet war. Die
                              									neue Spannungsdehnungskurve schließt sich aber der Kurve für das ausgeglühte
                              									Material an, wenn die Spannungen auf den ursprünglichen Querschnitt bezogen und
                              									dieselbe Dehnungsgeschwindigkeit angewendet werden. Aus dem Vergleich der
                              									neugefundenen Streckgrenze mit der des ursprünglichen Materials kann man also auf
                              									den Grad der Bearbeitung, die das untersuchte Material gegenüber dem ausgeglühten
                              									erfahren hat, schließen. Bei den vorliegenden Versuchen wurden nun für jeden durch
                              									die voraufgehende Ueberlastung systematisch erzielten Zustand die neue Streckgrenze
                              									mittels Martern-Kennedy Apparat und die Härtekurve
                              										P = f(d)
                              									ermittelt, letztere, indem für wachsende Kugeldrucke die Eindrücke bestimmt
                              									wurden.
                           Für die Berührung zweier Stoffe besteht nach Rasch die
                              									Beziehung zwischen dem Druck P und dem Durchmesser d des Eindruckes P = a.
                                 										dn. Die Formel für die Härte
                              										\frac{H=P}{\frac{\pi}{4}\,d^2} lautet dann
                           
                              H=\frac{\pi}{4}\,a\,.\,d^{n-2}=\frac{\pi}{4}\,a^{\frac{2}{n}}\,\rho^{\frac{n-2}{n}}.
                              
                           Aus den Versuchen hat sich ergeben, daß n bei reinen,
                              									zähen Metallen nur von ihrem augenblicklichen Zustand abhängt; ferner daß die
                              									Streckgrenze kein Maß für die Härte bildet, sondern daß die Aenderung der
                              									Streckgrenze eines zähen Metalles der Aenderung seiner Härte proportional ist, unter
                              									der Voraussetzung geometrisch ähnlicher Eindrücke.
                           Die „innere Energie“ d.h. derjenige Teil der beim Streckvorgang nicht in
                              									Reibungswärme, sondern latent in Kohäsionsenergie umgewandelten äußeren Arbeit ist
                              									nach Hort (Z.d.V.d.I., 1906, S. 1831) dem Verhältnis
                              									der Zunahmen von Elastizitätsgrenze und Dehnung proportional. Hieraus wird
                              									geschlossen, daß die innere Energie auch dem Verhältnis der Zunahmen von Härte und
                              									Dehnung proportional sei, d.h. die Härte ändert sich in demselben Maße wie die
                              									innere Energie.
                           Ferner wird angenommen, daß der elektrische Leitungswiderstand und die
                              									Aufnahmefähigkeit für Magnetismus in derselben Beziehung zur Streckgrenze stehen wie
                              									die Härte, und sich ähnlich ändern wie die innere Energie, woraus dann gefolgert
                              									wird, daß sämtliche Kohäsionseigenschaften sich ebenso verhalten, wie die „innere
                                 										Energie.“ (Z.d.V.d.S., 1908, S. 1560 bis 1566.)
                           
                              Fk.